| Titel: | A. Rotth's kreisende Dampfmaschine mit Dampferzeuger. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 499 | 
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                        A. Rotth's kreisende Dampfmaschine mit
                           								Dampferzeuger.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Rotth's kreisende Dampfmaschine mit Dampferzeuger.
                        
                     
                        
                           Die für Kleinbetrieb construirte Dampfmaschine mit verbundenem Dampferzeuger von A. Rotth in Berlin (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 37600 vom 15.
                                 									Mai 1886) besteht aus einem einfach wirkenden Cylinder, welcher an einem drehbaren
                              									Rahmen befestigt ist und sich sammt diesem im Inneren einer festen kreisförmigen
                              									Bahn befindet, welche aber mit dem Kahmen nicht concentrisch ist. Indem nun der
                              									Dampfkolben mittels an seiner Stange angebrachter Reibungsrollen gegen diese Bahn
                              									drückt, setzt er den Cylinder sammt dessen Rahmen in Umlauf um die Achse der Kreisbahn. Fig. 9 Taf. 30 zeigt den
                              									Motor im senkrechten Längenschnitte, Fig. 10 den senkrechten
                              									Schnitt, Fig.
                                 										12 die Vorderansicht und Fig. 13 einen Grundriſs
                              									der beweglichen Theile.
                           Der Dampfcylinder C ist mit dem viereckigen Rahmen J zusammengegossen und sammt diesem um die Zapfen S und Z drehbar; die
                              									Lenkstange K ist mittels Kugelzapfen einerseits an den
                              									Kolben, andererseits an den Hebel E angeschlossen,
                              									welcher letzterer, wie aus Fig. 10 genauer
                              									ersichtlich ist, mit seiner Hülse F und dem gekrümmten
                              									Ansätze F1 (Fig. 13) an
                              									den mit dem Rahmen J zusammengegossenen Zapfenarm A drehbar angeschlossen ist; in der Hülse F aber steckt die Spindel E, welche als Träger für das Querhaupt R
                              									dient, auf dessen zwei Zapfen die beiden groſsen, aber leichten Laufrollen R1 und R2 sich drehen. Diese
                              									Rollen werden, sobald sich die Maschine in Umlauf befindet, durch den Kolbendruck
                              									oder die Centrifugalkraft an die Ringschienen K1 und K2 angedrückt, so daſs also jedem bestimmten
                              									Drehungswinkel des Systemes eine bestimmte Kolbenstellung entspricht. Die in Fig. 10 und
                              										12
                              									gezeichnete Stellung entspricht dem höchsten Kolbenstande; in der entgegengesetzten
                              									Stellung, wobei der Arm F die in Fig. 10 punktirt
                              									angedeutete Lage gegen den Cylinder annimmt, steht der Kolben in seiner tiefsten
                              									Stellung und von hier aus, d.h. von der senkrecht nach oben gerichteten
                              									Cylinderstellung, beginnt die Wirkung des Dampfes, welche bei der in Fig. 10 und 12
                              									angenommenen Lage des Cylinders gerade beendet ist.
                           Die innere Steuerung der Maschine erfolgt durch einen
                              									gewöhnlichen, bogenförmig schwingenden Muschelschieber B (Fig.
                                 										10), der in einem ausgebohrten Gehäuse untergebracht ist, aus welchem zwei
                              									Kanäle in den Cylinder bezieh. nach der Ausströmungsöffnung leiten. Der
                              									Betriebsdampf wird durch den Hohlzapfen S des Rahmens
                              										J und einen in letzterem ausgesparten Kanal erst in
                              									den Raum Q eingeleitet, von wo er durch eine
                              									Drosselklappe d in den Schieberraum gelangt. Die
                              									Bewegung des Schiebers wird dadurch bewirkt, daſs nur eine der beiden Ringschienen
                              										K1 ein
                              									vollständiger Kreis ist, während K2 (vgl. Fig. 12) davon abweicht.
                              									In Folge dessen stellt sich das Querhaupt R an den
                              									Stellen, wo die beiden Leitschienen nicht genau gleiche Dicke haben, schräg, und
                              									bewirkt mittels des Zapfens E und des Armes G, welcher durch eine Zugstange mit dem Hebel des
                              									Schiebers B zusammenhängt, eine Bewegung des letzteren.
                              									Die Dampfvertheilung ist also ganz von der inneren Form der Ringschiene K2 abhängig. Die aus
                              										Fig. 12
                              									ersichtliche Form entspricht einer festen Füllung des Cylinders von ungefähr
                              									0,3.
                           Zur Regelung der Geschwindigkeit dient ein Regulator
                              									einfachster Art, bestehend in einem Gewichtshebel L
                              										(Fig.
                                 									12), welcher unmittelbar mit der Drosselklappe zusammenhängt. Eine Spiralfeder
                              									wirkt der Centrifugalkraft des Gewichtes L
                              									entgegen.
                           
                           Der Dampferzeuger besteht aus einem einzigen langen, in
                              									Form einer doppelten Spirale derart gewundenen Rohre V
                              										(Fig. 9
                              									und 11), daſs
                              									beide Enden desselben mit der Hohlachse S in Verbindung
                              									stehen. Das Speisewasser tritt bei a (Fig. 11) in die linke
                              									Spirale ein, durchläuft deren Windungen nach auſsen hin und geht, sich allmählich in
                              									Dampf verwandelnd, in der rechten Spirale wieder nach der Achse, wo der Dampf bei
                              										o in den Zapfen S und
                              									von hier durch den hohlen Rahmen J in den Raum Q tritt. Die Rohrspirale V
                              									dreht sich in einer flachen doppelwandigen Blechtrommel T und wirkt dabei nach Art eines Schleudergebläses, so daſs die heiſsen
                              									Verbrennungsgase aus der Feuerung W in die Trommel T gesaugt werden, wo sie nach und nach radial nach
                              									auſsen gehen und schlieſslich durch eine Oeffnung am Umfange der Trommel austreten.
                              									Die Luft, welche in Folge dessen in den Feuerraum nachströmt, muſs den Raum zwischen
                              									den beiden Mänteln der Trommel T und des Feuerraumes
                              									selbst durchstreichen, wobei sich die Luft entsprechend erwärmt; der äuſsere Mantel
                              									ist zum Zwecke des Lufteintrittes mit einigen Oeffnungen versehen.
                           In der Feuerung W, die durch einen ebenfalls
                              									doppelwandigen Blechmantel umschlossen wird, kommt flüssiges
                                 										Brennmaterial zur Verwendung. Der Innenraum von W ist mit Chamottestückchen gefüllt, welche bei Ingangsetzung des Motors
                              									glühend gemacht werden. Indem nun der flüssige Brennstoff zusammen mit der erwärmten
                              									Luft auf die glühenden Chamottestücke trifft, vergast und verbrennt derselbe,
                              									wodurch, den angeblich angestellten Versuchen zu Folge, die letzteren dauernd im
                              									Glühen erhalten werden sollen. An der tiefsten Stelle des Raumes W treten die heiſsen Verbrennungsgase zu der als
                              									Dampferzeuger benutzten Spirale V. Der Zufluſs des
                              									Brennstoffes wird durch einen gekerbten Stift p (vgl.
                              									auch Fig. 8)
                              									geregelt, der sich wagerecht in einer Bohrung hin und her schiebt, in welche das
                              									Zufluſsrohr r für den Brennstoff mündet. Je nach der
                              									Gröſse seiner Verschiebung führt der Stift p mehr oder
                              									weniger Flüssigkeit einer Rinne m zu, durch welche der
                              									flüssige Brennstoff in die Feuerung W gelangt. Die
                              									Bewegung des Stiftes p erfolgt von der Speisepumpe aus;
                              									den Körper derselben bildet der Hohlzapfen Z1 (Fig. 9), worin der Kolben
                              										U mit dem Saugventile hin und her geht, ohne an der
                              									Drehung des Zapfens theilzunehmen (vgl. Fig. 11). Der Zapfen Z1 ist an seiner
                              									Stirnfläche schräg abgeschnitten und an diese Fläche lehnt sich eine Nase des
                              									Pumpenkolbens U, welcher durch eine Feder X angedrückt wird. Bei der Umdrehung des Zapfens muſs
                              									also der Pumpenkolben hin und her gehen. Diese Bewegung überträgt sich nun durch
                              									einen Hebel Y, welcher das mit dem Kolben U biegsam verbundene Speiserohr D umfaſst, auf den Stift p. Es wird sich also
                              									der Zufluſs des Brennstoffes nach der Gröſse des Hubes der Speisepumpe, d.h. nach
                              									der Menge des zu verdampfenden Wassers regeln.
                           
                           Damit kein unverdampftes Wasser aus der Rohrspirale V austritt, soll der Dampf etwas überhitzt werden; für
                              									das Einhalten einer bestimmten Temperatur sorgt nun eine Schraubenfeder y (Fig. 11), welche aus
                              									Kupfer und Eisen in neben einander liegenden Gängen (links Eisen, rechts Kupfer)
                              									besteht. Diese Schraubenfeder, deren Temperatur die des ausströmenden Dampfes sein
                              									soll, hat dabei stets eine bestimmte Steigung und drückt, wenn die Temperatur die
                              									richtige ist, mittels eines kleinen Stiftes noch eben sanft federnd auf das
                              									Druckventil der Pumpe. Wenn nun diese zu viel Wasser befördert, so sinkt die
                              									Temperatur des überhitzten Dampfes, das Kupfer der Schraube zieht sich mehr zusammen
                              									als das Eisen, die Schraubenwindungen werden flacher und der Stift gibt dem
                              									Druckventile mehr Spielraum, so daſs sich dieses langsamer schlieſst und eine
                              									gewisse Menge Wasser beim Kolbenrückgange zurückflieſsen läſst. Es tritt also
                              									weniger Wasser in die Rohrspirale und die Dampftemperatur steigt wieder, und
                              									umgekehrt.
                           Um eine annähernd gleiche Spannung im Dampferzeuger zu erhalten,
                              									ist die Feder y so eingestellt, daſs sie den
                              									Pumpenkolben bei der beabsichtigten Spannung im Dampferzeuger eben noch ganz in den
                              									Zapfen Z1
                              									hineinzuschieben vermag. Steigt die Spannung in Folge geringerer Dampfentnahme, so
                              									reicht der Federdruck nicht aus, den Kolben seinen Weg nach rechts vollenden zu
                              									lassen und zwar wird ein um so gröſserer Theil des Weges nicht zurückgelegt, je
                              									höher die Dampfspannung ist. Es wird also durch Hubverkleinerung weniger Wasser
                              									gefördert und da, wie oben erwähnt, die Bewegung des Stiftes p von der Kolbenbewegung der Pumpe abhängig ist, so wird auch bei
                              									abnehmender Wasserförderung weniger Brennstoff der Feuerung zugeführt, und
                              									umgekehrt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
