| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 518 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 35
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildung.
                        Lintner, über Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Ueber die Viscosität (sogen. Vollmundigkeit) des Bieres.Vgl. Fr. Schwackhöfer 1876 219 * 163. Prof. Ullik
                              									wendet sich in der Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1886 S. 593 zunächst gegen die Annahme Michel's (a. a. O. 1883 S. 165), daſs die sogen. höheren Achroodextrine die Vollmundigkeit bedingen, und führt
                              									den Nachweis über die Unzulänglichkeit der Versuche Michel's welche zu jener Annahme führten, um hierauf für den Gang seiner
                              									eigenen Untersuchung folgende drei Hauptpunkte festzustellen: 1) Es ist eine Methode
                              									nothwendig, welche gestattet, wenigstens annähernd genaue Messungen vorzunehmen, um
                              									die relative Gröſse der Viscosität verschiedener Flüssigkeiten zu ermitteln. 2) Es
                              									sind mit Hilfe dieser Methode Bestimmungen der Viscosität der wässerigen Lösungen
                              									verschiedener Substanzen bei verschiedenen Concentrationsgraden derselben
                              									auszuführen, wobei hauptsächlich jene Körper zu berücksichtigen sind, welche als
                              									wesentlichste Bestandtheile des Bieres und der Würzen auftreten. 3) Es sind
                              									vergleichende Bestimmungen der Viscositätsgröſse verschiedener Biere und mehrerer
                              									auf verschiedene Art dargestellter Würzen vorzunehmen.
                           Bezüglich der Vollmundigkeit des Bieres macht Ullik
                              									folgende nicht überflüssige Bemerkung: Die Viscosität beruht auf dem Grade der
                              									Beweglichkeit einer
                              									Flüssigkeit und es handelt sich dabei nicht um den Geschmacksinn, sondern um den
                              									Tastsinn. Die betreffenden sogen. klebrigen Substanzen, welche eben die
                              									Vollmundigkeit bedingen, haben überhaupt keinen Geschmack.
                           Zur Bestimmung der Vollmundigkeit verschiedener Flüssigkeiten bediente sich Ullik eines Viscosimeters, wie dasselbe gegenwärtig
                              									käuflich zu haben ist, aber derart abgeändert, daſs es gegen jenes Ende des weiten
                              									Rohres hin, wo das Luftrohr eingelöthet ist, abgeschnitten wurde. Da bei solchen
                              									Messungen der Temperatureinfluſs um so gröſser ist, je enger das Capillarrohr, so
                              									hat Ullik zur möglichsten Abminderung dieses Einflusses
                              									einen Apparat von solcher Weite des Capillarrohres gewählt, daſs bei Durchgang von
                              										50cc Wasser und den Temperaturgrenzen von 15
                              									bis 28° im Durchschnitt der Zeitunterschied für 1° Temperaturschwankung etwa 1
                              									Secunde betrug.
                           Die Viscositätsbestimmungen ergaben nun nach Tabelle I, daſs alle jene Bestandtheile
                              									des Bieres und der Würzen, deren Menge unter 1 Proc. Hegt, also die Salze, Säuren,
                              									Eiweiſsstoffe, Peptone, Glycerin keinen wesentlichen Einfluſs auf die Vollmundigkeit
                              									besitzen und daſs ein solcher nur 3 Substanzen zukommt, nämlich dem Dextrin, der
                              									Maltose und dem Alkohol und zwar bei Würzen nur den beiden ersteren, beim Bier (da
                              									der Maltosegehalt gering ist) nur dem Dextrin und Alkohol.
                           Tabelle I. Viscositätsbestimmungen der Lösung verschiedener
                              									Substanzen. Hierzu wurden stets 50cc verwendet und
                              									bei 23° gearbeitet. In der obersten Zeile ist die Concentration, d.h. die Anzahl
                              									Gramm in 100cc wässerige Lösung, und in den
                              									senkrechten Spalten die Anzahl Secunden (Viscosität), welche das Ausflieſsen in
                              									Anspruch nahm, aufgezeichnet. Beim Alkohol bedeuten die Concentrationszahlen
                              									Volumprocent. Viscosität des Wassers = 85.
                           
                              
                                 Concentration =
                                 0,6
                                 1,25
                                 2,5
                                 4,5
                                 5
                                 6
                                 10
                                 11
                                 11,5
                                 20
                                 25
                                 30
                                 40
                                 44
                                 50
                                 52
                                 60
                                 70
                                 78
                                 80
                                 90
                                 100
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   85
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   85
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Chlorammonium
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   85
                                 –
                                   85
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   85
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   86
                                 –
                                   89
                                 –
                                 –
                                 100
                                 –
                                 148
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Chlorcalcium
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   90
                                 –
                                   96
                                 –
                                 –
                                 112
                                 –
                                 135
                                 178
                                 –
                                 267
                                 –
                                 450
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Maltose
                                 –
                                 –
                                   86
                                 –
                                   90
                                 –
                                 100
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Traubenzucker
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 91
                                 –
                                 –
                                 100
                                 –
                                 –
                                 –
                                 222
                                 –
                                 362
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Weinsäure
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   91
                                 –
                                   97
                                 –
                                 –
                                 116
                                 –
                                 143
                                 183
                                 –
                                 246
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 110
                                 –
                                 131
                                 –
                                 145
                                 –
                                 165
                                 –
                                 184
                                 –
                                 170
                                 132
                                 
                              
                                 Alkohol
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   93
                                 –
                                 107
                                 –
                                 –
                                 140
                                 –
                                 175
                                 196
                                 –
                                 206
                                 –
                                 205
                                 195
                                 –
                                 175
                                 147
                                 108
                                 
                              
                                 Glycerin
                                 –
                                 –
                                 –
                                 100
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 138
                                 –
                                 –
                                 225
                                 –
                                 296
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Eiereiweiſs
                                 –
                                 –
                                 –
                                 100
                                 –
                                 –
                                 –
                                 145
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Lösl. Stärkemehl
                                 86
                                 90
                                 101
                                 –
                                 122
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Dextrin
                                 –
                                 –
                                   99
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die Bestimmung der Viscosität einer Anzahl Biere und Würzen im Zusammenhalt mit der
                              									quantitativen Ermittelung von Extract, Maltose, Dextrin und Alkohol führte zu dem in
                              									Tabelle II zusammengestellten Ergebnisse: 1) Die Vollmundigkeit ist um so gröſser,
                              									je bedeutender der Dextringehalt, welcher seinerseits abhängig ist von der
                              									Bereitungsart und Concentration der Würze. Freilich ist die Viscosität nicht direkt
                              									proportional dem Dextringehalte, was schon der Umstand mit sich bringt, daſs
                              									dieselbe von zwei ungleichen Factoren abhängig ist. 2) Es können nach gewissen
                              									Methoden hergestellte Infusionswürzen mit aus demselben
                           
                           Tabelle II. Viscositätsbestimmungen von Bieren und Würzen mit
                              									Analysen.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Extract
                                 Maltose
                                 Alkohol
                                 Dextrin
                                 Viscosität
                                 
                              
                                 Bier
                                 1
                                   3,92
                                   0,55
                                 2,71
                                 2,36
                                 119
                                 
                              
                                 
                                 2
                                   4,87
                                   0,78
                                 3,65
                                 2,95
                                 127
                                 
                              
                                 
                                 3
                                   4,42
                                   0,72
                                 3,45
                                 2,65
                                 122
                                 
                              
                                 
                                 4
                                   8,07
                                   1,83
                                 5,16
                                 4,97
                                 161
                                 
                              
                                 Würze
                                 I
                                 10,42
                                   6,15
                                 
                                 2,10
                                 117
                                 
                              
                                 
                                 II
                                 10,58
                                 5,4
                                 
                                 2,61
                                 122
                                 
                              
                                 
                                 III
                                 11,18
                                   8,06
                                 
                                 1,57
                                 116
                                 
                              
                                 
                                 IV
                                 10,78
                                   6,18
                                 
                                 2,60
                                 121
                                 
                              
                                 
                                 V
                                 11,04
                                   5,92
                                 
                                 2,79
                                 123
                                 
                              
                                 
                                 VI
                                 10,83
                                   5,24
                                 
                                 2,70
                                 123
                                 
                              
                                 
                                 VII
                                 11,55
                                   4,02
                                 
                                 4,15
                                 131
                                 
                              
                                 Kalt bereiteteMalzauszüge
                                   3,51  3,52  3,19
                                   1,02  0,78  0,71
                                 
                                 0,690,630,85
                                   97  96  96
                                 
                              
                                 Kalt bereiteterGerstenauszug
                                 20,6
                                 –
                                 
                                 –
                                 107
                                 
                              
                           Malze bei gleicher Schüttung bereiteten Decoctionswürzen
                              									gleiche Vollmundigkeit besitzen. 3) Das langsame Aufwärtsmaischen und längere
                              									Verweilen bei Temperaturen um 50° herum gibt Würzen von geringerer Viscosität, als
                              									wenn rasch auf 75° gemaischt wird, also das gerade Gegentheil von dem, was Michel vermuthet hat. 4) Das Dickmaischkochen erhöht
                              									die Vollmundigkeit. Der höchste Grad derselben (neben höchstem Dextringehalte)
                              									ergibt sich, wenn sofort eine Lautermaische gekocht wird. 5) Bei hoher Temperatur
                              									gedarrtes Malz gibt unter denselben Umständen eine Würze von gröſserer
                              									Vollmundigkeit als schwach gedarrtes, jedenfalls nur in Folge der Bildung gröſserer
                              									Dextrin- und geringerer Maltosemengen.
                           Ullik konnte nun auch, da er einerseits Maltose, Dextrin
                              									und Alkohol möglichst sorgfältig bestimmte, andererseits nachwies, daſs jene
                              									Substanzen, wenn sie gleichzeitig vorhanden, ihre Viscositätsgröſsen nicht abändern,
                              									die Vollmundigkeit für die Biere und Würzen berechnen. Da stellte sich nun das
                              									überraschende Ergebniſs heraus, daſs die berechnete Viscosität mit der gefundenen
                              									auch nicht annähernd stimmte. Bei der Gröſse der Abweichung waren Fehler, die etwa
                              									von der Unsicherheit der Dextrinbestimmung herrühren konnten, völlig ausgeschlossen.
                              									Die nächstliegende Erklärung für diese Erscheinung liegt in der Annahme, daſs im
                              									Biere und den Würzen bisher unbeachtet gebliebene oder unbekannte Stoffe vorhanden
                              									sind, welche auf die Gröſse der Vollmundigkeit einen sehr bedeutenden Einfluſs
                              									haben.
                           Zunächst wurden zweierlei Substanzen in Betracht gezogen und zwar einerseits die
                              									Gummiarten, andererseits jene Kohlehydrate, welche O'SullivanVgl. 1874 214 339. 1876 220 79. 1877 225 175. in
                              									Gerste sowie Malz nachgewiesen und α- und β-Amylan genannt hat. Derselbe hebt gerade hervor, daſs
                              									eine Lösung von β-Amylan, welche in 100cc 1g enthielt,
                              									so dick wie Gummilösung war. Der Versuch ergab denn auch, daſs die Gummiarten eine
                              									ausnehmend
                           
                           Tabelle III. Viscositätsbestimmungen von Gummi- und
                              									Pectinstofflösungen.
                           Die Gummiarten waren gekochte Sorten arabischen Gummis und zwar
                              									Probe 1 rechtsdrehende, Probe 2 und 3 linksdrehende.
                           
                              
                                 Concentration =
                                 0,011
                                 0,06
                                 0,25
                                 0,5
                                 1
                                 2
                                 2,5
                                 5
                                 
                              
                                 Gummi
                                 1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 117
                                 148
                                 –
                                 255
                                 
                              
                                 „
                                 2
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 137
                                 –
                                 –
                                 344
                                 
                              
                                 „
                                 3
                                 –
                                 –
                                 110
                                 130
                                 170
                                 –
                                 302
                                 626
                                 
                              
                                 Pectinstoffe
                                 96
                                 140
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           groſse Viscosität besitzen (vgl. Tabelle III), da eine 0,01
                              									procentige Lösung schon dieselbe Viscosität besitzt wie eine etwa 2procentige
                              									Stärkelösung.
                           Ullik führt nun weiter den Nachweis, daſs derartige
                              									Substanzen im Biere vorhanden sind. Hierzu wurde folgendermaſsen verfahren: Eine
                              									bedeutende Menge Bier wurde von Kohlensäure befreit, dann mit Natronlauge bis zur
                              									stark alkalischen Reaction versetzt, der entstandene Niederschlag abfiltrirt und gut
                              									mit destillirtem Wasser ausgewaschen. Der Niederschlag enthält 60 Proc. anorganische
                              									Substanz, welche vorwiegend aus Magnesiumphosphat besteht. Der Niederschlag wurde
                              									nach dem Auswaschen mit verdünnter Salzsäure behandelt, wodurch sich ein groſser
                              									Theil löste und ein Rückstand A blieb. Die Lösung wurde mit ziemlich viel absolutem
                              									Alkohol versetzt, wodurch ein voluminöser Niederschlag entstand; dieser wurde mit
                              									Alkohol gewaschen, in Wasser gelöst und abermals mit Alkohol gefällt und gewaschen;
                              									er war dann fast ganz weiſs. Die wässerige Lösung dieser Substanz zeigte neutrale
                              									Reaction, wurde durch Bleiessig, aber nicht durch Bleizucker gefällt. Der Körper war
                              									rechtsdrehend [α]D = +
                              									113°. Eine Lösung, welche 0g,214 in 100cc enthielt, gab die Viscosität 160.
                           Der Rückstand A wurde mit Wasser bis zur vollständigen Entfernung der Säure
                              									gewaschen, dann mit Wasser erhitzt, wobei er sich zum gröſsten Theile auflöste. Die
                              									Lösung war stark gefärbt und zeigte bei der Concentration von 0g,135 in 100cc
                              									die Viscosität 130; sie wurde durch Zusatz einer kleinen Menge frisch bereiteter
                              									Schwefligsäure entfärbt, wobei ein Niederschlag B sich bildete, welcher abfiltrirt
                              									wurde. Die in Lösung gebliebene Substanz war rechtsdrehend und zwar [α]D = + 36°. Der
                              									Niederschlag wurde bis zur Entfernung der Säure ausgewaschen, dann mit Wasser
                              									erwärmt, worin er sich bis auf einen geringen Rest löste. Diese Substanz war
                              									ebenfalls rechtsdrehend, nämlich [α]D = + 288°; die Lösung hatte bei 0g,036 Gehalt in 100cc, die hohe Viscosität 112 und reagirte schwach sauer, wurde sowohl durch
                              									Bleiessig als auch Bleizucker, sowie durch Säuren gefällt. Die Substanzen erwiesen
                              									sich alle frei von Stickstoff.
                           Ullik versuchte nun eine quantitative Bestimmung in der
                              									Weise, daſs er 1l Bier mit Natronlauge versetzte,
                              									den Niederschlag auf getrocknetem gewogenem Filter sammelte, mit Wasser auswusch,
                              									bei 110° trocknete, das Gewicht und dann die Asche bestimmte. Es ergab sich 0g,204 organische und 0g,378 unorganische Substanz, so daſs also letztere 64,95 Procent der
                              									Gesammtmenge ausmachte. Diese Bestimmung, welche natürlich keinen Anspruch auf
                              									Genauigkeit machen kann, ergibt wenigstens, daſs Pectinstoffe in sehr geringer Menge
                              									im Biere auftreten; trotzdem unterliegt es aber keinem Zweifel, daſs bei der hohen
                              									Viscosität derselben diese Mengen hinreichen, um einen erheblichen Theil jenes
                              									früher erwähnten Ausfalles zu decken.
                           Die weitere Untersuchung des Filtrates vom Alkaliniederschlag führte zur Auffindung
                              									von Körpern, welche möglicherweise mit O'Sullivan's
                              									Amylanen übereinstimmen. Wegen Mangel an Material konnte eine eingehendere
                              									Untersuchung nicht vorgenommen werden. Ferner fand Ullik durch fractionirte Fällung mit Bleiessig Körper im Biere, die sich
                              									vom Dextrin eben durch ihre Fällbarkeit mittels Bleiessig und von Gummisäuren durch
                              									neutrale Reaction unterschieden, demnach wohl einer noch unbekannten Körperklasse
                              									angehören. So liegt hier eine ganze Reihe von Körpern vor, welche in verschiedene
                              									Gruppen gehören, deren Charakterisirung indessen eine selbstständige, äuſserst
                              									mühevolle und umständliche Untersuchung erfordern würde. In der besprochenen Arbeit
                              									wollte Ullik lediglich sichere Anhaltspunkte für die
                              									richtige Beurtheilung der Viscosität des Bieres und der Factoren, welche dieselben
                              									bedingen, beibringen, und dies ist ihm auch im vollsten Maſse gelungen.
                           H. Stockheim's Filter und
                                 										Bierklärapparat, welcher sich nach Mittheilungen aus der Praxis bewährt,
                              									besteht aus einer Klär- und Abfüllvorrichtung.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 522 Hierzu gehört eine Luftpumpe, welche wie gewöhnlich am Windkessel
                              									befestigt ist und das Bier aus den Lagerfässern heraus zu drücken hat. Von hier
                              									gelangt dasselbe zu dem sogen. Luftabschluſs, welcher in die Schlauchleitung
                              									zwischen Anstichhahn und eigentliches Filter eingeschaltet wird. Derselbe sorgt für
                              									die Entlüftung der oft sehr langen Schlauchleitung und verhindert, daſs Luft in den
                              									Klärapparat eintritt, wenn das Lagerfaſs leer wird. Der Klärapparat besteht aus zwei
                              									getrennten Hälften. Das Bier tritt in den Zulauf unten ein und nimmt seinen Weg zum
                              									Theile in die untere Hälfte, zum Theile durch den rechts um den Apparat herum
                              									gelegten Schlauch c
                              									in die obere Hälfte des
                              									Klärapparates. Nachdem das Bier in der oberen und unteren Hälfte die Filtermasse
                              									durchdrungen, vereinigt es sich oben am Austritte B
                              									wieder. Eine Reihe kleiner Hähne x dient beim Einlegen
                              									der Filtermassen zum Ablassen der Luft; mit d, f
                              									bezieh. i, h sind Absperrhähne und Ueberwurfmuttern
                              									bezeichnet. Die Filtermasse besteht aus Holz- und Pflanzenfasern und kann ebenso wie der ganze Apparat,
                              									dessen Innenflächen emaillirt sind, leicht gereinigt werden.
                           Das filtrirte Bier verläſst den Apparat krystallblank und ohne jeglichen
                              									Nebengeschmack. Vom Filter geht das Bier nach dem sogen. Schaumverhüter, welcher so
                              									construirt ist, daſs ein Gegendruck hergestellt und dadurch der Ueberdruck
                              									aufgehoben wird, jedoch Kohlensäure aus dem Biere nicht frei werden kann, so daſs
                              									das Bier ohne Schaum und ohne Kohlensäureverlust in die Versandtgefäſse gelangt.
                           Ueber die Leistungsfähigkeit des Apparates werden in der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1886 Bd. 14
                              									* S. 1000 folgende Angaben gemacht: Stockheim's Apparat
                              									liefert in der Stunde 20 bis 30hl tadelloses
                              									Filtrat, je nach Trübung, Alter, Verschleimung oder Spundung. Junge und stark
                              									gespundete Biere können nicht so rasch geklärt werden wie ältere und weniger
                              									gespundete. Auch erfordern solche Biere selbstredend einen stärkeren Ueberdruck, um
                              									das Entweichen von Kohlensäure zu verhindern. Obwohl beim Abziehen höchstens ¼ bis
                              										1at Ueberdruck erforderlich ist, sind die
                              									Apparate alle auf 3at geprüft. Schaltet man den
                              									Klärapparat aus, so können mit dem Schaumverhüter allein in der Stunde 50 bis 60hl abgezogen werden, eine Leistung, welche die des
                              									direkten Ablassens vom Fasse mit dem veralteten Lederschlauche um 60 bis 70 Proc.
                              									überbietet. Mit ein und derselben Klärmasse können unter günstigen Umständen bis
                              										600hl abgezogen werden. (Vgl. auch Knebel 1882 243 * 246. Kunheim und Raydt 1884 252
                              									530. Klein-Schanzlin 1887 263 * 35.)
                           M. Delbrück macht in der Wochenschrift für Brauerei, 1886 Bd. 3 S. 770 Mittheilung über den Einfluſs der Kohlensäure auf die Haltbarkeit des
                                 										Flaschenbieres. Die Kohlensäure war als wesentlicher Bestandtheil des
                              									Bieres, insofern sie demselben einen erfrischenden Geschmack verleiht, von jeher
                              									geschätzt; der Brauer war daher stets bestrebt, dem Biere die Kohlensäure möglichst
                              									zu erhalten. Daſs die Kohlensäure auch conservirend auf das Bier wirke, ist
                              									gleichfalls eine weit verbreitete und wiederholt ausgesprochene Ansicht; doch
                              									entbehrte dieselbe bisher des stützenden Nachweises durch Versuche, welche indessen
                              										Delbrück jetzt mit Erfolg durchgeführt hat.
                           Delbrück benutzte als Kohlensäurequelle flüssige
                              									Kohlensäure, welche von der Kohlensäure-Industrie-Actiengesellschaft in Berlin zur Verfügung gestellt
                              									wurde. Einen Druckreductionskessel mit Ausrüstung, auf 8at geprüft, lieferte Hugo Ahlisch in Berlin.
                              									Mit dem Kessel wurde eine Rohrleitung verbunden, von welcher mit Hähnen geschlossene
                              									Abzweigungen ausgingen.
                              									Durch diese Abzweigungen wurden die Versuchsflaschen mit Kohlensäure gespeist. Auf
                              									die Versuchsflaschen war ein Schraubengewinde aufgekittet und darauf ein Rohrstück
                              									luftdicht aufgeschraubt, welches einerseits einen Ansatz zur Verbindung mit der
                              									Kohlensäureleitung, andererseits einen Ansatz mit Manometer zur Messung des Druckes
                              									trug. Mit dem Apparate, dessen genauere Darlegung für später in Aussicht gestellt
                              									ist, war es möglich, jeden beliebigen Druck in der Flasche herzustellen und die
                              									Haltung des Druckes jederzeit zu beobachten. Die Versuche ergaben folgendes:
                           
                              
                                 
                                    Flaschenbier nach 9 Tagen unter
                                    
                                 
                              
                                 normalem Druck.
                                 höherem Druck.
                                 
                              
                                 1) Nicht inficirt:
                                 1) Nicht inficirt:
                                 
                              
                                 Bedeutender Bodensatz, zahlreicheHefezellen,
                                    											normaler, auch schlauch-artiger Form. Geschmack leidlich,
                                    											beimAusschenken trüb. Druck in der Flasche= 615mm.
                                 Unter Druck von 3at.
                                    											Geringer Boden-satz von sarcina und einigen unnor-malen
                                    											Hefezellen. Geschmack gut, Bierstark Kohlensäure haltig beim
                                    											Aus-schenken völlig blank.
                                 
                              
                                 2) Inficirt:
                                 2) Inficirt:
                                 
                              
                                 Mikroskopisch und makroskopisch wieoben. Druck
                                    												570mm.
                                 Unter Druck von 4at.
                                    											Bier völlig blank,Bodensatz kaum merklich, darin ganzvereinzelt
                                    											Hefezellen und Sarcina.
                                 
                              
                           Die Versuche zeigen deutlich den Einfluſs der Kohlensäure. Das gleiche Bier, unter
                              									gleichen Verhältnissen auf Flaschen gezogen, zeigte in gewöhnlicher Weise behandelt
                              									eine starke Hefeentwickelung, während es unter Druck gesetzt völlig klar und ohne
                              									Bodensatz blieb. Die mit der Bemerkung inficirt
                              									aufgeführten Versuche waren so angestellt, daſs dem Biere beim Füllen der Flaschen
                              									etwas obergährige Hefe zugesetzt wurde. Delbrück
                              									schlieſst mit folgenden Sätzen, welche dazu bestimmt sind, in den betheiligten
                              									Kreisen einen Meinungsaustausch hervorzurufen:
                           1) Die Kohlensäure ist ein Conservirungsmittel für Bier, insbesondere auch für
                              									Flaschenbier. 2) Beim Flaschenfüllen ist darauf zu sehen, daſs die Kohlensäure dem
                              									Biere möglichst vollständig erhalten bleibe; die üblichen Verschlüsse sind mit
                              									Sorgfalt auf Durchlässigkeit zu prüfen. 3) Die übliche Methode, das Bier durch
                              									Flaschenfüllapparate laufen zu lassen, ist verwerflich, sofern bei diesen Apparaten
                              									das Bier der Luft ausgesetzt wird und seinen Kohlensäuregehalt zum Theile verliert.
                              									4) Das Bier muſs von vornherein soviel Kohlensäure in sich enthalten, daſs eine
                              									Entwickelung in der Flasche völlig überflüssig und unmöglich wird.
                           5) Bierabfüllapparate mit Gegendruck, insbesondere mit Kohlensäuregegendruck, sind
                              									den offenen Apparaten in jeder Hinsicht vorzuziehen.
                           6) Wahrscheinlich genügt jedoch die unter gewöhnlichem Druck vorhandene oder durch
                              									Spunden erhöhte Menge Kohlensäure nicht, um das Bier auf längere Zeit zu
                              									conserviren. 7) Das Bier bedarf vielmehr der Hinzufügung künstlicher Kohlensäure, so
                              									daſs von Anfang an ein Druck von 2 bis 3at im auf
                              									Flaschen befindlichen Biere herrscht. 8) Um dies für die Praxis zu ermöglichen,
                              									bedarf es der Herstellung von Flaschenverschlüssen, welche bei diesem Drucke mit
                              									Sicherheit schlieſsen, und von Abziehapparaten, welche es gestatten, in einfacher,
                              									bequemer und billiger Weise dem Biere die verlangte Kohlensäure mit genügendem Druck
                              									zu geben.
                           C. J. Lintner.