| Titel: | Ueber Einstellvorrichtungen bei Baumwoll-Krempeln mit wandernden Deckeln; von G. Rohn. | 
| Autor: | G. Rohn | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 545 | 
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                        Ueber Einstellvorrichtungen bei Baumwoll-Krempeln
                           								mit wandernden Deckeln; von G. Rohn.
                        Patentklasse 76. Mit Abbildungen auf Tafel 33.
                        Rohn, über Baumwollkrempeln mit wandernden Deckeln.
                        
                     
                        
                           Seit längerer Zeit steht in der Baumwollspinnerei die von Evan A. Leigh in Manchester angegebene Krempel mit wandernden DeckelnVgl. Hülsse: Die Technik der Baumwollspinnerei,
                                    											(Stuttgart 1857) S. 55. im Wettbetriebe mit den selbstputzenden
                              									Krempeln mit ruhenden DeckelnVgl. Hetherington 1880 237 * 24. Schlumberger bezieh. Rieter 1868 187 *
                                    											291. Dobson und Barlow 1862 165 * 250.; aber erst in den letzteren
                              									Jahren ist es der ersteren gelungen, eine gröſsere Verbreitung zu finden. Es ist
                              									dies wohl zumeist den von verschiedenen Seiten ausgehenden Verbesserungen dieser
                              									Karde zuzuschreiben, sowie dem Umstände, daſs einige thatkräftige Firmen den Bau
                              									derselben in Angriff genommen haben. Die allgemeiner erzielten günstigen
                              									Betriebsergebnisse veranlaſsten bald alle englischen Maschinenbauanstalten für
                              									Baumwollspinnereimaschinen an die Ausführung von Krempeln mit wandernden Deckeln
                              									unter Benutzung eigener neuer Einrichtungen zu gehen, so daſs heute bereits eine
                              									Reihe verschiedener Bauarten dieser Krempel angeboten wird.
                           Die Karde mit wandernden Deckeln darf für die nächste Zukunft als die herrschende
                              									Baumwollkrempel bezeichnet werden; sie hat sich bei der Spinnerei mittlerer
                              									Garnnummern bereits vollkommen bewährt und auch bei der Spinnerei höherer Nummern
                              									als Vorkarde ihre Anwendbarkeit bewiesen. Diese Krempel verdient aber auch eine
                              									erhöhte Berücksichtigung aus dem Grunde, weil sie dem für die Entwickelung der
                              									Arbeitsmaschinen zumeist geltenden Bestreben nachkommt, Arbeitsvorgänge
                              									ununterbrochen zu gestalten. Bei wandernden Deckeln kann das Putzen und Schleifen
                              									derselben während ihres Umlaufes in ununterbrochenem Betriebe erfolgen, die bei
                              									ruhenden Deckeln für diese Arbeiten nöthigen und, wenn selbstthätig, doch
                              									umständlichen Apparate werden vermieden und dadurch die Krempel in ihrer
                              									Beaufsichtigung und Instandhaltung wesentlich vereinfacht; daneben wird bei
                              									wandernden Deckeln auch die gleichzeitige Einstellung aller Deckel und damit ein
                              									schnelleres Richten der Karden ermöglicht.
                           Der hauptsächlichste Nachtheil der Krempel mit ruhenden Deckeln, welcher bei
                              									Anwendung wandernder Deckel umgangen wird, liegt in dem Umstände, daſs während des
                              									Putzens eines Deckels, wobei sich derselbe in abgehobener Lage befindet, in der
                              									Deckelumhüllung eine Oeffnung entsteht, worin sich, so kurz auch die Dauer des
                              									Deckelaushubes bebemessen ist, stets Flugwolle ansetzt, welche beim Wiedereinlegen
                              									des Deckels auf einmal in die Trommel eingeschlagen und auf die Kammwalze übertragen
                              									wird, so daſs dickere Stellen in dem abgekämmten Vlieſse entstehen. Dagegen
                              									gestattet allerdings die Krempel mit wandernden Deckeln gemäſs ihres
                              									Arbeitsvorganges nicht die Anwendung von Deckeln mit zunehmender Dichte des
                              									Beschlages; auch können die Deckel nicht entsprechend ihrer verschieden schnellen
                              									Füllung in wechselnden Zeitpausen geputzt werden. Ferner muſs bei wandernden Deckeln
                              									der von denselben an der Eintrittstelle in die Arbeitsfläche in gröſserem Maſse
                              									aufgenommene Abfall über die ganze Trommelfläche mitgeführt werden, ehe der Deckel
                              									zur Reinigung kommt, wodurch die Arbeitsfähigkeit des Deckels gegen die
                              									Austrittstelle hin im Abnehmen begriffen ist. Der Anführung dieser Nachtheile muſs
                              									aber beigefügt werden, daſs die Deckel bei ihrer Wanderung kaum so lange, jedenfalls
                              									aber nicht länger, in Berührung mit der Trommel bleiben, als die Zeitdauer zwischen
                              									dem Putzen der einzelnen ruhenden Deckel beträgt, und daſs diese Nachtheile durch
                              									den vorher erwähnten Vorzug und die gröſsere Einfachheit der Krempeln sowie durch
                              									ihre leichtere Ueberwachung wohl ausgeglichen werden.
                           Die allgemeine Einrichtung einer Krempel mit wandernden
                                 										Deckeln veranschaulicht Fig. 1 Taf. 33. Zwischen
                              									der Vorreiſswalze A und der Kammwalze P ist über der Haupttrommel T die endlose Deckelkette K angeordnet;
                              									dieselbe läuft über drei Walzen R bis R2, welche in den am
                              									Gestellbogen G radial einstellbaren Stelleisen S bis S2 lagern und von denen die letztere Walze R2 zum Anspannen der
                              									Kette K auch noch in der Umfangsrichtung der
                              									Krempeltrommel T verstellt werden kann. Zwischen den
                              									Walzen R und R2 kommen die mit Kratzenstreifen beschlagenen
                              									eisernen Deckel D, welche durch zwei Gelenkketten an
                              									ihren Enden zu der Kette K vereinigt sind, gegen die
                              									Trommel T zu liegen, wobei die Deckel, indem sie
                              									während ihrer Wanderung zwischen R2 und R mit den Enden
                              									beiderseits auf den Bogen B schleifen, in der zum
                              									Arbeiten nöthigen Entfernung von den Beschlagspitzen der Trommel T gehalten werden. Die Bewegung der Deckelkette K vermitteln zwei an den Stirnseiten der Walze R sitzende Zahnräder, deren Zähne zwischen die
                              									einzelnen Deckel D greifen. Die Drehung der Walze R mit den beiden Zahnrädern erfolgt durch einen
                              									doppelten Schneckentrieb s, s1, wobei s von der Trommelachse raschen
                              									Umlauf erhält. Mit der Schnecke s ist die Daumenscheibe
                              										d verbunden, welche den Kamm E in Schwingungen versetzt; derselbe kämmt die von dem
                              									Beschläge der Deckel D aufgenommenen Unreinigkeiten und
                              									kurzen Fasern aus, welche von der Mulde M aufgenommen
                              									werden. Nach dem Auskämmen wird der Deckelbeschlag noch von der rasch umlaufenden
                              									Schraubenbürstwalze V vollends gereinigt. Innerhalb der
                              									Kette K liegt nahe an der Walze R noch eine kleine Bürste b, welche durch
                              									eine mit dem Kamme H verbundene Klinke k eine absetzende Drehung erhält und die Rücken der
                              									Deckel D rein erhält. In besonderen Stelleisen S3 liegt die
                              									Schmirgelwalze W, welche den Beschlag der unter
                              									derselben von einer Brücke U unterstützten Deckel D zu schleifen hat.
                           
                           Durch das Schleifen des Trommelbeschlages wie der Deckel und auch durch die Abnutzung
                              									der auf einander gleitenden Flächen der Bogen B und der
                              									Deckel D ändert sich der Abstand der Beschlagspitzen
                              									zwischen Trommel und Deckeln; da derselbe aber für ein gleichmäſsiges Arbeiten der
                              									Krempel immer auf einer bestimmten Gröſse erhalten werden muſs, so bedarf der Bogen
                              										B einer Nachstellung. Hierbei muſs jedoch die
                              									Auſsenfläche des Bogens B stets concentrisch mit dem
                              									Umfange der Kardentrommel bleiben und in der Schwierigkeit, wenn nicht gar der
                              									Unmöglichkeit, dies zu erreichen, liegt der wundeste Punkt der Krempel mit
                              									wandernden Deckeln.
                           Die Bogen B (Fig. 1 Taf. 33) auf beiden
                              									Seiten der Karde werden durch die Stelleisen S bis S2 an drei radial
                              									verstellbaren Punkten – in ihrer Mitte und an ihren beiden Enden – gehalten; damit
                              									die Auſsenfläche des Bogens den mit der verschieden weiten Einstellung von der
                              									Trommelachse aus sich ändernden Krümmungen genügen kann, wird der Bogen federnd
                              									gemacht und hierzu mit nach beiden Enden zu abnehmendem Querschnitte ausgeführt. Die
                              									Auſsenfläche des federnden BogensNicht biegsames Band, womit das englische „flexible bend“ gewöhnlich weniger bezeichnend übersetzt
                                    											wird. wird gewöhnlich nach einem Kreise bearbeitet, welcher einem
                              									etwas abgenutzten Durchmesser des Trommelbeschlages entspricht, so daſs bei einer
                              									neu beschlagenen Krempel der Bogen an den Enden durch die Stelleisen S und S2 etwas aufgebogen wird und mit der Abnutzung des
                              									Beschlages nachgelassen werden kann. Es ist nicht schwer einzusehen, daſs der
                              									Bedingung, wonach die äuſsere Fläche des gespannten Bogens stets einen Kreis bilden
                              									soll, vollkommen genau nicht genügt werden kann, wenn auch das Gesetz der
                              									Querschnittsänderung des Bogens genau bestimmt und statt der radialen Verstellung
                              									der Bogenenden die erforderliche Verschiebung in Richtung einer Sehne gewählt würde.
                              									Dieses Gesetz und diese Richtung ändern sich eben mit den concentrischen Kreisen,
                              									nach welchen der Bogen einzustellen ist.
                           Die Forderungen der Praxis sind nun nicht so streng, als daſs nicht auch ein an drei
                              									Punkten einstellbarer federnder Bogen genügen könnte. Dieser Einrichtung haften
                              									jedoch wieder andere Uebelstände an: Durch das Gewicht der Deckel wird der Bogen
                              									zwischen den festhaltenden Stelleisen, in der Mitte und an beiden Enden,
                              									durchgedrückt und dadurch seine richtige Form beeinträchtigt; wendet man dagegen
                              									mehr Unterstützungen für den Bogen an, so läſst sich bei der Einstellungsart nach
                              										Fig. 1 von
                              									seiner Federung nicht mehr der entsprechende Gebrauch machen. Der richtigen Federung
                              									bei gesetzmäſsiger Biegung thut die Ungleichmäſsigkeit des Materials Eintrag und die
                              									äuſsere Oberfläche des Bogens wird beim Spannen desselben uneben. Diese Uebelstände
                              									lassen sich aber durch eine entsprechende Bearbeitung des federnd eingespannten
                              									Bogens an neuen Krempeln und ein zeitweises Nacharbeiten während des Betriebes aufheben. Hierzu
                              									ist ein von John Hetherington und Söhne in Manchester
                              									gebauter Apparat bestimmt, mittels welchen die
                              									Laufflächen der an drei Stellen eingespannten Bogen unter
                                 										Berücksichtigung der Einbiegung durch das Deckelgewicht abgefräst werden können. Bei neuen Karden wird, wie
                              									nach dem Textile Manufacturer, 1884 * S. 40 aus Fig. 3 und 4 Taf. 33
                              									ersichtlich ist, an der unbeschlagenen Trommel T ein
                              									Rahmen M befestigt, in welchem in radial verstellbaren
                              									Lagern die Welle w ruht, die an ihren Enden zwei Fräser
                              										f für die beiden Bogen B trägt. Die Bogen B werden nach ihrer für
                              									den Neubeschlag berechneten Einstellung in der Mitte zwischen den Stelleisen S bis S2 durch die Gewichte g,
                              									welche an über Rollen auf der Trommelachse geleiteten Schnüren hängen, entsprechend
                              									der Deckellast durchgebogen. Die Welle w wird durch
                              									Zahnräder von der Welle v angetrieben, welche ihre
                              									Bewegung von der Losscheibe A auf der Trommelachse
                              									erhält. Von der Welle v wird an dem anderen Ende durch
                              									Vermittelung des ebenfalls lose auf der Trommelachse sitzenden Doppelschnurwürtels
                              										d auch die Schnecke s
                              									getrieben, welche in das Rad r greift und durch eine
                              									mit r feste zweite Schnecke m den auf der Trommelachse befestigten Zahnbogen Z bewegt, wodurch die Fräser f den Bogen B entlang geführt werden. Das Gewicht des Rahmens M mit seinen Wellen u.s.w. wird durch die am Zahnbogen
                              										Z befestigten Gewichte G ausgeglichen.
                           Beim Nachfräsen der Bogen B
                              									an arbeitenden Krempeln wird der Fräsapparat nach Fig. 2 Taf. 33
                              									durch zwei Arme L mit der Trommelachse T verbunden und durch eine Handkurbel k die Fräser f in Umlauf
                              									gesetzt. Das Fortschreiten derselben auf den Bogen B
                              									wird durch langsame Drehung der Kardentrommel von Hand vermittelt.
                           Bevor in die Beschreibung der verschiedenen Ausführungen und Vorschläge zur
                              									gleichmäſsigen und genauen Einstellung der Gleitbogen
                              									für die wandernden Deckel eingetreten wird, sollen erst die von dem ersten
                              									Constructeur solcher Krempeln, E. A. Leigh in
                              									Manchester, in neuerer Zeit getroffenen Anordnungen besprochen werden.
                           Eine Deckelkette, bei welcher die einzelnen Deckel durch Gelenkglieder unter einander
                              									verbunden sind, hat den Nachtheil, daſs die Gelenke sich ausarbeiten und dann die
                              									sichere Lage der Deckel bei ihrer Wanderung über die Kardentrommel beeinträchtigt
                              									wird. Leigh nahm deshalb von einer Gelenkkette, welche
                              									er früher benutzte, Abstand und ordnete eine endlose
                                 										Führung an, in welcher die frei an einander
                                 										liegenden Deckel mit ihren Enden gleiten. Die Beschlagfläche der Deckel
                              									wurde weiter nach einem Radius von ungefähr 90mm
                              									abgerundet, so daſs der Deckelbeschlag nicht gleich mit seinen ersten Zahnreihen,
                              									welche gewöhnlich weniger fest halten und immer etwas schlaff sind, nahe an den
                              									Trommelbeschlag für den ersten Angriff der Faserbüschel zu stehen kommt, wodurch
                              									also auch dem rascheren Umbiegen der ersten Zahnreihen vorgebeugt wird. Allerdings
                              									ist bei den in neuerer Zeit fast allgemein benutzten Stahldrahtkratzen dieser Umstand
                              									weniger von Belang.
                           Die von Leigh (Englisches Patent 1873 Nr. 738) in dieser
                              									Richtung zuerst gegebene Form einer Krempel mit wandernden Deckeln ist in Fig. 5 Taf. 33
                              									dargestellt. An den Gestellbogen G der Krempel werden
                              									auf beiden Seiten bogenförmige durchbrochene Schilder I
                              									befestigt, an deren Rändern eine Spur ausgearbeitet ist, in welche die Endstücke der
                              									Deckel D passen. Der äuſsere Kranz der unteren,
                              									concentrisch mit dem Trommelumfange verlaufenden Spur wird von dem federnden Bogen
                              										B gebildet. In den in sich verlaufenden Spuren
                              									werden die Deckel dadurch zu wandern gezwungen, daſs an beiden Enden der Schilder je
                              									auf gemeinschaftlicher Achse Zahnräder Z gelagert sind,
                              									deren Zähne zwischen die Führungszapfen der Deckel greifen und dadurch die letzteren
                              									hinten an der Kammwalze P einzeln aus dem unteren
                              									Spurgange in den oberen und vorn beim Vorreiſser aus dieser wieder in die untere
                              									Spur zurück befördern. Die Deckel schieben sich also gegenseitig vorwärts und diese
                              									Einrichtung gestattet durch verschlieſsbare Oeffnungen in den äuſseren Kränzen der
                              									oberen Spur, jeden Deckel für sich leicht herausnehmen und wieder einsetzen zu
                              									können, so daſs beim Schadhaftwerden eines Deckels bei Vorhandensein eines
                              									Ersatzdeckels die Krempel nicht weiter zum Stillstande kommt. Der Bogen B ist von mehreren radial geführten Stelleisen S unterstützt, welche zur concentrischen Verstellung
                              									des Bogens B alle gleichzeitig und gleichmäſsig
                              									verschoben werden können. Dies bewirkt ein verdrehbarer Ring A, welcher an seinem Umfange für die Stelleisen zahnförmig ausgeschnitten
                              									ist und an einer Excenterstange t hängt. Der Excenter
                              										e kann durch ein Schneckengetriebe c verstellt werden, wobei alle Stelleisen S gleichmäſsig nach auſsen oder durch die nachrückenden
                              									Deckel nach innen geschoben werden. Der Ring A besitzt
                              									nämlich auch für die Schilder I Ausschnitte und in
                              									gleicher Weise wird dann durch einen weiteren Ausschnitt bei m durch das Stelleisen S1 die für das Auffangen des Abfalles bestimmte Mulde
                              										M jedesmal genau gegen die Trommel T mit verstellt. Fig. 5 läſst noch die Lage
                              									der Schleifwalzen W für die Deckel und W1 und W2 für die Trommel T und die Kammwalze P,
                              									sowie die Art ihrer Einstellung erkennen. Zu erwähnen ist noch, daſs die Excenter
                              										e für die Ringverstellung auf beiden Gestellseiten
                              									sich auf einer gemeinschaftlichen Achse befinden, so daſs der Deckellauf
                              									gleichzeitig auf beiden Seiten der Krempel gleichmäſsig erfolgt.
                           Diese Eigenthümlichkeit findet sich auch bei Leigh's
                              									späterer Einstellvorrichtung (Englisches Patent 1878 Nr. 3195), mit welcher die von
                              										John Mason in Rochdale gebauten Karden ausgerüstet
                              									sind. Die Schilder zur Deckelführung sind hier in Wegfall gekommen und nach Fig. 6 Taf. 33
                              									durch zwei Führungsbogen B und B1 mit den Stelleisen S und S2 ersetzt. Das mittlere Stelleisen S1 trägt beide
                              									Führungsbogen B und B1
                              									und der untere derselben
                              									wird auſser von den beiden Endstelleisen S und S2 noch in der Mitte
                              									zwischen diesen und dem Mittelstelleisen S1 durch die Stelleisen S3, im Ganzen also an fünf Punkten
                              									festgehalten. Alle diese radial geführten Stelleisen laufen nach der Trommelachse zu
                              									in Gewindezapfen aus, welche in drehbaren Muttern m
                              									stecken; letztere sind mit Zahnkränzen versehen und in diese greifen die Schnecken
                              										s. Jede Schnecke s
                              									trägt ein Kettenrad und über alle diese Räder auf einer Krempelseite ist eine
                              									endlose Kette gelegt, so daſs beim Drehen einer Schnecke alle übrigen gleichmäſsig
                              									mit bewegt werden. Eine Schnecke jeder Kardenseite besitzt ein doppeltes Kettenrad
                              									und diese stehen durch Ketten mit der zwischen dem Deckellaufe über die Krempel
                              									reichenden Achse a in Verbindung, so daſs beim Drehen
                              									derselben alle Stelleisen gleichzeitig radial bewegt werden. Durch die groſse
                              									Uebersetzung bei doppeltem Gewindetriebe (Schnecke und Mutter) ist eine groſse
                              									Genauigkeit der Einstellung möglich, da eine Umdrehung der Achse a eine radiale Verschiebung von kaum 0mm,01 an den Stelleisen hervorruft.
                           Auf gleiche Weise, nämlich auf beiden Krempelseiten gleichzeitig, läſst sich auch die
                              									Verstellung der Schleifwalzen W für die Deckel und
                              									derjenigen für die Trommel einrichten.
                           Wie bei den Leigh'schen Anordnungen ist auch bei allen
                              									neueren Einstellvorrichtungen für Krempeln mit Deckelketten die Führung des
                              									federnden Bogens an drei Punkten, in der Mitte und den beiden Enden, aufgegeben und
                              									eine gleichzeitige radiale Verstellung an mehreren Punkten durchgeführt. Man kann
                              									dabei den Querschnitt des Bogens in seiner ganzen Länge gleich halten und dessen
                              									Lauffläche wird gewöhnlich gemäſs des kleinsten, dem abgenutzten Beschläge
                              									entsprechenden Trommeldurchmessers abgedreht, so daſs der Bogen durch die an
                              									mehreren Punkten um gleiche Gröſsen erfolgende radiale Bewegung zu einem gröſseren
                              									concentrischen Kreise aufgebogen werden muſs.
                           Bei der von J. Thompson und T.
                                 										Barker in Manchester (Englisches Patent 1885 Nr. 3161) angegebenen und von
                              										Curtis Söhne und Comp. daselbst ausgeführten
                              									Einstellvorrichtung wird der federnde Bogen B (Fig. 7 und 8 Taf. 33) an
                              									vier Punkten gehalten, wozu derselbe mit Lappen l
                              									versehen ist. Auf den Befestigungsschrauben für die letzteren sind Excenter e drehbar, auf welche sich der Bogen B legt, und an diese Excenter sind Zahnbogen
                              									angegossen, so daſs alle Excenter einer Krempelseite durch den in einer Spur des
                              									Gestellbogens G liegenden Zahnbogen b gleichzeitig gedreht und somit der Deckelbogen B concentrisch verstellt wird. Die Verzahnungen f sind an den Bogen b
                              									besonders angeschraubt und letzterer wird mit Hilfe der Schnecke S bewegt. Der Deckelbogen B hat winkelförmigen Querschnitt (vgl. Fig. 8) um unter demselben
                              									noch die Entfernung der Beschlagspitzen von Trommel und Deckeln zu sehen und bei
                              									etwaiger Einstellung beurtheilen zu können.
                           
                           Bei dieser Einrichtung müssen, wenn eine Verstellung des Bogens B vorgenommen werden soll, zuerst die Spannschrauben
                              									für die Lappen l desselben gelöst und nach erfolgter
                              									Drehung der Excenter e zur Festhaltung des Bogens
                              									wieder angezogen werden. Diese besondere Festhaltung des federnden Bogens ist bei
                              									weiteren Einstellvorrichtungen vermieden; durch das Festspannen wird nämlich der
                              									Bogen leicht etwas verdreht, so daſs die Deckel nicht voll auf demselben gleiten und
                              									die vorherige genaue Einstellung wieder beeinträchtigt wird. Man legt daher den
                              									federnden Bogen frei auf seine Unterstützungen und hält denselben nur an seinen
                              									beiden Enden durch eine der Verstellung nachgebende Verbindung, Federn o. dgl.,
                              									fest. Die Verstellung durch radiale Verschiebung der Unterstützungen hat man ebenso
                              									verlassen.
                           Dobson und Barlow in Bolton erreichen eine concentrische
                              									Verstellung des federnden Deckel-Laufbogens durch eine
                              										Verdrehung in senkrechter Ebene. Der Bogen B (Fig. 11 und 12 Taf. 33)
                              									ruht mit durchgeschlagenen Stahlstiften s auf festen
                              									Stelleisen S und wird durch die Gabelform derselben
                              									gegen seitliche Verschiebung gehalten. Wie der Bogen an den Seitenflächen, so wird
                              									auch jeder Schlitz der an den Kardengestellbogen G
                              									geschraubten Stelleisen seitlich abgedreht, so daſs der Bogen genau in einer Ebene
                              									gehalten wird und in derselben verschoben werden kann. Erfolgt dies in Richtung des
                              									Pfeiles Figur
                                 										12, so findet vermöge der Kopfform der Stelleisen S eine concentrische Verstellung des Bogens statt. Die Genauigkeit
                              									derselben ist also an die Gleichheit der Stützflächen aller Stelleisen S gebunden und diese erfordern daher eine sehr
                              									sorgfältige Bearbeitung. Jedes Stelleisen wird hierzu auf einer Copirmaschine nach
                              									einem erprobten Muster abgefräst. Der Bogen B wird mit
                              									dem Ende gegen die Kammwalze zu auf der Krempel durch eine gelenkig angeschlossene
                              									Feder gehalten und besitzt an dem anderen Ende eine genau geschnittene Verzahnung,
                              									in welche ein kleiner Trieb (aus Stahl oder Phosphorbronze) greift. In ein mit
                              									diesem verbundenes gröſseres Rad greift eine Schnecke, deren Achse wieder ein
                              									Schraubenrad trägt; in diese Räder auf beiden Gestellseiten der Karde greifen auf
                              									einer gemeinschaftlichen, quer durch die Deckelkette reichenden Welle befestigte
                              									Schnecken, so daſs durch Drehung dieser Welle mittels aufsteckbarer Handkurbel,
                              									wobei eine Theilscheibe die Gröſse derselben angibt, beide Deckellaufbogen
                              									gleichzeitig verstellt werden. Die Uebersetzung durch die doppelten Schneckentriebe
                              									und vermöge der Kopfform der Stelleisen ergibt für 1 Drehung der Kurbel eine radiale
                              									Verstellung von 0mm,0032.
                           Die Dobson und Barlow'sche Krempel besitzt eine
                              									Gelenkkette von 110 wandernden Deckeln, von welchen stets 44 arbeiten, und zeichnet
                              									sich dadurch aus, daſs durch die gröſsere Auswärtslegung der Laufstelle der Deckel
                              									der Beschlag bis dicht an die Gestellbogen gehen kann, also die lichte Gestellweite
                              									fast ganz ausgenutzt wird.
                           
                           Bei den von Howard und Bullough in Accrington gebauten
                              									Krempeln mit wandernden Deckeln wird die concentrische Verstellung des federnden
                              									Laufbogens durch eine wagerechte Verschiebung eines zweiten
                                 										nicht federnden Stützbogens erreicht. Wie aus Fig. 9 und 10 Taf. 33 zu ersehen,
                              									liegt dieser Stützbogen B1 auf einem abgedrehten Rande des Gestellbogens G der Karde und wird durch die Schrauben s an
                              									den festen Stelleisen S gehalten und durch Drehung der
                              									Schrauben s mittels eines an dem eingeschnittenen Kopfe
                              										k derselben angesetzten Schlüssels die Verschiebung
                              									von B1 bewirkt, deren
                              									Gröſse durch den Zeiger g, in welchen das Stelleisen
                              										S ausläuft, auf einer mit der Schraube s fest verbundenen Theilscheibe t abgelesen werden kann. Die Auſsenfläche des Bogens B1 ist abgeschrägt und
                              									dient der inneren ebenfalls abgeschrägten Fläche des federnden Bogens B, auf welchem die Deckel D laufen, zur Auflage. Der Bogen B wird an
                              									seinen Enden durch zwei kräftige Spiralfedern gehalten und legt sich mit der
                              									hinteren Fläche an einen glatt gedrehten Rand des Gestellbogens G, so daſs bei einer Verschiebung des Bogens B1 nach innen zu der
                              									federnde Bogen B auf einen gröſseren Kreis an allen
                              									Stellen gleichmäſsig aufgebogen wird. Hat man die Einstellung der Deckel an einer
                              									Stelle mit Hilfe der daselbst befindlichen Schraube s
                              									vorgenommen, so braucht man nur alle übrigen Schrauben s nach dem gleichen Theilstriche der Scheiben t zu drehen, um eine überall gleichmäſsige Deckeleinstellung zu erhalten.
                              									Die Drehung der Schrauben s um einen Theilstrich der
                              									Scheiben t entspricht einer radialen Verstellung des
                              									Bogens um 0mm,025 (0,001 Zoll englisch).
                           Die Howard und Bullough'sche Krempel hat eine Kette mit
                              									110 Deckeln, von welchen immer 43 an der Kardentrommel liegen; sie soll in der Woche
                              									(60 Stunden) 400 bis 500k Baumwolle bearbeiten.
                              									Hervorzuheben ist noch die äuſserst genaue Ausführung der Einstellvorrichtung. Die
                              									Lager der Kardentrommel können an den Gestellen sowohl senkrecht, wie wagerecht
                              									verschoben werden, so daſs die Trommelfläche den Bogen angepaſst werden kann. Die
                              									Ruhefläche am Gestellbogen G für den Bogen B1 wird zuerst unter
                              									Zuhilfenahme eines elektrischen Apparates nach dem Drehen durch Schaben abgerichtet.
                              									An der Trommel wird zu diesem Zwecke ein Taster befestigt und dieser mit dem
                              									positiven, sowie der Gestellbogen G mit dem negativen
                              									Pole einer elektrischen Stromquelle leitend verbunden. Indem der Taster über den
                              									Rand am Bogen G bei Drehung der Trommel weggeführt
                              									wird, findet bei vollkommener Berührung ein Stromschluſs statt und ein in die
                              									Stromleitungeingeschaltetes Läutewerk ertönt. Dadurch hat man ein sicheres
                              									Erkennungsmittel für die concentrische Stellung des Bogens zur Trommel. Auf gleiche
                              									Weise wird auch der federnde Bogen B auf seiner
                              									Lauffläche und ebenso die Beschlag- und Laufflächen der Deckel mit Hilfe eines
                              									ähnlichen Apparates abgerichtet.
                           Gebrüder Ashworth in Manchester, die bekannten
                              									Fabrikanten von Stahldrahtkratzen, sind ebenfalls mit einer Krempel mit wandernden Deckeln
                              									aufgetreten, welche sich in sehr kurzer Zeit trotz ihres hohen Preises eine groſse
                              									Verbreitung verschafft hat und deren eigenartige Einstellvorrichtung (vgl. * D. R.
                              									P. Nr. 28029 vom 11. Januar 1884) den streng mathematischen Forderungen am nächsten
                              									kommt. Bei derselben sind keine federnden Bogen angewendet, sondern biegsame Bänder, welche je nach dem Grade der
                              									Einstellung in verschiedener Zahl und von verschiedener Dicke über einander liegend
                              									unmittelbar auf die Kardengestell bogen gespannt werden und auf deren äuſserstem die
                              									Deckel bei ihrer Wanderung an der Trommel laufen. Diese biegsamen Stahlbänder, von
                              									deren Gleichmäſsigkeit die Genauigkeit der Einstellung abhängig ist, werden durch
                              									Abschleifen in genau gleicher Dicke hergestellt und jeder Krempel wird eine gröſsere
                              									Anzahl von verschiedener Stärke beigegeben, so daſs sich bei Zusammenlegung mehrerer
                              									Bänder nahezu eine gleiche Feinheit der Einstellung wie bei den oben beschriebenen
                              									Einrichtungen erzielen läſst. Die Bänder B (Fig. 15 Taf.
                              									33) werden auf dem Bogen G bei a mit Schrauben befestigt und an dem anderen Ende bei b in einem nachspannbaren Kloben gehalten. Die ganze
                              									Krempel besitzt einfache glatte Oberflächen, was die Sauberhaltung erleichtert. Die
                              									festen Stelleisen S und S2 tragen die Kettenrollen und
                              									Unterstützungswalzen für die Deckelkette K und das
                              									ebenfalls feste Stelleisen S1 trägt die Spannwalze für die Kette. S3 bezeichnet das Stelleisen für die
                              									Schleifwalze.
                           Die Ashworth'schen Karden, deren Vertrieb Arthur Bates in Manchester übernommen hat, sollen bei
                              									einer Beschlagbreite von 1116mm, gespeist mit
                              									einem Wickel von 1135mm Breite (von einer 1215mm breiten Schlagmaschine erhalten) bei einer
                              									Mischung von egyptischer und amerikanischer Baumwolle in 72 Stunden 546k leisten. Die ganze Länge der Krempel beträgt
                              										3m,18, die ganze Höhe 1m,84. Das Trommellager ist senkrecht mittels der
                              									Schraube s zu verstellen. Die Trommel besitzt an den
                              									Stirnflächen besondere Blechscheiben, welche etwas über den Beschlag wegreichen und
                              									verhindern, daſs an den Beschlagrändern mit der Trommel umlaufende Flugwolle sich
                              									ansetzt, oder solche seitlich ausgeworfen wird. Die wandernde Kette besitzt 109
                              									Deckel, von welchen 40 arbeiten. Der Stahldrahtbeschlag wird auf den Deckeln mit
                              									Drahtklammern an Stelle der sonst benutzten Bleinieten befestigt, wodurch die
                              									Kratzenstreifen auf den Deckeln etwas breiter werden.
                           Für den Laufbogen der wandernden Deckel bringt T. S.
                                 										Whitworth in Manchester (Englisches Patent 1884 Nr. 3556) ein biegsames Band in Vorschlag, welches von einzelnen radial stellbaren Bogenstücken unterstützt
                              									wird. Diese Bogenstücke b (Fig. 13 Taf. 33) greifen
                              									zur Bildung einer ununterbrochenen Stützfläche mit Ueberlappung über einander,
                              									verschieben sich radial in Schlitzen des Gestellbogens G und werden an demselben nach ihrer Einstellung durch Schrauben s festgespannt. Jedes einzelne Bogenstück ist für sich durch eine
                              									Stützschraube e stellbar und alle Bogenstücke können
                              									dadurch gleichzeitig und gleichmäſsig verstellt werden, daſs die Schrauben e sich auf Winkel d
                              									stützen, welche gleichfalls in den radialen Schlitzen am Gestellbogen G für die Bogenstücke b
                              									geführt sind und von denen Zapfen g in die Spiralspur
                              										h eines Ringes R
                              									greifen. Wird dieser innen gezahnte Ring R mit Hilfe
                              									des kleinen Triebes r gedreht, so erhalten alle
                              									Bogenstücke b gleichmäſsig Verschiebung.
                           Recht sonderbar erscheint solchen vieltheiligen Ein Stellvorrichtungen gegenüber der
                              									Vorschlag von J. Elce und T. S.
                                 										Whitworth in Manchester (Englisches Patent 1885 Nr. 8069), von jeder Einstellvorrichtung abzusehen und einfach die
                              										Laufflächen der Deckel und des Bogens beim
                              									Schleifen des Kratzenbeschlages mit nachzuschleifen.
                              									Auf dem Gestellbogen G (Fig. 14 Taf. 33) wird der
                              									Lauf bogen B an Lappen l
                              									des ersteren befestigt und dessen äuſsere Fläche in gleicher Höhe mit den
                              									Beschlagspitzen der Trommel abgeschliffen. Die Deckel D
                              									erhalten besondere Laufklötzchen e, welche ebenso mit
                              									den Beschlagspitzen in gleiche Höhe gebracht werden. Natürlich ist bei dieser
                              									Einrichtung nothwendig, daſs beim Aufziehen neuer Kratzen auch immer neue Laufbogen
                              									und neue Laufklötzchen eingesetzt werden, was für die Dauer nicht besonders
                              									einladend erscheint.
                           Aehnlich absonderlich muſs auch der von J. Rob. Loeffel
                              									in Paris (* D. R. P. Nr. 34008 vom 1. Juli 1885) gemachte Vorschlag erscheinen,
                              									statt den Lauf bogen radial zu verstellen, die Kardentrommel
                                 										im Durchmesser zu vergröſsern und zu verkleinern. Hierzu wird, wie in Fig. 16 und
                              										17 Taf.
                              									33 veranschaulicht ist, die Trommel aus einzelnen mit Blattkratzen beschlagenen
                              									Bogenstücken b zusammengesetzt, welche gleichzeitig
                              									radial nach Art der ausdehnbaren Riemenscheiben verstellt werden. Die Bogenstücke
                              										b werden von Spindeln s getragen, welche an den Stirnflächen einer Trommel M und einer besonderen Scheibe N radial geführt werden. In der Mitte hat jede Spindel s einen Gewindebund und die Mutter m für denselben bildet ein Kegelrad. In alle Kegelräder
                              									greift das groſse Kegelrad R ein, so daſs bei einer
                              									Verdrehung desselben der Beschlagdurchmesser der eigentlichen Kardentrommel ein
                              									gröſserer oder kleinerer wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
