| Titel: | Qurin's Dampfmaschine mit hin und her gehendem Cylinder. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 555 | 
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                        Qurin's Dampfmaschine mit hin und her gehendem
                           								Cylinder.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									34.
                        Qurin's Dampfmaschine mit hin und her gehendem
                           								Cylinder.
                        
                     
                        
                           Jene Anordnung der Dampfmaschine, wobei der Kolben feststeht und der Cylinder sich
                              									hin und her bewegt (vgl. F. Voigt bezieh. Lappe 1882 243 * 269), hat
                              									bis jetzt nur sehr vereinzelte Ausführungen gefunden, welche wohl schon wieder der
                              									Vergessenheit anheim gefallen sind. Diese Erscheinung ist hinreichend in dem
                              									Umstände begründet, daſs die fraglichen Dampfmaschinen, abgesehen etwa von der
                              									Möglichkeit eines sehr gedrungenen Baues, den üblichen Kolbenmaschinen gegenüber
                              									keinerlei Vorzüge besitzen, wohl aber sehr erhebliche grundsätzliche Nachtheile. Zu
                              									diesen gehört in erster Linie die groſse Masse der hin und her gehenden Theile,
                              									welche selbst bei möglichster Ausgleichung durch Gegengewichte am Schwungrade einer
                              									raschen Bewegung sehr ungünstig ist, sowie die schwer zugängliche Lage der
                              									Dampfvertheilungsorgane, wodurch die Beaufsichtigung und Regulirung der letzteren
                              									sehr erschwert wird, abgesehen von mancherlei anderen weniger bedeutenden
                              									Nachtheilen, wie vergröſserte Reibung, Schwierigkeit bezieh. Unmöglichkeit,
                              									Präcisionssteuerungen zu verwenden u.s.w.
                           
                           Von diesen grundsätzlichen Fehlern ist natürlich auch die neue Maschine von Ig. Qurin in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 36612
                                 									vom 17. Januar 1886) nicht frei, so sorgfältig dieselbe auch in Bezug auf mancherlei
                              									Einzelheiten durchgearbeitet erscheint. Fig. 1 bis 4 Taf. 34 zeigen eine der
                              									von Qurin getroffenen liegenden Anordnungen solcher
                              									Dampfmaschinen. Mit dem Ständer A, in welchem die
                              									dreifach gekröpfte Kurbelwelle gelagert ist, hängt die wagerechte Kolbenstange
                              									zusammen, in deren Innerem sich die gesammten Dampfkanäle angeordnet finden. Die
                              									Anordnung entspricht dabei insofern der Compoundmaschine, als das Ausschieben des Cylinders
                              									durch die Expansion desselben Dampfes bewirkt wird, welcher vorher unter
                              									Hochdruckspannung den Cylinder eingeschoben hat.
                           Der Ständer A ist hohl gegossen; der Kesseldampf tritt
                              									zunächst in den Kanal d ein, welcher den inneren
                              									Hohlraum c mantelartig von drei Seiten umgibt.In der Patentschrift ist dieser Raum c als
                                    												„Receiver“ bezeichnet; seine Thätigkeit deckt sich aber nicht mit
                                    											der des bei Compoundmaschinen mit rechtwinkelig stehenden Kurbeln
                                    											angewendeten Zwischenbehälters, sondern erscheint als ein einfacher
                                    											Wärmapparat für den abströmenden Hochdruckdampf. Aus dem Kanäle
                              										d gelangt der Dampf durch den lothrecht
                              									emporsteigenden Kanal e in den ersten Schieberkasten
                              										f, aus welchem der Schieber g den Dampf während einer entsprechenden Zeit durch den Kanal e1 in den ringförmigen
                              									Raum zwischen Kolbenstange und Cylinder einströmen läſst, so daſs der Dampf die
                              									Verschiebung des Cylinders nach links bewirken kann. Der Cylinder selbst ist, wie
                              										Fig. 1 und
                              										2 deutlich
                              									zeigen, durch eine Stopfbüchse an der Kolbenstange sowie durch den langen, an die
                              									letztere angeschraubten Kolben in seiner eigenen Bohrung geführt. Bei der
                              									Rückbewegung des Cylinders strömt der Dampf aus dem äuſseren ringförmigen Raume
                              									unter der Höhlung des Schiebers durch den Kanal i in
                              									den Raum c (Fig. 1 und 4), woselbst er sich durch
                              									den Einfluſs des umgebenden Dampfmantels d wieder
                              									erwärmt; damit dies möglichst vollkommen geschehe, ist der Kanal i bogenförmig bis in den hinteren (linken) Theil des
                              									Behälters c geführt. Von hier aus geht der Dampf durch
                              									die Oeffnung j und den centralen Kanal der Kolbenstange
                              									nach dem innerhalb des Kolbens befindlichen Schieber k,
                              									durch welchen der Dampf nunmehr in den Raum hinter dem Kolben gelangt und den
                              									Cylinder ausschiebt. Beim Rückgange des letzteren endlich entweicht der Dampf,
                              									nachdem er sich beträchtlich ausgedehnt hat, unter der Schieberhöhlung weg durch den
                              									Kanal n und die Oeffnung o. Fig.
                                 										3 zeigt einen Querschnitt durch den Schieber k und die Kolbenstange, aus welchem sich die Anordnung der Kanäle deutlich
                              									ersehen läſst. Der Querschnitt des Raumes hinter dem Kolben ist etwa dreimal so
                              									groſs als der ringförmige Raum um die Kolbenstange.
                           Die Bewegung der Schieber erfolgt von der Wellenkröpfung r aus, indem
                              									die hier angelenkte Excenterstange einestheils mit dem Schieber k im Inneren des Kolbens unmittelbar verbunden ist,
                              									andererseits aber auch noch einen doppelarmigen Hebel q
                              									in Bewegung setzt, an welchen die Stange des Schiebers g angeschlossen ist, welcher solchergestalt die erforderliche genau der
                              									des Schiebers k entgegengesetzte Bewegung erhält. Der
                              									Cylinder ist mit zwei Schildzapfen versehen, von welchen aus zwei Lenkstangen nach
                              									den beiden Kröpfungen der Kurbelwelle gehen.
                           Wesentlich einfacher gestaltet sich natürlich die Maschine, wenn dieselbe nur einfach wirkend angeordnet wird. Es verschwindet
                              									alsdann der erste Schieberkasten f und ebenso die
                              									zusammengesetzte Hebelvorrichtung zur Bewegung des Schiebers g; weitere Vereinfachungen sind noch durch Anordnung der Kurbelwelle zur
                              									Rechten des Cylinders möglich, indem dann die doppelte Kröpfung entbehrlich und ein
                              									gewöhnliches Excenter zur Bewegung der Steuerung verwendbar wird.
                           Fig. 5 und
                              										6
                              									veranschaulichen eine Maschine, welche in gewöhnlicher Weise mit gleichem
                              									Dampfdrucke auf beiden Seiten (also doppelt wirkend)
                              									betrieben werden soll. Bei dieser ist die hohle Kolbenstange auch nach der anderen
                              									Seite verlängert, so daſs man auf beiden Seiten gleiche Kolbenfläche erhält. Dabei
                              									erfolgt der Zutritt des Dampfes in den Schieberkasten durch die rechtsseitige Stange
                              									mittels der Oeffnung q, während der Austritt links
                              									durch die Oeffnung r stattfindet. Aus Fig. 5, dem Querschnitte
                              									durch die Mitte des Kolbens, und aus Fig. 6 ist deutlich
                              									ersichtlich, wie der Austrittskanal o unter dem
                              									Schieber sich seitlich in zwei Oeffnungen o1 fortsetzt, welche dann bei o2 (Fig. 6) in die linke
                              									Kolbenstange münden. Der Kolben selbst besteht aus zwei mit je einer Kolbenstange
                              									zusammengegossenen, durch Schrauben verbundenen Hälften, um so den Schieberspiegel
                              									zugänglich zu machen. Bei G ist die Kolbenstange am
                              									Gestelle befestigt, bei H aber wird sie nur durch eine
                              									Stopfbüchse umschlossen, so daſs der Ausdehnung derselben in der Wärme kein
                              									Hinderniſs entgegensteht. Bemerkenswerth ist noch die Unterstützung des Cylinders
                              									durch eine über seine ganze Länge gehende Gleitbahn K,
                              									wodurch jedenfalls eine bedeutende Schonung der Stopfbüchsen eintritt. Die Anordnung
                              									der Kurbeln und der Steuerung unterscheidet sich, abgesehen davon, daſs nur ein Schieber zu bewegen ist, nicht wesentlich von jener
                              									in Fig. 1 und
                              										2.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
