| Titel: | Zur Verarbeitung und Verwerthung natürlicher und künstlicher Rohphosphate. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 581 | 
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                        Zur Verarbeitung und Verwerthung natürlicher und
                           								künstlicher Rohphosphate.
                        (Patentklasse 16. Schluſs des Berichtes Bd. 264 S.
                           								534.)
                        Verarbeitung und Verwerthung von Rohphosphaten.
                        
                     
                        
                           Darstellung von Alkaliphosphaten bezieh. freier
                                 										Phosphorsäure.
                           Schmilzt man Thomasschlacke oder sonstige Kalkphosphate mit schwefelsaurem Kali oder
                              									schwefelsaurem Natron und Kohle und laugt die dadurch erhaltene Schmelze nach dem
                              									Erkalten mit Wasser aus, so findet man, nach Angabe von L.
                                    										Imperatori in Düsseldorf (D. R. P. Nr. 35666 vom 23. April 1885) in der
                              									Lösung nur Spuren von Alkaliphosphaten. Wird dagegen die Schmelze vor dem Auslaugen
                              									mit Kohlensäure behandelt, so geht der gröſste Theil der Phosphorsäure in die
                              									Lösung. Durch das Schmelzen der Thomasschlacke mit Sulfat
                                 										und Kohle erhält man im Wesentlichen eine Mischung von Schwefelcalcium und
                              									Natriumphosphat, wie folgende Reaction zeigt:
                           Ca3(PO4)2 + 3Na2SO4 + 6C = 3CaS + 2Na3PO4 + 6CO2.
                           Durch den Schmelzprozeſs sollen ferner die in der Schlacke enthaltenen Phosphate von
                              									Eisen und Mangan in lösliches Natriumphosphat übergeführt werden. Zweck der zum
                              									Auslaugen der Schmelze nöthigen Kohlensäure ist daher nicht wie bei dem im Patente
                              									Nr. 32898 (vgl. 1885 258 367) beschriebenen Verfahren
                              									eine Umsetzung von Ca3(PO4)2 und Na2CO3 zu Na2HPO4 und CaCO3, sondern eine Ueberführung des Kalkes in Carbonat, um zu verhindern,
                              									daſs wieder rückwärts unlösliches Calciumphosphat gebildet werde.
                           Die Kohlensäure kann entweder unmittelbar auf die in Stücke von
                              									Nuſsgroſse zerschlagene Schmelze einwirken, oder die letzteren werden mit
                              									Natriumbicarbonat gemischt, dann auf 100° erwärmt und eingelaugt, oder aber mit
                              									einer gesättigten Sodalauge (durch die man so lange Kohlensäure geleitet hat, bis
                              									eine Trübung entstand) begossen und dann zu einem Breie angerührt, in welchen wieder
                              									Kohlensäure eingeleitet wird. Bei dieser Behandlung mit Kohlensäure wird mit dem in
                              									der Schmelze vorhandenen freien Kalk auch ein Theil des Schwefelcalciums der
                              									Schmelze in Schwefelwasserstoff und kohlensauren Kalk umgesetzt und das basische
                              									phosphorsaure Natron (Na3PO4) in neutrales phosphorsaures Natron (Na2HPO4)
                              									verwandelt.
                           
                           Nach dieser Behandlung wird die Schmelze mit Wasser ausgelaugt.
                              									Neben dem neutralen phosphorsauren Natron finden sich in der Lauge groſse Mengen
                              									kohlensaures Natron; beide Salze werden durch Krystallisation getrennt. (Vgl. auch
                              										Imperatori 1886 260
                              									471.)
                           Um die durch Aufschlieſsen von Calciumphosphaten mittels Alkalisulfat und
                              									Schwefligsäure oder Salzsäure erhaltenen Alkaliphosphatlaugen von Eisen und Mangan zu befreien, verdampft M. v. Maltzan in Doberan (D. R. P. Nr. 36364 vom 21. April 1885) die vom
                              									Gyps getrennten Laugen, bis die Eisen- u.s.w. Phosphate, welche noch in Lösung
                              									waren, ausgefallen sind. Darauf wird die Lösung gemeinsam mit dem Ausgeschiedenen
                              									zur Trockne gebracht und im Wasserdampf- und Luftstrome geglüht. Hierbei entweichen
                              									Schwefligsäure, Schwefelsäure bezieh. Salzsäure und im Rückstande befinden sich
                              									hauptsächlich dreibasische Alkaliphosphate, während die Eisen- u.s.w. Verbindungen
                              									zersetzt sind; jene werden ausgelaugt und weiter verarbeitet.
                           Hat man die Lösung der Alkaliphosphate von den ausgeschiedenen Eisen- u.s.w.
                              									Phosphaten getrennt, so bringt man sie für sich zur Trockne, glüht unter
                              									Zuhilfenahme von Wasserdampf und Luft und zersetzt die ausgeschiedenen Phosphate mit
                              									denselben entweder trocken bei hoher Temperatur, oder feucht in geringerer Wärme,
                              									oder man mischt den Trockenrückstand mit den Eisen- u.s.w. Phosphaten und glüht im
                              									Luft- und Wasserdampfstrome.
                           Ziemlich umständlich ist das von G. Deumelandt in
                              									Potsdam (D. R. P. Nr. 38282 vom 22. September 1885) angegebene Verfahren zur
                              									Darstellung von freier Phosphorsäure und Alkaliphosphaten aus Thomasschlacken und anderen basischen
                                 										Phosphaten mittels Oxalsäure und deren
                              									Alkalisalze unter Wiedergewinnung der letzterem Dem Verfahren liegt die Thatsache zu
                              									Grunde, daſs die Phosphate durch auf einander folgende Behandlung mit Oxalsäure und
                              									Ammoniak oder aber auch mit Ammoniumoxalat ihre Basen an die Oxalsäure und die
                              									Phosphorsäure an das Ammoniak abgeben.
                           Zu dem Ende wird das fein gepulverte Phosphat, besonders
                              									Thomasschlacke, welchem zweckmäſsig vorher nach dem Verfahren des Patentes Nr. 32957
                              									durch Salmiaklösung die freien Basen entzogen worden sind, in ein Gefäſs mit
                              									Rührwerk und Dampfleitung gebracht, mit einer Lösung von Oxalsäure überschüttet und
                              									gekocht. Man wendet Mengen von 500k Schlacke und
                              									das etwa 5/4 fache
                              									von Oxalsäure an. Es wird eine Lösung erhalten, welche sämmtliche Phosphorsäure,
                              									einen Theil Oxalsäure, Eisen und Mangan enthält, während der Rückstand (B, vgl.
                              									Tabelle) aus Eisen-, Mangan- und Calciumoxalat besteht. Aus der Lösung fällt man
                              									Eisen und Mangan mittels Ammoniak als Phosphate, welche letztere durch Kochen mit
                              									Natronlauge in Mangan- und Eisenhydroxyd und Natriumphosphat umgesetzt werden; das
                              									letztere wird durch Eindampfen und Krystallisation gewonnen. Die von Eisen und
                              									Mangan befreite Lauge von Ammoniumphosphat, Ammoniumoxalat und Kieselsäure wird bis
                              									zur kristallinischen Abscheidung des Ammoniumoxalates eingedampft, welches auf diese
                              									Weise zum groſsen Theile wieder gewonnen wird. Den Rest Ammoniumoxalat fällt man
                              									mittels sauren Calciumphosphates, so daſs, nach Entfernung des gefällten
                              									Calciumoxalates, die Lauge nur noch Ammoniumphosphat und Kieselsäure enthält.
                              									Dieselbe wird nunmehr zur Trockne eingedampft. Der erhaltene Trockenrückstand wird
                              									zur Rothglut erhitzt und dadurch das Ammoniak ausgetrieben. Die zurückbleibende Phosphorsäure schmilzt man
                              									mit entwässertem Chlorkalium und Chlornatrium, wobei Salzsäure entweicht. Die
                              									Schmelze gibt nach dem Erkalten und Auflösen in Wasser eine Lösung von
                              									Alkaliphosphat und Kieselsäure. Der bei der ursprünglichen Behandlung der Schlacken
                              									mit kochender Oxalsäurelösung erhaltene Rückstand (B), bestehend aus Calcium-,
                              									Eisen- und Manganoxalat, sowie das durch Fällen erhaltene Calciumoxalat werden
                              									entweder mit Salzsäure oder Schwefelsäure zur Abscheidung der Oxalsäure zerlegt,
                              									oder aber durch Kochen mit Alkalilauge in Alkalioxalat übergeführt, welches
                              									letzteres zur theilweisen Zerlegung der Phosphate an Stelle freier Oxalsäure
                              									verwendet werden kann. Das, wie angegeben, durch Krystallisation abgeschiedene
                              									Ammoniumoxalat kann entweder ebenso wie das erwähnte Alkalioxalat zur Zerlegung
                              									neuer Mengen von Phosphaten dienen, oder man versetzt damit saure Phosphate, wobei
                              									dann die Behandlung mit freier Oxalsäure und mit Ammoniak vereinigt ist. Ueber den
                              									Werth des Verfahrens gibt folgende Zusammenstellung Aufschluſs:
                           
                              
                                 100 Schlacke (mit 27,53 Proc.
                                    											Phosphorsäure) + 124 Oxalsäure.
                                 
                              
                                 A) Lösung, enthält Phosphorsäure,
                                    											Kieselsäure, Oxalate vonEisen und Mangan. Auf Zusatz von Ammoniak
                                    											entsteht:
                                 B) Rückstand,Oxalate von
                                    											Calcium(Eisen und Mangan).Auf Zusatz vonNatronlauge
                                    											ent-steht:
                                 
                              
                                 C) Lösung von Ammoniumphosphat
                                    											und-Oxalat und Kieselsäure. Nach dem Ein-dampfen und
                                    											Auskrystallisiren des Am-moniumoxalates entsteht auf Zusatz
                                    											vonChlorcalcium: †
                                 D) Niederschlag vonEisen- und
                                    											Mangan-phosphaten. MitNatronlauge gekocht,wird er zerlegt
                                    											in:
                                 
                              
                                 G) Ammoniumphosphat
                                    											undKieselsäure geglüht:
                                 M) Cal-cium-oxalat.Die
                                    											Mengeder imKalk- undAm-monium-oxalat
                                    											be-findlichenOxalsäurebeträgt26,66%
                                 E) Rück-stand
                                    											vonMangan-und Eisen-hydroxyd
                                 F)
                                    											LösungvonNatrium-phosphat(6,43%Phosphor-säure)
                                 O)
                                    											Rück-stand,Kalk,Mangan-und Eisen-hydroxyd
                                 N)
                                    											Lösung,Natrium-oxalat(97,14%Oxal-säure)
                                 
                              
                                 H) Phosphorsäure-hydrat, welches,
                                    											mitChlornatrium ge-schmolzen, zerlegtwird in:
                                 I) Am-moniak
                                 
                              
                                 L) Kieselsäureund
                                    											Natrium-phosphat(20,20 als drei-basische Phos-phorsäure
                                    											be-stimmt)
                                 K)Salz-säure
                                 
                              
                           † Saures Calciumphosphat wurde bei dem zur Analyse bestimmten
                              									Versuche vermieden, um nicht neue Phosphorsäure einzuführen.
                           Versuchsergebniſs.
                           
                              
                                 Phosphorsäure
                                 angewendet
                                 27,53,
                                 erhalten
                                 20,206,43
                                 Nicht
                                 gewonnen
                                 0,90
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 26,63
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Oxalsäure
                                 „
                                 124,00,
                                 „
                                 26,6697,14
                                 „
                                 „
                                 0,20.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 123,80
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Hiernach erscheint das Verfahren trotz seiner Umständlichkeit wohl lohnend, erfordert
                              									aber groſse Aufmerksamkeit und Beaufsichtigung des Betriebes.
                           Phosphor haltiges Roheisen ist schon mehrfach zur Herstellung von Alkaliphosphaten vorgeschlagen. Imperatori (vgl. 1886 260 471) schmilzt
                              									dasselbe mit Natriumsulfat im Soda-Drehofen zusammen, während Andere, z.B. G.
                                 										Thomas selbst, Alkalicarbonate oder Chloride als basische Zuschläge in der
                              									Birne beim Thomasverfahren benutzen. Th. Twynam in
                              									Minford Gardens (D. R. P. Kl. 18 Nr. 38156 vom 6. März 1886) setzt dem Roheisen,
                              									welches vortheilhaft vorher von seinem Gehalte an Silicium befreit ist, in einer
                              									basisch oder neutral ausgefütterten Birne dreibasisches Alkaliphosphat, d.h. ein
                              									Alkaliphosphat, das drei Aequivalente der Basis auf ein Aequivalent Phosphorsäure
                              									enthält, zu. Das letztere wird am einfachsten dadurch hergestellt, daſs man die
                              									alkalische Schlacke von dem basischen Bessemer- oder Siemens-Ofen in eine basisch
                              									oder neutral ausgefütterte Gieſspfanne abläſst, in welche man aus einem Kupolofen
                              									geschmolzenes Alkalicarbonat zuflieſsen läſst. Die Reaction erfolgt schnell und die
                              									gebildete Schlacke, welche dreibasisches Natriumphosphat enthält, das mit Eisen-,
                              									Mangan- u.s.w. Oxyd gemischt ist, kann unmittelbar als Alkalizusatz bei der
                              									Entphosphorung von Phosphor haltigem Roheisen in einer basisch oder neutral
                              									ausgefütterten Birne oder einem Siemens-Ofen benutzt werden. An Stelle des
                              									Alkalicarbonates kann auch ein Gemisch von Alkalisulfat mit Kokesstaub oder auch
                              									Alkalichlorid zur Umsetzung des einbasischen Alkaliphosphates in dreibasisches
                              									Phosphat verwendet werden. Für je 1 Procent in dem Roheisen vorhandenen Phosphor
                              									werden 1½ bis 3 Th. des dreibasischen Natriumphosphates (3Na2O.P2O5) zugesetzt, Aus der Schlacke wird das lösliche
                              									Natriumphosphat ausgelaugt; die in derselben verbleibenden unlöslichen Phosphate
                              									dienen zur Herstellung des dreibasischen Alkaliphosphates in einer der besprochenen
                              									Weisen.
                           
                        
                           Verwerthung von Thomasschlacken und ähnlichen
                                 										Eisenschlacken.
                           Ueber den Werth und die Verwendung des Thomasschlackenmehles für den Ackerbau
                              									berichtete A. Frank (vgl. auch 1886 260 472) in der Agrikulturchemischen Section der
                              									Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Berlin 1886. Nach einer kurzen
                              									geschichtlichen Darstellung über die Entstehung derselben und über die Versuche,
                              									welche zur Erzielung einer möglichst Phosphor reichen Schlacke beim Bessemern
                              									namentlich nach dem Vorschlage von Scheibler (1886 260 470) angestellt sind, geht Frank auf den Werth der Thomasschlacke selbst über. Der mittlere Gehalt
                              									derselben beträgt nach Fleischer's Zusammenstellung in
                              									Hunderttheilen:
                           
                              
                                 Phosphorsäure
                                 17,5
                                 
                              
                                 Kalk
                                 49,6
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   4,7
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   9,3
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   4,1
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   2,0
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   4,0
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,5
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   0,2
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   7,5,
                                 
                              
                           
                           während der niedrigste von ihm gefundene Phosphorsäuregehalt
                              									11,39, der höchste 22,97 Proc. beträgt; in anderen dem Verfasser zu Gebote stehenden
                              									Analysen weichen diese Zahlen noch weiter ab, nämlich von etwa 8 Proc. Phosphorsäure
                              									mindestens bis zu 26 Proc. höchstens.
                           Die bisherigen meistens auf Herstellung von Präcipitat gerichteten
                              									Aufarbeitungsverfahren scheinen nach Frank z. Th. zu
                              									theuer, namentlich mit Rücksicht auf die aus der Einführung des
                              									Ammoniaksodaverfahrens herrührende Preiserhöhung der Salzsäure, zum Theile nach den
                              									Untersuchungen von Hoyermann (1886 260 471) überflüssig zu sein, da die Schlacken schon als
                              									solche ein für viele Bodenarten wohl geeignetes Düngemittel abgeben und bei
                              									richtiger Zerkleinerung und Anwendung keine der befürchteten Nachtheile bringen. Was
                              									zunächst den hohen Kalkgehalt der Schlacke betrifft, so ist Kalk ein für die meisten
                              									Bodenarten so wirksamer Dungstoff, daſs sich schon dessen Bezug auf weite Strecken
                              									für den Landwirth bezahlt macht; es kommt aber im vorliegenden Falle noch dazu, daſs
                              									in der Thomasschlacke ein gröſserer Theil des Kalkes an Phosphorsäure gebunden ist,
                              									als in anderen bisher bekannten Phosphaten; denn während letztere zumeist
                              									Tricalciumphosphate sind, haben neuere Versuche unzweifelhaft erwiesen, daſs die auf
                              									feuerflüssigem Wege entstehende Verbindung in der Thomasschlacke Quadriphosphate
                              									bildet, welche wesentlich leichter von Kohlensäure und anderen Agenden gelöst werden
                              									als Triphosphate. (Vgl. 1886 260 471. 261 399.)
                           Prof. Kraut (vgl. oben D. R. P. Nr.
                              									35533) in Hannover hat diese interessante Entdeckung auch bereits praktisch
                              									verwerthet, indem er im Gegensatze zu unseren bisherigen Verfahren der sauren
                              									Aufschlieſsung der Phosphate eine solche auf kalkbasischem Wege vorgeschlagen hat,
                              									ein Verfahren, welches für die Benutzung zahlreicher Phosphatvorkommen, die ihres
                              									Eisen- und Thonerdegehaltes halber bisher keine Anwendung zu Superphosphaten finden
                              									konnten, groſse Bedeutung gewinnen dürfte. Was die behauptete Schädlichkeit des
                              									Eisenoxydul- und Sulfidgehaltes der Schlacke betrifft, so zeigt eine einfache
                              									Betrachtung, daſs dieselbe kaum in die Erscheinung treten könne, da selbst bei einer
                              									gewiſs übermäſsigen Anwendung von 1000k
                              									Schlackenmehl auf 1ha die Vertheilung der darin
                              									enthaltenen etwa 100k Eisenoxydul und 15 bis 20k Sulfide so bedeutend wird, daſs eine rasche
                              									Oxydation noch vor der möglichen Einwirkung auf den Pflanzenwuchs vollkommen
                              									gesichert erscheint. Auch bei der Verrottung von Dünger oder Pflanzenresten im Boden
                              									finden stets reducirende Vorgänge statt, welche die Bildung von Eisenoxydul und
                              									Sulfiden bewirken; diese vorübergehend auftretenden Producte werden aber in gut
                              									durchlüftetem Boden rasch wieder höher oxydirt. Ein Acker ist nicht unfruchtbar,
                              									weil sich darin Eisenoxydul findet, sondern er enthält gröſsere Mengen Eisenoxydul
                              									dauernd, wenn er in Folge mangelhafter Durchlüftung versauert und deshalb nicht in
                              									einem für den Pflanzenwuchs geeigneten Zustande, d. i. fruchtbar, erhalten ist.
                           Kann hiernach in chemischer Beziehung ein Bedenken gegen die
                              									Anwendung von roher Thomasschlacke nicht erhoben werden, so ist doch, um eine
                              									günstige und thunlichst rasche Wirkung zu sichern, die allerfeinste mechanische
                              									Zerkleinerung derselben unbedingt erforderlich und muſs dies bei Bewerthung des
                              									Schlackenmehles neben dem Phosphorsäuregehalte besonders beobachtet werden.
                              									Vielleicht lieſsen sich für die Mahlung ähnliche allgemeine Normen aufstellen, wie
                              									solche jetzt für Cemente gelten.
                           Eine sehr wesentliche Förderung der feinen Vertheilung und
                              									Auflockerung wird bei der Thomasschlacke durch Behandlung mit Chlormagnesium nach
                              									dem von Frank vorgeschlagenen Verfahren (D. R. P. Kl.
                              									18 Nr. 27106 vom 16. September 1883) erzielt und ebenso werthvoll ist die Anwendung
                              									der mit Chlormagnesium aufgeschlossenen Schlacke für Herstellung von Lösungen,
                              									welche zur Bindung des Ammoniaks, namentlich aber zur Ausfällung und Klärung von
                              									Abwässern und Spüljauchen aller Art dienen; während fast alle anderen für letzteren
                              									Zweck bisher empfohlenen Hilfsmittel selbst bei günstiger Wirkung in keiner Weise
                              									den landwirthschaftlichen Werth des von demselben erzeugten Niederschlages
                              									erhöhen, bietet die Lösung der Thoraasschlacke nicht nur eine Vereinigung
                              									sämmtlicher bisher mit Erfolg benutzten Fällmittel: Eisen-, Mangan-, Thonerde- und
                              									Magnesiasalze, gelatinöse Kieselsäure und gelöste Phosphate, sondern sie liefert
                              									auch mit den durch vorherigen Zusatz von Kalkmilch alkalisch gemachten Spüljauchen
                              									einen Niederschlag, welcher neben und zwischen den organischen Stoffen der Abwässer
                              									alle Phosphorsäure der Schlacke als phosphorsaure Ammoniakmagnesia und
                              									Tricalciumphosphat in feinst vertheilter, leicht löslicher Form enthält und durch
                              									letztere Bestandtheile wohl allein im Stande ist, die Kosten der chemischen Fällung
                              									und Klärung wieder einzubringen.
                           Als Ersatz des Superphosphates für Rübenbau wird sich die
                              									Thomasschlacke wohl nie einführen lassen, wohl aber hält Frank dieselbe für das Phosphat des armen Mannes oder vielmehr des armen
                              									Bodens.
                           Auch in England, in Downton und in Ferryhill (Durham) wurden von
                              									Prof. Wrightson und Mums
                              									Versuche durchgeführt, die Thomasschlacken als Düngemittel zu verwenden, und dabei
                              									die besten Erfolge erzielt. In Downton wurden auf einen Acker von 40a,5 etwa 500k
                              									Schlacke verwendet und ergab die Ernte die doppelte Menge Frucht im Vergleiche zu
                              									nebenliegenden, mit anderen Mitteln gedüngten Gründen. In Ferryhill stieg das
                              									Verhältniſs sogar auf das 4fache. Das Bemerkenswertheste dabei ist, daſs die
                              									Düngeschlacke 14,3 Proc. Phosphorsäure enthielt, während in den Düng-Coprolithen von
                              									Cambridge 55 Proc. Tricalciumphosphat und in weiteren Düngemitteln, die dort
                              									Verwendung fanden, 26 bis 45 Proc. löslicher Phosphate enthalten waren.
                           Wrightson und Mums glauben
                              									die Erklärung für diese Wirkung der rohen Thomasschlacke ebenfalls in der
                              									eigenthümlichen Art, in welcher die Phosphorsäure in der Schlacke gebunden ist, zu
                              									finden. Sie empfehlen im Engineering and Mining
                                 										Journal, 1886 Bd. 41 S. 464 auf Thon- und Lehmboden für 1a etwa 5k,
                              									während auf Kreideboden 12 bis 25k anzuwenden
                              									wären.
                           G. Wolff in Düsseldorf (vgl. S. 484 d. Bd.) schlägt mit
                              									Säuren aufgeschlossene, stark Eisen haltige Schlacken im Allgemeinen, wie Puddel-
                              									und Schweiſsschlacke, und im Besonderen mit Säuren aufgeschlossene Thomasschlacken
                              									entweder für sich, oder in Verbindung mit den vorgenannten als Fällungs- bezieh.
                              									Klärmittel für Schmutzwässer vor. Als solche sind dieselben bereits durch M. Nahnsen (vgl. 1880 260
                              									471) und durch Neujean in Lüttich (Belgische Patente
                              									Nr. 57956, 58408 und 58607 in Recueil spécial des brevets
                                 										d'invention, 1882 Bd. 29 V. S. 135 sowie I. S. 49 und 50) schon
                              									bekannt.