| Titel: | Neuerungen an Heizungs- und Lüftungs- Einrichtungen für Eisenbahnwagen. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 67 | 
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                        Neuerungen an Heizungs- und Lüftungs-
                           								Einrichtungen für Eisenbahnwagen.
                        Mit Abbildungen.
                        Heizungs- und Lüftungseinrichtungen für Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Die Cable Railway Company in Chicago versieht nach Iron, 1886 Bd. 27 S. 113 ihre Wagen mit einer Heizungseinrichtung, bei welcher Kohlenstoff reiches Oel als Feuerungsmaterial verwendet
                              									wird. Dasselbe befindet sich in einem Messingcylinder von 0m,15 Durchmesser und 0m,6 Länge, welcher wagerecht in der Mitte des Wagens im Untergestelle
                              									befestigt ist. Durch Federdruck wird das Oel in feinem Strahl in den Feuerraum
                              									gepreſst, welcher als Büchse aus feuerfestem Thon, bedeckt mit einer eisernen Glocke von
                              										0m,2 Durchmesser, gebildet ist. Diese
                              									Feuerbüchse ist mit einem Blechmantel umgeben und liegt im Boden des Wagens; die von
                              									unten zuströmende Luft umspült die glühende Feuerbüchse und tritt dann durch ein im
                              									Boden angebrachtes Gitter in den Wagen.
                           Eine ähnliche Einrichtung ist nach dem Centralblall der
                                 										Bauverwaltung, 1886 S. 74 auch an einer gröſseren Anzahl von Eisenbahnwagen
                              									der östlichen Bahnen Nordamerikas angebracht worden, um dieselben für den Versandt von Gemüsen und Früchten frostfrei zu
                              									erhalten. Die von W. E. Eastmann in Boston angegebene
                              									Einrichtung besteht aus einer kleinen, in der Mitte des Wagens unter dem Boden
                              									angebrachten Heizkammer, welche einen dochtlosen Behälter zur Verbrennung ruſsenden
                              									Oeles enthält. Die Flamme wird durch eine den Oelzufluſs entsprechend der
                              									Auſsentemperatur regelnde Vorkehrung selbstthätig genährt; in dem Maſse, wie die
                              									Kälte zunimmt, wird eine gröſsere Menge Oel zur Verbrennung gebracht. Zwischen den
                              									doppelten Wagenwänden befindet sich ein Behälter, welcher einen für 10 Tage
                              									ausreichenden Oelvorrath faſst. Sowohl der Boden, als die Wände des Wagens sind
                              									doppelwandig und umschlieſsen im Abstande von 8cm
                              									einen als schlechten Wärmeleiter wirkenden todten Luftraum. Weiter innerhalb trennt
                              									eine Scheidewand sowohl am Boden, als an den Stirn- und Seitenwänden schmale Kammern
                              									ab, in denen die vom Heizraume ausgehende erwärmte Luft sich verbreitet. Diese
                              									inneren Kammer wände gehen an den Stirnwänden und den Seiten des Wagens nicht ganz
                              									bis an die Decke, lassen vielmehr oben rings herum einen 8cm weiten Schlitz, aus dem die erwärmte Luft
                              									austritt. Durch die Decke des Wagens gehen zwei Lüftungsrohre, deren Mündungen von
                              									einander abgewendet sind, so daſs immer eine mit der Zugbewegung gleichgerichtet
                              									ist. Sobald die Temperatur im Inneren des Wagens einen bestimmten Grad erreicht hat,
                              									öffnet sich in beiden Lüftungsrohren ein Ventil und durch das der Zugrichtung
                              									zugewendete Rohr tritt kalte Luft ein, während durch das entgegengesetzte die
                              									überschüssige Wärme entweicht. Ist der Ausgleich erfolgt, so schlieſsen sich die
                              									Ventile wieder selbstthätig. Diese selbstthätigen Regelungsvorrichtungen wirken
                              									durch die Ausnutzung der Ausdehnungsfähigkeit von Alkohol, nicht von Quecksilber,
                              									weil die Wagen auch Gegenden durchfahren, in denen die Temperatur zeitweilig unter
                              									den Quecksilbergefrierpunkt fällt. Die Heizvorrichtung bleibt nach einer Füllung 10
                              									Tage stetig ohne weitere Wartung im Betriebe und hat vor sonstigen Einrichtungen den
                              									Vorzug, daſs der innere Laderaum vollständig frei bleibt. Während der warmen
                              									Jahreszeit halten sich die Wagen wegen der doppelten Wandungen kühl und sind deshalb
                              									für den Versandt von Fleisch u. dgl. wieder besonders
                              									brauchbar.
                           Wie Zachariae im Centralblatt der Bauverwaltung, 1886 * S. 375
                              									mittheilt, wird auch in Deutschland vielfach die Einstellung solcher heizbarer
                              									Güterwagen gewünscht,
                              									namentlich in neuerer Zeit werden solche zur Beförderung ganzer Wagenladungen
                              									verlangt, während vorher nur Heizwagen zur Versendung von Stückgütern gewünscht
                              									wurden. Die in Bezug auf die Beförderung von Stückgutsendungen mit Heizwagen
                              									gemachten Versuche haben jedoch bisher keine günstigen Ergebnisse geliefert, indem
                              									die Wagen in zu geringem Umfange benutzt wurden, was in Folgendem seinen Grund hat:
                              									Die Kosten der Heizung werden ziemlich hoch, da bei dem Oeffnen der Wagen behufs
                              									Zuladung von Gütern bedeutende Wärmeverluste entstehen; es liegt die Gefahr nahe,
                              									daſs die einzelnen Güter beim Zuladen in den Bahnhallen, sofern sie nicht
                              									frostsicher verpackt sind, bereits Frostschaden leiden; ferner ist die
                              									Eisenbahn-Verwaltung gezwungen, Eilfracht für diese Güter zu erheben, da die
                              									geheizten Wagen mit Personenzügen befördert werden müssen, um die Fahrzeit und damit
                              									die nothwendige Wartung der Heizung abzukürzen, anderseits um zu verhindern, daſs
                              									solche Heizwagen auch zur Versendung von gegen Frost nicht empfindlichen Gütern
                              									benutzt werden. Wie erwähnt, wurde nun neuerdings vielfach die Einstellung heizbarer
                              									Privat-Güterwagen beantragt, was auch für kürzere Strecken innerhalb des Bezirkes
                              									einer Verwaltung unbedenklich geschehen kann. So verkehren schon seit 1878 auf den
                              									Linien des jetzigen Eisenbahn-Direktionsbezirkes Erfurt Bierwagen, welche mit
                              									Preiskohlenheizung versehen sind, die von dem Wagenbesitzer angefeuert und von den
                              									Zugbeamten während der Fahrt unterhalten wird. Das günstige Ergebniſs dieser
                              									Einrichtung hat nunmehr die Mitglieder des Staatsbahn-Wagen-Verbandes veranlaſst, im
                              									Mai 1886 die Mitführung geheizter Güterwagen unter folgenden Bedingungen als
                              									zulässig zu erklären:
                           
                              „Privatwagen mit Heizeinrichtung werden zugelassen. Die Heizanlage muſs besonders
                                 										genehmigt sein und darf nur benutzt werden, wenn der Wagen-Eigenthümer sich
                                 										verpflichtet, für jeden in Folge der Mitführung eines Heizwagens der
                                 										Eisenbahn-Verwaltung entstehenden Schaden aufzukommen, dagegen seinerseits auf
                                 										jeden Anspruch an die Verwaltung wegen Beschädigung der im Heizwagen beförderten
                                 										Güter durch Nichteinhaltung der gewünschten Temperatur verzichtet. Es ist
                                 										erwünscht, die Heizeinrichtung so zu gestalten, daſs eine Wartung des Feuers
                                 										während der Fahrt nicht nöthig ist; bei solcher Heizung hat der
                                 										Wagen-Eigenthümer für Anheizung des Wagens selbst zu sorgen. Erfordert die
                                 										Heizanlage eine Wartung unterwegs, so kann die
                                 										Eisenbahn-Verwaltung die Anheizung und die Erhaltung der Feuerung während der
                                 										Fahrt gegen Erstattung der baaren Auslagen übernehmen, ohne jedoch für die
                                 										Einhaltung einer bestimmten Temperatur im Wagen Gewähr zu leisten. Ist der
                                 										Wagen-Eigenthümer hiermit nicht einverstanden, so hat derselbe einen Begleiter
                                 										beizugeben, welcher in der Regel im heizbaren Güterwagen Platz zu nehmen hat und
                                 										gegen Lösung eines Billets IV. Klasse, im Uebrigen gegen Zahlung der
                                 										gewöhnlichen Fahrpreise, zu befördern ist. Die Ladefläche der eingestellten
                                 										Wagen darf die in dem Staatsbahn-Wagen-Verband gewöhnlichen Maſse nicht
                                 										überschreiten. Die Beförderung der Wagen erfolgt gegen Zahlung der tarifmäſsigen
                                 										Fracht für Wagenladungen.“
                              
                           Es entsteht nunmehr die Aufgabe, Wagen mit möglichst vollkommener
                              									Heizeinrichtung zu versehen, wozu die Verwendung von Fettgas nach Zachariae's Ansicht wohl am geeignetsten sein dürfte.
                              									Nach einer Berechnung der Gebrüder Körting in Hannover
                              									würden bei Einrichtung einer Gasheizung, bei welcher das Eindringen von
                              									Verbrennungsgasen in den Wagenraum vermieden wird, sowie unter der Annahme, daſs bei
                              									– 20° im Freien der Wagenraum 5° Temperatur haben soll, zur Heizung eines
                              									Güterwagens in 24 Stunden 5cbm Fettgas verbraucht,
                              									welche, auf 6at zusammengepreſst, einen Raum von
                              										0cbm,71 erfordern. Es läſst sich also der
                              									Brennstoff für eine einige Tage dauernde Fahrt bequem im Wagen unterbringen.
                           Für die gleichzeitige Erwärmung einer gröſseren Zahl von Wärmflaschen, welche mit essigsaurem Natron
                              									gefüllt sind (vgl. Ancelin 1881 241 106. 1885 256 * 31. 257 * 142), schlägt J. T. Scholte in
                              									Amsterdam (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 33803 vom 18. Juni 1885) eine Einrichtung mit 
                              									Dampfheizung vor. Die Wärmflaschen enthalten eine
                              									Kupferrohrschlange mit Entwässerungsventil. Eine gröſsere Zahl solcher Flaschen wird
                              									in zwei Reihen in Kasten aufrecht eingestellt und diese werden unter ein Dampfrohr
                              									gefahren, welches in einem wagerecht liegenden Vertheiler endigt, der in zwei
                              									Ständern lothrecht verschiebbar gelagert ist und durch mittels Handräder stellbare
                              									Schrauben auf und nieder bewegt werden kann. Dieser Vertheiler b1 (Fig. 1) ist mit zwei Reihen vom Ausströmungsstutzen
                              										b versehen. Bei dem Niederschrauben des Vertheilers
                              									dringen diese Stutzen in die oberen Stutzen a der
                              									erwähnten Heizschlangen ein und die unter Federdruck stehenden Gummischeiben c bewirken eine Abdichtung zwischen a und b, so daſs nunmehr
                              									Dampf in den Vertheiler und damit in die Heizschlangen eingelassen werden kann,
                              									welcher den Inhalt der Flaschen erwärmt. Die Vorrichtung, welche Ancelin zu gleichem Zweck angegeben hat (vgl. 1885 257 * 142), dürfte jedoch der vorbeschriebenen wegen
                              									ihrer gröſseren Einfachheit vorzuziehen sein.
                           Fig. 1., Bd. 264, S. 70Ein Vorschlag von H. E. Freese in Philadelphia
                              									geht nach dem Centralblatt der Bauverwaltung, 1886 S.
                              									148 dahin, jeden Wagen mit einem besonderen Dampfentwickler, einer zweipferdigen
                              									Dampfmaschine und einer von dieser zu betreibenden Dynamomaschine für 15 Glühlichter
                              									zu versehen. Während der warmen Jahreszeit soll in dem Dampfentwickler, welcher aus
                              									Rohrschlangen besteht und mit Erdöl geheizt wird, nur der für den Betrieb der
                              									Maschine nothwendige Dampf, dagegen während der kalten Jahreszeit noch auſserdem der
                              									Dampf für die Heizung erzeugt werden; auch soll für die Heizung der Abdampf der
                              									Maschine Verwendung finden. Der Aufwand an Betriebseinrichtungen ist für den
                              									angegebenen Zweck wohl zu erheblich, nichtsdestoweniger sollen die Kosten für die
                              									auf solche Art bewirkte Heizung und elektrische Beleuchtung nur 1,68 Pf. für jeden
                              									Wagen und für 1 Betriebsstunde betragen.
                           Von Th. Ricour, Maschinendirektor der französischen
                              									Staatsbahnen, sind an einem Wagen Versuche mit dem von Pignatelli (vgl. 1885 255 * 360) angegebenen
                              									Lüftungsapparate für Eisenbahnwagen angestellt worden, welche ergeben haben, daſs
                              									die Temperatur des mit einem solchen Lüfter ausgerüsteten Wagenraumes 4° geringer
                              									war als diejenige eines solchen ohne Apparat; auch soll ein Eindringen von Staub und
                              									Asche nicht stattgefunden haben.
                           Im Besonderen zur Heizung von Eisenbahnwagen will Ed.
                                    										Kraschovitz in Reudnitz bei Leipzig (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 31995 vom 18.
                                 									December 1883) eine Vorrichtung benutzen, bei welcher Wärme
                                 										durch Reibung erzeugt wird (vgl. Pearce 1886
                              										259 * 314). Der Heizkörper besteht aus einer cylindrischen Walze,
                              									welche von der Radachse aus in Drehung versetzt wird. Gegen diese Walze werden
                              									Backen durch Federn gedrückt, so daſs bei Drehung der Walze Reibung und hierdurch
                              									Wärme entsteht. Um eine selbstthätige Regelung der Wärmeentwickelung zu erhalten,
                              									schlägt Kraschovitz vor, den Heizkörper hohl zu bilden
                              									und mit Wasser o. dgl. zu füllen, ferner einen elastischen Deckel, der durch einen
                              									zweiten feststehenden Deckel geschützt wird, einzufügen. Die durch das Warmwerden
                              									der Walze entstehende Ausdehnung der Füllung wird eine Durchbiegung des elastischen
                              									Deckels bewirken, welche mittels einer Stange auf einen Hebelmechanismus übertragen
                              									wird, um dergestalt die Pressung zwischen Reibungsbacken und Walzenumfang zu regeln.
                              									Es wird somit der Reibungsdruck um so kleiner, je mehr die Walze sich erwärmt. Das
                              									Einstellen des Reibungsdruckes kann auch von Hand erfolgen, so daſs die Reibung und
                              									die durch dieselbe entstehende Erwärmung beliebig geändert werden kann. Diese
                              									Vorrichtung soll unter die Bänke des Wagens aufgestellt werden, so daſs unmittelbar
                              									die Luft des Wagens an der heiſs werdenden Walze sich erwärmen kann. Wenn jedoch
                              									beachtet wird, welcher groſse Arbeitsaufwand nothwendig ist, um eine genügende
                              									Wärmeentwickelung zu erhalten, so ergibt sich sofort die Unzweckmäſsigkeit des
                              									Vorschlages, durch Reibung Wärme zum Zweck des Heizens von Räumen erzeugen zu
                              									wollen.
                           Die französische Ostbahn hat nach den Annales
                                 										industrielles, 1886 Bd. 2 S. 364 seit dem J. 1882 eine gröſsere Zahl von
                              									Personenwagen mit einer Warmwasserheizung versehen, bei
                              									welcher an einem der Träger des Wagengestelles ein guſseiserner Heizkessel mit
                              									Innenfeuerung befestigt ist. Als Heizkörper sind in den Fuſsboden zwischen den
                              									Sitzen guſseiserne Kästen eingelassen, welche durch Zufluſs- und Rücklaufrohr in
                              									bekannter Weise mit dem Kessel in Verbindung stehen. Das Rauchrohr der
                              									Kesselfeuerung führt am Wagen hoch und ist zur Regelung des Feuers mit einer
                              									feststellbaren Drosselklappe versehen. Der Kessel liegt in der Mitte des Wagens und
                              									zwei Steigröhren führen von demselben nach den rechts und links liegenden
                              									Heizkästen; die eine dieser Röhren endigt in einem Trichter, durch welchen die
                              									Leitung und der Kessel gefüllt werden können. Nach den im Winter 1885 angestellten
                              									Versuchen kostet die Heizung für einen Wagen etwa 9 Pf. für die Stunde. Die
                              									Temperatur der Heizkörper konnte mit Hilfe der Regelungsklappen auf 35 bis 40°
                              									erhalten werden.
                           In Holland werden an die Heizung der Personenwagen nur geringe
                              									Anforderungen gestellt, da die klimatischen Verhältnisse günstig sind und keine
                              									eigentlichen Nachtzüge fahren. Bei der Niederländischen Rhein-Eisenbahn ist, wie in
                              										Glaser's Annalen für
                                 										Gewerbe, 1886 Bd. 18 * S. 91 mitgetheilt wird, seit 1876 ausschlieſslich
                              									die Wärmflaschen-Heizung in Anwendung, wofür auf der Station Arnheim eine Anlage für
                              									Füllung und Erwärmung der Wärmflaschen (vgl. 1885 257 141) besteht. Die Füllung erfolgt in besonderen
                              									Ständern mit Trichtern aus der Wasserleitung. Besondere Einrichtungen, um eine
                              									völlige Füllung, welche ein nachheriges Platzen zur Folge haben würde, zu
                              									verhindern, sind nicht
                              									vorhanden und ist man allein auf die Zuverlässigkeit der Arbeiter, welche die
                              									Füllung bewirken, angewiesen, da auch die Verschluſspfropfen der Flaschen während
                              									der Erwärmung geschlossen bleiben. Die mit Wasser gefüllten Flaschen werden auf
                              									einen Wagen geladen und mit diesem in einen wagerecht liegenden Kessel gefahren,
                              									welcher hierauf geschlossen wird. In diesen Kessel wird dann Dampf von 2at Druck aus einem Dampferzeuger eingelassen,
                              									wodurch in etwa 10 Minuten die Flaschen erhitzt werden. Daſs dieselben genügend warm
                              									sind, wird durch Beobachtung des am Wärmkessel angebrachten Manometers erkannt,
                              									indem der frische Dampf abgesperrt und der im Wärmkessel enthaltene nach einem
                              									Condensator abgelassen wird; erfolgt hierbei das Sinken der Spannung im Wärmkessel
                              									langsam, so ist eine genügende Erhitzung der Flaschen erfolgt, die hierauf mittels
                              									eines Wagens nach der Einsteighalle gebracht werden. Aehnliche Anlagen wie die
                              									beschriebene sind in Rotterdam, Leiden, Harmelen und Utrecht in Betrieb.
                           Die Niederländische Staatseisenbahn hat während des Winters
                              									1882/83, der für holländische Verhältnisse sehr streng war, Versuche mit der von Belleroche angegebenen Warmwasserheizung (vgl. 1885 255 361) gemacht,
                              									welche jedoch ungünstig ausfielen, da die Wasserröhren nicht genügend vor dem
                              									Einfrieren geschützt werden konnten. Es wird deshalb die allgemeine Einführung der
                              									in vielen Wagen bereits angebrachten Preßkohlenheizung
                              									beabsichtigt. Die Heizkästen liegen jedoch nicht, wie in Deutschland üblich, unter
                              									den Sitzen, sondern innerhalb des doppelten Fuſsbodens in der ganzen Länge des
                              									Raumes zwischen diesen. Die Kästen werden von der Wagenlangseite aus eingeschoben;
                              									die kupfernen Heizröhren liegen frei in einem quer zum Wagen auf dessen ganzer
                              									Breite angeordneten Kanäle für die zu erwärmende Luft. Die Verbrennungsluft tritt an
                              									der Wagenlangseite durch Boden und Thür der Heizrohre ein; die Heizgase treten unter
                              									der Wagenmitte aus. Die Fuſsbodenbretter sind über und unter den Heizkästen durch
                              									eiserne Platten ersetzt. Auf die obere Platte wird während des Heizens ein Rost aus
                              									Flachstäben gelegt, der mit einer Cocosmatte bedeckt wird. Die Anordnung der
                              									Heizkästen zwischen den Sitzen hat gegenüber derjenigen unter den Sitzen den
                              									Vortheil, daſs die räumliche Lage der Wärmequelle eine dem Reisenden angenehmere und
                              									zuträglichere ist, daſs ferner die Gefahr des Ansengens der Sitze und das Ausdörren
                              									der Polsterfüllungen derselben, wodurch ein häufig unerträglicher Geruch entsteht,
                              									vermieden wird.
                           Die Holländische Eisenbahngesellschaft hat Versuche über die
                              									Verwendung des zur Beleuchtung mitgeführten Gases zur
                              									Heizung (vgl. Pintsch 1886 260 * 32) anstellen lassen, jedoch ohne zufriedenstellenden Erfolg zu
                              									erzielen.
                           Zur Lüftung sind bei den Wagen der
                              									Niederländischen Rhein-Eisenbahn und der Holländischen Eisenbahngesellschaft die
                              									bekannten Schieber über den Fenstern in Anwendung und zwar bei den neuesten Wagen
                              									der letztgenannten Gesellschaft über den festen Seitenfenstern. Bei der
                              									Niederländischen Staatseisenbahn sind bei der Mehrzahl der neuen Wagen Drehschieber
                              									mit lothrecht nach unten gerichteten Saugern über den festen Seitenwandfenstern
                              									angeordnet. Es ist noch die Einrichtung seitlich offener, doppelter bez. dreifacher
                              									Decken mit etwa 50mm Zwischenraum bei den I./II.
                              									Klasse-Wagen der Niederländischen Rhein-Eisenbahn und bei einzelnen Wagen der
                              									übrigen holländischen Bahnen zu erwähnen, wodurch im Sommer die Wagendecken durch
                              									starken Luftwechsel kühl erhalten werden, was einen günstigen Einfluſs auf die
                              									Temperatur des Wageninneren ausübt.Neuerdings haben diese doppelten Decken auch bei den italienischen
                                    											Eisenbahnen mit Erfolg Eingang gefunden.Die inneren und äuſseren
                              									Decken sind mit Segelleinwand bespannt, welche in Steinkohlentheer getränkt ist.
                           Auf einigen amerikanischen Bahnen ist eine Wagenheizung
                              									nach dem System von Gold (vgl. 1883 247 183) eingeführt. Frischer Kesseldampf oder der
                              									Abdampf der Maschine wird zur Erwärmung einer Salzlösung benutzt, welche in Cylinder gefüllt ist, die unter den Sitzen
                              									angebracht werden. Hierzu
                              									sind nach dem Scientific American Supplement, 1886 * S.
                              									9100 diese fast vollständig gefüllten Röhren in etwas weitere frei eingelegt, die an
                              									den Enden mit Verschluſskappen versehen sind, in welche die Dampfleitung
                              									eingeschraubt ist. Die schwer gefrierende Salzlösung dient zur Wärmeaufspeicherung,
                              									so daſs der Wagen warm bleibt, auch wenn einige Zeit der Dampf abgesperrt wird. Die
                              									Länge der Heizcylinder hängt von derjenigen der Sitze ab; die gewöhnliche Weite des
                              									inneren Rohres ist 88mm, des äuſseren 102mm.
                           Fig. 2., Bd. 264, S. 73Fig. 3., Bd. 264, S. 73Die Kuppelung der Dampfleitung zwischen den Wagen geschieht dadurch, daſs
                              									die beiderseitigen Dampfröhren von 25mm Weite
                              									durch ein abwärts hängendes Schlauchstück mittels besonderer von Gold angegebener beweglicher Kuppelungen verbunden sind. Die Construction der letzteren geht aus Fig. 2 hervor. Das eine Kuppelungsstück umfaſst das
                              									andere mittels zweier Nasen A, die über den Ring B greifen, welcher mit den Nasen A entsprechenden Ausschnitten versehen ist, um ihn
                              									einschieben zu können. Die Bewegungsebene der Kuppelung ist lothrecht. Der erwähnte
                              									Schlauch ist an seinem tiefsten Punkt mit einem Dampfwasserableiter, sogen. Selbstleerer versehen, welcher die in Fig. 3 gezeichnete Einrichtung hat. Ein hohles
                              									dünnwandiges Ventil C ist mit einer Masse gefüllt,
                              									welche sich bei Temperaturerhöhung stark ausdehnt, so daſs, wenn Dampf durch den
                              									Schlauch strömt, die obere Wand von C sich hebt und die
                              									Oeffnung F geschlossen hält. Sammelt sich jedoch aus
                              									den Heizröhren und der Leitung Niederschlagswasser im Schlauch, so zieht sich das
                              									Ventil C in Folge der Temperaturabnahme zusammen und
                              									läſst das Wasser durch die Oeffnungen G ins Freie
                              									flieſsen (vgl. Hawes u.a. 1885 256 99). Durch diese stetige Entwässerung der Heizungsanlage ist das
                              									Zufrieren am Leitungsstücke ausgeschlossen. Die Regelung der Heizung erfolgt theils
                              									durch Ventile, die an jedem Heizkörper angebracht sind, theils durch in die
                              									Kuppelungsleitungen eingeschaltete Absperrhähne.
                           A. a. O. wird die allgemeine Einführung
                                 										der Dampfheizung für die amerikanischen Bahnen besonders in Hinsicht darauf
                              									befürwortet, daſs neuerdings in Folge der vielfach üblichen Heizung durch im Wagen
                              									frei aufgestellte Kohlenöfen schwere Unglücksfälle entstanden sind, indem bei
                              									Zusammenstöſsen und Entgleisungen die glühenden Kohlen in den Wagen
                              									umhergeschleudert wurden und dieselben in Brand setzten, so daſs erst hierdurch der
                              									Verlust von Menschenleben erfolgte. Wie ferner Hinkeldeyn im Centralblatt der Bauverwaltung,
                              									1886 S. 489 mittheilt, sind, abgesehen von den durch Dampf- oder Wasserheizung
                              									erwärmten Schlaf- und Salonwagen die Personenwagen fast sämmtlicher amerikanischer
                              										Bahnen mit solchen
                              									Kohlenöfen ausgerüstet, die noch dazu gewöhnlich stark überheizt werden. Die
                              									Behörden und die Zeitungen fordern nun die Beseitigung dieser
                              									sicherheitsgefährlichen Einrichtung. Allerdings ist die Bauart der amerikanischen
                              									Wagen ohne Abtheilungen mit freiem Mittelgange dem Entstehen eines Brandunglückes
                              									besonders günstig, während in europäischen Wagen mit Abtheilungen und Seitenthuren
                              									ein solches nahezu ausgeschlossen erscheint.
                           Auf der Boston- und Lowell-Eisenbahn in Nordamerika ist kürzlich nach dem Centralblatt der Bauverwaltung, 1886 S. 148 eine von
                              										W. J. Ober in Boston angegebene Lüftungseinrichtung an einigen Personenwagen angebracht
                              									worden, welche sich bewährt haben soll. Unter dem Fuſsboden in der Mitte des Wagens
                              									ist in wagerechter Stellung ein Bläser gelagert, der von einer Radachse aus durch
                              									ein Zahnradvorgelege getrieben wird. Den Bläser umgibt ein flacher Behälter, welcher
                              									nach der Revue industrielle, 1886 * S. 516 0cbm,45 Inhalt hat und theilweise mit Wasser oder
                              									im Winter mit einer schwer gefrierenden Flüssigkeit gefüllt wird. Der Bläser treibt
                              									die angesaugte Luft durch diese Flüssigkeitsschicht und wird dadurch eine Reinigung
                              									der Luft von gröberen Beimengungen bewirkt. Die Luft zieht darauf durch zwei weite
                              									Rohre in zwei in ganzer Wagenlänge durchgehende Luftkammern, von welchen senkrechte
                              									Vertheilungsschächte innerhalb der doppelten Wagenwandung aufsteigen und zwischen
                              									den Sitzbänken in das Wageninnere münden. Während der kalten Jahreszeit soll die
                              									Luft vor ihrem Eintritte erwärmt werden. Die beabsichtigte Reinigung und Kühlung der
                              									Luft wird jedoch einer sehr genauen Wartung bedürfen, wenn sie wirksam sein soll;
                              									anderseits wird es nothwendig sein, für die kalte Jahreszeit die einzuführende
                              									Frischluft vorzuwärmen.