| Titel: | H. Parenty's Gas- und Flüssigkeitsmesser. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 74 | 
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                        H. Parenty's Gas- und
                           								Flüssigkeitsmesser.
                        Mit Abbildung.
                        Parenty's Gas- und Flüssigkeitsmesser.
                        
                     
                        
                           1k Wasser von 0° braucht, um sich zu gesättigtem
                              									Wasserdampfe von 0 bis 10at Spannung umzuwandeln,
                              									eine Gesammtwärmezufuhr, welche nahezu unabhängig ist von dem Werthe dieser Spannung
                              									und etwa 650c beträgt. Diese einfache Beziehung
                              									zwischen dem Gewichte des Wasserdampfes und der zu seiner Erzeugung verbrauchten
                              									Wärmemenge gestattet, das Messen der Dampferzeugung auf eine
                                 										Gewichtsermittelung zurückzuführen. Um für eine fortgesetzte Dampferzeugung
                              									einen Gesammtwerth zu erhalten, müssen auch die Wägungen dauernd ausgeführt werden.
                              									Man wird deshalb in ganz natürlicher Weise auf den Weg geführt, die Gesetze über den
                              									Durchfluſs von Flüssigkeiten durch Oeffnungen zu benutzen. Von dieser Erkenntniſs
                              									geleitet, hat H. Parenty in Paris im Génie civll, 1886 Bd. 9 * S. 19 und in der Revue industrielle, 1886 * S. 213 einen Meſsapparat
                              									angegeben, welcher aus einer einfachen Wage besteht, deren eine Schale beständig
                              									beträchtliche Mengen von
                              									Quecksilber trägt, welche den Durchfluſsmengen proportional sind. Dieser Apparat
                              									setzt sich nach dem nebenstehenden Schema aus folgenden wesentlichen Theilen
                              									zusammen: dem Strommesser, dem Quecksilber-Differentialmanometer, dem Wagebalken,
                              									dem Wagedaumen und dem Zählwerk bezieh. dem Aufzeichner für die Messungen.
                           Textabbildung Bd. 264, S. 75Der Strommesser besteht im Wesentlichen aus
                              									zwei im Inneren der Rohrleitung angebrachten Düsen A
                              									und C mit gleicher Achse, aber entgegengesetzt
                              									gerichteter Mantelfläche, zwischen welchen eine geringere Pressung herrscht als im
                              									übrigen Rohr. Mittels der Düse C wird dem Strome durch
                              									Umwandlung von Geschwindigkeit in Druckhöhe nahezu die frühere Pressung
                              									zurückgegeben.
                           Bezeichnet in das Gewicht der Durchfluſsmenge in der
                              									Secunde, y das specifische Gewicht des Wasserdampfes,
                              										p0 und p2 die Pressungen vor
                              									und hinter der Meſsöffnung B vom Querschnitte F, so ist:
                           m = f
                              										(F, γ, p0, p2).
                           Besitzt der Wasserdampf eine nahezu unveränderliche Spannung
                              									und einen nahezu festen Grad der Sättigung, sind ferner p0 und p2 zwei einander nahe liegende Werthe, was von den
                              									Abmessungen der Durchfluſsöffnung abhängt, vernachlässigt man endlich die
                              									Condensation und die Abkühlungen, welche durch die Contraction des Stromes
                              									hervorgerufen werden, so darf für einen bestimmten Strommesser gesetzt werden:
                              										m=k\,\sqrt{p_0-p_2} und das Gewicht der Durchfluſsmenge
                              									während eines zwischen t0 und t liegenden Zeitraumes t wird:
                              										G=\int\limits_{t}^{t}\,m\,d\,t=k\,\int\limits_{t}^{t_0}\,\sqrt{p_0-p_2}\,d\,t.
                              									Dies ist die Annäherungsformel, um deren mechanische Auflösung und Integration es
                              									sich handelt.
                           Bei dem Quecksilber-Differentialmanometer steht das Rohr
                              										D mit seiner Glocke fest; die Schale E kann sich senkrecht bewegen und ist an das äuſserste
                              									Ende eines Wagebalkens H angehängt. Die Pressungen p0 und p2 wirken gleichzeitig
                              									auf die beiden freien Quecksilberoberflächen auſserhalb und innerhalb des Rohres D. Je gröſser der Unterschied der Pressungen p0 und p2 wird, um so höher
                              									wird das Quecksilber in dem Rohre D und zugleich in
                              									einem mittleren, 10mm weiten, oben offenen
                              									Eisenrohre, durch welches die Aufhängestange der Schale hindurchgeht, emporgetrieben. Es wird daher,
                              									welche Form auch der Apparat hat, das scheinbare Gewicht π der Schale in jedem Augenblicke die Durchgangsmenge m anzeigen, also die Formel n = f (m) bestehen. Parenty ist nun, indem er für die Röhre D von
                              									dem manometrischen Nullpunkte aufwärts eine Umdrehungsfläche annahm, deren
                              									Meridiancurve, auf eine senkrechte X- und wagerechte
                              										Z-Achse bezogen, der Formel entspricht: x = a (b + z)–¼, dazu
                              									gelangt, den Werthen von π und x eine gleiche Form zu geben, d.h. das scheinbare Gewicht der Schale mit
                              									dem Gewichte des durchflieſsenden Dampfes (Flüssigkeit u.s.w.) in die Beziehung π = αm + β und die kleinen Aenderungen in die Beziehung dπ = α dm zu bringen. Es ist dadurch gelungen, die
                              									Genauigkeit des Apparates für jede beliebige Stellung der messenden Theile gleich zu
                              									gestalten und dem Apparate eine Eigenschaft zu sichern, welche ursächlich der
                              									passiven Widerstände allen in Bewegung befindlichen Meſsapparaten entgeht. Die
                              									Stange oder der Faden F, an welchem die Schale hängt,
                              									bewegt sich in dem Rohre D, das mit Quecksilber bis zu
                              									einer der Dampfspannung entsprechenden Höhe gefüllt ist; statt dessen kann in der
                              									Praxis irgend eine andere Art von Accumulator verwendet werden. Endlich sind durch
                              									die besondere Anordnung der Gefäſse J und um die durch
                              									die Condensation des Wasserdampfes hervorgerufenen Irrthümer zu vermeiden, die
                              									beiden den Pressungen p0 und p2
                              									zugänglichen Fassungsräume bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt. Das
                              									Quecksilber nimmt damit eine scheinbare Dichtigkeit von 13,6 – 1,0 = 12,6 an und
                              									dieser Umstand wird bei den Ausrechnungen berücksichtigt.
                           Der Wagebalken H trägt eine Reihe von Schneiden auf der
                              									gleichen wagerechten Linie; auf der einen Seite ist die Quecksilberschale E angehängt; auf der anderen Seite befinden sich die
                              									Einrichtungen zum Abwiegen, zum Zählen und Aufzeichnen und zu etwa nöthigen
                              									Einstellungen. Alle diese Einrichtungen sind von einander unabhängig; sie können,
                              									jede für sich und nach und nach eingetheilt werden. Der Wagedaumen besteht aus einer runden Rolle K
                              									und einer spiralförmigen Scheibe L, deren Form leicht
                              									bestimmt werden kann aus der Polargleichung der Curve ρ
                              									= αw + b. In die Kehle der
                              									Rolle K wickelt sich ein biegsamer lothrechter Faden
                              										I, welcher mit dem einen Ende an den Wagebalken H befestigt ist; in die Kehle des Daumens L legt sich ein zweiter Faden, welcher ein Gegengewicht
                              										N von bestimmter Gröſse trägt. Die Aenderungen des
                              									Gewichtes der Quecksilberschale übertragen sich auf diese Einrichtung und
                              									verursachen in derselben Bewegungen, welche proportional der Durchfluſsmenge sind
                              									und durch einen Zeiger M auf einem Theilbogen angegeben
                              									werden. Zuzufügen ist, daſs die Drehzapfen der Rolle K
                              									zwischen vier kreuzweise gestellten Rollen sich drehen, um durch
                              									Reibungsverminderung gröſsere Genauigkeit zu erreichen.
                           
                           Zählwerk und Aufzeichner: Der vorstehend beschriebene
                              									Mechanismus überträgt auf alle Punkte des Wagebalkens die der Durchfluſsmenge
                              									entsprechenden Bewegungen der Quecksilberschale. Es ist deshalb leicht, an dem
                              									Wagebalken entweder ein Uhrwerk O aufzuhängen, dessen
                              									Scheibe Q sich senkrecht an einer Reibungsrolle P bewegt und dieser Rolle Drehungen ertheilt, welche
                              									proportional dem Radius des Berührungskreises, d.h. proportional den Bewegungen des
                              									Wagebalkens bezieh. der Durchfluſsmenge sind; die Rolle P treibt ein Zählwerk R, das die Summe der
                              									Drehungen von P angibt. Man kann auch einen Stift
                              									anbringen, welcher die Curve der Durchfluſsmengen auf einem durch eine gleichmäſsige
                              									Drehung um seine Achse bewegten Cylinder S
                              									aufzeichnet.
                           Der Parenty'sche Gas- und Flüssigkeitsmesser wird zur
                              									Zeit in einigen Staatsfabriken in Frankreich praktisch studirt. Was die Messung von
                              										Leuchtgas mit dem Apparate anbelangt, so soll sich
                              									derselbe bereits erfolgreich bei Vergleichungen, welche die Compagnie parisienne du gas mit den besten anderen Meſsapparaten
                              									vorgenommen hat, bewährt haben. Endlich befand sich auf der Ausstellung in Antwerpen
                              									1885 ein Modell des Apparates, welches zum Wassermessen bei Quellen und Bächen sowie
                              									für Condensationsversuche benutzt wurde.