| Titel: | Neuere Apparate und Verfahren für chemische Laboratorien. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 81 | 
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                        Neuere Apparate und Verfahren für chemische
                           								Laboratorien.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 263 S.
                           								479.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 6.
                        Neuere Apparate und Verfahren für chemische
                           								Laboratorien.
                        
                     
                        
                           R. v. Malapert empfiehlt in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 * S. 56 zur Ausführung von elektrolytischen Arbeiten einen Apparat,
                              									welcher seit 2 Jahren im Fresenuts'schen Laboratorium
                              									zu Wiesbaden im Gebrauche steht.
                           Fig. 1., Bd. 264, S. 81Auf dem in Textfig. 1 ersichtlichen
                              									hölzernen Gestelle sind starke gläserne Gefäſse zur Aufnahme der zu
                              									elektrolysirenden Flüssigkeit etwa 16cm über dem
                              									Arbeitstische aufgestellt. Die Gläser sind 8cm
                              									breit und 12cm hoch und besitzen nahe am oberen
                              									Rande einen Rohrstutzen, in welchem durch einen Gummistopfen ein rechtwinkelig
                              									gebogenes Glasrohr geführt ist. Das obere, etwa 7cm breite Brett des Gestelles trägt die Klemmen zum Befestigen der
                              									Elektroden und für die Zuleitung des Stromes, welche in Fig. 2 besonders
                              									dargestellt sind.
                           Fig. 2., Bd. 264, S. 81Die etwa 1cm breiten, 2mm dicken Streifen b
                              									sind von Messing oder einer Nickellegirung und oben auf das Brett des Apparates
                              									parallel aufgeschraubt. Vorn sind die Streifen über die ganze Dicke dieses Brettes
                              									umgebogen und tragen die Klemmschrauben a. Auf jedem
                              									der Streifen ist oben in der Mitte eine Klemme c
                              									angebracht, welche in ihren Durchbohrungen die Leitungsdrähte aufnehmen. Auf dem
                              									hinteren Ende je eines der Messingstreifen ist die Kurbel d befestigt; dieselbe ruht mit ihrem freien Ende, an welchem sich auch der
                              									Griff befindet, federnd auf dem zweiten Metallstreifen, bezieh.  kann dieselbe so gedreht
                              									werden, daſs sich dieses Ende auf dem Plättchen aus Hartgummi e befindet. Der Stift f
                              									verhindert das Abgleiten. Die Entfernung der beschriebenen beiden Metallstreifen b von einander richtet sich danach, wie weit die oberen
                              									Enden der Elektroden von einander abstehen.
                           Will man nun den Apparat in der Weise benutzen, daſs man mehrere Elektrolysen in demselben Stromkreise zur
                              									Ausführung bringt, so verbindet man die äuſserste Klemme links mit dem einen, die
                              									äuſserste Klemme rechts mit dem anderen Pole der Batterie; die dazwischen liegenden
                              									Klemmen verbindet man unter sich. Ruhen sämmtliche Kurbeln auf dem Metallcontacte,
                              									so ist der Stromkreis geschlossen. Soll eine Elektrolyse eingeschaltet werden, so
                              									stellt man das Glas mit der Flüssigkeit unter die Einschaltestelle, befestigt die
                              									oberen Enden der Elektroden mittels der Klemmschrauben a an die vorderen Messingflächen und dreht die Kurbel so, daſs sie auf der
                              									Hartgummiplatte ruht; der Strom ist dann gezwungen, durch die Flüssigkeit zu gehen.
                              									Die Ausschaltung erfolgt durch Umlegen der Kurbel auf Metallcontact.
                           Soll sich nur je eine Elektrolyse im
                              									Strome befinden, so verbindet man die Drähte der ersten Batterie mit der ersten
                              									Einschaltung, die einer zweiten mit der zweiten Einschaltung u.s.f., stellt
                              									sämmtliche Kurbeln auf die Hartgummiplatten und entfernt die Drähte zwischen den
                              									einzelnen Einschaltungen. Um die sauren Flüssigkeiten nach der Elektrolyse ohne
                              									Unterbrechung des Stromes leicht verdrängen zu können, ist in der Mitte jeder
                              									Einschaltung durch das obere Brett ein Loch von etwa lern Durchmesser gebohrt, worin
                              									ein Kork steckt, in welchem sich eine gefettete Glasröhre leicht auf und ab bewegen
                              									läſst. Man schiebt die Glasröhre bis auf den Boden des Glases, in welchem sich die
                              									elektrolysirte saure Flüssigkeit befindet, läſst durch dieselbe Wasser eintreten und
                              									verdrängt die saure Flüssigkeit, ohne daſs irgend welche Störung eintritt.
                           Der Tiegelschmelzofen von A,
                                 										Gawalowski soll Schmelzungen bei beliebiger
                                 										Temperatur ermöglichen unter allseitiger Erhitzung, insbesondere auch des
                              									Obertheiles des Tiegels; derselbe gestattet auch, sofern er an einen gut ziehenden
                              									Schornstein angeschlossen ist, bequemes Beobachten des Schmelzprocesses.
                           Der nach dem Chemischen Centralblatte, 1887 Bd. 58 * S.
                              									4 in Fig. 16
                              									Taf. 6 dargestellte Ofen besteht aus dem Feuerraume A
                              									mit dem Roste F und dem Aschenfalle, in welchen die
                              									Luft durch die Oeffnungen c und d zugeführt wird. In den Schmelzraum ist das trichterförmige Metall- oder
                              									Thongefäſs B eingesetzt, welches bei a 3 Ansätze zur Aufnahme des Tiegels trägt. Das Gefäſs
                              										B kann an seinem oberen Ende mit Thonringen zum
                              									Zwecke der Veränderung des Querschnittes theilweise bedeckt werden. Der den Ofen
                              									abschlieſsende Deckel H ist entweder aus gleichem
                              									Material wie der Ofen oder aus Glimmerplatten hergestellt. Aus dem Heizraume führt,
                              									rund herum mit diesem durch die Abzugslöcher b in
                              									Verbindung stehend, der Rauchkanal E, welcher bei
                              									geöffneter Klappe k die Verbrennungsgase unmittelbar
                              									nach dem Kamine C leitet. Ein zweiter Rauchkanal E1 führt von dem Raume
                              										B nach dem Kamine. Die Regulirstange G ist derart angeordnet, daſs bei offener Klappe k der Kanal E1 durch die Klappe k1 verschlossen ist. In diesem Falle wird der Tiegel
                              									nur mäſsig erwärmt. Schlieſst man jedoch Klappe k und
                              									öffnet dadurch den Kanal E1
                              									, so durchströmen die Flamme wie auch die heiſsen
                              									Verbrennungsgase den Raum B, erhitzen dort das
                              									Schmelzgut und gelangen dann erst durch den Kanal E1 nach dem Kamine C.
                              									(Vgl. auch H. Roeſsler 1885 257 * 153.)
                           Attwood's Apparat zur Amalgamprobe: In der Mining and Scientific Press, 1886 Bd. 53 * Nr. 20 ist
                              									ein einfaches Verfahren zur Prüfung von Gold- und Silberamalgam angegeben, bei
                              									welchem die Trennung des Edelmetalles vom Quecksilber
                              									durch Abdestilliren des letzteren bewirkt wird. Der
                              									hierzu dienende, in Fig. 20 Taf. 6 abgebildete Apparat besteht aus der etwa 3cm hohen Guſsstahlretorte a mit abnehmbarem Helme b, welcher luftdicht
                              									mit der unter Wasser mündenden Kühlröhre c verbunden
                              									ist. Man gibt zur Untersuchung 2 bis 2g,5 Amalgam
                              									in die Retorte, setzt diese in den Kohlenofen d und
                              									erhitzt mittels reducirender Löthrohrflamme etwa 2 Minuten auf Rothglut. Das in der
                              									Vorlage unter Wasser aufgefangene Quecksilber wird getrocknet und gewogen. (Vgl.
                              									auch Merz und Weith 1881
                              										242 69. Gutzkow 1884 254 * 80.)
                           Quecksilberventil als Ersatz für Glas- und Quetschhähne:
                                 										Zinnchlorürlösungen, welche vor der Einwirkung der Luft zu schützen sind,
                              									werden bekanntlich in mit Heberrohr, Gummischlauch und Quetschhahn versehenen, mit
                              									einem Kohlensäureapparate in Verbindung stehenden Flaschen aufbewahrt. Zinnchlorür
                              									zerfriſst jedoch den Kautschuk bald und deshalb sind, selbst wenn Schlauch und
                              									Quetschhahn mit Lack überzogen waren, sehr häufige Erneuerungen des Schlauches
                              									nothwendig. Auch die Verwendung eines Hebers mit eingeschliffenem Glashahne ist
                              									nicht zweckdienlich, da sich die Zinnchlorürlösung zwischen den besten
                              									Schliffflächen hindurchzieht und ein beständiges Tropfen der Hähne verursacht. C. Reinhardt empfiehlt deshalb in Stahl und Eisen, 1886 * S. 756 als Abschluſs für
                              									Flaschen, welche mit Zinnchlorür oder anderen das Quecksilber nicht angreifenden
                              									Flüssigkeiten gefüllt sind, einen Quecksilberverschluſs
                              									von der in Fig.
                                 										17 bis 19 Taf. 6 gezeichneten Anordnung.Solche Ventile liefert C. Gerhardt, Glasbläserei
                                    											in Bonn a. Rh.
                           Der längere auſserhalb der Standflasche befindliche Schenkel a des Heberrohres besitzt bei b einen kleinen
                              									Wulst; über diesem sitzt das aus zwei Hälften bestehende, mit Schräubchen
                              									zusammengehaltene Schlitzstück c; letzteres dient zur
                              									Aufnahme des Doppelflügelstückes f, welches an dem
                              									Halse des mit Quecksilber gefüllten Glasgefäſses d
                              									befestigt ist. Die Quecksilberfüllung ist durch Schraffirung in Fig. 17 angedeutet,
                              									welche das Ventil in geschlossener und aufgehängter Stellung (vgl. auch Fig. 19)
                              									zeigt.
                           Wenn man nun Zinnchlorürlösung abzapfen will, so dreht man den Glaskörper d um 90° nach links, daſs also das Ausfluſsröhrchen e nach vorn zu stehen kommt (Fig. 18), läſst dann das
                              									Quecksilbergefäſs sinken, bis das untere Ende des Heberohres sich über dem
                              									Quecksilberspiegel befindet, worauf das Ausflieſsen der Lösung stattfindet. Wird das
                              										Glasgefäſs wieder
                              									gehoben und um 90° nach rechts gedreht, so ist der sichere dichte Verschluſs
                              									bewerkstelligt.
                           A. Wahl empfiehlt in der Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 * S. 4 den in Fig. 3 dargestellten,
                              									leicht zusammen zu setzenden Apparat zum ununterbrochenen
                                 										Auswaschen von Niederschlägen auf Filtern. Auf dem Kölbchen A sitzt ein dreifach durchbohrter Kautschukpfropfen,
                              									durch dessen Bohrungen das mit Gummischlauch und Quetschhahn versehene Zufluſsrohr
                              										C, das Luftrohr F und
                              									der Heber G geführt sind. Man stellt den Apparat so
                              									auf, daſs sich das äuſsere Ende des Hebers G über dem
                              									den auszuwaschenden Niederschlag enthaltenden Filter befindet, und läſst die zum
                              									Auswaschen dienende Flüssigkeit durch C aus einem sich
                              									über dem Apparate befindlichen Gefäſse einströmen, wobei man den Zufluſs durch den
                              									Quetschhahn E derart regelt, daſs gerade die Zeit, nach
                              									welcher das Filter jedesmal wieder gefüllt werden soll, verstreicht, also etwas mehr
                              									als zum Ablaufen desselben erforderlich ist, während der Flüssigkeitsstand im
                              									Kölbchen von a auf b
                              									steigt. Sobald diese Höhe erreicht ist, kann die im Kölbchen noch befindliche Luft
                              									nicht mehr durch F entweichen; die Flüssigkeit steigt
                              									in F und G empor und
                              									bringt so den Heber zum Ueberflieſsen, welcher nun die sich zwischen dem höchsten
                              									Flüssigkeitsstand b und dem niedrigsten a befindliche Menge auf das Filter entleert und durch
                              									die nachdringende Luft wieder auſser Thätigkeit gesetzt wird, bis nach Ablauf
                              									derselben Zeit abermals die Flüssigkeit im Kölbchen den höchsten Stand erreicht
                              									hat.
                           Fig. 3., Bd. 264, S. 84Die Menge der sich jedesmal auf das Filter entleerenden Flüssigkeit wird
                              									einfach durch Heraufziehen oder Hinabdrücken des Luftrohres F geregelt.
                           Soll mit heiſser Flüssigkeit ausgewaschen werden, so
                              									setzt man das Kölbchen zweckmäſsig in ein Wasserbad von entsprechender Temperatur,
                              									worin man es möglichst tief eintaucht; auch ist es, um ein regelmäſsiges Arbeiten
                              									des Apparates zu erzielen, räthlich, das Zufluſsrohr C.
                              									unterhalb des höchsten Standes b münden zu lassen, da
                              									sonst, wenn die zuflieſsende kalte Flüssigkeit mit dem den oberen Theil des
                              									Kölbchens anfüllenden Dampfe in Berührung kommt, leicht ein Vacuum entsteht, wodurch
                              									die Flüssigkeit im Kölbchen höher steigt, als sie sollte, und in Folge dessen eine
                              									gröſsere Menge auf einmal auf das Filter gelangt, als beabsichtigt ist.
                           J. Marshall hat das von W. H.
                                 										Green in den Comptes rendus, 1883 Bd. 97 S.
                              									1141 angegebene Ureometer zur raschen Bestimmung des Harn-Stoffes etwas abgeändert. Die an
                              									dem Meſsrohre sitzende eiförmige Erweiterung (Fig. 4) faſst mit diesem
                              									zusammen etwa 77cc und wird mittels eines
                              									durchbohrten Korkes in der Glasschale befestigt. Bei der Füllung des Apparates schlieſst man die
                              									seitliche Oeffnung des eiförmigen Gefäſses mit dem Finger, füllt durch die untere
                              									Oeffnung eine Lösung von unterbromigsaurem Natron ein, verschlieſst mit einem
                              									Pfropfen und läſst etwa vorhandene Luftbläschen nach Wiederumdrehung des Apparates
                              									durch die seitliche Oeffnung entweichen; durch letztere führt man mittels Pipette
                              									eine abgemessene Menge des zu untersuchenden Harnes in den Apparat.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 264, S. 85
                              
                           Nachdem der Stickstoff sich abgeschieden hat, bringt man das
                              									Gas dadurch unter Atmosphärendruck, daſs man in die seitliche Oeffnung ein
                              									Trichterrohr einsetzt und in dieses so lange Wasser eingieſst, bis die Flüssigkeit
                              									in beiden Röhren gleich hoch steht. Die durch die Entwickelung des Stickstoffes aus
                              									der Meſsröhre ausgetriebene Lösung von unterbromigsaurem Natron sammelt sich in der
                              									Glasschale. Nach der Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S.
                              									79 stellt das Haus Greiner und Friedrichs in
                              									Stützerbach den beschriebenen Apparat her.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
