| Titel: | Ueber Neuerungen im Heizungswesen. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 111 | 
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                        Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
                        (Patentklasse 36. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								260 S. 545 und Bd. 261 S. 245.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									8.
                        Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
                        
                     
                        
                           I) Einzelheizungen.
                           Um bei Kaminen durch Absperrung des Rauchabzuges eine
                              									längere Wärmeabgabe der glühenden Kohlen nach Aufhören des Feuers sowie ein
                              									Warmhalten des Feuerraumes zu erzielen, will Emil
                                    										Benver in Berlin (* D. R. P. Nr. 35634 vom 20. Oktober 1885) den Planrost unabhängig vom Aschenkasten, der mit
                              									Schiebedeckel versehen ist, anordnen und nach Aufhören des Feuers durch Herausziehen
                              									des Planrostes die glühenden Kohlen in den Aschenkasten fallen lassen, in welchem
                              									sie noch einige Zeit Wärme abgeben; hierbei wird der Aschenkasten geschlossen und
                              									die noch sich entwickelnden Gase werden durch ein enges, regelbares Rohr aus
                              									demselben nach dem Schornstein geleitet.
                           Der Kachelofen der Firma J. und
                                 										H. Ehrlich in Wien ist nach dem 
                              									Metallarbeiter, 1886 * S. 215 zerlegbar und enthält einen cylindrischen, mit Füllschacht versehenen
                              									Feuerraum, der zunächst von einem Blechmantel und dann von dem Kachelmantel umgeben
                              									ist; zwischen den beiden letzteren wird die Zimmerluft oder von auſsen zugeführte
                              									Frischluft durchgeleitet.
                           Alois Steinhauser in München (* D. R. P. Nr. 36271 vom
                                 									26. Juni 1885) empfiehlt zur vollkommenen Verbrennung die Kohlen von unten in die Feuerung einzuführen (vgl. Melville 1885 256 * 262. Holdinghausen 1886 261 * 72)
                              									und die Verbrennungsluft von oben zuzuleiten. Hierzu
                              									ist in der Mitte des Ofens ein cylindrischer Schacht angebracht, welcher oben in den
                              									Feuerraum mündet und mit seitlicher Kohlenzuführung versehen ist. Das Brennmaterial
                              									fällt auf einen Teller, welcher in dem Schachte durch Hebel von auſsen aufwärts
                              									bewegt werden kann, so daſs er den Feuerraum unten abschlieſst. Soll frisches
                              									Brennmaterial eingebracht werden, so hält man die im Feuerraume brennenden Kohlen
                              									durch eine eingesteckte Gabel zurück, bewegt den Teller abwärts und beschickt mit
                              									Kohlen, welche dann bei der Aufwärtsbewegung des Tellers unter die glühende Schicht
                              									rücken. Die Einführung der zur Verbrennung nöthigen Luft geschieht durch ein Rohr,
                              									welches dicht über den Kohlen einmündet.
                           Einen eisernen Schürofen mit sichtbarem Feuer hat den in
                              									England und Frankreich gebräuchlichen Formen entsprechend Abate in London construirt. Als Brennmaterial soll nach dem Engineer, 1886 Bd. 62 * S. 463 Anthracit oder Pechkohle
                              									verwendet werden, welche in einem Rostkorbe verbrennt
                              									(vgl. Fig. 1
                              									Taf. 8). Der obere Theil des Ofenmantels wird durch Glasscheiben gebildet, welche
                              									geöffnet werden können, um die strahlende Wärme des Feuers besonders auszunutzen.
                              									Der Weg der Verbrennungsluft und der Feuergase ist durch Pfeile angegeben. Die in
                              									den Sockel seitlich eintretende Luft kann durch Oeffnen der Glasthüren auch zur
                              									Erwärmung des Zimmers benutzt werden. Die Glasscheiben werden allerdings keine
                              									groſse Dauerhaftigkeit besitzen und die untere Hälfte des Ofens erscheint für die
                              									Heizung ziemlich nutzlos.
                           Um zu gewissen Zeiten ein langsames Fortbrennen, z.B.
                              										bei Nacht, zu erzielen, will Canis nach dem Génie
                                 										civil, 1886 Bd. 9 * S. 297 die Richtung des Feuerzuges in folgender Weise
                              									ändern: Der Ofen enthält einen cylindrischen Feuerraum, in welchen die Kohlen von
                              									oben eingeworfen werden, dessen Boden durch einen Planrost gebildet wird und dessen.
                              									Wandung bis zu etwa halber Höhe mit Löchern versehen ist. Der unter dem
                              									Feuercylinder befindliche Aschenraum ist durch eine lothrechte Wand getheilt und in
                              									der vorderen Hälfte ein ausziehbarer Aschenkasten angeordnet; von der hinteren führt
                              									ein Rohrstutzen nach dem Rauchrohre, in welches ein zweiter Stutzen mündet, der vom
                              									oberen Theile des Feuercylinders abgeht und eine Drosselklappe enthält. Die cylindrische Wandung des
                              									Aschenraumes setzt sich nach oben fort und umgibt als Mantel den Feuercylinder, ist
                              									durch einen Deckel geschlossen und gegenüber den Löchern des Feuerraumes mit zwei
                              									Schiebethüren versehen. Für starkes Feuer wird die Drosselklappe im oberen
                              									Rauchabzuge und die Aschenthür geöffnet; sollen die Kohlen nur langsam brennen, so
                              									werden die Schiebethüren mehr oder weniger geöffnet und Drosselklappe wie Aschenthür
                              									geschlossen. Hierdurch tritt Luft durch die Löcher über die Kohlen, welche dabei
                              									nach abwärts brennen, indem die Rauchgase nun durch den unteren Stutzen
                              									abziehen.
                           Aehnlich ist der für Kokesfeuerung eingerichtete Ofen von J.
                                    										A. Viville in Paris (* D. R. P. Nr. 36637 vom 29. December 1885). Das
                              									Brennmaterial wird in einen stehenden Cylinder eingebracht und liegt auf zwei mit
                              									ihren Stäben einander rechtwinkelig überdeckenden Rosten, von denen der obere
                              									wagerecht drehbar ist, um die Kokesschicht zu lockern. Der Feuercylinder ist
                              									seitlich mit Löchern versehen, durch welche die Feuergase in den Raum zwischen dem
                              									Cylinder und einem Mantel treten, an den das Rauchrohr sich anschlieſst. Der als
                              									abnehmbare Haube gestaltete Deckel des Feuercylinders greift in ein mit Wasser
                              									gefülltes, zwischen Mantel und Cylinder angebrachtes ringförmiges Gefäſs, um einen
                              									Wasserverschluſs gegen das Austreten von Gasen zu erhalten. Die rasche Entleerung
                              									des Ofens nach dem Aschenkasten wird durch Herausziehen beider Roste bewirkt.
                           Münter in Herford (* D. R. P. Nr. 34556 vom 12. August
                              									1885, Zusatz zu Nr. 27481) will bei seinem Füllofen,
                              									welcher in einfachster Weise aus zwei auf
                              									gemeinschaftlichem Feuerkasten neben einander stehenden
                                 										Säulen besteht, von denen die eine als Füllschacht, die andere als
                              									Heizkörper dient, die Regelung der Wärmeabgabe durch Verstellung eines Schiebers
                              									bewirken, der das Einfallen der Kohlen in den Feuerraum mehr oder weniger hemmt.
                           Franz Lönholdt in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 34896
                                 									vom 15. September 1885) hat an Füllöfen Steuerungen angegeben, welche bezwecken,
                              									daſs der Ofen vollkommen zusammengebaut versendet
                              									werden kann, so daſs sein Aufstellen und Ingangsetzen ohne Weiteres erfolgen kann.
                              									Hierzu sind, wie Fig. 2 und 3 Taf. 8 zeigen,
                              									winkelförmige Rippen b in der Innenwand des Feuerraumes
                              										a so angegossen, daſs Kanäle c gebildet werden, durch welche Eisenstangen d gezogen sind, die den ganzen Ofen zusammen halten.
                              									Zwischen den Rippen b werden Ausfütterungssteine i gesetzt und von ersteren gehalten. In den Kanälen c kann Luft hochströmen, sich erwärmen und durch
                              									schlitzförmige Oeffnungen zur Feuerung gelangen.
                           Beim Kachel-Füllofen von Alb.
                                    										Conrad in Straſsburg i. E. (* D. R. P. Nr. 37449 vom 6. December 1885) soll
                              									in den aus Kacheln aufgebauten Ofen ein eiserner Füllcylinder eingehängt werden.
                              									Zugleich soll der Ofen jedoch auch ohne Füllfeuerung benutzt werden können, wozu
                              									jedoch den Feuergasen
                              									ein anderer Weg durch die Züge mittels Schiebereinstellung angewiesen wird.
                           Um für Füllöfen Grude zur Feuerung verwenden zu können,
                              									haben Luckhardt und Alten in Kassel (* D. R. P. Nr.
                                 									37545 vom 19. März 1886) folgende Neuerungen angegeben: Der Rost hat nach Fig. 4 Taf. 8 Kegelform und ist mit wagerechten Löchern a zur Luftzuführung versehen; kleine Rippen über den
                              									Löchern sollen verhindern, daſs sich diese zusetzen. Für groſse Feuerungen wird
                              									statt dieses gelochten Kegels ein aus einzelnen, in kleinen Abständen über einander
                              									liegenden Ringen bestehender Kegel empfohlen. Unter dem Rost ist ein zweiter Kegel
                              										x angebracht, der durch einen von Hand zu
                              									bewegenden Kurbelmechanismus v höher gestellt werden
                              									kann, wodurch die freie Rostfläche vermindert werden soll, was jedoch aus der
                              									Anordnung der Fig.
                                 										4 nicht ersichtlich ist. Zur Beseitigung der Asche dienen die Ringe b, b1, die mit gleich
                              									groſsen Oeffnungen versehen sind und von welchen b
                              									durch einen Handgriff drehbar gemacht ist. Wird nun der Ring b so gedreht, daſs die Oeffnungen in b und
                              										b1 sich decken, so
                              									fällt die auf b1
                              									angesammelte Asche hindurch. Der Füllschacht c ist zu
                              									einem Halse c1
                              									zusammengezogen und eine Regelung der Brennstoffzuführung erfolgt durch Drehen des
                              									Ringes d1 mittels
                              									Handgriff d2
                              									, wodurch der an c1 in schraubenförmiger Nuth bewegliche Ring d1 sich auf oder nieder
                              									schiebt. Das Rohr e leitet etwa sich im Füllschachte
                              										c entwickelnde Gase nach den Feuerzügen. Durch ein
                              									Sieb f, welches mittels Handhaben u wagerecht gerüttelt und auch herausgenommen werden
                              									kann, werden gröſsere Kohlenstücke zurückgehalten. Zur Reinigung der Feuerzüge ist
                              									ein schwerer Ring g angebracht, welcher an Ketten
                              									herabgelassen werden kann. Zwischen dem Füllschachte c
                              									und dem Feuerzuge ist ein Raum i angeordnet, durch
                              									welchen Zimmerluft streichen kann, indem sie bei o ein-
                              									und bei m1
                              									austritt.
                           Nach einer Mittheilung im Bayerischen Industrie- und
                                 										Gewerbeblatt, 1886 * S. 267 fertigt J. F.
                                 										Hausleiter in München Füllöfen, welche aus
                              									einem eisernen Einsatz, welcher die Feuerstätte und die
                              									Feuerzüge enthält, und einem Kachelmantel bestehen. Der
                              									eiserne Füllschacht b ist, wie aus Fig. 5 Taf. 8 ersichtlich,
                              									in den Hals des Einsatzes eingehängt und mit einem Fülltrichter versehen. Die
                              									Rostanordnung besteht aus einem Planroste c, der durch
                              									den Handgriff f herausgezogen werden kann, ferner aus
                              									den Theilen d und e, von
                              									welchen d von auſsen in schüttelnde Bewegung versetzt
                              									werden kann. Ueber den Rosten ist ein Chamottering h
                              									angebracht. Beim Anfeuern (durch die Thür l) wird
                              									einunmittelbarer Zug der Feuergase von m nach n bezieh. nach dem Kamine p durch Verstellen des Schiebers n mittels
                              									des Handgriffes o eingeleitet. Ist der Brand lebhaft
                              									genug, so wird n geschlossen, so daſs nun die Feuergase
                              									den längeren Weg durch die Züge i, q, r, t, n, p nehmen
                              									müssen. Zur Erzielung eines langsamen Abbrennens wird der Schieber v
                              									geöffnet. Die Zuführung
                              									der Verbrennungsluft geschieht nur durch die Aschenthür k, die Reinigung der Roste durch die Thür u.
                              									Durch seitlich an dem Einsatze vorbei führende Kanäle im Kachelmantel kann die durch
                              									die Lochplatte X eintretende Zimmerluft behufs
                              									schnellerer Erwärmung geleitet werden; auch ist eine Absaugung verdorbener Luft nach
                              									dem Rauchrohre vorgesehen.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
