| Titel: | Ueber Neuerungen im Heizungswesen. | 
| Autor: | K. H. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 146 | 
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                        Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
                        (Patentklasse 36. Fortsetzung des Berichtes S. 111
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									8.
                        Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
                        
                     
                        
                           I) Einzelheizungen.
                              									(Schluſs.)
                           Die Füllöfen, welche das Kgl.
                                 										Württembergische Hüttenwerk Wasseralfingen liefert, sind ausführlich in
                              									einem Vortrage beschrieben, welchen P. Lauser im Verein
                              									für Baukunde in Stuttgart gehalten und im Vereinsprotokoll sowie im Gewerbeblatt aus Württemberg, 1886 * Beilage zu Nr. 31,
                              									veröffentlicht hat. Der Vortrag ist auch besonders durch die reichen geschichtlichen Angaben über den Bau von Oefen in
                              									Deutschland und die Entwickelung des genannten Hüttenwerkes bemerkenswerth, welches
                              									nunmehr Füllöfen nach den Constructionen von Weigelin,
                                 										Daimler und Sachs ausführt.
                           G. Weigelin in Stuttgart (vgl. * D. R. P. Nr. 13 519 vom
                              									22. September 1880) hat den bekannten Meidinger-Ofen in der Weise verbessert, daſs
                              									der Feuerraum ausgefüttert und damit Wärme haltend
                              									gemacht ist. Ferner ist die untere Klappenthür mit einer besonderen ventilartigen
                              										Regelungsklappe versehen, um die Luftzuführung sehr
                              									genau einstellen zu können, wobei ein Zeiger die gewünschte Stellung angibt und eine
                              									Kreisdrehung desselben die vollständige Oeffnung der Klappe bewirkt. Es ist dann
                              									noch an der oberen Füllklappe ein Fülltrichter gelenkig
                              									angehängt, welcher bis in den Ofenkörper hineinreicht, damit beim Einfüllen von
                              									Brennmaterial ein Verstreuen desselben verhütet wird. Mit dem Schlieſsen der Klappe
                              									schiebt sich dieser Trichter von selbst in den Ofen hinein; beim Oeffnen erhält er
                              									selbstthätig die richtige Stellung. Die Mäntel sind weiter als beim Meidinger-Ofen
                              									aus einander gestellt, so daſs für den Durchzug der Zimmerluft gröſsere Querschnitte
                              									gegeben sind. Aus gleichem Grunde sind die Mäntel von quadratischem und der
                              									Feuerschacht von rundem Querschnitte.
                           Der von C. Daimler in Stuttgart angegebene Füllofen eignet sich für gröſsere Räume. Der
                              									Füllschacht ist ausgefüttert, hat rechteckigen Querschnitt und liegt in der Mitte
                              									der Vorderseite; er ist ferner mit einem Schüttelroste versehen und von fünf
                              									senkrechten Feuerzügen umgeben, durch welche die Feuergase, nachdem sie den
                              									Füllschacht durch an seinem unteren Theile beiderseits angebrachte Löcher verlassen
                              									haben, theils auf- theils abwärts ziehen. An den seitlichen Ofen wänden dienen die
                              									äuſseren Guſsplatten als Mäntel, zwischen denen und den seitlich liegenden
                              									Feuerzügen die im Sockel einströmende Zimmerluft oder frische von auſsen zugeführte
                              									Luft hochziehen und sich erwärmen kann. Als Brennmaterial sollen Kokes benutzt
                              									werden.
                           Die neuesten Wasseralfinger Zimmeröfen sind von
                              									Gieſserei-Inspector Sachs in Wasseralfingen construirt
                              									und werden in verschiedenen Gröſsen ausgeführt, von welchen Fig. 6 und 7 Taf. 8 eine Form
                              									wiedergeben (vgl. 1885 258 211). Der rechteckige
                              									Füllschacht A ist wie bei dem Daimler'schen Ofen angeordnet, geht jedoch unten in einen breiteren
                              									Feuerherd über, welcher mit eingehängten Rostbalken E
                              									versehen ist, die mittels einer eingreifenden verzahnten Stange F geschüttelt werden können. Die Schürthür B ist zur Beobachtung des Feuers mit Glimmerscheiben
                              									versehen. Beim Anheizen des Ofens wird die Drosselklappe Z geöffnet und damit ein Zug der Feuergase durch die Kanäle H1 und H3 unmittelbar nach dem
                              									Rauchrohre erzeugt. Ist das Brennmaterial entflammt und der Schornstein genügend
                              									erwärmt, so wird Z geschlossen, die Feuergase ziehen
                              									von H1 nach H2 und nach dem
                              									Sockelraume J, aus welchem sie in das Rauchrohr J2 treten. Die
                              									Ausmauerung der Vorder- und der Hinterwand des Feuerschachtes sowie die seitlichen
                              									Platten K mildern die Wärmestrahlung; letztere sind in
                              									ihrem unteren Theile mit Löchern versehen, durch welche Feuergase nach den Kanälen
                              										H2 und J entweichen können, um letztere und den Rauchabzug J2 anzuwärmen. Die im
                              									Füllschachte sich entwickelnden Gase werden zwischen den Doppelwandungen N wieder dem Feuer zugeführt. Der Zutritt der
                              									Verbrennungsluft zu den Kohlen wird durch die Form des Rostes erleichtert. Bei der
                              									Beschickung des Füllschachtes öffnet sich mit der Füllthür D durch die Verbindungsstange O ein Schieber
                              										P, wodurch eine Oeffnung in der Deckplatte M frei wird, durch welche die Rauchgase nach dem
                              									Rauchrohre ziehen, so daſs ihr Eintreten in das Zimmer verhütet ist. Das
                              									Schraubventil G (in der Thür für den Aschenkasten C) dient zur Regelung des Luftzutrittes. Die
                              									Wasserschale W vermittelt eine Befeuchtung der Luft.
                              									Die Kohlen brennen langsam und gleichmäſsig ab; eine Füllung genügt je nach der
                              									Witterung 1 bis 8 Tage.
                           Um Räume, welche mit einem Kachelofen oder Kamine versehen sind, rasch anheizen zu
                              									können, findet man manchmal kleine eiserne Oefen in Verwendung, deren Rauchrohr in
                              									den eigentlichen Ofen geleitet ist. Für diese Hilfsöfen empfiehlt A. v. Kieter in Weiſser Hirsch bei Dresden (* D. R. P.
                                 									Nr. 34503 vom 29. Juli 1885), die Hinterwand des Ofens
                              									aus einzelnen Theilen zu bilden, welche durch einen
                              									Kettenzug derart lothrecht gegen einander verschoben werden können, daſs der an
                              									einer der Platten sitzende Rauchabzugsstutzen in die in der Heizthür des
                              									eigentlichen Ofens angebrachte runde Oeffnung passend eingestellt werden kann.
                           Um je nach Bedarf die durch einen Ofen erwärmte Zimmerluft mit frischer Auſsenluft
                              									mischen oder auch nur Lüftung erreichen zu können, versieht Herm. Weigel in Königsberg i. Pr. (* D. R. P. Nr. 34301 vom 7. Juli 1885)
                              									einen Ofen beliebiger Art mit zwei Mänteln, welche
                              									zwischen sich und dem Ofen genügenden freien Raum für die Luftbewegung lassen. Durch
                              									den Raum zwischen den beiden Mänteln zieht frische Auſsenluft und durch den vom
                              									inneren Mantel und dem Ofen gebildeten Raum streicht die sich dabei am Ofen erwärmende
                              									Zimmerluft. Ein im oberen Theile des inneren Mantels befindlicher, von auſsen
                              									stellbarer Drehschieber erlaubt in der einen Stellung ein Mischen beider Luftströme,
                              									welche dann ins Zimmer treten; in der zweiten Stellung läſst der Schieber die
                              									Zimmerluft durch einen Stutzen ins Freie entweichen und veranlaſst so eine Lüftung
                              									des Zimmers.
                           Die von Frey in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 35637
                                 									vom 17. November 1885) angegebene Einrichtung an Oefen beliebiger Art zur Absaugung
                              										verdorbener Zimmerluft zeigt nichts Neues. Es sind
                              									hierzu in dem Ofen, der dabei als Kaminofen gedacht ist, über einander wagerechte
                              									Kanäle angeordnet, welche in einige lothrechte übergehen, die durch wagerechte
                              									Kanäle mit einander und mit dem Schornsteine in Verbindung stehen. Die lothrechten
                              									Kanäle liegen hinter einander und dicht hinter der Vorderwand des Ofens, welche
                              									daher kühl bleibt und z.B. als Spiegelfläche hergestellt werden kann.
                           Für Feuerungen beliebiger Art schlägt Jos. Moore in
                              									Benlah Road, England (* D. R. P. Nr. 35242 vom 11. Oktober 1885) vor, zur besseren
                              									Ausnutzung der Feuergase eine gröſsere Zahl paralleler
                                 										Platten in die Feuerzüge einzuschalten, also eine möglichst groſse
                              									Berührungsfläche der Feuergase mit den Ofenflächen herzustellen. Für Zimmeröfen
                              									sollen diese Platten mit einem Kanäle derart verbunden sein, daſs sie die
                              									aufgenommene Wärme in diesen überleiten; dieser Kanal soll zur Erwärmung der
                              									Zimmerluft dienen, welche durchgeleitet wird.
                           Roste: Die Zuführung erhitzter Verbrennungsluft zu der
                              									Flamme ist der Zweck des von Friedr. Geiſsler in
                              									Dresden (* D. R. P. Nr. 37308 vom 18. Februar 1886, Zusatz zu * Nr. 33082)
                              									angegebenen Röhrenrostes. An Stelle der früheren an
                              									ihren hinteren Enden gekrümmten Hohlroststäbe ist nunmehr eine hohle Feuerbrüche in Verbindung mit einer an derselben
                              									angebrachten Klappe empfohlen, durch welche die Luftzuführung geregelt werden
                              									kann.
                           Joh. Kerschgens in Stolberg bei Aachen (* D. R. P. Nr.
                                 									36700 vom 21. März 1886) will gleichfalls zur Zuführung von erhitzter
                              									Verbrennungsluft einen Einsatz anwenden, der als Cylinder
                                 										mit nach innen vorstehenden Rippen gebildet ist und auf einem an diesen
                              									angegossenen Ringe einen Planrost trägt. Zwischen den Rippen bilden sich Kanäle,
                              									welche von den Kohlen nicht völlig ausgefüllt werden, so daſs Luft von unten in
                              									denselben hochziehen und zu der brennenden Schicht von allen Seiten treten kann.
                              									(Vgl. auch Lönholdt * S. 113 d. Bd.)
                           Um ein leichtes Reinigen des Rostes von Schlacken und
                              									Asche zu ermöglichen, sind folgende Rosteinrichtungen vorgeschlagen worden.
                           W. Heimerdinger in Mainz (* D. R. P. Nr. 34791 vom 22.
                              									Februar 1885) will bei einem Füllofen mit seitlich liegendem Füllschacht, aus dem
                              									die Kohlen auf einen Planrost rutschen, die Roststäbe
                              									an dem Ende, gegen welches die Kohlen fallen, in stumpfem
                                 										Winkel aufwärts biegen, so daſs dort, wo die Verbrennung am stärksten sein soll, auch die
                              									nöthige Luft leicht zutreten kann. Ferner führt Heimerdinger quer durch den Aschenraum dicht unter dem Hoste eine von
                              									auſsen drehbare Achse mit Zähnen, welche bei der Drehung durch die Rostspalten
                              									greifen und diese reinigen.
                           Max Schneider in Doos bei Nürnberg (* D. R. P. Nr. 34694
                                 									vom 15. Februar 1885) bildet einen Rostkorb aus einem wagerecht verschiebbaren Planrost und einem darüber drehbar gelagerten Rostkegel. Durch die
                              									Bewegung beider Rosttheile wird die Kohlenschicht derart gerüttelt, daſs die Asche
                              									sich leicht absondern soll.
                           Ein anderer Rostkorb ist von dem Hessen-Nassauischen Hüttenverein in Neuhütte bei Straſsebersbach (* D. R.
                                 									P. Nr. 35241 vom 24. September 1885) angegeben. Der Bodenrost C (Fig. 8 Taf. 8) ist hier an
                              									dem festliegenden Rostkegel A um eine wagerechte Achse
                              									drehbar angebracht und an der hinteren Seite mit aufwärts gekrümmten Zähnen g versehen, welche sich in gewöhnlicher Stellung
                              									zwischen entsprechende Zähne c des Rostkegels A legen, beim Drehen von C
                              									mittels des Handgriffes jedoch die auf C liegenden
                              									Schlacken nach oben vor die Feuerthür bringen; dabei ist aber wohl vorausgesetzt,
                              									daſs die Schlacken nicht an den Bodenrost anbacken.
                           Bei der von der Gewerkschaft Quint in Quint bei Trier (*
                              									D. R. P. Nr. 35953 vom 24. Oktober 1885) empfohlenen Einrichtung sitzt ein ebener Bodenrost auf einer Stange, die quer zu der
                              									Roststabrichtung durch den Ofen gelegt ist und an welcher auſsen ein Handhebel
                              									angreift; letzterer findet seinen Drehpunkt in einer etwas über der Stange
                              									angebrachten Stütze, welche jedoch gestattet, daſs der Hebel auch umgelegt werden
                              									kann, wobei der Bodenrost gekippt wird. Es kann also mit dem Hebel sowohl ein
                              									wagerechtes Verschieben des Rostes, wie ein Kippen desselben bewirkt werden.
                           Erwähnenswerth ist ein Ofenthürschlüssel von Adolf Horenburger und Louis
                                    										Schönjahn in Braunschweig (* D. R. P. Nr. 35963 vom 24. December 1885),
                              									dessen Form gestattet, den heiſseri Griff einer Ofenthür fassen zu können, ohne sich
                              									zu verbrennen. Der Schlüssel besteht aus einem mit Handgriff versehenen Bolzen und
                              									einer Zange, deren einer Backen festsitzt, während der andere durch eine Feder
                              									hochgedrückt wird. Ein verschiebbarer Ring hält durch den Druck einer Spiralfeder
                              									die Klauentheile zusammen. Wird der Ring zurückgezogen, so öffnet sich die Zange und
                              									kann man damit den Griff der Ofenthür fassen; die Spiralfeder bewirkt dann wieder
                              									das Schlieſsen der Klaue, mittels der auch der Griff geschraubt werden kann, zum
                              									Sperren der Ofenthür.
                           Wilh. Dreesen in Stoppenberg bei Essen (* D. R. P. Nr.
                                 									37339 vom 18. Februar 1886) hat einen Ofenrohrhalter
                              									angegeben, der, wie Fig. 9 Taf. 8 zeigt, mit Zügen versehen ist, durch welche die verdorbene
                              									Luft aus dem Zimmer nach dem Schornstein entweichen kann. Diese Züge sind dadurch gebildet, daſs die
                              									Büchse, welche an der Stelle, wo das Rauchrohr des Ofens die Zimmerwand durchdringt,
                              									in diese eingesetzt wird, mit sternförmigem Querschnitt das Rauchrohr umfaſst,
                              									wodurch einzelne Kanäle von dreieckigem Querschnitt entstehen, die vorn in einem
                              									ringförmigen Spalte münden. Der vordere Rand der Büchse ist mit spiralförmigen
                              									Führungsleisten versehen, über welche ein Verschluſsring mittels zweier Schnüre vor-
                              									und rückwärts bewegt werden kann, wodurch der erwähnte Spalt für den Abzug der Luft
                              									weiter oder enger gestellt wird. Um beim Reinigen des Schornsteines ein Eindringen
                              									von Ruſs in das Zimmer zu verhüten, ist ein Schieber angebracht, welcher bequem mit
                              									Hilfe einer Schnur geschlossen werden kann. Der Apparat wird von Anton Kevelaer in Neuſs a. Rh. angefertigt. Zum
                              									Schlusse sei auf die Vorschriften zur Erzielung eines
                                 										möglichst rauch- und ruſslosen Betriebes der Hausfeuerungen aufmerksam
                              									gemacht, welche seitens der Stadtverwallung von Dresden den Haushaltungsvorständen
                              									in Form von Anschlagzetteln mitgetheilt wurden, die in der Küche aufzuhängen sind.
                              									Diese Vorschriften erstrecken sich auf zweckmäſsigste Erbauung und Betrieb der
                              									Feuerstätten und geben hierfür verschiedene Winke an, welche die allgemeine
                              									Beachtung verdienen.
                           
                              
                                 K. H.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
