| Titel: | Meyer's Glühlampenhalter und Klostermann's elektrische Bogenlampe. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 170 | 
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                        Meyer's Glühlampenhalter und Klostermann's
                           								elektrische Bogenlampe.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									11.
                        Meyer's Glühlampenhalter und Klostermann's Bogenlampe.
                        
                     
                        
                           Bei der von der Société centrale de l'Electricité im Mai
                              									1886 ausgeführten elektrischen Beleuchtungsanlage im Casino der kleinen Stadt
                              									Bougival bei Paris sind für die inneren Räume Glühlampen angewendet, ein sehr
                              									groſses gedieltes Zelt, der Garten und die Zugänge mit Bogenlicht beleuchtet worden.
                              									Die 60 Meyer'schen Lampen bilden nach dem Génie civil, 1886 Bd. 9 * S. 211 jede eine Gruppe aus
                              									12 einzelnen Glühlampen. Diese Lampen haben als glühenden Körper einen verkohlten
                              									Hanffaden. Je zwei sind hinter einander, die 30 Paare aber parallel geschaltet und
                              									fordern 40 × 2 Volt elektromotorische Kraft; jedes Paar verbraucht 0,9 Ampère; der
                              									Widerstand jeder Lampe ist also heiſs ungefähr 44 Ohm, kalt beinahe doppelt so
                              									groſs. Die Kabel sind nach dem Verhältnisse von 2 Ampère auf 1qmm Querschnitt berechnet; sie liegen auf
                              									lackirten kupfernen Armen und dennoch ist die Isolirung ganz genügend. Die gelbe
                              									Farbe ihrer Hülle macht sie Abends fast unsichtbar. Die Anordnung der Lampenträger
                              									ist aus Fig.
                                 										20 Taf. 11 zu ersehen. Die äuſsere Zwinge V
                              									der Lampe steht mit dem einen Ende des Kohlenfadens in leitender Verbindung; sie ist
                              									kegelförmig und wird durch die Reibung der Finger G des
                              									Lampenträgers festgehalten, welche durch die Zunge P
                              									mit dem einen Pole der Lichtmaschine verbunden werden. Das andere Ende des
                              									Kohlenfadens ist an der Schraubenspindel T befestigt,
                              									welche in die Oese D eingeschraubt wird; an den Ansatz
                              										N der Oese aber wird der zweite Pol der Maschine
                              									geführt. Das Ganze wird auf einen Holzuntersatz aufgesteckt. Die Contacte sind bei
                              									der Gröſse der Berührungsflächen sehr gute.
                           Die bei dieser Anlage benutzten Bogenlampen sind von Klostermann angegeben worden. Die Zuführungsleitungen des Stromes werden
                              									an zwei Klemmen gelegt, welche sich durch Auflegen einer Metallspange auf einen
                              									Contact kurz mit einander verbinden lassen. In der dabei stromlosen Lampe kommen die
                              									Kohlenstäbe durch Herabgleiten des oberen zur Berührung. Wird dieser Ausschalter
                              									geöffnet, so geht der Strom durch die Kohlen und dann durch zwei hinter einander
                              									geschaltete Elektromagnete. Der erste derselben preſst bei Anziehung seines Ankers
                              									eine Führungsrolle gegen die obere Kohle, drückt letztere gegen eine Unterlagsrolle
                              									und hält sie so unbeweglich; der zweite Elektromagnet zieht seinen Anker und den
                              									damit verbundenen Kohlenträger nach unten und läſst so den Lichtbogen entstehen;
                              									eine Spiralfeder strebt diesen Kohlenträger nach oben zu schieben; das Gewicht der oberen
                              									Kohle ist durch ein über eine Rolle gehängtes Gegengewicht nahezu ausgeglichen. Wenn
                              									in der Lampe eine Störung eintritt, so läſst der erste Elektromagnet seinen Anker
                              									los, gibt die obere Kohle frei und eine Spiralfeder drückt den Ankerhebel gegen
                              									einen Contactständer, so daſs innerhalb der Lampe ein neuer Stromweg, in welchem ein
                              									Neusilberdrahtwiderstand liegt, hergestellt wird und die anderen Lampen von der
                              									Störung nicht beeinfluſst werden. Dieser Stromweg hat 2 Ohm Widerstand; dem
                              									gegenüber kann der Widerstand des ersteren Stromweges gleich Null erachtet werden
                              									und bei gutem Zustande ist der zweite Weg für den Hauptstrom so gut wie nicht
                              									vorhanden. Zur Regulirung der Lichtbogenlänge ist noch ein dritter Elektromagnet
                              									vorhanden. Auf dem Ankerhebel desselben sitzt eine Schiebklaue, welche sich in die
                              									Zähne eines mit der erwähnten Unterlagsrolle der oberen Kohle auf gemeinschaftlicher
                              									Achse sitzenden Zahnrades einlegt. Die Spulen des dritten Elektromagnetes haben eine
                              									doppelte Bewickelung. Die innere Bewickelung besteht aus Kupferdraht und bildet eine
                              									Nebenschlieſsung zu dem Lichtbogen; doch ist in ihre Zuleitung zugleich der
                              									Ankerhebel auf Selbstunterbrechung eingeschaltet. Die äuſsere Bewickelung aus
                              									Neusilber hat so groſsen Widerstand, daſs sie nicht zur Wirkung kommt, so lange der
                              									Strom weg durch die erste Bewickelung geschlossen ist; überdies ist die zweite
                              									Wickelung der ersten entgegengesetzt gewickelt. Wenn nun der Abstand der Kohlen
                              									durch das Abbrennen sich zu sehr vergröſsert, wird der Stromzweig durch die innere
                              									Bewickelung des dritten Elektromagnetes stark genug, den Anker anzuziehen und durch
                              									die Schiebklaue das Zahnrad um einen Zahn zu drehen., die obere Kohle um 0mm,1 zu senken. Dem Anker folgt aber ein
                              									Contactwinkelhebel, bis er von einer Stellschraube aufgehalten wird; in diesem
                              									Augenblicke wird der Strom in der ersten Bewickelung unterbrochen, der in der
                              									äuſseren dagegen kommt zur Geltung und entmagnetisirt die Kerne des Elektromagnetes,
                              									so daſs der Anker wieder abgerissen werden kann und den Strom weg durch die inneren
                              									Windungen nun schlieſst, worauf sich dieses Spiel in rascher Folge wiederholt, bis
                              									die Kohlen neuerdings in die richtige Ferne von einander gebracht sind. Ein Ansatz
                              									an dem oberen Kohlenhalter stellt eine kurze Nebenschlieſsung her, wenn die obere
                              									Kohle bis auf das äuſserste Maſs niedergegangen ist.
                           Diese Lampe soll ein Licht von etwa 90 Carcel mit fast vollkommener Gieichmäſsigkeit
                              									erhalten; sie braucht etwa 40 Volt und hat 4,5 Ohm Widerstand. Die Kohlen sind 11mm dick und brennen in der Stunde 5cm ab; die Brenndauer der Lampe ist 8 bis 9
                              									Stunden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
