| Titel: | Neuerungen an Spülvorrichtungen für Kanäle, Abtritte u.a. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 213 | 
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                        Neuerungen an Spülvorrichtungen für Kanäle,
                           								Abtritte u.a.
                        (Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								262 S. 402.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13.
                        Neuerungen an Spülvorrichtungen für Kanäle u.a.
                        
                     
                        
                           Unter den neueren Spülapparaten zeichnen sich verschiedene durch eine bemerkenswerthe
                              									Einfachheit aus, welche gerade für derartige Zwecke unumgänglich nothwendig ist, um
                              									die Apparate überhaupt verwendbar zu machen.
                           Der von C. Muchall in Wiesbaden (* D. R. P. Nr. 36606
                              									vom 15. September 1885)
                              									angegebene Spülapparat besteht nach Fig. 10 und 11 Taf. 13 aus
                              									einem einfachen Heber A, welcher mit dem die beiden
                              									Schenkel verbindenden Theile auf einer am Rande des Spülbehälters angebrachten
                              									Fläche lose gelagert ist, so daſs er darauf innerhalb eines Winkels von 180° frei
                              									rollen kann. Die Heberschenkel sind ungleich lang und der kürzere Schenkel steht
                              									über dem Spülbehälter. Am Heberscheitel sind nun zwei Gewichte g, g1 in verschiedenen
                              									Entfernungen vom Heber derart angeordnet, daſs g
                              									innerhalb des Behälters, g1 aber auſserhalb desselben liegt. Die Gewichte haben eine solche Schwere,
                              									daſs sie im stabilen Gleichgewichte den mit Wasser gefüllten Heber aufrecht stehend
                              									(wie gezeichnet) erhalten können, vorausgesetzt, daſs das innere Gewicht g frei in der Luft hängt und nicht in das Wasser
                              									taucht. In dieser Stellung befindet sich der Heber vor der Füllung des
                              									Spülbehälters; letztere erfolgt, indem zuerst der Heber mit Wasser gefüllt wird,
                              									welches dann über den Rand des kürzeren Schenkels in den Behälter flieſst. So lange
                              									in letzterem das Wasser die Gewichte g, g1 nicht erreicht, findet eine Stellungsänderung des
                              									Hebers nicht statt. Taucht jedoch bei steigendem Wasserstande das Gewicht g bis zu einer gewissen Tiefe in das Wasser ein, so
                              									wird das absolute Gewicht von g vermindert und das
                              									Gewicht g1 strebt
                              									dahin, den Heber aus seiner Gleichgewichtslage herauszudrehen. Ist dies aber um
                              									einen noch so kleinen Winkel geschehen, so kommt das Gewicht des mit Wasser
                              									gefüllten Hebers zur Wirkung und stürzt denselben um, wobei aber die Füllung des
                              									Hebers nicht Zeit hat auszuflieſsen, ehe nicht der kurze Heberschenkel die
                              									Wasseroberfläche im Behälter erreicht. Gleichzeitig stürzt aber das Wasser aus dem
                              									äuſseren Schenkel, übt auf das Wasser im kürzeren Schenkel eine saugende Wirkung
                              									aus, so daſs der Heber in Thätigkeit tritt. Dieselbe dauert so lange, bis der
                              									Behälter entleert ist. Bis dahin kann ein Aufrichten des Hebers nicht stattfinden,
                              									da der mit Wasser gefüllte äuſsere Heberschenkel gegenüber g, g1 Uebergewicht besitzt. Erst wenn der
                              									Behälter und damit auch der Heber leer wird, gewinnen g,
                                 										g1 das Uebergewicht und drehen nun den
                              									Heber wieder in die aufrechte Stellung, wonach sich das beschriebene Spiel
                              									wiederholt. Die Gröſse und Stellung der Gewichte g,
                                 										g1 müssen durch Probiren bestimmt werden.
                              									Das Rollager s besitzt seitliche Anschläge; desgleichen
                              									hat die rollende Fläche des Hebers derartige Anschläge k, um eine Drehung des Hebers über einen Winkel von 180° hinaus zu
                              									verhindern.
                           Die beschriebene Wirkung des Hebers ist, wie sich aus Versuchen an einem kleinen
                              									Modelle ergeben hat, eine verläſsliche.
                           Eine ebenso sinnreiche, wenn auch weniger einfache Anordnung haben H. Eggers und J. Kernaul
                              									in München (* D. R. P. Nr. 37283 vom 18. April 1886) vorgeschlagen; dieselbe besteht
                              									aus einem Spülbehälter a (Fig. 12 und 13 Taf. 13),
                              									welcher von zwei Dornen g derart getragen wird, daſs er
                              									nach vorn Uebergewicht hat und in dieser Richtung zu kippen strebt. Der Behälter wird
                              									aber in aufrechter Lage dadurch gehalten, daſs ein Haken b mit Schwimmer b1 in einen an der Wand befestigten Haken c
                              									eingreift. Die Vorderwand des Behälters nimmt einen Heber ed auf, dessen kürzerer Schenkel (von zwei Kanälen e gebildet) bei e1 mit dem Behälter in Verbindung steht. Flieſst nun in letzteren Wasser
                              									ein, so füllt dasselbe den Behälter, ohne eine Stellungsänderung der Einrichtung
                              									hervorzurufen, bis es den Schwimmer b1 erreicht. Der Auftrieb des Wassers bewirkt dann
                              									die Auslösung des Hakens b aus dem Haken c, worauf der Behälter nach vorn kippt, bis die hintere
                              									Unterkante desselben gegen die Mauer stöſst. Dabei stürzt Wasser in den
                              									Heberschenkel d und setzt den Heber in Thätigkeit. Hat
                              									sich der Behälter a bis zur Hälfte entleert, so gewinnt
                              									der hintere Theil wieder das Uebergewicht, worauf a
                              									nach hinten kippt und der Haken b von c gefangen wird. In dieser Stellung bleibt der Behälter
                              									stehen, bis er sich ganz entleert und neuerdings gefüllt hat, worauf sich das
                              									beschriebene Spiel wiederholt. Behufs genauer Einstellung des Apparates können die
                              									Dorne g verschoben werden und wird dadurch der
                              									Unterstützungspunkt des Behälters verändert.
                           Um Glockenheber zuverlässig in Thätigkeit zu setzen,
                              									wendet August Natterer in München (* D. R. P. Nr. 38229
                                 									vom 9. Juli 1886) die in Fig. 15 Taf. 13
                              									gezeichnete Einrichtung an. Unter dem längeren Schenkel des Glockenhebers ist ein
                              									einfaches Kippgefäſs angeordnet, dessen Gewicht
                              									bezüglich der Unterstützungspunkte f so ausgeglichen
                              									ist, daſs es erst kippt, wenn es ganz gefüllt ist, daſs es aber wieder in die
                              									gezeichnete Stellung zurückgeht, wenn es entleert ist. Denkt man sich Spülbehälter
                              									und Kippgefäſs leer, so wird bei langsamem Zulaufe des Wassers in den Spülbehälter
                              									letzterer gefüllt, bis das Wasser im Glockenheber bis zum oberen Rande des inneren
                              									längeren Schenkels gestiegen ist. Dies ist möglich, weil der längere Schenkel unten
                              									frei mit der Auſsenluft in Verbindung steht. Steigt nun das Wasser im Behälter
                              									weiter, so flieſst Wasser über den Rand des inneren Heberschenkels in das
                              									Kippgefäſs, bis es in letzterem so hoch steigt, daſs es die untere Oeffnung des
                              									Heberschenkels verschlieſst. Nunmehr kann die im Heber eingeschlossene Luft nicht
                              									mehr entweichen und also auch das im Heber befindliche Wasser nicht in demselben
                              									Maſse steigen wie im Behälter. Die Folge ist, daſs bei starkem Steigen des Wassers
                              									im Behälter der Wasserstand im Heber nur ganz allmählich steigt und dieses Wasser,
                              									indem es über den Rand des inneren Heberschenkels flieſst, zur Füllung des
                              									Kippgefäſses dient. Ist letzteres gefüllt, so entspricht der Höhenunterschied h der Wasserstände in- und auſserhalb des unteren
                              									Schenkelendes demjenigen der Wasserstände am Heberscheitel. Dies bewirkt aber, daſs
                              									beim Kippen des gefüllten Kippgefäſses das Wasser in den Heber stürzt und denselben
                              									bis zur Entleerung in Thätigkeit setzt, worauf alle Theile wieder die gezeichnete
                              									Lage einnehmen.
                           
                           Der Spülapparat von Th. Kommerell und Ed. Edwards in München (* D. R. P. Nr. 37115 vom 10. März 1886) besitzt einen rinnenförmigen Umstellhebel a (Fig. 14 Taf. 13), welcher
                              									so construirt ist, daſs darin eine Metallkugel b frei
                              									und mit möglichst geringem Widerstände hin- und herlaufen kann. Dieser Hebel, dessen
                              									Drehpunkt an dem Behälter angebracht ist, steht mit einem Schwimmer f und der losen Zugstange g des Ablaufventiles h in Verbindung.
                           Die Zugstange, deren Länge proportional der Höhe des sich
                              									ansammelnden Wassers ist, besitzt an ihrem unteren Ende eine Scheibe, welche sich in
                              									dem hohlen Raume des Ventiles frei bewegen kann; diese Scheibe wird bei steigendem
                              									Wasser durch den Schwimmer gehoben, bis sie an der Schluſsklappe i des Ventiles anstöſst. Zu gleicher Zeit drückt der
                              									Schwimmer den kürzeren Arm des Umstellhebels langsam nach oben und in dem
                              									Augenblicke, wo letzterer durch den Schwimmer aus der wagerechten Lage gebracht ist,
                              									kommt die Kugel nach der entgegengesetzten längeren Seite des Hebels ins Rollen und
                              									das Ventil und der Schwimmer werden gehoben, das erstere so weit, daſs es dem Wasser
                              									ungehinderten Abfluſs gestattet. Ist der Wasserspiegel so weit gefallen, daſs der
                              									Schwimmer frei schwebt, so zieht er durch sein Gewicht in Verbindung mit dem der
                              									Zugstange und des Ventiles den kürzeren Arm des Hebels nach unten, die Kugel rollt
                              									in ihre ursprüngliche Lage zurück und das Ventil schlieſst sich.
                           Sollte die auf diese Weise zum Abflüsse gelangende Wassermenge
                              									nicht hinreichend oder in gewissen Fällen eine Nachspülung erwünscht sein, so kann
                              									der Behälter mit einer Hilfskammer versehen und ein Saugheber damit in Verbindung
                              									gebracht werden. In diesem Falle ist der Wasserzufluſs in die Kammer zu leiten und
                              									die Scheidewand derselben etwas niedriger zu halten als die Ueberlaufhohe des
                              									Hebers. Das Wasser flieſst hierbei aus der Seitenkammer über, setzt das
                              									Schwimmerventil in Thätigkeit und das durch das Ablaufventil stürzende Wasser bringt
                              									dann den Heber zur Wirkung.
                           In Fällen, wo eine Spülung früher erfolgen soll, als dieselbe
                              									durch das Heben des Schwimmers selbstthätig eintreten würde, genügt ein Anziehen an
                              									einer an dem längeren Arme des Hebels befestigten Handzugvorrichtung zum Oeffnen und
                              									ein Loslassen derselben zum Schlieſsen des Ventiles.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
