| Titel: | Ueber orange Azofarbstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser. | 
| Autor: | Otto Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 239 | 
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                        Ueber orange Azofarbstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 181 d. Bd.)
                        Mühlhäuser, über orange Azofarbstoffe.
                        
                     
                        
                           Fabrikation von Orange II.
                           Zur Herstellung von Orange II benöthigt man 3
                              									Apparatensysteme: System I bezweckt die Reinigung und Ueberführung der Sulfanilsäure
                              									in Diazobenzolsulfosäure, System II die Herstellung einer Naphtollösung und Trennung
                              									von etwa vorhandenen Unreinigkeiten und System III dient zur Paarung der in II und I
                              									bereiteten Stoffe sowie zur Gewinnung des Farbstoffes in feuchter Form.
                           Das I. System besteht aus einem mit weitem Mannloche versehenen
                              									Guſskessel von 800l Inhalt, welcher mit einer
                              									hochgestellten 6 kammerigen Filterpresse verbunden ist, die den etwaigen Rückstand
                              									der im Guſskessel bereiteten Sulfanilatlösung zurückhält und das Filtrat der auf
                              									einer Wage stehenden Holzbütte von 800l Inhalt
                              									zuführt, von wo man die Lösung nach vorausgegangener Bestimmung des Gewichtes
                              									derselben in die Diazobütte überleitet, um die Diazotirung vorzunehmen. Die sogen.
                              										Diazobütte hat ein Rührwerk und einen Inhalt von
                              										2000l. Alle Theile der Bütte, mit welchen die
                              									saure Diazotirflüssigkeit in Berührung kommen könnte, sind von Holz. Oberhalb der
                              									Bütte ist ein kleines Nitritbüttchen von 250l
                              									Inhalt zum Lösen des Nitrits aufgestellt.
                           Das II. System besteht aus einem mit weitem Arbeitsloche
                              									versehenen Guſskessel, welcher mit einer hochgestellten 6 kammerigen Filterpresse in
                              									Verbindung steht. Der 800l fassende Guſskessel
                              									dient zur Herstellung der alkalischen Naphtollösung, welche man, nachdem sie beim
                              									Durchgange durch die Presse von nicht in Lösung befindlichen Stoffen befreit worden
                              									ist, in den Farbbottich leitet.
                           Das III. System dient zur Vermischung von Naphtollösung mit
                              									Diazobenzolsulfosäure; die dazu in Verwendung kommende Bütte hat einen Inhalt von
                              										4000l. Ein Schnellrührwerk ermöglicht die
                              									innige Mischung der in die Bütte eingeführten Materialien. Der Farbbottich ist mit
                              									einem im Boden versenkten Druckfasse verbunden, welches seinerseits wieder mit zwei
                              									18 kammerigen Filterpressen in Verbindung gebracht ist. Das Druckfaſs hat einen
                              									Inhalt von 2000l.
                           System I dient zur Ausführung der durch folgende Gleichungen 1 und
                              									2, System II zur
                              									Ausführung der durch Gleichung 3 und System III endlich zur Ausführung der durch
                              									Gleichung 4 ausgedrückten Prozesse:
                           1) \mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<\mbox{NH}_2\ \
                                 										\atop
                                 										\mbox{SO}_3\mbox{H}\right.+\mbox{NaOH}=\mbox{H}_2\mbox{O}+\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left<\mbox{NH}_2\
                                 										\ \ \atop \mbox{SO}_4\mbox{Na}
                           2) 
                           3)
                              										\mbox{C}_{10}\mbox{H}_7-\mbox{OH}+\mbox{NaOH}=\mbox{H}_2\mbox{O}+\mbox{C}_{10}\mbox{H}_7.\mbox{ONa}
                           4) 
                           Die zur Farbstofferzeugung dienenden Lösungen bereitet man sich, so weit deren
                              									Herstellung unter Wärmezufuhr geschehen muſs, den Tag vorher, um bei der
                              									nachfolgenden Diazotirung und Paarung möglichst viel Eis zu sparen. Ebenso bewirkt
                              									man die Abscheidung der Sulfanilsäure aus ihrer Lösung durch Schwefelsäure den Tag
                              									vorher, da, wenn die Zersetzung in der Wärme geschieht, die Abscheidung in ganz fein
                              									vertheiltem Zustande erfolgt, in welcher Form die Sulfanilsäure zur Diazotirung
                              									allein passend ist.
                           In dem guſseisernen Lösekessel bereitet man sich zuerst eine Lösung von 26k festem Aetznatron in 400l heiſsem Wasser. Zur kochenden Natronlösung wirft
                              									man dann 100k Sulfanilsäure innerhalb 20 Minuten
                              									stückweise zu und überzeugt sich schlieſslich einerseits mittels Lackmuspapier von
                              									der alkalischen Reaction, andererseits von der vollkommenen Auflösung der
                              									Sulfanilsäure, was man am besten durch Befühlen des Bodens mit einem Stabe ausführt.
                              									Sobald alle Sulfanilsäure gelöst ist und die Flüssigkeit schwach alkalische Reaction
                              									zeigt, kocht man noch weitere 20 Minuten unter Einleiten von Dampf, um etwa
                              									vorhandenes Anilin vollständig durch den Wasserdampf abzutreiben. Ist letzteres
                              									geschehen – man überzeugt sich davon am besten durch Beriechen der dem Kochkessel
                              									entströmenden Wasserdämpfe –, so stellt man den Dampf ab, schlieſst den Kessel,
                              									öffnet den Lufthahn und filtrirt durch die dicht geschlossene Filterpresse, deren
                              									Preſsflächen mit Baumwolltuch doppelt ausgeschlagen sind. Das der Presse entlaufende
                              									Filtrat wird in einem auf der Wage stehenden Wagegefäſse vollkommen aufgesammelt,
                              									nach Beendigung der Filtration das Gewicht des heiſsen Gesammtfiltrates bestimmt und
                              									sogleich analysirt, was etwa 5 Minuten Zeit in Anspruch nimmt.
                           Das Gewicht des Filtrates betrage 560k, das
                              									specifische Gewicht der Lösung sei 1,095, zur Absättigung von 10cc der Wägebütte entnommenen Lösung seien 11cc,15 Normalnitritlösung verbraucht worden.
                           Die Berechnung ergibt einen Gehalt von 98k,7 C6H4.NH2.SO3H; diese
                              									brauchen zur Diazotirung 41k,3 Nitrit von 95 Proc.
                              										NaNO2 Gehalt und 82k,1 β-Naphtol zur Paarung. Die
                              									Schwefelsäuremenge, welche genau 100k reiner
                              									Sulfanilsäure entspricht, läſst man bei allen Ansätzen gleich, ebenso die zur
                              									Neutralisation nöthige Menge Natron. Man nimmt zu jeder Darstellung – ob der
                              									Sulfanilsäuregehalt stark oder schwach – 64k Schwefelsäure zum
                              									Ausfällen und 30k Natron zur Lösung der sich aus
                              									der Rechnung ergebenden Naphtolmenge.
                           Hat man so den Gehalt der Lösung festgestellt und danach die nöthige Menge Nitrit und
                              									Naphtol berechnet, so syphonirt man die heiſse Sulfanilatlösung in den
                              									Diazotirbottich ab und fällt unmittelbar mit 64k
                              									concentrirter SchwefelsäureMan kann auch die äquivalente Menge Salzsäure in Reaction
                                    									bringen., welche man unter Umrühren langsam zur Sulfanilatlösung
                              									einlaufen läſst. Die zur Diazotirung nöthige Nitritlösung bereitet man sich durch
                              									Auflösen von 41k,3 in 200l Wasser.
                           Denselben Tag wird auch die Naphtollösung durch Eintragen von 82k,1 β-Naphtol in eine
                              									im Kochkessel bereitete heiſse Auflösung von 30k
                              									Natron in 400l Wasser zugerichtet. Diese Lösung,
                              									welche über Nacht vollkommen erkaltet, wird den folgenden Tag durch die Filterpresse
                              									in den Farbbottich gedrückt.
                           Diazotirung: In die Tags zuvor erzeugte
                              									Sulfanilsäure-Abscheidung gibt man so viel Eis, bis die Flüssigkeit eine Temperatur
                              									von 4° angenommen hat. Man setzt dann das Rührwerk der Bütte in Gang und läſst die
                              									bereitete Nitritlösung innerhalb 10 bis 15 Minuten einlaufen, so zwar, daſs ein
                              									Steigen der Temperatur über 10°, bei Bedarf durch Einwerfen von Eis, vermieden wird.
                              									Gegen das Ende der Nitrosirung probt man mit Jodkaliumstärkepapier und hört mit dem
                              									Einlaufenlassen des Nitrits auf, sobald ein mit der Masse befeuchteter Streifen des
                              									Reagenspapieres blau gefärbt wird, was gewöhnlich bei Zugabe des letzten Restes der
                              									Nitritlösung eintritt. Die Reactionsmasse soll nach 5 Minuten langem Durchrühren die
                              									Nitritreaction noch schwach zeigen und kann dann weiter verarbeitet werden.
                           Paarung: In die mit Eis auf 4° abgekühlte Naphtollösung
                              									läſst man unter Umrühren die Diazobenzolsulfosäure innerhalb 40 Minuten einlaufen,
                              									indem man Sorge trägt, daſs die Temperatur im Farbbottiche 12° nicht übersteigt. Ist
                              									die Mischung beendet, so überzeugt man sich von der schwach alkalischen Reaction der
                              									Masse und läſst ungefähr 1 Stunde weiter rühren, um eine vollkommene Abscheidung des
                              									Orange zu erzielen.
                           Aufarbeitung: Die aus goldfarbigen, seideglänzenden
                              									Nadeln bestehende Krystallmasse wird ins Druckfaſs abgelassen und mittels Luftdruck
                              									durch die Filterpresse filtrirt; letzterer entläuft die Mutterlauge als eine nur
                              									wenig gefärbte gelbe Flüssigkeit, aus welcher, den Farbstoff zu gewinnen, sich nicht
                              									lohnt. Man füllt jede der beiden mit dem Druckfasse verbundenen Filterpressen für
                              									sich und bläst den Inhalt der einen Presse mit Druckluft aus, während die andere
                              									noch filtrirt. Die Pressen werden entleert, sobald den Hähnen trockene Luft
                              									entströmt, d.h. dieselbe keine Tröpfchen der Mutterlauge mehr mit sich fortreiſst,
                              									wovon man sich am besten durch Befühlen des Luftstromes mit der Hand überzeugt. In dieser Weise
                              									wird die ganze Flüssigkeit zu Ende filtrirt Die der Presse entfallenen goldgelben,
                              									dichten Farbkuchen, welche sich in dem unterhalb der Presse mit Blei ausgeschlagenen
                              									Holzkasten ansammeln, werden auf Zinkbleche vertheilt, dort mit einem Holzspatel
                              									zerkleinert und schlieſslich bei 60 bis 70° im Trockenraume während 4 bis 5 Tagen
                              									getrocknet. Das trockene Orange wird in der Kugelmühle gemahlen. Die
                              									Durchschnittsausbeute beträgt 200k. Folgende
                              									Tabelle gibt Zahlen, wie sie beim Arbeiten in der Fabrik angewendet und erhalten
                              									werden:
                           
                              
                                 Sulfanil-säure
                                 Natron
                                 Gehalt %
                                 SO4H2
                                 Nitrit von95%
                                 β-Naphtol
                                 Natron
                                 Ausbeute
                                 
                              
                                 100
                                 26
                                 98,7
                                 64
                                 41,3
                                 82,1
                                 30
                                 201
                                 
                              
                                 100
                                 26
                                 97,0
                                 64
                                 40,6
                                 80,7
                                 30
                                 194
                                 
                              
                                 100
                                 26
                                 96,5
                                 64
                                 40,4
                                 80,3
                                 36
                                 195
                                 
                              
                           
                        
                           Fabrikation von Orange I.
                           Die Apparate, welche zur Herstellung des Orange I
                              									dienen, sind dieselben, wie man sie zur Herstellung von Orange II gebraucht.
                              									Dasselbe gilt von den Materialien, nur bringt man statt β-Naphtol α-Naphtol in Reaction.
                           Herstellung der Diazoverbindung: Die
                              									Natronsulfanilatlösung wird wie bei Orange II aus 100k Sulfanilsäure, 26k Aetznatron und
                              										400l Wasser bereitet, 20 Minuten lang gekocht
                              									und in ein auf einer Wage stehendes Wägegefäſs heiſs durch die Filterpresse
                              									filtrirt. Man wägt die Flüssigkeit, bestimmt das specifische Gewicht und analysirt
                              									dieselbe; nach Feststellung des Gehaltes an Farbstoff gebender Sulfosäure wird die
                              									Lösung in den Diazobottich abgezogen.
                           Die auf Grund der Analyse angestellte Berechnung ergibt die zur Diazotirung und
                              									Paarung nöthigen Mengen Nitrit und α-Naphtol.
                              									Das  Verhältniſs von Schwefelsäure und Natron bleibt für alle Ansätze gleich: man
                              									wendet immer auf 64k Schwefelsäure von 66° B. 26k Natron zum
                              									Lösen der Sulfanilsäure und 30k Natron zum Lösen
                              									des α-Naphtols an. Das Schwefelsäure-Natron verhältniſs
                              									wird also nicht vom Gehalte der Sulfanilsäure abhängig gemacht, da man auf diese
                              									Weise einem Verwägen durch den Arbeiter weniger Gelegenheit gibt, was öfters
                              									vorkommt, wenn täglich mit den Zahlen gewechselt wird. Der Verlust an Material wird
                              									reichlich durch die Sicherheit im Arbeiten aufgewogen.
                           Beispiel: Das Gewicht des Filtrates
                              									betrage 580k, das specifische Gewicht 1,090. 10cc Sulfanilatlösung verbrauchen 10cc,35 Normalnitritlösung. Daraus ergibt sich ein
                              									Gehalt von 95k,3 C6H4.NH2.SO3H, welche 39k,9 Nitrit von 95 Proc. NaNO2 und 79k,3 α-Naphtol benöthigen.
                           Die mit 64k Schwefelsäure
                              									versetzte Sulfanilatlösung wird am anderen Tage mit einer Lösung von 39k,9 Nitrit in 200l Wasser, genau wie bei Orange II beschrieben, diazotirt.
                           Die Herstellung der Naphtollösung geschieht durch Auflösen von
                              										79k,3 α-Naphtol
                              									in einer Lösung von 30k Aetznatron in 400l Wasser. Die Paarung von α-Naphtollösung mit Diazobenzol-p-Sulfosäure wird wie bei Herstellung von
                              									Orange II durchgeführt, ebenso die schlieſsliche Aufarbeitung des braunrothen, aus Orange I bestehenden
                              									Farbteiges, welcher nach der Fertigstellung ein rothbraunes Pulver darstellt.
                           
                              
                                 Sulfanil-säure
                                 Natron
                                 Gehalt
                                 SO4H266° B
                                 Nitrit von95%
                                 α-Naphtol
                                 Natron
                                 Orange I
                                 
                              
                                 100
                                 26
                                 95,3
                                 64
                                 39,9
                                 79,3
                                 30
                                 170
                                 
                              
                                 100
                                 26
                                 96,5
                                 64
                                 40,4
                                 80,3
                                 30
                                 172
                                 
                              
                                 100
                                 26
                                 97,0
                                 64
                                 40,6
                                 80,7
                                 30
                                 172
                                 
                              
                           Aufarbeitung der Mutterlaugen: Die den Farbpressen
                              									entlaufende, noch stark gefärbte Mutterlauge leitet man in einen groſsen Bottich und
                              									fällt sämmtlichen Farbstoff in der Hitze durch festes Kochsalz aus. Man gewinnt den
                              									Farbstoff nach dem Erkalten durch Filtration und reinigt denselben, indem man die
                              									Rückstände von 10 Darstellungen in 2000l Wasser
                              									löst und aus dem heiſsen Filtrate den Farbstoff mit Kochsalzlösung ausfällt. Der so
                              									zu erhaltende Farbstoff färbt nicht mehr rein orange, sondern braunroth; er kommt
                              									als Säurebraun oder Brun acide
                                 										R in den Handel.
                           
                        
                           Fabrikation von Orange RR.
                           Die Herstellung des Orange RR aus Xylidin umfaſst
                              									folgende Arbeiten: Die Herstellung des xylidinsulfosäuren Natriums aus Metaxylidin,
                              									die Diazotirung der Xylidinsulfosäure, die Paarung der Diazoxylolsulfosäure mit
                              									einer alkalischen β-Naphtollösung und schlieſslich die
                              									Aufarbeitung und Gewinnung des Farbstoffes.
                           Zur Diazotirung der Xylidinsulfosäure, zum Lösen des β-Naphtols, zur Farberzeugung und Gewinnung dienen dieselben Gefäſse, wie sie
                              									bei der Fabrikation von Orange II im Gebrauche sind. Die Darstellung der
                              									Xylidinsulfosäure benöthigt:
                           Einen gußeisernen Doppelkessel,
                              									dessen Auſsenkessel mit der Dampf- und Wasserleitung in Verbindung steht, um ein
                              									jeweiliges Kühlen oder Erhitzen zu gestatten. Das Rührwerk des Kessels macht etwa 20
                              									Umdrehungen in der Minute. Der Deckel besitzt ein Mannloch, eine Verbindung mit der
                              									Preisluft und einen Stutzen zum Einsatze des Abdrückrohres, behufs Beförderung des
                              									Kesselinhaltes nach der Kalkbütte.
                           1 Kalkbütte mit Rührwerk und 3000l Inhalt.
                           2 Druckkessel (Montejus) mit je
                              										2000l Inhalt.
                           Eine 18 kammerige und eine 12 kammerige Filterpresse.
                           1 groſser eiserner Kasten mit
                              									kupferner Dampfschlange und 4000l Inhalt.
                           1 kleiner eiserner Behälter von
                              										1800l Inhalt.
                           1 Wage mit Wagegefaſs von 800l Inhalt.
                           Herstellung der Sulfosäure: In den mit Rührwerk
                              									versehenen doppelwandigen Guſskessel kommen 175k
                              									20 procentige rauchende Säure. Zur starken Schwefelsäure läſst man unter
                              									fortwährendem Umrühren aus einer Hahnflasche 50k
                              									Metaxylidin zulaufen, so jedoch, daſs die Temperatur des Kesselinhaltes nicht über
                              									50° steigt, was durch Einströmenlassen von kaltem Wasser in den Auſsenkessel leicht
                              									bewerkstelligt werden kann. Das so entstehende Xylidinsulfat wird nun 4 Stunden im
                              									vorhandenen Schwefelsäureuberschuſs auf 105 bis 110° erhitzt. Man erkennt das Ende
                              									der Sulfurirung daran, daſs eine dem Kessel entnommene, in Wasser gegossene und
                              									alkalisch gemachte Probe sich vollkommen klar löst und nicht mehr nach Xylidin
                              									riecht.
                           
                           Zeigt die Probe das Ende der Sulfurirung an, so kühlt man die heiſse Masse etwas ab,
                              									setzt das Abdrückrohr in den Kessel ein, entfernt das Thermometer, schlieſst den
                              									Kessel und preſst den nur noch mäſsig warmen Inhalt in die Kalkbütte herüber, in
                              									welcher man vorher eine Lösung von 64k Sulfat in
                              										1000l Wasser bereitet hat. Zur Trennung von
                              									Schwefelsäure versetzt man mit Kalkmilch, welche man durch Ablöschen von 120k Kalk hergestellt hat, bis zur schwach
                              									alkalischen Reaction. Man erhitzt die Masse mit direktem Dampfe zum Kochen. Um den
                              									Gyps krystallinisch zu erhalten, setzt man zur heiſsen Masse etwa 500l kaltes Wasser unter Inganghaltung des
                              									Schnellrührwerkes zu, d.h. bringt die Temperatur auf ungefähr 60 bis 65°. Der weiſse
                              									Schlamm wird in den Montejus abgelassen und durch eine Filterpresse filtrirt. Das
                              									zum gröſsten Theile aus Natriumsulfxylidinat und nur wenig Kalksalz bestehende
                              									Filtrat läuft in einen groſsen eisernen Kasten. Die Preſsrückstände werden in die
                              									Kalkbütte zurückgebracht, mit 1000 Wasser aufgekocht und wieder filtrirt.
                           Die vereinigten Filtrate dampft man mittels indirektem Dampfe auf ein Volumen von
                              									etwa 600l ein, läſst in einen kleinen Behälter ab
                              									und versetzt dort mit so viel Soda, als zur Ausfällung des noch vorhandenen Kalkes
                              									nöthig ist, wozu in der Regel ungefähr 5k genügen.
                              									Man läſst in das Druckfaſs ab, filtrirt durch eine Filterpresse und leitet das
                              									Filtrat in das auf der Wage stehende Wägegefäſs.
                           Nach Feststellung des Gewichtes bestimmt man das specifische Gewicht und analysirt
                              									die Salzlösung. Der Inhalt wiege 590k, das
                              									specifische Gewicht sei 1,084; 10cc Lösung
                              									benöthigen 7cc,25 Normalnitritlösung. Daraus
                              									berechnet sich eine Ausbeute von 79k,4
                              									Xylidinsulfosäure. Dieselben brauchen zur Diazotirung 28k,6 Nitrit und zur Paarung 56k,8 β-Naphtol.
                           Herstellung des Farbstoffes: Zur Ausfällung der in den
                              									Diazotirbottich abgelassenen Lösung braucht man 48k concentrirte Schwefelsäure, zum Lösen von 56k,8 Naphtol eine heiſse Lösung von 22k,5
                              									Natron in 200l Wasser. Die
                              									Xylidinsulfosäure-Abscheidung und die Naphtollösung werden an dem der Farberzeugung
                              									vorhergehenden Tage gemacht. Das Nitrit löst man in 200l Wasser auf. Die Diazotirung und Farbstoffdarstellung erfolgt in
                              									derselben Weise und unter den gleichen Bedingungen, wie bei Orange II ausführlich
                              									beschrieben worden ist. Anders verhält es sich mit der Farbstoffgewinnung, da der
                              									gallertige Niederschlag, so wie er unmittelbar bei der Paarung erhalten wird, nicht
                              									filtrirt werden kann. Man kocht daher die ganze Masse auf, bringt also den Farbstoff
                              									wieder in Lösung und fällt denselben mit concentrirter Kochsalzlösung unter Umrühren
                              									aus. Der Farbstoff scheidet sich dann in sehr leicht filtrirbarer Form ab und kann
                              									in kurzer Zeit filtrirt und gewonnen werden. Die der Filterpresse entnommenen Kuchen
                              									werden auf Zinkblechen vertheilt und in der Trockenkammer getrocknet.
                           
                           Folgende Tabelle gibt einen Einblick in die Ausbeuteverhältnisse:
                           
                              
                                 Meta-xylidin
                                 20 proc.rau-chendeSaure
                                 SO4Na2
                                 CaO
                                 CO3Na2
                                 Gehaltan Xyli-dinsulfo-säure
                                 SO4H2
                                 NaNO2von95%
                                 β-Naph-tol
                                 NaOH
                                 OrangeRR
                                 
                              
                                 50
                                 175
                                 64
                                 120
                                 5
                                 79,4
                                 48
                                 28,6
                                 56,6
                                 22,5
                                 150
                                 
                              
                                 50
                                 175
                                 64
                                 125
                                 6
                                 80,0
                                 48
                                 28,9
                                 57,3
                                 22,5
                                 160
                                 
                              
                                 50
                                 175
                                 64
                                 120
                                 5
                                 76,0
                                 48
                                 27,3
                                 54,4
                                 22,5
                                 148
                                 
                              
                           Orange R: Die Sulfurirung des Toluidins geschieht in
                              									derselben Weise, wie bei Anilin angegeben wurde. Man mischt 53k,5 Toluidin mit 49k Schwefelsäure von 66° B. und erhitzt im
                              									Muffelofen während 5 bis 6 Stunden auf 210 bis 220°. Die Herstellung des Farbstoffes
                              									aus Toluidinsulfosäure und β-Naphtol geschieht genau,
                              									wie bei Orange II und RR beschrieben wurde.
                           Weitere Farbstoffe, welche hierher gehören und eine Zeit lang fabricirt worden sind,
                              									auch für besondere Zwecke heute noch dargestellt werden, sind das Metanilorange I und das Metanilorange II; ersteres stellt die Combination von
                              									Diazobenzol-m-Sulfosäure mit α-Naphtol, letzteres die
                              									Combination mit β-Naphtol dar. Da die Fabrikation
                              									dieser Farbstoffe dieselbe ist wie diejenige der oben beschriebenen, so seien sie an
                              									dieser Stelle der Vollständigkeit halber nur erwähnt.