| Titel: | Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 296 | 
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                        Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen.
                        Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen.
                        
                     
                        
                           Das neue Concertgebäude in Amsterdam wird im Allgemeinen
                              									durch eine Feuerluftheizung erwärmt, wie Crusius im Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein mitgetheilt
                              									hat; der Vortrag ist in der Zeitschrift des Vereins
                                       										deutscher Ingenieure, 1886 * S. 959 veröffentlicht.
                           Das Gebäude enthält einen groſsen und einen kleinen Concertsaal, 2 Chor- und 2
                              									Solistensäle, Stimmzimmer, Rauchzimmer, Speisesäle und Geschäftsraum von zusammen
                              										25544cbm Inhalt. Der gestellten Bedingung nach
                              									soll jeder der Concertsäle mit den übrigen Räumen gleichzeitig geheizt und gelüftet
                              									werden können; es soll aber auch eine gesonderte Heizung der beiden Chorsäle,
                              									Solistenzimmer und des Stimmzimmers möglich sein. Das Eisenwerk Kaiserslautern hat dieser Bedingung durch Einrichtung einer
                              									Feuerluftheizung mit Drucklüftung für sämmtliche Räume und einer besonderen Heißwasserheizung für die letztgenannten Zimmer
                              									entsprochen. Für die letzteren ist eine zweimalige Lufterneuerung stündlich
                              									angeordnet, für die übrigen Räume wurden die einzuführenden Frischluftmengen so berechnet, daſs durch sie bei einer
                              									Eintrittstemperatur von 35° die Wärmeverluste durch Abkühlung der Wände bei –15°
                              									Auſsentemperatur ausgeglichen werden können. Hiernach ergab sich für die gesammte
                              									Anlage eine stündlich erforderliche Luftmenge von 34940cbm. In einem allein verfügbaren kleinen Raum des Kellers wurden nun sechs
                              									mit Wasserverdunstung versehene Centralschachtofen (vgl. 1883 249 * 494) von zusammen 384qm Heizfläche
                              									eingebaut. Die frische kalte Luft wird aus dem Garten entnommen und tritt durch
                              									einen Luftschacht unterhalb der Rauchkammer der Oefen in die Heizkammer ein. Die
                              									warme Luft wird oberhalb der Oefen gesammelt, gelangt aus der Heizkammer durch 4
                              									verschlieſsbare Kanäle zunächst in die mit Wasserzerstäuber versehene
                              									Luftbefeuchtungskammer und wird aus dieser durch einen Schraubenbläser von 1m,65 Durchmesser angesaugt. Die Sohle der
                              									Heizkammer steht mit der Luftbefeuchtungskammer durch 8 Kanäle in Verbindung, welche
                              									durch Schieber geregelt und abgestellt werden. Auf diese Weise kann eine Mischung
                              									von kalter und warmer Luft entsprechend der Temperatur der Räume erhalten werden.
                              									Der Schraubenbläser wird durch einen Gasmotor von 5 Pferd bewegt und kann bei 380
                              									Umdrehungen in der Minute etwa 70000cbm Luft in
                              									der Stunde fördern, so daſs die Lüftung bei stark besetztem Concertsaal sich
                              									steigern läſst. Der Bläser treibt die Luft zunächst nach einem Sammelraume und von
                              									hier einestheils in die Warmluftkanäle der Speisezimmer und des kleinen
                              									Concertsaales und anderentheils durch 2 groſse Luftwege, welche sich im
                              									Kellergeschosse an den beiden Längsseiten des Gebäudes hinziehen, nach den
                              									Zuluftkanälen des groſsen Concertsaales und der übrigen Räume.
                           Der Eintritt der warmen Luft erfolgt im groſsen Saale, soweit dies möglich gemacht
                              									werden konnte, etwa 2m,5 über Fuſsboden, sonst in
                              									einer Hohe von 9m,5 durch vergitterte Oeffnungen
                              									in den Gesimsfeldern. Jeder einzelne Zuluftkanal ist bis zur oberen Luftausströmung
                              									fortgeführt und durch Einsetzen von Wechselklappen die Möglichkeit gegeben, die Luft
                              									nur von oben einzuführen, was jedoch bloſs im Sommer geschieht. Für die übrigen
                              									Räume sind die Zuluftöffnungen 2m,5 über Fuſsboden
                              									angelegt. Die Regelung der den einzelnen Kanälen zuflieſsenden Luftmenge erfolgt
                              									durch an den Mündungen im Keller angebrachte Klappen. Die verbrauchte Luft zieht
                              									durch Abluftkanäle,
                              									welche mit Oeffnungen dicht über dem Fuſsboden für die Winterlüftung und unter der
                              									Decke der Räume für die Sommerlüftung versehen sind, nach den Dachböden und
                              									entweicht durch windablenkende Kappen ins Freie. Für die beiden Concertsäle sind
                              									auſserdem noch von der Decke ausgehende und über Dach führende Abluftschächte
                              									angelegt worden, welche durch Klappen mittels je einer im Keller angebrachten Winde
                              									nach Bedarf geregelt und abgestellt werden können. Diese Schächte dienen
                              									hauptsächlich dem Sommerbetriebe, können aber auch im Winter zur kräftigen Kühlung
                              									der Concertsäle, falls in denselben eine zu hohe Temperatur eingetreten ist, benutzt
                              									werden. Im Rauchzimmer und in den Speisesälen wird die Lüftung noch durch in die
                              									Abluftkanäle eingesetzte Gasflammen unterstützt. Um dem Heizer einen raschen
                              									Ueberblick über die jeweilige Temperatur in den Haupträumen zu gewähren, ohne
                              									dieselben betreten zu müssen, ist eine elektrische Fernthermometeranlage
                              									eingerichtet, durch welche an einer im Schürraume angebrachten Schautafel bei
                              									entsprechender Stromeinschaltung die Temperaturen 14, 16 und 18° angezeigt werden.
                              									Für die erwähnte Heiſswasserheizung, welche in bekannter Weise angelegt ist, wurde
                              									im Keller ein Ofen aufgestellt.
                           Die Merian-Schule in Frankfurt a. M. ist, wie das Wochenblatt für Baukunde, 1886 * S. 389 mittheilt, mit
                              									einer Mitteldruck-Wasserheizung versehen worden, für
                              									welche im Kellergeschosse 2 Röhrenkessel aufgestellt sind. Die Heizung ist von der
                              									Lüftung derart getrennt, daſs die Wärmemenge, welche der Ausgleich des durch
                              									Uebertragung entstehenden Wärmeverlustes erfordert und zwar bei einem Temperaturunterschiede von 40° durch
                              									Heizkörper in den einzelnen Räumen abgegeben wird, während die einzuführende
                              									Frischluft in 4 im Keller angeordneten Heizkammern vorgewärmt wird; bei sehr kalter
                              									Auſsentemperatur findet eine Beschränkung der Luftzuführung statt, welche so
                              									bemessen ist, daſs bei mittlerer Wintertemperatur die Schulzimmer in der Stunde eine
                              									dreimalige, die übrigen Räume eine zweimalige Lufterneuerung erhalten. Die
                              									Heizkörper stehen theils vor der Wand, theils in 25cm tiefen Nischen und sind mit Mänteln versehen, welche an der Vorderseite
                              									Jalousieklappen zur Regelung enthalten. Die
                              									vorgewärmte Frischluft wird den Räumen durch Kanäle zugeführt, welche in diesen 2m über Fuſsboden münden und dort durch Klappen
                              									regelbar sind. Zur Abführung der verbrauchten Luft besitzt jeder Raum einen
                              									Abzugskanal; diese Kanäle sind auf dem Dachboden in 2 Abzugsschlote zusammengeführt,
                              									in welchen zur Verstärkung der Saugwirkung Heilswasserröhren eingebaut sind, die von
                              									einem besonderen im Keller aufgestellten Wasserwärmer gespeist werden.
                           Die Gewächshäuser im botanischen Garten der Universität in
                                 										Göttingen wurden bis zum J. 1883 durch je eine Kanalheizung, das Palmen-,
                              									Warm- und das Orchideenhaus noch durch je eine Wasserheizung erwärmt. Wie Kortüm im Centralblatt der
                                 										Bauverwaltung, 1886 * S. 22 berichtet, führte Schadhaftigkeit der an der
                              									Feuerung allmählich durchgebrannten Kesselwandungen sowie die kostspielige
                              									Unterhaltung der verschiedenen Feuerungen dazu, die genannten Anlagen durch Warmwasserheizungen zu ersetzen, welche nach dem Muster
                              									der im Palmengarten zu Hannover ausgeführten Anlage (vgl. 1885 256 467) eingerichtet wurden. Es sind 2 Kesselhäuser erbaut worden, welche
                              									stehende schmiedeiserne Kessel enthalten. Jeder derselben besteht aus zwei in
                              									einander gesteckten Blechrohren, die oben und unten mittels zwischengelegter
                              									Flacheisenringe mit einander vernietet sind. Der Kessel steht auf einer guſseisernen
                              									Platte, auf welcher zugleich ein Kipprost lagert. Die Einfüllung der Kohlen findet
                              									von oben statt. Rings um den Kessel ist ein ringförmiger, mit Chamottesteinen
                              									ummauerter Raum vorhanden, welcher durch zwei sich gegenüber hegende lothrechte
                              									Zungen in zwei gleiche Theile zerlegt ist. Die Feuergase bewegen sich, nachdem sie
                              									im Kessel emporgestiegen sind, in dem einen Theile nach oben, in dem anderen nach
                              									unten zu dem Rauchkanale. Unmittelbar nach Eintritt der Heizröhren in die Häuser
                              									sind Ausdehnungskästen mit fest verschlossenem Deckel, Dampfblase, Ueberlaufrohr,
                              									Wasserstandszeiger u. dgl. vorgesehen. In dieselben ist das Speiserohr eingeführt,
                              									welches durch einen Schwimmkugelhahn abgeschlossen werden kann. Die Heizrohre sind
                              									von den Ausdehnungskästen längs der Umfassungswände nach einer Richtung hin und zurück geführt. Die
                              									einzelnen Kessel können mittels Drosselklappen aus- oder eingeschaltet werden *
                              									dieselben dienen zugleich zur Regelung des Kreislaufes, je nachdem die erforderliche
                              									Luftwärme in den einzelnen Häusern erreicht ist. Ferner läſst sich jede Heizleitung
                              									eines Hauses mittels einer Drosselklappe regeln oder ganz absperren. Verlangt wurde,
                              									daſs das Palmen- und Warmhaus auf 19°, das Orchideen- und Vermehrungshaus auf 21°,
                              									die beiden Warmkästen auf 20° erwärmt werden sollen. Nach den in Herrenhausen
                              									angestellten Ermittelungen genügt 1cbm
                              									Röhrenheizfläche für 5 bis 6cbm Rauminhalt, der
                              									auf 19 bis 21° zu erwärmen ist. Nach diesen Angaben sind die Rohrlängen berechnet
                              									worden und diese Ermittlungen haben sich in zweijährigem Betriebe der Heizung
                              									ausreichend bewährt. Gegenüber der früheren Heizanlage ist der Brennstoffverbrauch
                              									um 600 M. geringer geworden. Der Entwurf und die Ausführung der Anlage war der Hannover'schen Maschinenbau-Actiengesellschaft, vormals G. Egestorff in Linden vor
                              									Hannover übertragen, welche auch die Heizanlagen in Herrenhausen ausgeführt hat.
                           Mit einer örtlichen Wasserheizung wurde das neue Zellengefängniß in Haag versehen (vgl. Deutsche Bauzeitung, 1886 * S. 546). Für jede Zelle ist
                              									ein Heizkessel angeordnet; diese sind auf den Gängen selbst aufgestellt und jeder
                              									besteht aus zwei stehenden concentrischen Kupfercylindern auf guſseisernem Fuſse, in
                              									welchem der Rost liegt. An den ringförmigen Raum zwischen den Cylindern schlieſsen
                              									das Zulauf- und Rücklaufrohr an; der innere Cylinder wird mit Gaskokes gefüllt,
                              									unter dem Roste ist eine Klappe zur Regelung der Luftzuführung angebracht. Eine
                              									Füllung reicht für einen Tag aus und soll die Heizung für eine Zelle an
                              									Brennmaterial nur 2½ Pf. in 24 Stunden kosten. Die besondere, wegen umständlicher
                              									Bedienung und Reinhaltung nicht empfehlenswerthe Anordnung der zahlreichen Kessel
                              									wurde gewählt, da das Gebäude, um seine Kosten möglichst zu verringern, ohne Keller
                              									aufgeführt wurde. In jeder Zelle von 32cbm Inhalt
                              									liegen 6m Heizröhren von 5cm Weite. Zur Lüftung der Zellen sind unter jedem
                              									Fenster zwei Kanäle im Mauerwerk ausgespart, welche von der Mündung an der
                              									Auſsenwand an zuerst wagerecht, dann senkrecht aufwärts führen und in der
                              									Fensterbank münden. Der Gefangene kann mittels Zinkschieber diese Kanäle nach
                              									Belieben öffnen und schlieſsen. Zur Entfernung der Abluft sind an der Gangseite
                              									jeder Zelle zwei Kanäle angeordnet, welche unter der Decke münden.
                           Ein Beispiel einer gröſseren Dampfheizungsanlage bietet
                              									das Royal Holloway College in Egham. Nach dem Engineer, 1886 * Bd. 61 S. 501 ist in einer Entfernung
                              									von 183m vom Gebäude, welches eine Grundfläche von
                              										160m Breite und 110m Tiefe bedeckt, das Kesselhaus aufgeführt,
                              									welches 3 Kessel für die Heizung, zwei für die elektrische Beleuchtung enthält. Von
                              									den Kesseln führt ein Dampfrohr von 150mm Weite
                              									nach einem im Mittelpunkte des Gebäudes aufgestellten Vertheiler, von welchem die
                              									einzelnen Hauptleitungen abzweigen. Von letzteren führen die Zuleitungen nach den in
                              									den einzelnen Räumen aufgestellten guſseisernen oder aus Rohrschlangen gebildeten
                              									Wärmestrahlern. Das Niederschlagswasser wird im Keller gesammelt und flieſst mit
                              									natürlichem Gefälle nach dem Kesselhause zurück.
                           Größere Dampfheizungsanlagen besitzen auch die Prorinzial-Irrenanstalten in Merzig und Saargemund. Wie
                              									in den Annales industrielles, 1886 Bd. 2 * S. 397
                              									mitgetheilt wird, besteht die erstgenannte, für 300 Kranke berechnete Anstalt aus
                              									einem Hauptgebäude mit drei Stockwerken, welches in der Mitte die Geschäftszimmer
                              									und Wohnungen der Aerzte und Beamten sowie zu beiden Seiten und in den senkrecht
                              									anschlieſsenden Flügeln die Zimmer der ruhigeren Kranken enthält; zwei weitere
                              									Gebäude nehmen die unruhigen Kranken a und umschlieſsen
                              									mit dem Hauptbaue einen quadratischen Hof, in welchem das Kesselhaus und die
                              									Dampfküche steht; ersteres enthält auch die Maschine und die Waschküche. In den
                              									letztgenannten Gebäuden befinden sich auſserdem die Wohnungen des Maschinen- und
                              									Küchenpersonales. Die Anordnung Krankenzimmer ist so getroffen, daſs auf der einen
                              									Seite des Hauptgebäudes nur männliche, auf der anderen nur weibliche Kranke wohnen.
                              									Das Kesselhaus enthält vier Kessel von zusammen 208qm Heizfläche; drei davon sind nach dem Systeme Dupuis ausgeführt, der vierte ist ein wagerechter Röhrenkessel mit zwei Siedern. Die Kessel
                              									werden mit dem Niederschlags- oder Brunnenwasser durch zwei Pumpen gespeist. Der
                              									Abdampf der die letzteren treibenden Maschine dient zur Vorwärmung des
                              									Kesselspeisewassers in einem Röhrencondensator. Die Heizung der meisten Geschäfts-
                              									und Krankenzimmer geschieht durch Dampf, diejenige der Baderäume durch warmes Wasser
                              									und die Erwärmung der Wohnungen sowie einzelner Geschäfts- und Krankenzimmer erfolgt
                              									durch Einzelöfen.
                           Für die Dampfheizung ist über den drei Dupuis'schen
                              									Kesseln, welche Dampf von 2 bis 3at Druck
                              									erzeugen, ein Sammler von 200mm Durchmesser; aus
                              									diesem führen vier einzeln absperrbare schmiedeiserne Leitungen ab, von welchen zwei
                              									von 155mm Weite nach der Männer- und der
                              									Frauenseite führen; die anderen beiden dienen zur Versorgung der Waschküche mit
                              									Dampf. Die erstgenannten Hauptleitungen trennen sich auſserhalb des Kesselhauses in
                              									je zwei Röhren, welche in gemauerten unterirdischen Kanälen, an Hängeeisen
                              									aufgehängt und mit Stopfbüchsen versehen, nach den einzelnen Gebäuden gehen; die
                              									Abbiegungen sind aus Kupfer hergestellt. Von den Hauptleitungen führen lothrechte
                              									Stränge von je 77mm Weite nach dem Dache und
                              									vertheilen sich dort in die nach den einzelnen Heizapparaten führenden Leitungen,
                              									von denen jede 2 bis 3 Dampföfen zu versorgen hat. Die Rücklaufröhren aus den
                              									letzteren sind im Keller zusammengeführt und diese Hauptableitungen waren mit Kusenberg'schen Selbstleerern (vgl. 1877 225 * 30) versehen, deren Wirkung jedoch wegen des
                              									geringen Temperaturunterschiedes des Dampfes und des niedergeschlagenen Wassers
                              									nicht zuverlässig war; es wurden daher diese Apparate neuerdings durch andere
                              									ersetzt, welche nach Angabe von Marnitz (vgl. 1885 256 * 51) mit einem Schwimmer arbeiten, der auf einem das
                              									Abfluſsventil betätigenden Hebel sitzt.
                           Als Heizkörper sind Sulzer'sche Dampfwasseröfen aufgestellt, welche mit
                              									einer Vorrichtung zum selbstthätigen Abflüsse des Niederschlagswassers, sobald
                              									dasselbe im Ofen sich bis zu einer bestimmten Höhe angestaut hat, und mit einem
                              									selbstthätigen Luftventile versehen sind. Diese Oefen sind ferner mit einem in der
                              									Mitte durchgehenden Rohre zum Luftumlauf versehen; nur die in den Isolirzellen
                              									stehenden besitzen diese Anordnung nicht und reichen bis zur Decke, damit die
                              									Kranken nichts auf den Ofen werfen können. Ferner reicht die Wasserfüllung in diesen
                              									Oefen 2,5 bis 3m über den Fuſsboden, so daſs, wenn
                              									Kranke gegen die Ofenwandung schlagen, die Wasserfüllung das Geräusch mildert. Die
                              									Regelung dieser Oefen erfolgt von den Gängen aus. Räume, welche einer
                              									unregelmäſsigen, aber raschen Durchheizung bedürfen, sind mit reinen Dampföfen oder
                              									nur mit Dampfröhren versehen. In der Anstalt zu Merzig werden im Ganzen 21000cbm Raum durch Dampf geheizt. Anfangs zeigten sich
                              									viele Uebelstände: die zuerst angewendeten Kusenberg'schen Selbstleerer wirkten unzuverlässig, die Leitungen des
                              									Niederschlagswassers hatten zu wenig Gefälle und waren ohne
                              									Längenausgleichsvorrichtung; nach Abstellung dieser Mängel arbeitete die Anlage
                              									zufriedenstellend. So lange die Temperatur nicht unter 0° gesunken ist, genügen in
                              									Folge der in den Dampfwasseröfen vorhandenen Wärmeaufspeicherung eine 2½ stündige
                              									Heizung Morgens und eine einstündige Nachmittags, um in allen Räumen eine Temperatur
                              									von 15 bis 20° zu erhalten. Die Ventile der Abtheilungen und der einzelnen Oefen,
                              									von welchen 200 aufgestellt sind, sind dem Bedarfe entsprechend ein für alle Mal
                              									geregelt, so daſs der Maschinist nur die beiden Hauptleitungen zu öffnen und zu
                              									schlieſsen hat.
                           Die Erwärmung der Baderäume geschieht durch Warmwasser,
                              									welches in besonderen Heizkesseln erzeugt wird; die Rauchgase der Feuerung derselben
                              									werden in einem Rohre durch einen Schlot hochgeführt, welcher zur Entfernung der
                              									Abluft aus den Badezimmern dient. Als Heizkörper stehen in denselben Röhrenöfen. Für
                              									die Wohnungen der Aerzte und Beamten, sowie für die Zellen der Tobsüchtigen sind Einzelöfen mit Steinkohlenfeuerung aufgestellt; für die
                              									letztgenannten Räume stehen diese Oefen, je einer für zwei Zellen, in besonderen
                              									gemauerten Nischen, welche nur vom Gange aus zugänglich sind. In diese
                              									Luftheizkammern wird kalte Luft von auſsen durch im Fuſsboden angebrachte Kanäle
                              									geleitet, die erwärmte Luft flieſst durch hoch gelegene Gitter in die Zellen. Die Abluft
                              									wird durch Kanäle in den erwähnten Schlot, welcher durch die Rauchgase der
                              									Warmwasserheizung oder durch einen besonderen Ofen erwärmt wird, geleitet. Die
                              									gesammten Kosten der Heizanlage der Anstalt betragen etwa 120000 M.
                           Die Anstalt in Saargemünd ist für 400 Kranke berechnet und besteht aus einer
                              									gröſseren Zahl kleinerer Gebäude, welche durch Höfe und Gärten von einander getrennt
                              									sind. In der Mitte der Gebäudeanlage befinden sich das Kessel- und Maschinen-, das
                              									Bade- und das Waschhaus. Die Heizungsanlage ist wie diejenige der Merziger Anstalt
                              									von den Gebrüder Sulzer in Winterthur ausgeführt. Im
                              									Kesselhause sind 4 Kessel von je 60qm Heizfläche
                              									aufgestellt, welche den zur Heizung nothwendigen Dampf liefern. Die
                              									Heizeinrichtungen sind wie diejenigen der Merziger Anstalt, nur weit sorgfältiger
                              									ausgeführt, insbesondere sind die in Kanälen unterirdisch verlegten Dampfleitungen
                              									zugänglicher. Die Längenänderungen der Röhren durch Temperaturwechsel werden durch
                              									Kupferbogen aufgenommen, welche ihren Zweck viel besser erfüllen wie die in Merzig
                              									angeordneten Stopfbüchsen. Zur Entfernung des Niederschlagswassers sind Sulzer'sche Selbstleerer verwendet, bei denen ein
                              									Kugelschwimmer das Ausfluſsventil bethätigt und welche gut wirken. Die in den
                              									Kranken- und Geschäftszimmern aufgestellten Dampfwasseröfen sind aus vier
                              									concentrischen Cylindern gebildet, die hierdurch entstehenden beiden Ringräume
                              									auſsen und innen werden halb mit Wasser, halb mit Dampf gefüllt, durch den mittleren
                              									Ringraum und den inneren Cylinder kann die Zimmerluft strömen. In den Isolirzellen
                              									für unruhige Kranke sind diese Oefen noch mit einem festen Drahtgitter umgeben und
                              									werden von den Gängen aus geregelt. In den beiden Gebäuden, welche Tobsüchtige
                              									aufnehmen, ist eine Lüftung derart angeordnet, daſs das erwähnte innere Rohr der
                              									Oefen durch im Fuſsboden angelegte Kanäle mit der Auſsenluft in Verbindung steht,
                              									also frische Luft eingesaugt wird, während die Abluft durch in den Wänden
                              									ausgesparte Kanäle nach einem im Dachraume angebrachten hölzernen Sammelkanale und
                              									aus diesem durch einen mittels Dampfschlange im Bedarfsfalle angeheizten Schlot nach
                              									dem Freien entweicht. Die Baderäume werden durch Warmwasser, wie in der Merziger
                              									Anstalt, erwärmt; auch die beiden eigentlichen Krankenhäuser sind mit Wasserheizung
                              									versehen, wofür das Warmwasser jedoch im Kessel erzeugt wird, in welchen eine
                              									Dampfschlange eingelegt ist. Jedes Krankenhaus enthält einen Saal mit 12 Betten,
                              									welcher durch drei Wasseröfen erwärmt wird; der mittlere besteht aus lothrechten
                              									Röhren und ist mit einem Mantel umgeben, welcher sich in einen Schlot fortsetzt, der
                              									zur Abführung der verbrauchten Luft dient, die am Boden abgesaugt wird. Die
                              									seitlichen Oefen sind als Kästen mit dieselben verbindenden wagerechten Röhren
                              									gebildet; unter diesen Oefen münden Frischluftkanäle, so daſs durch die ersteren
                              									frische kalte Luft angesaugt und erwärmt wird. Es hat sich jedoch ergeben, daſs bei
                              									sehr niedriger Auſsentemperatur diese Oefen zur Einführung warmer Frischluft nicht
                              									ausreichen. Abgesehen hiervon soll sich die ganze Anlage sehr gut bewährt haben. Die
                              									Wohnungen, sowie die Zimmer der Kranken I. Klasse, ferner die Zellen der
                              									Tobsüchtigen sind mit Einzelofen versehen, wie es in der Merziger Anstalt der Fall
                              									ist. Die gesammten Kosten der Heizungs- und Lüftungsanlagen betragen 157000 M.
                           
                              (Schluſs folgt.)