| Titel: | Ueber Neuerungen an Trockenmaschinen für Gewebe. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 320 | 
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                        Ueber Neuerungen an Trockenmaschinen für
                           								Gewebe.
                        (Patentklasse 8. Fortsetzung des Berichtes Bd. 251
                           								S. 107.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									20 und 32.
                        Ueber Neuerungen an Trockenmaschinen für Gewebe.
                        
                     
                        
                           Cylindertrockenmaschinen.Vgl. Neuerungen an Trockencylindern 1886 261 *
                                    											330.
                           Wenn auch die sogen. Rahmentrockenmaschinen, bei denen das in der Breite gespannt
                              									gehaltene Gewebe durch heiſse Luftströme getrocknet wird, die
                              									Cylindertrockenmaschinen, bei welchen die Wärmeübertragung an das zu trocknende
                              									Gewebe nur durch die unmittelbare Berührung erhitzter Flächen erfolgt, in manchen
                              									Fällen ersetzt haben, so vermögen doch erstere die letzteren nicht zu verdrängen, da
                              									die Art der Trocknung durch Umschlingung erhitzter Cylinder für gewisse Gewebe
                              									nothwendig erscheint. Man kann die gegenseitigen Anwendungsgebiete der beiden Arten
                              									von Trockenmaschinen im Allgemeinen dahin kennzeichnen, daſs die Cylindermaschinen
                              									für Baumwoll- und Leinenstoffe mit sogen. harter Appretur, die Rahmenmaschinen für
                              									ungestärkte wollene und halbwollene Stoffe mit weicher Appretur am geeignetsten
                              									sind.
                           Die Berührung des feuchten Gewebes auf den erhitzten Trockencylindern bedingt eine
                              									lebhafte Verdunstung der Feuchtigkeit, so daſs die Luft rings um die Trockenmaschine
                              									sehr rasch mit Wasserdünsten geschwängert wird. Da diese Luft aber nur bis zu einem
                              									gewissen, von ihrer Temperatur abhängigen Grade Feuchtigkeit aufzunehmen vermag, so
                              									ist es erforderlich, für eine beständige Erneuerung der die Trockenmaschine
                              									umgebenden Luft zu sorgen. In der Schwierigkeit, dies vollkommen zu erreichen, liegt
                              									noch ein Nachtheil der Cylindertrockenmaschinen, welcher ebenso auch bei den
                              									Schlichtmaschinen mit Trockencylindern vorhanden ist. In vielen Fällen findet man
                              									diesem Umstände keinerlei Rechnung getragen: die Trockenmaschine steht frei mit
                              									anderen Appreturmaschinen in einem Fabrikraume, dem noch dazu eine ordentliche
                              									Lüftung fehlt; in anderen Fällen ist wohl über der Trockenmaschine ein mit einem
                              									Fangtrichter versehener Abzugsschlot angeordnet, doch sind keine Einrichtungen
                              									vorgesehen, daſs derselbe seinen Dienst auch in einer zweckentsprechenden, von dem
                              									Witterungswechsel der Auſsenluft unabhängigen Weise versehe. Es ist hier auf die
                              									Anwendung von Flügelgebläsen hinzuweisen, wie z.B. auf den Blackman'schen sogen. Propeller von L. Fisher
                              									(vgl. 1885 256 * 146. 257
                              									490), welcher in England nach dem Textile Manufacturer,
                              									1886 S. 490 erfolgreiche Benutzung erfahren hat. Ein solcher wagerecht im
                              									Abzugsschlote angebrachter Sauger mit Förderschaufeln von 610mm Durchmesser soll bei 800 minutlichen
                              									Umdrehungen und einem Kraftbedarfe von etwa 0,5 Pferd an 0cbm,2 Luft in der Minute absaugen, wodurch die
                              									Leistungsfähigkeit der Trockenmaschine sich etwas erhöht, so daſs die
                              									Mehrbetriebskosten des Saugers gedeckt erscheinen.
                           
                           Sind die Cylinder jedoch in wagerechten (einer oder zwei) Reihen angeordnet, so
                              									bleibt die Absaugung der Luft von der durch die Länge der Maschine bedingten groſsen
                              									Fläche immer noch schwer und man sucht deshalb die Länge der Maschine zu vermindern.
                              									Da dies aber nicht durch eine geringere Anzahl von Trockencylindern mit Ueberheizung
                              									derselben möglich ist, so griff man zur Anordnung der
                                 										Cylinder in lothrechten Reihen. Eine bemerkenswerthe Ausführung dieser Art
                              									mit 16 Trockencylindern von Pierron und Dehaître in
                              									Paris veranschaulicht Fig. 1 Taf. 20 in Ansicht
                              									und Schnitt. Je 8 Cylinder sind in einem Gestelle gelagert, so daſs durch Anreihung
                              									eines dritten Ständers eine Vermehrung der Trockencylinder bewirkt werden könnte.
                              									Die Trockencylinder werden alle auf einer Seite unter einander durch Stirnräder von
                              									den Wellen n aus angetrieben; letztere erhalten ihre
                              									Drehung auf der anderen Seite durch Schneckenräder r,
                              									in welche auf der Welle a steckende Schnecken s, die behufs guter Schmierung in Oelmulden laufen,
                              									eingreifen. Die Welle a erhält ihre Drehung durch eine
                              									Reibungsrolle A, an welche die mit der Riemenscheibe
                              										R fest verbundene Planscheibe S durch die Wirkung einer auf das Ende des Drehzapfens
                              									drückenden Blattfeder f angepreſst wird. Durch
                              									Verschiebung der Rolle A gegen den Mittelpunkt der
                              									Scheibe S kann die Antriebsgeschwindigkeit entsprechend
                              									dem gewünschten Trockenheitsgrade geändert und durch das auf der Welle a angebrachte Handrad h
                              									die Maschine auch von Hand langsam in Bewegung gesetzt werden. Der Gang der Maschine
                              									läſst sich sofort von der Vorderseite aus unterbrechen, indem der dort an der
                              									Gewebeeinführung stehende Arbeiter einen Fuſstritt v
                              									niederdrückt; durch eine Verbindungsstange i, den
                              									Winkelhebel u und die Stange w wird dann eine Spindel gedreht, auf welcher ein die Feder f zurückdrängendes Excenter e sitzt. Die Dampf Zuführung in die Trockencylinder erfolgt durch das
                              									seitlich von der Maschine stehende Rohr D, in dessen
                              									Umlaufrohre V ein Dampfentwässerungsapparat T eingeschaltet ist; von diesem tritt der Dampf in die
                              									senkrecht nach oben reichenden Rohre d, von welchen für
                              									jeden Cylinder einzelne Abzweigungen ausgehen. Auf derselben Seite sind auch die
                              									Ableitungsrohre c für das sich in den Cylindern
                              									ansammelnde Dampfwasser angebracht; diese Rohre besitzen im Inneren der Cylinder
                              									Schöpfvorrichtungen.
                           Die Trockenmaschinen mit den Cylindern in lothrechten Reihen haben zwar den
                              									Nachtheil, daſs das Gewebe während seines Laufes um die Cylinder nicht gut
                              									beobachtet werden kann; doch fällt dieser Umstand nicht so sehr ins Gewicht, da der
                              									Gewebelauf immerhin frei liegt; dagegen gewährt die lothrechte Anordnung eine
                              									wesentliche Platzersparniſs.
                           Pierron und Dehaître wollen nun die Leistungsfähigkeit
                              									solcher Cylindertrockenmaschinen dadurch wesentlich steigern, daſs sie denselben erwärmte Luft zuführen. Zu diesem Zwecke wird, wie in
                              									der Revue industrielle, 1885 S. 43 mitgetheilt ist, die
                              									ganze Trockenmaschine in eine Kammer eingebaut, diese mit einem Abzugsschlot
                              									versehen und der Kammer bis zu 60° erwärmte Luft zugeführt, welche am besten von
                              									einem Perret'schen sogen. Freifallofen für
                              									staubförmiges Brennmaterial (vgl. 1887 263 * 371)
                              									geliefert wird. Auf diese Weise soll mit geringerer Cylinderzahl die Trockenleistung
                              									verdoppelt werden können.
                           Den Cylindertrockenmaschinen mangelt vor Allem die Breithaltung des Stoffes während des Trocknens und dieser Mangel bedingt
                              									auch die Grenze ihrer Anwendung. Es sind zwar z.B. in den Nadelbändern von Tulpin (1869 191 * 359) bezieh. Scheurer-Rott (1884 251 * 110) Einrichtungen gegeben, um der Breithaltung zu genügen; doch
                              									entsprechen dieselben einestheils nicht der oft sehr verschiedenen Stoffbreite, oder
                              									besitzen anderentheils nicht die erforderliche Dauerhaftigkeit. Wenn nun auch die
                              									auf Cylindern zu trocknenden Gewebearten seltener einer Breithaltung bedürfen, so
                              									ist dieselbe doch bei der Führung des Gewebes an die Trockencylinder, da hier den
                              									Händen des Arbeiters wegen der Verletzungen durch Verbrennen nicht zu viel
                              									überlassen werden darf, durch mechanische Mittel zu bewerkstelligen. Es ist auch,
                              									wie in der vorhergehenden Uebersicht schon berichtet wurde, die Vereinigung mit
                              									besonderen Spannketten vor den Trockencylindern
                              									vorgeschlagen worden und diesem ähnelt die von A. R.
                                    										Lorenz in Freiberg i. S. (* D. R. P. Nr. 27332 vom 25. Oktober 1883)
                              									angegebene Einrichtung. Bevor das feuchte Gewebe G
                              										(Fig. 2
                              									Taf. 20) an den ersten Trockencylinder C gelangt, wird
                              									dasselbe durch zwei von einander schräg nach auſsen laufende Nadelketten k auf die erforderliche Breite gestreckt. Diese Ketten
                              										k sind aus bogenförmigen Gelenkgliedern
                              									zusammengesetzt (vgl. Fig. 3 und 4) und laufen über zwei
                              									Triebstockrollen r, welche auf den Wellen a durch Keil und Nuth verschiebbar sind und von diesen
                              									mitgedreht werden. Die Rollen r werden der gewünschten
                              									Gewebebreite entsprechend mit Hilfe der Schraubenspindel s eingestellt, deren Muttern die zwei in Führungsnuthen der Rollen r tretenden Gabeln g
                              									tragen. Auf der Welle n ist durch die Gabel m noch auf jeder Seite eine Rolle o verschiebbar, welche so gestellt wird, daſs zwischen
                              									beiden Rollen das noch nicht breit gestreckte Gewebe behufs gerader Einführung
                              									hindurchgeht. Die Nadeln sind aus Stahl hergestellt und in der messingenen
                              									Gelenkkette eingelöthet. Um die Kette ist ein Gummiband gezogen, aus welchem die
                              									Nadelspitzen hervortreten, so daſs für die Gewebeleisten eine glatte Auflage auf der
                              									Kette erhalten wird. Innerhalb der Ketten dienen zum Schütze gegen den nach innen
                              									gerichteten Zug des Gewebes noch besondere an den Gabeln g befestigte Führungsleisten d. In Fig. 2 ist
                              									dieser Breithalter an einer mit Leitfilzen arbeitenden viercylindrigen
                              									Trockenmaschine gezeichnet.
                           W. Birch in Manchester wendet zur Breithaltung des Gewebes bei der Zuführung desselben an
                              									den ersten Cylinder einer Trockenmaschine zwei von der Mitte aus schräg gegen einander stehende kegelförmige Walzen an, welche nach der im Englischen
                              									Patent 1885 * Nr. 3360 mitgetheilten Anordnung aus
                                 										einzelnen sich unabhängig lose von einander drehenden Scheiben zusammengesetzt sind (vgl. auch 1883 248 * 197).
                           Seine mit Breitspannketten und dahinter liegenden
                                 										Trockencylindern arbeitende Maschine (vgl. 1884 251 * 108) bringt F. Gebauer in
                              									Charlottenburg jetzt auch in der durch Fig. 6 Taf. 20
                              									veranschaulichten Anordnung zur Ausführung. Der Lauf der Spannketten k ist ganz ähnlich wie bei den Rahmentrockenmaschinen
                              									und unter denselben liegen im hinteren Theile der Maschine die drei Trockencylinder
                              										C; die hier aufsteigende Wärme wird zur
                              									Vortrocknung des Gewebes benutzt, wobei auch Flügel F
                              									die Luftbewegung unterstützen können. Die Vortrocknung soll auſserdem durch
                              									innerhalb des doppelten Gewebelaufes eingeblasene warme Luft bewirkt werden.
                           Jeder Trockencylinder muſs mit einem sich nach innen öffnenden Luftventil versehen sein, welches bei Dampfabsperrung
                              									und Verflüssigung des in den Cylindern noch vorhandenen Dampfes der äuſseren Luft
                              									den Eintritt in den Cylinder gestattet, um ein Zusammendrücken desselben durch den
                              									Atmosphärendruck zu verhindern, und auſserdem ein Sicherheitsventil gegen zu hohe Dampfspannung besitzen. C. H. Weisbach in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 37793
                                 									vom 11. Juni 1886) vereinigt diese beiden Ventile zu einem Ausrüstungsstücke. Wie aus Fig. 5 Taf. 20
                              									zu entnehmen ist, wird in der Cylinderstirnwand der Stutzen K befestigt, über welchen die Hülse H
                              									geschraubt wird; dieselbe erhält den Sitz für das Luftventil L, das wieder den Sitz für das sich nach auſsen öffnende Sicherheitsventil
                              										S abgibt. Beide Ventile werden durch Federn an
                              									ihren Sitzen so festgehalten, daſs sie sich bei Eintritt eines bestimmten Druckes
                              									öffnen.
                           Es könnte nun der Fall eintreten, daſs eines der Luftventile der Trockencylinder,
                              									vielleicht veranlaſst durch schlechten Zustand der untergelegten Feder, seinen
                              									Dienst beim Abkühlen der Maschine versagt und eine Beschädigung des betreffenden
                              									Cylinders herbeiführt. Um dies zu verhüten, haben J. H.
                                 										Riley und Comp. in Bury die in Fig. 7 und 8 Taf. 20 nach dem Textile Manufacturer, 1885 * S. 603 dargestellte
                              									Einrichtung getroffen, mittels welcher die Luftventile aller
                                 										Cylinder auf einmal durch mechanische Mittel beim Abstellen des Dampfes geöffnet werden. Auf den Achslagern A jedes Cylinders C ist
                              									ein senkrechter, mit dem Cylinderinneren in Verbindung stehender Rohrstutzen
                              									aufgesetzt, welcher das sich einwärts öffnende, durch eine untergelegte Feder nach
                              									auſsen angelegte Luftventil B enthält. Diese Ventile
                              									werden gleichzeitig von Daumen D eingedrückt, welche
                              									auf den Achsen O sitzen, wenn dieselben mittels
                              									Handgriff E und Hebelwerk gedreht werden. Die Lage des
                              									Hebels E wird an dem Bogen F durch den Einsteckstift G gesichert.
                           
                           Diese Einrichtung gewährt den Vortheil, daſs man bei Beginn des Dampfeinlasses die
                              									Luftventile eine Weile offen halten kann, um erst alle Luft aus dem Inneren des
                              									Cylinders auszutreiben.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
