| Titel: | R. H. Ramsey's Uebersetzungsvorrichtung von Eisenbahnwagen beim Spurwechsel. | 
| Autor: | M.–M. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 353 | 
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                        R. H. Ramsey's Uebersetzungsvorrichtung von
                           								Eisenbahnwagen beim Spurwechsel.
                        Mit Abbildungen.
                        Ramsey's Spurwechsel für Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Diese in ihrer Einfachheit geistvolle und wegen ihres volkswirthschaftlichen Nutzens
                              									und dauernder Bewährung mit der vielbegehrten Elliot
                                 										Cresson's Medaille des Franklin Institute
                              									ausgezeichnete Erfindung von R. H. Ramsey in
                              										PhiladelphiaVgl. auch Nordamerikanisches Patent Nr. 178079 vom 30. Mai 1876 und Nr.
                                    											204087 vom 21. Mai 1878.ist in den Vereinigten Staaten
                              									Nordamerikas vielfach an den Kreuzungspunkten von Schienenwegen verschiedener
                              									Spurweite im Gebrauche. Die Vorrichtung setzt amerikanische Wägen voraus, deren
                              									zwei- oder dreiachsige Drehgestelle lediglich durch centrale Kuppelungsbolzen
                              									mitgenommen werden und daher durch Aufheben des Wagengestelles ausgebunden und durch
                              									solche von anderer Spurweite ersetzt werden können.
                           Diese Arbeiten wurden bei der ersten Ausbildung der Erfindung unter Zuhilfenahme
                              									mechanischer Kraft – des Zuges einer Verschiebmaschine – ausgeführt und zwar
                              									folgendermaſsen: Der auf dem normalspurigen Geleise AB
                              										(Fig. 1) stehende Wagen wird von 2 Balkenträgern
                              										t unterfangen, die rechts und links vom Wagen auf
                              									niedrigen Rollwagen aufliegen, für welche eigene Geleise angelegt sind. Im
                              									vorliegenden Falle sind dieselben mit 457mm (18
                              									Zoll engl.) Spurweite angenommen (vgl. Fig. 2),
                              									während das Hauptgeleise 1435mm (4 Fuſs 8½ Zoll
                              									engl.) lichte Spurweite hat.
                           Fig. 1., Bd. 264, S. 353Fig. 2., Bd. 264, S. 353Fig. 3., Bd. 264, S. 353Fig. 4., Bd. 264, S. 353Diese drei Geleise liegen auf der 9m
                              									langen Strecke AB in einer wagerechten Ebene und die
                              									äuſseren Rollbahngeleise laufen wagerecht fort; das Hauptgeleise dagegen senkt sich
                              									von B nach C, so daſs hier
                              									der Querschnitt nach Fig. 3 auftritt. Es werden daher
                              									bei der Fortbewegung des in beschriebener Weise vorbereiteten Systemes die
                              									normalspurigen Drehgestelle aus ihren Zapfen heraus nach abwärts sinken, während der
                              									Wagenkasten durch die Roll wägen mittels der Querbalken t in gleicher Höhenlage erhalten bleibt. Dieser Zustand ist in Fig. 1 beim Punkte C angedeutet; die
                              									Drehgestelle stehen aus-gebunden auf dem vertieften Geleise, der Wagenkörper wird
                              									auf den Rollwägen weiter nach rechts gezogen. Von C an
                              									läuft innerhalb des normalspurigen Geleises der einen Kreuzungsbahn das
                              									schmalspurige Geleise (hier mit 914mm angenommen)
                              									der anderen Linie (vgl. Querschnitt Fig. 3) und auf
                              									diesem warten, auf der Strecke CD (Fig. 1) aufgestellt, die schmalspurigen Drehgestelle,
                              									auf welchen der Wagenkörper seinen Weg fortsetzen soll. Die neuen Drehgestelle sind
                              									durch entsprechend gestellte Schienenschuhe so hinter einander angeordnet, daſs das
                              									vorderste gerade von dem am Wagenkörper befindlichen Drehgestellzapfen erfaſst,
                              									mitgenommen und beim weiteren Vorwärtsschieben durch die Steigung des mittleren
                              									Geleises eingelöst wird; dabei ist das hintere Drehgestell so weit nachgezogen
                              									worden, daſs nun auch dieses eingekuppelt wird und endlich auf der erhöhten
                              									wagerechten Strecke DE der Wagenkörper auf seinen neuen
                              									Räderpaaren mit enger Spur ruht. Da, wie aus der Querschnittfig. 4 ersichtlich, die
                              									Rollwagengeleise tiefer als das schmalspurige Hauptgeleise stehen, sind die
                              									Querbalken t der Wagenlast entledigt und entfernt
                              									worden und der Wagen ist bereit zur weiteren Reise. Es ist einleuchtend, daſs zur
                              									umgekehrten Uebersetzung des Wagenkörpers von Schmalspur auf Breitspur nichts weiter
                              									erforderlich ist als Verlängerung des Schmalspurgeleises bis zum Punkte A und Anwendung der zum Einfahren erforderlichen
                              									Weichen.
                           Ramsey hat seine Erfindung, welche schon in dieser
                              									ersten Gestalt ein wichtiges Hilfsmittel für den Eisenbahnbetrieb darstellt, in dem
                              									zweiten Patente noch wesentlich verbessert und ihr die Gestalt gegeben, in welcher
                              									sie jetzt allgemein angewendet wird.
                           Hier ist das früher durchaus wagerecht gelegene Rollwagengeleise im Gefälle
                              									angeordnet, mit derart ausgemittelten Steigungen, daſs sich von A aus der Rollwagen mit dem Bahnwagen nach leichtem
                              									Anstoſse von selbst weiterbewegen kann und in Punkt C,
                              									wo das entsprechend tiefer gesunkene Hauptgeleise wieder etwas steigt, der
                              									Wagenkörper genug lebendige Kraft angesammelt hat, um auf den neuen Drehgestellen
                              									weiter rollend selbstthätig auf das Geleise DE zu
                              									gelangen. Endlich kann noch eine weitere Vereinfachung des ganzen Vorganges bewirkt
                              									werden, wenn nämlich die zum Auswechseln kommenden Wagen mit starken Bufferbalken
                              									ausgeführt sind. Dann können die Rollwagen ohne Vermittelung von Querbalken die
                              									Wagenkörper selbstthätig untergreifen und verrichten die weitere Arbeit gleichfalls
                              									selbstthätig, indem die Rollgeleise an beiden Enden mit den Hauptgeleisen nicht mehr
                              									parallel gelagert werden, sondern nach auſsen aus einander laufend und derart das
                              									Zuführen der Rollwagen sowie deren Entfernung nach verrichteter Arbeit bewirken.
                           
                              M.–M.