| Titel: | Ueber Neuerungen an Sicherheitslampen. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 381 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Sicherheitslampen.
                        (Patentklasse 4. Fortsetzung des Berichtes Bd. 263
                           								S. 132.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Neuerungen an Sicherheitslampen.
                        
                     
                        
                           Die neue elektrische Sicherheits-Grubenlampe, welche J. W. Swan im September 1886 auf der Versammlung der
                              										British Association in Birmigham vorgeführt hat,
                              									unterscheidet sich nach der Lumiere électrique, 1886
                              									Bd. 22 * S. 229 von den früheren Lampen Swan's dadurch,
                              									daſs sie bei genügender Leuchtkraft leichter und einfacher ist, durch Fall nicht
                              									beschädigt und in jeder Lage gehalten werden kann und daſs sie auſserdem mit einem
                              										Anzeiger für schlagende Wetter versehen ist. Die
                              									neueren Lampen sind Holzcylinder mit vier cylindrischen Kammern, welche innen mit
                              									Ebonit ausgekleidet sind; das Holz ist mit Paraffin getränkt. Jede Kammer ist eine
                              									Accumulatorzelle, bestehend aus einem in verdünnter Schwefelsäure stehenden Cylinder
                              									von Bleisuperoxyd mit leitendem Bleikern und einer Bleiröhre, deren innere
                              									Oberfläche mit schwammigem Blei bedeckt ist; Kautschukringe trennen beide von
                              									einander. Die Leitungsdrähte sind aus Blei, mit Kautschuk bedeckt und mit Chatterton's Masse in Rillen eingebettet; ein
                              									Ebonitdeckel dient zum weiteren Schütze der Drähte. Der Deckel der Zellen wird durch ein
                              									Kautschukkissen luftdicht angepreſst, so daſs keine Säure verloren gehen kann,
                              									selbst wenn die Elemente umgestürzt werden.
                           Die eigentliche Lampe ist theils seitlich, wie in Fig.
                                 										1, theils auf der oberen Fläche – und zwar zum Zwecke der Beleuchtung der
                              									Firste – angebracht und mit einem starken Glase bedeckt, welches ein fallendes
                              									Kohlenstück nicht zerbrechen würde. Die gewöhnliche Oellampe der Bergleute hat nur ¼
                              									bis ½ Normalkerze Leuchtkraft; die neuen Lampen geben 12 Stunden lang 1 Kerze oder 9
                              									Stunden lang 1¼ Kerzen; für gröſsere Lichtstärken würde man gröſsere Batterien
                              									brauchen. Die Lampe hat etwa 700 Stunden Brenndauer.
                           Fig. 1., Bd. 264, S. 382Fig. 2., Bd. 264, S. 382Die Neuladung der Batterie wird dadurch erleichtert, daſs die Poldrähte
                              									nach unten durch das Holz geführt sind; die zu ladenden Lampen werden einfach auf
                              									ein Brett gestellt, das mit einer Reihe von Polstöpseln versehen ist, welche sich in
                              									die Löcher für die Poldrähte der Lampe einpassen. Bei einer elektrischen Leistung
                              									von 1 Pferd können 100 Lampen zugleich geladen werden. Die Kosten dafür schätzt Swan auf 2 Pf. für Lampe und Woche.
                           Der Melder für das Vorhandensein explosiver Gase wird in drei Formen hergestellt und
                              									gleicht im Grundgedanken dem Melder Liveing's. Die
                              									erste Form hat nur einen feinen Platindraht in einer besonderen Glasröhre, welche
                              									für gewöhnlich mit der äuſseren Luft in Verbindung steht. Soll die Luft geprüft
                              									werden, so wird der Strom durch diesen Draht abgezweigt. Gleichzeitig schlieſst sich
                              									die Röhre; der Draht glüht und zwar, wenn die Luft nicht rein sein sollte, in Folge
                              									der Verbrennung der explosiven Gase einen Augenblick lebhaft, dann wie gewöhnlich.
                              									Die zweite Form enthält, wie Liveing's Lampe, 2 Drähte;
                              									der eine liegt in einer geschlossenen Röhre, welche mit reiner Luft gefüllt bleibt,
                              									und dient zur Vergleichung; der andere glüht in der Grubenluft selbst;
                              									Explosionsgefahr ist durch eine vierfache Gazelage ausgeschlossen. Die dritte Form
                              									zeigt nicht nur die Anwesenheit von Schlagwettern an, sondern bestimmt auch deren
                              									Menge. Die Glasröhre links (vgl. Fig. 2) bleibt
                              									offen, da 2 Spiralfedern die Messingkappen zurückziehen, bis ein Schieber verstellt
                              									und damit gleichzeitig der Strom durch den Zickzack-Platindraht geschickt wird. Die
                              									Oberfläche des glühenden Drahtes ist groſs genug, um in 10 Secunden das etwa
                              									anwesende Kohlenwasserstoffgas zu verbrennen. Der Strom wird dann abgestellt, ohne daſs die
                              									äuſsere Luft eintreten könnte; dagegen wird die Verbindung mit dem kleinen
                              									Quecksilbermanometer rechts hergestellt, worauf das Quecksilber steigt, da der durch
                              									die Verbrennung erzeugte Wasserdampf sich schnell verdichtet und so eine
                              									Luftverdünnung hervorbringt. Hiernach wird die Röhre links wieder geöffnet. Die
                              									zweite Form mit 2 Drähten soll noch ½ Proc. Gas anzeigen. Die fertige Lampe, welche
                              									man, mittels eines Hakens an einem um die Schulter gehängten Riemen befestigt, vor
                              									der Brust trägt, wiegt 2k,5. Mit Berechnung von 10
                              									Proc. für Tilgung soll die Unterhaltung und Instandhaltung der Lampen u.s.w., bei
                              									einer Anlage von mehreren 100 Lampen, nicht ganz 50 Pf. für 1 Lampe in der Woche
                              									kosten. Nicht alle Lampen brauchen Schlagwettermelder zu bekommen, sondern nur die
                              									Lampen für Steiger. (Vgl. Uebersicht 1887 263 * 234.)
                           Broockmann in Bochum führt in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen,
                              									1886 Bd. 34 S. 320 aus, daſs die Uebelstände, welche die Gegner des Benzins als Leuchtstoff für Sicherheitslampen geltend
                              									machen, zum gröſsten Theile von mangelhafter Beschaffenheit des verwendeten Benzins
                              									herrühren. An der Wolf'schen Benzin-SicherheitslampeDieselbe wird von J. Sprenger in Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1887 * S.
                                    											189 ausführlich behandelt und warm empfohlen.(vgl. 1886 262 * 313. 1887 263 132) mit Schlag Zündvorrichtung werden als Mängel gerügt:
                              									Die Verbreitung von Benzindämpfen, welche dem Arbeiter Kopfschmerzen bereiten, die
                              									Abnahme der Leuchtkraft, endlich das Beschlagen des Glascylinders und die
                              									Durchschlagsgefahr, veranlaſst durch die Zündvorrichtung.
                           Ueber die Eigenschaften des Benzins sagt Broockmann, daſs dasselbe keine feste chemische Verbindung ist, sondern
                              									ein Gemenge aus einer Anzahl von Kohlenwasserstoffen, deren Eigengewicht, Siedepunkt
                              									und Leuchtkraft verschieden sind. Das Eigengewicht des Benzins, welches sich bei
                              									einer Temperatur Schwankung von 1° etwa um 0,001 erhöht bezieh. erniedrigt, schwankt
                              									bei 15° zwischen 0,645 und 0,740; der Siedepunkt der leichtesten Verbindungen liegt
                              									bei 50° und steigt beständig mit dem Eigengewichte. Die schwersten Bestandtheile
                              									sieden bei 125°. Die Leuchtkraft eines Benzins, dessen Siedepunkt bei 50° liegt,
                              									beträgt 0,95 Normalkerzen und steigt zunächst mit dem Siedepunkte, so daſs ein
                              									Benzin von 70° Siedepunkt 1,15 Normalkerzen Leuchtkraft entwickelt; bei höher
                              									liegendem Siedepunkte nimmt jedoch die Leuchtkraft allmählich wieder bis zu 0,8
                              									Normalkerzen ab. Als das für Beleuchtungszwecke vortheilhafteste Benzin wird
                              									dasjenige von 60 bis 75° Siedepunkt und 0,665 bis 0,683 Eigengewicht bezeichnet, da
                              									bei diesem die Wärmeentwickelung der verbrennenden Gase in dem günstigsten
                              									Verhältnisse zu der Menge des ausgeschiedenen Kohlenstoffes steht. Beim Verdunsten
                              									an freier Luft hinterläſst ein solches Benzin keine Bestandtheile, welche stark nach
                              									Erdöl riechen. Der Preis der besseren Benzinsorten stellt sich übrigens nur etwa um
                              									3 Proc. höher als derjenige der geringeren Sorten.
                           Broockmann hat durch Versuche
                              									nachgewiesen, daſs aus einer brennenden Benzinlampe nur ganz unbedeutende Mengen von
                              									Benzindämpfen unverbrannt entweichen. Dagegen kann der Fall eintreten, daſs durch
                              									Undichtheiten des Behälters oder durch unvorsichtiges Gebahren mit erloschenen
                              									Lampen Benzindämpfe in gröſserer Menge in die Grubenluft entweichen, dieselbe für
                              									die Athmung
                              									verschlechtern und bei Gegenwart von Grubengas die Explosionsgefahr erhöhen; doch
                              									sollen die Dämpfe der besseren Benzinsorten weit weniger belästigend wirken als
                              									diejenigen der schlechteren.
                           Was die Veränderlichkeit der Leuchtkraft des Benzins betrifft, so
                              									rührt dieselbe daher, daſs von den verschiedenen Kohlenwasserstoffverbindungen, aus
                              									welchen dasselbe besteht, zunächst vorwiegend die leicht flüchtigen und stärker
                              									leuchtenden, erst später die schwerer flüchtigen und weniger leuchtenden zur
                              									Verbrennung gelangen. Sehr leicht siedendes Benzin verbrennt unverhältniſsmäſsig
                              									schnell, ist also wirthschaftlich ungünstig und die erzeugte Flamme schwer
                              									gleichmäſsig zu erhalten; dagegen ist ein schwer siedendes Benzin nur schwierig
                              									durch die Schlagzündvorrichtung zum Brennen zu bringen, verschmiert die Watte und
                              									vermindert die Saugfähigkeit des Dochtes der Lampe. Bei Verwendung von schwer
                              									siedendem Benzin ist daher eine häufige Erneuerung von Watte und Docht nöthig.
                           Anlangend das Beschlagen des Glascylinders, so wird angeführt,
                              									daſs bei früheren Versuchen durch nur dreimaligen Gebrauch der Zündvorrichtung die
                              									Leuchtkraft der Lampe von 1,1 auf 0,6 Normalkerzen zurückging, wogegen spätere
                              									Versuche mit sehr gutem Benzin nur eine Verminderung der Leuchtkraft von 1,05 auf
                              									0,85 Normalkerzen zur Folge hatten. Der Glascylinder wird nämlich durch
                              									umherspritzende Theile der Zündmasse und durch Benzintheile, welche durch die
                              									wuchtige Explosion der Zündpille fortgerissen werden, verunreinigt. Die Gefahr, daſs
                              									die Lampe deshalb durchschlägt, weil bei Benutzung der Zündvorrichtung glühende
                              									Zündmasse durch den Drahtkorb der Lampe in ein entzündliches Gasgemisch gelangen
                              									kann, hat Schondorff in Leuchtgasgemischen ermittelt.
                              										Broockmann dagegen führt an, daſs er in Schlagwettergemischen die Wolf'sche Lampe durch Anwendung der Zündvorrichtung nicht hat zum
                              									Durchschlage bringen können. Uebrigens muſs erwähnt werden, daſs ein Arbeiter kaum
                              									so leichtsinnig sein dürfte, in einem Schlagwettergemische von der Zündvorrichtung
                              									Gebrauch zu machen.
                           Die Aenderungen, die C. Wolf in
                              									Zwickau an der Schlagzündvorrichtung seiner Lampe angebracht hat und durch welche
                              									die bisher gefühlten Uebelstände in wirksamer Weise vermindert werden, sind bereits
                              									S. 132 v. Bd. mitgetheilt.
                           Ueber Sicherheitslampenverschlüsse (vgl. 1886 262 415. 1887 263 * 134)
                              									berichtet Dombre in den Comptes
                                 										rendus de la Société de l'Industrie minérale de St. Etienne, Juni 1885 * S.
                              									91, wonach in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg-
                                 										und Hüttenwesen, 1887 * S. 148 die von Cuvelier und Catricc angegebene Einrichtung
                              									beschrieben ist Hierbei erfolgt der Verschluſs durch einen Sperrriegel, welcher nur
                              									durch Druck- oder Saug Wirkung einer Flüssigkeit bewegt
                              									werden kann. In Fig. 3 und 4 ist die endgültig angenommene Form für Anwendung von Druckwasser
                              									dargestellt.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 264, S. 384
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 264, S. 384
                              
                           Unter dem Oelbehälter der Lampe befindet sich ein Bourdon'sches Manometerrohr rr1 eingelagert und in der Mitte bei m an der Lampe festgelöthet. In dem Ansätze t ist ein enger Kanal o
                              									eingebohrt, durch welchen das Druckwasser in das Manometerrohr geführt wird, so daſs
                              									die Arme r, r1 von
                              									einander sich entfernen und zwischen deren Enden der Riegel s, durch eine Feder nach abwärts gedrückt, eintreten kann. Die Lampe ist
                              									nun geöffnet und der Obertheil kann abgeschraubt werden; um dieselbe zu schlieſsen,
                              									stöſst man mittels eines Bornes von unten her den Riegel s wieder aufwärts.
                              									Ein unter dem Rohre rr1
                              									befindlicher Boden schlieſst das Ganze gegen auſsen ab.
                           Das Preſswasser befindet sich in einem Accumulator, von welchem
                              									ein Kupferröhrchen zu einer Unterlage geführt ist, worauf die Lampe derart gestellt
                              									wird, daſs die Oeffnung o mit der Mündung des
                              									Manometerrohres rr1
                              									übereinstimmt; durch einen Hebel mit Feder wird der Ansatz t gegen die Unterlage gedrückt und dann durch Oeffnung eines Hahnes das
                              									Druckwasser ins Manometerrohr eingelassen. Der Druck beträgt 25 bis 30at. Die Lampe wird durch die beschriebene
                              									Vorrichtung um 0k,1 schwerer und um 1,60 H.
                              									theurer. Im Juni 1885 waren auf der Grube Beauvois der Bergwerke zu Douchy 350
                              									solche Lampen in Anwendung.
                           In den Kohlenbergbauen von St. Etienne verwendet man die Lampen
                              									von Villiers mit Eröffnung durch Elektromagnete, deren
                              									Einrichtung volle Sicherheit gewährt und sich durch die nach und nach angebrachten
                              									Verbesserungen zu einer sehr einfachen gestaltete. Das metallene Gestell, welches
                              									das Gitter und das Glas der Lampe umschlieſst, hat eine Anzahl Einschnitte, in
                              									welche ein oben schräg abgeschnittener Riegel eingreift, Eine starke Spiralfeder
                              									hält den Riegel in jenem Einschnitte fest, in welchen er beim Niederschrauben des
                              									Gestelles zuletzt eingetreten war. Zum Herabziehen des Riegels dient ein
                              									Elektromagnet. Für diesen hatte man anfangs eine Batterie mit doppeltchromsaurem
                              									Kali, welche sich indessen als kostspielig, unverläſslich und der Beschädigung durch
                              									unachtsame Behandlung ausgesetzt erwies. Man ersetzte daher, als die Gramme'sche Maschine aufgetaucht war, die Batterie
                              									durch eine solche Maschine, bei welcher der Ring mittels eines Trittbrettes von dem
                              									Lampisten in Umdrehung versetzt wurde. Schlieſslich verwendete man einfach einen
                              									kräftigen Magnet nach Jamin's System, welcher die Gramme'sche Maschine ganz entbehrlich macht. Es wird
                              									dabei nicht der Riegel herabgezogen, sondern die auf eine Platte gestellte Lampe
                              									durch ein Trittbrett aufwärts bewegt. Der Magnet hat eine Zugkraft von 30k. daher man starke, gegen Eröffnung durch die
                              									Arbeiter hinlänglich sichere Federn anwenden kann. Der erste Apparat mit Batterie
                              									kostete 720 M., der mit Gramme'scher Maschine 480 M.,
                              									der Tisch mit einfachem Magnet 280 M., eine verhältniſsmäſsig geringe Ausgabe. Die
                              									Apparate nutzen sich nicht ab, der Verschluſs ist angeblich vorzüglich, einfach und
                              									bequem zu gebrauchen.