| Titel: | Neuere Zündvorrichtungen für Gaskraftmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 424 | 
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                        Neuere Zündvorrichtungen für
                           								Gaskraftmaschinen.
                        (Patentklasse 46. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								261 S. 151.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									26.
                        Neuere Zündvorrichtungen für Gaskraftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die früher beschriebene, dem Körting-Lieckfeld'schen
                              									Zünder (vgl. 1885 256 * 201. * 202) nachgebaute
                              									Zündvorrichtung von G. Adam in München (* D. R. P.
                                 									Zusatz Nr. 35974 vom 20. Oktober 1885) hat bezüglich der Anordnung zur Bildung der
                              									Uebertragungsflamme eine Abänderung erfahren, insofern die Druckverminderung
                              									mittels Schraube statt Sieb herbeigeführt wird.
                           Das Zündventil ist durch eine Schraube s (Fig.
                                 										2 Taf. 26) geschlossen, von deren Bohrung b
                              									schräg nach oben gerichtete Kanäle abgehen, um in eine rings umlaufende Nuth n zu münden. Diese Nuth ist nur durch die kleine
                              									Oeffnung l mit dem Cylinderraume verbunden, so daſs das
                              									verdichtete Gasgemisch durch dieselbe in den Innenraum i des Ventiles v gelangen muſs. Hier hat das
                              									Gas seinen Druck fast ganz verloren, so daſs es bei c
                              									sicher brennt, wenn auch die Pressung im Cylinder sehr stark ist. Die Schraube s hat eine hülsenförmige Verlängerung h, welche nur an einigen schmalen Stellen mit dem
                              									Ventile v in Berührung ist, so daſs sie ihre Wärme nur
                              									in geringem Maſse auf das Ventil v überträgt.
                           Eine einfachere Anordnung der Druckausgleichung ist in Fig. 3 Taf. 26
                              									dargestellt. Hier ist die der Rinne n entsprechende
                              									Nuth unmittelbar über dem Sitze des Ventiles v
                              									eingedreht und führt die kleine Oeffnung aus einer Bohrung b1 im Ventile v selbst in die Nuth. Die Gase, welche in dieselbe gelangen, umstreichen
                              									sie und gehen dann durch die flachen Löchere in den Innenraum i des Ventiles, wo sie nun in Folge des bewirkten
                              									Druckausgleiches sicher brennen.
                           Eine Abänderung der an den Körting'schen
                              									Gaskraftmaschinen angebrachten, unter * Nr. 19384 patentirten Ventilzündung (vgl. 1885 256
                              									* 201) wird von Ph. v. Hertling in Berlin (* D. R. P.
                                 									Nr. 35914 vom 11. September 1885) vorgeschlagen, wonach durch gleichzeitige
                              									Verbindung des Inneren des feststehenden Zündrohres mit dem ruhenden Inhalte des
                              									Explosionsgefäſses eine verläſsliche Wirkung erzielt werden soll.
                           Durch den von dem Motor umgedrehten Daumen H (Fig.
                                 										7 Taf. 26) wird während der Verdichtungsarbeit des Motors die Verlängerung
                              										B des Ventilstempels a1 und mit ihr dieser selbst so weit in
                              									die Höhe gezogen, daſs die Oeffnungen e und e1 frei werden. Durch
                              									diese Bewegung wird aber auch der Winkelhebel G in
                              									solcher Weise mitbewegt, daſs die Stellschraube q im
                              									freien Arme in der Richtung nach dem Gehäuse A zu
                              									geführt wird. In Folge dessen wird der zweite Ventilstempel b1 frei und durch die Feder i fest auf den Sitz q
                              									gedrückt. Nach vollständiger Erhebung des Ventilstempels a1, welche so weit erfolgt, daſs dessen
                              									Sitz c mit den oberen Kanten der Oeffnungen e und e1 in gleicher Höhe sich befindet, steht die untere
                              									Bohrung b2 des Gehäuses
                              										A durch die Oeffnungen e und e1 mit
                              									der Auſsenluft in Verbindung, zugleich aber auch durch die feine Bohrung d1 der Schraube d mit dem Raume D bezieh.
                              									dem Inneren des Cylinders des betreffenden Motors, während andererseits die
                              									Verbindung der Bohrung b2 mit dem Raume D durch Verschlieſsen der
                              									Oeffnung h mittels des Ventilstempels b1 unterbrochen ist. Da
                              									der mit dem Cylinderinneren in Verbindung stehende Raum D während dieser Verdichtungsarbeit mit verdichtetem Gasgemische gefüllt
                              									ist, strömt letzteres durch die feine Oeffnung d1 nach der Bohrung b2 aus; sein Druck vermindert sich in Folge der
                              									bedeutenden Querschnittsvergröſserung und es entzündet sich an der vor der Oeffnung
                              										e1 befindlichen
                              									Flamme und brennt nach f hinaus.
                           Ist bei Beendigung der Verdichtungsarbeit der Kolben des Motors in
                              									der Stellung angelangt, wo die Entzündung des im Raume D bezieh. im Cylinderinneren enthaltenen Gasgemisches erfolgen soll, so
                              									senkt sich die Verlängerung B des Ventilstempels a1 und mit ihr dieser
                              									selbst durch die Bewegung des Daumens H. Die Feder g drückt den Ventilstempel a1 schnell nach abwärts auf seinen Sitz
                              										c und schlieſst die Oeffnungen e und e1 dicht ab. Gleichzeitig dreht sich der Winkelhebel
                              										G und trifft mit seiner Stellschraube g gegen die Scheibe l des
                              									Ventilstempels b1,
                              									drückt diesen nach rechts und gibt dadurch die Oeffnung h frei, so daſs in dem gleichen Augenblicke, wo die Verbindung der Bohrung
                              										b2 im Gehäuse A mit der Auſsenluft unterbrochen wird, diejenige der
                              									Bohrung b2 mit dem
                              									Raume D bezieh. dem Cylinderinneren durch die Oeffnung
                              										h hergestellt wird. Die Entzündung des durch die
                              									feine Oeffnung 
                              									d1 der Schraube d ausströmenden brennenden Gemisches theilt sich dem im
                              									Raume D enthaltenen Gemische und von da dem
                              									Cylinderinhalte mit. Während der Explosions- bezieh. Expansions- und Ausströmungs-
                              									wie auch der Saugperiode des Motors behält die Zündvorrichtung diese Stellung bei
                              									und bei der nächsten Verdichtungsarbeit vollzieht sich der oben beschriebene Vorgang
                              									in gleicher Weise. Die Abdichtung der Ventilkegel a1 und b1 während der Explosion nach auſsen wird bei
                              									ersterem durch den Druck der Feder g, bei letzterem
                              									durch den Druck der Explosionsgase bewirkt, indem diese den Ventilstempel b1 auf den zweiten Sitz
                              									der Mutter k pressen.
                           Eine ebenfalls der Körting'schen Construction gleichende
                              										Ventilzündung ist von G.
                                    										Willner in Königsberg i. Pr. (* D. R. P. Nr. 37508 vom 26. Januar 1886) in
                              									Vorschlag gebracht.
                           Das Zündrohr A (Fig. 8 Taf. 26) steht mit
                              									dem Explosionsraume in Verbindung und wird aus dem letzteren mit Zündgemenge
                              									gespeist. In A sind zwei Rohre B und C verschiebbar. Das Rohr B wird in A mittels einer
                              									gegabelten Blattfeder f1 und einer Stellschraube S, welche am
                              									unteren Rand mit einer Skala versehen ist, in einer bestimmten Höhenlage gehalten.
                              									Das Rohr B ist an seinem unteren Ende ringförmig
                              									eingedreht, so daſs dadurch der Ringkanal a gebildet
                              									wird, welcher durch die Kanäle b mit dem oberen Theile
                              									des Rohres B, worin sich das Rohr C bewegt, in Verbindung steht; dasselbe wird ebenfalls
                              									durch eine Blattfeder f2 in einer bestimmten Höhenlage gehalten. Das Innere des Rohres C kann durch den Kanal c,
                              									welcher sich in B und A
                              									fortsetzt, mit der Auſsenluft in Verbindung treten. Der Hauptkörper A ist am unteren Ende kegelförmig so ausgedreht, daſs
                              									die entstandene Kegelfläche mit der unteren Fläche des Kanales a parallel läuft. Es kann nun mittels der Stellschraube
                              										S das Rohr B zum
                              									Hauptkörper A in eine Lage gebracht werden, welche eine
                              									beliebige Vergröſserung des ringförmigen Spaltes zwischen den Kegelflächen zuläſst
                              									und somit auch eine beliebige Drosselung des aus dem Explosionsraume des Motors
                              									heraustretenden verdichteten Gases ermöglicht. Durch die so erzielte Drosselung des
                              									Gasgemisches wird ein Druck im Inneren des Rohres C
                              									sich befinden, welcher eine Flammenbildung in C
                              									gestattet, da durch den Kanal c die entströmenden Gase
                              									sich an der Zündflamme z entzünden. Die kleinen Kanäle
                              										d haben den Zweck, die Flammenbildung im Rohre C noch zu erhalten, wenn c
                              									geschlossen ist.
                           Durch ein Excenter wird das Rohr C in
                              									Bewegung gesetzt und damit der Kanäle geschlossen. Die Kanäle d bleiben noch offen; es tritt nun durch die weitere
                              									Verengung des Innenraumes von B und C eine Verdichtung ein, welche nach Abschluſs der
                              									Kanäle d verursacht, daſs sich der ringförmige Spalt
                              										a vergröſsert, wodurch ein Entzünden des
                              									Explosionsgemisches im Inneren des Motors stattfindet.
                           M. V. Schiltz in Köln (* D. R. P. Nr. 36044 vom 16. Juni
                                 									1886) hat seine in D. p. J. 1886 261 * 152 beschriebene Zündvorrichtung besonders für die von ihm
                              									construirten Erdölmotoren (vgl. 1886 262 * 293) eingerichtet. Das aus Erdöl hergestellte
                              									Zündgemenge wird in dem Schieber erwärmt und dann durch eine Auſsenflamme
                              									entzündet.
                           In Fig. 4 Taf. 26 ist die Zündmulde m im
                              									Schieberdeckel D, in Fig. 5 vor dem letzteren
                              									angebracht und in beiden Fällen durch Asbestpackung vor Wärmeabgabe geschützt.
                              									Gleicherweise sind auch in den Schieber- und Schieberdeckelkanälen schlechte
                              									Wärmeleiter n zur Vermeidung der Wärmeübertragung
                              									eingelegt. Die mit Gasgemenge gefüllte Mulde m wird vom
                              									Schieber durch eine geeignete Hebelverbindung mit dem Ventile d oder mit einer Klappe in demselben Augenblicke
                              									abgeschlossen, in welchem der Schieber bei seiner Aufwärtsbewegung aus der
                              									Mittelstellung den Zutritt a zur Verbrennungskammer
                              									öffnet; die an der äuſseren Flamme f gezündete
                              									Siebflamme i schlägt durch ihren Abschluſs in die Mulde
                              										m und aus dieser durch den Schieberkanal in die
                              									Verbrennungskammer. Die zur Erdölentzündung nützliche oder nöthige starke Erwärmung
                              									der Zündmulde m wird theils durch die in derselben
                              									stattfindenden Explosionen, theils durch die unter der Mulde angebrachte Zündflamme f erlangt, welche aus dem auch zur Füllung der
                              									Zündmulde dienenden Behälter gespeist wird. Das im Behälter verdichtete Gemenge
                              									strömt beständig durch eine enge Bohrung in den Brenner/ (Fig. 6 Taf. 26), welcher
                              									mit Metallkörnern halb gefüllt ist, über denen das Gemenge brennt und die Körner mit
                              									dem Brenner stark erhitzt. Aus dem mit trichterförmigem Hütchen überdeckten Brenner
                              										f dringt die Flamme mit starker Strömung hervor;
                              									sie soll nicht wie eine Leuchtgasflamme oder Erdöldochtflamme durch einen Luftzug
                              									löschbar sein. Wegen der Hitze des Brenners und der Körner würde auch ein
                              									nebelförmiges Gemenge an den glühend werdenden Körnern brennen. Der wechselnde
                              									Druck, unter welchem das Gemenge in der Zündkammer sich befindet, hat eine kleine
                              									Brennmaterialersparniſs zur Folge, indem die Zündflamme f bis zur Zündung groſs und dann wieder klein brennt, ohne zu
                              									erlöschen.
                           Wenn die Zündmulde durch die Flamme f
                              									erwärmt ist, so hat die Zündung keine Schwierigkeit und jede weitere Verbrennung in
                              									der Zündmulde und den Verbrennungsräumen des Arbeitscylinders erleichtert den
                              									Fortgang der Arbeit. Es ist aber zweckmäſsig, dem zwischen Verbrennungskammer und
                              									Schieber angeordneten Wasserbehälter G (Fig. 4) geringen Raum
                              									anzuweisen, wodurch seine Entleerung vor der Ingangsetzung unnöthig wird. Das im
                              									Wasserbehälter G des Verbrennungsraumes unter Druck
                              									gehaltene Wasser hat den Zweck, eine Ueberhitzung der Räume zu verhindern und mit
                              									einer seinem Drucke entsprechenden Temperatur zur Einspritzung hinter den Kolben
                              									verwendet zu. werden.
                           Die Berliner Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals L.
                                    										Schwartzkopff in Berlin (* D. R. P. Zusatz Nr. 37514 vom 28. Februar 1886)
                              									änderte ihre Zündvorrichtung (1886 261 * 154) dahin ab,
                              									daſs der Glühkörper nicht mittels der entweichenden
                              									heiſsen, verbrannten Gase, sondern unmittelbar durch eine im Inneren brennende Flamme auf Glühhitze erhalten wird.
                           Wenn der Kolben C (Fig. 9 Taf. 26) in die
                              									gezeichnete äuſserste Endstellung gelangt, steht der Kanal q mit dem Kanäle c2 im Hohlkolben in Verbindung und ein Theil des im Raume A befindlichen verdichteten explosiblen Gemisches tritt
                              									in die Kammer B, in welcher der Glühkörper b sich befindet. Das in die Kammer B gelangende Gasgemisch entzündet sich an dem glühenden
                              									Körper b und bildet daselbst so lange eine Flamme, bis
                              									der Kanal c2 durch den
                              									vorschreitenden Kolben verdeckt worden ist. In dem Augenblicke, in welchem der
                              									Abfluſs der Gase durch den Kanal c2 verhindert wird, schlägt die Flamme im Kanäle c3 rückwärts in den
                              									Explosionsraum A. Die Schraubenregulirvorrichtung R bezweckt, die Menge der abziehenden Gase derart zu
                              									regeln, daſs eine Flamme in der Kammer B sich zu bilden
                              									vermag. Ist die Menge der entweichenden Gase zu groſs, so kann eine Flamme im Raume
                              										B nicht entstehen, und ist andererseits die Menge
                              									jener Gase zu klein, so bleibt die Zuführung der Wärme auf den Glühkörper eine
                              									ungenügende und ferner findet die Explosion zu frühzeitig statt, was zur Folge hat,
                              									daſs wegen des entstehenden hohen Druckes im Raume A
                              									ein nicht unbeträchtlicher Theil der gespannten Gase entweicht.
                           
                        
                     
                  
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