| Titel: | Neuerungen in der Herstellung gewalzter Röhren. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 475 | 
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                        Neuerungen in der Herstellung gewalzter
                           								Röhren.
                        Patentklasse 49. Mit Abbildungen auf Tafel 28.
                        Neuerungen in der Herstellung gewalzter Röhren.
                        
                     
                        
                           Kaum hatte man die Schwierigkeiten überwunden, welche beim Walzen glatter fertiger
                              									Dampfkesselschüsse aufgetreten waren, so ging man auch schon einen Schritt weiter,
                              									indem man gewellte Kesselschüsse herzustellen begann
                              									(vgl. S. Fox 1878 227 503).
                              									Die Kostspieligkeit der Herstellung tadelloser Waare dieser Art zwang jedoch bald
                              									darauf, das Herstellungsverfahren gewellter Kesselschüsse dahin abzuändern, daſs man
                              									zunächst glatte Kesselschüsse aus Platten durch Schweiſsung erzeugte und diese dann
                              									mit Wellen versah (vgl. 1886 261 156). Dabei hat man
                              									freilich auf einige der Vortheile verzichten müssen, welche die ungeschweiſsten
                              									gewellten, d.h. aus einem ringförmigen Stücke gewalzten Kesselschüsse besitzen. Beim
                              									Walzen der letzteren ist man gezwungen, zunächst genügend dünnwandige Ringe durch
                              									Schmieden oder Gieſsen herzustellen. Da das Schmieden solcher Ringe sehr kostspielig
                              									ist, bleibt also nur das Gieſsen derselben übrig, wenn diese Fabrikation sich
                              									erhalten soll. Beim Gieſsen lassen sich jedoch leicht nur Ringe von beträchtlicher
                              									Wandstärke aus Stahl und Fluſseisen derartig herstellen, daſs das Material in dem
                              									Ringe durchweg gleichartig ist und dabei die Guſsform völlig ausgefüllt wird. Nahezu
                              									unmöglich war es dagegen, fehlerfreie, verhältniſsmäſsig sehr dünnwandige Ringe
                              									genannter Art durch Gieſsen zu erzielen.
                           Um diese Herstellung doch zu ermöglichen, hat J. G.
                                    										Lawrie in Glasgow (* D. R. P. Nr. 35597 vom 17. September 1885) zum Gieſsen
                              									der Stahlringe erhitzte Guſsformen in Anwendung gebracht, welche auch während der
                              									Gieſsarbeit heiſs gehalten werden.
                           Die Formen können in Sand oder anderem geeigneten Material in
                              									passenden Kasten hergestellt werden, oder aus feuerfesten Steinen o. dgl. bestehen,
                              									welche mittels einer Ummantelung oder durch Reifen zusammengehalten werden; auch
                              									lassen sich Formen vollständig oder theilweise aus Guſsstahl oder Guſseisen
                              									verwenden, deren Flächen mit Graphit überstrichen werden.
                           
                           Die fertig gestellte Form wird in einen Ofen gesetzt und bis zum
                              									Schmelzpunkte des Stahles bezieh. so nahe dieser Temperatur als zulässig, erhitzt,
                              									ohne die Form oder das Gestell derselben oder die Reifen zu beschädigen. Ist die
                              									Form aus feuerfestem Material hergestellt, so kann das Innere derselben durch
                              									Einführen von Strahlen oder Strömen brennender Gase erhitzt werden. Der geschmolzene
                              									Stahl wird während des Erhitzens in die Form eingegossen.
                           Das Verfahren, geschmolzenen Stahl mittels Druckwasserapparate zu
                              									verdichten, kann auch hierbei angewendet werden, wenn man Röhren von bester
                              									Beschaffenheit erzeugen will. Für gewöhnliche Fälle ist ein Zusammendrücken des
                              									Metalles jedoch nicht erforderlich. Zu bemerken bleibt hierbei noch, daſs man nach
                              									dem angegebenen Verfahren Feuerrohrschüsse von solcher Gröſse und Stärke zu gieſsen
                              									im Stande sein soll, daſs dieselben ohne weitere Behandlung zur Herstellung von
                              									Kesseln angewendet werden können. Für gewöhnlich gieſst man jedoch die Wandung der
                              									Schüsse etwas stärker und die Ringe der herzustellenden Form entsprechend kleiner.
                              									Die Wellungen werden etwa ⅓ tiefer gemacht als beim fertigen Wellenring und die
                              									Auſsenfläche um ungefähr ¼ der Höhe jeder Welle, parallel zur Rohrachse liegend.
                           Die derartig gegossenen Arbeitstücke werden nun mittels eines
                              									besonderen Walzwerkes zu fertigen Kesselschüssen
                              									umgewandelt. Das Walzwerk ist in Fig. 1 und 2 Taf. 28 dargestellt und
                              									besteht der Hauptsache nach aus zwei gewellten Walzen a
                              									und b, welche in den Ständern c und d gelagert sind. Die obere Walze a kann mit ihren Lagern durch die bekannte
                              									Nachstellvorrichtung gegen die Walze b verstellt
                              									werden. Der im Ständer c liegende Zapfen der Walze b ist durch einen Bock e
                              									gestützt, welcher (in Fig. 2 weggelassen) auf
                              									der Grundplatte f verschoben werden kann, um die
                              									Einführung und Herausnahme des Arbeitstückes im Walzwerke zu ermöglichen. Die
                              									Klemmhebel g halten den Lagerbock e in einer ganz bestimmten Stellung zu dem
                              									Seitenständer c. Das Werkstück besitzt beim Beginne der
                              									Arbeit die durch h in Fig. 1 angegebene Gröſse
                              									und erlangt durch den Walzprozeſs die mit i bezeichnete
                              									Gestalt. Die beiden Walzen a und b haben entgegengesetzte Drehrichtung. Eine dritte
                              									Walze k wirkt auf die Auſsenfläche des Werkstückes h und kann der Walze b
                              									genähert, oder von derselben abgerückt werden; es geschieht dies dem Gröſserwerden
                              									des Arbeitstückes entsprechend, so daſs letzteres bei seiner Drehung um die Walze
                              										b von der Walze k
                              									geführt wird. Die Einstellung der Walze k erfolgt von
                              									den Handrädern l aus.
                           Zum Wellen dünnwandiger fertiger Blechröhren hat M. Würfel in Bochum (* D. R. P. Nr. 27485 vom 4.
                                 									September 1883) eine Maschine angegeben, welche mit zwei
                                 										ganz kurzen gewellten Walzen arbeitet. Von letzteren sitzt die untere Walze
                              									am Ende einer im Maschinengestelle wagerecht gelagerten, frei liegenden Achse,
                              									während die obere gleich lange Walze in einem seitlichen Ausleger der Maschine
                              									mittels eines prismatisch geführten Halters derart angebracht ist, daſs dieselbe von
                              									einem Tritthebel aus gegen die untere Walze, also gegen das zwischen beide Walzen
                              									eingeschobene Rohr gedrückt werden kann. Beide Walzen werden durch Stirnräder in
                              									entgegengesetzter Richtung gedreht und erzeugen auf dem glatten Blechrohre die
                              									Wellen nach und nach zonenweise.
                           Ebenso wie die Würfel'sche Maschine dient die von C. Ernenputsch in Dortmund (* D. R. P. Nr. 30274 vom 6.
                                 									Mai 1884) angegebene und später (vgl. * Zusatz Nr. 37566 vom 17. März 1886)
                              									verbesserte Maschine nur zum Wellen dünnwandiger
                                 										Blechröhren. Während jedoch jene zur Rohrachse concentrische Wellen
                              									herzustellen gestattet, ist diese zur Erzeugung 
                              									schraubenförmiger Wellen bestimmt. Die gewellten kurzen
                              									Arbeitswalzen sitzen auf den Mitten zweier in zwei Seitenständern über einander
                              									liegenden, sich kreuzenden Achsen, von denen nur die obere in Drehung versetzt wird,
                              									während dieselbe gleichzeitig gegen die untere, seitlich herausnehmbare Achse durch
                              									eine Schraubennachstellung vorgeschoben werden kann.
                           Zu Endabtheilungen von sogen. Sectionsdampfkesseln werden schlangenförmige Röhren von
                              									der durch Fig.
                                 										4 Taf. 28 dargestellten Form benutzt und zu deren Herstellung hat Ch. A. Knight in Glasgow (* D. R. P. Nr. 38334 vom 6.
                                 									April 1886) eine Presse angegeben, mittels welcher ein
                              									cylindrisches Rohr auf folgende Weise in die genannte Rohrform übergeführt wird:
                              									Zwischen zwei ebenen, genügend langen Backen einer Druckwasserpresse wird das
                              									entsprechend lange Rohr von kreisförmigem Querschnitte mittels eines in dasselbe
                              									eingeschobenen, nach einer Richtung hin ausdehnbaren Dornes in ein Rohr von
                              									rechteckigem Querschnitte mit abgerundeten Ecken (Fig. 4) übergeführt.
                              									Alsdann wird in dieses Rohr ein nach der Richtung der herzustellenden Wellen
                              									ausdehnbarer, wellenförmiger Dorn eingeschoben und das Rohr zwischen wellenförmigen
                              									Backen der Druckwasserpresse in die gewünschte Form gepreſst. Damit sich das
                              									Rohrmaterial während der beiden Pressungen nicht seitwärts ausbiege, sind zwischen
                              									die Preſsbacken in geeignete Nuthen derselben seitliche Führungsplatten eingesetzt,
                              									welche das Rohrmaterial am Ausweichen nach beiden Seiten verhindern.
                           Bekanntlich walzt man ungesckweiſste Röhren bis jetzt in
                              									der Art, daſs man einen Hohlblock über passende Dorne mehrere Male nach einander
                              									durch kalibrirte Walzen hindurch führt, oder durch ein Universalwalzwerk hin und her
                              									gehen läſst. Die erste Walzart hat den Uebelstand, daſs viel Zeit und Arbeit und in
                              									Folge des erforderlichen mehrmaligen Erhitzens des Blockes auch viel Kosten
                              									aufzuwenden sind, bis das Rohr fertig gewalzt ist. Dabei ist es auch schwierig,
                              									Röhren gröſseren Durchmessers zu walzen. Die Anwendung eines Universalwalzwerkes
                              									erfordert zwar ein häufigeres Erhitzen des Blockes nicht; allein man muſs auch
                              									hierbei auf die Herstellung von Röhren gröſseren Durchmessers verzichten.
                           Ch. Kellogg in Buffalo, N.-Y., Nordamerika (* D. R. P.
                                 									Nr. 36178 vom 11. August 1885) hat nun zur Umgehung dieser Schwierigkeiten ein neues Walzverfahren und eine neue Maschine zum Walzen von Röhren und anderen
                              									hohlcylindrischen Gegenständen angegeben, nach welchem Verfahren Röhren u. dgl. bei
                              										einmaligem Durchgange der Werkstücke durch die neue
                              									Maschine auf passende Form und Gröſse gebracht werden, indem dabei die Hohlblöcke
                              									sowohl nach ihrer Längs-, als auch Querrichtung hin ausgewalzt werden. Der durch
                              									Guſs o. dgl. hergestellte Stahl- oder Metallblock wird auf den gewünschten
                              									Durchmesser und eine bestimmte Wandstärke in der Weise gebracht, daſs man denselben
                              									zwischen äuſseren und inneren Walzen, welche unter einem Winkel von 90° zu einander wirken,
                              									hindurchgehen läſst. Unmittelbar vor dem Durchgange durch die Walzen wird der den
                              									letzteren zugewendete Theil des Blockes erhitzt, indem letzterer aus einem fahrbaren
                              									Ofen in die Maschine gelangt; die Erhitzung des Blockes schreitet mit dem
                              									Walzprozesse zugleich fort. Zur Ausführung dieses Walzverfahrens dient die in Fig. 5 und 7 Taf. 28 in
                              									Stirn- und Seitenansicht sowie in Fig. 6 im
                              									Längsquerschnitte durch die arbeitenden Theile und den Ofen dargestellte
                              									Maschine.
                           Die beiden halbcylindrisch kalibrirten Walzen B und B1 sind in den Ständern C gelagert und können in bekannter Weise mittels der Schrauben a passend zu einander eingestellt werden. Diese Walzen
                              									werden mittels der Stirnräder b von der Welle C1 (Fig. 5 und 7) getrieben, deren
                              									Schnecke C2 in das
                              									Schraubenrad C3 auf der
                              									Achse der Walze B1
                              									eingreift. Die Walzen B und B1 walzen den Block von auſsen und stützen
                              									das Material gegen den Druck der auf die Innenfläche des Blockes wirkenden
                              									Innenrollen D, welche vorn am umlaufenden Ende G des Dornes E (Fig. 6)
                              									rechtwinkelig zu den Auſsenwalzen B, B1 gelagert sind.
                           Zu diesem Zwecke ist am anderen Ende der Maschine ein Ständer I, welcher den Dorn E
                              									trägt, in solcher Entfernung angeordnet, daſs aus dem Blocke ein Rohr von einer
                              									bestimmten Länge durch Vorschieben über den Dorn ausgewalzt werden kann. Der zur
                              									Lagerung des Endes G dienende feste Dorn E erstreckt sich vom Ständer I aus unter einem rechten Winkel gegen das offene Kaliber der Auſsenwalzen
                              									und liegt gleichachsig zu demselben. Auf das Vorderende G wird durch eine im festen Dorne E gelagerte
                              									Achse F (Fig. 6) Drehung
                              									übertragen, auf welcher Achse hinten ein Stirnrad d
                              									sitzt, das mit einem von dem Motor getriebenen Stirnrade d1 im Eingriffe ist. Durch den festen Dorn
                              										E wird das Ende G
                              									desselben genau gleichachsig zum Kaliber der Walzen B,
                                 										B
                              									1 erhalten, so daſs Unregelmäſsigkeiten im Auswalzen
                              									der Blöcke ausgeschlossen sind, wenn diese beim Walzen frei über den Dorn
                              									vorgeschoben werden.
                           In radial liegenden Einschnitten e
                              										(Fig. 5
                              									und 6) des
                              									umlaufenden Dornendes G, die sich von dem vieleckigen
                              									Nabentheile nach auſsen erstrecken, sind die Innenrollen D gelagert, deren Anzahl irgend eine angemessene sein kann. Die Lagerung
                              									derselben in den Einschnitten e erfolgt, durch die
                              									Lagerblöcke H (Fig. 5 und 6), die mittels Kappen die
                              									Lagerschalen H1
                              									festhalten. Die unteren Enden der Blöcke H sind
                              									abgeschrägt und mit Schwalbenschwanznuthen versehen, welche beim Einschieben der
                              									Blöcke in die Einschnitte e sich über entsprechend
                              									gestaltete Knaggen schieben, die an einer keilförmig gestalteten Nabe L sitzen. Durch die Kopfplatte g am Dornende G werden die Lagertheile der
                              									Innenrollen in geeigneter Lage gehalten. Die an der Keilnabe L befestigte Mutter c sitzt auf dem Gewinde
                              									einer durch den Dorn nach rückwärts führenden und hinter dem letzteren ein Handrad
                              										l1 (Fig. 7 Taf. 28) tragenden
                              									Spindel l. Durch Drehung dieser Spindel verschiebt sich
                              										L in Richtung der Dornlänge und durch die dann
                              									eintretende Keilwirkung können die nur radial verschiebbaren Lager der Rollen D in einen gröſseren oder kleineren Abstand von der
                              									Dornachse gebracht werden. Im ersten Falle ergibt sich eine geringere, im anderen
                              									Falle eine gröſsere Wandstärke des Rohres. Auch kann man mittels dieser Einrichtung
                              									das Einführen des Blockes in das Kaliber nach Bedarf erleichtern.
                           Zur Erleichterung des Walzens sind ferner die Achsen der
                              									Innenrollen D zur Längsachse des Dornes etwas schräg
                              									gelagert, so daſs die Rollen schraubenlinienförmig walzen. Durch die Hohlspindel l kann mittels Zweigröhren h (Fig.
                                 										6) den Lagern und den Flächen der Walzen D
                              									zur Kühlung Wasser zugeleitet werden.
                           Zur Zuführung des auszuwalzenden Blockes sind an beiden Seiten des
                              									festen Dornes E Nuthen D1 (Fig. 7) angebracht, in
                              									welchen Schlitten m mit Hülsen K bezieh. K1
                              									zweier Zuführungseinrichtungen verschiebbar sind, von denen die eine an der Seite
                              									des Dornträgers I, die andere an der entgegengesetzten
                              										Seite, nahe an den
                              									arbeitenden Walzen, angeordnet ist. Die erstere erfaſst das Röhrende nach dem
                              									Durchgange desselben durch die Walzen und die letztere schiebt den Block aus dem
                              									Ofen in das Kaliber vor. Durch zangenartige Greifer J
                              										(Fig. 5
                              									und 7) des
                              									hinteren Schlittens wird der Block aus dem Ofen nach den Walzen hingeführt, während
                              									durch Greifer J1 des
                              									vorderen Schlittens (Fig. 7) das fertig gewalzte Ende des Rohres geführt wird. Schlitten und
                              									Greifer führen nun entsprechend der Drehung der Walzen das Rohr durch die letzteren
                              									hindurch; sie können aber auch eine von den Walzen unabhängige Bewegung vor- und
                              									rückwärts machen, um das Einführen der Blöcke zu ermöglichen und die fertigen Röhren
                              									aus der Maschine zu entfernen.
                           Zahnstangen M, auf welchen die Hülsen
                              										K, K1 (Fig. 7) sitzen,
                              									greifen auf jeder Seite der Maschine in Zahnräder ein, welche auf der Achse des
                              									Schraubenrades C3
                              									sitzen, wodurch beim Walzen die Greifer entsprechend der Umdrehungsgeschwindigkeit
                              									der Walzen verschoben werden. Die zum Vorschieben dienenden Greifer J sind bei U (Fig. 5 und 7) verschiebbar
                              									und können gehoben werden, um den Block zu erfassen, und wieder gesenkt werden;
                              									letztere Bewegung wird mittels Kurbel, Zahnrad und Zahnstange bewirkt.
                           Zur schnellen Rückwärtsbewegung der Greifer ist ein Theil der
                              									Zahnstangen bei O bezieh. O1 (Fig. 7) mit Gewinde
                              									versehen, auf welchen die Hülsen K bezieh. K1 sitzen. Auf diesen
                              									Hülsen sind Zahnräder P bezieh. P1 angeordnet und diese Zahnräder bilden
                              									die Muttern für die Gewindetheile O der Zahnstangen.
                              									Durch Drehung der Achse R kann mittels des Zahnrades
                              										Q das Zahnrad P
                              									gedreht werden, um den Greifer J1 vor- oder rückwärts zu verschieben, und durch
                              									Drehung der Achse R1
                              									erfolgt zur Verschiebung des Greifers J die Drehung der
                              									Räder P1 und Q1. In den Achsen R und R1 sind Längsnuthen enthalten, in welche Federn der
                              									Räder Q, Q1 fassen; mit
                              									Hilfe von Mitnehmern zu beiden Seiten von P und Q bezieh. P1 und Q1 wird eine seitliche Verschiebung von Q und Q1 nach Maſsgabe
                              									der Verschiebung der Greifer ermöglicht. Der Antrieb der Achsen R und R1 nach der einen oder anderen Drehungsrichtung
                              									erfolgt von der Maschine aus durch je eines der beiden Kegelräder S, S1 (Fig. 7). Anschlagstücke
                              										S2 (Fig. 5) am Gestelle bilden
                              									zusammen mit dem Kaliber der Walzen B, B1 einen geschlossenen Kreis und verhindern, daſs an
                              									dem Rohre seitlich ein Grat sich bildet; auſserdem geben sie der Auſsenfläche des
                              									Rohres beim Walzen genaue Führung.
                           Der aus Fig. 6 Taf. 28
                              									ersichtliche fahrbare Ofen zum Erhitzen der
                              									auszuwalzenden Ringe besteht aus einem mit feuerfestem Material ausgekleideten
                              									Eisenblechkasten, der durch Rippen T in einzelne
                              									Abtheilungen geschieden ist, welche für sich mit Gas geheizt werden können, zu
                              									welchem Zwecke besondere Gas- und Luftzuleitungen t und
                              										t1 vorhanden sind.
                              									Die in den Ofen eingeführten Blöcke werden für den Walzprozeſs angemessen erhitzt.
                              									Hierbei kann die Temperatur in den Ofenabtheilungen verschieden sein, so daſs in der
                              									den Walzen zunächst gelegenen Abtheilung die höchste Temperatur herrscht.
                           Nachdem der auszuwalzende Hohlblock in dem Ofen erhitzt worden
                              									ist, wird mittels des vorderen Greifers J das Ende
                              									desselben erfaſst und in das Kaliber der in Drehung versetzten Walzen eingeführt.
                              									Dieser vordere Greifer laſst den vorgeschobenen Hohlblock erst dann los, wenn das
                              									hintere Ende desselben durch die Walzen zu gehen im Begriffe ist. Alsdann erfaſst
                              									der hintere Greifer J das vordere Ende des ausgewalzten
                              									Rohres. Ist nun dasselbe vollständig durch die Walze gegangen, so kommt der
                              									kreisende Dorn G mit den Innenwalzen D zum Stillstande, die Auſsenwalzen B, B1 werden durch
                              									Umschaltung des Getriebes entgegengesetzt gedreht und durch Vorbewegung des hinteren
                              									Greifers wird nun das fertige Rohr frei über den Dorn hinweg rückwärts durch die
                              									Walze geschoben, bis sein hinteres Ende von dem vorderen Greifer erfaſst und weiter
                              									gezogen wird, um mittels eines an Stelle des Ofens vorgefahrenen Wagens einer
                              									Vollendungswalze übergeben zu werden.
                           Es wird also nach diesem Verfahren eigentlich nur die Innenfläche des Rohres
                              									verändert, der innere Durchmesser auf Kosten der Wandstärke vergröſsert und zugleich
                              									das Rohr gestreckt. Dagegen bleibt der Auſsendurchmesser des Rohres völlig
                              									unverändert die Auſsenwalzen dienen demnach auch zunächst nur zur Abstützung des
                              									Materials gegen die Wirkung der Innenwalzen.
                           Das beschriebene Walzwerk könnte auch sehr wohl zum Walzen von fertigen
                              									ungeschweiſsten Röhren im kalten Zustande verwendet werden, um die Wandung der
                              									Röhren zu verdichten; es brauchten zu diesem Zwecke nur die Rollen D durch solche mit einer etwas weniger gewölbten
                              									Arbeitsfläche ersetzt werden.
                           Ein Walzwerk, welches nur zum Verdichten der Wandungen
                                 										ungeschweiſster Röhren für Torpedos u. dgl. bestimmt ist, hat F. Daelen in Berlin (* D. R. P. Nr. 31222 vom 5. August
                                 									1884) angegeben. Dasselbe besteht im Wesentlichen aus einer langen angetriebenen und
                              									einer kurzen, nur durch Reibung mitgenommenen Arbeitswalze; erstere wird durch das
                              									zu bearbeitende Rohr hindurchgesteckt und führt das Rohr während der Bearbeitung
                              									desselben. Die kurze Arbeitswalze besitzt eine nur wenig gewölbte Arbeitsfläche,
                              									kann gegen das Rohr beliebig stark angedrückt werden und erhält eine zur langen
                              									Walze schräge Stellung. In Folge dieser Stellung hat dieselbe das Bestreben, das zu
                              									verdichtende Rohr nach einer Schraubenlinie zu bearbeiten. Hierin wird dieselbe
                              									durch ein an dem Rahmen dieser Walze befestigtes Zahnstangengetriebe und ein von der
                              									Antriebswelle der Maschine aus bewegtes Rädervorgelege unterstützt. Nachdem die
                              									kurze Arbeitswalze auf das Rohr seiner ganzen Länge nach eingewirkt hat, wird
                              									dieselbe selbstthätig so umgestellt, daſs sie das Rohr in gleicher Weise, aber nach
                              									entgegengesetzter Richtung zu bearbeiten strebt. Damit letzteres eintreten kann,
                              									wird das Zahnstangengetriebe durch ein Kegelräderwendegetriebe in entgegengesetzter
                              									Richtung umgedreht. Das Wendegetriebe wird nicht selbstthätig, sondern von Hand
                              									umgestellt.
                           Zum Schlusse soll hier noch ein Verfahren zur Herstellung
                                 										dichter dickwandiger Bohre (Kanonenrohre) beschrieben werden, welches sich
                              									an das von H. Gruson in Buckau-Magdeburg (* D. R. P.
                                 									Nr. 4893 vom 15. September 1878) vorgeschlagene Verfahren, Geschützrohrwandungen zu
                              									verdichten, ziemlich innig anschlieſst. Dieses von W. C.
                                 										Stiff, H. B. S. Bennett und Th. W. Pigott in
                              									Birmingham (* D. R. P. Nr. 35541 vom 13. November 1885) angegebene Verfahren besteht
                              									darin, daſs man durch die gebohrte dickwandige Röhre mit einem verhältniſsmäſsig nur
                              									engen Loche zunächst einen Kolben c (Fig. 3 Taf. 28)
                              									hindurchzieht oder preſst, wie es auch bei Gruson
                              									geschieht, und dann den hierdurch gröſser gewordenen äuſseren Durchmesser der Röhre
                              										a durch Walzen o. dgl. wieder verkleinert. Diese
                              									beiden Arbeiten werden unter Benutzung verschieden starker Kolben c so oft als nöthig an ein und demselben Werkstücke
                              									wiederholt. Um eine möglichst groſse Verdichtung der Rohrwandung zu erreichen, kann
                              									der Kolben c zum Schlusse auch noch durch das von
                              									auſsen gepreſste Rohr a hindurchgeschoben werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
