| Titel: | Neuere Maschinen zur Bearbeitung von Riemenscheiben. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 481 | 
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                        Neuere Maschinen zur Bearbeitung von
                           								Riemenscheiben.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Maschinen zur Bearbeitung von Riemenscheiben.
                        
                     
                        
                           Durch ungeschicktes Aufspannen auf die Planscheibe kann die Lauffläche einer
                              									Riemenscheibe aus dem Grunde sehr leicht unrund werden, daſs die Arme derselben
                              									durch die Spanneisen in einer Richtung Beanspruchung erleiden, entgegengesetzt
                              									derjenigen während des Betriebes. Dies gilt nicht nur für das Abdrehen der
                              									Lauffläche, sondern auch für das Ausbohren der Nabe, Bearbeitungen, welche, trotzdem
                              									sie bei einmaliger Befestigung des Werkstückes auf der Planscheibe einer Drehbank
                              									hinter einander folgen, dennoch keine Sicherheit für die Genauigkeit der Bearbeitung
                              									gewähren, so lange das Werkstück wegen seiner leichten Bauart einem Verspannen
                              									leicht ausgesetzt ist.
                           Nun bietet aber die möglichste Leichtigkeit gröſserer Riemenscheiben
                              									auſserordentliche Betriebsvortheile, gerade so wie unrunde, excentrische oder
                              									Riemenscheiben mit ungleich vertheilten Massen den richtigen Gang des Triebwerkes
                              									nachtheilig beeinflussen. Es ist daher durchaus gerechtfertigt, den bisher bei
                              									Bearbeitung kleiner Riemenscheiben üblichen Arbeitsvorgang auch auf Riemenscheiben
                              									von gröſserem Durchmesser anzuwenden, weil hierbei die bei der Bearbeitung
                              									auftretenden Kräfte, gerade so wie im Betriebe, in die Mittelebene der Scheibe
                              									fallen, für welche Kräfteebene die Riemenscheibe die gröſste Festigkeit besitzt. Das
                              									Abdrehen gröſserer Riemenscheiben auf dem Dorne ist aber wegen der gewöhnlich
                              									vorhandenen Drehbänke insofern beschränkt, als man eine groſse Drehbank mit
                              									gekröpfter Wange doch nicht oder nur ganz ausnahmsweise zum Abdrehen der
                              									Riemenscheiben hergibt. (Vgl. G. Waller * S. 317 d.
                              									Bd.)
                           Die Niles Tool Works in Hamilton,
                              									Nordamerika, haben nach dem Iron, 1885 Bd. 25 * S. 147
                              									zwei Maschinen construirt, welche zur ausschlieſslichen Bearbeitung von
                              									Riemenscheiben oder Rädern dienen, sich gegenseitig ergänzen und zu ihrem Betriebe
                              									nur die Aufsicht eines Arbeiters bedürfen.
                           Die Nabenbohrmaschine mit wagerechter
                                 										Planscheibe und lothrecht geführter Bohrstange (vgl. Fig. 1) hat einige Aehnlichkeit mit jenen Abdreh- und
                              									Bohrmaschinen, deren Beschreibung schon an anderer Stelle mitgetheilt (vgl. 1879 233 * 31. 1885 257 * 90. 1886
                              										261 * 67) und auf deren Vorzüge hingewiesen worden
                              									ist. Dieselbe besteht aus einem gewöhnlichen Gestelle a, in dessen Kröpfung die drehbare Planscheibe b
                              									wagerecht liegt und am Gestellfuſse sichere Lagerung c
                              									findet, während dieser Lagerachse entsprechend im oberen, frei überragenden
                              									Gestellarme sich ein cylindrischer Kolben d lothrecht
                              									verschiebt, in welchem die jeweilig gebrauchte Bohrstange f eingesteckt wird. Das Führungslager g
                              									dieses Kolbens ist schon aus dem Grunde von beträchtlicher Länge, weil es, wie ein
                              									gewöhnlicher Schlitten durch einseitige Drücke beansprucht werden konnte, was
                              									natürlich bei gröſserer Ausladung der Bohrstange die Genauigkeit der Messerführung
                              									beeinträchtigen würde, da nicht gut anzunehmen ist, daſs doppelschneidige Stähle,
                              									wie beim Nabenausbohren stets in Verwendung stehen. Ein schweres Gegengewicht h entlastet diese Bohrstange und führt dieselbe nach
                              									erfolgter Auslösung der Schaltvorrichtung rasch aus dem Bohrloche, was eine
                              									Zeitersparniſs bedingt.
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 264, S. 482
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 264, S. 482
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 264, S. 482
                              
                           Der selbstthätige Vorschub wird durch Vermittelung des
                              									Schneckengetriebes von einer schmalen Stufenscheibe k
                              									auf das Getriebe einer Zahnstange abgeleitet, welche in dem Bohrstangenkolben d angebracht ist. Die Auslösung geschieht durch eine
                              									Kegelkuppelung am Schneckenrade, während die Planscheibe von einer sechsstufigen
                              									Riemenscheibe l bethätigt wird.
                           Das leichte Auflegen und Festspannen der Riemenscheiben dürfte als
                              									Vortheil, die geringere Zugänglichkeit zur Bohrstelle jedoch als Nachtheil dieser
                              									Maschine angeführt werden.
                           Eine Maschine ähnlicher Bauart ist nach Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 479 von Mc Kechnie
                                 										und Bertram in Dundas, Ontario, für das Nabenausbohren bei Eisenbahnwagenräder bestimmt, besitzt aber auſserdem
                              									noch einen wagerecht verstellbaren Messerkopf m (Fig. 2), welcher zum Abfräsen der Nabenstirnflächen während des Ausbohrens dient.
                              									Seitlich am Gestelle erleichtert ein kleiner Krahn n
                              									das Auflegen der Räder.
                           Die Drehmaschine Fig. 3 von Brown und Sharp in Providence ist nach dem Scientific American, Juni 1886 ausschlieſslich zum Nahenbohren bestimmt. Auf derselben können Riemenscheiben von 915mm Durchmesser, 460mm Breite und 300mm
                              									Nabenhöhe aufgelegt und
                              									Bohrungen bis 100mm in 2 bis 3 Schnitten, bei
                              									nachfolgendem Schleifen, ausgeführt werden.
                           Am Fuſse des Ständers a liegt der
                              									Drehtisch b, auf welchem in radialen Schlitzen
                              									verschiebbar 3 Spannbacken, wie einer bei e angedeutet
                              									ist, die Feststellung der zu bearbeitenden Riemenscheibe bequem und sicher
                              									ermöglichen. Am oberen Gestelltheile verschiebt sich in lothrechter Führung ein
                              									Schlitten c mit drehbarem Messerkopfe d, welch letzterer von den Schraubenschneidmaschinen
                              									derselben Maschinenfabrik bekannt ist. Dieser Messerhalter d gestattet die Verwendung verschiedener Werkzeuge, welche in winkelrecht
                              									stehenden Bohrungen von 45mm Durchmesser
                              									eingesetzt und nach einander in Wirksamkeit gebracht werden können.
                           Der durch ein Gegengewicht entlastete Schlitten hat 525mm selbstthätige Verschiebung nach abwärts,
                              									während das Zurückheben desselben durch ein Gegengewicht rasch bewirkt wird, sobald
                              									die Schaltung ausgelöst ist. Da der Selbstgang durch Reibungsscheiben vermittelt
                              									wird, so kann durch Verschiebung der kleinen Reibungsrolle f gegen das Mittel der gröſseren, durch einen schwachen Riemen
                              									angetriebenen Scheibe g jede beliebige Schnittstärke
                              									sofort erhalten werden. Selbstverständlich ist auch Einstellung und Steuerung durch
                              									Handbetrieb, sowie beliebige Hubbegrenzung des Schlittens vorgesehen.
                           Der Drehtisch b wird durch Räder mit
                              									Uebersetzung 1 : 6 und eine fünfstufige Antriebsscheibe von einem 75mm breiten Riemen betrieben.
                           Die aus der Nabenbohrung fallenden Bohrspäne belästigen die
                              									Schneidwerkzeuge nicht, was jedenfalls eine saubere Arbeit erleichtert.
                           Die oben erwähnte, von den Niles Tool Works gebaute
                              									zweite Maschine dient zum Abdrehen der
                                 										Riemenscheibenkränze und weicht wesentlich von einer gewöhnlichen Drehbank
                              									ab.
                           Spindelstock a (Fig. 4) und Reitstock b
                              									sind in bestimmtem Abstande an einem hochwandigen rechteckigen Kasten c angegossen, so zwar, daſs die Drehbankachse den
                              									Grundriſs dieses Kastens halbirt. Die zur Drehbankachse winkelrecht stehenden
                              									Kastenränder d sind als Führungen ausgebildet, auf
                              									welchen sich zwei Wangen f parallel zur Drehungsachse
                              									und den Riemenscheibendurchmessern entsprechend verstellen lassen. Auf diesen
                              									verschieben sich die Supporte g selbstthätig, so daſs
                              									ein Schneidstahl auf der Vorderseite und einer auf der Rückseite die auf einem Dorne
                              									aufgesteckte Riemenscheibe h angreift.
                           Fig. 4., Bd. 264, S. 483 Um einen möglichst ruhigen Gang der Spindel zu erzielen, ist der Antrieb
                              									mittels Schneckenradgetriebe i gewählt, welche durch
                              									eine sechsstufige Riemenscheibe k gedreht wird. Die
                              									Verlängerung dieser Antriebswelle l gestattet das
                              									Aufstecken mittelgroſser, eben abgedrehter Riemenscheiben m zum Zwecke des Abschleifens, wozu ein um den festen Bolzen n stellbarer Arm für die Aufnahme der Schleifrolle o dient. Die Mitnehmerbolzen p, welche frei zwischen die Arme der aufgespannten Riemenscheibe
                              									durchgehen sind an einer Platte q
                              									befestigt, welche eine
                              									gewisse Nachgiebigkeit gegen die Planscheibe besitzt, wodurch beim Mitnehmen eine
                              									Formstörung (Deformation) der Riemenscheibe in Folge einseitig wirkender Triebkraft
                              									vermieden wird. Diese für das Abdrehen von Riemenscheiben sehr geeignete Maschine
                              									besitzt bloſs die Unbequemlichkeit, daſs bei Bearbeitung kleinerer Riemenscheiben
                              									die Zugänglichkeit der Schnittstelle durch die Kastenwände gehindert ist.