| Titel: | Mittel zum Schweissen, Härten und Verbessern von Stahl. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 498 | 
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                        Mittel zum Schweiſsen, Härten und Verbessern von
                           								Stahl.
                        Kick, über verschiedene Stahlverbesserungsmittel.
                        
                     
                        
                           In den Technischen Blättern, 1886 S. 169 bespricht Prof.
                              										Friedr. Kick in Prag auf Grund gemachter Proben
                              									verschiedene Mittel zum Schweiſsen, Härten und Verbessern von Stahl, welche im
                              									Handel als sogen. Geheimmittel, d.h. ohne Angabe der Zusammensetzung o. dgl.
                              									vertrieben werden, daher nähere Mittheilungen über dieselben allgemeineres Interesse
                              									besitzen.
                           Das von A. Schenker's Wittwe in Rheinfelden hergestellte, auch von E. Blum in Zürich zu beziehende sogen. Stahlpulver Nr. 1 soll die Eigenschaft besitzen, Stahl zu verbessern, und sowohl als Schweißpulver dienen, als auch verbranntem Stahle die
                              									ursprüngliche Beschaffenheit und Härte geben. Dieses Pulver besteht aus ⅓ Borax, ⅓
                              									Chlorammonium und ⅓ organischer Substanz (Harz, weiſses Pech) mit einer Spur von
                              									Kieselsäure. Die Farbe desselben entspricht jener gepulverten weiſsen Peches.
                           Die Gebrauchsanweisung lautet: „Man macht den anzuschweißenden Stahl rothwarm, überstreut ihn mit
                                 										dem Pulver und läſst erkalten, macht hierauf das Eisen weiſsglühend und reinigt
                                 										es von Zunder. Dann trägt man den Stahl kalt auf, streut auf die
                                 										Vereinigungsstelle nochmals Pulver und, nachdem man Schweiſshitze gegeben, wird
                                 										schnell mit leichten Schlagen angeschweiſst, der Gegenstand fertig gemacht und
                                 										wie gewöhnlich abgehärtet.“
                           Durch Beifügen dieses Pulvers beim Schmieden von Drehstählen o.
                              									dgl. gewinnen diese sehr. Bei bloſser Stahlhärtung wird der rothwarme Stahl allseits
                              									mit diesem Pulver bestreut, behutsam nochmals rothwarm gemacht und dann in
                              									gewöhnlichem, abgestandenem Wasser gehärtet.
                           Das Pulver Nr. 2 zum Schweißen von
                                 										Gußstahl mit Hitze besteht aus 25 Proc. Eisenoxyd, 15 Proc.
                              									Chlorammonium, 50 Proc. Kieselsaure, 10 Proc. kohlensaurem Kalk. Das Pulver ist fein
                              									und zeigt die Farbe des Eisenoxydes. Die Gebrauchsanweisung sagt: „Man richtet
                                 										den Stahl und das Eisen zum Schweiſsen wie gewöhnlich zu; wenn Eisen und Stahl
                                 										gut rothwarm, so dreht man den anzuschweiſsenden Stahl in dem Pulver herum, geht
                                 										damit ins Feuer, wiederholt solches 2 bis 3 mal und, wenn zuletzt der Stahl
                                 										Hitze hat, so taucht man ihn noch einmal ins Pulver und schweiſst mit ganz
                                 										leichten Schlägen.“
                           Pulver Nr. 3 nur zum Härten von
                                 										Stahl, besonders zum Abhärten beim Nachspitzen, soll dem
                              										„ermatteten“ Stahl die ursprüngliche Kraft wieder geben. Es besteht aus
                              									40 Proc. Kalisalpeter, 58 Proc. organischer Substanz (wahrscheinlich Klauenpulver)
                              									und etwa 2 Proc. Kieselsäure. Die Farbe entspricht dem Klauenpulver.
                           Die Gebrauchsanweisung sagt, daſs das zur gehörigen Hitze
                              									gebrachte Werkzeug von allen Seiten mit diesem Pulver bestreut, nochmals im Feuer
                              									zum Glühen gebracht und sodann schnell abgekühlt wird. – Auf die Leichtentzündlichkeit dieses Pulvers wird
                              									hingewiesen.
                           Pulver Nr. 4 sogen. „Eisenpulver“ wird zur oberflächlichen Härtung von Schmied- und Flußeisen verwendet und soll bei
                              									3 maligem Abbrennen und Aufstreuen so tief wie 6 stündiger Einsatz härten. Dasselbe
                              									besteht aus 15 Proc. Chlornatrium, 25 Proc. Braunstein (20 Proc. Mangansuperoxyd und
                              									5 Proc. Kieselsäure), 10 Proc. Natriumcarbonat und 50 Proc. organischer Substanz
                              									(wahrscheinlich Klauenpulver). Farbe rothlich braun.
                           Nach der Gebrauchsanweisung macht man das (nicht rostige) Eisen in
                              									Holzkohlenfeuer schwach rothwarm, überstreut es hierauf mit Pulver und bringt es
                              									behutsam neuerlich ins Feuer. In demselben wird es nun gut rothwarm gemacht,
                              									herausgenommen, dicker mit Pulver bestreut, welches man nun auſserhalb des Feuers
                              									einwirken läſst, bis das Eisen dunkel geworden. Hierauf wird dasselbe zum 3. Male
                              									ins Feuer gebracht, stark rothwarm gemacht, herausgenommen, abermals mit Pulver
                              									bestreut und noch glühend in weichem Wasser gehärtet. Will man ein gröſseres Stück
                              									Eisen, z.B. den Lagerhals einer Welle gut härten, so
                              									nimmt man einen Lappen, bestreut denselben 6 bis 7mm dick mit Pulver und umwindet die Stelle so, daſs das Pulver
                              									gleichmäſsig aufgetragen wird, umwindet dann mit einer Schnur und bedeckt das Ganze
                              									3 bis 4cm dick mit Lehm; nach Trocknung des
                              									letzteren wird das Wellenstück ins Kohlenfeuer gelegt und 2 bis 3 Stunden
                              									rothglühend erhalten, hierauf in Wasser abgekühlt. – Dieses Pulver eignet sich auch
                              									als Einsatzpulver vorzüglich.
                           Von anderer Seite, Karl Küpfer in
                              									Biel (Schweiz), kommen nachstehende Mittel in den Handel:
                           Die Härtemasse A, eine braunrothe,
                              									fadenziehende Masse, welche wahrscheinlich aus 50 Th. Fischthran, 40 Th. ordinärem
                              									Colophonium und 10 Th. Terpentinharz besteht, wird sowohl zum Härten, als Verbessern
                              									verbrannten Stahles benutzt. Die Werkzeuge oder sonst zu härtenden Stahlstücke
                              									werden in Holzkohlenfeuer rothglühend gemacht und in diese Masse getaucht, bis sie
                              									schwarz geworden sind; hierauf werden sie ungeputzt neuerlich ins Feuer gegeben,
                              									rothglühend gemacht und in einem Härtewasser B
                              									gehärtet. Verbrannter Stahl wird 3 mal dunkelroth glühend („braun“) gemacht
                              									und in der Masse abgekühlt. Ueberschmieden ist gut, aber nicht nöthig. Hart
                              									gewordene Masse wird durch Fischthran aufgefrischt.
                           Das Härtewasser B wird dadurch
                              									bereitet, daſs man reines Brunnenwasser kocht (unbedeckt), dann erkalten läſst, vom
                              									Bodensatze abgieſst und auf je 1l Wasser 25g eines Gemenges auflöst, das nach der Analyse aus
                              									40 Proc. Kalisalpeter, 59 Proc. Chlorammonium und einer Spur schwefelsaurem Natrium
                              									besteht (letzteres vielleicht nur als Verunreinigung). Dieses Salzgemenge kann in
                              									einem Säckchen in das Wasser eingehängt werden, bis es gelöst wurde, was „nach 8
                                 										bis 10 Tagen sicher der Fall ist“. Dieses Härtewasser kann in einem
                              									Erdölfasse bedeckt jahrelang aufbewahrt und benutzt werden. Hat es an Wirksamkeit
                              									verloren, so wird es durch Zusatz obgenannten Gemenges aufgefrischt. Neben diesem
                              									Härtewasser steht gewöhnliches Wasser zum Abkühlen der
                              									Schmiedezangen u. dgl. in Verwendung.
                           
                           Das Stahlhärtepulver C besteht aus 5
                              									Proc. Natronsalpeter, 15 Proc. Chlorammonium, 25 Proc. gelbem Blutlaugensalz und 55
                              									Proc. organischer Substanz (Klauenpulver). Die zu härtenden Werkzeuge werden in
                              									Holzkohlenfeuer langsam rothglühend gemacht und hierauf auſserhalb des Feuers
                              									gleichmäſsig mit diesem Pulver bestreut, welches, wenn schwarz geworden, entfernt
                              									und so lange durch frisches ersetzt wird, als der Stahl glühend ist. Das letztemal
                              									läſst man das Pulver auf dem Stahle und macht denselben neuerlich rothglühend, kühlt
                              									dann in der oben erwähnten Härtemasse A ab, macht
                              									abermals glühend, um schlieſslich das Stück im Härtewasser
                                 										D zu härten. Diese Härtemethode soll sich für Bohrer, Dreh- und Hobelstähle besonders eignen und soll der Stahl, wenn er
                              									aus dem Härtewasser D grau herauskommt, unmittelbar
                              									verwendet werden; wenn der Stahl aber „weiſs“ erscheint, so soll er noch
                              									etwas nachgelassen werden, aber nicht bis zur gelben Farbe. Fräsen, welche mit obigem Härtepulver behandelt wurden, sollen in heiſsem
                              										Härtewasser B abgekühlt werden.
                           Das Härtewasser D besteht aus einer
                              									concentrirteren Salzlösung als B und zwar wird auf
                              										10l Wasser 2k Pulver genommen, dasselbe gelöst und 0k,5 reine Schwefelsäure zugesetzt. Vielleicht ist das Pulver dasselbe wie
                              									jenes bei B verwendete; die Analyse ergab jedoch 54
                              									Proc. Kalisalpeter und 46 Proc. Chlorammonium nebst Spur von schwefelsaurem
                              									Natrium.
                           Betrachten wir die angegebenen Geheimmittel näher, so stellen sich
                              									die Pulver Nr. 1 und 2 als Schweißpulver dar:
                           
                              
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 
                              
                                 ⅓ Borax
                                 25 Eisenoxyd
                                 
                                 
                              
                                 ⅓ Chlorammonium
                                 15 Chlorammonium
                                 
                                 
                              
                                 ⅓ weiſses Pech
                                 50 Kieselsäure10 kohlensaurer Kalk
                                 Sand,
                                 
                              
                           wobei die zweite Mischung nur geeignet ist, eine
                              									leichtflüssige Schlacke zu bilden und durch den Chlorammoniumzusatz auch die
                              									Oxydation der zu schweiſsenden Stücke in Folge der sich bildenden Dämpfe dieses
                              									Salzes zu hindern. Daſs das Pulver Nr. 1 auch geeignet ist, kohlend und daher
                              									verbessernd auf den Stahl einzuwirken, erhellt aus dem Gehalte an Pech, welches auf
                              									dem glühenden Stahle abbrennt, während der Borax eine deckende, leicht flüssige
                              									Schlacke bildet.
                           Unter einander nahe verwandt sind ferner die Pulver Nr. 3, 4 und
                              										C:
                           
                              
                                 Nr. 3
                                 Nr. 4
                                 Nr. C
                                 
                              
                                 40 Kalisalpeter
                                 25 Braunstein
                                   5 Natronsalpeter
                                 
                              
                                 58 Klauenpulver
                                 15 Chlorammonium
                                 15 Chlorammonium
                                 
                              
                                 
                                 10 kohlensaures Natron
                                 25 Blutlaugensalz
                                 
                              
                                 
                                 50 Klauenpulver
                                 55 Klauenpulver
                                 
                              
                           Die oxydirend wirkenden Substanzen, Kalisalpeter,
                              									Braunstein, Natronsalpeter, scheinen hier deshalb zugesetzt, um durch theilweise
                              									Verbrennung des Klauenpulvers die Einwirkung dieser im Ueberschusse vorhandenen
                              									organischen Substanz auf den Stahl zu erhöhen. Die kohlende Wirkung dieser drei
                              									Pulver ist durch das Klauenpulver bezieh. Blutlaugensalz auſser Frage.
                           Die Härtemasse A (50 Th. Fischthran,
                              									40 Th. Colophonium, 10 Th. Terpentinharz) muſs wie alle Härtefette eine langsamere
                              									Abkühlung und eine desoxydirende Einwirkung hervorbringen. Welchen Einfluſs der
                              									Kalisalpeter und das Chlorammonium im Härtewasser B und
                              										D üben und ob derselbe auf eine Erhöhung der
                              									Wärmeleitungsfähigkeit des Wassers in Folge dieser Zusätze zurückgeführt werden
                              									kann, muſs fraglich bleiben.
                           Als Schweißpulver wird von Paul Herzog, Fabriksdirektor in Peterswaldau (Reg.-Bez.
                              									Breslau), im Praktischen Maschinenconstructeur, 1886 S.
                              									203 ein Gemenge von Borax, Salmiak, blausaurem Kali und rostfreien Eisenfeilspänen
                              									empfohlen. (Vgl. auch Härteofen 1886 261 * 293.)
                           Zur Anfertigung des Pulvers nimmt man: 500g Borax, 70g
                              									Salmiak, 70g blausaures Kali, 35g Eisenfeilspäne (rostfrei), stöſst dieses in
                              									einem zugedeckten Mörser zu Pulver und bringt es in einen Tiegel von Eisenblech.
                              									Darauf versetzt man die Mischung mit Wasser, so daſs ein dicker Brei entsteht und
                              										kocht diesen über
                              									einem leichten Holzfeuer unter stetem Umrühren so ein, daſs nur die Flamme an den
                              									Tiegel schlägt. Bei richtiger Handhabung bildet sich dabei eine Masse, welche dem
                              									Bimssteine ähnlich ist, nur grün und grau gefärbt; diese läſst man erkalten, worauf
                              									man sie zu Pulver stöſst, welches dann zum Gebrauche fertig ist.
                           Bei der Schweiſsung von Stahlstäben mit Stahl- oder Eisenstäben
                              									ist der Vorgang folgender: Man staucht die Stäbe an den zu verschweiſsenden Enden an
                              									und schrotet sie zur Klaue auf. Nachdem beide zu verbindende Theile in einander
                              									gesteckt sind, bringt man sie im Holzkohlenfeuer zu schwacher Weiſsglut und streut
                              									das obige Pulver mit Hilfe eines eisernen Löffels auf, läſst es anschmelzen und
                              									schlägt in passendem Rundgesenk nach nochmaligem Aufstreuen von Pulver mit schwachen
                              									Schlägen die Schweiſsstelle zusammen. Man soll durch dieses Mittel und Verfahren
                              									ebenso wohl Zwirnspindeln, als Kolbenstangen gut zu schweiſsen vermögen.
                           Als Härtemittel schlägt J. L. Bleichsteiner in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung ein Gemenge von 3 Th. blausaurem Kali, 1 Th.
                              									Borax, 1 Th. Salpeter und ⅓ Th. Bleizucker vor. Der rothwarm gemachte Stahl wird mit
                              									diesem Gemenge bestreut, neuerlich rothwarm gemacht und in Regenwasser gehärtet.
                           Stahlverbesserungsmittel von Adam Schaefer in Philadelphia (Nordamerikanisches
                              									Patent Nr. 341173) besteht aus einem Gemenge von Colophonium, Leinöl,. Glycerin und
                              									gepulverter Holzkohle. Dieses im erwärmten Zustande innig gemischte Gemenge bleibt
                              									nach dem Erkalten flüssig. Es wird in der Weise benutzt, daſs man den gut rothwarm
                              									gemachten Stahl in das obige Gemenge taucht, denselben damit gut überzieht und
                              									neuerlich erhitzt und wie gewöhnlich härtet. Verbrannter Guſsstahl soll angeblich
                              									durch dieses Mittel „regenerirt“, weicher Bessemerstahl soll dadurch härtbar werden und der Bruch an Feinheit gewinnen; auch
                              									soll schmiedbarer Eisenguſs eine bessere Härte annehmen als durch Einsetzen.