| Titel: | Ueber Gewinnung von Salpeter aus den Osmose-Abwässern bez. Aufarbeitung der letzteren. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 510 | 
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                        Ueber Gewinnung von Salpeter aus den
                           								Osmose-Abwässern bez. Aufarbeitung der letzteren.
                        Gewinnung von Salpeter aus den Osmose-Abwässern.
                        
                     
                        
                           Weitaus der meiste Kalisalpeter wird heutzutage als sogen. Conversionssalpeter aus
                              									Natronsalpeter und Chlorkalium hergestellt; dem gegenüber sind die übrigen
                              									Salpeterquellen nur noch von untergeordneter Bedeutung. Nichts desto weniger ist es
                              									von Interesse, zu wissen, daſs gewisse Pflanzen durch den Vegetationsprozeſs, wenn
                              									hinreichend Kalisalze im Boden enthalten, Salpeter zu bilden im Stande sind. Solche
                              									Pflanzen sind Borretsch, Wandkraut, Tabak und namentlich alle Pflanzen der Familie
                              									der Amarantaceen, welche in so hohem Grade diese Eigenschaft besitzen, daſs man sie
                              									als wirkliche Salpeterpflanzen bezeichnen kann.Manche Spielarten von Amarantus erzeugen ganz beträchtliche Mengen Salpeter;
                                    											so z.B. enthält Amarantus ruber 16 Proc., Amarantus atropurpureus bis zu 22,77 Proc. der
                                    											Trockensubstanz an Salpeter, Uebrigens hat Berthelot (vgl. auch Comptes rendus.
                                       												1886 Bd. 103 S. 184. 299) in letzter Zeit nachgewiesen, daſsdie
                                    											Salpeterbildung eine im Pflanzenreiche ganz allgemeine Erscheinung ist; sie
                                    											findet namentlich im Stengel statt und bezweckt eine Aufsammlung von
                                    											Nährstoffen für die späteren Keimungsvorgänge.Dies sind aber
                              									alles mehr oder weniger seltene Gewächse.
                           
                           In der Sucrerie indigène, 1886 Bd. 28 S. 494, 505 und
                              									534 macht nun L. Faucher auf die Runkelrübe als Salpeterbildner aufmerksam, welcher
                              									wegen des ausgedehnten Anbaues für die Zuckerfabrikation besondere Wichtigkeit
                              									zukommt. Es ist zweifellos, daſs die Hübe immer und zwar bei einigen Spielarten und
                              									unter besonderen Düngungsverhältnissen sehr beträchtlich Salpeter enthält. Für die
                              									gewöhnlichen Arten und normale Anbauverhältnisse ergibt sich nach Corenwinder, daſs man einen mittleren Salpetergehalt
                              									von 150g in 100k
                              									Runkelrüben annehmen kann, welcher aus der Luft und aus dem Salpetersäure- und
                              									Ammoniakstickstoff der Dünger erzeugt, nicht aber unmittelbar aus etwa zur Düngung
                              									angewendeten salpetersauren Salzen aufgesaugt worden ist. Dies ist eine besonders
                              									wichtige und wissenschaftlich festgestellte, obwohl vielfach in der Praxis
                              									übersehene Thatsache.
                           Lange Zeit ging der in den Rüben erzeugte Salpeter verloren, da er
                              									schlieſslich mit der Schlempekohle calcinirt und in kohlensaures Kali umgewandelt
                              									wurde. Dubrunfaut wies zuerst darauf hin, daſs die
                              									Osmose gestatte, aus dem abflieſsenden Wasser den Salpeter als solchen wieder zu
                              									gewinnen, und daſs hier eine beständige und beträchtliche Salpeterquelle vorhanden
                              									sei. In der That besteht die Hauptwirkung der Osmose in der Entfernung der
                              									Rübensalze, namentlich des salpetersauren Kalis und des Chlorkaliums aus der
                              									Melasse. Bas Osmose-Abwasser hat eine Dichte von 2 bis 3° B. und wird in vielen
                              									Fabriken verloren gegeben und zum Nachtheile der Umgebung in die öffentlichen
                              									Wasserläufe entlassen. Andere Fabriken benutzen es zum Berieseln; noch andere
                              									verdampfen das Wasser im Dreikörper und überlassen es bei 40° B. heiſs der
                              									Krystallisation. Man erhält ein Gemisch der beiden oben genannten Salze in einem je
                              									nach der Beschaffenheit des Rübensaftes verschiedenen Verhältnisse. Die Krystalle
                              									werden durch Schleudern von der anhängenden Mutterlauge befreit. Die mittlere
                              									Zusammensetzung dieses Salzgemisches kann man rund durch folgende Procentzahlen
                              									darstellen (vgl. Havrincourt 1882 245 192):
                           
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                 50
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 35
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 2
                                 
                              
                                 Zucker und Organisches
                                 8
                                 
                              
                                 Wasser und Unlösliches
                                 5
                                 
                              
                           Da die Osmose sich mehr und mehr ausbreitet, so nimmt natürlich
                              									auch die Menge dieser Salze zu. Die richtige Ausnutzung derselben machte es
                              									nothwendig, daſs sie auf den Gehalt des Rohsalpeters, nämlich auf mindestens 85
                              									Proc. salpetersaures Kali und zwar nur mittels einfacher und wenig kostender
                              									Arbeiten gebracht wurden. Auſserdem muſsten diese Arbeiten sich in Zuckerfabriken
                              									mit den vorhandenen Apparaten ausführen lassen. In dieser Richtung hat nun d'Havrincourt auf Veranlassung Faucher's Versuche in seiner Zuckerfabrik angestellt, welche zu dem
                              									bestimmten Ergebnisse geführt haben, daſs die Umwandlung der Osmosesalze in
                              									Rohsalpeter in den Zuckerfabriken ausführbar und vortheilhaft ist. d'Havrincourt ist dieses Erfolges so sicher, daſs er
                              									aus den nächsten Zuckerfabriken bereits Rohsalz gekauft hat und darauf rechnet, in
                              									diesem Jahre an die Salpeterraffinerie in Lille etwa 30000k Salpeter und 20000k Chlorkalium liefern zu können.
                           Das d'Harrincourt patentirte
                              									Verfahren besteht in einer allmählichen Anreicherung durch Ausdecken mit einer
                              									concentrirten reinen Salpeterlösung. Das Verfahren ist in der Liller Raffinerie
                              									selbst unter Benutzung einer eigens dazu aufgestellten Schleudermaschine geprüft und
                              									festgestellt worden. Es hat sich dabei gezeigt, daſs die Osmosesalze stets auf einen
                              									Gehalt von 90 bis 95 Proc. Salpeter gebracht werden können, wenn man folgendermaſsen
                              									verfährt: Die Salze werden in Behälter gebracht, im Verhältnisse von 100k auf 50l mit
                              									gesättigter Salpeterlösung getränkt und 2 Stunden stehen gelassen. Hierauf werden
                              									sie 5 Minuten lang ausgeschleudert, dann wieder ¼ Stunde mit 30l concentrirter Salpeterlösung auf 100k Salz getränkt und abermals; Minuten lang
                              									ausgeschleudert. Endlich folgt eine dritte ¼ stündige Tränkung in der
                              									Schleudertrommel selbst und Ausschleudern während 10 Minuten,
                           Für die Durchführung des Verfahrens in Zuckerfabriken bedarf es
                              									nur einer geringen Umänderung an der Schleudertrommel, damit nicht zuviel Salpeter
                              									und Salze mit fortgerissen werden. Es sollen nämlich die Löcher der Trommelwand
                              									nicht gröſser als 2mm im Durchmesser sein und im
                              									Verbände 25mm von einander abstehen; doch kann man
                              									auch eine gewöhnliche Trommel mit hinreichend dichter Leinwand auskleiden.
                              									Vortheilhaft ist es jedoch, die Osmosesalze vorher einmal umzukrystallisiren, um sie
                              									auf etwa 70 Proc. Salpeter zu bringen, da hiernach eine einzige Schleuderung
                              									hinreicht, um die Reinheit herzustellen, welche für die Abnahme in der Raffinerie
                              									Bedingung ist.
                           Diese Umkrystallisation geschieht in der gewöhnlichen Weise der
                              									Salpeterraffinerie, unter Benutzung der verschiedenen Löslichkeit des Salpeters und
                              									der übrigen Kalisalze bei verschiedenen Temperaturen. Man löst 100k der Osmosesalze in einem Kessel mit Doppelboden
                              									und concentrirt auf 38° B., läſst im Kessel selbst auf etwa 70° abkühlen, wobei sich
                              									viel Chlorkalium ausscheidet, zieht dann in gewöhnliche Behälter ab und läſst etwa
                              									36 Stunden lang krystallisiren. Die erhaltenen Krystalle enthalten 65 bis 75 Proc.
                              									Salpeter, je nach der Zusammensetzung der Osmosesalze; sie werden nun, wie oben
                              									angegeben, in der Schleuder mit gesättigter, fast reiner Salpeterlösung ausgedeckt,
                              									worauf man sie leicht bis zu 95 bis 98 Proc. Reinheit erhält.
                           Alle Ablauf- und Deckwässer werden gesammelt und weiter
                              									verarbeitet. Zunächst dampft man auf 38° B. ein und läſst abkühlen, wobei sich
                              									Chlorkalium am Boden der Gefäſse sammelt. Wenn die Lösung 42° zeigt, beginnt die
                              									Krystallisation des Salpeters, weshalb man die Flüssigkeit abgieſst und 48 Stunden
                              									lang krystallisiren läſst. Die zuerst gesammelten Chloride werden abgeschleudert.
                              									Der Salpeter wird nach der oben beschriebenen Weise gereinigt, die Mutterlaugen
                              									werden wie gewöhnlich eingedampft und die erhaltenen Salze mit den Osmosesalzen
                              									vereinigt.
                           Alle diese Arbeiten sind einfach und ohne Schwierigkeiten, obwohl
                              									dabei auf die Ausführbarkeit in den Zuckerfabriken Rücksicht genommen ist. Die
                              									Kosten für Arbeit und Kohlen übersteigen nicht 12 bis 12,80 M. auf 1000k Osmosesalze.
                           Der Unterschied der Werthe ergibt sich aus folgendem: Die
                              									Osmosesalze werden jetzt nach ihrem Düngerwerthe bezahlt, wobei der
                              									Gesammtstickstoff mit 1,80 bis 2 M. und das Kali mit 32 bis 44 Pf. je nach
                              									Marktpreis berechnet wird. Demnach werden die Osmosesalze entsprechend ihrer oben
                              									mitgetheilten Zusammensetzung zur Zeit mit 2,56 bis 2,64 M. die 100k bezahlt, während sie für 23 M. Salpeter, für
                              									7,84 M. Chlorkalium, im Ganzen also für 30,84 M. Salze liefern, woraus sich für
                              									diese Verarbeitungsweise, jedenfalls auch unter ungünstigeren Marktverhältnissen,
                              									ein reichlicher Nutzen ergibt.
                           Faucher sucht nun ferner zu beweisen,
                              									daſs von dem jährlichen Erzeugnisse von 7500000k
                              									Salpeter in der Rübenernte Frankreichs mindestens 3000000k stets vorräthig und für etwaige Bedürfnisse
                              									verfügbar sind, daſs ferner die vorhandenen Einrichtungen genügen, um diese Menge
                              									nach Bedarf auch rasch gewinnen zu lassen.
                           H. Leplay ist der Ansicht, daſs die verschiedenen aus
                              									Rohrzucker stammenden Producte, die neben Rohrzucker selbst in den Nachproducten und
                              									der Melasse der Rohzuckerfabriken vorkommen, von den Einwirkungen herrühren, welche
                              									während der Krystallisation der Nachproducte
                              									stattfinden. Nach der
                              										Sucrerie indigene, 1887 Bd. 29 S. 10 und S. 33
                              									bezieh. Zeitschrift des Vereins für
                                 										Rübenzuckerindustrie, 1887 S. 180 suchte Leplay dies nachzuweisen, indem er eine groſse Anzahl von Nachproducten,
                              									Füllmassen und Melassen auf solche Abkömmlinge aus dem Rohrzucker prüfte, unter
                              									denen sich auch der optisch neutrale Zucker findet, dessen Bestehen indessen noch
                              									keineswegs allgemein angenommen, sondern im Gegentheile von Vielen bestritten wird.
                              									Es ist wohl zuzugeben, daſs eine Zunahme der Zucker-Veränderungsproducte in den
                              									Fabrikerzeugnissen stattfindet, je länger diese der üblichen Behandlung ausgesetzt
                              									bleiben; indessen ist der weiterhin von Leplay
                              									gezogenen – aber nicht näher begründeten – Schluſsfolgerung, daſs es hauptsächlich
                              									die Salze seien, welche zu dieser Veränderung des Zuckers beitragen, denn doch wohl
                              									eine Berechtigung nicht zuzuschreiben, so lange nicht durch unmittelbare Versuche
                              									ein solcher Zucker zerstörender Einfluſs des Salpeters und des Chlorkaliums (welche
                              									hier vorzugsweise in Betracht kommen) nachgewiesen ist.
                           Leplay gebraucht seine Schlüsse, um
                              									damit die Notwendigkeit der Osmose, als des einzigen Mittels, die „Salze“ zu
                              									entfernen, zu erhärten. Er sagt: Weshalb wird denn die Fabrikation bis zur Melasse
                              									fortgesetzt und so die Ausbeute an krystallisirtem Zucker vermindert? Man sollte die
                              									Salze gleich anfangs abscheiden und sie nicht sich bis zur Melasse ansammeln lassen;
                              									nach Maisgabe der mitgetheilten Analysen muſs man den Syrup vom 1. Product
                              									osmosiren, wodurch man 70 Procent der Salze ausscheiden kann. Es kann aber doch wohl
                              									von Niemandem bezweifelt werden, daſs, wenn es durch dieses Verfahren mittels des
                              									Verdampfosmoseapparates mit doppelter oder mit starker Osmose gelingt, den
                              									Salzquotienten der Melasse von 4 auf 10 und selbst 11 heraufzubringen, man den
                              									Salzquotient des ersten Syrups, welcher 6 bis 7 beträgt, auch leicht wird erhöhen
                              									können. Wenn, wie dies in der Raffinerie Prévost
                              									geschieht, der genannte Apparat gestattet, die wiederhergestellten Melassen, also
                              									diejenigen, welche mehrere Osmosen, mehrere Kornkochungen und Schleuderungen
                              									durchgemacht haben, wieder zum Kornkochen hereinzunehmen, so muſs um so mehr diese
                              									Arbeit mit ersten Syrupen leichter, die Ausbeute höher, der Zucker besser sein. Wenn
                              									man sich vergegenwärtigt, daſs in der genannten Raffinerie die Melassen mehr als 15
                              									mal zur Osmose gekommen und daſs dabei die Melassen des Handels mit allen denselben
                              									anhaftenden Fabrikationsfehlern verarbeitet worden sind, so kann man sicher sein,
                              									daſs die ersten durch keine spätere Arbeit angegriffenen Syrupe in unbegrenzter
                              									Weise und bis zu einem ganz unbedeutenden Rückstande osmosirt werden können. Dem
                              									entsprechend wird denn auch jetzt in der Zuckerfabrik Dröbel hei Bernburg der Ablauſsyrup vom 1. Product nach meinen
                              									Vorschriften der Osmose unterworfen.
                           Wie nun eigentlich die Osmosearbeit nach seiner Ansicht und mit
                              									Hilfe seines früher angegebenen Verdampfosmoseapparates (vgl. * D. R. P. Kl. 89 Nr.
                              									29759 vom 12. Juni 1884)Vgl. auch Journal des fabricants de sucre, 1884
                                    											Bd. 26 Nr. 23. Stammer's Jahresbericht 1884,
                                    											Bd. 34 S. 1386. Wagner's Jahresbericht, 1885 S.
                                    									715.vorgenommen werden soll, darüber hat Leplay weiterhin (a. a. O. S. 56) eine klare Vorschrift gegeben, nachdem
                              									die früheren Aufsätze viel Unklarheiten und Weitschweifigkeiten und wenig
                              									unmittelbar Brauchbares enthalten hatten. Mit dieser Vorschrift wird freilich noch
                              									nicht bewiesen, daſs es gerade der technisch sehr zu beanstandende Verdampfapparat
                              										Leplay's sein muſs, mit welchem die Osmose in der
                              									von ihm angegebenen Weise auszuführen ist; ebenso ist die Anwendung dieser Arbeit
                              									auf Syrup vom 1. Product gewiſs nicht immer so vortheilhaft, wie es Leplay angibt, da die Einkochung und weitere
                              									Bearbeitung des Productes so oft wiederkehrt, daſs es zweifelhaft scheint, ob diese
                              									oder die alte Arbeit den Zucker des Productes mehr benachtheiligt. Auch dürften so
                              									viel krystallisirbare Salze, wie Leplay annimmt,
                              									weitaus nicht in allen Füllmassen und Nachproducten vorkommen.
                           Leplay gibt folgende Arbeitsvorschrift: Die gewöhnlichen Osmoseapparate sind
                              									für die Ausnutzung des Osmosewassers ungeeignet; man kann dazu nur den erwähnten
                              									Verdampfosmoseapparat gebrauchen. Es gibt zwei Arten davon, nämlich den mit starker
                              									Osmose und den mit doppelter Osmose. Der Vorzug gebührt dem ersteren und zwar aus
                              									folgenden Gründen: der erstere ist in seiner ganzen Ausdehnung mit der Einrichtung
                              									für Verdampfung versehen; der letztere (mit der doppelten Osmose) besteht dagegen
                              									aus der Vereinigung eines Verdampfosmose- mit einem gewöhnlichen Apparate, in
                              									welchem 43qm Pergamentpapier als Verdampf- und 43
                              									als gewöhnlicher Osmoseapparat arbeiten, während der erstere mit 86qm Oberfläche als Verdampfapparat arbeitet. Man
                              									kann also den ersteren als Vereinigung zweier gleicher Verdampfosmoseapparate,
                              									letzteren dagegen als die eines solchen mit einem gewöhnlichen Osmoseapparate
                              									bezeichnen.
                           Daraus ergibt sich nun folgendes: 1) Die Osmosewässer aus dem
                              									gewöhnlichen Osmoseapparate werden, nachdem sie im Dreikörper auf 20 bis 25° B.
                              									eingedickt sind, durch die Arbeit in diesem Apparate in Melasse zurückverwandelt,
                              									die mit 36° kochend abflieſst. Im Nothfalle könnte dieser Osmoseapparat auch zum
                              									Eindicken des Osmosewassers (freilich nicht mit Vortheil) dienen und zugleich unter
                              									Abtrennung der Salze wieder die Melasse herstellen. 2) Da die Osmosirung in diesem
                              									Apparate stets bei hoher Dichtigkeit bewirkt wird, so haben die salzigen
                              									Osmoseabwässer einen weniger hohen Salzquotienten, was einen geringeren
                              									Zuckerverlust in den salzigen Abwässern ergibt. 3) Dieser Osmoseapparat macht aus
                              									demselben Grunde gröſsere Arbeit in derselben Zeit. 4) Aller beim Eindicken der
                              									osmosirten Melasse entwickelte Dampf wird zum Vorwärmen des nöthigen Wassers
                              									benutzt, was beim Verdampfosmoseapparate mit doppelter Osmose nur zur Hälfte, bei
                              									den gewöhnlichen Apparaten gar nicht geschieht, in Folge dessen Ersparniſs an
                              									Brennstoff für die Erwärmung des Wassers. 5) Dieser Osmoseapparat liefert die
                              									wiederhergestellte Melasse in einer Dichtigkeit von 360 heiſs, so daſs sie zur
                              									gewöhnlichen Melasse in die gewöhnlichen Osmoseapparate zurückgehen kann. 6) Mit
                              									diesem Osmoseapparate kann man den gröſsten Theil des jetzt in den Abwässern billig
                              									an die Brennereien verkauften Zuckers wieder-, sowie auch die leicht zu
                              									verwerthenden Salze gewinnen.
                           Die Verarbeitung der Osmoseabwässer mit dem Verdampfosmoseapparate
                              									und starker Osmose kann in folgender Weise ausgeführt werden: Die gewöhnlichen
                              									Osmoseabwässer werden in zwei Körpern des Dreikörper-Verdampfapparates eingedickt;
                              									der dritte Körper muſs für die Verdampfung der salzigen Osmoseabwässer aus dem
                              									Verdampfosmoseapparate selbst bestimmt bleiben. Das bei irgend einer Dichte zwischen
                              									20 und 25° B. abgelassene Abwasser geht in einen Sammelbehälter, woraus der
                              									Dampfosmoseapparat gespeist wird. In letzterem werden sie gleichzeitig osmosirt und
                              									eingedampft; wenn sie z.B. mit 20° eintreten, flieſsen sie bei 36° heiſs ab. Hatten
                              									sie einen Quotienten von 1 bis 1,5, so flieſsen sie als wiederhergestellte Melasse
                              									von 3,5 bis 4,0 ab und liefern salziges Abwasser von 4 bis 5° B. heiſs, welches den
                              									gröſsten Theil der krystallisirbaren Salze (salpetersaures Kali und Chlorkalium)
                              									sowie die Kalisalze mit organischen Säuren enthält. Dieses salzige Abwasser wird in
                              									den dritten Körper des Verdampfapparates geschickt und darin auf 39° B. heiſs
                              									eingedickt, worauf beim Abkühlen die beiden Salze herauskrystallisiren.
                              									Beschaffenheit und Preis derselben wird je nach dem Gehalte an Chlorkalium
                              									verringert. Wenn man dieses Wasser nach Leplay's
                              									Verfahren zur Umwandlung in salpetersaures Kali behandelt, so erhält man nicht mehr
                              									jenes Gemisch, sondern ohne weiteres eine krystallisirende Salzmelasse, welche das
                              									Nitrat mit einer Reinheit von 92 bis 95 Proc. ohne Chlorkalium und zwar bis zu 20k vom Hektoliter anstatt der sonst erhaltenen
                              										12k liefert.
                           Die von Leplay über die Vortheile
                              									dieser Arbeit aufgestellten Berechnungen sind von zweifelhaftem Werthe, da sie die Verluste nicht berücksichtigen und den erforderlichen Dampf
                              									sowie die Kosten für den Apparat und dessen Ingangsetzung ebenfalls auſser Ansatz
                              									lassen.
                           
                              
                                 St.