| Titel: | Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 532 | 
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                        Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
                        (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								262 S. 337.)
                        Mit Abbildungen im Texte sowie auf Tafel 30 und 33.
                        Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
                        
                     
                        
                           H. H. Lake in London (Englisches Patent Nr. 10646 vom 8.
                              									September 1885) hat einen eigenthümlichen, in Fig. 3 und 4 Taf. 30 dargestellten
                              										Anker vorgeschlagen, dessen Kerne ein flacher
                              									Eisenring A bildet, welcher auf seinem inneren Umfange
                              									acht vorspringende Ansätze a besitzt. Auf beiden
                              									Flächen dieser ringförmigen Scheibe A sind zunächst die
                              									Spulen b von nicht isolirtem Eisendrahte gewickelt und
                              									über diese wiederum in mittlerer radialer Richtung die eigentlichen Ankerspulen B, welche in den Zwischenräumen der inneren Ansätze a der Kernscheibe liegen. Die zwischen diesen Spulen
                              									auf beiden Seiten des Kernes entstehenden Zwischenräume sind durch keilförmige
                              									Holzklötze C ausgefüllt; ebenso sind die Spulen B am äuſseren Umfange durch die Holzstücke c von einander getrennt. Die Keile C liegen nicht mit ihrer ganzen Fläche auf den Drähten
                              										b, sondern nur mit vorspringenden Leisten auf (vgl.
                              										Fig. 4),
                              									wodurch die Erhitzung der Drähte vermieden werden soll. Der so hergestellte Kern
                              									wird mit Hilfe der 8 Ansätze a auf die entsprechend
                              									gestaltete Nabe D aufgezogen, welche einen I-förmigen
                              									Querschnitt (in radialer Richtung) zeigt und behufs leichterer Kühlung und
                              									Verminderung des Gewichtes mit den Löchern g versehen
                              									ist.
                           E. T. und D. Higham in
                              									Philadelphia (Englisches Patent Nr. 7669 vom 8. Juni 1886) bezwecken besonders die
                              										Beseitigung der Bürsten und des Stromsammlers.
                              									Diese in Fig.
                                 										5 und 6 Taf. 30 dargestellte Maschine besitzt zwei Elektromagnete E und E1 mit den Polstücken e
                              									und e1, zwischen denen
                              									der Anker umläuft. Diese beiden Elektromagnete sind in geeigneter Weise mit den
                              									gebogenen Platten B und B1 verbunden und in richtiger Entfernung
                              									gehalten, während letztere Platten in der Mitte wiederum durch die Querstücke D zusammengehalten werden, in welchen endlich die
                              									Ankerwelle A gelagert ist. Um sowohl in den
                              									Feldmagneten, als auch in den Ankerspulen die möglichst gröſste Zahl von Windungen
                              									auf dem kleinsten Raume zu erhalten, sollen zwischen die Wickelungen von dem
                              									gebräuchlichen starken Drahte noch Windungen von feinem Drahte gelegt werden, deren
                              									Enden elektrisch leitend mit den starken Drahtspulen verbunden sind, so daſs also
                              									beide Drähte auf demselben Kerne parallele Stromkreise bilden. Sowohl die Polstücke
                              									des Ankers, als auch die der Elektromagnete E und E1 sowie deren Kerne
                              									bestehen aus zwei durch die nicht magnetische Zwischenlage f getrennten Theilen, um die Bildung störender Ströme zu verhüten. Die
                              									Querstücke D, die Ankerwelle A und die Verbindungsplatten B und B1 sind von
                              									magnetischem Material hergestellt, so daſs ein geschlossener magnetischer Kreis
                              									beispielsweise vom oberen Pole E durch den
                              									entsprechenden Theil der Platte B, das Querstück D, die Ankerwelle A, durch
                              									den Kern und das Polstück der Ankerspule I hergestellt
                              									ist, wodurch die magnetische Wirkung zwischen den Polen der Feldmagnete und denen
                              									des Ankers erhöht werden soll.
                           Um den eingangs erwähnten Zweck zu erreichen, wird der gewöhnliche Stromsammler durch
                              									einen magnetischen ersetzt und ist die ganze Maschine mittels der isolirenden Platte
                              										g in zwei getrennte Theile zerlegt, wodurch
                              									zugleich beide Achslager von einander isolirt sind; die schon erwähnte Trennung der
                              									Ankerpole und der Ankerwelle entspricht dieser Theilung. Ferner befinden sich
                              									zwischen den drei Magnetpolen der Ankerwelle und parallel zu derselben drei
                              									bleibende Magnete a, a1
                              									und a2, welche an
                              									radial von der Welle A ausgehenden Armen p, p1 und p2 drehbar befestigt
                              									sind. Auſserdem sind parallel zu denselben paarweise geordnete radiale Contactarme
                              									auf der Welle A angebracht, deren Länge so bemessen
                              									ist, daſs die Magnete a, a1, a2 eine
                              									geringe schwankende Bewegung machen und in Folge derselben mit einem oder dem anderen Ende
                              									Contact mit jenen Armen herstellen können. Bei der Umdrehung der Ankerwelle A wird nun, sobald einer der Dauermagnete in das
                              									Bereich der Feldmagnete E und E1 gelangt beispielsweise der Südpol von
                              										a2 angezogen, wobei
                              									er auſser Berührung mit seinem Contactarme kommt, während gleichzeitig der Nordpol
                              									von a2 Contact hat. Auf
                              									diese Weise wird der Strom abgeleitet.
                           Silv. P. Thompson in London (vgl. 1886 261 * 408) verwendet in seiner unter Nr. 7860 vom 11.
                              									Juni 1886 in England patentirten Dynamomaschine ganz auſser
                                 										ordentlich schwere Magnete M (Fig. 8 Taf. 30), welche
                              									gleichzeitig die Grundplatte der Maschine bilden und den Vortheil bieten, daſs die
                              									Magnete keine Verbindungsstellen haben. Die Wickelung C
                              									dieser Magnete befindet sich über dem Anker zwischen beiden Schenkeln. Der Anker S (Fig. 9 und 10 Taf. 30) wird auf
                              									einer Anzahl Sternen von nicht magnetischem Material aufgebaut, welche auf die Welle
                              									gekeilt sind und die isolirten Mäntel oder Cylinder W
                              									tragen, auf denen die aus dünnen, durch gefirniſstes oder paraffinirtes Papier oder
                              									durch Asbest gegen einander isolirten Blechscheiben bestehenden Ringe B befestigt sind. Soll der Anker geringen Widerstand
                              									geben, so verwendet man dünne Kupferbänder, deren 3, 4 oder mehr auf einander gelegt
                              									sind, welche also einen vierfachen aus Platten bestehenden Leiter bilden, der nach
                              									gehöriger Isolirung auf den Kern gewickelt wird. In gewissen Fällen werden die am
                              									Umfange des Ankers liegenden Drähte mit Hilfe von umgewickelten Lederschnuren oder
                              									Bändern zusammengehalten, indem letztere zunächst über den einen und dann unter den
                              									nächsten Leiter u.s.w. gehen, so daſs sie ein vollständiges Flechtwerk bilden,
                              									welches die Drähte gegen die Wirkungen der Fliehkraft schützt. Der Magnet kann auch
                              									liegend statt stehend wie in Fig. 8 angeordnet werden;
                              									seine Spule liegt alsdann im wagerechten Durchmesser des Ankers.
                           Die Elwell-Parker-Company in Wolverhampton gibt ihrer
                              									neuesten, in Industries, 1886 Bd. 1 * S. 472
                              									beschriebenen Dynamomaschine vier Pole (Textfig. 1), indem sie einen zweischenkeligen Magnet
                              										lothrecht unter die Ankertrommel und einen
                              									ebensolchen Magnet entsprechend über die Ankertrommel stellt; die oberen sowohl, als
                              									auch die unteren Magnetschenkel werden durch die Gestelltheile der Maschine
                              									verbunden. Jeder der vier Magnetpole greift nur um einen kleinen Theil des
                              									Ankerumfanges, wodurch man einen sehr scharf markirten neutralen Punkt am
                              									Stromsammler erhalten und damit das Funkensprühen der
                              									Maschine fast ganz beseitigt haben will. Der Anker ist
                              									nach Art des Gramme'schen Ringes gewickelt; doch ist
                              									ein verhältniſsmäſsig viel geringeres Gewicht an Kupferdraht verwendet, wodurch
                              									wieder der elektrische Widerstand des Ankers geringer wird. Die Maschine wird in 4
                              									verschiedenen Gröſsen ausgeführt, welche aber sämmtlich nicht über 600 Umdrehungen
                              									in der Minute machen.
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 264, S. 535
                              
                           Für die zweitkleinste Maschinensorte, welche einen Strom von 200
                              									Ampère mit 105 Volt Spannung geben soll, beträgt die Gesammtlänge 1m,60, die Breite 740mm, die Höhe 1m,32; die Antriebscheibe
                              									hat 380mm Durchmesser, 288mm Breite, das Gewicht etwa 2300k. Der Anker hat gemischte Wickelung und macht
                              									auch bei veränderlicher Leistung beständig 600 Umdrehungen in der Minute; sein
                              									Widerstand beträgt 0,024 Ohm, der Widerstand der Nebenschluſsspulen bezieh. der
                              									hinter einander geschalteten Hauptspulen 17,8 bezieh. 0,0025 Ohm.
                           Hiernach muſs der Spannungsverlust in den Hauptspulen 200 × 0,0025
                              									= 0,5 Volt, und der Leistungsverlust 200 × 0,5 = 100 Watt betragen. Der Unterschied
                              									an elektromotorischer Kraft an den Bürsten ist 105 +
                              									0,5 = 105,5 Volt und demnach der durch den Nebenschluſs gehende Strom (105,5 : 17,8)
                              									= 5,92 Ampère, so daſs der Verlust in den Nebenspulen 5,92 × 105,5 = 624 Watt
                              									erreicht. Der durch den Anker gehende Strom ist 200 + 5,92 = 205,92 Ampère, der
                              									Verlust im Anker (205,92)2 × 0,024 = 1018 Watt.
                              									Die Nutzleistung der Maschine ist 200 × 105 = 21000 Watt, während die
                              									Gesammtleistung 21000 + 100 + 624 + 1018 = 22742 Watt, der Nutzeffect also 92,34
                              									Proc. beträgt, bei voller Belastung. Für halbe Belastung betragen die entsprechenden
                              									Werthe 25, 621, 269, 10500 und 11415 Watt, der Nutzeffect 92 Proc., also ebenso viel
                              									wie bei voller Belastung.
                           
                           Die vierpoligen Maschinen werden auch mit wagerecht liegenden (früher gegen einander
                              									geneigten, jetzt parallelen) Magneten angeordnet, wie in Fig. 7 Taf. 30 im
                              									Querschnitte ersichtlich ist. Die Maschine ist mit Nebenschluſswickelung versehen
                              									und macht 450 Umdrehungen in der Minute. Die elektromotorische Kraft ist 130 Volt,
                              									die regelrechte Leistung 385 Ampère. Der Anker ist mit einer einfachen Lage von mit
                              									Seide übersponnenem Kupferdrahte in 196 Windungen bewickelt und hat 0,015 Ohm
                              									Widerstand. Zur Aufnahme des Stromes dienen natürlich 4 Sätze Bürsten; die einander
                              									gegenüber liegenden sind von gleichem Potential. Die Magnete haben gemischte
                              									Wickelung mit 15 Ohm Widerstand.
                           Die Gulcher Electric Light and Power Company in London
                              									hat ihren neuesten Dynamomaschinen (vgl. 1886 262 * 55.
                              									1884 254 466) ebenfalls eine veränderte Form gegeben,
                              									welche sich hinsichtlich der Anordnung der Magnete den
                              									von Edison befolgten Grundsätzen nähert, wie nach Industries, 1886 Bd. 1 * S. 238 aus Textfig. 2 und 3 zu
                              									ersehen ist.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 264, S. 536
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 264, S. 536
                              
                           Der Ankerring dieser neuen Maschinen hat quadratischen
                              									Querschnitt und der Kern ist aus Eisendrähten mit rechteckigem Querschnitte
                              									hergestellt, welche durch Firniſsuberzug gegen einander isolirt sind. Die
                              									Feldmagnete sind mit Seitenplatten versehen, um den magnetischen Widerstand des
                              									Luftzwischenraumes möglichst zu vermindern. Die abgebildete Maschine dient als Motor
                              									von 1 bis 1¼ Pferd Leistung bei 2200 Umdrehungen in der Minute; ihr Gewicht ist
                              										81k und ihre Nutzleistung beträgt etwa 75 bis
                              									80 Proc.
                           Fig. 4., Bd. 264, S. 537Kremenezky, Mayer und Comp. in Wien geben dem
                              									Gramme-Ringe groſsen Durchmesser, geringe Breite und verbinden denselben durch
                              									Metallarme sicher mit der Welle. Die beiden Polstücke liegen über und unter diesem
                              									Ringe und sind an jeder Seite durch einen aufrecht gestellten stabförmigen
                              									Elektromagnet verbunden (Textfig. 4).
                           Fig. 5., Bd. 264, S. 537Bruckner, Roſs und Konsorten in Wien stellen
                              									in ihrer neuesten Maschine die Grundplatte, die beiden Lagerböcke der Ankerwelle und
                              									die beiden Elektromagnete aus einem Guſsstucke her (vgl. Textfig. 5). Die zwischen den beiden Lagerböcken befindlichen, aufrecht
                              									stehenden, hohlen
                              									Elektromagnetschenkel sind in ihrem oberen Theile zu Polstücken ausgebildet, welche
                              									den Anker fast ganz urnschlieſsen und mit den beiden Lagerböcken aus einem Stücke
                              									gegossen und aus einem Mittel ausgebohrt sind. Der Anker ist nach Art des
                              									Gramme-Ringes gewickelt, jedoch cylinderförmig. Die Lagerzapfen der Ankerwelle
                              									werden mit Hilfe eines auf denselben aufgesetzten leichten Messingringes von
                              									gröſserem Durchmesser geschmiert, welcher mit seinem unteren Theile in einen
                              									Oelbehälter der unteren Lagerschale eintaucht.
                           Marcel Deprez in Sceaux (* D. R. P. Nr. 30405 vom 18.
                                 									Juli 1883) will an Dynamomaschinen mit Gleichstrom die Stromstärke entweder durch beständige oder theilweise, zeitweilig
                              									eintretende Drehung der magnetischen Achse des Systemes
                              										unverändert erhalten, ferner eine willkürliche Regulirung des magnetischen Feldes der Maschine
                                 										ermöglichen.
                           Bei der in Fig. 11 und 12 Taf. 30
                              									wiedergegebenen Maschine wirkt nur Eisen auf Eisen; die Zahl der inducirenden
                              									Magnete ist hier nur vier; doch empfiehlt Deprez
                              									möglichst viele anzuwenden. Diese einfachen Elektromagnete A, A1 und B,
                                 										B1 sind über Kreuz angeordnet, die
                              									Windungen derselben in A und A1 sowie in B
                              									und B1 gleich
                              									gerichtet, so daſs sich in A und B der Nordpol, in A1 und B1 der Südpol befinden. Zwischen diesen Magneten
                              									dreht sich ein gewöhnlicher Siemens'scher
                              									Cylinder-Inductor C, dessen Kern I-förmigen Querschnitt
                              									besitzt. Die Drahtanfänge und Enden der inducirenden Magnete sind mit den unter
                              									einander isolirten Contactstreifen des Stromsammlers D
                              									der Reihe nach verbunden, so daſs, wenn der Strom durch die Abtheilungen von A und A1 geht, diejenigen von B und B1
                              									unberührt bleiben.
                           In Fig. 11 ist ein Viertel
                              									dieses Stromsammlers D einer als Elektromotor benutzten
                              									Maschine abgewickelt dargestellt; seine Abtheilungen oder Zungen l stehen mit A und A1 seine Abtheilungen
                              										l1 mit B und B1 in Verbindung, so daſs die beiden Gruppen A, A1 und B, B1 hinter einander
                              									geschaltet sind, wobei die Contacthebel d und d1 so weit von einander
                              									entfernt stehen, daſs sie nur so viel Zungen umfassen und in den Strom einschalten
                              									können, wie die Zahl der Abtheilungen jedes einzelnen Inductors beträgt. Wird bei
                              									der in Fig.
                                 										11 gezeichneten Stellung der Contacthebel d
                              									und d1 durch dieselben
                              									ein Strom in die Inductoren geleitet, so wird derselbe nur durch die Abtheilungen 1,
                              									2 und 3 von A und B gehen;
                              									in beiden entsteht der Nordpol, in A1 und B1 dagegen der Südpol, wobei der Anker die in Fig. 11
                              									gezeichnete Stellung einnimmt. Verschiebt man nun die Hebel d und d1 von
                              									unten nach oben, so wird die Zahl der vom Strome durchlaufenen Abtheilungen in A und A1 in demselben Maſse vermehrt, wie sie in B und B1 abnimmt, bis am Ende dieser Bewegung nur noch die
                              									Inductoren A und A1 erregt sind, wobei der Anker C die lothrechte Stellung eingenommen hat. Wird die
                              									Bewegung in derselben Richtung fortgesetzt, so tritt die umgekehrte Wirkung ein; der
                              									Strom wird demnach die Abtheilungen der Inductoren einmal in der Reihenfolge 1, 2, 3 bis 6, das andere
                              									Mal aber in der Folge 6, 5, 4 bis 1 durchlaufen, also einen beständigen Polwechsel der
                              									Elektromagnete hervorrufen, wodurch eine stetige Drehung der Pollinie des
                              									magnetischen Feldes sowie der Ankerspule C in demselben
                              									Sinne bedingt ist.
                           Die immer in derselben Weise magnetisirte Ankerspule wird also,
                              									indem sie sich dem Pole jedes Elektromagnetes nähert, oder von demselben entfernt,
                              									das von den Elektromagneten gebildete magnetische Feld beeinflussen und in sich
                              									selbst eine elektromotorische Kraft erzeugen, welche sich bei jedem Elektromagnete
                              									vermehrt; der hierbei entstehende Strom durchfielst die Windungen der Spule und
                              									vermehrt den Magnetismus derselben. Die Maschine wird hiernach zur Kraftquelle,
                              									sobald man den Contacthebeln oder Bürsten d und d1 dieselbe Drehung
                              									ertheilt wie der Ankerspule. Die Maschine ist in Folge des remanenten Magnetismus
                              									selbsterregend; die Bürsten e und e1 (Fig. 12) schalten die Elektromagnete
                              									hinter einander und der erzeugte Strom kann leicht abgeleitet und benutzt
                              									werden.
                           Zur Erreichung des oben angegebenen zweiten Zweckes verwendet Deprez einen Apparat, welcher im Wesentlichen auf der
                              									Anwendung eigenthümlich geformter Inductoren nach Art der Pacinotti-Gramme'schen beruht: Zwei gerade, parallel angeordnete, durch
                              									die Polstücke A und B
                              										(Fig. 13
                              									Taf. 30) von weichem Eisen verbundene Cylinder von gleichem Material sind mit
                              									beispielsweise sechs von einander isolirten Abtheilungen von Kupferdrahtwickelungen
                              										a bis f und a1 bis f1 umgeben, welche nach
                              									Art des Gramme-Ringes gruppirt und mit den verschiedenen Streifen eines
                              									Stromsammlers verbunden sind und zwar in folgender Weise: 1) der Anfang von a und das Ende von a1, 2) das Ende von a
                              									und der Anfang von b, 3) das Ende von b und der Anfang von c
                              									u.s.w., 7) das Ende von f und der Anfang von f1, 8) das Ende von f1 und der Anfang von
                              										e1 u.s.w. bis 12)
                              									das Ende von b1 und der
                              									Anfang von a1.
                           Wird nun mittels der Bürsten g und
                              										g1 der Strom irgend
                              									einer Elektricitätsquelle in dieses System geleitet und nimmt man an, daſs die
                              									Drahtwickelungen so angeordnet sind, daſs bei A
                              									Nordpol, bei B Südpol entsteht, so werden bei der in
                              									der Figur gezeichneten Einstellung der Bürsten g und
                              										g1 auf die Streifen
                              										1 und 7 alle oberen
                              									und alle unteren Abtheilungen in derselben Richtung vom Strome durchlaufen; die Pole
                              									bleiben in der gezeichneten Stellung und das gröſste magnetische Feld wird erhalten.
                              									Werden nun die Bürsten in Drehung gesetzt und kommen in die Stellungen 2 und 8, so wechselt die
                              									Stromrichtung in a1 und
                              										f und es wird, selbst wenn durch die Wirkung der
                              									übrigen Abtheilungen die magnetische Kraft dieselbe Richtung wie vorher behält,
                              									dennoch eine Abnahme derselben in A und B eintreten. Diese Aenderung läſst sich durch die
                              									veränderliche Zahl der Abtheilungen beliebig gröſser oder kleiner machen; so werden
                              									bei der Stellung 4 und 10
                              									nur noch die Abtheilungen a, b, c und f1, e1, d1 allein wirksam sein,
                              									um die Magnetisirung in der ursprünglichen Richtung aufrecht zu erhalten, während
                              									die übrigen sechs Abtheilungen im entgegengesetzten Sinne wirken, so daſs die
                              									Polstücke A und B
                              									vollständig unmagnetisch werden. Bei weiter fortschreitender Bewegung der Bürsten
                              									tritt wieder Magnetisirung auf, jedoch in umgekehrtem Sinne, bis zu ihrer gröſsten
                              									Stärke, von wo sie darauf bis Null abnimmt, um dann in der ursprünglichen Richtung
                              									wieder zu beginnen u.s.w.
                           Die Anwendung dieses Prinzipes auf die Elektromagnete einer Gramme'schen Maschine ist nach Fig. 13 leicht
                              									erkenntlich.
                           Fig. 14 Taf.
                              									30 zeigt die Anordnung für einen Pacinotti-Gramme'schen
                              									Ring, dessen Wickelungsabtheilungen a bis e bezieh. a1 bis e1 so liegen, daſs ihre Projectionen beispielsweise
                              									auf dem wagerechten Durchmesser neben einander fallen. Denkt man sich noch statt des
                              									Durchmessers AB einen Stab von weichem Eisen und auf
                              									diesen die angedeuteten Wickelungsabtheilungen aa1, bb1 . . ., so erhält man einen geraden Magnet, welcher
                              									bei geeigneter Stellung der Bürsten bei A seinen
                              									Nordpol, bei B seinen Südpol hat. Bei Drehung der
                              									Bürsten um 90° hört, da jede Abtheilung im umgekehrten Sinne wie die folgende wirkt,
                              									der Magnetismus auf, welcher aber, sobald die Bürsten weiter gedreht werden, mit
                              									entgegengesetzter Polarität zunimmt, bis er bei um 180° vollendeter Drehung seinen
                              									Hochstwerth erreicht.
                           Durch Anwendung dieses Systemes kann man also die Stärke des durch
                              									Drehung des inducirenden Theiles erzeugten Stromes beliebig ändern, je nachdem es
                              									die zu leistende Arbeit verlangt.
                           Die Drehung der Pollinie des magnetischen Feldes kann aber
                              									erreicht werden, ohne den einen oder anderen Theil zu bewegen, wie dies bisher
                              									vorausgesetzt war. Die Inductoren erhalten dann an Stelle einer Leitung deren zwei
                              									getrennte, von denen jede in der oben beschriebenen Weise mit Abtheilungen versehen
                              									ist, deren Windungen so neben einander angeordnet und verbunden sind, daſs ihre
                              									Wirkungen sich vereinigen. Jede dieser Leitungen ist in der Weise angeordnet, daſs
                              									sich der Strom in derselben in zwei Theile theilt und somit die Pollinie in den
                              									Inductoren in der beschriebenen Weise bestimmt. Die Enden der einen Leitung
                              									trachten, die Pole des magnetischen Feldes, entsprechend der gröſsten inducirenden
                              									Wirkung, in die Ebene der inducirten Theile zu legen, während die Enden der anderen Leitung bestrebt sind,
                              									die Pollinie in eine zur Drehachse geneigte Stellung zu bringen, entsprechend einer
                              									schwachen inducirenden Wirkung. Läſst man durch jede der Leitungen einen bestimmten
                              									Strom gehen, so nimmt die Pollinie des magnetischen Feldes eine von der
                              									gegenseitigen Stärke der beiden Ströme abhängige mittlere Stellung ein. Man kann
                              									also diese Stellung drehen, indem man die Stärke der beiden Ströme verändert.
                           Durch dieses Verfahren vermag man demnach die Energie selbstthätig
                              									auf unveränderter Gröſse zu erhalten, wenn man durch eine der beiden Leitungen den
                              									von der Maschine selbst erzeugten Nutzstrom, durch die andere aber einen Strom von
                              									unveränderlicher Stärke gehen läſst, welcher entweder einer fremden Kraftquelle
                              									entnommen oder durch Ableitung vom Hauptstrome gewonnen wird. Sobald sich nun die
                              									Stärke des Nutzstromes ändert, wird auch die Lage der Pollinie des magnetischen
                              									Feldes eine andere und diese Verschiebung kann benutzt werden, um die Schwankungen
                              									im Nutzstrome auszugleichen.
                           M. Deprez und Maurice
                                    										Leblanc in Paris (* D. R. P. No. 32063 vom 28. September 1884) construirten
                              									eine besonders als Motor für Locomotiven zu verwendende
                              									dynamo-elektrische Maschine, welche bei einem bestimmten
                                 										Gewichte eine möglichst groſse Kraft bei
                              									maſsiger Umlaufsgeschwindigkeit erzeugen soll.
                           Ein eiserner Ring A (Fig. 18 Taf. 30) von
                              									groſsem Durchmesser und Kreisquerschnitt ist mit einer Anzahl dicht an einander
                              									gereihter Spulen von geringer Höhe und Dicke bedeckt, deren Drähte unter einander
                              									verbunden sind. Das Drahtende s, s1, s2 . . (Fig. 16) jeder Spule
                              									steht mit dem Drahtanfange e, e1, e2 jeder folgenden Spule in Verbindung und jeder
                              									dieser Vereinigungspunkte ist mit vom Stromsammler C
                              									radial ausgehendem Draht verbunden; diese radialen Drähte sind von einander isolirt.
                              									Der Ring A ruht auf einem flachen Holzringe b, der wieder von einem Rade oder von zwei runden
                              									Scheiben aus nichtmagnetischem Material getragen und so mit der Welle G verbunden ist. Zu beiden Seiten dieses Ringes A befindet sich parallel zu demselben je eine ebenfalls
                              									ringförmige Scheibe D als Inductor; die Scheiben tragen
                              									auf der dem Ringe zugekehrten Seite eine gerade Anzahl gleich weit von einander
                              									abstehender radial gestellter Stücke J und J1, welche den Ring A mit ihrer inneren Seite fast ganz umgeben, ohne
                              									jedoch die freie Drehung desselben zu behindern.
                           Erfahrungsgemäſs sind diesen Haupttheilen der Maschine folgende
                              									Verhältnisse zu geben: Wenn B den mittlern Radius des
                              									Ringes A und 2 n die
                              									Anzahl der auf einer Seite desselben liegenden Stücke J
                              									bezeichnet, so wird der Durchmesser des Ringquerschnittes π
                                 										B : n gemacht; die Drahtumwickelung des Kernes A soll die Dicke 0,3 π B : n, die Stärke der
                              									Stücke J und J1 0,25 (π B : n) und die Dicke der Ringscheiben 0,4 (π B : n) betragen.
                           Auf der Welle G befindet sich,
                              									unabhängig von derselben drehbar, das Schraubenrad H,
                              									welches mit dem Rade R verbunden ist; in ersteres
                              									greift die mittels eines Handrades drehbare Schnecke F,
                              									so daſs man das Rad R rechts und links herum drehen
                              									kann. Dieses Rad R ist mit so viel Bürsten ausgerüstet,
                              									als jede der Scheiben D Ansatzstücke J bezieh. J1 trägt, also mit einer geraden Anzahl, welche der
                              									Reihe nach mit 1, 2, 3 bis 2 n bezeichnet sein mögen.
                              									Alle Bürsten mit gerader Nummer stehen unter sich in unmittelbarer Verbindung, sind
                              									aber von den unter sich ebenfalls verbundenen Bürsten von ungerader Nummer isolirt.
                              									Sind nun in dem der Einfachheit halber nur 4 Bürsten enthaltenden Diagramm Fig. 15 Taf.
                              									30 die Bürsten 1 und 2 mit
                              									zwei Leitungsdrähten so verbunden, daſs sie eine Drehung des Rades R gestatten (die immer nur einen kleinen Winkel
                              									betragen wird) und sind beide Leitungsdrähte mit den Polen eines Stromerzeugers in
                              									Verbindung, so wird der elektrische Strom durch jede Bürste von gerader Zahl
                              									eintreten und sich in diejenigen Spulen abzweigen, deren entsprechende,
                              									strahlenförmig vom Sammler ausgehende Drähte zwischen den beiden benachbarten
                              									Bürsten von ungerader Zahl liegen.
                           Der Strom wird nun in dem Ringe A
                              										(Fig. 15)
                              									eine Reihe gleich weit von einander entfernter Indifferenzpunkte erzeugen, deren Zahl gleich der der
                              									Bürsten ist. Diese Pole sind abwechselnd positiv und negativ und haben das
                              									Bestreben, sich den Stücken J bezieh. J1 (Fig. 18) zu nähern, so
                              									daſs sich der Ring drehen wird, wenn die Pole nicht in der Ebene des Ankers stehen.
                              									Sind nun die Bürsten fest, so bleibt die Lage der Indifferenzpunkte im Raume
                              									unverändert und der Ring wird sich bei dem Bestreben, in eine Gleichgewichtslage zu
                              									kommen, beständig drehen. Wenn man aber mit Hilfe der Schraube V und des Schneckenrades H
                              									die Bürsten dreht, so ändert sich die gegenseitige Lage der Pole und des Ankers,
                              									wodurch man sowohl die Kraftleistung, als auch die Drehungsrichtung des Ringes
                              									verändern kann.
                           Man kann auch statt des Ringes die Scheibe D mit den Stücken J bez. J1 sich drehen lassen,
                              									muſs dann aber den Ring von auſsen statt von innen stützen; der Sammler muſs fest
                              									sein, während sich das Rad R mit dem Anker dreht. Da
                              									sich nun auch die Bürsten drehen, so müssen an die Stelle der den Strom zu- und
                              									abführenden Leitungsdrähte zwei mit Bürsten versehene Contacte, ähnlich den bei
                              									Wechselstrommaschinen verwendeten, treten.
                           Um hierbei die Kraftleistung bezieh. die Drehungsrichtung
                              									verändern zu können, hat M. Deprez das in Fig. 17 Taf.
                              									30 dargestellte Umlaufgetriebe gewählt, bei welchem die Räder R und H (Fig. 18) nicht mehr in
                              									fester Verbindung stehen. Auf der Welle G ist das
                              									Kegelrad T fest aufgekeilt, während ein ebensolches mit
                              									dem Schneckenrade H verbundenes Rad T1 lose auf G läuft; mit beiden Rädern steht das Zwischengetriebe
                              										S, welches auf einer Speiche des Rades R sitzt, im Eingriffe. Steht nun T1, so ist die
                              									Winkelgeschwindigkeit von R halb so groſs als die von
                              										T. Man kann also dem Rade, welches die Bürsten
                              									trägt, die doppelte Wickelgeschwindigkeit von R
                              									ertheilen; die Bürsten, welche sich mit dem Anker drehen, erhalten eine relative
                              									Bewegung gegen denselben, sobald man auf das Rad T1 wirkt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
