| Titel: | Neuerungen an Kühlungseinrichtungen für Wohn- und Arbeitsräume. | 
| Autor: | K. H. | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, S. 611 | 
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                        Neuerungen an Kühlungseinrichtungen für Wohn- und
                           								Arbeitsräume.
                        Patentklasse 27. Mit Abbildung.
                        Neuerungen an Kühlungseinrichtungen.
                        
                     
                        
                           David Grove in Berlin (* D. R. P. Nr. 35263 vom 3. Juli
                                 									1885) will zur Kühlung von bewohnten Räumen die niedrige
                                 										Temperatur des Grundwassers mit Hilfe der nachstehend skizzirten
                              									Einrichtung benutzen.
                           In einem das Grundwasser sammelnden Brunnen A ist ein Kühlkörper B von
                              									groſser Oberfläche angeordnet, der durch Röhren r und
                              										s mit einer in der Kühlkammer E angeordneten Rohrschlange C in Verbindung steht. Durch eine Schleuderpumpe D wird das Wasser im Rohrsysteme in der angegebenen Pfeilrichtung bewegt,
                              									so daſs in dem Raume E eine Kühlung der
                              									durchstreichenden Frischluft erfolgt, wobei das Wasser Wärme aufnimmt, welche es
                              									dann im Körper B wieder abgibt. Sollen die Räume
                              									unmittelbar unter Verwendung der in letzteren befindlichen Heizkörper K, O, Q gekühlt werden, so brauchen diese nur an das
                              									erwähnte Rohrsystem angeschlossen zu werden. An Stelle der den Wasserumlauf
                              									bewirkenden Schleuderpumpe D kann auch ein
                              									Wasserstrahlapparat, in welchem das Wasser einer vorhandenen unter Druck stehenden
                              									Leitung treibend wirkt, verwendet werden.
                           Textabbildung Bd. 264, S. 611 Das vorbeschriebene Verfahren, durch kaltes Wasser eine Luftkühlung zu
                              									erhalten, ist nicht neu, aber wenig zweckmäſsig, da sehr groſse Kühlflächen
                              									benöthigt werden, um etwas Erfolg zu erzielen, andererseits dürfte es doch einfacher
                              									sein, das Brunnenwasser unmittelbar zu benutzen und es durch die Kühlleitungen zu
                              									treiben; allerdings muſs dann das Wasser rein sein und werden die nothwendigen
                              									Kühlflächen immerhin noch sehr groſs (vgl. Deny 1885
                              										258 373).
                           Zur Kühlung von Arbeitsräumen wird im
                              										Maschinenbauer, 1886 Bd. 22 S. 23 folgende
                              									Einrichtung vorgeschlagen: Auf einem Gestelle, ungefähr so hoch wie der Arbeitssaal
                              									und etwa 3m breit, werden zwei Walzen gelagert,
                              									über welche ein Tuch ohne Ende gezogen ist. Die untere Walze läuft in einem
                              									Wassergefäſse, die obere wird durch einen Riementrieb langsam bewegt. Das durch das
                              									Wassergefäſs gezogene Tuch nimmt Wasser auf, welches durch Verdunstung eine Kühlung
                              									hervorbringt. Es wird angegeben, daſs bei einer Tuchhöhe von 2m,5 und einer Breite von 2m,5 während der heiſsen Jahreszeit täglich etwa
                              										75l Wasser verdunstet werden, wodurch eine,
                              									wenn auch geringe, Abkühlung des Raumes entstehen wird. Die zugleich eintretende
                              									Befeuchtung der Luft kann in einzelnen Fällen, wie z.B. in Spinn- und Websälen,
                              									erwünscht sein.
                           Das neue Leichenschauhaus in Berlin
                              									hat für die zur Aufbewahrung und Ausstellung der Leichen bestimmten Räume eine
                              									Kühlungsvorrichtung erhalten, bei welcher eine durch eine Osenbrück'sche Ammoniak-Eismaschine bis auf 8 bis 10° unter Null
                              									abgekühlte Chlorcalciumlösung mittels einer Kreiselpumpe durch in den betreffenden
                              									Räumen angeordnete Kupferröhren gedrückt wird, ferner sollen an heiſsen Tagen die
                              									Dachflächen mit Wasser berieselt werden. Während des Betriebes im verflossenen
                              									Sommer hat sich die erwähnte Einrichtung schlecht bewährt, was allerdings mehr in
                              									der fehlerhaften Maschinenanlage seinen Grund hat. Die für das neue Leichenschauhaus in Paris (vgl. 1884 254 496) gewählte Einrichtung, bei welcher die Leichen in gefrorenem
                              									Zustande ausgestellt werden, erscheint demnach zweckmäſsiger.
                           Nachträglich sei noch erwähnt, daſs R.
                                 										Noske in Ottensen auf sein bei Gelegenheit der
                              									Preisbewerbung um die Heizungs- und Lüftungsanlage des Reichstagsgebäudes in Berlin
                              									angegebenes Kühlungsrerfahren Patentschutz erhalten hat
                              									(vgl. * D. R. P. Nr. 30940 vom 31. Mai 1884). Hierbei wird die durch eine beliebige
                              									Kälteerzeugungsvorrichtung abgekühlte Luft, welche auch den zu kühlenden Räumen
                              									entnommen sein kann, in einen Kühlkörper geleitet, woran sich die vorbeigeführte
                              									Frischluft abkühlt, um bei eintretendem Thaupunkt einen Theil ihrer Feuchtigkeit
                              									abzugeben und sich nachher mit der aus dem Kühlkörper austretenden Luft zu
                              									mischen.
                           
                              
                                 K. H.