| Titel: | Bestimmung kleiner Mengen von Paratoluidin im Orthotoluidin. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 42 | 
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                        Bestimmung kleiner Mengen von Paratoluidin im
                           								Orthotoluidin.
                        Bestimmung kleiner Mengen von Paratoluidin im
                           								Orthotoluidin.
                        
                     
                        
                           Unter den verschiedenen Methoden, welche zur Bestimmung von Para- neben Orthotoluidin
                              									vorgeschlagen sind (vgl. L. Lewy 1883 248 260, G. Lunge 1885 256 233) dürfte diejenige am meisten verbreitet sein,
                              									welche auf der Titration des p-Toluidins mit Oxalsäure
                              									in ätherischer Lösung beruht (vgl. A. Rosenstiehl 1872
                              										204 326). Indessen leidet dieses Verfahren an dem
                              									Uebelstande, daſs die damit erzielten Ergebnisse um so ungenauer werden, je gröſser
                              									der Gehalt an o-Toluidin ist, weil die vorgeschriebenen
                              									Aethermengen nicht sicher alles o-Oxalat zu lösen
                              									vermögen. Auſserdem werden gewöhnlich so geringe Mengen Toluidin in Arbeit genommen,
                              									daſs die Fehler der Methode unverhältniſsmäſsig vergröſsert erscheinen, was um so
                              									mehr ins Gewicht fällt, als in dem heutzutage dargestellten o-Toluidin die Gesammtmenge der festen Isomeren durchschnittlich unter 1
                              									Proc. beträgt. C. Häufsermann hat nun ein Verfahren zur
                              									Prüfung des o-Toluidins veröffentlicht, welches zwar
                              									nur annähernd richtige Zahlenwerthe liefert, auch zu seiner verlässigen Handhabung
                              									groſse Uebung erfordert, nichts destoweniger für technische Zwecke sich recht
                              									brauchbar erwiesen hat. Die Methode beruht gleichfalls auf der Schwerlöslichkeit des
                              										p-Oxalates.
                           In eine in einer Porzellanschale befindliche, auf 70 bis 75°
                              									erhitzte Lösung von 88g krystallisirter Oxalsäure
                              									in 750cc Wasser und 43cc Salzsäure (22° B.) läſst man 10010g des zu untersuchenden Toluidins
                              									einflieſsen und erwärmt unter Umrühren so lange, bis die etwa ausgeschiedenen Massen
                              									von Oxalat völlig in Lösung gegangen sind, was wenige Minuten in Anspruch nimmt.
                              									Hierauf läſst man die von Zeit zu Zeit zu bewegende Flüssigkeit sich langsam
                              									abkühlen, bis eine eben sichtbare Ausscheidung von Oxalat auf der Oberfläche
                              									derselben bemerkbar wird, was je nach dem Gehalt an der Para Verbindung zwischen 30
                              									und 35° eintritt. Sobald eine geringe Menge auskrystallisirt ist und eine Pause in
                              									der Krystallisation eintritt (z.B. nach Abscheidung von 0g,5), wird rasch durch leicht durchlässiges
                              									Leinengewebe filtrirt, der Rückstand mit einigen Tropfen Wasser nachgewaschen und
                              									schwach abgeprelst. Wenn diese erste Krystallisation ein weiſses, mattes und
                              									glanzloses Ansehen besitzt, wird das Filtrat nach kurzem Stehenlassen abermals
                              									filtrirt, um eine der ersten annähernd gleiche Menge des jetzt Ausgeschiedenen zu
                              									erhalten. Das Sammeln der einzelnen Ausscheidungen wird so lange fortgesetzt, bis
                              									keine matten Schuppen, sondern nur durchaus krystallinische Salzmassen mit stark
                              									glänzenden Flächen erhalten werden, die aus reinem
                                 									o-Oxalat bestehen und bei einiger Uebung sehr scharf von den ersten p-Toluidin haltigen Krystallisationen unterschieden
                              									werden können. Die von den Krystallen getrennte Flüssigkeit ist nun vollkommen frei
                              									von Paraverbindung und erstarrt beim völligen Erkalten zu einer aus reinem o-Oxalat bestehenden Krystallmasse.
                           Die einzeln gesammelten Krystallfraktionen werden nun der Reihe
                              									nach mit einer Lösung von kohlensaurem Natron destillirt und die mit den
                              									Wasserdämpfen übergehende Base zunächst einer qualitativen Probe unterworfen, die
                              									darin besteht, daſs man dieselben mittels Eis abkühlt und auf ihre
                              									Erstarrungsfähigkeit untersucht. Wird die Probe beim bloſsen Umrühren fest, so
                              									sammelt man die Krystallmasse auf einem tarirten Filter, preſst leicht ab. trocknet
                              									über Natronhydrat und bringt die Krystalle als Paratoluidin zur Wägung. Erstarrt sie
                              									dagegen erst durch Berühren mit einem Krystall reinen Paratoluidins, so bringt man
                              									nur die Hälfte des Gewichts derselben als p-Toluidin
                              										in Anrechnung,
                              									während man, wenn bereits die erste Krystallfraction ein unter diesen Bedingungen
                              									flüssig bleibendes Product ergibt, das untersuchte Toluidin für technische Zwecke
                              									als frei von Paraverbindung ansehen kann. Die Anzahl der zu sammelnden
                              									Krystallfractionen und das Gewicht jeder einzelnen, das für gewöhnlich etwa 0g,5 betragen wird, läſst sich nicht im Voraus
                              									bestimmen, da hierfür nur der Gehalt an Paraverbindung maſsgebend ist; bei guter
                              									Handelswaare ist es in der Regel nur nöthig, zwei Fractionen zu 0,3 bis 0,5g zu sammeln und zu destilliren, wobei die zweite
                              									schon ein vollkommen flüssig bleibendes Oel liefert.
                           Das Verfahren eignet sich in der beschriebenen Weise jedoch nur für Toluidingemische,
                              									welche nicht über 10 Proc. an p-Toluidin enthalten. Für
                              									an letzterem reichere Gemenge empfiehlt es sich, die zu untersuchenden Proben mit
                              									reinem o-Toluidin zu verdünnen. Handelt es sich
                              									hingegen um Bestimmung nur spurenweise vorhandenen p-Toluidins, so fällt man die Hauptmenge der Orthoverbindung als in kaltem
                              									Alkohol schwerlösliches Pikrat und reichert auf diese
                              									Weise den in Alkohol löslichen Theil des Toluidins an Paraverbindung an. Nach
                              									Wiederabscheidung des Basengemenges benutzt man das beschriebene Verfahren zur
                              									Trennung. (Nach der Chemischen Industrie 1887 Bd. 10 S.
                                 									55.)