| Titel: | Pesant's Gewinde-Drehbank mit verstellbarer Leitspindel. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 61 | 
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                        Pesant's Gewinde-Drehbank mit verstellbarer
                           								Leitspindel.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									5.
                        Pesant's Gewinde-Drehbank mit verstellbarer
                           								Leitspindel.
                        
                     
                        
                           Es ist schon an anderer Stelle (vgl. Blum 1886 259 * 351) auf die Vortheile hingewiesen worden, welche
                              									eine Drehbank zum Gewindeschneiden in besonderen Fällen, so namentlich in
                              									Reparaturwerkstätten und auf Dampfschiffen gewährt, die Einrichtungen besitzt,
                              									wodurch es möglich wird, die verschiedensten Gewindesteigungen mit einer sehr
                              									beschränkten Anzahl Versatzräder zu schneiden.
                           N. Blum hat diese Aufgabe durch Einschaltung eines
                              									Hebels zwischen Leitspindel und Support bezieh. Werkstück in befriedigender Weise
                              									gelöst. Doch ist hierbei nicht zu übersehen, daſs durch dieses, während der Arbeit
                              									bewegte Zwischenmittel, Ungenauigkeiten nicht ausgeschlossen sind, ja daſs diese in
                              									Folge der unvermeidlichen Spielräume in den Druck- und Unterstützungsstellen sogar
                              									wahrscheinlich sind. Zudem ist die Länge des zu schneidenden Gewindes ziemlich
                              									beschränkt, sobald man nicht diesem Hebel einen gröſseren Ausschlagwinkel zuläſst,
                              									was doch wieder die Wahrscheinlichkeit eines ungenauen Gewindes steigert. In
                              									richtiger Erkenntniſs dieser Umstände scheint Blum
                              									seine Drehbank mehr zu Zwecken einer Mechanikerwerkstätte bestimmt zu haben.
                           Pesant Frères (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 38198 vom 12. Juni
                              									1886) haben eine Drehbank für den Maschinenbaubetrieb erfunden, welche allen
                              									Ansprüchen in Bezug auf das Gewindeschneiden zu genügen scheint. Dies ist nach der
                              										Revue industrielle 1887 S. 1 dadurch erreicht, daſs
                              									bei beliebiger Schrägstellung der um einen Zapfen drehbaren Leitspindel nicht die
                              									von der Spindelmutter zurückgelegten Wege, sondern ihre Projectionen auf die
                              									Wangenführung auf den Supportschlitten übertragen werden, so zwar, daſs auf die
                              									Gewindesteigung auſser den üblichen Räderumsetzungen noch der Neigungswinkel der Leitspindel
                              									zur Wange Einfluſs hat. Hierdurch wird innerhalb gewisser Grenzen (z.B. 0,5 bis
                              										10mm) eine unendliche Mannigfaltigkeit von
                              									Steigungen erhalten.
                           Um aber dem Arbeiter das Auffinden der gegebenen Gewindesteigung zu erleichtern, ist
                              									der zur Feststellung des Leitspindelarmes dienende Bogen mit fünf Kreistheilungen
                              									versehen, an welchen die auf 1/100mm bezogenen
                              									Steigungswerthe bezeichnet sind. Jeder dieser fünf Kreistheilungsbogen entspricht je
                              									einem Spindelrade a, deren Zähnezahlen 14, 19, 26, 36
                              									und 50 sind, während die Marken an denselben einem bestimmten
                              									Uebersetzungsverhältnisse (45 : 75 = 3 : 5) eines Paares von Versatzrädern zu Grunde
                              									gelegt sind.
                           Diese Drehbank ist nur mit zwei Versatzräderpaaren ausgerüstet und zwar auſser dem
                              									vorerwähnten noch mit einem (27 : 9 = 3 : 1). Ueberdies kann selbstverständlich ohne
                              									Versatzräder, also bloſs mit einem Zwischenrade gearbeitet werden, so daſs jeder
                              									Marke des Gradbogens drei Werthe für die Gewindesteigung zukommen, wie das
                              									nachfolgende Schema für das Spindelrad a = 14 zeigt. Es
                              									entspricht z.B.
                           
                              
                                 Marke 140 den Werthen
                                 70
                                 140
                                 280
                                 
                              
                                 oder
                                 0,7
                                 1,4 und
                                 2,8mm Steigung.
                                 
                              
                           Da aber im dritten Falle das Getriebe die doppelte Steigung, welche die Marke
                              									anzeigt, erhält, so muſs nothwendigerweise das Rad b
                              									auf der Leitspindelwelle kleiner werden. Dies ist auch bei der Drehbank von Pesant vorgesehen. Eine einfache Rechnung ergibt für
                              									dieses Rad den Werth b1
                              									=⅚ b, so daſs zwei Räder
                              									auf das Ende der Steuerwelle gesteckt sind.
                           An dieser Drehbank treibt an Stelle der gewöhnlichen Leitspindel eine Welle durch
                              									Vermittelung zweier Schraubenräder eine kurze Querwelle, welche an der unteren
                              									Fläche der Wange gelagert ist. Um diese Welle schwingt auf der hinteren Seite der
                              									Maschine ein Arm, in welchem die Leitspindel drehbar liegt und welcher durch
                              									Verschiebung zweier gegen einander gestellter Winkelrädchen nach Belieben Rechts-
                              									oder Linksdrehung ertheilt werden kann. Dieser Arm wird an dem vorerwähnten und am
                              									Fuſsgestelle der Drehbank angeschraubten Gradbogen mittels einer Klemmschraube
                              									festgestellt. Die Spindelmutter findet in dem zu einer Rinne ausgebildeten Arme eine
                              									sichere Führung, so daſs ihr Zapfen auf dem Gleitstücke in der stehenden Führung mit
                              									genügender Starrheit den Vorschub des Schlittens zu bewirken vermag. Diese lothrecht
                              									stehende Führungsplatte ist seitlich an dem Schlitten angeschraubt und steht
                              									winkelrecht zur Wangenfläche.
                           Bezeichnet s und s0 Steigung der erzeugten Schraube und der
                              									Leitspindel, a und b
                              									Zähnezahl der Räder auf der Drehbankspindel und der Steuerwelle, z1 und z2 die Versatzräder,
                              									welche in a bezieh. in b
                              									eingreifen, k das Uebersetzungsverhältniſs der beiden
                              									Schraubenräder und endlich a den veränderlichen
                              									Neigungswinkel der Leitspindelachse gegen die Wangenkante, so erhält man die folgende Beziehung für
                              									die Gewindesteigung s = (a : z1
                              									) (z2 : b) ks0
                              									cos α oder weil für eine bestimmte Stellung der
                              									Leitspindel ks0
                              									cos α = l unveränderlich
                              									ist, so folgt auch s = (a
                              									: b) (z2 : z1) l, welches durch die
                              									Aenderung der Versatzräder die folgenden Gewinde ergibt
                           
                              
                                 ½ s
                                 
                                    s
                                    
                                 2.s
                                 
                              
                                 (a : b) 3/10.l
                                 (a : b) ⅗.l
                                 (a : b1) 3/3.l
                                 
                              
                           Durch diese Drehbank ist die gestellte Aufgabe, mit einer beschränkten Anzahl von
                              									Versatzrädern alle möglichen Schraubengewinde von 0,5 bis 10mm Steigung zu schneiden, in äuſserst sinnreicher
                              									und praktischer Weise gelöst, ja es erscheint sogar möglich, mit diesen
                              									Einrichtungen auf entsprechend gebauten Drehbänken Schrauben von gröſserer Länge
                              									herstellen zu können, so daſs diese Erfindung die vollste Beachtung verdient.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
