| Titel: | Trocknung bei Luftverdünnung; von Ed. Wolff, Ingenieur. | 
| Autor: | Ed. Wolff | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 86 | 
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                        Trocknung bei Luftverdünnung; von Ed. Wolff, Ingenieur.
                        Ed. Wolff's Trocknung bei Luftverdünnung.
                        
                     
                        
                           Der groſse, mitunter bis über 90 Proc. betragende Wassergehalt sehr vieler
                              									Erzeugnisse der Natur und der Gewerbe, sowie vieler Abfallstoffe und Nebenproducte
                              									bildet ein nicht zu unterschätzendes Hinderniſs für so allseitige Verwendung
                              									derselben, wie sie der Beschaffenheit der darin enthaltenen nutzbaren Stoffe
                              									entspricht. Die bedeutende Belastung mit Wasser stellt, unter gewöhnlichen
                              									Verhältnissen, günstigste Vorbedingung weiter fortschreitenden Stoffwechsels, des
                              									Verderbens, dar, gleichgültig, ob die betreffenden Körper „reife“ Natur- oder
                              										„fertige“ Gewerbserzeugnisse sind; d.h. dieselben verfallen innerhalb
                              									kurzer Zeit nach Eintritt der Reife oder nach Fertigstellung der Verderbniſs. Sie
                              									verhindert auſserdem aber auch noch die Vortheil lassende Verfrachtung über eine
                              									gewisse Grenze hinaus, weil der gesammte, bisher für unabtrennbar erachtete
                              									Wassergehalt mit verfrachtet werden muſs, und also die Fracht für einen
                              									verhältniſsmäſsig kleinen, aber allein begehrenswerthen Bruchtheil der Bestandtheile
                              									jener Körper sehr erheblich vertheuert. Nur die weitaus kleinere, häufig in nur
                              									wenigen Procenten enthaltene Menge nutzbringender, allein wirksamer Nahrungs-,
                              									Geschmack-, Reiz-, Geruch-, oder Farbstoffe u.s.w. hat Handelswerth. Durch überall
                              									leichten Ersatz des Wassergehaltes kann der ursprüngliche Zustand auch leicht wieder
                              									hergestellt werden, vorausgesetzt, daſs die kennzeichnenden Stoffe bei der Wasserentziehung
                              									weder an Menge noch an Beschaffenheit verändert worden sind. Die durch den hohen
                              									Wassergehalt bedingte geringe Haltbarkeit und übermäſsige Belastung mit werthlosem
                              									Ballast schlieſsen die Verwerthung der in Betracht kommenden Körper im Zustande
                              									ihrer höchsten Vorzüglichkeit in bestimmte, ziemlich eng gezogene Zeitgrenzen und
                              									Kreise ein.
                           Zu thunlichster Erhaltung der wünschenswerthen Eigenschaften der betreffenden Körper
                              									und zu möglichster Beschränkung der nachtheiligen Einwirkung nicht nur genannter
                              									Uebelstände, sondern auch hoher Entstehungswärme einiger gewerblicher Abfälle hat
                              									man schon immer das „Einmachen“ und „Trocknen“ angewendet. Jenes heiſst bei den meist örtlich in
                              									ungeheuren Mengen entfallenden gewerblichen Abfällen auch Einsäuern, Einmieten, geschieht auf kaltem wie auf warmem Wege und bewirkt
                              									ersteren Falles entweder Verwandlung eines Theiles der Nutzstoffe durch sogen.
                              									Selbstzersetzung und Säuerung in wohlschmeckende und wohlriechende Körper, oder
                              									durch Zusatz von Salz, Zucker u.s.w., und ähnlichen Stoffen, Entziehung eines
                              									gewissen Theiles des Constitutionswassers: „einpöckeln“, „salzen“,
                              										„einlegen“ u.s.w. Im anderen Falle sucht man durch Zuhilfenahme der
                              									Siedehitze und mannigfaltige Zusätze die Körper widerstandsfähiger gegen die
                              									Angriffe der zersetzenden Kräfte und Lebewesen zu machen. Es wird also entweder auf
                              									Kosten eines gewissen Theiles wirksamer und nutzbarer Bestandtheile der Rest
                              									haltbarer und wohlschmeckender gemacht, oder die Bestandtheile werden durch heftige
                              									äuſsere Einwirkungen in ihrem Wesen verändert. Die betreffenden Körper zeigen
                              									aufbewahrt wesentlich andere Eigenschaften als vorher, auſserdem wird der
                              									Wasserballast nicht vermindert. Die wirksamen und
                              									nutzbaren Bestandtheile erleiden zwar bei alleinigem Zusätze von Zucker, Salz, oder
                              									sonstigen wasserbeanspruchenden Stoffen keine wesentliche Veränderung, wenn nicht
                              									ganz besondere chemische Beziehungen stattfinden, aber mit dem Wasser werden den
                              									betreffenden Körpern, wie Gemüse, Obst, Fleisch u.s.w., auch viele wohlschmeckende,
                              									angenehm riechende und nahrhafte Stoffe entzogen, welche sich in der entstandenen
                              									Lösung wiederfinden. Die Körper selbst verlieren aber gänzlich das Aussehen der
                              										„Frische“, sie erscheinen wie eingetrocknet, werden zu ziemlich
                              									geschmacklosen Anhäufungen von Zell- und Gefäſsgewebe, welches nur durch die Form
                              									einigermaſsen an seine Herkunft erinnert. Vollständige Gewinnung der werthvollen
                              									Bestandtheile geht hier Hand in Hand mit erzielter Unscheinbarkeit und trotzdem
                              									unverändertem Wasserballast. Das vorgesteckte Ziel ist eigentlich nur durch
                              									möglichst vollkommene Trocknung erreichbar; dieselbe wird auch bereits für
                              									Conservirung des Obstes und einiger gewerblicher Abfälle in groſsem Maſsstabe
                              									angewendet und man sucht dieselbe so weit zu treiben, wie es mit Berücksichtigung
                              									der Güte des zu gewinnenden Erzeugnisses irgend verträglich ist. Die bisher
                              									angewendeten verschiedenen Arten der Trocknung bedingen aber sämmtlich tiefgreifende
                              									Veränderungen wesentlicher Eigenschaften der zu trocknenden Körper, weil diese bei
                              									der zu möglichst vollkommener Entwässerung unter gewöhnlichem Luftdrucke
                              									nothwendigen hohen Wärme nicht unverändert bleiben können. Diejenigen Anforderungen,
                              									welche an die Ergebnisse einer Trocknung gestellt werden müssen, die beansprucht
                              										„vollkommen“ genannt zu werden sind:
                           1) Unangreifbarkeit für die meisten zersetzenden
                                 										Einwirkungen. Diese kann nur erreicht werden, wenn der Wassergehalt auf
                              									diejenige Menge vermindert wird, welche zu wesentlichem Bestände der nutzbaren und
                              									kennzeichnenden Bestandtheile unbedingt erforderlich ist, so daſs gewissermaſsen
                              									kein Wasser für irgend welche fremde Entwickelungen verfügbar bleibt.
                           2) Vollständige Erhaltung der ursprünglichen Beschaffenheit
                                 										der qualitätsbildenden Bestandtheile. Da diese Stoffe in „reifem“
                              									oder „frischem“ Zustande der Rohkörper sehr schnell der Zersetzung
                              									anheimfallen, so kann dieses Ziel nur durch möglichste Beschleunigung der
                              									Wasserentziehung bei niedriger Temperatur erreicht werden. Bei Ueberschreitung
                              									bestimmter Wärmegrade tritt eine werthvermindernde Veränderung eines gewissen
                              									Theiles der qualitätsbildenden, vielfach der werthvollsten Bestandtheile und
                              									Eigenschaften ein (z.B. Gerinnen der eiweiſshaltigen, der sogen. Proteinkörper,
                              									Wechsel der Farbennuance u.s.w.). Dasjenige Verfahren ist also unter mehreren das
                              									beste, welches unter gleichen übrigen Bedingungen am raschesten und kältesten
                              									arbeitet. Der unvermeidliche Güteverlust steht in gewissem geradem Verhältnisse zum
                              									Producte aus der Zeitdauer des Trocken Vorganges und der während desselben
                              									eingehaltenen Wärme.
                           3) Höchstwerthigkeit bezüglich der Menge kennzeichnender
                                 										Bestandtheile, also Vermeidung jeglichen Stoffverlustes, so daſs der
                              									vollständige Gehalt, sowohl ungelöster, als auch gelöster Trockensubstanz der
                              									Rohkörper gewonnen wird.
                           Einhaltung dieser Bedingung bei der Trocknung, d.h. genaue Beschränkung auf schnell
                              									ausgeführte Entziehung lediglich von Wasser bei niedriger Temperatur, bedingt eine
                              									Beschaffenheit der Trockenkörper, welche deren Wiederherstellung in den
                              										„Frischezustand“ durch später wieder erfolgende Wasserzuführung
                              									ermöglicht. Der diese Bedingungen beobachtende Groſsbetrieb kann auf Trockenwaaren
                              									verschiedenster Art und Herkunft hinweisen, welche sich durch solche Eigenschaft
                              									auszeichnen. Geruch, Geschmack, Beschaffenheit, kräftige Wirkung, Ausgiebigkeit,
                              									kommen denjenigen der der Trocknung unterworfen gewesenen Frischkörper gleich, wenn
                              									sie wieder genügend mit Wasser durchtränkt worden sind.
                           Die bisher angewendeten Trockeneinrichtungen und Trockenverfahren verschiedener Arten
                              									halten nun durchgängig der Anlegung so hoher Anforderungen nicht Stand. Viele erfordern vor
                              									Ausführung der Trocknung Abscheidung des Festen vom Flüssigen (Branntweinschlempe,
                              									Biertreber, Stärkepülpe u.s.w.) und trocknen nur ersteres, wodurch ganz
                              									beträchtliche Verluste an häufig gerade werthvollsten Stoffen entstehen, während
                              									andere den Wassergehalt durch Beimengung verschiedener „trocknender“,
                              									wasseransaugender Stoffe (Spreu, Heu- und Strohhäcksel) zu vermindern suchen, deren
                              									Geringwerthigkeit indirekt groſse Vertheuerung der fertigen Waare verursacht. Wieder
                              									andere trocknen nach vorheriger Bearbeitung (Pressen u.s.w.) in freier Luft; sie
                              									können aber dadurch nicht einen solchen Grad von Entwässerung erreichen, wie er zur
                              									Haltbarkeit unbedingt erforderlich ist, während die Erlangung desselben durch hohe
                              									Wärmegrade wiederum Verflüchtigung werthvoller, oder Umsetzung oder Gewinnung leicht
                              									veränderlicher Bestandtheile, oder Veränderung der Farbenschattirung und damit
                              									beträchtliche Werthverminderung herbeiführt. Sie sind fast sämmtlich sehr sinnreich
                              									ausgedacht und mechanisch zu hoher Vollkommenheit ausgearbeitet, aber die
                              									Nichtberücksichtigung einer oder mehrerer oder aller jener Forderungen macht sie
                              									ungeeignet den Trockenkörper unbeschränkt haltbar, rasch, vollständig an Menge und
                              									unverändert in Güte zu gewinnen.
                           Allen diesen Ansprüchen wird aber das Trocknen in luftleerem
                                 										Räume gerecht, welches schon lange zu erwähntem Zwecke im Laboratorium
                              									geübt, erst durch das Patent Paſsburg (vgl. 1886 259 * 86) und seine gut berechneten Einrichtungen zu
                              									einem für Groſsbetrieb geeigneten Verfahren gemacht worden ist. Seine Erzeugnisse
                              									stellen gewissermaſsen die höchste auf diesem Gebiete gegenwärtig mögliche Leistung
                              									dar; denn trockener als in der Luftleere, rascher als in dieser, vollständiger als
                              									aus ganzer Menge der Frischkörper und bei niedrigerer Wärme sind die Trockenwaaren
                              									nicht wohl zu erzielen. Der niedrige Temperaturgrad, bei welchem unter technisch
                              									höchst erreichbarer, fast völliger Luftleere die vollständige Entwässerung erfolgt,
                              									schlieſst die Bürgschaft für denkbar geringste Veränderung der Frischstoffe und
                              									geringsten Verlust durch Verdunstung derselben in sich ein. Energischer läſst sich
                              									die Entwässerung nicht vollziehen und mit geringerem Wärmeaufwand (mit Abdampf zu
                              									betreiben) ist dieselbe füglich anderweitig auch nicht zu bewerkstelligen, woraus
                              									sich ergibt, welch wesentliche Ersparniſs an Zeit, Heizstoff, Anlage- und
                              									Betriebskosten auch bei Trocknung solcher Stoffe erzielt wird, deren Natur die
                              									Anwendung hoher Wärme erlaubt.
                           Paſsburg trocknet seine Frischkörper sämmtlich mit der
                              									ganzen anhängenden Wassermasse, vermeidet ängstlich den Ablauf von Flüssigkeit, weil
                              									diese in vielen Fällen einen Theil der werthvollsten Bestandtheile aufgeschwemmt und
                              									gelöst enthält. Bei einigen, wie z.B. Branntweinschlempe, wird zunächst die
                              									Flüssigkeit von den festen Theilen geschieden, für sich mittels Abdampf im Zwei-
                              									oder Dreikörper zu Syrupsdicke eingedampft und dann, mit den vorher gewonnenen
                              									festeren Theilen
                              									vermischt, als dicker Brei, den eigentlichen Trockenapparaten zugeführt. Verdampfung
                              									des Gesammtwassergehaltes in diesen allein würde zu theuer kommen. Letztere sind
                              									ähnlich gestaltet wie die für Biertrebertrocknung dienenden Einrichtungen:
                              									feststehende oder drehbare luftdichte Hohlkörper mit Dampf- oder Wassermantel zur
                              									Auſsenheizung und inneren drehbaren oder feststehenden Wasser- oder Dampfheizkörpern
                              									oder Rührwerken. Die Fortschaffung der zu trocknenden Massen von der
                              									Einschüttöffnung nach der Entleerung besorgen Schnecken- oder Schaufelwerke
                              									ununterbrochen, damit die einmal erreichte Luftleere nicht durch abwechselndes
                              									Füllen und Entleeren jedesmal wieder preisgegeben zu werden braucht. Für andere
                              									Körper sind die Einrichtungen je nach Erforderniſs anders gestaltet, mit
                              									feststehenden oder ausnehmbaren Platten oder Pfannen, mit besonderer Wärmezuführung
                              									u.s.w.
                           Die sehr hohen Anforderungen, welche an diese Einrichtungen, wegen der zu wirksamer
                              									Arbeit nothwendigen bedeutenden Luftleere gestellt werden müssen, haben bei
                              									Anordnung und Herstellung derselben äuſserste Sorgfalt erfordert.
                           Eine groſse Schwierigkeit liegt in der Uebertragung der zur Verdampfung nothwendigen
                              									Wärme an viele zu trocknende Stoffe, welche bei abnehmendem Wassergehalte zäh und
                              									klebrig werden. Bei Flüssigkeiten oder solchen Körpern, welche auch mit sehr
                              									geringem Wassergehalte bei den in Wirkung kommenden Wärmegraden noch flüssig sind,
                              									ist jene Wärmeübertragung leicht mittels Heizröhren oder Heizflächen zu erreichen,
                              									weil der fortwährend in ihnen stattfindende Kreislauf dieselbe besorgt. Paſsburg aber ist es gelungen, durch Anordnung von
                              									Wärmemagazinen den in Betracht kommenden Körpern, ohne sie selbst höher als
                              									gewünscht zu erhitzen, so viel Wärme mit in den luftleeren Raum zu geben, wie zur
                              									Verdampfung des zu entfernenden Wassers nothwendig, und ist dadurch in der Lage die
                              									Vacuumtrocknung auf allerlei Stoffe anzuwenden, welche bisher der raschen und
                              									vollkommenen Trocknung im Groſsbetriebe nicht zugänglich waren.
                           Verfahren und Einrichtung erlauben Ausführung für jede beliebige Leistung und sind
                              									für Trocknung verschiedenster Körper bei E. Paſsburg in
                              									Breslau in fortdauerndem Betriebe. Kosten für Einrichtung und Betrieb stellen sich
                              									im Allgemeinen entsprechend der gröſseren oder kleineren Menge zu entfernenden
                              									Wassers theurer oder billiger, richten sich selbstverständlich sehr bedeutend nach
                              									den örtlichen Verhältnissen, werden aber unter allen Umständen, bei Erreichung
                              									gleichen oder ähnlichen Erfolges, wesentlich, meist um das Mehrfache ihres Betrages,
                              									von denen irgend eines anderen Verfahrens übertroffen. Die Kenntniſs des Gehaltes an
                              									Trockensubstanz erlaubt ein vorläufiges vergleichendes Urtheil über die Kosten
                              									sowohl, wie auch über die Höhe der Ausbeute an Trockenwaare, welche dem Betrage der
                              									Trockensubstanz, zuzüglich einiger Procente Wasser entspricht. Dieser Wassergehalt
                              									der Trockenwaare kann
                              									beliebig vermindert werden; bei organischen Körpern, wie Gemüse, Fleisch, Obst,
                              									Branntweinschlempe und ähnlichen auf 5 Proc.
                           Die Anwendung der Vakuumtrocknung auf Rohstoffe verschiedenster Art eröffnet
                              									bezüglich deren Aufbewahrung, Verwendung oder Weiterverarbeitung ganz neue
                              									Gesichtspunkte, weil sie Bedürfnissen gerecht wird, deren Befriedigung seither
                              									mangels tauglichen oder lohnenden Verfahrens unthunlich gewesen ist. Die Kartoffeln,
                              									welche zur Branntweinbrennerei dienen, werden während etwa 1½ Monaten geerntet und
                              									müssen in den meisten Brennereien wegen möglichster Gleichmäſsigkeit des
                              									Geschäftsbetriebes etwa 9 Monate vorhalten; der Stärkegehalt derselben nimmt bei
                              									noch so vorsichtiger und sorgfältiger Aufbewahrung von dem Zeitpunkte an ab, wo die
                              									Knollen vollständige Reife erlangt haben, und die Ausbeute wird ständig geringer, je
                              									weiter man von der verflossenen Ernte entfernt ist. Billige ohne irgend welche
                              									Zersetzung eines oder mehrerer Bestandtheile derselben vollzogene Trocknung der
                              									Kartoffeln und Aufbewahrung derselben, wie Getreide, auf Schüttböden und Speichern,
                              									verhindert jeden Verlust an kostbarem Stärkemehle, sichert nicht nur vollkommen
                              									gleichmäſsige Ausbeute, sondern macht auch unabhängig von Zufälligkeiten und Schäden
                              									verschiedenster Art. Die Kartoffeln selbst werden durch solche Trocknung auch im
                              									Winter frachtfähig und handelsfähiger als bisher, weil der etwa 70 bis 80 Proc.,
                              									betragende Wassergehalt, auf Mindestmaſs gebracht, die Fracht nicht mehr übermäſsig
                              									vertheuert. Auch für Ernährungszwecke wird durch solche Trocknung nicht nur das
                              									Gebiet vortheilhaften Einkaufes für Groſsverbrauchsplätze wesentlich erweitert,
                              									sondern der Handel selbst unabhängiger von Rücksichtnahme auf leichte
                              									Verderblichkeit der Waare. Wohlfeilere Aufspeicherung ermöglicht die Benutzung in
                              									der Luftleere getrockneter Kartoffeln und Gemüse aller Art bei der Verproviantirung
                              									von Festungen, Schiffen u.s.w. und sichert gleiche Vortheile, wie der Genuſs
                              									derselben in frischem Zustande.
                           Das Gleiche gilt für Obst, welches übrigens nicht sämmtlich dieser Art von Trocknung
                              									unbeschadet seines handelsfähigen Aeuſseren unterworfen werden kann. Himbeeren,
                              									Erdbeeren, Johannisbeeren, Kirschen, Pflaumen und ähnliche Sorten, welche man mit
                              									ihrer unverletzten überaus zarten Oberhaut getrocknet zu sehen gewohnt ist,
                              									zerplatzten in luftleerem Räume. Obgleich nun die Güte dadurch nicht wesentlich
                              									benachtheiligt wird, so miſsfällt doch das Aussehen dieser fertigen Trockenfrüchte
                              									zu sehr, als daſs man gegenwärtig auf groſsen Markt rechnen könnte. Aepfel dagegen,
                              									Birnen und andere groſse Früchte, welche zerschnitten getrocknet zu werden pflegen,
                              									zeigen wegen kurzer Einwirkung der niedrigen zur Anwendung kommenden Temperatur eine
                              									Güte, welche derjenigen der frischen Früchte nicht im Mindesten nachsteht.
                           Anwendung der Trocknung in luftleerem Räume auf Fleisch und ähnliche Körper liefert
                              									gleichfalls ein Erzeugniſs, welches nach wieder vorgenommener Aufqellung und Durchtränkung mit reinem
                              									Wasser sich in Geruch, Geschmack und äuſserer Erscheinung von frischer Waare nicht
                              									unterscheidet. Sein äuſserst geringer Wassergehalt bedingt bei nicht gar zu
                              									zweckwidriger Aufbewahrung, nach Art des Getreides, fast unbegrenzte Haltbarkeit und
                              									gewährt, wie die getrockneten Gemüse und Erdfrüchte, neben der Möglichkeit der
                              									Zufuhr aus gröſserer Entfernung, auch diejenige, beliebig groſse Mengen
                              									aufzuspeichern und den Genuſs von Speisen aus frischem Fleisch an Orten und zu
                              									Zeiten, wo dieselben sonst unerreichbar sind. Wenn bisher versucht wurde, die
                              									ungeheuren Viehheerden der Halbwildnisse den Bedürfnissen der kultivirten Länder
                              									nutzbar zu machen, so hat man die Fleischmassen entweder nur theilweise in Form
                              									einzelner Bestandtheile frachtfähig machen können (Fleischextract), während deren
                              									groſser Resttheil in wesentlich minderwerthigere Form übergeführt werden muſste,
                              									oder man hat sie mit ihrer gesammten Wassermenge, also einem weit überwiegenden
                              									Ballast beladen, in frischem Zustande, gefroren zu versenden gesucht (vgl. 1887 264 564), oder durch Einsalzen und Einpökeln haltbar und
                              									verfrachtungsfähig gemacht. Der gewaltige Unterschied zwischen Pökelfleisch und
                              									frischem Fleisch braucht nicht besonders aus einander gesetzt zu werden, wohl aber
                              									mag hingewiesen sein auf den Unterschied zwischen der Güte gefroren gewesenen und
                              									wieder aufgethauten und derjenigen des ganz frischen Fleisches. Letzteres, in der
                              									Luftleere getrocknet, bei gewöhnlicher Wärme wieder genügend mit Wasser durchtränkt
                              									und aufgequollen, zeigt, wie schon oben gesagt, alle Eigenschaften des frischen und
                              									ist nicht durch gleichzeitige Mitverfrachtung und Verzollung von mehr als ⅔ seines
                              									Gewichtes Wasser vertheuert worden. Es stellt, weil es alle Bestandtheile des frischen Fleisches unverändert und in
                              									ungeschmälerter Menge enthält, gewissermaſsen das denkbar concentrirteste
                              									Nahrungsmittel dar und vereinigt, in Verbindung mit zweckentsprechenden Mengen
                              									getrockneter Gemüse oder Erdfrüchte, in kleinstem Gewichte die gröſste Menge
                              									schmackhaftester, gesundester und leichtest genuſsfertig zu machender Nahrung. Für
                              									marschirende Truppentheile, Schiffsmannschaften, Magazinirung, für Verproviantirung
                              									von Festungen, von einzeln gelegenen, nur mitunter zugänglichen Stationen, auf
                              									Reisen durch unwirthliche Gegenden, aber auch für Befriedigung allgemein vorhandener
                              									Ernährungsbedürfnisse der breitesten Volksschichten, bei welchen häufig rasche Zubereitung schmackhafter und nahrhafter Speisen
                              									hoch bedeutungsvoll ist, besitzt das Paſburg'sche
                              									Verfahren nicht zu unterschätzende Wichtigkeit (vgl. Anschütz 1885 258 75. Decken 1887 263 * 382).
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)