| Titel: | Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 102 | 
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                        Ueber Neuerungen an Elektromotoren
                           								(Dynamomaschinen).
                        (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								264 S. 532.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 7.
                        Ueber Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
                        
                     
                        
                           Die Dynamomaschine von L. Bollmann in Wien (* D. R. P.
                                 									Nr. 35186 vom 18. November 1884) zeigt eine der Thomson-Ferranti-Maschine (vgl. 1886 262 * 57)
                              									ähnliche Construction mit Benutzung eines Scheibenankers und bezweckt, durch die
                              									Anordnung der sehr nahe gestellten Pole der festen Magnete magnetische Felder von
                              									sehr groſser Stärke zu beschaffen, ferner durch Verwendung kupferner Scheiben die
                              									Vermeidung der bei eisernen Ankern auftretenden Uebelstände, endlich gröſsere
                              									Beanspruchung des Leiterquerschnittes durch gute Luftkühlung des Scheibenankers zu
                              									ermöglichen.
                           Die in Fig. 31
                              									in vertikalem Längenschnitte, in Fig. 32 in Endansicht und Querschnitt
                              									dargestellte Maschine hat folgende Anordnung: In den mit der Grundplatte
                              									zusammengegossenen Lagern A ruht die Hauptwelle B, welche in der Mitte mit Hilfe der Nabe C und einer Gegenscheibe zu derselben die Ankerscheibe
                              										D trägt, die sich zwischen den, an den beiden
                              									Gestellwänden E, E angeschraubten, also feststehenden
                              									12 Paar Elektromagneten F und G bewegt. Sowohl die neben einander, als auch die gegenüber liegenden
                              									Magnete haben entgegengesetzte Polarität. Alle Magnete sind, wie bei G mit Polschuhen versehen, welche möglichst dicht an
                              									die Ankerscheibe D herantreten, ohne deren Drehung zu
                              									hindern. Die Magnetwickelung liegt im Nebenschlüsse zum äuſseren Stromkreise,
                           Die aus einzelnen Kupferplatten hergestellte Ankerscheibe D hat folgende Einrichtung. Zwischen zwei radiale Kupferstreifen P und P1 (Fig. 33, 34, 35) werden die beiden,
                              									Ausschnitte eines Ringes bildenden Kupferstreifen R,
                              									deren Enden zu diesem Zwecke umgebogen sind, an den Stellen a, b, c eingelöthet oder eingenietet. In dieses keilförmige Stück legt
                              									sich ein zweites, ebenso hergestelltes, dessen Ringstücke R1, R2 (Fig. 36 und 37) um so viel
                              									kürzer sein müssen, daſs sich beide Theile nicht berühren, jedoch wird der Lappen
                              										d des ersten Keilstückes an dem radialen Streifen
                              										P des zweiten befestigt. Auf gleiche Weise werden
                              									vier (auch mehr) solche Theile in einander gelegt und mit einander verbunden, wobei
                              									im letzten Theil der Streifen R wegbleibt. Im Uebrigen
                              									sind die Theile so von einander isolirt, daſs überall Luft zwischen denselben
                              									hindurch streichen kann. Das ganze, aus 8 Theilen P und
                              									7 Theilen R bestehende Stück heiſst ein
                              										„Segment“ und bildet eine flache Spirale, durch welche ein, beim ersten
                              									freien Ende P eintretender Strom gehen wird. 48 solcher
                              									Segmente bilden nun die Ankerscheibe D (Fig. 36, 37, 38); jedoch ist die eine
                              									Hälfte dieser Segmente in radialer Richtung kürzer als die andere, wodurch zwei
                              									Reihen der Streifen R1
                              									und R2 gebildet werden,
                              									so daſs diese an einander vorbei gehen können, ohne sich zu berühren. Mit Hilfe der
                              									bereits erwähnten Nabe C (Fig. 31) werden die
                              									auſserdem durch einen äuſseren Ring zusammengehaltenen Segmente auf der Welle B befestigt. Fig. 36 ist ein Theil des
                              									abgewickelten Umfanges der Scheibe mit den äuſseren Streifen R. Der Winkel xy eines Segmentes (Fig. 38 und
                              										36)
                              									entspricht dem von zwei Magnetkernen gebildeten, also 1/12 des Umfanges; es wird daher jedes
                              									Segment gleichzeitig von 2 Magnetpaaren inducirt.
                           Die Segmente sind unter sich zu 4 verschiedenen Stromkreisen so verbunden, daſs 4
                              									neben einander liegende diesen 4 verschiedenen Stromkreisen angehören, deren jeder
                              									mithin 12 Segmente und 96 radiale Theile P enthält.
                              									Diejenigen Segmente, welche gleiche Stellung zu den Magneten einnehmen, sind mit
                              									einander zu einem Stromkreise vereinigt, und zwar durch Verbindungsstücke, welche
                              									das innere freie Ende des ersten und letzten radialen Theiles P jedes
                              									Segmentes verbinden, wie aus Fig. 38 für den
                              									Stromkreis 1 ersichtlich. Das erste und letzte Ende P
                              									jedes Stromkreises ist mit dem Commutator verbunden.
                           Zur Erklärung der Induction werde ein Stromkreis betrachtet, doch soll die Verbindung
                              									der inneren Streifen H nicht nach links (wie in Fig. 33),
                              									sondern nach rechts gerichtet sein, wie die starke
                              									Linie in Fig.
                                 										39 und 40 darstellt. Die Bewegungsrichtung des Ankers sei von links nach rechts,
                              									die Richtung der auf einander folgenden Magnete eine gerade Linie. Die Richtung der
                              									magnetischen Molekularströme (nach Ampère's Theorie)
                              									ist durch schwache Pfeile, die Richtung des inducirten Stromes durch Pfeilspitzen in
                              									der starken Stromkreislinie angedeutet. In Fig. 39 liegen die Theile
                              										P1 und P2 zwischen den
                              									entgegengesetzten Polen n und s. Indem sich P1 nach links bewegt, entsteht in ihm ein dem Molekularstrome in s entsprechender, abwärts gerichteter Strom,
                              									gleichzeitig aber auch durch die Annäherung an n ein
                              									gleicher aufwärts gerichteter Strom. Beide Inductionen heben sich auf, der
                              									Stromkreis muſs durch den Commutator ausgeschaltet sein. P2 wird genau ebenso, jedoch in
                              									entgegegesetzter Richtung inducirt. In Fig. 40 entfernt sich P1 von allen links
                              									liegenden, abwärts gerichteten Strömen, nähert sich aber allen aufwärts gerichteten
                              									auf der rechten Seite, wodurch in P1 ein kräftiger abwärts gerichteter Strom inducirt
                              									wird. Es entstehen daher in jedem Theile des Ankers 12 Stromwechselungen bei einer
                              									Umdrehung.
                           Der Commutator Fig.
                                 										41 und 42 besteht aus 8 Ringen, deren je zwei einem Stromkreise gehören; der
                              									eine derselben ist mit dem Anfange, der andere mit dem Ende des betreffenden
                              									Stromkreises verbunden. Jeder Ring läuft in 6 Lamellen aus und 2 zusammengehörende
                              									Ringe sind so gestellt, daſs ihre Lamellen 1/12 des Umfanges von einander abstehen. Die positiven
                              									und negativen Bürsten werden derartig angestellt, daſs sie gleichzeitig Lamellen
                              									zweier zusammengehörenden Ringe berühren.
                           Die Verbindung der Stromkreise mit dem Commutator kann auf verschiedene Weise
                              									hergestellt werden. Bei niedrig gespannten Strömen werden die Stromkreise
                              									unmittelbar mit dem Commutator verbunden und jeder in denjenigen Momenten vom
                              									äuſseren Hauptstromkreise aus- oder in denselben eingeschaltet, wenn seine Spannung
                              									gleich der des äuſseren Stromkreises ist, damit keine Funken entstehen. Die Bürsten
                              									sind daher so eingerichtet, daſs ihre Auflagerfläche schmäler oder breiter gemacht
                              									werden kann. Man erreicht dies durch Anwendung mehrerer gegen einander verstellbarer
                              									Bürstenpaare.
                           Paterson und Cooper versehen ihre mit
                              									Hintereinanderschaltung ausgestattete, für Bogenlicht bestimmte Dynamomaschine mit
                              									einem einfachen Hufeisenmagnete, wie aus Textfigur 1
                              									ersichtlich ist. Der eine Schenkel dieses Magnetes ruht auf dem Fundamente, während
                              									sonst das Polstück, wie
                              									bei Edison, oder das Joch, wie bei Kapp, auf demselben ruhen. Die 150mm im Quadrat messenden Schenkel sind von
                              									Schmiedeisen, das Joch dagegen von Guſseisen hergestellt. Die Erregungsrollen haben
                              									jede 954 Windungen, 4,541 Ohm Widerstand, der Gramme'sche Ringanker hat 330mm äuſseren und
                              										241mm inneren Durchmesser, 150mm Breite, 1872 Windungen in 3 Lager und 3,448 Ohm
                              									Widerstand. Die Maschine ist für 10 Ampère und 700 Volt berechnet. (Nach dem Centralblatt für Elektrotechnik, 1887 Bd. 9 * S.
                              									209.)
                           Fig. 1., Bd. 265, S. 105Die Eigenthümlichkeit des Immisch-Elektromotors bezieh. dessen Dynamo liegt nach iron, 1887 Bd. 29 *
                              									S. 14 in der Wickelung des Ankers, der entweder als Cylinder oder Trommel ausgeführt
                              									wird; erstere Form wird für groſse Potential-Differenzen, letztere dagegen für
                              									geringe oder mittlere elektromotorische Kraft gewählt. Die Spulen des Ankers sind so
                              									mit dem Stromabgeber verbunden, daſs diejenigen, welche in den die Bürsten
                              									verbindenden Durchmesser eintreten, in diesem Augenblicke ausgeschaltet werden,
                              									indem sie in sich geschlossen werden. Hierdurch wird eine Schwächung des
                              									magnetischen Feldes vermieden, die eintreten würde, wenn diese Spulen thätig
                              									blieben, indem sie dann bestrebt sein würden, Pole zu bilden, welche rechtwinkelig
                              									liegen zur mittleren magnetischen Achse. Der Stromgeber besteht aus zwei neben
                              									einander liegenden Ringen, deren jeder aus einer Anzahl isolirter Segmente
                              									zusammengesetzt ist; beide Ringe sind um die halbe Theilung versetzt auf die Welle
                              									aufgebracht. Die Spulen sind hinter einander geschaltet, jede derselben ist aber mit
                              									beiden Ringen verbunden, so daſs sie abwechselnd paarweise kurz geschlossen werden,
                              									wenn ihre zugehörigen Segmente unter den Bürsten vorüber gehen. Ein solcher Motor
                              									ist in Textfigur 2, aus welcher die Stellung der
                              									Commutatorringe deutlich ersichtlich ist, abgebildet.
                           Fig. 2., Bd. 265, S. 106Fig. 3., Bd. 265, S. 106Bei Dynamomaschinen für starke Ströme mit geringer Spannung, besonders für
                              									galvanoplastische Zwecke bestimmt, bringt Immisch auf
                              									jeder Seite des Ankers einen Stromabgeber an, wie in Textfigur 3, wodurch breite Auflagerflächen für die Bürsten ohne
                              									übermäſsige Verbreiterung derselben erhalten werden.
                           S. F. Van-Choate in New-York verwendet (Englisches
                              									Patent Nr. 10646 vom 8. Oktober 1886) einen flachen Ring von magnetischem Material
                              									mit einer Eisendrahtspule an jeder Seite. Der Ring ist mit inneren Vorsprüngen oder
                              									Zähnen versehen, welche in entsprechende Nuthen der Nabe oder des mittleren Theiles
                              									des Ankers passen. Die Ankerspulen auf jeder Seite sind durch Holzkeile oder andere
                              									nicht magnetische Keile getrennt, so daſs eine gleichmäſsige Oberfläche hergestellt
                              									wird. (Nach dem Engineering, 1887 Bd. 43 * S. 23.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
