| Titel: | Neuerungen an Umsteuerungen für Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 107 | 
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                        Neuerungen an Umsteuerungen für
                           								Dampfmaschinen.
                        Patentklasse 14. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 8.
                        Neuerungen an Umsteuerungen für Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Unter den Umsteuerungen für Dampfmaschinen steht immer noch die Coulisse oder
                              									Steuertasche in ihren verschiedenen Anordnungen in erster Linie, und es läſst sich
                              									nicht leugnen, daſs sie allen Anforderungen an eine zweckmäſsige Dampfvertheilung
                              									vollständig entspricht. Immerhin aber ist der ganze Mechanismus ein ziemlich
                              									schwerfälliger, kostspieliger und Kraft verbrauchender; die doppelten Excenter nebst
                              									ihren Stangen sind zudem, namentlich bei Schiffsmaschinen, oft schwer
                              									unterzubringen; die geringe Länge, welche sie dabei meist nur erhalten können,
                              									beeinfluſst den genauen Gang des Schiebers in schädlicher Weise, und nicht selten
                              									hat man überhaupt groſse Schwierigkeit, die vor oder hinter der Maschine liegenden
                              									Schieber in Zusammenhang mit den Excentern zu bringen, ohne allzuviele, Raum
                              									versperrende und todten Gang herbeiführende Zwischentheile anzuwenden. So hat man
                              									sich denn vielfach veranlagst gesehen, nach anderen Umsteuerungen zu suchen, und es
                              									ist insbesondere das Prinzip, den Schieber ohne Excenter, nur durch geeignete
                              									Benutzung der Verschiebung und des Ausschlages der Pleuelstange oder gleichartiger
                              									anderer Bewegungen zu steuern, in der verschiedensten Weise ausgebeutet worden. Auf
                              									Erzielung gleichen linearen Voreilens wird dabei fast stets besonderes Gewicht
                              									gelegt, wenn auch gelegentliche Abweichungen davon vorkommen, ja unter Umständen
                              									sogar auf alles Voreilen im Interesse der Einfachheit verzichtet wird.
                           Recht einfach gestaltet sich die Umsteuerung von C.
                                    										Härtung in Nordhausen (* D. R. P. Nr. 31367 vom 7. Oktober 1884), bei
                              									welcher die bekannte Hackworth'sche Coulisse a (Fig. 1 und 2) als
                              									Umsteuerungsmechanismus gewählt ist. Diese Coulisse besteht nur in einer drehbaren
                              									Scheibe mit querüber verlaufendem Schlitze, in welchem sich ein Gleitstück
                              									verschiebt, das mit einem Zapfen von der kurzen Excenterstange bei e gefaſst wird. Je nachdem die Stellung der Scheibe
                              									verändert wird (vgl. Fig. 2), steht die Steuerung im todten Punkte, oder auf Vorwärts- bezieh.
                              									Rückwärtsgang. Gleichzeitig ist bei dieser Umsteuerung auch eine ganz ähnliche
                              									Expansionsvorrichtung desselben Constructeurs (D. R. P. Nr. 15808 vom 22. December
                              									1880) in Anwendung gebracht, Die von dem Excenter bewegte Stange f gleitet nämlich mit einem an ihrem Ende angebrachten
                              									Gleitstücke in dem Schlitze der Scheibe b, welche sich
                              									in Folge ihrer Verbindung mit der Steuerscheibe a durch
                              										die Stange g gleichzeitig mit a
                              									bewegt, aber derart, daſs ihre Stellungen für gleiche Abstände von der Mittellage
                              									der Scheibe a bei Vor- und Rückwärtsgang gleich
                              									ausfallen. Je nach der Neigung des Schlitzes in der Scheibe b wird nun der Winkelhebel c, auf welchen
                              									sich der Schieberanhubhebel d stützt, durch die Stange
                              										h früher oder später in die Schluſslage
                              									zurückgeführt, also geringere oder gröſsere Füllung gegeben. Die geringste Füllung –
                              									Null – entspricht den äuſsersten Stellungen der Steuerscheibe.
                           E. Stückrath in Limburg a. d. Lahn (* D. R. P. Nr. 26596
                                 									vom 5. Oktober 1883) benutzt zur Umsteuerung von Dampfmaschinen die Versetzung des
                              									angewendeten einfachen Excenters auf der Kurbelwelle in der Art, daſs es abwechselnd
                              									gegen die Kurbel den Winkel 90° + δ nach der einen oder
                              									anderen Seite einschlieſst. Dies wird dadurch bewirkt, daſs das Excenter, bezieh.
                              									bei Zwillingsmaschinen beide Excenter, mittels steiler Gewinde auf besondere Muffe
                              									aufgesetzt sind, die sich mit Nuth und Feder auf der Welle verschieben können. Die
                              									Excenter sind an Längsverschiebung gehindert, müssen sich also bei einer
                              									Verschiebung der Schraubmuffe drehen, und können nur in drei Stellungen, nämlich mit
                              									den Voreilungswinkeln + (90° + δ) und – (90° + δ), sowie 180° gegen die Kurbel versetzt durch den
                              									Riegel i an dem Stellhebel d (vgl. Fig. 3 und 4), welcher sich in die
                              									Einschnitte des Bogens RV legt, festgestellt werden.
                              									Die letztere Stellung entspricht also dem sogen. todten Punkte der Coulisse. Die
                              									Verschiebung der Schraubmuffen von dem Hebel d aus
                              									erfolgt durch die Stange e in bekannter Weise mittels
                              									Rückhebeln, welche in eingedrehte Nuthen der Muffen eingreifen.
                           Mit dieser Umsteuerung ist noch in eigenthümlicher Weise eine verstellbare Expansion
                              									verbunden, derart, daſs derselbe Handhebel c zur
                              									Verstellung derselben verwendet werden kann, welcher auch die Umsteuerung bewirkt.
                              									Mit diesem Hebel c ist das Zahnsegment k verbunden, welches auf ein Rädchen l an einer Welle m
                              									einwirkt, durch deren Drehung dann die Verstellung der Expansionsvorrichtung
                              									erfolgt.
                           Der Expansionsschieber ist dabei als Rider-Schieber oder
                              									von einer verwandten Construction gedacht.
                           Die Anordnung ist nun so getroffen, daſs der Hebel c in
                              									der Stellung Null 70 Proc., dagegen in den Stellungen V
                                 										= Vorwärts und R = Rückwärts 0 Proc. Füllung
                              									gibt, und zwar wird dies durch richtige Wahl des Uebersetzungsverhältnisses zwischen
                              										k und l erreicht.
                           Soll umgesteuert werden, so zieht man den Riegel h nur
                              									so hoch, daſs er die Einschnitte des Führungsbogens am Steuerbocke verläſst, aber
                              									noch mit dem etwas über diesen hervorragenden Ende des Hebels d in Eingriff bleibt. Um letzteres festzustellen, zieht
                              									man den Riegel h ganz hoch; nunmehr kann der am Hebel
                              										d angebrachte Riegel i
                              									in die Einschnitte an der Unterseite des Führungsbogens eintreten und so die
                              									Stellung des Hebels d und des Excenters sichern. Der
                              									Hebel c aber ist gleichzeitig vollständig frei geworden, und man kann
                              									nun mittels desselben die Expansion nach Belieben reguliren.
                           Wie man sieht, kann also die Umsteuerung nicht vollzogen werden, ohne daſs man dabei
                              									gleichzeitig auch die Expansion verändert; das ist aber ohne irgend einen Belang.
                              									Denn steht das Vertheilungsexcenter auf Null, so ist abgeschlossen und das
                              									Expansionsexcenter kann dann auf 70 Proc. Füllung stehen, da doch kein Dampf
                              									eintreten kann. Wird dagegen d mit c nach R oder V gebracht, so steht in beiden Fällen die Expansion auf
                              									0 Proc., so daſs auch jetzt kein Dampf eintreten kann. Erst durch Bewegen des Hebels
                              									zwischen R oder V und Null
                              									können beliebige Füllungen nach Bedarf gegeben werden.
                           Als Vortheil dieser Anordnung wird angeführt, daſs der Maschinist nur einen Hebel zu
                              									bedienen habe und auſser der Bremse bei Fördermaschinen keine Drosselklappe mehr
                              									brauche, um die Maschine beliebig reguliren zu können.
                           Die Umsteuerung von Wheatley und Mackenzie in London,
                              									welche Engineering vom 3. December 1886 mittheilt, ist
                              									speciell für solche rasch gehende schwingende Maschinen bestimmt, bei welchen der
                              									Cylinder quer in einen cylindrischen Block ausgebohrt ist, dessen äuſsere Fläche
                              									dann gleich als Schieberfläche dient. Fig. 5 zeigt solch eine
                              									Maschine im Durchschnitte. Der Cylinder ist in einem cylindrischen Blocke B ausgebohrt, welcher selbst – nebst allen anderen
                              									Cylindern – in ein ausgebohrtes Gehäuse c
                              									eingeschlossen ist. Der Dampf tritt durch die Kanäle bb
                              									ein und durch die Kanäle dd wieder aus; diese Kanäle
                              									münden in zwei besondere Dampfkammern zu beiden Seiten des Gehäuses, und zwar in
                              									besonderen, parallel zur Drehungsachse der Cylinder verschiebbaren Schlitten D und N. In diesen
                              									Schlitten sind mehrere Durchlaſsöffnungen derart gegen einander versetzt angebracht,
                              									daſs bei der gleichzeitigen Verschiebung der beiden Schlitten, wozu irgend passende
                              									Mittel verwendet werden können, die Umsteuerung der Maschine erfolgt. Auf dem
                              									Schlitten für den Dampfeinlaſs D liegt noch ein
                              									rotirendes Absperrventil F.
                           Auf demselben Prinzipe der Umkehrung von Dampfeintritt und Austritt beruht auch die
                              									Umsteuerung von W. Pepper zu Stockton-on-Tees, deren
                              									Skizze Engineering vom 10. April 1885 S. 380 gibt. Fig. 6 zeigt
                              									die angewendete Construction. Der Schieberspiegel des Cylinders ist dabei neben den
                              									üblichen Kanälen noch mit einem 4. Kanäle D1 versehen, und der Hohlschieber mit doppelten
                              									Oeffnungen greift über diesen weg, und zwar mit einer derart erweiterten Mündung,
                              									daſs die Kanalöffnung D1 immer in Verbindung mit dem Schieberkanale a bleibt. Die Umsteuerung geschieht nun einfach dadurch, daſs man durch
                              									Verstellung eines passenden Schiebers oder Ventiles den Dampf entweder durch die
                              									Oeffnung D1 oder D eintreten läſst, während der Austritt durch D bezieh. D1 erfolgt. Damit der Schieber nicht von dem Spiegel
                              									abgehoben wird, ist
                              									derselbe in ein Gehäuse eingeschlossen, in welches Dampf zugelassen wird.
                           William Clarke in Victoria Works, Gateshead on Tyne (*
                              									D. R. P. Nr. 30893 vom 18. Mai 1884), benutzt bei seiner Umsteuerung für Dampfwinden
                              									Schieber von cylindrischem Querschnitte, welche aber im Längsprofile die Gestalt
                              									gewöhnlicher C-Schieber darbieten. Der cylindrische Schieberspiegel besitzt zwei
                              									neben einander liegende Systeme von Kanälen, über welche sich der Schieber durch
                              									einfache Drehung um seine Achse bringen läſst; die Anordnung dieser Kanäle bewirkt
                              									den Vor- oder Rückwärtsgang der Maschine. Eine Zwischenstellung des Schiebers
                              									verschlieſst alle Kanäle, bringt also die Maschine zum Stillstande.
                           Fig. 7 und 8 geben eine
                              									Vorstellung von der Anordnung der Maschine. In den beiden cylindrischen, zu den
                              									Dampfcylindern parallelen Schieberkasten A bewegen sich
                              									die cylindrisch abgedrehten Schieber B, von den Stangen
                              										O durch einfache Excenter getrieben, hin und her.
                              									Aus jedem Gehäuse führen zwei Paare von Eintrittskanälen D und D1, C und C1 nach beiden Cylinderenden, aber in
                              									entgegengesetzter Anordnung, während für beide Paare eine gemeinsame
                              									Austrittsöffnung E vorhanden ist. Der Schieber B ist mit zwei Durchgangsöffnungen F für den Dampfeinlaſs versehen; zwischen diesen ist
                              									seine Wandung eingezogen, so daſs er das Längsprofil  annimmt. Bei H tritt der Dampf in den Schieberkasten ein, bei J aber aus den Cylindern wieder aus.
                           In den Figuren sind die Schieber in Mittelstellung dargestellt, wobei die Maschine
                              									stillsteht. Um dieselben behufs Anlassen links oder rechts drehen zu können, gehen
                              									durch die Rückwand der Schieberkasten in der Achse derselben zwei Spindeln K, welche mit vierkantigen Zapfen in entsprechende
                              									centrale Oeffnungen am Schieber eingreifen. Auf den Enden dieser Spindeln stecken
                              									kurze Hebelarme y, welche beide durch eine gemeinsame
                              									Zugstange an einen Handhebel angeschlossen sind, durch dessen Bewegung nach links
                              									oder rechts die Schieber in die gewünschte Stellung gebracht werden können.
                           Von sehr einfacher Art ist die Umsteuerung, welche Robert
                                 										Duncan zu Glasgow für kleine Dampfmaschinen construirt hat, und welche von
                              									der Firma Ross und Duncan (Engineering vom 24. August
                              									1883 S. 167) für die Maschinen von Dampfyachten angewendet wird. Dieselbe bedarf
                              									weder einer Coulisse noch eines zusammengesetzten Gestänges; sie beruht einfach auf
                              									dem Umstände, daſs ein gewöhnlicher D-Schieber sofort die Umkehrung des Ganges
                              									ergibt, wenn man unter Beibehaltung seiner Verbindung mit dem Vorwärtsexcenter bloſs
                              									die Kanäle für Ein- und Austritt des Dampfes vertauscht. Die ganze Umsteuerung
                              									besteht also nur in einem Ventile, durch welches die Richtung des Dampfstromes
                              									umgeändert wird. Dabei ist allerdings erforderlich, daſs der Schieber keine Deckung
                              									besitzt und das Excenter ohne Voreilen im rechten Winkel mit der Kurbel aufgekeilt
                              									ist, was wieder Dampfeinströmung während des vollen Hubes bewirkt. Die mit Volldampfbetrieb
                              									verbundene wenig vortheilhafte Dampfbenutzung mag nun bei manchen Maschinen, wie
                              									Steuerapparaten, Dampfkrahnen u.s.w., die nur zeitweilig in Gang sind, durch die
                              									Einfachheit der Construction aufgewogen werden; aber bei fortwährendem Gange,
                              									namentlich auf Dampf booten, wird ökonomische Dampfverwendung, also Expansion,
                              									durchaus erforderlich.
                           Auch für diese hat Duncan seine Steuerung in einfachster
                              									Weise dadurch geeignet gemacht, daſs er die Maschine als Verbundmaschine mit einer
                              									Kurbel Versetzung von 180° gebaut hat; der Dampf wirkt nun zunächst mit Hochdruck
                              									und voller Füllung im ersten Cylinder und dehnt sich dann im zweiten aus. Fig. 9 bis 11 zeigen die
                              									Anordnung der Steuer- und Umkehrschieber für eine solche Maschine. S1, S2 sind die beiden
                              									Steuerschieber (runde Kolbenschieber) für den Hochdruckcylinder A und den Niederdruckcylinder B; dieselben sind, abgesehen vom Durchmesser, ganz gleich, und werden
                              									beide durch dieselbe Excenterstange bewegt. Neben jedem Steuerschieber liegt noch
                              									ein ganz ähnlich construirter Umkehrschieber R1 bezieh. R2; beide können gleichzeitig durch einen Hebel
                              									gehoben oder gesenkt werden. Fig. 10 zeigt einen
                              									Schnitt durch Umkehr- und Steuerschieber des Hochdruckcylinders, Fig. 11 durch die beiden
                              									Umkehrschieber. Bei der gezeichneten Stellung tritt der Dampf durch das Rohr D ein und gelangt nach dem Innenraume des Schiebers R1 (Fig. 10) und von hier
                              									durch den Kanal M nach dem Innenraume des
                              									Steuerschiebers S1,
                              									durch welchen er abwechselnd nach beiden Enden des Hochdruckcylinders geleitet wird.
                              									Der Abdampf von diesem Cylinder geht an den beiden Enden des Schiebers S1 vorüber in das
                              									Gehäuse, tritt durch den Kanal L (Fig. 11) in das Gehäuse
                              									des zweiten Umkehrschiebers R2 ein, und wird nun durch den Steuerschieber S2, welcher wie ein gewöhnlicher Schieber
                              									wirkt, in den Niederdruckcylinder vertheilt. Beim Austritte geht er durch die
                              									Höhlung der Schiebermitte nach der Mitte des Umkehrschiebers, und von hier in das
                              									Rohr E und nach dem Condensator oder in die freie
                              									Luft.
                           Unter diesen Umständen folgt das Excenter der Kurbel nach; werden aber die
                              									Umkehrventile niedergeschoben, bis der bei D
                              									eintretende Dampf in das Schiebergehäuse statt in den Schieberzwischenraum
                              									einströmt, dann wird die Bewegungsrichtung der Maschine geändert und das Excenter
                              									geht, wie üblich, der Kurbel voran. Der Hochdrucksteuerschieber S1 läſst dann den Dampf
                              									an seinen Enden eintreten und in der Mitte ausströmen, während der
                              									Niederdruckschieber S2
                              									genau entgegengesetzt wirkt.
                           Bei der Umsteuerung für schwingende Dampfmaschinen von W. H.
                                 										Martin zu Vlissingen erhält nach Industries
                              									vom 17. December 1886 der Schieber seine endgültige Führung durch eine Combination
                              									von 3 Einzelbewegungen, deren eine vom Cylinder ausgeht, während eine zweite
                              									rechtwinkelig dazu erfolgt, und endlich die dritte dazu dient, die Dampfabschluſspunkte
                              									gleichmäſsig zu machen. Die Schieberstange greift dabei (vgl. Fig. 12) mit einem
                              									Gleitstücke in den zur Cylinder-Schwingungsachse concentrischen Schlitz eines
                              									Quadrantrahmens N, welcher durch ein System von Hebeln
                              									und Stangen in Bewegung gesetzt wird. Zunächst dem Mittelpunkte des Quadranten ist
                              									die Excenterstange G eingelenkt, mittels welcher das
                              									eine angebrachte Excenter F den Quadrantrahmen zwischen
                              									den Führungen E hin und her zieht. Bei B1 sind zwei Ohren
                              									befindlich, von welchen aus Zugstangen D nach dem
                              									Doppelhebel B gehen, welcher mit dem Umsteuerhebel B2 fest verbunden ist.
                              									So lange der Quadrant die in vollen Linien ausgezogene Stellung einnimmt, hängt die
                              									Schieberbewegung nur von dem Excenter ab, welches nur so viel Hub hat, um dem
                              									Schieber das erforderliche lineare Voreilen zu geben. So wie aber der Quadrant nach
                              									irgend einer Seite gedreht wird, muſs das Gleitstück bei der seitlichen
                              									Ausschwingung des Cylinders in dem Bogenschütze steigen und fallen, und so den Weg
                              									des Schiebers vergröſsern. Dreht man den Quadranten nach der entgegen gesetzten
                              									Richtung, so wird die Maschine umgesteuert, das Voreilen aber bleibt bei allen
                              									Stellungen des Quadranten das gleiche, da im todten Punkte der Kurbel das Gleitstück
                              									stets in Mitte des Bogenschlitzes steht.
                           Franz Fröbel in Constantinhütte bei Freiberg in Sachsen
                              									benutzt in seiner Umsteuerung für Expansionsdampfmaschinen (* D. R. P. Nr. 26594 vom
                              									13. September 1883) im Wesentlichen die durch Heusinger von
                                 										Waldegg eingeführte Methode, das Voreilen des Schiebers von der Bewegung
                              									des Querhauptes oder einer ihr ähnlichen Bewegung abzuleiten. Als solche ist hier
                              									die des Expansionsexcenters benutzt, welches um 180° gegen die Kurbel versetzt
                              									steht.
                           Fig. 13 zeigt
                              									die Anordnung der Steuerung; dieselbe besitzt nur 2 Excenter G und E, von welchen das
                              									Grundschieberexcenter G den Gleitrahmen H in Schwingung versetzt, welcher im Punkte i am Gestelle drehbar gelagert ist. Der Stein desselben
                              									wird je nach der Bewegungsrichtung der Maschine mittels geeigneter Hebel gehoben und
                              									gesenkt. Das Expansionsexcenter ist um 180°, das Grundexcenter um 90° gegen die
                              									Kurbel verstellt. Das Grundexcenter wirkt durch den Gleitrahmen und die Stange s auf den kurzen Hebelarm a des Armes A, während das Expansionsexcenter
                              									(dessen Stange abgebrochen gezeichnet ist) mittels der am Ansätze d des Excenters angebrachten Treibstange f den langen Arm b des
                              									Hebels A bewegt.
                           Durch diese Doppelbewegung des Hebels A und das
                              									Verhältniſs seiner Hebelarme a und b resultirt aus beiden in gewissen Perioden einander
                              									entgegen gesetzten Bewegungen der Excenter G und E eine Grundschieberbewegung, welche bei jeder Lage des
                              									Coulissensteines ein richtiges constantes Voreilen bedingt, gleichviel ob die
                              									Maschine rückwärts oder vorwärts gesteuert wird.
                           
                           Die Handhabung dieser Steuerung soll eine besonders leichte sein.
                           Die Bryce-Douglas-Umsteuerung, nach Industries, 28. Januar 1887 S. 79, besitzt in der Form,
                              									wie sie an den neuesten Schiffen des Norddeutschen Lloyd angebracht worden ist, die
                              									gröſste Aehnlichkeit mit der Steuerung von Kirk (Fig. 14). Auch
                              									hier sitzt die als ⊥-förmiger Hebel gestaltete Coulisse
                              									drehbar auf dem Zapfen eines Hebels C, des sogen.
                              										„Voreilungshebels“ (lap and lead lever), welcher durch das Querhaupt Q in Schwingung versetzt wird. Die Bewegung der
                              									Coulisse um diesen Zapfen aber wird durch eine Hebelzusammenstellung herbeigeführt,
                              									welche folgendermaſsen angeordnet ist: Von dem Arme der Coulisse aus ist die
                              									Zugstange H zunächst nach dem fest gelagerten Lenker
                              										L geführt. Eine Zugstange G führt von dem Gelenkpunkte dieser beiden nach einem Punkte B des Hebels AB1, dessen Ende A an die
                              									Pleuelstange D angeschlossen ist, und von dieser in der
                              									bekannten eiförmigen Bahn bewegt wird, während das andere Ende B1 in einer
                              									horizontalen Schlitzführung hin und her gleitet. Hierdurch erhält auch der Hebel der
                              									Coulisse eine entsprechende Hin- und Herbewegung. Die Verstellung der
                              									Schieberlenkstange in der Coulisse erfolgt durch die Zugstange K von dem Steuerhebel J
                              									aus.
                           Eine andere ebenfalls von Bryce-Douglas herrührende
                              									Umsteuerung zeigt Fig. 15. Es ist dies eine Steuerung mit nur einem Excenter, und von der
                              										Fairfield Ship Building and Engineering Comp. vor
                              									Kurzem an dem Dampfer Ormuz der Oriental Steam Navigation Comp. angebracht worden. Auch bei dieser
                              									Steuerung erhält der Schieber ein constantes Voreilen durch den Hebel C, welcher einerseits an das Querhaupt, andererseits an
                              									die Schieberstange angeschlossen ist; sein Drehpunkt sitzt aber an dem einen Arme
                              									eines kurzen doppelarmigen Hebels B, welcher von dem
                              									Excenter aus in regelmäſsige Schwingung versetzt wird. Es geschieht dies in der Art,
                              									daſs die Excenterstange in der Coulisse D ein
                              									Gleitstück hin und her schiebt, an welches die von dem Hebel B ausgehende Zugstange angelenkt ist. Steht die Coulisse zu dieser
                              									Zugstange in normaler Stellung, so bewirkt das Excenter natürlich keine
                              									Schieberbewegung; neigt man aber dieselbe durch den Umsteuerhebel J nach der einen oder anderen Seite, so wird die
                              									Schieberbewegung erfolgen, und zwar je nach der Stellung der Coulisse im Sinne des
                              									Vorwärts- oder Rückwärtsganges. Bezüglich zweckmäſsiger Anordnung der Schieber und
                              									guter Ausnutzung des Raumes scheint auch diese Steuerung wesentliche Vortheile zu
                              									gewähren.
                           Die Umsteuerung von Kirk,
                              									welche zuerst an einigen Dampfern mit Dreifach-Expansions-Maschinen von Napier und Sons zu Glasgow angebracht wurde, gehört
                              									ebenfalls zur Klasse derjenigen Steuerungen, bei welchen der Schieber von der
                              									Pleuelstange aus zwei Bewegungen erhält, deren eine vom Querhaupte abgeleitet wird
                              									und das Voreilen bewirkt, während die andere, von dem Ausschlage der Pleuelstange
                              									nach beiden Seiten abhängig, sich bald zur ersteren addirt, oder auch davon abzieht – es ist dieses
                              									die hin und her schwingende Bewegung, welche der Coulisse oder Steuertasche um ihren
                              									Drehpunkt ertheilt wird. Derartige Steuerungen sind gerade für Schiffsmaschinen von
                              									groſser Wichtigkeit, da bei diesen die Raumfrage in erster Linie zu berücksichtigen
                              									ist; namentlich bei 3-Cylinder-Maschinen sind die Excenter oft kaum unterzubringen,
                              									abgesehen davon, daſs dieselben jedenfalls recht schwer zugänglich werden. Auſserdem
                              									gestaltet sich die Anordnung der Steuerung noch wesentlich einfacher als bei der
                              									üblichen Excenterbewegung.
                           Textabbildung Bd. 265, S. 114Die nebenstehende Textfigur stellt die Steuerung von Kirk schematisch dar. A
                              									ist die Mitte der Kurbelwelle, B der Kurbelzapfen, C der Zapfen des Querhauptes. TRS ist der Balancier zur Bewegung der Luftpumpe, welcher um den festen
                              									Zapfen R schwingt, und durch die kurze Lenkstange CT vom Querhaupte aus bewegt wird. An diesem Balancier
                              									ist unweit von R die Coulisse MO in einem Zapfen N gelagert, um welchen sie
                              									frei schwingen kann, während der Zapfen selbst in einem kurzen Bogen um R auf und ab schwingt. Mit der Coulisse ist der radiale
                              									Arm NL verbunden, durch welchen dieselbe in folgender
                              									Weise in Schwingung versetzt wird: Von L aus geht eine
                              									Stange LF nach dem Ende eines doppelarmigen, an der
                              									Pleuelstange mit dem Zapfen E gelagerten Hebels FED, dessen anderer Arm D
                              									durch den Lenker DG an dem festen Punkte G angehangen ist, P ist
                              									das Gleitstück in der Coulisse, von welchem aus durch die Stange PQ der Schieber bewegt wird; eine bei K angreifende, nach dem Arme I der Steuerwelle H gehende Stange dient in
                              									bekannter Weise zur Verschiebung des Gleitstückes in der Coulisse. Fig. 16 und 17 zeigen die
                              									Einzelheiten der Coulisse und Schieberlenkstange. Erstere besitzt einen ⊢⊣-förmigen
                              									Querschnitt, und ist aus zwei Theilen zusammengesetzt, die bei a und b durch angegossene
                              									Lappen und Schrauben verbunden sind. Die Lagerung der Coulisse erfolgt in doppelten
                              									Zapfen N, für welche die Lager einerseits mit dem
                              									Condensatorbalancier direkt, andererseits aber mit einem in letzteren fest
                              									eingesetzten -förmigen Arme S verbunden
                              									sind; eine solche zweiseitige Lagerung ist bei den bedeutenden Kräften und dem
                              									raschen Gange durchaus erforderlich. Das Gleitstück P
                              									der Coulisse ist äuſserlich cylindrisch gestaltet, und bildet zugleich den Zapfen der Lenkstange;
                              									es besteht aus zwei gegen einander verstellbaren Theilen. Auch das Lager für den
                              									Zapfen K der Steuerstange ist verstellbar
                              									angeordnet.
                           Der doppelarmige Hebel FED ist mit einer langen Achse
                              									versehen, und mit dieser in einer quer durch die ganze Breite der
                              									Pleuelstangen-Gabel gehenden Bohrung gelagert, in welcher zu beiden Seiten durch
                              									eingesetzte Büchsen genaue und auswechselbare Lager gebildet sind.
                           Als ein besonderer Vortheil dieser Steuerungsanordnung für Schiffsmaschinen wird nach
                              									dem Engineering 1885 S. III noch betrachtet, daſs die
                              									Steuerung der gewöhnlichen Anordnung der Condensatoren in den hinteren Ständern der
                              									Hammermaschinen nicht störend in den Weg tritt, sowie daſs die Schieber nach hinten
                              									zu liegen kommen, so daſs über dem Stande des Maschinisten der Raum für den
                              									Luftumlauf frei bleibt und keinerlei Lager und Stopfbüchsen sich darüber befinden,
                              									von welchen Oel und heiſses Wasser herabtropfen.
                           In ganz ähnlicher Weise, wie Kirk, hat J. Thom zu Barrow-in-Furness nach Industries vom 17. December 1886 S. 652, die Aufgabe zu
                              									lösen versucht. Seine Steuerung für Schiffsmaschinen verwendet eine Coulisse, welche
                              									gerade wie bei Kirk, auf einen Hebel A gelagert ist, welcher durch das Querhaupt in
                              									Schwingung versetzt wird (Fig. 18). Eine Stange D, die an die Pleuelstange angelenkt ist, versetzt nun
                              									mittels eines an der Coulisse befindlichen Hebelarmes dieselbe in regelmäſsige
                              									Schwingung um ihren Drehzapfen C. Ein wesentlicher
                              									Unterschied besteht aber zwischen beiden Steuerungen darin, daſs bei Kirk die Achse der Coulisse nahe an dem Zapfen des
                              									Condensator-Balanciers angebracht ist, und somit bei dessen Bewegung neben der Auf-
                              									und Niederbewegung nur eine sehr geringe Seiten Verschiebung erfährt, während Thom den Hebel A direkt an
                              									das Querhaupt anschlieſst, so daſs der Drehzapfen B
                              									desselben und natürlich auch die Coulisse in Folge dessen sich sehr erheblich in
                              									horizontaler Richtung hin und her bewegt. In demselben Maſse schwankt natürlich auch
                              									bei jedem Hube das Gleitstück in derselben hin und her, was sowohl bezüglich der
                              									Dampfvertheilung, wie der Abnutzung nur als ein groſser Uebelstand bezeichnet werden
                              									kann.
                           Abraham Hill in Marlborough (England) (* D. R. P. Nr.
                              									31615 vom 7. November 1884) leitet bei seiner Umsteuerung für
                              									Zwillingsdampfmaschinen die Bewegung des Schiebers, unter Vermeidung aller Excenter,
                              									von der Bewegung der Querhäupter ab, und zwar in einer Weise, von welcher er sich
                              									besonders vorzüglichen Erfolg in Bezug auf rasches Oeffnen der Dampfkanäle und
                              									Vermeidung aller bei Excentersteuerungen vorhandenen Uebelstände verspricht. Fig. 19 zeigt
                              									diese Steuerung für eine Locomotive, die ja als Grundform aller umsteuerbaren
                              									Zwillingsmaschinen angesehen werden kann.
                           Als Hauptorgane der Steuerung dient für jede Maschine ein ⊤-förmiger Hebel, welche beide um eine Achse d drehbar sind. Die
                              									Querbalken cc, c1
                              									c1 der ⊤-Hebel sind gebogen und geschlitzt, und zwar der eine
                              									nach oben, der andere nach unten; in diese Schlitze greifen zwei Gleitstücke b und b1 ein, welche drehbar auf die verlängerten Zapfen
                              									der beiden Querhäupter aufgesteckt sind. Durch den Hin- und Hergang der Querhäupter
                              									kommen also die beiden ⊤-Hebel in eine schwingende
                              									Bewegung, welche durch Zugstangen ee1, die an die senkrechten Arme c2 der ⊤-Hebel angeschlossen sind, auf die Arme ff1 an der Welle g übertragen wird. Die Welle g besteht übrigens aus zwei concentrischen Wellen, die sich gegenseitig
                              									als Achsen dienen; auf dem massiven Theile sitzt einerseits der Arm f1, an der anderen
                              									Seite aber der zweiarmige Hebel h1, und auf der hohlen Welle der Arm f1, sowie auf der
                              									anderen Seite, neben f, der zweiarmige Hebel h. Damit dies möglich ist, muſs die hohle Welle
                              									entsprechend ausgeschnitten sein, um den Hebel h1 durch sich hindurch gehen und frei schwingen zu
                              									lassen. Fig.
                                 										20 zeigt diese Hebel und ihre Wellen im Grundriſs. Die oberen und unteren
                              									Enden dieser Hebel h und h1 stehen nun mittels Stangen ii1 bezieh. jj1 mit den beiden
                              									Hängetaschen ck, c1
                              									k1 in Verbindung, deren
                              									Gleitstücke in üblicher Weise die Steuerschieber regieren. Die Hängetaschen sind
                              									nach dem Schieber zu hohl geformt, da sie nicht von radial gegen die Kurbelwelle
                              									gerichteten Stangen bewegt sind, vielmehr der Schnittpunkt der Stangen (der
                              									Krümmungsmittelpunkt des Taschenschlitzes) nach rechts zu liegen würde.
                           Als beste Ueberdeckung der Schieber wird 3mm auf
                              									der Auſsen- und 1mm auf der Innenseite angegeben;
                              									übrigens soll gar keine Deckung erforderlich sein.
                           Wenn die Theile die in Fig. 19 dargestellte Lage
                              									haben, d.h. der vordere Cylinder A gerade auf halbem
                              									Hube steht, so wird derselbe beim Oeffnen des Dampfventiles vollen Druck erhalten
                              									und die Kurbel nach der Richtung des Pfeiles drehen. Der Schieber der hinteren
                              									Maschine steht in diesem Momente in mittlerer Stellung. Sowie sich aber das vordere
                              									Querhaupt nach rechts bewegt, wirkt es durch die Welle g und die Hebel f und h1 auf diesen Schieber ein, und bringt
                              									denselben rasch in die Stellung, wobei er am weitesten offen ist. Es geschieht dies
                              									sehr rasch, theils weil das Querhaupt einer Maschine die gröſste Geschwindigkeit in
                              									der Mitte seines Hubes hat, und theils, weil der Zapfen des Querhauptes in seiner
                              									mittleren Stellung mit dem kürzesten Arme auf den ⊤-Hebel
                              									einwirkt. Sobald das Querhaupt am Ende seines Hubes angekommen ist, wirkt es auf den
                              									gröſsten Hebelarm des ⊤-Hebels, weshalb die Bewegung des
                              									Schiebers an den Enden seines Hubes, wenn die Dampfwege ganz offen sind, am
                              									langsamsten wird.
                           Nach diesen Angaben müſste die Steuerung also, wenn die Pleuelstangen unendlich lang
                              									wären, auf beiden Kolbenseiten ein gewisses Zurückbleiben des Schiebers statt eines
                              									Voreilens bewirken. Der Einfluſs der endlichen Länge der Pleuelstange bewirkt aber, daſs
                              									die Kurbel B, welche den todten Punkt bereits
                              									überschritten hat, wenn A den der Mittelstellung des
                              									Kolbens entsprechenden Platz einnimmt, noch nicht bis zum todten Punkte gelangt ist,
                              									wenn A und B in die
                              									Stellungen A1 und B1 eingetreten sind
                              									(etwa 180° später). In diesem Falle ist also der Schieber für die hintere Maschine
                              									noch nicht im todten Punkte, wenn der ihn regierende ⊤-Hebel seine Mittelstellung einnimmt. Das Nacheilen wird also in diesem Falle
                              									ein geringeres, bezieh. es wird sich dasselbe bei der kleinen Deckung und der
                              									verhältniſsmäſsig raschen Bewegung des Gleitstückes im ⊤-Hebel wahrscheinlich in ein Voreilen verwandeln, während auf der anderen
                              									Kolbenseite sich aus gleichen Gründen das Nacheilen noch vermehrt. Dieser Umstand
                              									muſs als ein groſser Fehler der vorbeschriebenen Steuerung angesehen werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
