| Titel: | F. X. Komarek's Dampfmotor. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 156 | 
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                        F. X. Komarek's Dampfmotor.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									9.
                        Komarek's Dampfmotor.
                        
                     
                        
                           Der Dampfmotor von F. X. Komarek in Wien besteht aus
                              									einem stehenden Kessel und einer liegenden Maschine, welche beide auf einem
                              									gemeinsamen, schweren guſseisernen Sockel angeordnet sind; im Uebrigen sind Maschine
                              									und Kessel völlig getrennt und nur durch das Dampf- und Speiserohr verbunden.
                           Der Kessel besitzt eine centrale, etwas kegelförmige Feuerbüchse, aus welcher eine
                              									gröſsere Anzahl kupferner, wagerechter Siederöhren radial nach auſsen geht. Umgeben
                              									wird derselbe von einem doppelten, mit Holzasche ausgefüllten Blechmantel. Fast die
                              									ganze äuſsere Oberfläche dieses Kessels ist als Heizfläche ausgenutzt; die
                              									Feuergase, welche durch die quer durch den Kessel gehenden Kupferrohre in den Raum
                              									zwischen Kessel und Mantel gelangen, erwärmen die äuſsere Kesselfläche und ziehen in
                              									der Ebene der Rostfläche in den Schlot. Ein abschraubbarer guſseiserner Deckel
                              									erlaubt den Zugang zum Inneren des Kessels behufs der Reinigung; von auſsen läſst
                              									sich dieselbe nach Wegnahme des zweitheilig hergestellten Mantels leicht vollziehen.
                              									Eben so einfach erfolgt das Nachdichten der Siederohre nach auſsen bezieh. nach
                              									Einsteigen durch den Aschenfall in die Feuerbüchse auch von innen. Behufs Ausputzens
                              									von Rufs sind im Rauchmantel an mehreren Stellen Putzöffnungen angebracht. Auſserdem
                              									besitzt der Kessel einen Ausblasehahn, sowie mehrere Waschluken.
                           Der Kesselsteinbildung ist dadurch vorgebeugt, daſs das Speisewasser zuerst in einem
                              									Behälter durch Auspuffdampf vorgewärmt wird. Dieser Behälter oder Vorwärmer, welcher
                              									zugleich den Sockel für Kessel und Maschine bildet, ist geräumig genug, so daſs das
                              									Wasser hinlänglich Zeit hat, seine Schlamm bildenden Bestandtheile abzusetzen. Aus
                              									dem Vorwärmer befördert die Speisepumpe das Wasser in einen Kasten, welcher oberhalb
                              									der Feuerbüchse im Kessel sich befindet, wo die Reinigung des Speisewassers in der
                              									Weise beendet wird, daſs die festen Bestandtheile, welche sich noch im Wasser
                              									vorfinden, durch die rasche Erwärmung ausgeschieden und im Kasten aufgefangen
                              									werden. Die Erfahrung hat gezeigt, daſs dieser Schlammfänger je nach Beschaffenheit
                              									des Wassers in 8 bis 12 Wochen gereinigt werden muſs und sich an die Kesselwandungen
                              									nur sehr wenig Stein absetzt.
                           Der Dampfkessel besteht aus steyrischem Fluſseisen; er hat 19qm Heizfläche und arbeitet mit einem Drucke von
                              										6at.
                           Die Dampfmaschine besitzt, wie der Grundriſs (Fig. 2 Taf. 9) zeigt, ein
                              									Bajonnetbett mit freitragend angeschraubtem Cylinder; sie macht 80 Umdrehungen in
                              									der Minute. Gesteuert wird dieselbe durch eine Ventilsteuerung, welche unmittelbar
                              									durch den Regulator beeinfluſst wird. Der Cylinder hat 340mm Bohrung und 400mm Hub. Weitere wesentliche Abmessungen sind:
                           
                           
                              
                                 Schwungrad-Durchmesser
                                 
                                    mm
                                    
                                 1750
                                 
                              
                                 Riemenscheiben-Durchmesser
                                 „
                                 1000
                                 
                              
                                 Riemenscheiben-Breite
                                 „
                                   330
                                 
                              
                                 Gesammtlänge des Motors
                                 „
                                 2500
                                 
                              
                                 Gesammtbreite    „      „
                                 „
                                 3000
                                 
                              
                                 Gesammthöhe     „      „
                                 „
                                 3800
                                 
                              
                                 Bruttogewicht
                                 
                                    k
                                    
                                 7000.
                                 
                              
                           Die Maschine treibt in der Reparaturwerkstätte Neu-Sandeg der k.
                              									k. österreichischen Staatsbahn 2 Drehbänke für Eisenbahnwagenräder, 1
                              									Locomotivräder-Drehbank, 9 Leitspindel-Drehbänke verschiedener Gröſse, 3
                              									Bohrmaschinen, 1 Hobelmaschine, 3 Feilmaschinen, 1 Kreissäge, 1 Ventilator für
                              									Schmiedefeuer und 1 Farbenreibmühle, und braucht auf 10 Stunden sammt Anheizen 16
                              									Körbe Braunkohlen von je 25k Gewicht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
