| Titel: | Ueber die Einwirkung der Schwefelsäure auf Ozokerit; von Roman Zaloziecki, Assistent an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg. | 
| Autor: | Roman Zaloziecki | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 178 | 
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                        Ueber die Einwirkung der Schwefelsäure auf
                           								Ozokerit; von Roman Zaloziecki, Assistent an der k. k. technischen Hochschule in
                              								Lemberg.
                        Zaloziecki, über die Einwirkung der Schwefelsäure auf
                           								Ozokerit.
                        
                     
                        
                           Es ist allgemein bekannt, daſs die Ausbeute an Ceresin bei der Einwirkung von
                              									Schwefelsäure auf Erdwachs sich sehr unvortheilhaft herausstellt; denn 80 bis 85
                              									Proc. an gelbem oder 70 bis 75 Proc. an weiſsem Producte müssen als Maximalresultate
                              									betrachtet werden, welche man nur bei sehr sorgfältigem Extrahiren der
                              									Fabrikationsrückstände erreichen kann. Weil jedoch die Mehrzahl der Fabriken sich
                              									fast ausschlieſslich der Schwefelsäure zur Reinigung des Erdwachses bedient, war die
                              									Feststellung der Bedingungen, welche auf die Verkleinerung oder Vergröſserung der
                              									Ausbeute von Einfluſs sind, angezeigt.
                           Im Allgemeinen kann man zwei Darstellungsmethoden unterscheiden, deren
                              									Verschiedenheit in der Temperatur, welche bei der Zersetzung mit Schwefelsäure
                              									eingehalten wird, begründet ist. Nach der ersten in kleineren Fabriken hier und da
                              									gebräuchlichen Methode erwärmt man den Ozokerit mit Schwefelsäure bei niederen
                              									Temperaturen in Grenzen von 100 bis 120° durch längere Zeit und scheidet die am
                              									Boden angesammelte schwere Masse, welche Schwefelsäure und die darin aufgelösten
                              									Verunreinigungen enthält, ab. Die zweite Methode gründet sich auf die Einwirkung von
                              									Schwefelsäure in höheren Temperaturen (160 bis 200°), somit auf eine tiefer gehende
                              									Zersetzung des Erdwachses, und ist in gröſseren Fabriken fast ausschlieſslich im
                              									Gebrauche.
                           
                           Obwohl das erstgenannte Verfahren bezüglich der Ausbeute günstigere Conjuncturen
                              									zuläſst, hat dasselbe doch in Folge der Schwierigkeiten, welche die weitere
                              									Reinigung des Productes mit sich bringt, keine gröſsere Verbreitung gefunden. Wie
                              									oben erwähnt, sammelt sich nach beendigter Operation am Boden des Gefäſses eine
                              									theerige schwere Schicht, welche sich theilweise in der darüberstehenden
                              									geschmolzenen Erdwachsmasse auflöst, dieselbe schwarz färbt und nur schwierig daraus
                              									sich abscheiden läſst. Das Klären der schwarzen Masse, selbst nach längerem Erwärmen
                              									und Absetzenlassen, ist so unvollkommen, daſs man zum Abscheiden des aufgelösten
                              									färbenden Antheiles zur Anwendung fremder Körper Zuflucht nehmen muſs, wodurch die
                              									Arbeit mühsam und kostspielig gemacht wird. Von allen zu diesen Zwecken
                              									vorgeschlagenen Mitteln hat sich das Verseifen am besten bewährt, d. i. die Bildung
                              									eines Seifenbreies innerhalb der Masse, welcher, sich in Flocken ausscheidend,
                              									mechanisch die suspendirten Verunreinigungen mitnimmt und sich am Boden entweder
                              									freiwillig oder durch Aussalzen absetzt. Die Verseifung muſste öfters vorgenommen
                              									werden, wodurch Arbeit und Kosten sich vergröſserten, und man Einbuſse an fertigem
                              									Materiale, von dem ein Theil mit den Unreinigkeiten immer abgeführt wurde, erfahren
                              									hat. Die ausgesprochen schwache Seite dieser Methode ist demnach die Schwierigkeit
                              									des Abklärens, und obendrein wirkt die Schwefelsäure in niederen Temperaturen minder
                              									energisch auf Sauerstoff haltige Verbindungen, speciell die Farbstoffe ein, und
                              									entfernt dieselben nicht vollständig. Durch Erhöhung der Temperatur ändert sich
                              									vortheilhaft eine und die andere Bedingung, denn gleichzeitig mit der tieferen
                              									Zersetzung hellt sich die Farbe auf und es findet eine vollständige Abscheidung des
                              									gebleichten Productes statt. Auf dieses Verhalten stützt sich die zweite
                              									Methode.
                           Man könnte für die Reactionen, die bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf Erdwachs
                              									eintreten, folgende Erklärung aufstellen. Im ersten Falle, bei niederen
                              									Temperaturen, bilden sich vorzugsweise Sulfosäuren einiger Bestandtheile des
                              									Erdwachses; dagegen wird verhältniſsmäſsig wenig organische Substanz zersetzt, d.h.
                              									wenig Kohle, Wasser und Schwefeldioxyd gebildet. Die Sulfosäuren und die
                              									überschüssige Schwefelsäure bilden mit dem äuſserst fein vertheilten Kohlenstoffe
                              									einen Theer, welcher sich theilweise in der Hauptmasse auflöst und schwer
                              									auszuscheiden ist. Bei höheren Temperaturen zersetzen sich die ursprünglich
                              									gebildeten Sulfosäuren, wahrscheinlich unter Regeneration der Componenten und die
                              									Schwefelsäure wirkt energisch zersetzend auf gewisse Bestandtheile des Erdwachses
                              									(in erster Linie auf Sauerstoff haltige Verbindungen), dieselben unter Abscheidung
                              									von Kohle oxydirend, während sie selbst zu schwefliger Säure reducirt wird, welche
                              									in dieser Phase des Prozesses in reichlichen Mengen auftritt. Nach beendigter
                              									Reaction verschwindet daher ein groſser Theil des Theeres und werden statt dessen
                              									feste Massen von Kohle gebildet, welche, sich zusammenballend, die zurückgebliebenen theerigen
                              									Theilchen einschlieſsen und mit absetzen.
                           Die eintretenden Reactionen könnte man allgemein durch folgende Formeln
                              									ausdrücken:
                           
                              
                                  I. Phase:
                                 1)
                                    												\mbox{C}_n\mbox{H}_{(2\,n-r)}+p\,\mbox{SO}_4\mbox{H}_2=\mbox{C}_n\mbox{H}_{2\,n-(r+p)}\mbox{SO}_3\mbox{H}+p\,\mbox{H}_2\mbox{O}.
                                 
                              
                                 II. Phase:
                                 2)
                                    												\mbox{C}_x\mbox{H}_y\mbox{O}_z+\frac{y-2\,z}{2}\,\mbox{SO}_4\mbox{H}_2=x\,\mbox{C}+\frac{y-2\,z}{2}\,\mbox{SO}_2+\left(\frac{y-2\,z}{2}+z\right)\,\mbox{H}_2\mbox{O},
                                 
                              
                                 
                                 3)
                                    												\mbox{C}_n\mbox{H}_{2\,n-p}+\frac{2\,n-p}{2}\,\mbox{SO}_4\mbox{H}_2=n\,\mbox{C}+\frac{2\,n-p}{2}\,\mbox{SO}_2+\frac{2\,n-p}{2}\,\mbox{H}_2\mbox{O}
                                 
                              
                                 
                                 4)
                                    												\mbox{C}_n\mbox{H}_{2\,n-(r-p)}\mbox{SO}_3\mbox{H}+p\,\mbox{H}_2\mbox{O}=\mbox{C}_n\mbox{H}_{2\,n-r}+p\,\mbox{SO}_4\mbox{H}_2.
                                 
                              
                           Die Ursache des Zerfalles der Sulfosäuren ist in der Gegenwart von Wasser zu suchen,
                              									welches durch Verkohlung der organischen Substanz, in erster Linie der Farbstoffe
                              									und der Sauerstoff haltigen Körper, in gröſseren Mengen gebildet wird und in Form
                              									des überhitzten Dampfes die Zersetzung bedingt.
                           Die Qualität und Quantität des Ceresins sind abhängig sowohl von der Erdwachssorte,
                              									wie auch von der Menge und Concentration der Säure, sowie von der Temperatur. Wenn
                              									man vom Rohmateriale absieht, so kann man die allgemeine Behauptung aufstellen, daſs
                              									die Qualität des Productes um so besser sein wird, je mehr Schwefelsäure verwendet
                              									wird oder je gröſser die Concentration derselben ist, bei gleichzeitiger
                              									Verminderung der producirten Quantität. Es ist schwierig bezüglich der Procente der
                              									Säure irgend welche feste Normen aufzustellen, im besten Falle kann allgemein
                              									geurtheilt werden, daſs je heller eine Ozokeritsorte, desto weniger Schwefelsäure
                              									für dieselbe anzuwenden ist. Der Zusatz von Schwefelsäure wird sich in Grenzen von
                              									15 bis 50 Proc. bewegen, wenn man mit Säure von 66° B.
                              									arbeitet, und vermindert sich, sobald die ganze Menge oder ein Theil der englischen
                              									durch rauchende Säure vertreten wird.
                           Der Verarbeitung eines Quantums einer Ozokeritgattung im Groſsen entspricht die
                              									Ausführung einer Probe im Kleinen am meisten, wenn man die Zusätze von Schwefelsäure
                              									stufenweise vergröſsert. Die auf solche Weise erhaltenen Resultate lassen sich dann
                              									dem Groſsbetriebe anpassen. Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Temperatur, bei
                              									welcher der Prozeſs ausgeführt wird, denn die Wirkung der Schwefelsäure wird durch
                              									Zufuhr von Wärme gesteigert. Demgemäſs schlieſst die Erhöhung der Temperatur eine
                              									Verminderung des Schwefelsäurezusatzes unter sonst gleichen Bedingungen in sich,
                              									d.h. es steht dem Fabrikanten die Wahl frei zwischen einem höheren Procentsatze
                              									Schwefelsäure bei verhältniſsmäſsig niederer und einer kleineren Schwefelsäuremenge
                              									bei höherer Temperatur. Weil mir jedoch die Feststellung des Einflusses der
                              									Temperatur auf Qualität und Quantität des Ceresins von Wichtigkeit schien, habe ich
                              									denselben durch vergleichende Proben ermittelt und gebe die Resultate im
                              									Nachfolgenden an. Zunächst habe ich die Gewichtsverluste beim Erwärmen des Erdwachses für
                              									sich in Temperaturgrenzen von 10 zu 10° in der Weise bestimmt, daſs die einzelnen
                              									Portionen zu 50g einer und derselben Sorte in
                              									offenen gewogenen Gefäſsen während einer Stunde auf 160, 170, 180, 190 und 200°
                              									erwärmt und darauf nochmals gewogen wurden.
                           
                              
                                 Temperatur
                                 Gewichtsverlust in Proc.
                                 
                              
                                   160°
                                 5,74
                                 
                              
                                 170
                                 6,32
                                 
                              
                                 180
                                 7,65
                                 
                              
                                 190
                                 8,44
                                 
                              
                                 200
                                 9,59.
                                 
                              
                           Darnach wurden frische Portionen zu 50g Ozokerit
                              									mit 15g (30 Proc.) Schwefelsäure von 66° B. zu den oben angegebenen Temperaturen während
                              									derselben Zeit erwärmt und wiederum die Gewichtsverluste bestimmt:
                           
                              
                                 Temperatur
                                 Gewichtsverlust in g
                                 Gewichtsverlust in Proc.
                                 
                              
                                   140°
                                   4,76
                                   7,17
                                 
                              
                                 150
                                   8,21
                                 12,63
                                 
                              
                                 160
                                 11,50
                                 17,69
                                 
                              
                                 170
                                 12,89
                                 19,67
                                 
                              
                                 180
                                 14,83
                                 22,81
                                 
                              
                                 190
                                 16,99
                                 27,67
                                 
                              
                                 200
                                 18,77
                                 28,88.
                                 
                              
                           In diesen Zahlen sind natürlich auch die der ersten Zusammenstellung enthalten;
                              									subtrahirt man daher von den zweiten die ersten, so bekommt man neue Zahlen, welche
                              									den durch die Zersetzung der Schwefelsäure bedingten Gewichtsverlust, demnach
                              									schweflige Säure und Wasser (welches entweder als Hydratwasser ursprünglich
                              									enthalten oder bei der Reaction erst entstanden ist) ausdrücken.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Subtrahirt von 30 Proc.
                                 
                              
                                 Bei
                                 160°
                                 17,69 – 5,74 = 11,95
                                 18,05
                                 
                              
                                 „
                                 170
                                 19,67 – 6,32 = 13,35
                                 16,65
                                 
                              
                                 „
                                 180
                                 22,81 – 7,65 = 15,16
                                 14,84
                                 
                              
                                 „
                                 190
                                 27,67 – 8,44 = 19,23
                                 10,77
                                 
                              
                                 „
                                 200
                                 28,88 – 9,59 = 19,29
                                  10,71.
                                 
                              
                           Diese Differenzen könnten annähernd als derjenige Antheil Schwefelsäure betrachtet
                              									werden, welcher sich zersetzt hat (denn es nehmen daran Theil schweflige Säure,
                              									Hydratwasser von H2SO4 und Sauerstoff, auch derselben Quelle entnommen, wohingegen der ihm
                              									zugehörige Wasserstoff seines geringen Gewichtes wegen vernachlässigt werden kann).
                              									Zieht man diese Mengen von den ursprünglich zugegebenen 30 Proc. ab, so kann auch
                              									derjenige Antheil, welcher unzersetzt zurückbleibt, bestimmt werden, wie es in der
                              									letzten Columne geschehen ist.
                           Schlieſslich wurde die Procentausbeute an Ceresin, welches in jedem der einzelnen
                              									Fälle sich bildete, bestimmt. Zu diesem Zwecke habe ich, wie früher angegeben, die
                              									mit Schwefelsäure behandelten Portionen mit 20 Proc. Blutlaugensalzrückständen
                              									neutralisirt und aus der gut und gleichmäſsig durchgemischten Masse kleinere
                              									gewogene Antheile im Extractionsapparate mit Benzin bis zum constanten Gewichte
                              									extrahirt und durch
                              									Zurück wägen der Rückstände aus der Differenz die Menge des Ceresins bestimmt. Die
                              									erhaltenen Resultate gebe ich in der folgenden Zusammenstellung an:
                           
                              
                                 Bei
                                 140°
                                 die Masse lieſs sich nicht filtriren
                                 
                              
                                 „
                                 150
                                 die Masse war schwer filtrirbar und von gelber Farbe
                                 
                              
                                      
                                 
                                 a
                                     b
                                 
                              
                                 „
                                 160
                                 68,55
                                 69,70 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 170
                                 69,79
                                 69,10    „
                                 
                              
                                 „
                                 180
                                 68,68
                                 69,37    „
                                 
                              
                                 „
                                 190
                                 69,17
                                 69,37    „
                                 
                              
                                 „
                                 200
                                 71,86
                                 71,08    „
                                 
                              
                           Aus diesen Bestimmungen folgt die Thatsache, daſs die Ausbeute in weiten
                              									Temperaturgrenzen (160 bis 200°) sich fast gleich bleibt und bei der oberen sogar
                              									gröſser ist, wie bei der unteren. Es erscheint das eigenthümlich, da wir gewohnt
                              									sind, anzunehmen, daſs in höheren Temperaturen mehr Material zersetzt wird und für
                              									die Ausbeute verloren geht. Da nun die Richtigkeit letzteren Satzes nicht zu leugnen
                              									ist, so muſs die Erklärung in anderen Ursachen gesucht werden und deshalb habe ich
                              									die bereits mitgetheilte Voraussetzung gemacht, daſs mit der Erhöhung der Temperatur
                              									ein groſser Theil der ursprünglich gebildeten Sulfoverbindungen unter Regeneration
                              									der Schwefelsäure und Kohlenwasserstoffe zersetzt wird. Bei der Einwirkung von
                              									Schwefelsäure in hohen Temperaturen finden wahrscheinlich 2 Reactionen statt. Eine
                              									bedingt eine vollständige Zersetzung der organischen Substanz mit Ausscheidung von
                              									Kohle und Bildung von H2O und SO2, sie ist die Quelle des Verlustes, die andere
                              									besteht in der Spaltung der Sulfosäuren mit Rückbildung von einzelnen Bestandtheilen
                              									und muſs als die Quelle des Zuwachses angesehen werden. Wenn zwischen den Producten
                              									der beiden Reactionen Gleichgewicht herrscht, so ändert sich das Verhältniſs der
                              									Ausbeute nur unwesentlich, wie ich das bei meinen Versuchen erfahren habe.
                           Das angegebene quantitative Verhältniſs der Ceresinausbeute in verschiedenen
                              									Temperaturen ändert sich noch mehr zum Vortheile der oberen Grenze, wenn man
                              									gleichzeitig Rücksicht nimmt auf die Vergröſserung des Gewichtsverlustes durch
                              									Verflüchtigung in höheren Temperaturen, oder wenn man die Procente nicht auf die
                              									ursprüngliche, sondern auf die rückständige Erdwachsmasse berechnet. Bei Einführung
                              									dieser Correctur erhält man dann folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 a
                                    b
                                 
                              
                                 Bei
                                 160°
                                 72,72
                                 73,94 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 170
                                 74,50
                                 73,76    „
                                 
                              
                                 „
                                 180
                                 74,45
                                 75,20    „
                                 
                              
                                 „
                                 190
                                 75,55
                                 75,53    „
                                 
                              
                                 „
                                 200
                                 79,49
                                 78,62    „
                                 
                              
                           Vom praktischen Standpunkte hat diese Thatsache ihre Bedeutung und erlaubt ohne
                              									Bedenken die Erhöhung der Temperatur bis zu solchen Grenzen, wo der Prozeſs
                              									energisch, leicht und rasch ausgeführt werden kann, selbst bei Anwendung geringerer
                              									Mengen Schwefelsäure. In weiterer Consequenz könnte man auf Grund dessen die Methode in der Weise abändern,
                              									daſs man dieselbe in zwei Operationen zerlegt und zwar in eine, die die Vernichtung
                              									des Farbstoffes, bei gleichzeitiger Bildung von Sulfoverbindungen zum Zwecke hat und
                              									eine zweite, der die Zerlegung der letzteren und die Beschleunigung des Klärens als
                              									Aufgabe zufällt. Die im kleinen Maſsstabe ausgeführten Proben haben sich gut bewährt
                              									und bin ich auf folgende Art vorgegangen: Eine gröſsere Portion Erdwachs wurde
                              									während 1 Stunde mit Schwefelsäure auf 140 bis 150° erwärmt und darauf die Masse in
                              									2 Theile getheilt. In einer Portion habe ich nach der Neutralisation mit
                              									Blutlaugensalzrückständen direkt die Procente Ceresin bestimmt, in der anderen erst
                              									nach vorhergegangener Behandlung mit überhitztem Wasserdampfe. Das direkt bestimmte
                              									Ceresin war schwer abzuscheiden und zu filtriren, hatte eine gelbliche Farbe und
                              									wurde in einer Menge von 68,54 Proc. erhalten. Die mit überhitztem Wasserdampfe
                              									behandelte Masse hatte sich gut geklärt, war vollständig weiſs und entsprach die
                              									Ausbeute 74,36 Proc. Eine andere, bessere Sorte Ozokerit hat sich ähnlich verhalten
                              									und lieferte in einem 80,03, im anderen Falle 86,93 Proc. Ceresin. Versuchswürdig
                              									immerhin wären Proben im Groſsbetriebe, besonders da der Ceresinfabrikant mit jedem
                              									einzelnen Procent der fertigen Waare zu rechnen hat.
                           Die nach dem Abscheiden von Ceresin zurückbleibende theerige Masse enthält noch eine
                              									ansehnliche Menge Schwefelsäure sowohl in freiem Zustande (wovon man sich leicht
                              									überzeugen kann), wie auch in Form von Doppelverbindungen. Annähernd kann man auf
                              									diese Menge schlieſsen mit Benutzung der oben angegebenen Tabelle, in welcher von
                              									dem Quantum der ursprünglich zugesetzten Säure die Gewichtsverluste beim Erwärmen
                              									abgezogen worden sind. Diese saure Masse bezieh. die in ihr enthaltene Schwefelsäure
                              									lieſse sich vortheilhaft verwenden zum Reinigen frischer Partien Erdwachs, wie ich
                              									das versuchsweise auf folgende Art festgestellt habe: Zu dem Rückstande nach dem
                              									Abdecantiren der flüssigen Ceresinmasse wurde eine neue Portion rohes Erdwachs
                              									hinzugegeben und bei derselben Temperatur wie vorher durch längere Zeit erwärmt. Der
                              									anfangs dunkel gefärbte Inhalt klärte sich, war leicht abzuscheiden und durch
                              									bedeutendes Lichterwerden der Farbe ausgezeichnet. Nach wiederholten Versuchen habe
                              									ich mich überzeugen können, daſs die sauren Rückstände sich mit Vortheil zur
                              									weiteren Verarbeitung verwenden lieſsen. Die Ursache davon ist wahrscheinlich in
                              									mehreren Punkten zu suchen, und zwar enthalten dieselben 1) noch eine ansehnliche
                              									Menge freier Schwefelsäure, 2) zersetzt beim Einbringen einer neuen Portion Erdwachs
                              									das darin niemals fehlende Wasser bei höherer Temperatur die Sulfosäuren unter
                              									Abscheidung von Schwefelsäure und 3) wirkt der schwere, schwammige Niederschlag
                              									günstig beim Klären ein, indem er die ausgeschiedenen Theilchen aufsaugt und mit
                              									niederreiſst.
                           
                           Dem Fabrikationsbetriebe lieſsen sich diese Beobachtungen in folgender, etwas
                              									abgeänderter Form anpassen. In die Säurekessel bringt man die halbe Charge Erdwachs
                              									ein, erhitzt bis zur Reactionstemperatur und gieſst nur die der einen Hälfte
                              									entsprechende Schwefelsäuremenge hinzu. Nach beendigter Reaction wird die zweite
                              									Hälfte Erdwachs eingegeben und einige Zeit auf derselben Temperatur erhalten. Zur
                              									Beendigung der Operation führt man noch etwa 5 Proc. Schwefelsäure zu und überläſst
                              									nach gehörigem Durcharbeiten der Ruhe zum Zwecke der Klärung. Auf diese Art
                              									verwendet man den sauren Rückstand, der in der ersten Phase des Prozesses gebildet
                              									wurde, und macht in Folge dessen Ersparnisse an Schwefelsäure; denn angenommen, zur
                              									Verarbeitung einer gewissen Sorte Erdwachs seien 30 Proc. Schwefelsäure nöthig, so
                              									gibt man bei dieser Arbeitsweise zuerst nur die Hälfte, d. i. 15 Proc., und zum
                              									Schlusse noch 5 Proc., zusammen also nur 20 Proc. zu, was einer Ersparniſs von 10
                              									Proc. Schwefelsäure und folgerichtig auch einer Verminderung der Abfälle
                              									gleichkommt.
                           Lemberg, Versuchsstation für Petroleumproducte, im April 1887.