| Titel: | Bestimmung des Schwefelgehaltes im Pyrit. | 
| Autor: | P. Naef | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 321 | 
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                        Bestimmung des Schwefelgehaltes im
                           								Pyrit.
                        Bestimmung des Schwefelgehaltes im Pyrit.
                        
                     
                        
                           Obschon in neuerer Zeit sehr viel über die Analyse von Pyriten geschrieben worden
                              									ist, zeigen nach J. W. Westmoreland (Journal of the Society
                                       										of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 84) die Ergebnisse verschiedener
                              									Chemiker oft auch jetzt noch bedeutende Abweichungen. Wenn auch Teschemacher und Smith
                                 										(Chemical News Bd. 24 S. 61) wie auch Deutecom
                              									(vgl. 1880 237 308) darauf aufmerksam gemacht haben, daſs
                              									vor der Fällung mit Chlorbarium alle Salpetersäure entfernt werden muſs, soll es
                              									auch heute noch vorkommen, daſs in Handelslaboratorien Bariumsulfat in
                              									salpetersaurer Lösung gefällt wird. Lunge (vgl. 1880
                              										235 471) verwirft die Aufschlieſsung von Pyrit durch
                              									Schmelzen mit Alkalien, weil auch der an Blei und Zink gebundene Schwefel, welcher
                              									für die Schwefelsäurefabriken nutzlos ist, mit bestimmt wird. Nach Westmoreland's Ansicht soll aber, wie von Clark (vgl. 1885 257 120)
                              									schon früher behauptet worden ist, der an Blei und Kalk gebundene Schwefel, auch
                              									beim Aufschlieſsen nach Lunge's (vgl. G. Lunge 1881 239 392)
                              									Methode mit bestimmt werden.
                           J. Pattinson (Journal of the Society of Chemical
                                 										Industrie, 1885 Bd. 4 S. 724) hat gezeigt, daſs die nach Clark's und dem neuen Verfahren von Lunge erhaltenen Endzahlen übereinstimmen. Nach Westmoreland gibt aber auch das alte Verfahren von Lunge, bei welchem die Schwefelsäure in Eisen haltiger
                              									Lösung mit Chlorbarium gefällt wird, völlig übereinstimmende Ergebnisse mit dem
                              									neuen Verfahren, bei welchem zuerst das Eisen mit Ammoniak gefällt wird. So ergab
                              									z.B. eine Flüssigkeit, welche durch Auflösen von reinem Schwefel und Zumischen von
                              										Eisen-, Blei-,
                              									Kupfer- und Zinksalzen erhalten wurde, bei Bestimmung nach dem alten Verfahren einen
                              									Gehalt von 4,985 und 4g,988 und nach dem neuen
                              									Verfahren 4,997, 5,000, 5,012 und 5g,019 Schwefel.
                              									Auch bei der Bestimmung der im gleichen Verhältniſs, wie sie im Pyrit vorkommen,
                              									zugefügten Metalle wurden in beiden Fällen sehr übereinstimmende Zahlen
                              									erhalten.
                           Sehr vorsichtig muſs – nach Westmoreland – beim
                              									Auswaschen des Bariumsulfatniederschlages mit Salzsäure verfahren werden, da leicht
                              									Sulfat in Lösung geht. So kann es vorkommen, daſs beim Auswaschen des Niederschlages
                              									mit viel Säure in dem Waschwasser in dem völlig klaren Filtrat, bei weiterem Zusätze
                              									von Chlorbarium ein bedeutender Niederschlag entsteht. Folgende Versuche mit Pyrit
                              									zeigen den bedeutenden Einfluſs des Waschens mit Salzsäure.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Bei Behandlung mit Salzsäure
                                 
                              
                                 Lunge's
                                    											altesVerfahren
                                 NeuesVerfahren
                                 Im Nieder-schlag
                                 Im Wasch-wasser
                                 Gesammt-schwefel
                                 
                              
                                 50,1450,10
                                 50,08
                                 48,61
                                 1,105
                                 50,12
                                 
                              
                                 44,95
                                 44,9844,88
                                 43,57
                                 1,005
                                 44,95
                                 
                              
                                 49,29
                                 49,25
                                 48,01
                                 1,045
                                 49,44
                                 
                              
                           Nach Westmoreland ist es bei Lunge's Verfahren unmöglich, alle Salpetersäure durch einmaliges
                              									Eindampfen auszutreiben. Der Eisenoxydniederschlag soll immer auf Schwefelsäure
                              									untersucht werden, da er dieselbe hartnäckig zurückhält. Aus folgenden Analysen von
                              									Pyritrückständen geht hervor, daſs dieselben bedeutend mehr Schwefel als
                              									Schwefelsäure enthalten, als dem vorhandenen Kupfer, Blei, Zink und Kalk
                              									entspricht.
                           Rückstand von Rio Tinto Pyrit 6,10 Proc. SO3 5,19 SO3
                              									entsprechen (nach Gibbs) dem vorhandenen Blei, Kupfer,
                              									Zink, Kalk
                           Rückstand von Tharsis Pyrit 5,25 Proc. SO3 3,71 SO3
                              									entsprechen (nach Gibbs) dem vorhandenen Blei, Kupfer,
                              									Zink, Kalk
                           Rückstand von Mason's Pyrit 5,80 Proc. SO3 3,87 SO3
                              									entsprechen (nach Gibbs) dem vorhandenen Blei, Kupfer,
                              									Zink, Kalk
                           Rückstand von St. Domingo Pyrit 3,66 Proc. S 2,59 S
                              									entsprechen (nach PhillipsDer Umstand, daſs ein groſser Theil des Schwefels in Pyritrückständen als
                                       												Sulfat vorhanden ist, macht sich namentlich bei gut ausgebrannten
                                       												Rückständen von Feinkies bemerkbar. So ergaben 4 Proben von Rückstand am
                                       												Lyoner Kies vor und nach Waschen mit Wasser folgenden
                                       												Schwefelgehalt:VorNachWaschen mit Wasser  0,950,5Proc.„1,00,4Proc.„0,90,5Proc.„0,80,5Proc.„In gut gebrannten Rückständen ist also etwa die Hälfte alles Schwefels
                                       												Form löslicher Sulfate (namentlich Eisensulfat) vorhanden. Dieser
                                       												Umstand kann zu Nutze gezogen werden, indem man die Rückstände durch
                                       												Waschen mit Wasser von einem groſsen Theile des Schwefels befreit und so
                                       												zu einen für die Eisenindustrie werthvolleren Material macht. Auch aus
                                       												Pyrit lassen sich mit Wasser oft Sulfate ausziehen.) dem
                              									vorhandenen Blei, Kupfer, Zink, Kalk.
                           Die Rückstände von einem norwegischen Pyrit enthielten
                              									6,56 Proc. SO3, wovon 3,69 Proc. an Blei, Kupfer und
                              									Kalk und 2,87 Proc. an Zink gebunden waren. Der Gehalt an Zinkoxyd betrug aber 6,46
                              									Proc., entsprechend 6,38 Proc. SO3. In diesem Falle
                              									scheint daher ein Theil des Zinksulfates im Pyritofen zersetzt worden zu sein. Bei
                              									spanischen Pyriten ist, wie aus den Analysen derselben hervorgeht, der durch Zink
                              									entstehende Schwefelverlust bedeutend gröſser als der von Kalk und Blei herrührende.
                              									Da die Menge des an Kalk und Blei gebundenen Schwefels jedenfalls immer mit bestimmt
                              									wird, wäre es nach Westmoreland's Ansicht besser, in
                              									den Fällen, wo die Rückstände an die Kupferhütten zurückgehen, den in den
                              									Rückständen bleibenden Schwefel bis auf eine bestimmte Grenze in Abzug zu bringen,
                              									oder in anderen Fällen den an Blei, Kalk und Zink gebundenen Schwefel nicht mit in
                              									Rechnung zu ziehen. In diesem Falle hätte der Schwefelsäurefabrikant nur den ihm
                              									nutzbaren Schwefel zu bezahlen.
                           G. Lunge weist im Journal of the
                                 										Society of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 96 die von J. C. Welch (Analyst 1886 S. 209) gegen sein Verfahren
                              									zur Schwefelbestimmung in Pyrit gemachten Einwürfe zurück. Auch Welch hat wie Westmoreland
                              									    und Clark (1886 260 182 bez. 1885 257 120) behauptet, daſs auch der an Blei gebundene
                              									Schwefel nach Lunge's Verfahren mit bestimmt wird.
                              									Versuche, welche Welch durch Behandlung von Bleisulfid
                              									mit Salpetersäure anstellte, scheinen dies in der That zu beweisen. Lunge zeigt nun aber, daſs Welch jedenfalls mit unreinem Bleisulfid gearbeitet haben muſs. Welch befindet sich auch in dem groſsen Irrthum, daſs
                              									er glaubt, Lunge verwende zur Aufschlieſsung
                              									Salpetersäure allein, während er doch durch eingehende Versuche festgestellt hat,
                              									daſs eine Mischung von 1 Th. Salzsäure und 3 Th. Salpetersäure von 1,42 specifischem
                              									Gewicht sich zur Aufschlieſsung am besten eignet.
                           Lunge lieſs durch Mohler
                              									das Verhalten von an Blei gebundenem Schwefel bei der Aufschlieſsung noch einmal
                              									genau untersuchen. Zu einer Lösung von 2g
                              									krystallisirtem Eisenvitriol (entsprechend 0g,2302
                              									Schwefel) wurden 0g,7 reine Schwefelsäure
                              									(entsprechend 0g,2286 Schwefel) gegeben. Die im
                              									Ganzen 0g,4588 Schwefel enthaltende Lösung wurde
                              									zur Oxydation des Eisenvitriols mit 10cc
                              									Salpetersäure erhitzt. Dann wurde etwa 0g,1 reines
                              									Bleisulfat zugesetzt, welches durch Fällung, Auswaschen und längeres Trocknen bei
                              									100° erhalten war, und auf dem Wasserbade bis zur völligen Austreibung der
                              									Salpetersäure verdampft, wie trockene Substanz, welche in der Zusammensetzung der
                              									durch Aufschlieſsung von 1g Blei haltigem Pyrit
                              									gewonnenen entsprach, wurde mit 100cc Wasser und
                              										1cc Salzsäure auf 90 bis 100° erwärmt, nach 10
                              									Minuten filtrirt und vollkommen ausgewaschen. Das ungelöste Bleisulfat wurde
                              									getrocknet und wieder gewogen. Bei zwei Versuchen Wurden im Durchschnitte bloſs 0g,005 Bleisulfat, entsprechend 0g,0005 Schwefel, gelöst und der
                              									Gesammtschwefelgehalt des Pyrites wurde dadurch nur um 0,05 Proc. erhöht. Die
                              									Versuche zeigen also wiederum, daſs die Löslichkeit von Bleisulfat so gering ist, daſs
                              									sie für praktische Zwecke gar nicht in Betracht kommt, und damit fallen die von Welch und jedenfalls auch die von Clark und Westmoreland
                              									aufgestellten Behauptungen dahin.
                           P. Naef.