| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 366 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 324 d.
                           								Bd.)
                        Morgen, über Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber die physiologischen Wirkungen des Branntweinfusels
                              									hat Prof. Dr. Bamberg in Stockholm an sich selbst
                              									Versuche angestellt, über welche Alexander Müller in
                              									der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 335
                              									(daselbst nach der Allgemeinen Brauer- und
                                 										Hopfenzeitung Nr. 55) berichtet. Erstgenannter Forscher genoſs sowohl
                              									fuseligen Branntwein, wie auch die hauptsächlichsten Bestandtheile desselben, also
                              									Aldehyd, Aethyl-, Propyl-, Butyl- und Amylalkohol in verschiedenen Quantitäten und
                              									beobachtete die dadurch hervorgerufenen Wirkungen. Er kommt bei seinen Versuchen zu
                              									dem Schlusse, daſs die berauschende Wirkung Hand in Hand geht mit der Flüchtigkeit
                              									der Substanzen, daſs aber die übeln Wirkungen, welche der fortgesetzte übermäſsige
                              									Genuſs von Spirituosen auf die menschliche Gesundheit ausübt, unmöglich von dem
                              									Fuselgehalte derselben innerhalb der gewöhnlichen Grenzen herrühren können, sondern
                              									vorzugsweise dem Aethylalkohole zur Last gelegt werden müssen.
                           J. Kliks macht in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 433 auf die Verluste
                              									aufmerksam, welche durch das Abfüllen und Messen von Spiritus durch Verdunstung eintreten können,
                              									und empfiehlt, zur Vermeidung dieser Verluste in der Weise zu verfahren, daſs an den
                              									Auslaufgefäſsen ein Schlauch oder Rohr befestigt wird, welcher bis auf den Boden des
                              									zu füllenden Fasses reicht, so daſs der Spiritus von unten nach oben geht. Um zu
                              									erkennen, daſs das Faſs gefüllt ist, dient ein in dem Spundloche befindlicher
                              									Schwimmer mit Signalscheibe.
                           Einige Rathschläge für Neuanlagen in Brennereien gibt
                              										Wittelshöfer
                              									in der Zeitschrift für Sjriritusindustrie, 1886 S. 341.
                              									Dieselben beziehen sich hauptsächlich auf den Henze'schen Apparat, den Vormaischbottich und den Destillirapparat. Bei
                              									erstgenanntem Apparate kommt es in erster Linie darauf an, daſs die Gröſse desselben
                              									im richtigen Verhältniſs zur Gröſse des Gährraumes steht. Dieses ist besonders bei
                              									Vergährung hochprocentiger Maischen von Wichtigkeit. Im Allgemeinen nimmt man als
                              									Norm an, daſs auf 100l Maischraum 125 bis 130l
                              									Henzeraum zu rechnen sind, nur für besondere Formen des
                              										Henze'schen Apparates, wie z.B. der rein conischen
                              									von Paucksch, ist ein gröſseres Verhätniſs nöthig.
                              									Genauere Angaben macht Verfasser in nachstehender Tabelle, zu welcher noch zu
                              									bemerken ist, daſs bei den Gewichtsangaben der obere Deckelverschluſs, die
                              									guſseiserne Conusspitze, die Füſse und die eingenieteten Stützen zu den
                              									Sperrventilen in das Gewicht mit eingerechnet sind.
                           
                              
                                 Maisch-raum
                                 Gesammtinhaltdes Henze'schenApparatesl
                                 
                                    Inhalt
                                    
                                 
                                    Höhe
                                    
                                 Durch-messermm
                                 Ge-wichtk
                                 
                              
                                 des Conusl
                                 des Cy-lindersl
                                 des Conusinmm
                                 des Cy-linders inmm
                                 
                              
                                 1200
                                 1500
                                 373
                                 1127
                                 1025
                                 1037
                                 1180
                                 1212
                                 
                              
                                 1400
                                 1750
                                 373
                                 1377
                                 1025
                                 1262
                                 1180
                                 1291
                                 
                              
                                 1600
                                 2000
                                 455
                                 1545
                                 1156
                                 1236
                                 1255
                                 1340
                                 
                              
                                 2000
                                 2500
                                 455
                                 2045
                                 1156
                                 1636
                                 1255
                                 1490
                                 
                              
                                 2400
                                 3000
                                 638
                                 2362
                                 1223
                                 1512
                                 1412
                                 1699
                                 
                              
                                 2800
                                 3500
                                 638
                                 2862
                                 1223
                                 1832
                                 1412
                                 1837
                                 
                              
                                 3200
                                 4000
                                 638
                                 3362
                                 1223
                                 2152
                                 1412
                                 1974
                                 
                              
                                 3600
                                 4500
                                 863
                                 3637
                                 1370
                                 1991
                                 1570
                                 2055
                                 
                              
                                 4000
                                 5000
                                 863
                                 4137
                                 1370
                                 2151
                                 1570
                                 2132
                                 
                              
                           In Betreff der Vormaischbottiche und zwar wesentlich nur
                              									der combinirten Maisch- und Kühlapparate sind folgende Hauptpunkte, deren
                              									Innehaltung die Fabrik garantiren muſs, hervorzuheben: Leichte Reinigungsfähigkeit
                              									des Apparates im Allgemeinen; es muſs die Möglichkeit vorhanden sein, auch an die
                              									Innenseiten der Kühltaschen leicht zu gelangen, um dieselben von angesetztem
                              									Schlamme und Kesselstein reinigen zu können, da ein einfaches Durchleiten von Dampf
                              									behufs Reinigung nicht in allen Fällen ausreichend ist. Beachtung verdient ferner
                              									die Dauer des Kühlens und der Wasserverbrauch. Für erstere ist als Maximum eine Zeit
                              									von 1½ bis 2 Stunden zuzulassen, für den Wasserverbrauch ist als Maximum 2 bis 2l,5 für 1 Liter Maischraum anzunehmen. Bei beiden
                              									Bedingungen ist vorausgesetzt, daſs die Abkühlung der Maische bis auf 15° erfolge,
                              									und daſs das Kühlwasser eine Durchschnittstemperatur von 10° besitze. Bei
                              									Anschaffung des Kühlapparates muſs man sich vergewissern, daſs die zur Verfügung
                              									stehende Wassermenge auch wirklich eine ausreichende ist. Für 3000l braucht man bei dreifachem Betriebe allein zur
                              									Kühlung etwa 23000l Wasser, ferner als Kühlwasser
                              									beim Destillirapparate 10000l, für die Kühlung er
                              									Hefe 4000l, für Reinigen u.s.w. etwa 5000l, im Ganzen also 40000 bis 45000l, welche in 8 bis 9 Stunden zu beschaffen sind,
                              									so daſs also stündlich etwa 5000l Wasser zur
                              									Verfügung stehen müssen, weshalb darauf zu achten ist, daſs die vorhandene Pumpe im
                              									Stande ist, diese Wassermenge zu liefern. Die Wasserreservoire sollen etwa 7000l fassen. Ferner ist das Augenmerk auf den
                              									Kraftverbrauch des Maischapparates zu richten. Derselbe ist besonders für
                              									concentrirte Maischen auch bei den besten Apparaten kein unbedeutender, und man hat
                              									sich vor Anschaffung des Apparates durch eingehende Prüfungen darüber Gewiſsheit zu
                              									verschaffen, daſs die vorhandene Dampfmaschine für den Kraftverbrauch des
                              									Maischapparates auch wirklich ausreichend ist. An den Destillirapparat sind besonders folgende Anforderungen zu stellen:
                              									Reinheit des Abtriebes, so daſs die Schlempe alkoholfrei ist. Der Abtrieb der
                              									Maische muſs sich in etwa der gleichen Zeit vollziehen, in der die Maischung
                              									geschieht, damit nicht nach Beendigung der Einmaischungen Kessel und Maschine des
                              									Destillirapparates wegen in Gang bleiben müssen. Es muſs also der Abtrieb eines
                              									Bottichs etwa in 2½ Stunden beendet sein, so daſs für Bottiche von 2000l der Apparat eine Leistungsfähigkeit von 800l pro Stunde, bei 2500l von 1000l und bei 3000l von 1200l pro
                              									Stunde haben muſs. Zu beachten ist ferner der Kohlenverbrauch. Man muſs an den
                              									Apparat die Anforderung stellen, daſs das gewonnene Schlempequantum und ebenso die
                              									zum Kühlen erforderliche Wassermasse den zum Abtreiben kommenden Maischraum nicht
                              									wesentlich übersteige. Es empfiehlt sich, Abschlüsse für den Destillirapparat nach
                              									dem Gewichte zu machen und sich hierbei die Gewichte der Kupfer- und Eisentheile
                              									specificirt angeben zu lassen.Ueber Gährung und Hefe, 1886 259 418 ff.Ueber Raffinose, 1886 259 424 ff.Zur Kenntniß der Zuckerarten, 1886 260 286.Zur Bestimmung des Invertzuckers, 1886 261 485 ff.
                           
                        
                           Zweiter Bericht. I. Rohmaterialien und
                                 										Malz.
                           Ueber die Zusammensetzung des Topinambur veröffentlicht
                              										Petermann, Direktor der landwirthschaftlichen
                              									Versuchsstation in Gambloux, in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1886 S. 484; daselbst nach Revue
                                 										universelle de la Distillerie, 9 Analysen, denen wir folgende Zahlen
                              									entnehmen:
                           
                              
                                 
                                 Maximum
                                 Minimum
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Wasser
                                 79,43
                                 75,04
                                 77,68
                                 
                              
                                 In Zucker überführbare Kohle-   hydrate
                                 16,37
                                 12,72
                                 14,33
                                 
                              
                                 Nicht in Zucker überführbare   Kohlehydrate
                                   7,12
                                   3,93
                                   5,37
                                 
                              
                                 Fett
                                   0,26
                                   0,11
                                   0,18
                                 
                              
                                 Rohproteïn
                                   1,56
                                   1,06
                                   1,35
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,39
                                   0,92
                                   1,10
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Eigentliche Eiweiſskörper
                                   0,94
                                   0,69
                                   0,79
                                 
                              
                           Von 100 Th. Stickstoff haltiger Körper sind also im Mittel nur 59,1 wirkliche
                              									Eiweiſsstoffe, während 40,9 in Form von Amiden, Peptonen, Ammoniak Verbindungen und
                              									Nitraten vorhanden sind.
                           
                           Anormale Bestandtheile der Kartoffel G. Heinzelmann
                              									theilt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886
                              									S. 497 mit, daſs er bei Besuch mehrerer Brennereien vielfach schlechte Vergährung
                              									bis auf nur 2 bis 3° B. beobachtet hat, deren Ursache er in einem abnormen
                              									Säuregehalt der Kartoffeln vermuthet. Die frisch bereiteten Maischen zeigten 0,7 bis
                              									0,9° Säure. Eine Untersuchung der Kartoffeln ergab in dem abgepreſsten Saft einen
                              									Säuregehalt entsprechend 0,35 bis 0cc,5
                              									Normal-Natronlauge für 20cc Kartoffelsaft. Der
                              									filtrirte Saft zeigte 6,5 bis 7,0° B. Da nun bei einem Stärkegehalte von 19 Proc.
                              									die Differenz zwischen Stärkegehalt und Trockensubstanz nach den bekannten Tabellen
                              									5,8 beträgt, während der Saft 7,0, also 1,2 mehr an festen Bestandtheilen enthält,
                              									wobei noch die Kartoffelfaser unberücksichtigt ist, so schlieſst Verfasser daraus,
                              									daſs die Kartoffeln nicht von normaler Beschaffenheit gewesen sind. Dem Referenten
                              									erscheint diese Folgerung nicht ganz zutreffend; denn da in dem Stärkegehalte, wie
                              									ihn die Tabellen angeben, auch die löslichen
                              									Kohlehydrate (Zucker, Dextrin) mit inbegriffen sind, welche natürlich in den Saft
                              									übergehen, so erscheint es nicht auffeilend, wenn der Gehalt an Trockensubstanz im
                              									Safte die Differenz zwischen dem in den Tabellen angegebenen Gehalt an Stärke und
                              									Trockensubstanz übersteigt. So fand denn auch der Verfasser bei einem weiteren
                              									Versuch, daſs durch Gährung des Saftes die Saccharometeranzeige desselben um 1,7°
                              									vermindert wurde, daſs also so viel vergährbare Kohlehydrate im Safte enthalten
                              									waren. Dieser Gehalt dürfte aber nicht auſsergewöhnlich hoch sein; denn Referent
                              									fand z.B. bei seinen Untersuchungen von 42 Kartoffelproben bis zu 1,08 Proc. Zucker
                              									und 0,28 Proc. Dextrin in der frischen Kartoffel. (Vgl. Märcker's Handbuch der Spiritusfabrikation,
                              									4. Auflage S. 55.) Dagegen dürfte der Vorschlag des Verfassers, das Fruchtwasser mit
                              									Rücksicht auf den nicht unerheblichen Gehalt an löslichen Kohlehydraten so viel als
                              									möglich als Einmaischwasser zu verwenden, gewiſs Beachtung verdienen.
                           Ueber die Verwerthung des Johannisbrodes zur
                                 										Spiritusfabrikation wird in der Zeitschrift für
                                 										Spiritus- und Preſshefeindustrie, 1886 S. 532 (daselbst nach Zeitschrift für landwirthschaftliche Gewerbe)
                              									berichtet. Das Johannisbrod wird hauptsächlich in Portugal und auf den Azoren in
                              									sehr groſser Menge verarbeitet; in Portugal existiren Fabriken, welche täglich 4000
                              									bis 6000l Feinsprit daraus darstellen. Die
                              									Zusammensetzung des Johannisbrodes wird im Durchschnitte wie folgt angegeben:
                           
                              
                                 Gesammtzucker
                                 40,00
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                   5,21
                                 
                              
                                 Fett
                                   0,55
                                 
                              
                                 Gerbsäure
                                   1,82
                                 
                              
                                 Buttersäure
                                   1,30
                                 
                              
                                 Stickstoff freie organische Stoffe
                                 20,00
                                 
                              
                                 Asche
                                   2,30
                                 
                              
                                 Holzfaser
                                   5,00
                                 
                              
                                 Wasser
                                 23,80.
                                 
                              
                           
                           Der Zucker besteht hauptsächlich aus Rohrzucker (34,72 Proc.) mit wechselnden Mengen
                              									Invertzucker (5 bis 15 Proc). Die anderen Stickstoff freien Bestandtheile sind
                              									leicht zersetzbar und ebenfalls zur Spirituserzeugung zu verwenden. Die Art der
                              									Verarbeitung ist eine sehr verschiedene, im Allgemeinen schwierige, besonders wegen
                              									des Gehaltes an Buttersäure, so daſs die Gewinnung eines feinen Spiritus auf viele
                              									Schwierigkeiten stöſst. Die Rückstände sind hauptsächlich wegen des Gehaltes an
                              									Gerbsäure als Futtermittel wenig oder gar nicht geeignet.
                           Ueber die Gewinnung von Alkohol aus Bataten (Batatus
                                 										edulis), einer hauptsächlich auf den Azoren wachsenden Pflanze, findet sich
                              									im Scientific American Supplement, 1886 Nr. 572 S. 9141
                              									ein Aufsatz, welchem wir das Folgende entnehmen. Die Alkoholgewinnung in dem
                              									Heimathlande der Pflanze, besonders aber der Export des Alkoholes, ist wegen der
                              									dort herrschenden hohen Temperatur mit Schwierigkeiten verbunden. Dieses hat A. Ralu veranlaſst, sich ein Verfahren patentiren zu
                              									lassen zur Gewinnung eines trockenen Mehles aus den Bataten und zur Erzeugung von
                              									Spiritus aus diesem Mehle. Die Ausbeute an Alkohol ist nach Ralu eine gute; derselbe erhielt aus verschiedenen Sorten Bataten zwischen
                              									12 und 15l Alkohol pro 100k. Nach einer aufgestellten Berechnung ist der
                              									Preis für das Batatenmehl gleich dem Preise von Mais, nämlich 14 bis 15 Francs für
                              										100k, während Weizen, Roggen und andere
                              									Getreidearten theurer sind. Bei dem gleichen Preise mit Mais stellt sich das
                              									Batatenmehl aber zur Spiritusgewinnung viel günstiger, denn während man nach den
                              									Angaben des Verfassers aus 100k Mais 21 bis 30l Alkohol gewinnt, geben 100k Batatenmehl 38 bis 39l. Die Verarbeitung von Mais stellt sich für 1
                              									Hektoliter um 10 Franken theurer und dazu kommt noch, daſs der aus den Bataten
                              									gewonnene Spiritus von so vorzüglicher Beschaffenheit ist, daſs er mit 8 bis 10
                              									Franken höher bezahlt wird. Nach diesen Angaben würde also das Batatenmehl als ein
                              									sehr beachtenswerthes Rohmaterial anzusehen sein.
                           
                        
                           II. Dämpfen und Maischen.
                           Mittheilungen zur Dickmaischung. In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 448 wird
                              									darauf aufmerkam gemacht, daſs bei Verarbeitung sehr stärkereicher Kartoffeln unter
                              									Umständen eine Materialverschwendung eintreten kann, und daſs man dem Dämpfprozesse
                              									hier besondere Aufmerksamkeit zuwenden müsse. Während bei stärkearmen Kartoffeln ein
                              									vollständiges Ablassen des Fruchtwassers geboten ist, um eine möglichst concentrirte
                              									Maische zu erzielen, ist bei sehr stärkemehlreichen Kartoffeln gerade das Gegentheil
                              									angezeigt. Zur vollständigen Verkleisterung einer bestimmten Stärkemenge ist eine
                              									bestimmte Wassermenge erforderlich, und es kann daher bei stärkereichen Kartoffeln
                              									durch Ablassen des Fruchtwassers ein Mangel an Wasser eintreten und dadurch eine
                              									richtige Verkleisterung unmöglich gemacht werden. Es wird daher in diesem Falle das
                              									Ablassen des Fruchtwassers von Nachtheil sein, und man wird oft besser fahren, wenn
                              									man nur wenig oder gar kein Fruchtwasser abläſst. Mit der gröſseren Sorgfalt beim
                              									Dämpfprozesse muſs aber bei Verarbeitung sehr stärkereicher Kartoffeln auch eine
                              									Einschränkung des Materialverbrauches Hand in Hand gehen. Denn daſs der vielfach
                              									ausgesprochene Satz „je mehr Kartoffeln in den Henze
                                 										gepfropft werden, um so reichlicher müsse der Spiritus flieſsen“ doch mit
                              									Vorsicht aufzunehmen ist, zeigen Untersuchungen von Saare, welche derselbe in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1886 S. 463 mittheilt. Bei einer Versuchsreihe mit
                              									20procentigen Kartoffeln wurden bei 8 Einzelversuchen folgende Mittelzahlen
                              									erhalten. Bei Einmaischung von:
                           
                              
                                 3250k
                                 Kartoffeln
                                 gaben
                                 50k
                                 im
                                 Mittel
                                 = 13k,40
                                 Extract
                                 
                              
                                 3200
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 = 13,43
                                 „
                                 
                              
                                 3150
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 = 13,06
                                 „
                                 
                              
                                 3100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 = 13,19
                                 „
                                 
                              
                           Es wurde also hier bei Einmaischung von 3200k dasselbe Resultat erzielt, wie bei der
                              									Einmaischung von 3250k, während bei weiterer
                              									Verringerung des Einmaischmateriales die Ausbeute geringer wurde. Es waren also
                              										3200k der 20procentigen Kartoffeln die beste
                              									Menge von Einmaischmaterial. Es würde dies pro 100l Maischraum 85k Kartoffeln ausmachen.
                              									Der Versuch zeigt aber weiter, daſs bei der Dickmaischung bei steigendem
                              									Materialverbrauche die Ausbeute nicht in gleichem Maſse mit der mehr gegebenen
                              									Stärkemenge zunimmt, sondern hinter dem zu erwartenden Ertrage zurückbleibt. Wenn
                              									man nämlich nicht eine Aufschlieſsung der Stärke noch während der Gährung annimmt,
                              									welche zur Zeit noch nicht mit Sicherheit bewiesen ist, sondern bei der bisherigen
                              									Anschauung stehen bleibt, daſs nur die in Lösung gegangene Stärke zur Gährung kommt,
                              									so stellt sich die Rechnung wie folgt:
                           Die höchste Differenz bei Anwendung von weniger Maischmaterial
                              									sind bei Schwankungen um 150k Kartoffeln 0k,37 Extract, welche bei der Vergährung rund 0l,20 Spiritus von 100 Proc. geben würden, oder bei
                              										3250k = 13l
                              									Spiritus. Kartoffeln von 20 Proc. würden also statt zu erwartender 18l Spiritus nur 13l mehr geben.
                           Bei einer in einer anderen Brennerei ausgeführten Versuchsreihe
                              									mit 18- bis 19procentigen Kartoffeln wurden erhalten bei 6 Einzelversuchen im Mittel
                              									bei einer Einmaischung von:
                           
                              
                                 3250k
                                 Kartoffeln
                                 pro
                                 50k
                                 im
                                 Mittel
                                 = 12k,09
                                 Extract
                                 
                              
                                 3050
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 = 12,43
                                 „
                                 
                              
                                 3000
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 = 12,32
                                 „
                                 
                              
                           Bei diesem Versuche wurde also die Extractmenge durch
                              									Einmaischung von weniger Material sogar erhöht, was nur dadurch zu erklären ist,
                              									daſs der Henze'sche Apparat zur Aufnahme von 3250k Kartoffeln zu klein war, und daſs ein Rest der
                              									Kartoffeln nach vorhergegangenem theilweisen Dämpfen nachgestampft werden muſste, in
                              									Folge dessen die Aufschlieſsung eine mangelhafte blieb. Eine forcirte
                              									Mehreinmaischung kann also unter Umständen sogar nachtheilig werden.
                           Zu erwähnen ist noch, daſs sich aus diesen Versuchen auch ein sehr
                              									günstiger Einfluſs der Gährbottichkühlung ergab, wie folgende Zahlen zeigen:
                           
                              
                                 
                                 Vergohrene Saccharometergrade
                                 
                              
                                 bei gekühltem Bottiche
                                 23,0
                                 23,5
                                 23,3
                                 22,3
                                 
                              
                                 bei ungekühltem Bottiche
                                 22,4
                                 22,5
                                 21,9
                                 21,8
                                 
                              
                           
                           Ueber das Maischverfahren findet sich in der Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie 1886
                              									S. 525 eine längere Abhandlung von Stiasny Nandor. Nach
                              									allgemeinen Erörterungen über die Vorgänge bei der Maischung bespricht der Verfasser
                              									die in der Praxis üblichen Verfahren der Zuckerbildung und theilt dann Versuche über
                              									die Anwendung des Vacuumapparates zur Zuckerbildung mit. Dieses Verfahren besteht im
                              									Wesentlichen darin, daſs die gedämpften Rohmaterialien im Vacuumapparate auf 70°
                              									abgekühlt werden, und daſs die 70° warme, gedämpfte Masse in einen darunter
                              									stehenden Zuckerbildungsapparat, in dem sich die Malzmilch befindet, abgelassen
                              									wird. Die Ansichten über dieses Verfahren sind sehr verschiedene. Besonders wird zu
                              									Gunsten desselben angeführt, daſs im Vacuum noch eine weitere Aufschlieſsung der
                              									gedämpften Rohmaterialien stattfindet, und daſs ferner durch das Evacuiren aus der
                              									gedämpften Masse Stoffe entfernt werden, welche einerseits auf die Gährung einen
                              									nachtheiligen Einfluſs ausüben, andererseits zur Fuselölbildung beitragen sollen.
                              									Die mit Mais ausgeführten Versuche des Verfassers haben diese Annahme nicht
                              									bestätigt. Die Aufschlieſsung der Rohmaterialien wurde durch die Anwendung des
                              									Vacuumapparates, wie auch vorauszusehen war, in keiner Weise beeinfluſst. Der
                              									Zuckerbildungsprozeſs war bei diesem Verfahren im Vergleiche zu dem gewöhnlichen
                              									Maischprozeſs fast ganz derselbe. Nur ein ganz unbedeutend günstigeres Verhältniſs
                              									von Maltose zu Dextrin wurde bei dem Vacuumverfahren beobachtet. Vergährung und
                              									Menge des unvergohren gebliebenen Zuckers waren in beiden Fällen gleich. Die
                              									Behauptung, daſs durch das Evacuiren Stoffe entfernt werden, welche für die Gährung
                              									von Nachtheil sind, erwies sich also als nicht zutreffend, und ist dieses auch
                              									erklärlich, denn eine Betrachtung der beim Dämpfen stattfindenden Vorgänge führt den
                              									Verfasser zu dem Schlusse, daſs nur Zersetzungsproducte der Fette mit den
                              									Wasserdämpfen fortgeführt werden könnten, daſs dieses aber viel leichter beim
                              									Dämpfen durch das Ventil stattfinden könne als beim Evacuiren, wo die Temperatur
                              									viel niedriger ist. Die Resultate der Versuche, welche, wie gezeigt, zu Ungunsten
                              									des Vacuumapparates ausgefallen waren, fanden auch eine Bestätigung in dem Betriebe
                              									der betreffenden Fabrik, indem bei zweimonatlicher Anwendung des Vacuums keine
                              									Mehrausbeute an Alkohol zu constatiren war.
                           Ueber Dämpfen und Ausblasen stärkereicher Kartoffeln
                              									liegen in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886
                              									S. 481, 487, 496, 504 zahlreiche Mittheilungen aus der Praxis vor, welche durch die
                              									häufig gemachte Beobachtung, daſs die Verarbeitung sehr stärkereicher Kartoffeln oft
                              									mit Schwierigkeiten verbunden ist und schlechte Betriebserfolge gibt, hervorgerufen
                              									sind. Aus diesen Mittheilungen geht hervor, daſs das Dämpfen sowohl wie das
                              									Ausblasen in Bezug auf die Höhe des Druckes wie auf die Dauer der Operation u.s.w.
                              									sehr verschieden ausgeführt wird. Im Allgemeinen geht die Ansicht in der Praxis jedoch
                              									dahin, daſs die Ursache der schlechten Vergährung nicht in der Art des Dämpfens und
                              									Ausblasens zu suchen ist, wenngleich unter Umständen ein gewisser Einfluſs der Art
                              									und Weise des Dämpfens wohl nicht abgesprochen werden kann. Die Hauptursache für die
                              									schlechte Vergährung wird jedoch mehr in der Art des Anstellens und überhaupt in der
                              									Bereitung und Führung der Maische gesucht. So macht z.B. Feiffer-Ludom mit Recht darauf aufmerksam, daſs durch mangelhaftes Dämpfen
                              									ein Theil der Stärke unaufgeschlossen bleibe, daſs diese nicht in Lösung
                              									übergegangene Stärke jedoch von keinem Einflüsse auf die Saccharometeranzeige der
                              									frischen und unvergohrenen Maische sein könne. Trotzdem findet der am häufigsten
                              									beobachtete Uebelstand, nämlich die schlechte Vergährung, in diesen
                              									Saccharometeranzeigen ihren Ausdruck. In vielen Fällen kann übertriebene
                              									Malzersparniſs schlechte Betriebsresultate verschulden und bei Verarbeitung
                              									concentrirter Maischen und Verwendung von wenig Malz ist es beim Auftreten
                              									schlechter Vergährung stets nothwendig, sich durch den Versuch davon zu überzeugen,
                              									ob die vergohrene Maische noch überschüssige, wirksame Diastase enthält. Nicht
                              									selten kann auch bei sehr stärkereichen Kartoffeln die Verarbeitung zu groſser
                              									Mengen die Schuld an der schlechten Ausbeute tragen, wie dieses schon aus den
                              									Versuchen von Saare (siehe diese Berichte S. 371)
                              									hervorgeht. Eine Bestätigung der von Saare erhaltenen
                              									Ergebnisse enthält eine Mittheilung von Beeskow-Hohenfinow. Derselbe erhielt bei Verarbeitung von 3000k Kartoffeln mit 20,5 bis 21 Proc. Stärke auf den
                              									Bottich eine sehr schöne, extractreiche Maische von 23 bis 24,5° Saccharometer, aber
                              									eine schlechte Vergährung von 2 bis 3 Proc. Saccharometer und daher auch nur eine
                              									Ausbeute von 57 Proc. für 1k Stärke. Als die
                              									Kartoffelmenge auf 2900 und später auf 2800k
                              									vermindert wurde, vergohr die Maische bis auf 0,8 bis 1,3 Proc., und es wurde eine
                              									Ausbeute von 62 Procent von 1k Stärke erhalten.
                              									Von K. Deutschmann-Clossow wird die Beobachtung
                              									mitgetheilt, daſs die frische Maische viel Säure enthalte, also eine Bestätigung der
                              									Beobachtungen von Heinzelmann (siehe diese Berichte S.
                              									369). Bei der Verarbeitung solcher Kartoffeln erwies sich die Bottichkühlung als von
                              									groſsem Nutzen, indem durch Anwendung derselben 0,2 Proc. Säure weniger und eine
                              									bedeutend bessere Ausbeute erhalten wurde.
                           Morgen.