| Titel: | Zur Bekämpfung der Rüben-Nematoden. | 
| Autor: | Stammer | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 418 | 
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                        Zur Bekämpfung der Rüben-Nematoden.
                        Zur Bekämpfung der Rüben-Nematoden.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich hat J. Kühn, welcher sich eingehend damit
                              									beschäftigt hat, ein sicher wirkendes Mittel gegen die den Rübenernten so äuſsers
                              									schädlichen Nematoden zu erproben, mit bestem Erfolg den mehrmaligen Anbau gewisser Fangpflanzen zur Aufsammlung und darauf folgenden
                              									Vertilgung dieser Schmarotzer in Anwendung gebracht (vgl. 1883 248 218). Mehrfach ist über die sichere Wirkung dieses Mittels berichtet
                              									(u.a. 1886 261 479) und dargethan worden, daſs nach
                              									Anwendung desselben der frühere Rübenertrag wieder hergestellt worden ist.
                           Seit einigen Jahren sind die Nematoden auch in Frankreich aufgetreten und haben dort Veranlassung gegeben, Mittel zu
                              									ihrer Bekämpfung zu versuchen. In einem Berichte an die französische Akademie der
                              									Wissenschaften (La Sucrerie indigène, 1887 Bd. 29 S.
                                 									296) theilt Aimé Girard das Ergebniſs seiner
                              									Beobachtungen darüber mit. Er fand, daſs die Ernährung von Thieren mit Nematoden
                              									enthaltenden Rübenrückständen, wenn diese nicht eine Erhitzung auf mindestens 60°
                              									erfahren haben (also mit Preſsrückständen), entwicklungsfähige Nematoden in die
                              									Darmentleerungen führt und somit wohl geeignet ist, die Verbreitung der Nematoden
                              									durch den Dünger zu begünstigen. Girard fend ferner, daſs die von Kühn empfohlene Methode (Fangpflanzen) zu kostspielig
                              									und umständlich, und daſs sie besser durch Anwendung eines der bekannten Insekten
                              									tödtenden Mittel zu ersetzen sei. Die in dieser Richtung angestellten Versuche Kühn's haben zwar keinen Erfolg gehabt, da er durch die
                              									groſsen Kosten der erforderlichen Mengen abgeschreckt wurde, allein dies hat Girard nicht abgehalten, nochmals den Schwefelkohlenstoff auf seine Verwendbarkeit zu prüfen,
                              									und zwar besonders in Hinsicht darauf, daſs die Rübenfelder in Frankreich nur erst
                              									bedroht, nicht in gröſserem Umfange verseucht sind und demnach einstweilen die
                              									Vertilgung nur auf Feldstücken von geringer Ausdehnung
                              									zu geschehen haben wird.
                           Girard hat nun die Tödtung aller Nematoden, allerdings
                              									unter gleichzeitiger Vernichtung der Rüben, durch eine wirkliche Tränkung des Bodens
                              									mit Schwefelkohlenstoff, nämlich mit 300g auf 1qm erreicht; das durch eingesenkte Bleitafeln
                              									rings abgesperrte Feldstück ergab, nach Mehrtägiger Lüftung und Wiedereinsaat mit
                              									Rüben, normale Entwickelung der letzteren ohne eine Spur von Nematoden.
                           Wiederholte Versuche haben stets diesen Erfolg bestätigt und Girard hält trotz der Kosten für so groſse Mengen, bei sofortiger
                              									Anwendung, Wenn sich die Nematoden zu zeigen anfangen, den Schwefelkohlenstoff für
                              									unbedingt empfehlenswerth und zwar mit Ausschluſs des Kühn'schen Verfahrens. Allerdings ist es nothwendig, daſs die Landwirthe
                              									mit gröſster Aufmerksamkeit ihre Felder beobachten und das Mittel sofort bei noch
                              									geringer Verbreitung der Schädlinge in Anwendung bringen.
                           Es scheint jedoch nach den in Deutschland gemachten Erfahrungen wenig wahrscheinlich,
                              									daſs die Nematoden immer gerade in der für die Anwendung des Schwefelkohlenstoffs
                              									wünschenswerthen Art erscheinen werden. Wenn solche stark verseuchte Stellen von
                              									verhältniſsmäſsig geringem Umfange äuſserlich auffallend sichtbar werden und die Durchtränkung mit
                              									Schwefelkohlenstoff beanspruchen und noch ermöglichen, so wird wohl in Frankreich
                              									ebenso wie in Deutschland auch das ganze Feld in weiterem Umfange, wenn auch in
                              									geringerem Maſse, mit Nematoden besetzt sein, ohne daſs dies an dem gesammten
                              									Rübenwachsthum schon bemerklich würde. Die Vertilgung auf dem beschränkten Flecke
                              									wird dann einen Einfluſs auf die sonstige Zunahme der Verseuchung nicht mehr ausüben
                              									und im Gegentheil bei der Vernachlässigung aller Gegenmittel derselben sogar
                              									Vorschub leisten.
                           Die Anwendung des Schwefelkohlenstoffs bedingt also das Auftreten der Nematoden in
                              									heftiger Weise aber anfangs geringem, genau abgegrenzten Umfange, und diese
                              									Vorbedingung dürfte wohl nur in einzelnen Fällen erfüllt werden.
                           Stammer.