| Titel: | Ueber die Anwendung des Nitroso-β-Naphtols zur Trennung verschiedener Metalle. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 420 | 
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                        Ueber die Anwendung des Nitroso-β-Naphtols zur Trennung verschiedener Metalle.
                        Anwendung des Nitroso-β-Naphtols.
                        
                     
                        
                           Nach Untersuchungen von G. v. Knorre (Chemische
                                    										Industrie, 1887 Bd. 10 S. 141) werden Kobalt,
                                 										Eisen und Kupfer in essigsaurer Lösung durch
                              										Nitroso-β-Naphtol quantitativ ausgefällt, während
                              										Aluminium, Blei, Cadmium, Calcium, Magnesium, Mangan,
                                 										Nickel, Quecksilber, Zink u.s.w. in Lösung bleiben. Genannter Forscher hat
                              									nun auf Grund dieser Thatsachen ein Verfahren zur Trennung
                                 										der betreffenden Metalle ausgearbeitet, welches sich seiner Einfachheit
                              									halber bei genauen Resultaten voraussichtlich auch in die Technik Eingang
                              									verschaffen wird.
                           Bezüglich der Eigenschaften der bei den Trennungen in Betracht kommenden
                              									Niederschläge macht der Verfasser folgende Angaben:
                           1) Kobaltinitroso-β-Naphtol, (C10H6O.NO)3Co, entsteht, wenn man eine essigsaure Lösung von
                              									Nitrosonaphtol mit der Lösung eines neutralen oder mit Salzsäure angesäuerten
                              									Kobaltsalzes versetzt; es bildet einen voluminösen, schön purpurrothen Niederschlag,
                              									welcher gegen Säuren, Alkalien, Oxydations- wie Reductionsmittel sehr beständig ist.
                              									50procentige Essigsäure löst in der Siedehitze geringe Spuren der Verbindung, die
                              									beim Erkalten sich vollständig abscheiden. Bei schnellem Erhitzen tritt schwache
                              									Verpuffung ein; durch vorsichtiges Anwärmen kann indeſs eine Veraschung ohne Verlust
                              									bewirkt werden. Die Oxydation des angewendeten Kobaltosalzes zu der
                              									Kobaltiverbindung geschieht auf Kostet des überschüssigen Nitrosonaphtols, welches
                              									dabei zu Amidonaphtol reducirt wird. Das Kobaltonitrosonaphtol, (C10H6O.NO)2Co, wird nur
                              									durch Umsetzung von Kobaltsalzen mit Nitrosonaphtolnatrium in neutraler, wässeriger
                              									Lösung erhalten; Säuren bewirken jedoch die sofortige Umwandlung in die rothe
                              									Kobaltiverbindung, welche daher bei Ausführung der Analyse ausschlieſslich in
                              									Betracht kommt.
                           2) Ferrinitrosonaphtol, (C10H6O.NO)3Fe. Die Verbindung entsteht, wenn man eine neutrale oder schwach saure Lösung eines
                              									Ferrisalzes mit einer Lösung von Nitroso-β-Naphtol in
                              									50procentiger Essigsäure versetzt; sie bildet einen voluminösen, braunschwarzen
                              									Niederschlag. Das Eisen fällt bei Gegenwart von Nitrosonaphtol in genügender Menge
                              									quantitativ aus. Zur Fällung von 0g,1 Eisen ist
                              									mindestens 1g Nitrosonaphtol erforderlich. In
                              									mäſsig verdünnter Salz- oder Schwefelsäure ist das Ferrinitrosonaphtol in der Wärme
                              									löslich und scheidet sich auch nach dem Erkalten nicht vollständig wieder aus, doch
                              									verhindern geringe Mengen freier Säure die gänzliche Ausfällung des Eisens nicht.
                              									Eisessig löst den Körper selbst in der Kälte in nicht unbeträchtlicher Menge auf, in
                              									50procentiger Essigsäure ist er jedoch in der Kälte unlöslich. Aus Lösungen der
                              									Ferrosalze schlägt Nitrosonaphtol ein Gemenge von Ferro- und Ferrinitrosonaphtol
                              									nieder, und es läſst sich im Filtrat kein Eisen mehr nachweisen, indeſs ist es aus
                              									praktischen Gründen angezeigt, bei der Abscheidung des Eisens mittels Nitrosonaphtol
                              									vorhandenes Oxydul in Oxyd überzuführen.
                           3) Kupfernitroso-β-Naphtol, (C10H6O.NO)2Cu, scheidet sich als kaffeebrauner, metallglänzender Niederschlag ab, wenn
                              									man die neutrale Lösung eines Kupfersalzes mit einer Lösung von Nitrosonaphtol in
                              									50procentiger Essigsäure versetzt; auch hier fällt bei Gegenwart einer genügenden
                              									Menge Nitrosonaphtol das Kupfer quantitativ aus. 1g Nitrosonaphtol reicht zur Abscheidung von 0g,2 Kupfer hin. Mineralsäuren lösen die Verbindung je nach ihrer
                              									Concentration, theilweise schon in der Kälte, vollständig beim Erwärmen. In
                              									50procentiger Essigsäure ist der Körper in der Kälte spurenweise, in der Wärme
                              									ziemlich löslich.
                           Die Trennung der genannten 3 Metalle, Kobalt, Eisen und Kupfer, welche, wie
                              									ausgeführt, in essigsaurer Lösung durch Nitrosonaphtol quantitativ ausgefällt
                              									werden, von den in Lösung bleibenden Metallen, Nickel, Quecksilber, Zink, Mangan,
                              									Aluminium u.s.w., geschieht nach folgendem Verfahren:
                           Die Flüssigkeit, welche die Sulfate oder Chloride der Metalle
                              									gelöst enthalt und welche eventuell vorher durch Eindampfen auf ein geringes Volum
                              									gebracht wurde, wird mit Ammoniak in geringem Ueberschusse versetzt und der etwa
                              									entstandene Niederschlag mit einigen Tropfen Salzsäure wieder gelöst. Man erhitzt
                              									nun zum Sieden und fügt einen Ueberschuſs einer zweckmäſsig vorher filtrirten Lösung
                              									von Nitrosonaphtol in heiſser 50procentiger Essigsäure hinzu.
                           Bei Gegenwart gröſserer Mengen von Aluminium nimmt man die Fällung
                              									besser in der Kälte vor, um die Abscheidung von basischem Aluminiumacetat zu
                              									vermeiden; man fügt alsdann zur kalten Flüssigkeit das gleiche Volum 50procentiger
                              									Essigsäure und darauf einen Ueberschuſs in Essigsäure gelösten Nitrosonaphtols
                              									hinzu. Sind nur kleine Mengen Thonerde zugegen, so kann man diese Vorsicht auſser
                              									Acht lassen.
                           Nach einigem Stehen in der Kälte filtrirt man den Niederschlag ab
                              									und wäscht ihn mit kaltem Wasser aus. Auch nach sorgfältigem Auswaschen ist dem
                              									Niederschlage stets noch Nitrosonaphtol beigemengt, da letzteres in Wasser sehr
                              									schwer löslich ist. Dieser Umstand beeinträchtigt jedoch das Resultat der Analyse
                              									durchaus nicht. Nach dem Trocknen bringt man das Filter sammt dem Niederschlage in
                              									einen geräumigen Porzellantiegel und erhitzt denselben lose bedeckt vorsichtig auf dem
                              									Sandbade, bis keine Dämpfe mehr entweichen. Alsdann steigert man die Temperatur und
                              									glüht schlieſslich bei Luftzutritt stark, bis die Kohle verbrannt ist. Kupfer und
                              									Eisen wägt man als Oxyde. Kobalt glüht man entweder im Wasserstoffstrome und wägt
                              									das metallische Kobalt oder man kann, namentlich bei kleineren Mengen, auch das beim
                              									Glühen an der Luft gebildete Kobaltoxydoxydul, CO3O4, zur Wägung bringen. Auch Eisenoxyd
                              									und Chromoxyd lassen sich mittels Nitrosonaphtol trennen. Es ist jedoch
                              									erforderlich, um ein Mitfallen von Chrom zu verhindern, zu 100cc der Flüssigkeit etwa 5cc Salzsäure von 1,12 spec. Gew. zu geben.
                           Ueber die Bestimmung der im Filtrate befindlichen Metalle macht Verfasser folgende
                              									Angaben:
                           Blei fällt durch Schwefelwasserstoff
                              									quantitativ aus und kann als Schwefelblei gewogen werden.
                           Magnesium fällt man, wie gewöhnlich,
                              									als Magnesiumammoniumphosphat.
                           Mangan wird am besten durch einen
                              									bromhaltigen Luftstrom nach der Methode von Nic. Wolff
                              									(vgl. auch 1885 257 199. 1886 261 262) als Mangansuperhydroxyd gefällt und durch Glühen in
                              									Manganoxydoxydul übergeführt.
                           Nickel kann durch reine Kalilauge und
                              									Bromwasser als Nickelsesquihydroxyd abgeschieden werden.
                           Zink wird, wie üblich, durch
                              									Natriumcarbonat ausgefällt und nach starkem Glühen als Zinkoxyd zur Wägung
                              									gebracht.
                           Bei der Trennung des Eisens von Aluminium oder Chrom verdünnt man
                              									zweckmäſsig die ursprüngliche Flüssigkeit in einem Meſskolben auf ein bestimmtes
                              									Volum, scheidet in einem aliquoten Theil das Eisen mittels Nitrosonaphtol ab und
                              									fällt in einem zweiten Theil Aluminium bezieh. Chrom mit dem Eisen zusammen durch
                              									Ammoniak aus und ermittelt den Gehalt von Aluminium oder Chrom aus der
                              									Differenz.
                           Bei nachstehenden, vom Verfasser ausgeführten Analysen technisch wichtiger Producte
                              									haben die beschriebenen Methoden Anwendung gefunden und sich vollkommen bewährt:
                           Würfelnickel (Kobalt und Nickel durch
                              									Nitrosonaphtol getrennt):
                           
                              
                                 Nickel
                                 78,04
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kobalt
                                 0,45
                                 „
                                 
                              
                                 Eisen
                                 1,69
                                 „
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 19,59
                                 „
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,40
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,17
                                 Proc.
                                 
                              
                           Cement (Eisen und Thonerde nach der
                              									beschriebenen Methode getrennt):
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 22,58
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Calciumoxyd
                                   61,99
                                 „
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     0,95
                                 „
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     6,16
                                 „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                     3,71
                                 „
                                 
                              
                                 Glühverlust (CO2,H2O)
                                     4,99
                                 „
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,38
                                 Proc.
                                 
                              
                           Spatheisenstein (Trennung von Eisen
                              									und Mangan nach beschriebener Methode):
                           
                              
                                 Quarz
                                   3,53
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 47,70
                                 „
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 10,92
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 37,46
                                 „
                                 
                              
                                 Kalk und Magnesia
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,61
                                 Proc.
                                 
                              
                           In Messingdraht wurde der
                              									Kupfergehalt mittels Nitrosonaphtol zu 63,04 und 63,07 Proc. ermittelt. Durch
                              									Ausfällung des Kupfers mittels Schwefelwasserstoff wurden 63,10 Proc. gefunden.