| Titel: | Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 443 | 
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                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        Patentklasse 40. Mit Abbildungen auf Tafel 22.
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Bei der elektrolytischen Zersetzung von Verbindungen des Chlors, Broms oder Jods mit
                              									Leicht- oder Schwermetallen, insbesondere den Alkali- und Erdmetallen bietet die
                              									Entfernung der durch den elektrischen Strom frei werdenden Halogene besondere
                              									Schwierigkeiten, da dieselben beständig das Bestreben haben, sich mit den Metallen
                              									wieder zu verbinden.
                           Zur Beseitigung dieses Uebelstandes hat man nicht ohne Erfolg vorgeschlagen, durch
                              									die Lösung oder Schmelze der in einem geschlossenen Gefäſs enthaltenen Elektrolyten
                              									indifferente Gase (Kohlensäure) hindurchzuleiten, welche die abgeschiedenen
                              									gasförmigen Halogene aufnehmen und mit sich fortreiſsen sollten.
                           Nach M. Sprenger (* D. R. P. Nr. 39554 vom 7. Juli 1886)
                              									wird der geschilderte Uebelstand in viel zweckmäſsigerer und erfolgreicherer Weise
                              									dadurch gehoben, daſs die Elektrolyse im Vacuum bezieh. im luftverdünnten Raume,
                              									also unter Druckverminderung, vorgenommen wird, und zwar soll dieses Verfahren
                              									ebenso gut bei Lösungen als bei feuerflüssigem Schmelzen Anwendung finden. In jedem
                              									Falle werden durch das Vacuum bezieh. die Verminderung des Druckes in geschlossenem
                              									Zersetzungsgefäſse nicht nur die frei werdenden Halogene in Gas- oder Dampfform
                              									sofort bei ihrem Entstehen abgeleitet, sondern es soll auch ihre Abscheidung aus dem
                              									Elektrolyten wesentlich befördert und bei Elektrolisirung einer Lösung deren
                              									Siedepunkt bedeutend herabgedrückt werden.
                           Das Verfahren soll sich nicht nur vortheilhaft für die elektrolytische Gewinnung des
                              									Aluminiums aus den entsprechenden Salzen, sondern auch bei der Gewinnung von Zink
                              									aus Chlorzink oder einem Gemische von Zinksulfat mit einer äquivalenten Menge von
                              									Chlornatrium mit Erfolg verwenden lassen. Sollten sich die Angaben des Erfinders
                              									durch die Praxis bestätigen, so würde dies für die Zinkgewinnung sehr erfreulich
                              									sein, da es nicht bekannt geworden ist, daſs durch das Hermann'sche erfahren (vgl. 1884 253 32 und
                              									1885 258 165) besondere Erfolge erzielt worden seien.
                              									Erhebliche Schwierigkeiten dürften sich indessen ei der Absaugung der frei
                              									gewordenen Gase, namentlich des Chlors, einstellen. Wenn es gelingen sollte, diese
                              									zu beseitigen und einen haltbaren Apparat herzustellen, so dürfte das durch keine
                              									fremden Gase verunreinigte Chlor sich gleichzeitig zur Extraction von Metallen aus
                              										schwer angreifbaren
                              									Verbindungen und zur Herstellung chemischer Producte verwenden lassen, wodurch die
                              									Rentabilität des Verfahrens wesentlich erhöht würde.
                           Georg Leuchs in Nürnberg hat sich unter Nr. 38193 vom
                              									13. Mai 1886 ein Deutsches Reichspatent auf die „Elektrolytische Darstellung von
                                 										Kupfer, Zink, Silber, Blei und Bleisuperoxyd mittels ihrer Bor- und Kieselfluor
                                 										Verbindungen“ ertheilen lassen.
                           Er behauptet, daſs bei der seither üblichen elektrolytischen Kupferdarstellung
                              									mittels Kupfersulfates die Ausfällung nur sehr langsam und auf groſsen
                              									Elektrodenoberflächen erfolgen könne, wenn dichtes Kupfer erzeugt werden soll; daſs
                              									dagegen bei der Verwendung von Bor- oder Kieselfluorkupferlösungen die Ausfällung
                              									bei kleiner Elektrodenoberfläche rasch erfolge und dessen ungeachtet noch dichteres
                              									Kupfer erhalten würde.
                           Ebenso sollen Zink, Blei und Silber dicht und glänzend fallen. Bei der Elektrolyse
                              									von Bleilösungen unter Anwendung nicht angreifbarer Elektroden (Kohle) bildet sich
                              									nach Angabe des Erfinders auf der Kathode ein dichter Bleiüberzug und auf der Anode
                              									dichtes Bleisuperoxyd. Werden hierauf beide Elektroden in leitende Verbindung
                              									gesetzt, so wird elektrische Energie frei unter Rückbildung der ursprünglichen
                              									Bleilösung.
                           Was die Stärke der Lösungen anlangt, so werden zweckmäſsig Bor- oder
                              									Siliciumfluormetalllösungen verwendet, welche im Liter 300g Blei oder ebenso viel Silber, oder etwa 100g Kupfer oder ebenso viel Zink enthalten.
                           Die geeignetste Temperatur der Lösungen ist die mittlere Zimmertemperatur, indessen
                              									sollen selbst bei – 2° C sowie bei + 40° C die galvanischen Fällungen noch gute
                              									Beschaffenheit zeigen.
                           Als geeignete Spannungen gibt der Erfinder die folgenden an: Für die Fällung von
                              									Silber 0,5 bis 0,7 Volt, für Kupfer 1 Volt, für Blei 1,3 Volt, für Zink 1,5 Volt
                              									unter Anwendung von Anoden aus denselben Metallen, für die gleichzeitige Ausfällung
                              									von Blei und Bleisuperoxyd unter Verwendung nicht angreifbarer Elektroden 3,3
                              									Volt.
                           Das Verfahren mag immerhin im Kleinen zur Herstellung von galvanoplastischen
                              									Niederschlägen dienen können, bei der Reinmetallgewinnung im Groſsen dürfte die
                              									Herstellung der Elektrolyten bedeutenden Schwierigkeiten unterworfen sein.
                           The Cassel Gold Extracting Company in Glasgow (* D. R.
                                 									P. Nr. 38774 vom 14. Mai 1886) hat eine Neuerung an Apparaten zur Herstellung von
                              									Metallen, Legirungen, insbesondere Gold haltigen Verbindungen mit nascirendem, durch
                              									Elektrolyse erzeugtem Chlor vorgeschlagen (vgl. Fig. 22 bis 28 Taf.
                              									22).
                           a ist eine Trommel, die zweckmäſsig aus Holz hergestellt
                              									wir. Dieselbe hat eine Anzahl Kohlenstangen oder Platten als Anoden oder die
                              									Innenseite kann mit Kohle oder Graphit vollständig bekleidet werden.
                           
                           Die Kohlen können im Inneren der Trommel horizontal angeordnet werden, wie dies bei
                              										b (Fig. 24) veranschaulicht
                              									ist, und um an den vortretenden Enden Leckage zu vermeiden, kann Gummilösung oder
                              									ein fester Leim angewendet werden. Die einzelnen Kohlen, deren Enden Metallisch
                              									gemacht sind, werden mit einander durch ein Metallband c (Fig.
                                 										22, 23 und 26) verbunden, welches an die vorstehenden Enden der Kohlen b angelöthet oder angeschraubt wird.
                           Die Trommel sitzt auf einer hohlen Welle d aus Kupfer,
                              									Eisen oder einem anderen passenden Metall. Der Theil der Welle, welcher innerhalb
                              									der Trommel liegt, ist mit zahlreichen Löchern e
                              									versehen (Fig.
                                 										24 und 25), die so vertheilt sind, daſs die Tragfähigkeit der Welle nicht in
                              									Frage gestellt wird. Nach sorgfältiger Isolirung der äuſseren Fläche der Welle wird
                              									Asbestgewebe um dieselbe gelegt, welches die Locher bedeckt. In gleicher Weise kann
                              									man auch alle der Wirkung der Lösung in der Trommel ausgesetzten sonstigen Theile
                              									derselben bekleiden. Anstatt des Asbestgewebes kann man auch Schlackenwolle oder ein
                              									Metall zur Bekleidung anwenden, welches den Strom hindurchläſst, dagegen
                              									Partikelchen der zerquetschten Erze zurückhält. Die Befestigung der Trommel auf der
                              									Welle geschieht in irgend einer zweckmäſsigen Weise, dabei wird durch Anwendung von
                              									Gummidichtungsscheiben Leckage verhindert. Die Kanten des Asbestgewebes werden durch
                              									Leisten an der Trommel festgehalten oder das Gewebe wird auf der Welle durch Ringe
                              									von Hartgummi befestigt.
                           Die Enden der hohlen Welle gehen durch Stopfbüchsen f in
                              									die eisernen Lagerträger oder Behälter g.
                           Auf der Trommel ist ein Zahnrad h angebracht, welches
                              									mit einem Triebe i in Eingriff steht, der durch eine
                              									Scheibe k in Bewegung gesetzt wird.
                           In der hohlen Welle ist eine archimedische Schraube l
                              										(Fig. 25)
                              									zu dem Zwecke angeordnet, die Lösung in Umlauf zu bringen, wenn die Trommel gedreht
                              									wird, und nach dem einen oder beiden Trägern den Schlamm zu entfernen, der sich in
                              									der Welle angesammelt hat, frie Schraube kann dieselbe Länge wie die Welle haben.
                              									Beide Behälter g sind durch ein Rohr m verbunden, das weit genug ist, um eine freie Bewegung
                              									der Lösung zu gestatten. Die Anode b (Fig. 23 und 24) besteht
                              									aus einer Anzahl Kohlen, die in der Trommel in einer oder mehreren Reihen angebracht
                              									sind. Der elektrische Strom wird den Kohlen durch Bürsten n oder Walzen zugeführt, die auf dem Metallbande c aufliegen und in Ansätze o der Träger g befestigt sind. Auf die Isolirung der Bürsten muſs
                              									besondere Sorgfalt verwendet werden; sie sind bei p
                              									durch Draht q mit dem einen Pol der Elektricitätsquelle
                              									verbunden, während der andere Pol mit der Welle oder den Lagerträgern bei r verbunden ist, so daſs sowohl die Welle als die
                              									Träger den negativen Pol des Apparates bilden. Nachdem die Trommel in Bewegung gesetzt und der Strom
                              									eingeschaltet ist, wird derselbe durch Draht q den
                              									Bürsten n zugeführt und gelangt durch das Band c zu den Kohlen b. Darauf
                              									geht der Strom durch den Elektrolyten nach der Welle d,
                              									den Lagerträgern g und zurück zur
                              									Elektricitätsquelle.
                           Als Elektrolyt kommt gewöhnliches Salzwasser in Anwendung. Die Trommel wird mit den
                              									Erzen durch Oeffnungen s beschickt, deren dichter
                              									Schluſs durch eine Gummiringeinlage herbeigeführt wird. Die Metalle in den
                              									pulverisirten Erzen werden constant gegen die Anoden geworfen, wenn die Trommel in
                              									Drehung ist, und bilden auf diese Weise häufig selbst einen Theil der Anode und
                              									werden dadurch in recht innigen Contact mit dem an dem positiven Pol in Entstehung
                              									befindlichen Chlor und Sauerstoff gebracht und rasch gelöst. Die in Lösung
                              									befindlichen Metalle werden elektrolytisch in der Welle abgelagert, die doch den
                              									negativen Pol bildet, und zwar als ein schwarzer Schlamm, der von hier durch die
                              									archimedische Schraube den Behältern g zugeführt wird,
                              									um gesammelt und geschmolzen zu werden.
                           In diesen Figuren ist a die Trommel, welche die Kohlen
                              									enthält und in jeder Seitenwand eine groſse Oeffnung t
                              										(Fig. 27)
                              									hat; je gröſser man die Oeffnung wählt, je geringer ist der Widerstand des
                              									Apparates. Die Oeffnung ist ganz mit Asbestgewebe bedeckt, über welches sich der an
                              									den Seitenwänden der Trommel angeschraubte und abgedichtete Flansch der Welle dd legt (die nach der Darstellung eine glocken- oder
                              									trichterförmige Gestalt erhalten hat). Auch diese Welle geht durch Stopfbüchsen f in die Behälter g.
                              									Nachdem die Trommel beschickt und in Drehung versetzt worden ist, geht, wie bei dem
                              									erst erläuterten Apparat, der Strom, nachdem er in die Trommel eingetreten, durch
                              									die Kohlen und verläſst die Trommel wieder durch die glocken- oder trichterförmigen
                              									Enden der Wellen, wobei das Asbestgewebe die beiden Pole scheidet.
                           Das Chlorgold wird in der Welle und in den Behältern g
                              									abgelagert, welche alle den negativen Pol bilden. Wasserstoff wird durch Zersetzung
                              									des Wassers an dem negativen Pol erzeugt, und um diesem Wasserstoffe Abzug zu
                              									verschaffen und Polarisation zu vermeiden, dann auch, um die Entfernung von
                              									angesammeltem Schlamme zu ermöglichen, sind mit Ventilen u versehene Oeffnungen in der Glocke vorgesehen, welche beim Erreichen
                              									eines gewissen Punktes selbstthätig geöffnet werden und das Entweichen von
                              									Wasserstoff ermöglichen, sich nach Vorbeigang des Punktes dagegen selbstthätig
                              									wiederum schlieſsen.
                           Anstatt der glockenförmigen Enden, welche durch Stopfbüchsen geführt werden und in
                              									die Behälter einmünden, kann die Trommel einfach an jeder Seite mit einer groſsen
                              									Eisenhaube versehen sein, die als Kathode dient, Dabei wird zwischen dem Eisen und
                              									der Trommel Asbest befestigt, um die Kohlen von dem Eisen zu trennen, welch
                              									letzteres den negativen Pol bildet. Die Trommel kann dann auf vier Rädern ruhen, und es wird ein
                              									zweckmäſsiges Getriebe vorgesehen, durch Welches die Trommel in Drehung versetzt
                              									wird. Natürlich müssen auch nier Einrichtungen getroffen werden, um dem Wasserstoff
                              									Abzug zu verschaffen.
                           Der vorstehend beschriebene Apparat ist wohl durchdacht und würde zweifelsohne sich
                              									praktisch bewähren, wenn die zu Anoden verwendete Kohle eine gröſsere Festigkeit
                              									besäſse, als ihr in der That eigen ist. Die Retortenkohle sowohl wie die sogen.
                              									künstliche Kohle wird indessen nach den bisherigen Erfahrungen schon durch Gase, wie
                              									in diesem Falle durch Chlor, und namentlich unter der Einwirkung des Lichtes, nach
                              									kurzer Zeit zerstört. Um so schneller wird aber hier die Zerbröckelung der Kohle vor
                              									sich gehen, da die Erze mit der Kohle in der rotirenden Trommel in Berührung kommen,
                              									so daſs auch schon auf mechanische Weise ein Zerreiben des kostspieligen
                              									Anodenmaterials stattfindet. Wenn es daher dem Erfinder nicht gelingen sollte, für
                              									die Anoden ein die Elektricität gut leitendes Material von vorzüglicher Haltbarkeit
                              									ausfindig zu machen, so dürfte der Apparat für die betreffende Industrie kaum Werth
                              									erlangen. (Vgl. 1885 255 * 199. 257 * 286. 1886 259 291.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
