| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 460 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Schluſs des Berichtes S. 410 d.
                           								Bd.)
                        Morgen, über Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VIII. Allgemeines und
                                 									Theoretisches.
                           Ueber die zulässigen Fehler bei geaichten Alkoholometern
                              									bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 Bd.
                              									9 S. 472 in einem mit W. unterzeichneten Aufsatz sehr
                              									beachtenswerthe Mittheilungen, denen wir das Folgende entnehmen. Die gesetzlich
                              									zulässigen Fehlergrenzen betragen:
                           
                              
                                 
                                 An der Alkoholo-meterscala
                                 An der Thermo-meterscala
                                 
                              
                                 Für Normal-Thermo-Alkoholo-   meter, deren Alkoholscala
                                    												in   1/5 oder 1/10 Proc. getheilt ist.
                                 ± 0,1 Proc. Trll.
                                 ± 0,18°
                                 
                              
                                 Für Thermo-Alkoholometer, de-   ren Alkoholscala in ½
                                    											Proc.   getheilt ist.
                                 ± 0,25 Proc. Trll.
                                 ± 0,37°
                                 
                              
                           Hiernach können bei Instrumenten mit der noch zulässigen Fehlergrenze Differenzen
                              									entstehen, welche in extremen Fällen bei den Normal-Thermoalkoholometern 0,32 Proc.,
                              									bei den nur in ½ Proc. getheilten Alkoholometern bis zu 0,74 Proc. betragen können.
                              									Verfasser warnt daher bei der Abnahme des Spiritus, die gewöhnlich geaichten
                              									Alkoholometer zu benutzen, da die Sicherheit der richtigen Abnahme bei den
                              									Normal-Alkoholometern eine bedeutend gröſsere ist, besonders auch dadurch, daſs für
                              									diese Instrumente der zulässige Fehler an der Thermometerscala innerhalb viel
                              									engerer Grenzen liegt. Verfasser macht weiter auf eine Notiz in den Mittheilungen der Kaiserl. Normalaichungscommission
                              									(Nr. 2), welche sich auf Thermoalkoholometer für Alkohol arme Flüssigkeiten bezieht,
                              									aufmerksam. In dieser wird gesagt, daſs diese Instrumente Scalen von 0 bis 50, oft
                              									sogar bis 60 Proc. haben, wodurch die Apparate unhandlich werden. Es wird darauf
                              									hingewiesen, daſs den Scalenangaben von 0 bis 10, selbst bis 15 Proc. jede Bedeutung
                              									für den Verkehr fehlt, daſs ferner die Prüfung der Scalenangabe unter 10 Proc. bei
                              									der Aichung in der Regel unterbleibt. Es wird daher empfehlenswerth sein, diesen
                              									Instrumenten nur eine Scaleneintheilung von 10 bis 50 Proc. zu geben.
                           Zur Spiritusablieferung. Einer eingehenden Erörterung
                              									dieser Frage, welche Wittelshöfer in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 Bd. 9 S. 512
                              									gibt, entnehmen wir das Folgende. Bei dem jetzt üblichen Modus der
                              									Spiritusablieferung nach dem Volumen wird zwar die wahre Stärke des Spiritus berücksichtigt, nicht aber das Volumen desselben; es wird daher die Abrechnung nach wahrer Stärke, aber nach scheinbarem Volumen vorgenommen, weil einerseits wohl die Stärke, nicht aber das Volumen auf die
                              									Normaltemperatur reducirt wird. Ueberall da, wo die Ablieferungstemperaturen unter
                              									der Normaltemperatur liegen – und dieses ist die Mehrzahl der Fälle – wird daher
                              									mehr Spiritus geliefert als bezahlt. Es ist dieses also ein Ablieferungsmodus,
                              									welcher überhaupt gar nicht angethan ist, das wirkliche Quantum der Waare, welches
                              									zur Ablieferung steht, in Rechnung zu ziehen. Diese Uebelstände lassen sich auf
                              									zweierlei Weise beseitigen. Einmal durch Einführen eines Verfahrens, welches die
                              									Festsetzung des richtigen Volumens gestattet. Hierzu ist nur nothwendig eine
                              									nochmalige Ablesung der Temperatur des Spiritus in den Fässern. Alsdann kann man mit
                              									Hilfe von Tabellen, welche sich in der Sammlung von
                                 										alkoholometrischen Reductions- und Hilfstabellen, herausgegeben von der Kaiserl.
                                 										Normalaichungscommission, Berlin 1871, ferner auch im Kalender für landwirthschaftliche Gewerbe finden, aus
                              									dem scheinbaren Volumen das wirkliche Volumen berechnen. Ein zweites Mittel, um den
                              									genannten Uebelstand zu beseitigen, bietet der Spiritushandel nach Gewicht. Hierbei
                              									muſs jedoch die Umrechnung auf Grund der wahren und
                              									nicht der scheinbaren Stärke des Spiritus erfolgen. Da
                              									hierüber vielfach Unklarheit herrscht, ist dieser Punkt wohl zu beachten, und bei
                              									Geschäftsabschlüssen empfiehlt es sich, die Art der Berechnung genau und
                              									unzweifelhaft festzustellen. Ein anderer Punkt, welcher beim Gewichtshandel zu
                              									berücksichtigen ist, ist die Frage nach den Tabellen, welche bei der Berechnung
                              									benutzt werden sollen. Hauptsächlich in Gebrauch sind die Tabellen von Meves und die von Conradi,
                              									letztere herausgegeben im Auftrage des Preuſsischen
                                 										Finanzministeriums und bei der Steuerabfertigung im Gebrauche, ferner die
                              									Tabellen der Kaiserl. Normalaichungscommission. Wie
                              									sehr diese Tabellen unter einander differiren, zeigt Verfasser an einer
                              									Zusammenstellung. In dieser geben die Tabellen von Meves bei den Alkoholstärken von 80 bis 95 Proc. für 500k Nettogewicht das Volumen um durchweg 0l,6 zu niedrig an. Die Conradi'schen Tabellen zeigen in 6 Fällen zu Gunsten der Ablieferer eine
                              									durchschnittliche Differenz von 0l,2, in 9 Fällen
                              									zu Ungunsten der Ablieferer eine solche von 0l,5.
                              									Verfasser führt noch weitere, ähnliche Beispiele an und empfiehlt dann den
                              									Interessenten, weder die Meves'schen noch die Conradi'schen Tabellen, sondern stets die amtlichen
                              									bezieh. die im Kalender für landwirthschaftliche
                                 										Gewerbe enthaltenen bei der Berechnung zu Grunde zu legen. Verfasser macht
                              									ferner darauf aufmerksam, daſs die Conradische Sammlung
                              									unter Nr. 1 eine Tabelle zur Ermittelung der wahren Alkoholstärke bei 15,5° enthält,
                              									welche mit den jedem Alkoholometer beigegebenen Reductionstabellen nicht
                              									übereinstimmt. Eine scheinbare Stärke von 85 Proc. entspricht z.B. nach den
                              									Reductionstabellen bei 2,5° = 88,5, bei 6,2° = 87,5, während Conradi für die Temperaturen zwischen 2,5 und 6,2° nur die eine Angabe von
                              									88 macht.
                           
                           Studien über Diastase. Von C. J.
                                 										Lintner. Die vom Verfasser in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1886 Bd. 9 S. 495 und 503 (daselbst nach dem Journal für praktische Chemie, neue Folge 1886 Bd. 34
                              									S. 378) veröffentlichten Untersuchungen über Diastase
                              									haben ausschlieſslich die Isolirung und Reinerhaltung der Diastase, sowie die Ermittelung ihrer Zusammensetzung und chemischen Eigenschaften
                              									zum Gegenstande, während der Verfasser Untersuchungen über die fermentative Wirkung
                              									der isolirten Diastase einer späteren Veröffentlichung vorbehält. Zum Studium der
                              									Diastasewirkung verwendete man bisher ausschlieſslich Malzextract. Da ein Einfluſs der im Malzextract enthaltenen sonstigen
                              									Bestandtheile auf die Wirkung der Diastase nicht ausgeschlossen ist, so richtete
                              									Verfasser sein Augenmerk zunächst auf die Isolirung des Fermentes, um dann an diesem
                              									die Eigenschaften desselben näher zu studiren. Als Kriterium für den Werth der
                              									angewandten Darstellungsmethode, sowie für die Reinheit des gewonnenen Productes
                              									diente die quantitative Prüfung der fermentativen Wirkung desselben. Ein Verfahren
                              									zur Bestimmung der Diastasewirkung ist bekanntlich zuerst von Kjeldahl ausgearbeitet und später von Lintner verbessert. In Betreff dieses Verfahrens
                              									verweisen wir auf ein Referat in dieser Zeitschrift 1886 259 335. Um einen geeigneten Ausdruck für die Diastasewirkung zu finden,
                              									setzt Verfasser das Fermentativvermögen der gefällten Diastase = 100, wenn von einer Lösung, enthaltend 0g,1 Diastase in 250cc Wasser 0cc,3 ausreichend waren, um in
                              										10cc einer 2procentigen Stärkelösung bei
                              									gewöhnlicher Temperatur und bei 1 Stunde Einwirkungsdauer so viel Zucker zu
                              									erzeugen, um 5cc
                              									Fehling'sche Lösung zu reduciren.
                           
                              Gewinnung der Diastase.
                              Verfasser unterwarf die bisher zur Gewinnung der Diastase in Vorschlag gebrachten
                                 										Methoden einer eingehenden Prüfung. Es kamen hierbei hauptsächlich folgende
                                 										Methoden in Betracht: Extraction mit Wasser und Glycerin, Fällen des Extractes
                                 										mit Alkohol, entweder direkt oder nach vorherigem Erhitzen auf 70°, Fällung der
                                 										Diastase durch Erzeugung voluminöser Niederschläge (Calciumphosphat), Fällen mit
                                 										Kochsalz u.s.w. Die nach diesen verschiedenen Verfahren erhaltenen Präparate
                                 										zeigten folgendes Fermentativvermögen = F:
                              
                                 
                                    
                                    
                                       F
                                       
                                    
                                 
                                    Erwärmen auf 70°
                                      3,4
                                    
                                 
                                    Ohne Erwärmen mit Alkohol gefällt
                                    26,6
                                    
                                 
                                    Methode von v. Wittich (Archiv
                                          													für Physiologie. Heft 2 S. 107,     Heft 3 S. 339 bis
                                       												352)
                                      9,2
                                    
                                 
                                    Fällung mit Kochsalz
                                    17,8
                                    
                                 
                              Dagegen wurde ein sehr günstiges Resultat durch einfache Extraction mit Wasser
                                 										und Fällung mit Alkohol erzielt, denn die nach diesem Verfahren erhaltene
                                 										Diastase zeigte ein Fermentativvermögen von 96. Auf Grund dieser Versuche gibt
                                 										Verfasser folgende Vorschrift zur Gewinnung wirksamer Rohdiastase:
                              
                              1 Th. Gerstengrünmalz oder abgesiebtes Luftmalz wird mit 2 bis
                                 										4 Th. 20procentigen Alkohols 24 Stunden oder länger digerirt; der Alkoholzusatz
                                 										gestattet eine längere Extraction, da er eine sonst leicht eintretende Säuerung
                                 										verhindert. Das abgesaugte Extract wird mit dem 2fachen, höchstens 2½fachen
                                 										Volumen absoluten Alkohols gefällt. Es ist nicht gut, mehr Alkohol zur Fällung
                                 										zu verwenden, da sonst nur noch schleimige Substanzen mit wenig Diastase gefällt
                                 										werden. Etwas Diastase bleibt allerdings im Alkohol gelöst, die Menge ist aber
                                 										so gering, daſs deren Gewinnung nicht verlohnt. Der Niederschlag scheidet sich
                                 										beim Umrühren in gelblichweiſsen Flocken ab, die sich rasch zu Boden setzen. Die
                                 										über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit wird abgegossen, während man
                                 										ersteren auf ein Filter bringt und den Alkohol möglichst rasch absaugt. Alsdann
                                 										behandelt man den Filterrückstand in einer Reibschale mit absolutem Alkohol,
                                 										filtrirt wieder unter Auswaschen mit absolutem Alkohol, behandelt den
                                 										Niederschlag in der Reibschale mit Aether und stellt denselben nach dem
                                 										Absaugen, um ihn zu trocknen, ins Vacuum über Schwefelsäure. Die gründliche
                                 										Entwässerung mit Alkohol und Aether ist nöthig, um die Diastase als lockeres,
                                 										gelblichweiſses Pulver von kräftiger Wirksamkeit zu erhalten. Bei unvollkommener
                                 										Entwässerung färbt sich das Präparat unter der Luftpumpe dunkel und nimmt eine
                                 										horn-artige Beschaffenheit an, wobei es an Wirksamkeit verliert. Auch bei noch
                                 										so langem Stehen im Vacuum über Schwefelsäure hält die Diastase geringe Mengen
                                 										von Alkohol zurück, die erst durch Trocknen bei 105° entfernt werden können. Da
                                 										hierbei jedoch die Wirksamkeit des Fermentes vermindert wird, so darf ein
                                 										solches Trocknen bei denjenigen Proben, welche zur Bestimmung des
                                 										Fermentativvermögens dienen sollen, nicht stattfinden. Die gefällte Diastase
                                 										wird nur schwer von Wasser benetzt und muſs daher vor ihrer Verwendung stets mit
                                 										wenig Wasser in der Reibschale angerieben werden.
                              
                           
                              Versuche zur Reinigung der Diastase und zur Ermittelung
                                    											ihrer Zusammensetzung und chemischen Eigenschaften.
                              Als wesentlichstes Mittel zur Reinigung diente wiederholtes Auflösen in Wasser
                                 										und Fällen mit Alkohol, ferner zur Entfernung der Aschenbestandtheile die
                                 										Dialyse. Von der von Loew (Archiv für Physiologie
                                 										1882 S. 203) in Vorschlag gebrachten Anwendung von Bleiessig muſste Abstand
                                 										genommen werden, da Versuche zeigten, daſs durch Bleiessig eine tief
                                 										eingreifende Veränderung der Diastase stattfindet, indem das Fermentativvermögen
                                 										von 96 auf 25 herabging.
                              Es wurde daher allein die wiederholte Fällung mit Alkohol in
                                 										Anwendung gebracht und zwar in der Weise, daſs der Niederschlag jedesmal nach
                                 										längerem Stehen unter Alkohol und Waschen mit Aether getrocknet wurde. Hierdurch
                                 										wurde bezweckt, die eiweiſsartigen Stoffe unlöslich zu machen. Bei der
                                 										erstmaligen Fällung mit Alkohol fällt unter Umständen eine beträchtliche Menge
                                 										Stickstoff freier Extractstoffe mit, welche Fehling'sche Lösung reduciren (Dextrin artige Körper). Durch
                                 										wiederholte Fällung können diese Substanzen entfernt werden. Die von ihnen
                                 										befreite Diastase reducirt weder direkt noch nach dem Behandeln mit Salzsäure
                                 											Fehling'sche Lösung. Die auf dem Wasserbade
                                 										eingedampfte Lösung färbt sich nicht mehr braun. Sehr hartnäckig werden die
                                 										Aschenbestandtheile (neutrales Calciumphosphat) zurückgehalten. Frisch gefälltes
                                 										Ferment enthält 16 Proc. Asche, nach 6 maliger Fällung noch 10 Proc. Durch
                                 										Dialyse kann der Gehalt auf 5 Proc. reducirt werden. Zwischen der
                                 										Diastasewirkung und dem Stickstoffgehalte bestehen interessante Beziehungen. Ein
                                 										Präparat mit F = 24 hatte 5,1 Proc. N, nach zweimaliger Fällung war F = 3,43 und N = 7,5
                                 										Proc. Ein anderes Präparat zeigte F = 71 und hatte
                                 										8,89 Proc. N. Ein Präparat aus Grünmalz mit F = 96 enthielt 8,3 Proc. N; dasselbe zweimal gefällt zeigte F =
                                 										100 und 9,06 Proc. N. Dieses Präparat, der Dialyse
                                 										unterworfen und nochmals gefällt, behielt das gleiche Fermentativvermögen,
                                 										während der Gehalt an Stickstoff sich auf 9,9 Proc. erhöhte (in Folge der Verminderung des
                                 										Aschengehaltes von 10,6 auf 4,79 Proc). Auf Asche freie Substanz berechnet
                                 										betrug der Gehalt an N = 10,41 Proc. Diese Versuche
                                 										beweisen, daſs die Diastase ein Stickstoff haltiger Körper ist, und daſs das
                                 										Fermentativvermögen der rohen Präparate um so höher ist, je Stickstoff reicher
                                 										dieselben sind. Ein Gehalt von 10,41 Proc. N für
                                 										die Asche freie Substanz scheint aber der höchste zu sein, welcher durch
                                 										Reinigung von Rohdiastase zu erreichen ist.
                              Hieraus geht aber hervor, daſs die Diastase ein Körper ist, welcher nicht den
                                 										gleichen Stickstoffgehalt besitzt wie die Eiweiſskörper. Denn wäre dieses der
                                 										Fall, so hätte die Diastase mit 10,41 Proc. N noch
                                 										etwa 34 Proc. stickstofffreier Stoffe enthalten müssen, deren Abwesenheit sich
                                 										jedoch dadurch kund gab, daſs das Präparat, selbst nach dem Kochen mit
                                 										Salzsäure, Fehling'sche Lösung nicht reducirte. Es
                                 										konnte daher, auch in Anbetracht des hohen Fermentativvermögens, das vorliegende
                                 										Präparat als sehr rein angesehen werden. Die Elementaranalyse desselben
                                 										ergab:
                              
                                 
                                    
                                       C
                                       
                                    = 44,33
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    
                                       H
                                       
                                    =   6,98
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                       N
                                       
                                    =   8,92
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                       S
                                       
                                    =   1,07
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                       O
                                       
                                    = 32,91
                                    „
                                    
                                 
                                    Asche
                                    =   4,79
                                    „
                                    
                                 
                              Auf Asche freie Substanz berechnet:
                              
                                 
                                    
                                       C
                                       
                                    = 46,66
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    
                                       H
                                       
                                    =   7,35
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                       N
                                       
                                    = 10,41
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                       S
                                       
                                    =   1,12
                                    „
                                    
                                 
                              Die Zusammensetzung der Diastase weicht daher wesentlich von derjenigen der
                                 										Eiweiſskörper ab, wie dieses auch bei anderen Fermenten (Pankreasferment,
                                 										Invertin, Emulsin) der Fall ist. Man muſs daher annehmen, daſs die chemischen
                                 										Fermente (die Enzyme) eine besondere Klasse von Proteinsubstanzen darstellen;
                                 										denn zu den Proteinstoffen muſs man sie, sowohl wegen ihres chemischen, als
                                 										physikalischen Verhaltens rechnen. Die Diastase gibt fast alle Reactionen der
                                 										Eiweiſskörper, nicht aber die für Peptone so charakteristische Biuretreaction.
                                 										Dagegen zeigt die Diastase gegen Guajaktinktur und
                                 											Wasserstoffsuperoxyd eine sehr
                                 										charakteristische Reaction, welche kein Proteinkörper gibt; diese Reaction
                                 										scheint, in bestimmter Weise ausgeführt, für die Diastase ganz besonders charakteristisch zu sein.
                              Die vom Verfasser aus Luftmalz oder Grünmalz dargestellten Präparate zeigten
                                 										folgende Reactionen:
                              Mit Fehling'scher Lösung weder
                                 										direkt, noch nach dem Kochen mit Salzsäure Reduction, während Rohdiastase
                                 										reducirend wirkt.
                              Beim Kochen der wässerigen Lösung
                                 										Trübung oder Ausscheidung von Flocken, ebenso auf Zusatz von Salzsäure; letzterer Niederschlag verschwindet beim
                                 										Verdünnen, löst sich in Natronlauge.
                              Durch Essigsäure Niederschlag, im
                                 										Ueberschuſs löslich.
                              Mit Sublimat, Bleiessig,
                                    											Essigsäure und Ferrocyankalium
                                 										Niederschläge.
                              Mit Salpetersäure und mit Millon's Reagens Eiweiſsreaction.
                              Trockene Diastase mit wenig rauchender
                                    											Salzsäure gelinde erwärmt gab eine intensive Violettfärbung.
                              In Betreff der Guajakreaction sei
                                 										Folgendes bemerkt. Dieselbe ist bekanntlich zuerst von Schönbein (Archiv für Physiologie, 1868 S. 367) aufgefunden und als charakteristisch
                                 										für alle Fermente bezeichnet. Verfasser fand, daſs die Reaction weit
                                 										empfindlicher ist, wenn man statt der wässerigen eine alkoholische Guajaklösung verwendet, welche man einfach durch Lösen
                                 										einiger Körnchen Guajakharz in absolutem Alkohole erhält. Die Lösung muſs stets
                                 										frisch bereitet werden, da sie bei längerem Aufbewahren an Empfindlichkeit
                                 										verliert. Zu 1 bis 2cc der Lösung setzt man
                                 										einige Tropfen käufliches Wasserstoffsuperoxyd; entsteht hierdurch eine Trübung,
                                 										so fügt man so viel Alkohol hinzu, bis dieselbe verschwindet. In dieser Lösung
                                 										entsteht auf Zusatz eines Tropfens einer Diastaselösung (0g,1 Diastase auf 200cc) sofort eine intensive Blaufärbung.
                                 										Entscheidend ist die Reaction nur, wenn sie innerhalb weniger Minuten auftritt.
                                 										(Vgl. Baranetzky: Die stärkeumbildenden Fermente in den
                                    											Pflanzen. Leipzig 1878 S. 8.) Lösungen von Lab, Speichel, Pepsin,
                                 										Invertin gaben unter den gleichen Bedingungen keine Blaufärbung. Die Reaction
                                 										bleibt aus, wenn die Diastaselösung kurze Zeit gekocht oder ihr Säure oder
                                 										Alkali zugesetzt wurde, also unter den gleichen Bedingungen, bei denen sie auch
                                 										ihre fermentativen Eigenschaften einbüſst. Mit der Guajakreaction können die
                                 										geringsten Mengen von Diastase nachgewiesen werden, so im Weichwasser von
                                 										Gerste, Mais, Weizen u.s.w. Der bei der Reaction auftretende blaue Farbstoff ist
                                 										löslich in Aether, Benzol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und kann durch diese
                                 										Lösungsmittel der Alkohollösung leicht entzogen werden.
                              Die groſse Aehnlichkeit der Diastase in ihren Eigenschaften mit den
                                 										Eiweiſskörpern, ferner das Auftreten der Diastase in groſser Menge bei der
                                 										Keimung, also einem Oxydationsprozesse, legt die schon von Hüſner für die Entstehung der Fermente überhaupt
                                 										ausgesprochene Vermuthung, daſs auch die Diastase ein Oxydationsproduct der
                                 										Eiweiſsstoffe ist, nahe. Von welchen Proteinstoffen dieselbe abstammt, ist noch
                                 										nicht ermittelt. Daſs nicht alle Proteinstoffe gleich geeignet sind, Diastase zu
                                 										erzeugen, geht aus der Thatsache hervor, daſs die proteinreichsten Getreidesamen
                                 										bei der Keimung nicht auch am meisten Diastase liefern.
                              Ueber eine neue Art der Anwendung der Diastase in der
                                    											Brennerei und ihre Verwendung für die Praxis. Von Georges Porion (Bulletin de la Société industrielle du
                                    											Nord de la France, 1886 S. 91 ff.). Bisher ist es immer das Bestreben
                                 										gewesen, durch Einwirkung der Diastase bei 60 bis 70° auf Stärkemehl in
                                 										kürzester Zeit die gröſstmögliche Menge von gährungsfähigem Zucker zu erzeugen.
                                 										Dieses entspricht nicht dem Vorgange, wie er bei der Keimung stattfindet, wo
                                 										sich der diastatische Prozeſs dem Lebensprozesse der Pflanze unterordnet und
                                 										sich die Umbildung von Stärke in Zucker nur allmählich, und zwar in dem Maſse
                                 										vollzieht, als der Zucker von der Pflanze verbraucht wird. Durch einen Versuch
                                 										läſst sich dieser Vorgang nachahmen. Diastase wirkt auf unveränderte Stärke
                                 										nicht zuckerbildend ein, wohl aber wenn man Hefe zusetzt; letztere ersetzt hier
                                 										die Pflanze, indem sie durch Alkoholbildung den Zucker verzehrt und dadurch eine
                                 										Anhäufung des Zuckers, durch welche die Wirkung der Diastase gehemmt wird,
                                 										unmöglich macht. Analogien für diesen Vorgang finden sich vielfach, – die
                                 										alkoholische Gährung, ebenso die Milchsäuregährung hören auf, wenn eine
                                 										bestimmte Menge der Gährungsproducte sich gebildet hat, beginnen aber nieder,
                                 										sobald diese entfernt werden. So kann man auch Stärke vollständig durch Diastase
                                 										in Zucker umwandeln, wenn man den gebildeten Zucker durch Dialyse
                                 										entfernt, (Ueber den Nachtheil, der durch Thätigkeit von Fermenten gebildeten
                                 										Producte auf die Wirksamkeit der Fermente vgl. auch unser Referat über Wirkung
                                 										von Diastase und Invertin von Müller-Thurgau, S.
                                 										324 d. Bd.) Aus diesen Beispielen ist es auch klar, daſs eine vollständige
                                 										Umwandlung der Stärke in Zucker in einem einzigen Prozeſs kaum möglich ist, da
                                 										die Diastase auf das gleichzeitig gebildete, nicht gährungsfähige Dextrin erst
                                 										dann einzuwirken vermag, wenn der die Wirkung hemmende Zucker durch die Gährung
                                 										entfernt ist. In der Praxis sucht man die schädliche, zu groſse Anhäufung von
                                 										Zucker vielfach durch Verdünnen zu beseitigen. Trotzdem die Diastase für sich
                                 										allein, ohne gleichzeitige Thätigkeit eines anderen Organismus, durch welchen
                                 										der gebildete Zucker entfernt wird, nur wenig auf Stärke einzuwirken vermag,
                                 										kann man doch eine möglichst gute Umbildung erreichen, wenn man die Stärke
                                 										verkleistert und dadurch der Diastase zugänglicher macht, und wenn man
                                 										andererseits groſse Mengen Diastase und zwar lange Zeit einwirken läſst.
                                 										Verfasser zeigt nun, daſs derselbe Erfolg aber auch auf andere Art zu erreichen
                                 										ist, nämlich dadurch, daſs man die Diastase nur bei der
                                    											Gährungstemperatur und gleichzeitig mit Hefe einwirken läſst. Durch die
                                 										Hefe wird der gebildete Zucker entfernt, dadurch die Diastase immer wirksam
                                 										erhalten, andererseits durch die niedrige Temperatur eine Schwächung der
                                 										diastatischen Kraft vermieden. Führt man zwei Versuche unter sonst ganz gleichen
                                 										Bedingungen aus, indem man Malz und Bierhefe mischt, das eine Mal, nachdem man
                                 										die Stärke des Malzes durch Erwärmen auf 60° verkleistert hat, das andere Mal
                                 										ohne Verkleisterung, so erhält man die gleiche Ausbeute an Alkohol.
                              Verfasser führt nun einen Versuch an, bei welchem 275k Mais mit der vierfachen Menge Wasser bei
                                 										100° verkleistert, auf Gährungstemperatur abgekühlt, mit 4k Bierhefe und 375g (= 0,13 Proc. der angewandten Menge Mais) Malz versetzt wurden. Es
                                 										wurden erhalten 58l Alkohol = 21 Proc. der
                                 										angewandten Maismenge. Bei diesem Versuche ist allerdings etwa ⅓ der Stärke
                                 										nicht in Alkohol, also auch nicht in Zucker übergeführt worden. Man könnte nun
                                 										meinen, daſs die zu geringe Menge Diastase die Schuld trägt. Dies ist jedoch
                                 										nicht der Fall. Zwei weitere Versuche, welche der Verfasser zur Entscheidung
                                 										hierüber ausführte, zeigten, daſs bei Verwendung von 0,15 Proc. des
                                 										Maisgewichtes an Malz 88,69cc Alkohol, bei
                                 										Verwendung der doppelten Menge (also 0,30 Proc.) nur 90,93, also nur 2cc mehr Alkohol erhalten wurden. Die Ursache
                                 										für den ungünstigen Erfolg des oben angeführten Versuches ist darin zu suchen,
                                 										daſs die Anhäufung von Alkohol und Säure, welche bei der Gährung gebildet
                                 										wurden, die Wirkung der Diastase abgeschwächt haben.
                              Verfasser schlieſst daraus, daſs die Menge des zu gewinnenden Alkohols weniger
                                 										von der angewandten Menge Diastase, als von den Bedingungen, unter denen
                                 										letztere zur Anwendung kommt, abhängig sein wird. Da die Wirkung der Diastase,
                                 										wie oben gezeigt, durch gleichzeitige Einwirkung von Hefe erleichtert wird,
                                 										macht Verfasser den Vorschlag, die Wirkung der Diastase in den Gährbottich zu
                                 										verlegen, also Zuckerbildung und Gährung sich gleichzeitig und neben einander
                                 										vollziehen zu lassen.
                              
                              Ein solches Verfahren würde natürlich Veränderungen in der Zubereitung der
                                 										Rohmaterialien bedingen, welche jedoch einfacher Natur sein würden. Das
                                 										Verfahren brächte auſser einer Malzersparniſs eine Ersparniſs an Material, sowie
                                 										an Wärme und bewegender Kraft mit sich. Im Groſsen würde sich die Methode im
                                 										Wesentlichen etwa in folgender Weise gestalten:
                              Der Mais wird in ganzen Körnern
                                 										in einem geeigneten Apparate (etwa wie der Macerationsapparat von Champonnois) mit der dreifachen Menge heiſsen
                                 										Hassers auf 100° erhitzt und 5 bis 6 Stunden bei nicht unter 95° stehen
                                 										gelassen. Dabei verändert sich das Aeuſsere des Kornes nicht, die Stärke wird
                                 										jedoch vollständig verkleistert, indem das Wasser bis in das Innere des Kornes
                                 										eindringt. Die gebildete Flüssigkeit läſst man abflieſsen. Dieselbe enthält
                                 										Stärkemehl und einige Maiskörner. Sie kann entweder direkt in den Gährbottich
                                 										gelassen werden, oder aber besser zum Dämpfen neuer Mengen Mais Verwendung
                                 										finden. Den gedämpften Mais läſst man abtropfen und auf geeigneten Vorrichtungen
                                 										in flacher Schicht ausgebreitet abkühlen, was in etwa 45 Minuten bis auf die
                                 										Temperatur der Umgebung stattfindet. Durch Umschaufeln und Luftcirculation kann
                                 										die Abkühlung noch beschleunigt werden. Alsdann wird der gedämpfte Mais in
                                 										geeigneten Quetschvorrichtungen zerkleinert, was, da das Korn weich ist, nur
                                 										wenig Kraftaufwand erfordert. Die so bearbeitete Masse kommt unter Zusatz von
                                 										Wasser (lauwarm oder kalt, je nach der Jahreszeit) in den Gährbottich, der Malz
                                 										und Hefe bereits enthält. Die Menge des Wassers ist verschieden, je nachdem man
                                 										dick oder dünn maischen will. Durch geeignete Vorrichtung wird die Masse im
                                 										Gährbottich durchgemischt. Auf 100k Mais gibt
                                 										man 2 bis 3k Bierhefe und etwa 5k Malz; doch hat Verfasser bei sehr gutem Malz
                                 										auch schon mit 3k befriedigende Ausbeute
                                 										erhalten.
                              Ebenso wie Mais lassen sich alle anderen Körner verarbeiten,
                                 										nur ist, je nach der leichteren Durchdringbarkeit der Körner für Wasser, die
                                 										Dämpfzeit eine verschiedene. Während Mais 5 bis 6 Stunden gedämpft werden muſs,
                                 										genügt für Gerste, Roggen, Weizen 1 Stunde, für Dari ¾ Stunden, für Reis ¼
                                 										Stunde. Auch Kartoffeln lassen sich in gleicher Weise verarbeiten, aber nur
                                 										unter Anwendung von Dampf, ohne Wasserzusatz; die Dauer der Operation beträgt
                                 										etwa 1 Stunde. Vorzüge des Verfahrens sind: Geringer Malzverbrauch, Ersparniſs
                                 										an bewegender Kraft und Wärme, Verwendung einfacher, nicht kostspieliger
                                 										Apparate. Die Erträge an Alkohol sind dieselben, eher noch bessere, als nach dem
                                 										gewöhnlichen Verfahren.
                              Verfasser hebt noch hervor, daſs sich sein Verfahren hauptsächlich für
                                 										landwirthschaftliche Brennereien eignen würde, und daſs sich dasselbe leicht mit
                                 										der Zuckerfabrikation vereinigen lieſse, indem Apparate der letzteren (z.B. der
                                 										Macerateur zum Dämpfen) dabei Verwendung finden könnten. Daſs sich dieses auf
                                 										französische Verhältnisse bezieht, brauchen wir wohl nicht hervorzuheben.
                              Morgen.