| Titel: | Ueber das bei der Destillation von Paraffinölen auftretende Gas. | 
| Autor: | P. Naef | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 468 | 
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                        Ueber das bei der Destillation von Paraffinölen
                           								auftretende Gas.
                        Ueber Destillation von Paraffinölen.
                        
                     
                        
                           G. Beilby und J. B.
                                    										M'Arthur haben nach dem Journal of the Society of
                                       										Chemical Induslry, 1887 Bd. 6 S. 31 die Gase, welche bei der Destillation
                              									von rohem aus bituminösen Schiefern hergestelltem Paraffinöle entstehen, näher
                              									untersucht. Dieses Rohöl wird entweder sofort oder nach Behandlung mit Schwefelsäure
                              									und Aetznatron im mäſsigen Dampfstrome bis zur Trockne abdestillirt. In beiden Fällen wirkt diese
                              									Destillation mehr oder weniger zersetzend, so daſs neben Oel von niederem
                              									specifischen Gewicht und pechartiger Koke eine bedeutende Menge eines Gases
                              									entsteht, welches aus Kohlenwasserstoffen, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und
                              									Wasserdampf zusammengesetzt ist. Es findet dabei jedenfalls eine Zersetzung
                              									complicirter Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel haltiger Kohlenwasserstoffe in
                              									einfachere statt, Die Zersetzung darf aber flicht zu weit fortschreiten, da sonst
                              									auch die höher siedenden Paraffine und Olefine leicht zerstört werden könnten.
                           Bei Destillation von 1l Rohöl (882g) im Dampfstrome wurden erhalten:
                           
                              
                                 Destillat
                                 860,00g
                                 
                              
                                 Rückstand
                                   10,58
                                 
                              
                                 Gas
                                     7,93
                                 
                              
                                 Verlust
                                     3,49
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 882,00g
                                 
                              
                           Es bildeten sich 6l,8 Gas von einer
                              									durchschnittlichen Leuchtkraft von 35 Kerzen bei einem Verbrauche von 141l,5 in der Stunde.
                           Da die Zersetzung bei Destillationen im kleinen Maſsstabe gewöhnlich geringer ist,
                              									haben Beilby und M'Arthur
                              									auch Versuche im Groſsen in den Oakbank-Werken
                              									angestellt. Das Gas wurde durch einen in der Leitung angebrachten Strahlapparat
                              									zuerst durch einen Kühlapparat und dann in einen Gasometer gepreſst. Eine mit 11cbm Oel beschickte Blase lieferte 79cbm,2 Gas von durchschnittlich 34 Kerzen bei einem
                              									Verbrauche von 141l,5 in der Stunde. Eine andere,
                              										10cbm,9 Oelrückstand von der zweiten
                              									Rohöldestillation enthaltende Blase gab 113cbm Gas
                              									von 29 Kerzenstärke. Sobald das Destillat 0,890 spec. Gew. zeigte, begann die
                              									Gasentwickelung, und zwar besaſs das Gas bis zum Auftreten des gelben, harzigen
                              									Destillates eine Leuchtkraft von 40 bis 50 Kerzen. Gegen das Ende der Destillation
                              									verminderte sich dieselbe bis auf 24 Kerzen. Beim Waschen mit einem schweren Oel
                              									lieferte Gas, Welches sich 36 Stunden im Gasometer befunden hatte, 5l,4 Naphta auf 28cbm Gas und die Leuchtkraft sank von 36 auf 22 Kerzen. Das Gas scheint
                              									daher ziemlich beständig und für Beleuchtungszwecke geeignet zu sein. Die erwähnten
                              									Versuche wurden mit Blasen angestellt, welche mit Unterbrechung des Betriebes
                              									arbeiteten. Bei den neuerdings benutzten, continuirlich arbeitenden Blasen bildet
                              									sich etwas weniger Gas, eine gewisse Menge muſs aber immer auftreten. Das Gas
                              									scheint seiner groſsen Leuchtkraft wegen zur Beleuchtung von Fabriken, Dörfern und
                              									wahrscheinlich auch von Eisenbahnwagen sehr geeignet zu sein. Eine Fabrik von der
                              									Gröſse des Oakhank-Werkes wird täglich etwa 560cbm, andere gröſsere Fabriken aber werden wohl
                              									2200 bis 2800cm erzeugen können.
                           P. Naef.