| Titel: | Fortschritte in der Construction der Walzwerke. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 537 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Fortschritte in der Construction der
                           								Walzwerke.
                        Patentklasse 18. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 28 und 29.
                        Fortschritte in der Construction der Walzwerke.
                        
                     
                        
                           Ein groſser Walzenpark ist für jede Hütte ein kostspieliges Vergnügen und richtete
                              									sich seit längerer Zeit das Bestreben der Hüttentechniker darauf, durch
                              									Vervollkommnung der Universalwalzen die Zahl der Façonwalzen zu verringern.
                           Fig. 1., Bd. 265, S. 537Hugo Sack in Duisburg (* D. R. P. Nr. 39298
                                 									vom 6. Juni 1886) will ⌶-Eisen auf der Universalwalze
                              									fertig stellen. Der Walzvorgang ist folgender: Das vorbereitete Walzgut wird in
                              									seinem Universalwerke durch Nachstellen der Walzen mit beliebiger (!?) Stichzahl
                              									verarbeitet, um nöthigenfalls in einem besonderen Fertigkaliber vollendet zu werden.
                              									Das Walzwerk (Textfig. 1) hat 2 horizontal gelagerte
                              									Walzen AA, in deren Ebene auch die stehenden Walzen B und C sich befinden. Die
                              									Ringwalze B ist durch Zapfen zwangläufig gemacht und
                              									scheibenförmig, während die Walze C mit zwei Rändern
                              									versehen ist, welche in
                              									entsprechende Hinterdrehungen der Walzen AA greifen, so
                              									daſs die letzteren in Bezug auf das Zusammenarbeiten mit der Walze C die Stelle der Ringwalze B bezüglich deren Zusammenarbeiten mit AA
                              									vertreten. Diese Anordnung bezweckt einen Wechsel der Gratstellen und ist deshalb
                              									das Walzstück bei jedem Stiche um 180° zu drehen. Die Zustellung der Walzen ist so
                              									getroffen, daſs der Steg des Profiles dieselbe Streckung erfährt wie die Flügel. Sie
                              									ist nach oben und unten hin gleichmäſsig, nach rechts und links nicht, und rückt B schneller der Mitte zu als C, so daſs bei einem beliebigen Vorstich r >
                              										l sein muſs (Textfig.
                                 										2 und 3) um schlieſslich = l zu werden, wodurch das letzte Kaliber annähernd
                              									symmetrisch wird. Die Bearbeitung in den vorhergehenden Kalibern auf Form geschieht
                              									auf Seite von B sowohl von AA als von B aus, während der Theil bei C nur gestreckt wird. Die punktirt gezeichnete Form ist
                              									die des vorhergehenden, um 180° gedrehten Kalibers, und ist darin die Art der
                              									Streckung zu ersehen.
                           Fig. 2., Bd. 265, S. 538Fig. 3., Bd. 265, S. 538Ueber die Vorzüge dieser Construction bezüglich der gleichmäſsigen
                              									Streckung der Stäbe vor dem bisherigen Verfahren spricht sich der Erfinder in einer
                              									Versammlung des Eisenhüttenvereins ausführlich aus, und verweisen wir dieserhalb auf
                              										„Stahl und Eisen“ Nr. 8 Augustheft 1887. Derselben Quelle entnehmen
                              									wir die neueste Construction des Sack'schen Walzwerkes,
                              									welches wir in Fig.
                                 										1 bis 4 Taf. 28 dargestellt haben, dasselbe ist für ⌶- und ✕-Eisen eingerichtet.
                           Die Ständer sind gewöhnlicher Art und lassen sich daher auch bei vorhandenen
                              									Einrichtungen ohne Weiteres benutzen. Beim ✕-Walzwerke sind die den Walzen zunächst
                              									liegenden Rollen des Rollganges innerhalb der Ständer angebracht, weil die Blöcke
                              									anfänglich ziemlich kurz sein werden. Diese beiden Rollen sind unabhängig von dem
                              									übrigen Rollgange durch Gall'sche Ketten angetrieben
                              									und in vertikalem Sinne etwas verstellbar, um ein wirksames Einschieben der Stäbe
                              									auch bei kleineren Profilen zu ermöglichen. Bei dem ⌶-Profile würde diese Rollenanstellung nicht nöthig sein, auch kann wegen
                              									gröſserer Länge der vorgewalzten Blöcke die erste Rolle auſserhalb der Ständer
                              									liegen.
                           Die vertikalen Walzen sind in kastenförmigen Einbaustücken gelagert, die zur Seite angegossene
                              									Schilde in Dreiecksform besitzen. Die Neigung der schrägen Flächen wird durch die
                              									Kalibrirung gegeben und sie finden Auflager auf eben solchen Flächen von 4 Schienen.
                              									Diese Schienen werden, wie die Einbaustücke der Vertikalwalzen, in die lichte
                              									Oeffnung des Ständers von der Seite her eingeschoben und ruhen ihrerseits auf den
                              									Lagersätteln der Horizontalwalzen, wo sie bezüglich der richtigen Höhenlage durch
                              									Druckschrauben genau eingestellt werden können. In der Längsrichtung sind dieselben
                              									ebenfalls genau einstellbar, so daſs die Einstellung auch während des Betriebes
                              									erfolgen kann, da alle Stellorgane leicht zugänglich sind.
                           Die obere Walze ist beweglich und ausbalancirt, ebenso die oberen Stellschienen. Die
                              									vertikalen Walzen werden mit ihren Einbaustücken durch Gegengewichte, die an
                              									Winkelhebeln wirken, am Abwärtsgleiten auf den schrägen Flächen verhindert. Beim
                              									Verengen des Kalibers werden die beiden Stellschienen einander genähert und so
                              									werden die als stumpfwinkelige Keile wirkenden Schilde vorwärts gedrängt, mithin
                              									auch die stehenden Walzen. Die Einstellung der Walzen ist somit in einfacher Weise
                              									gelöst. Es ist noch zu erwähnen, daſs einfallender Glühspan durch kräftigen
                              									Wasserstrahl aus den Vertiefungen der Walzen zu entfernen ist.
                           Bei Fluſseisen würden Blöcke auf eine rechteckige Form vorgewalzt werden, und zwar in
                              									einem Blockgerüste mit verstellbarer Oberwalze. Die Kalibrirung würde sich in
                              									ähnlicher Weise, wie für Blechplatinen üblich, wie folgt gestalten: In der Mitte ist
                              									eine breite Streckbahn anzuordnen, welche zur Seite etwa 3 Stauchkaliber hat. Die
                              									Breite derselben entspricht der Dicke der vorzuwalzenden Blöcke, welcher das erste
                              									Universalkaliber angepaſst wird. Die Breite des Blockes hat sich dem ersten
                              									Universalstich anzuschmiegen, was durch Verstellen der Oberwalze geschieht.
                           Textfig. 1 zeigt den so erhaltenen ersten
                              									Universalstich mit dem Blockprofile. Das Kaliber ist anfangs offen, was gestattet
                              									sein dürfte. Nötigenfalls könnte man sich bei Schweiſseisen mit einer engeren
                              									Anfangsstellung des Universalkalibers begnügen und dafür den Block anders gestalten,
                              									das Kaliber würde alsdann bereits nach dem ersten Stiche vollgehalten.Vgl. Stahl und Eisen, 1886 Bd. 12 Fig. 16 Taf.
                                    											37.
                           Im Universalwalzwerke sind durchschnittlich 10 Stiche erforderlich, die Stichzahl
                              									würde also gegenüber der jetzigen Methode nicht erhöht werden. Der Fertigkaliber der
                              										⌶-Profile werden möglichst viele auf einer
                              									anderweitigen Walze vereinigt, so daſs dieselbe vielleicht erst alle 4 bis 8 Profile
                              									braucht gewechselt zu werden.
                           Ein öfterer Walzenwechsel wäre demnach nur beim Universalgerüste vorzunehmen, was
                              									möglichst einfach geschehen kann.
                           
                           Ein Universalwalzwerk für Stabeisen bezieh. Rundeisen ist von G. Balthasar in Hollerich bei Luxemburg (* D. R. P. Nr. 39668 vom 9.
                                 									Oktober 1886) construirt und in Fig. 5 und 6 Taf. 28 in Aufriſs und
                              									Grundriſs dargestellt. Das senkrechte Walzenpaar mit Kalibern für die verschiedenen
                              									Rundeisenstärken ist in einem Rahmen seitlich verschiebbar, während der Rahmen
                              									selbst nach der Höhe verschiebbar ist. Die Einstellung kann während des Ganges
                              									stattfinden, so daſs je ein Kaliber des Walzenpaares A,
                                 										A1 auf das entsprechende gleiche des
                              									Walzenpaares A2, A3 fällt. Von der
                              									unteren Walze D aus wird durch die Stirnräder B und B1 die Bewegung auf F
                              									und von hier aus durch die conischen Räder C, C1 auf C2 und C3 und somit auf die stehenden Walzen A2, A3 übertragen. Die
                              									Räder C, C1 sind auf
                              									Nuthen verschiebbar. Nach der Fig. 5 ist das kleinste
                              									Rundkaliber beider Walzenpaare eingestellt. Die Einstellung jedes anderen Kalibers
                              									ist aus der Figur leicht zu verfolgen, mittels der Schrauben F1 wird die Seitenverschiebung bewirkt,
                              									die Höhenstellung durch Verschieben des Rahmens durch Drehung der Welle w, welche mit Schneckenrad S auf die Schraube t wirkt, an welcher der
                              									Rahmen für die stehenden Walzen hängt. Letztere sind vermittels Nuth und Feder von
                              									den Spindeln H und H1 mitgenommen und auf denselben auf diese Weise
                              									verschiebbar gemacht. Natürlich läſst sich diese Walze auch für Quadtrateisen und
                              									Flacheisen bei entsprechender Kalibrirung verwenden.
                           Lorenzo Don Farra in Philadelphia (* D. R. P. Nr. 35587
                                 									vom 11. Februar 1885) hat ein Walzwerk zum Auswalzen unregelmäſsiger Metallformen
                              									construirt. Das Walzwerk wird von einer Vorgelegeachse aus getrieben in der Weise,
                              									daſs ein kleines Stirnrad derselben auf ein gröſseres Getriebe der Walzen, welche
                              									wieder unter sich fest verbunden sind, wirkt. Das gröſsere Rad hat eine Zahnlücke,
                              									so daſs der Betrieb bei jeder Umdrehung sich selbstthätig unterbricht, und nach dem
                              									Einstecken des Walzgutes durch eine Hebelvorrichtung wieder eingerückt werden
                              									kann.
                           Das Walzwerk von H. Vetter in Düsseldorf (* D. R. P. Nr.
                                 									39020 vom 1. September 1886) hat den Zweck, die Röhren unmittelbar nach dem
                              									Durchgange durch die Walzen zu kalibriren und auf diese Weise das nachträgliche
                              									Ziehen zu vermeiden. Innerhalb des Ständers (Fig. 7) befindet sich ein
                              									gabelförmiger Hebel a, um b mittels Handhebel c drehbar. Der Hebel a umfaſst die Büchse d, in
                              									welche Kalibrirungsringe e verschiedener Gröſse nach
                              									Bedarf eingesetzt werden und bildet unterhalb der Hülse d einen Haken g, welcher die Vorrichtung
                              									gegen den Bolzen x stützt Die punktirte Lage zeigt die
                              									Vorrichtung auſser Betrieb. Die Walzen BB treiben die
                              									Röhren durch den Kalibrirungsring e und entfallen
                              									dadurch glatte Röhren.
                           Peter Kirk in Workington (* D. R. P. Nr. 39054 vom 29.
                                 									Juni 1886) betreibt sein Walzwerk vermittels eines in einem geschlossenen Cylinder
                              										sich hin und her
                              									bewegenden Kolbens von veränderlichem Hube, mit welchem eine geradlinig geführte,
                              									auf den Rollen t (Fig. 8) gleitende
                              									Zahnstange h verbunden ist. Diese verursacht durch ihr
                              									Eingreifen in die an den Antriebswellen g und h der Walzen angebrachten Zahnräder i bezieh. j je nach ihrer
                              									Vor- und Rückwärtsbewegung eine Vor- oder Rückwärtsdrehung der Walzen. Zum
                              									Einbringen des zu bearbeitenden Stabes zwischen die Walzen können selbstthätige
                              									Wagen o (Fig. 9) benutzt werden,
                              									auf welchen die Arbeitsstücke durch Klemmhebel, mittels Griff x niederdrückbar, festgehalten werden. Jeder dieser
                              									Wagen steht durch ein Gelenk p mit einem Hebelarme r in Verbindung, der an einer gemeinschaftlichen
                              									drehbaren Welle s festsitzt. Eine Zugstange verbindet
                              									den am äuſsersten Ende dieser Welle s befestigten Hebel
                              									mit einem Excenter, welches auf dem verlängerten Zapfen der letzten Unterwalze
                              									aufgekeilt ist und je nach der Drehungsrichtung der Walzen eine Vor- oder
                              									Rückwärtsbewegung der Wagen veranlaſst, wodurch das Walzgut den Walzen zugeführt
                              									oder von denselben entfernt wird.
                           Gebr. Brüninghaus und Comp. in Werdohl (* D. R. P. Nr.
                                 									37002 vom 3. November 1885) ordnen, um den Stahl ohne Zeitverlust zu härten und
                              									demgemäſs die glatte Oberfläche zu erhalten, bei dem Austritte des Stahles aus der
                              									Walze eine Vorlage von Kaltwasserleitungsapparaten an. Hierzu dient eine geneigte
                              									Rinne oder geschlossene Röhre, auf deren Boden der Stahl unter dem fortwährend
                              									zulaufenden Wasserstrom hinweggleitet.
                           Das Walzwerk von William Arnold in Barnsley (* D. R. P.
                                 									Kl. 49 Nr. 39061 vom 26. Juni 1886) bezweckt die Bildung von faſs- oder
                              									tonnenförmigen Schüssen für Dampfkessel. An dem Walzwerke ist die Verbindung
                              									folgender Theile mit einander patentirt:
                           1) Die Lagerung der seitlich zur Maschine liegenden Walzen H,
                                 										H1 (Fig. 1 Taf. 29) für die
                              									Bildung der Flanschen in einem drehbaren Arm h, welcher
                              									von einem thürartig aufklappbaren Support C getragen
                              									wird, zu dem Zwecke, die aufgebogenen Rohrenden durch die genannten, vertikal gegen
                              									letztere arbeitenden Walzen während der Bildung der Tonnenform allmählich und
                              									vollständig umzubiegen.
                           2) Die Anordnung eines schräg laufenden Lagers c (Fig. 2) auf dem
                              									schwingbaren Support C, um das Lager vor dem
                              									Ausschwingen des Supportes durch Handhebel c1 unter dem Walzenachsenende vorziehen zu
                              									können.
                           3) Die Anordnung von vertikal im Walzenwerkgestelle verschiebbaren Rahmen G mit den über dem auszubiegenden Rohr liegenden Preſs-
                              									und Führungswalzen F, H, F, welche Rahmen durch Riemen-
                              									und Kegelrädertrieb schnell in oder auſser Arbeitsstellung gebracht werden
                              									können.
                           Ein neues Walzverfahren vermittels Schrägwalzwerk.Vgl. 1882 243 * 458. Während
                              									bisher der Vorgang des
                              									Walzens sich durch die Einwirkung zweier Cylinder oder einer Verbindung derselben
                              									vollzog, führt Kögel in Staſsfurt (* D. R. P. Nr. 34617
                                 									vom 27. Januar 1885) einen neuen Grundgedanken in die Walzkunst ein, der, wie es
                              									scheint, auſsergewöhnlich bemerkenswerth ist. Dasselbe Verfahren ist Alfred Mannesmann für Oesterreich-Ungarn durch das
                              									Privilegium vom 18. Februar 1886 patentirt. Wir folgen im Nachstehenden der
                              									letztgenannten Patentschrift:
                           
                              „Bei den bisher bekannten Verfahren und Apparaten ist es unmöglich bei einem
                                 										einzigen Durchzuge zwischen zwei Walzen sehr groſse Querschnittsveränderungen zu
                                 										erreichen, beispielsweise aus einem Blocke sofort Rund- oder Profileisen zu
                                 										walzen oder direkt aus diesem runden oder profilirten Draht zu erzeugen.
                              
                           
                              Die Lösung dieser Probleme ist durch die Erfindung des Schrägwalzverfahrens
                                 										vollkommen gegeben, ja noch mehr, letzteres gestattet das direkte Walzen von
                                 										Formen, die bisher nur auf der Fräsmaschine erzeugt werden konnten, und gibt
                                 										ferner ein Mittel, die Faserrichtung der Walzstücke während des Walzens beliebig
                                 										zu ändern, und Walzstücke mit ungleichem Querschnitte, ja selbst ganz oder
                                 										theilweise hohle Producte, mit oder ohne Anwendung eines Domes, zu erzeugen.
                              
                           
                              Im Folgenden sollen nun nach allgemeiner Darstellung des Verfahrens und der dazu
                                 										verwendeten maschinellen Einrichtungen die bei der Fabrikation der oben
                                 										aufgezählten Walzstücke eingehaltenen Arbeitsvorgänge beschrieben werden.
                              
                           
                              Das Eigenthümliche des neuen Walzverfahrens besteht darin, daſs die Arbeitsstücke
                                 										nicht, wie bei den bekannten Darstellungsweisen, senkrecht zur Achsenrichtung
                                 										der rollenden Theile, sondern parallel oder schief zu dieser fortschreiten,
                                 										wodurch selbe dem Einflüsse der Walzen viel länger ausgesetzt bleiben. Die
                                 										Walzen sind im Allgemeinen nicht cylindrisch, sondern so geformt, daſs
                                 										verschiedene Punkte ihrer Flächen ungleiche Umfangsgeschwindigkeiten haben, die
                                 										den Theilen der durchlaufenden Werkstücke verschieden starke Drehungen
                                 										ertheilen, so daſs die Auſsenfasern derselben eine seilartige Windung
                                 										erhalten.
                              
                           
                              Läſst man Arbeitsblöcke zwischen zwei Planscheiben oder zwei oder mehreren
                                 										conisch geformten Walzen so rotiren, daſs die Eintrittsstelle sich langsamer
                                 										dreht als das Austrittsende, so findet ein langsame Fortbewegung derselben
                                 										statt; bei dem so gebildeten offenen Kaliber wird in Folge der verschiedenen
                                 										Drehungsgeschwindigkeiten der Enden des Werkstückes neben einer entsprechenden
                                 										Verdünnung desselben eine drahtseilartige Drehung der Fasern erzeugt; indem die
                                 										auſsen gelagerten Fasern der hierbei entstehenden Verlängerung einen gewissen
                                 										Widerstand entgegensetzen, erzeugen sie einen nach innen gerichteten allseitigen
                                 										Druck, der das Werkstück vollkommen rund erhält und bei noch so bedeutenden
                                 										Streckungen inneren Materialbrüchen vorbeugt.
                              
                           
                              Die Einrichtung, um mit zwei Planscheiben universal alle Gröſsen Rundmetall auszuwalzen,
                                 										zeigt Fig.
                                    											3 im Grundrisse, Fig. 4 im senkrechten
                                 										Längenschnitte und Fig. 5 im
                                 										Querschnitte.
                              
                           
                              Das Walzen der glühenden Metallblöcke findet hier zwischen ebenen Planscheiben
                                 											a und b statt,
                                 										welche, wie aus Fig. 3 ersichtlich, mit wagerechten Achsen etwas geneigt gegen
                                 										einander derart angeordnet sind, daſs ihre Höhenlagen gegen einander verstellbar
                                 										sind.
                              
                           
                              Der Antrieb erfolgt durch die Welle E, welche durch
                                 										die Kammwalzenübersetzung K, L die Drehung auf die
                                 										Scheibe a überträgt, durch die Welle F und die Kammwalzenübersetzung O, P, Q (Fig. 5), welche die
                                 										Scheibe b im entgegengesetzten Sinne zu a antreibt.
                              
                           
                              Das Arbeitsstück wird bei r ein- und bei s ausgeführt, und da die Umfangsgeschwindigkeit an
                                 										der Austrittsstelle dem gröſseren Radius entsprechend gröſser ist, als bei r, so erzeugen die beiden mit gleicher
                                 										Winkelgeschwindigkeit im entgegengesetzten Sinne umgehenden Scheiben eine
                                 										Drehung des Werkstückes und gleichzeitig ertheilen sie demselben in Folge der
                                 										verschiedenen Höhenlage der Scheibenachsen eine mit dieser veränderliche
                                 										Vorwärtsbewegung im Sinne des Pfeiles q.
                                 									
                              
                           
                              Durch Aenderung des Scheibenabstandes ist es möglich, alle Stärken Rundmetalle
                                 										durch einmaligen Durchgang der rohen Blöcke auszuwalzen und ebenso ist es
                                 										möglich, die schraubenförmige Windung der Fasern starker oder schwächer zu
                                 										machen, entsprechend dem besonderen Zwecke, welchem die Walzproducte dienen
                                 										sollen.
                              
                           
                              Ein weiterer Vortheil dieses Universal Walzwerkes liegt darin, daſs man das
                                 										Werkstück durch einfaches Verstellen der gegenseitigen Höhenlage der
                                 										Scheibenachsen reversiren kann.
                              
                           
                              
                                 
                                 Fig. 4., Bd. 265, S. 543
                                 
                              
                                 
                                 Fig. 5., Bd. 265, S. 543
                                 
                              Das vorher erwähnte Fortschreiten im Sinne des Pfeiles q wird nur dann stattfinden, wenn die Durchgangsstelle des Werkstückes
                                 										zwischen beiden Scheiben (Textfig. 4) so liegt,
                                 										daſs die Scheibe a das Werkstück mit gröſserem
                                 										Radius (r) angreift, als die entgegengesetzt umlaufende Scheibe
                                 											b (r1). Findet durch Verstellen der Höhenlagen der
                                 										Achsen eine Aenderung dieser Verhältnisse statt (r1 > r),
                                 										wie dies in Textfig. 5 dargestellt ist, wird die
                                 										Richtung der fortschreitenden Bewegung des Werkstückes eine zur früheren
                                 										entgegengesetzte. So entsteht auf einfachste Weise ein Reversirwalzwerk bei
                                 										stets unveränderter Bewegungsrichtung der Planscheiben, da schon das Heben oder
                                 										Senken der einen Achse gegen die zweite ein Hin- und Hergehen des Werkstückes
                                 										bewirkt. Wird auf den Scheiben eine schmale ringförmige Erhöhung angebracht, so
                                 										ist man vermöge des Reversirens im Stande, Stangen mit beliebigen Ansätzen,
                                 										Façonstücke mit rundem Querschnitte zu walzen, weil man in jedem Augenblicke die
                                 										Fortbewegung des Werkstückes beliebig verlangsamen und die Scheiben einander
                                 										auch während des Ganges nähern oder von einander entfernen kann. Denselben
                                 										Erfolg wie die soeben besprochenen excentrisch und schief gestellten Scheiben
                                 										haben excentrisch und convergent zu einander angeordnete Trio- oder Quadrupel
                                 										walzen, deren gegenseitige Lage während des Walzens geändert werden kann.
                                 										Hierbei wird das zwischen den Walzen achsial durchlaufende Werkstück in Folge
                                 										der excentrischen Lage der Achsen so energisch nach vorwärts getrieben, daſs es
                                 										sich in jede beliebige Form von Druckeisen hineinpreſst, besonders wenn die
                                 										dabei stattfindende Querschnittsänderung keine Querschnittsverminderung bedingt.
                                 										Auf diese Weise können eine ganze Reihe von bisher auf keine Weise zu walzender
                                 										Formen, z.B. Sternformen, in einem Durchgange aus rohen Stäben gewalzt werden,
                                 										insbesondere bei Anwendung von am Ausgangsende profilirten Walzen, in welchem
                                 										Falle den Druckeisen nur die Aufgabe der genaueren Formgebung zufällt.
                              
                           
                              Das mit groſser Kraft sich vollziehende Vorwärtsschreiten gestattet auch auf dem
                                 										Schrägwalzwerke jede beliebig geformte, nicht runde Querschnittsform
                                 										herzustellen, indem diese mit kalten, möglichst harten Metallstücken zur runden
                                 										Form ergänzt wird. Diese Metallstücke (Walznasen) läſst man während des Walzens
                                 										sich in das glühende Werkstück einpressen und sich an diesen Formen
                                 										fortschieben, vorausgesetzt, daſs letztere durch geeignete Mittel an einem
                                 										Verschieben verhindert sind. Selbstverständlich wird es vortheilhaft sein,
                                 										solche Walznasen in Verbindung mit den vorher beschriebenen Druckeisen
                                 										anzuordnen.
                              
                           
                              Wie dies schon beim Scheibenwalzwerk erwähnt wurde, kann man vermittels der
                                 										Schrägwalzmethode Arbeitsstücke mit veränderlichem Querschnitte herstellen, was
                                 										ganz besonders für Trägerformen von bedeutender Wichtigkeit ist; läſst man z.B.
                                 										beim Auswalzen eines ⊤-Trägers die Stärke des
                                 										vorgewalzten Rundstabes in der Mitte dicker wie an beiden Enden, indem man beim
                                 										Walzen der Stabmitte den Walzenabstand allmählich vergröſsert, so wird, da das
                                 										Maſs der Walznasen dasselbe bleibt, beim Fortsetzen des Walzprozesses die
                                 										Wandstärke des Trägers nach seiner Mitte hin in demselben Maſse zunehmen, wie dies beim
                                 										Rundstabe der Fall war. – Wirkt die Walznase anstatt auſsen am Werkstück, ganz
                                 										oder theilweise im Innern desselben, z.B. als runder vor dem Mittelpunkte des
                                 										Werkstückes liegender Dorn, so ist es möglich, aus einem massiven Blocke bei
                                 										einmaligem Durchgange durch das Walzwerk ein Rohr herzustellen; soll ein
                                 										Erweitern desselben erzielt werden, so können die Walzen entweder mit Erhöhungen
                                 										oder Vertiefungen versehen sein, welche mehr oder weniger parallel zur
                                 										Achsenrichtung laufen und am besten so angeordnet sind, daſs die von der einen
                                 										Walze in der Rohrwand erzeugten Vertiefungen von der folgenden gekreuzt werden.
                                 										Diese Erhöhungen (Breitwulste), welche in den verschiedensten Formen ausgeführt
                                 										sein können, bringen bei geringem Kraftverbrauche groſse Erweiterungen hervor.
                                 										Gibt man den Wülsten am Austrittsende der Walzen eine entsprechende Profilirung,
                                 										so läſst sich bei geeigneten Abmessungen derselben auf dem Rohre eine Rändelung
                                 										oder Riffelung, ein Gewinde oder sonst irgend welche gewünschte Form erzielen,
                                 										wodurch z.B. Fräsestangen, Reibahlen, Mühlcylinder und ähnliche Werkstücke
                                 										erzeugt werden können.
                              
                           
                              Läſst man durch ein derartiges, mit conischem Dorne ausgestattetes Walzwerk bei
                                 										symmetrischer Form der Walzen zunächst einen massiven Block zu einer
                                 										dickwandigen Röhre von dem gröſsten Durchmesser eines zu walzenden Façonstückes
                                 										aufweiten und selbes durch Umkehrung der Excentricität der Walzen bei
                                 										gleichzeitiger Verstellung des Dornes reversiren, so läſst sich der hohlgewalzte
                                 										Block zu einem hohlen Façonkörper von beliebigem inneren und äuſseren
                                 										Durchmesser walzen, wobei der erstere von jenem Durchmesser des conischen Dornes
                                 										bestimmt wird, welcher zur selben Zeit dem Endpunkte der wirksamen Walzenflächen
                                 										gegenüber liegt. Auf diese Weise ist es auch möglich, Rohren mit sehr dünnen
                                 										Wänden von auſserordentlicher Länge, wie z.B. Wasserleitungs-, Gas-, Wind- und
                                 										Feuerrohre herzustellen, welche Fabrikate in Folge der gewundenen Fasern erhöhte
                                 										Festigkeit gegen Innendruck besitzen.
                              
                           
                              Werden die früher erwähnten Streckwulste mit stärkerer Neigung angeordnet als der
                                 										Längs-Geschwindigkeit des in die Walzen hineingezogenen Werkstückes entspricht,
                                 										so wird der der Wirkung der Streckwulste ausgesetzte, am Umfange des Stabes
                                 										liegende Theil rascher ortbewegt werden als der Kern desselben, und die Theile
                                 										des ersteren werden sich über den letzteren schieben und ein an seinem Ende
                                 										massives Rohr erzeugen, eine Form, welche, jetzt auf andere Weise hergestellt,
                                 										Gegenstand vieler Industrien ist.
                              
                           
                              Ordnet man die Streckwulste so an, daſs eine Verdünnungswelle vom dicken zum
                                 										dünneren Ende des Werkstückes läuft, wie Textfig.
                                    											6 zeigt, so werden dieselben bei geeigneter Kalibrirung (deren beste
                                 										Form für jedes Material in der Praxis ausprobirt wird) und bei hinreichend engen
                                 										Windungen der von jedem Punkte des Werkstückes beschriebenen Spirallinien, das
                                 										zurückzustauchende Material in einen stets gröſseren Querschnitt hineindrängen.
                                 										Die inneren Theile des Werkstückes erhalten in diesem Falle das Bestreben., sich
                                 										genau im Mittelpunkte von einander zu entfernen und rohrförmig nach auſsen zu
                                 										drängen.
                              
                           
                              
                                 
                                 Fig. 6., Bd. 265, S. 546
                                 
                              
                                 
                                 Fig. 7., Bd. 265, S. 546
                                 
                              Man erhält dann die bemerkenswerthe Erscheinung, daſs massive Metallstangen nach
                                 										einmaligem Durchgange zwischen entgegengesetzt bewegte Walzen ohne Anwendung
                                 										eines Dornes zu Röhren umgeformt werden.
                              
                           
                              Dieses Verfahren, in Textfig. 7 skizzirt, ist bei
                                 										jedem walzbaren Material, unabhängig von dessen Härte, anwendbar, und ergibt bei
                                 										Blei, als auch bei den härtesten Stahlsorten gleich günstige Resultate.
                              
                           
                              Die innere Weite des entstehenden Rohres ist in erster Linie von dem Verhältnisse
                                 										der Umdrehungsgeschwindigkeit zur Fortbewegung des Werkstückes abhängig und wird
                                 										ferner von der Stärkeverminderung und der Stellung des Werkstückes derart
                                 										beeinfluſst, daſs sie desto gröſser wird, je näher die Achse des Werkstückes bei
                                 										der gemeinsamen Symmetrieachse der Walzen vorübergeht.
                              
                           
                              Des Weiteren übt die Neigung der arbeitenden Walzenflächen gegen einander, sowie
                                 										die Faserdrehung einen bedeutenden Einfluſs auf die Rohrbildung aus.
                              
                           
                              Dieselben Umstände, welche bei dem beschriebenen Verfahren dem Entstehen eines
                                 										Rohres hinderlich sind, können selbstverständlich als Mittel verwendet werden,
                                 										um die lichte Weite eines Rohres durch Auswalzen zu verkleinern.
                              
                           
                              Die im Werkstücke erzeugte Neigung, sich rohrförmig zu erweitern, kann weiter
                                 										benutzt werden, um einem Dorne oder ähnlich wirkenden Werkzeugen, inneren Rollen
                                 										u. dgl. den Eintritt in das massive Material zu erleichtern und hierdurch eine
                                 										rasche Abnutzung zu vermeiden. Schon eine geringe Neigung zur Lochbildung oder
                                 										Erzeugung von Zugspannung im Inneren genügt bei manchen Metallen, um dem Dorne
                                 										den Eintritt in die Mitte des Werkstückes fast ohne Druck zu gestatten, wodurch
                                 										es möglich wird, Rohre aus Materialien (Nickel, sehr harter Stahl,
                                 										Wolframlegirungen) zu walzen, welche den bisherigen Mitteln zur Erreichung
                                 										dieses Endzweckes unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzten.
                              
                           
                           
                              Besitzen die Stücke, welche ein derartiges Walzwerk passiren, an beiden Enden
                                 										geringere Querschnitte, so bleiben selbe vollständig massiv, während sich in der
                                 										Mitte ein Hohlraum bildet; das so erzeugte hohle Stück kann in eine beliebige
                                 										Form gebracht, z.B. mit Zapfen versehen werden, so daſs auf diese Weise hohle
                                 										Achsen mit massiven Lagerstellen oder sonstige ganz beliebig geformte,
                                 										theilweise hohle Körper erzeugt werden können, ohne daſs von auſsen das
                                 										geringste Merkmal für diesen Umstand vorhanden ist. Die im Inneren des
                                 										Materiales entstehende Höhlung wird um so glatter, je mehr die Fasern bei der
                                 										Lochbildung verdreht werden, denn die vorhandenen Risse, Blasen und sonstige
                                 										Unregelmäſsigkeiten ziehen sich aus und ordnen sich mit den gewundenen Fasern
                                 										gleichmäſsig um die Achse des Werkstückes an.
                              
                           
                              Als vielseitigste Grundform eines Schräg-Walzstuhles, mittels dessen man alle
                                 										vorhin beschriebenen Walzmethoden durchführen kann, ergibt sich die im
                                 										Nachstehenden erläuterte Construction:
                              
                           
                              Das Walzwerk besteht aus zwei oder drei mit einander verbundenen Ständern, welche
                                 										je eine cylindrische Ausbohrung haben.
                              
                           
                              In dieser cylindrischen Ausbohrung liegen seitlich durch Frösche g (Fig. 6) drehbar und in
                                 										der Richtung der Schraubenlängsachse, durch Schrauben h verstellbar, zwei bezieh. drei Cylinder a,
                                    											b und c, welche zu beiden Seiten die
                                 										Lagerschalen d für die Walzenkörper tragen und
                                 										seitlich eine Nuthe besitzen, in welche ein steuerbarer Frosch g behufs Regelung der gegenseitigen Verdrehung
                                 										einragt. Sowohl die Frösche g, als die
                                 										Druckschrauben h sind unter einander durch Wellen
                                 											i und k und
                                 										Zahnräder l und m
                                 										zwangsläufig behufs gleichmäſsigen Anstellens verbunden, wie dies aus Fig. 6
                                 										ersichtlich. Die drei Walzen erhalten durch einen Zahnradständer (Fig. 9 und
                                 											10)
                                 										eine an den Arbeitsflächen entgegengesetzte Bewegung. Werden die Wellen i in der Richtung des Pfeiles gedreht, so verdrehen
                                 										sich die Walzen sämmtlich nach links, so daſs das Werkstück auſser der drehenden
                                 										gleichzeitig eine vorwärtsschreitende Bewegung erhält. Wird die Welle in
                                 										entgegengesetzter Richtung gedreht, so vermindert sich mit der Verdrehung der
                                 										Walzenachsen gegen einander auch die Fortbewegungsgeschwindigkeit des
                                 										Werkstückes, bis sie bei weiter fortschreitender Drehung der Welle uv (Fig. 8) und
                                 										gleichbleibender Drehungsrichtung der Walzen sich in eine rückläufige
                                 										umsetzt.
                              
                           
                              Man hat es also durch eine kleine Verdrehung der Achsen i in der Hand, ohne irgend welche Aenderung in der Geschwindigkeit
                                 										oder der Bewegungsrichtung der Kraftmaschine oder der Walzen das Werkstück
                                 										reversiren zu lassen und durch Anstellung der Druckschrauben allmählich auf
                                 										einen bestimmten Durchmesser zu bringen. Eine auf einer der Druckschrauben
                                 										befestigte mit schraubenförmiger Eintheilung versehene Mutter zeigt durch einen
                                 										am Ständer festgeschraubten Zeiger stets die Dicke des zwischen den Walzen
                                 										befindlichen Werkstückes an.
                              
                           
                           
                              Hängt man zwei oder drei Rollen der Form von Textfig.
                                    											8 ein, so kann man in Folge der Reversirbarkeit Zapfen mit Ringen oder
                                 										Ansätzen und sonstige Façonstücke jeder Art in der vorher beschriebenen Weise
                                 										walzen. Hängt man Rollen von dem Querschnitte Textfigur
                                    											9 ein, so lassen sich Bolzen mit ganz scharfen Köpfen aus dicken
                                 										Stangen auswalzen und auf bestimmte Länge abschneiden.
                              
                           
                              
                                 
                                 Fig. 8., Bd. 265, S. 548
                                 
                              
                                 
                                 Fig. 9., Bd. 265, S. 548
                                 
                              
                                 
                                 Fig. 10., Bd. 265, S. 548
                                 
                              Werden Walzen von der Form Textfig. 10 eingehängt
                                 										und die Zahnräder, welche die Frösche treiben, umgewechselt, so daſs die eine
                                 										Rolle gar nicht, die zweite nach rechts, die dritte gleichzeitig nach links
                                 										gedreht wird, so können Kugeln und Façonstücke mit Kugelflächen gewalzt werden,
                                 										deren Durchmesser je nach dem engsten Walzenabstand beliebig variirt werden
                                 										kann.
                              
                           
                              Wird hinten bei y (Fig. 7) das umgehende
                                 										Druckeisen mit Walznasen eingehängt, so lassen sich je nach der Wahl der
                                 										letzteren alle massiven Querschnittsformen und gleiche Gröſsen bei geeigneter
                                 										Einstellung der zwei oder drei Walzen erzeugen.
                              
                           
                              Wird statt dieser Form der Walznasen ein Dorn in einem am besten am
                                 										Zahnradständer angebrachten Stützlager eingehängt, so lassen sich auch
                                 										dickwandige Hohlkörper in dünne Röhren in einem Durchgange auswalzen. Bei
                                 										gleichzeitiger Anwendung eines geeignet geformten Druckeisens lassen sich mit
                                 										oder ohne Anwendung von Walznasen dann alle Sorten der erwähnten Hohlkörper mit
                                 										façonnirtem Querschnitte, hohle Zahnradstangen, auch Schlangenrohre, Rohre mit
                                 										Heizrippen u.s.w. erzielen. Werden Walzen mit Streckwulsten eingehängt und das
                                 										umgehende Druckeisen nicht in der Mitte der drei, sondern an der engsten Stelle
                                 										zwischen den beiden unteren Walzen angeschraubt, so wird das Walzwerk zum
                                 										Drahtwalzwerke, um beliebig dünnen Draht aus dicken Stäben oder Blöcken glühend
                                 										auszuwalzen oder bei Anwendung façonnirten Druckeisens sofort Façondraht von
                                 										beliebigem Querschnitte in einem Durchgange aus rohen Knüppeln zu walzen.
                              
                           
                              Wird vor dem Eingange der Walzen eine Druckvorrichtung angebracht, weiche eine glühende Luppe zwischen die Walzen
                                 										preſst, so wird das Walzwerk im vorderen Theil zur Luppenquetsche, während es im
                                 										hinteren Theil der ausgewalzten Luppe gleich die gewünschte Querschnittsgröſse
                                 										und Form gibt, d.h. also die rohe Luppe in einem einzigen Durchgang von
                                 										Schlacken befreit und gleichzeitig in fertig gewalztes façonnirtes Eisen
                                 										verwandelt.
                              
                           
                              Werden anstatt der drei runden Walzen bestimmt profilirte, bezieh. mehrwinkelige,
                                 										z.B. mit Zähnen oder Riffeln versehene Walzen eingehängt, so lassen sich,
                                 										entsprechend dem früher Gesagten, Vielecksformen.) Zahnräderstangen mit
                                 										beliebigen Zahnformen, welche als Stangen benutzt oder von denen die Zahnräder
                                 										als Scheiben abgeschnitten werden, Reibahlen, Fräsen, alle nach Wunsch mit
                                 										geraden oder gewundenen Zähnen, und andere geriffelte oder gezahnte Gegenstände
                                 										u.s.w. herstellen.
                              
                           
                              Je nach der Dicke des eingeführten Rundstabes kann mit denselben Walzen jede
                                 										beliebige Zähnezahl hergestellt werden. Hängt man Walzen ein, von denen die eine
                                 										mit scharfen Killen nach rechts, die zweite mit scharfen Rillen nach links und
                                 										die dritte mit Rillen anderer Neigung versehen ist, so lassen sich in einem
                                 										Durchgange auſsen auf dem Werkstück schneidende oder je nach Wunsch geformte
                                 										Erhöhungen und beliebige Werkzeuge mit Zähnen walzen. Ferner lassen sich bei
                                 										Anwendung des entsprechenden Dornes Röhren mit auſsen oder innen schneidenden
                                 										oder gezahnten Oberflächen erzielen, z.B. Mühlcylinder, Rohre mit inneren und
                                 										äuſseren Gewinden, hohle, innen schneidende Fräsen u.s.w.
                              
                           
                              Werden excentrische oder sonst entsprechende, mit Winkelzähnen oder anderen
                                 										Zähnen versehene Walzen eingehängt, so lassen sich Scheiben zu Zahnräder u.s.w.
                                 										auswalzen, bei Anwendung eines Dornes oder innerer Walzen, Ringe oder Bandagen
                                 										mit Zähnen versehen u.s.w. – Man kann dies noch dahin abändern, daſs man behufs
                                 										Erzielung genauer Rundung zwischen den Walzen einen kalten, innen mit
                                 										entsprechenden Zähnen versehenen, oder auch seitlich durch zwei aufgeschraubte
                                 										Scheiben geschlossenen Ring umlaufen läſst und durch eine starke mit groſser
                                 										Kraft anstellbare Rolle den eingelegten glühenden Reif in das so gebildete
                                 										Kaliber eindrücken läſst.
                              
                           
                              Selbstverständlich können die seitlichen Scheiben auch an der Rolle angebracht
                                 										sein. Werden schmale, unrunde oder abgeflachte Walzen, am besten an der
                                 										niedrigen Stelle zugleich schmäler gemachte Walzen eingehängt, so lassen sich
                                 										Façonstücke mit Ansätzen oder Anläufen, z.B. Zapfen u.s.w. herstellen.
                              
                           
                              Will man anstatt sämmtlicher vorstehend erreichbarer Zwecke nur einen oder
                                 										einige, z.B. bloſs eine starke Dimensionsverminderung erreichen, so erhält das
                                 										Walzwerk, je nachdem man sich für die eine oder andere der vorstehend
                                 										beschriebenen neuen Walzmethoden entschlieſst, eine vereinfachte Form, welche
                                 										sich nach dem Vorstehenden für jeden Fachmann von selbst ergibt und daher nicht
                                 										weiter beschrieben zu werden braucht.“
                              
                           So weit die Patentbeschreibung.
                           Bei der hervorragenden Wichtigkeit des beschriebenen Walzverfahrens lassen wir in
                              									Nachstehendem den Wortlaut der Patent-Ansprüche nach dem deutschen Reichspatent
                              									folgen.
                           Patent-Ansprüche:
                           
                              „1) Das Verfahren, durch combinirtes Quer- und Längswalzen, d.h. gleichzeitiges
                                 										Ausstrecken in der Längs- wie in der Querrichtung unter Rotiren zwischen
                                 										entgegengesetzt bewegten Walzenflächen, Eisen, Stahl und sonstigen Metallen eine
                                 										seilartige Windung der Fasern zu ertheilen oder Zahnrad- oder Fräsezähne oder
                                 										beliebige Einsätze oder Verdünnungen darauf aufzuwalzen, oder sie ohne Anwendung
                                 										irgend eines Domes u.s.w. aus dem massiven Zustand zu Rohren oder Hohlkörpern
                                 										auszuwalzen, oder sie auf beliebigem Querschnitt in einem Durchgang auszustrecken, oder sie aus beliebigen Hohlstücken mit
                                 										kaltem oder glühendem Dorn oder Innenwalzen zu glatten oder mit Heizrippen,
                                 										Zähnen, oder sonstigen inneren oder äuſseren Erhöhungen versehenen Rohren oder
                                 										sonstigen Hohlkörpern zu walzen.
                              
                           
                              2) An einem Walzwerk zur Ausführung des unter 1. beschriebenen Verfahrens
                                 										gleichzeitig:
                              
                           
                              a) die Anbringung von Rückstauch- oder Streckwulsten auf Walzen behufs
                                 										Verlangsamung oder Beschleunigung des Werkstückes quer zur Walzenbewegungsrichtung;
                              
                           
                              b) die Verstellbarkeit oder Verdrehbarkeit der Walzen gegen die Mittellage behufs
                                 										Erzielung des Reversirens ohne Umkehrung der Walzenbewegung 5
                              
                           
                              c) die Combination des Walzwerkes mit am Austrittsende der Walze angebrachtem
                                 										Druck- oder Zieheisen behufs Vervollkommnung oder Aenderung der
                                 										Querschnittsform;
                              
                           
                              d) die Combination von Walzen mit zwischen den Walzen rotirenden, in das glühende
                                 										Werkstück sich eindrückenden kalten Ergänzungsstücken (Walznasen), welche den
                                 										Querschnitt des Werkstückes zu einem Kreise vervollständigen.“
                              
                           Wenn sich auch nur ein kleiner Theil der vorstehend beschriebenen Verfahrungsweisen
                              									bewähren sollte, so ist das Patent geeignet, eine vollständige Umwälzung im
                              									Walzverfahren hervorzurufen. Die bisher vorgezeigten Proben haben das Erstaunen
                              									aller Fachmänner erregt und alle Erwartungen übertroffen.
                           Zum Schlusse bringen wir noch eine Universal-Walze von E. W.
                                 										Harris in St. Louis, Nordamerika (* Nordamerikanisches Patent 353 450). Wie
                              									aus der Figur
                                 										11 zu ersehen, sind drei liegende Walzen und zwei Paar stehende zur
                              									Verwendung gekommen. Im übrigen verweisen wir auf die Abbildung.
                           
                        
                     
                  
               
