| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 552 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								264 S. 229.)
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Die Ergebnisse der Weinverstärkung in Frankreich in den Jahren
                                 										1885 und 1886.
                           Bekanntlich ist in Frankreich durch das Gesetz vom 29. Juli 1884 die Steuer für den
                              									bei der Weinbereitung (aus Trauben oder Obst vor der Gährung) verbrauchten Zucker
                              									von 50 auf 20 Franken für 100k herabgesetzt
                              									worden. Die folgenden Zahlenangaben über die in den oben genannten Jahren als Zusatz
                              									zum Most und zum Nach wein verbrauchten Zuckermengen sind den amtlichen
                              									Mittheilungen (nach dem Journal des fabrications de
                                 										sucre, 1887 Bd. 28 Nr. 28) entnommen.
                           Die Anzahl der weinbauenden Gemeinden, welche Weinverstärkung (vinage) ausgeführt
                              									haben, betrug 18975 im J. 1885 und 19109 im J. 1886.
                           
                              
                                 Geerntet
                                 wurden
                                 im
                                 J.
                                 1885
                                 28536151hl
                                 Wein
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1886 nur
                                 26063345
                                 „
                                 
                              
                           also 2472806hl weniger.
                           
                           Die Zahl der Weinbauer und Weinkäufer, welche von der Steuerermäſsigung Gebrauch
                              									machten, betrug
                           
                              
                                 im
                                 J.
                                 1885
                                   46257
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 1886
                                 181520
                                 
                              
                           hat sich also vervierfacht, und betrug 1886 etwa ein Zehntel
                              									der Weinproducenten überhaupt.
                           Der Most (1re cuvée) wurde mit Zucker verstärkt von
                              									21847 Weinbauern und Weinkäufern im J. 1886, gegen 5984 im J. 1885; Nachwein (2me cuvée) oder Tresterwein (vin de marc) wurde
                              									hergestellt von 47597 Personen (gegen 12883 im J. 1885).
                           Die Menge Zucker, welche unter der Begünstigung der Steuerermäſsigung verbraucht
                              									wurde, war folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                 1885
                                 1886
                                 
                              
                                 beim
                                 Moste
                                 2539469k
                                   7095208k
                                 
                              
                                 „
                                 Nachwein
                                 5394418k
                                 29761384k
                                 
                              
                           Nimmt man in Ermangelung von bestimmten Zahlen an, daſs je 1hl Wein auf 10k
                              									Zucker kommt, so waren die Mengen verstärkten Weines
                           
                              
                                 
                                 1885
                                 1886
                                 
                              
                                 beim Moste
                                 421647hl
                                 973086hl
                                 
                              
                           und bei einem Verhältnisse von 25k Zucker auf 1hl Nachwein
                           
                              
                                 beim Nachwein
                                 365053hl
                                 1359524hl
                                 
                              
                           Apfel- und Birnenweine
                              									wurden im J. 1885 in 11120, im J. 1886 in 12967 Gemeinden geerntet, und zwar bezieh.
                              									19955323 und 8300793hl.
                           Die Zuckermengen, welche unter Steuerermäſsigung behufs Verbesserung des Obstweins
                              									dem Moste zugesetzt wurden, betrugen
                           
                              
                                 1885
                                 1886
                                 
                              
                                 24142k
                                 145555k
                                 
                              
                           Die Gesammtmenge des mit Steuerermäſsigung zur Wein Verstärkung verbrauchten Zuckers
                              									hat betragen in den Jahren
                           
                              
                                 
                                 
                                 1885
                                 1886
                                 
                              
                                 beim
                                 Traubenwein
                                 7933887k
                                 27856592k
                                 
                              
                                 „
                                 Obstwein
                                     24142k
                                     145555k
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 zusammen
                                 7958029k
                                 28002147k
                                 
                              
                           entsprechend einer Vermehrung: von einem Jahre zum anderen von
                              									rund 20000t.
                           Dadurch ist eine Vermehrung des Weines um etwa 1600000hl erzielt worden.
                           An steuerfreien Niederlagen waren 1886 1765 gegen 682 im J. 1885 errichtet worden. An
                              									keinem Punkte haben sich in der Anwendung es Gesetzes Anstände ergeben, nirgends
                              									sind Klagen oder Einsprachen erhoben worden.
                           In den beiden Jahren 1885 und 1886 zusammen sind rund 36000t raffinirter Zucker zur Weinverstärkung
                              									verbraucht und dadurch der Staatskasse über 7 Millionen Franken zugeführt worden,
                              										gewiſs ein wichtiges und vielversprechendes
                                 										Ergebniſs.
                           
                           Ergebnisse der Bestimmung des Invertzuckers mittels des
                                 										Soldaini'schen Reagens (vgl. 1876 222 502) sind von J. Weisberg
                                 										(Succerie belge, 1887 H. 24 S. 584) mitgetheilt worden.
                           Alle von Bodenbender und Scheller (vgl. 1886 261 487. 1887 264 622) angegebenen Vorzüge dieser Flüssigkeit wurden
                              									bestätigt, beispielsweise fand Weisberg, daſs man
                              									Invertzucker freien Rohrzucker 10 Minuten auf freier Flamme mit Soldaini'scher Lösung kochen könne, ohne die geringste
                              									Reduction zu bewirken, während derselbe Zucker mit Fehling'scher Lösung bereits nach 4 Minuten Kupferoxydulausscheidung
                              									zeigte.
                           Kochen der Lösung während 15 Minuten und Abdampfen bis fast zur Trockne ergab keine
                              									Reduction, während Fehling'sche Lösung sich unter
                              									diesen Verhältnissen zersetzte.
                           Die Empfindlichkeit der Soldaini'schen Lösung zeigte
                              									sich in Folgendem:
                           10g Rohrzucker mit 0g,0003 Invertzucker ergaben, obwohl schwache, doch
                              									schon ziemlich deutliche Reaction. 10g Rohr- mit
                              										0g,001 Invertzucker gaben sehr deutliche, mit
                              										0g,01 starke, mit 0,02 bis 0g,03 sehr starke Reduction; in letzterem Falle war
                              									die Menge quantitativ bestimmbar.
                           14 Proben belgischer Zucker wurden im Juli untersucht.
                              									Davon waren 5 erstes Product aus November und December 1886, 5 zweites Product aus
                              									Januar und Februar 1887 und 4 drittes Product aus Juni 1887. In keinem Falle konnte
                              									Invertzucker gefunden werden. Um deutlich die Reduction beobachten zu können, wurde
                              									stets etwas Bleiessig zugesetzt und der Ueberschuſs mit schwefelsaurem Natron
                              									ausgefällt, das Kochen geschah auf freier Flamme etwa 10 Minuten lang. Zusatz von
                              									nur 0g,002 Invertzucker ergab dagegen sofort
                              									reichliche Fällung.
                           Einen neuen Cylinder in Metall für Flachbrennerlampen mit
                                 										Beleuchtungsvorrichtung für Polarisationsapparate empfahl F. Bangert (Sucrerie belge, 1887 H. 24 S. 592). Es ist
                              									bekannt, daſs der Flachbrenner gegenüber dem Rundbrenner unbestreitbare Vortheile
                              									darbietet, beim Halbschattenapparat sind erstere sogar unumgängliche Vorbedingung.
                              									Leider werden diese Vortheile aber durch das häufige Zerbrechen und Zerspringen der
                              									bauchigen Glascylinder sehr oft illusorisch. In einem solchen Falle lieſs Bangert einen Cylinder von Schwarzblech anfertigen,
                              									dessen innere Rundung behufs Reflexion der Lichtstrahlen mit polirtem, weiſsem
                              									Bleche bekleidet war; ferner war in der Flammenhöhe eine Linse angebracht, und somit
                              									ein unzerbrechlicher Cylinder im Prinzipe hergestellt.
                           Nach Bangert's Angaben construirten Schmidt und Hänsch (Berlin) einen Metallcylinder, der
                              									die gehegten Erwartungen noch bei Weitem übertraf, da auſser der angestrebten
                              									Unzerbrechlichkeit des Cylinders auch der Lichteffect der Lampe noch ganz wesentlich
                              									erhöht wird. Während die Hinks'sche Flachbrennerlampe
                              									für Erdöl in ihrer bisherigen Anwendung mit Glas- und Thoncylinder und
                              									Beleuchtungslinse nur 8 Normalkerzenstärken ergab, wird bei Anwendung des
                              									Metallcylinders eine Intensität von 11 Normalkerzen, bei der Gastriplexlampe sogar
                              									eine solche von 14 Kerzen erzielt, und vermöge dieser hellen Beleuchtung kann man
                              										nun sehr dunkel
                              									gefärbte Lösungen sogar im Farbenapparate noch mit Erfolg polarisiren. Der Cylinder
                              									ist aus starkem Messingbleche hergestellt und hat an beiden flachen Seiten je eine
                              										34mm groſse Oeffnung, an der sich je eine
                              									Kappe mit Ansatzrohr befindet, deren eine zur Aufnahme der Beleuchtungslinse, die
                              									andere zur Anbringung eines kleinen Emaillereflectors dient, und können Linse und
                              									Reflector ohne Weiteres abgenommen und gereinigt werden. – Ein fernerer Vortheil
                              									besteht darin, daſs die Aufstellung des Polarisationsapparates nicht mehr derartig
                              									genau auf die Mitte der Flammen zu geschehen braucht, wie bisher; man kann vielmehr
                              									den Apparat nicht unbedeutend nach rechts oder links belegen, ohne daſs
                              									Gesichtsfeldhälften verschieden beleuchtet werden.
                           Die Cylinder sind für Erdöl- und Gaslampen etwas abweichend geformt. Die beste
                              									Beleuchtung für den Polarisationsapparat findet dann statt, wenn zwischen der Linse
                              									des Cylinders und dem Apparate selbst eine Entfernung von etwa 15 bis 20cm inne gehalten wird.
                           Der Cylinder kann von der Firma Franz Schmidt und Hänsch
                              									in Berlin zum Preise von 12 M. bezogen werden.
                           
                        
                           Reinigungsverfahren für Zuckersäfte.
                           1) Verfahren zum Filtriren und Entfärben von Zuckerlösungen,
                                 										Syrupen und anderen Flüssigkeiten. Von Matthew
                                 										Forster Heddle, David Corse Glen und Duncan
                                    										Stewart in Glasgow, Schottland (D. R. P. Nr. 39287 vom 8. September 1886).
                              									Die Erfindung hat den Zweck, das Verfahren des Filtrirens und Entfärbens von Zucker,
                              									Syrupen und anderen Flüssigkeiten zu verbessern, und besteht hauptsächlich in der
                              									Anwendung eines Materials, das als Diatomeenerde, Kieselguhr, Bergmehl oder unter
                              									anderen Namen bekannt ist. Die Behandlung des Bergmehles, um für den gedachten Werk
                              									verwendbar zu sein, geschieht in folgender Weise:
                           Es wird in Retorten gebracht und so weit erhitzt, daſs sämmtliche
                              									zu verflüchtigende Bestandtheile ausgetrieben werden und das Material carbonisirt
                              									wird. Zu diesem Zwecke können Retorten und Heizapparate verschiedener Construction
                              									Anwendung finden. So kann man z.B. Apparate anwenden, wie sie gewöhnlich bei der
                              									Herstellung von Thierkohle oder Beinschwarz gebraucht werden. Auch können
                              									gewöhnliche Gasretorten oder selbst die eisernen Retorten angewendet werden, welche
                              									gewöhnlich zum Wiederbrennen der Thierkohle in Zuckerraffinerien dienen. Beim
                              									Carbonisiren des Materials ist es wichtig, von den Retorten die Luft gänzlich fern
                              									zu halten und auch den Luftzutritt zu dem carbonisirten Material so lange
                              									auszuschlieſsen, bis dasselbe sich auf gewöhnliche Temperatur oder so weit abgekühlt
                              									hat, daſs es bequem gehandhabt werden kann.
                           Das so bereitete Material, welches „Hedylglin“ oder mineralische Kohle genannt wird, kann wie
                              									Thierkohle zum Filtriren und Entfärben von Zucker, Syrupen und anderen Flüssigkeiten
                              									angewendet werden.
                           Bei der Anwendung des Hedylglins zum Entfärben von Syrupen hat es
                              									sich als sehr vortheilhaft herausgestellt, die Mischung so zu wählen, daſs auf 1
                              									Gewichtstheil Hedylglin je 2 Gewichtstheile in dem
                              									Syrup enthaltenden Zucker kommen. Die Mischung wird in einem mit mechanischem
                              									Rührwerke ausgestatteten Kessel vorgenommen und der Syrup durch eine Centrifuge,
                              									Filterpresse oder durch Filtersäcke filtrirt, welche in einer Vacuumkammer
                              									angeordnet sind.
                           
                           Soll ein Rohrzuckersaft oder eine kalte Zuckerlösung behandelt
                              									werden, so wird zuerst eine gewisse Menge Hedylglin zur
                              									Abscheidung der vegetabilischen Eiweiſs- und Gummibestandtheile, sowie der
                              									Farbstoffe angewendet. Nach der Abdampfung und Concentrirung kann dann
                              									erforderlichenfalls der Syrup zwecks Entfärbung weiter mit Hedylglin behandelt werden, wobei letzteres jedesmal gut mit der
                              									Flüssigkeit untermischt und durchgerührt und nachher durch einen Filtrirprozeſs
                              									wieder von demselben getrennt wird.
                           Nachdem man das Hedylglin zur
                              									Behandlung mit gröſseren Mengen Syrup verwendet hat, kann seine Filtrirfähigkeit
                              									dadurch zum groſsen Theil wieder hergestellt werden, daſs es einfach mit Wasser oder
                              									einer anderen geeigneten Flüssigkeit ausgewaschen oder der Luft oder der vereinten
                              									Einwirkung von Wasser und Luft ausgesetzt, oder endlich, daſs Dampf hindurchgeblasen
                              									wird. Ist die Behandlung mit Wasser und Luft oder Dampf nicht ausreichend, so kann
                              									das Hedylglin dadurch wieder völlig regenerirt werden,
                              									daſs es, wie beim Wiederbrennen von Thierkohle, in Retorten erhitzt wird. Auch kann
                              									dieses Wiederbrennen in Töpfen vorgenommen werden, die in Oefen gestellt sind.
                              									Wesentlich ist es, daſs man das Hedylglin vor dem
                              									Brennen tüchtig auswäscht.
                           Bei der Behandlung von anderen als Zucker haltigen Flüssigkeiten wird in derselben
                              									Weise wie bei diesen verfahren, indem man so viel Theile Hedylglin anwendet, als
                              									sich durch den Versuch als geeignet ergeben-
                           
                              Patent-Anspruch:
                              „Verfahren zum Filtriren und Entfärben von Zuckerlösungen, Syrupen und anderen
                                 										Flüssigkeiten, bestehend in der Anwendung von Diatomeenerde, Kieselguhr oder
                                 										Bergmehl, welches durch Glühen bei Luftabschluſs carbonisirt worden ist.“
                              
                           2) Ein Verfahren zur Scheidung von Rübensaft mittels Magnesia
                                 											(„Reinigung von Zuckerlösungen oder Pflanzensäften mittels
                                    											Magnesiumhydrat“) ist H. Oppermann
                              									patentirt worden (D. R. P. Nr. 39134 vom 4. Oktober 1885, aber erst ausgegeben am 4.
                              									Mai 1887).
                           Magnesia in der Zuckerfabrikation anzuwenden, ist schon öfter, jedoch nie mit gutem
                              									Erfolge versucht worden (vgl. auch E. Bohlig 1885 255 492). Der Genannte will nun eine geringe Menge
                              									Magnesia im Entstehungszustande anwenden, indem er
                              										„in den Lösungen basisches oder neutrales oder saures Magnesiumcarbonat durch
                                 										ein bestimmtes Quantum Kalk, Baryt oder Strontian zersetzt“. Bekanntlich ist
                              									auch die Magnesia im Entstehungszustande schon bei dem sogen. Morgenstern'schen Verfahren (vgl. 1868 190 479) zur Wirkung gekommen, bei welchem erst
                              									schwefelsaure Magnesia und dann Kalk zugesetzt wurde. Dasselbe hat keinerlei Erfolg
                              									aufzuweisen gehabt, und neu ist an dem Oppermann'schen
                              									Verfahren nur das, daſs diese entstehende Magnesia aus kohlensaurer gebildet wird,
                              									und daſs man hierzu auſser Kalk auch Baryt oder Strontian anwenden kann. Es bleibt
                              									natürlich abzuwarten, ob der Erfinder durch bestimmte Versuche nachweisen wird, daſs
                              										diese Art der Entstehung der Magnesia diese dazu
                              									befähigt, eine bisher an derselben nicht bemerkte Reinigungswirkung zu vollziehen,
                              									wobei nicht wird übersehen werden dürfen, daſs eine solche schon dem zugesetzten
                              									Kalk („Baryt oder Strontian“) allein zukommt, so daſs also erwiesen werden
                              									muſs, daſs Kalk (Baryt oder Strontian) und kohlensaure
                              									Magnesia eine gröſsere Reinigung erzielen lassen als ersterer allein.
                           
                           3) Ein anderes Verfahren zur Reinigung von Rübensäften („Klärung von Zuckersäften“) ist E. Hefter patentirt worden (D. R. P. Nr. 39279 vom 22.
                              									Juni 1886). Dasselbe besteht in der Anwendung von Gerbsäure (Gerbstoff). Nun ist es
                              									eine bekannte Sache, daſs alle Arten von Gerbstoff in der verschiedensten Weise zu
                              									demselben Zwecke angewandt worden sind (vgl. Stammer's
                              										Jahresbericht für Zuckerfabrikation für 1877 Bd. 17
                              									S. 186 und 1878 Bd. 18 S. 292. 293), und zwar ohne bleibenden Erfolg; die
                              									Patentirung ist denn auch für eine ganz besondere Art von Anwendung erfolgt. Der
                              									Erfinder gibt nämlich an, daſs die bisherigen Miſserfolge dem Umstände zuzuschreiben
                              									seien, „daſs die Säfte nicht den richtigen Concentrationsgrad hatten, nicht
                                 										kalkalkalisch waren und die Fällung nicht in der richtigen Weise vorgenommen
                                 										wurde.“
                           Das patentirte Verfahren besteht nach dem Patentansprüche darin, daſs man die bis
                              									ungefähr zur Consistenz von Dicksaft concentrirten und eine Kalkalkalität von
                              									mindestens 0,05 zeigenden Säfte oder Lösungen unter Abkühlung auf 25 bis 40° mit so
                              									viel Gerbsäure (Gerbstoff) behandelt, daſs die Alkalität auf 0,02 bis 0,04 sinkt und
                              									sich ein groſsflockiger Niederschlag bildet, worauf die Säfte mit dem Niederschlage
                              									bis auf etwa 80 bis 95° erwärmt werden.
                           Es muſs dahin gestellt bleiben, ob die Arbeitsweise in Folge dieser Begrenzung nun
                              									einen nennenswerthen Erfolg haben werde.
                           Ueber die Ergebnisse der amtlichen Versuche zur Förderung der
                                 										Zuckerindustrie in den Vereinigten Staaten ist jetzt Bericht erstattet
                              										worden.Record of Experiments at Fort Scott, Kansas, in
                                    											the Manufacture of Sugar from Sorghum and Sugar Cane 1886 by H. W. Wiley, Washington 1887 and Report of
                                    											Experiments in the Manufacture of Sugar at Magnolia
                                       												Station, Lawrence 1886–87, third report by Guilford L. Spencer, Washington 1887, durch Deutsche Zuckerindustrie von M. Herbertz 1887 Nr. 33 S. 1029 ff.
                              									Die Versuche wurden unter der Leitung des Staatschemikers Wiley zur Hebung der einheimischen Zuckerindustrie ausgeführt, und
                              									erstreckten sich sowohl auf Zuckerrohr wie auf Sorghum.
                           
                              1) Versuche mit Sorghum.
                                 									
                              Der eine dieser Berichte behandelt die Diffusionsversuche, welche im J. 1886 mit
                                 										Sorghum zu Fort Scott angestellt worden sind.
                                 										Veranlassung zu denselben gab der ermuthigende Ausfall der 1885 zu Ottawa ausgeführten Experimente, der Congreſs hatte
                                 										von Neuem 94000 Dollars bewilligt und man schritt alsbald zur Aufstellung einer
                                 										Batterie von 14 Diffuseuren.
                              Die Schnitzel enthielten neben 5 bis 11 Proc. Zucker 1 bis 8 Proc. Invertzucker,
                                 										der sich in den Säften noch vermehrte, der Dicksaft enthielt 5 bis 19 Proc. und
                                 										die Füllmasse 40 bis 50 Proc. Invertzucker.
                              Um die starke Zunahme des Invertzuckers zu verhindern, wurden eine ganze Anzahl
                                 										Experimente angestellt. So wurde im Diffuseur direkt Kalk zugegeben, doch
                                 										verhinderte dieser Zusatz die Diffusion des Zuckers, Kalkwasser erwies sich als
                                 										zu schwach wirkend, doppeltschwefligsaurer Kalk nutzte ebenso wenig, den besten
                                 										Erfolg erzielte man noch auf Swenson's Vorschlag
                                 										durch Zusatz von frisch gefälltem kohlensauren Kalk, der direkt in den Diffuseur
                                 										gebracht wurde. Der dadurch erzielte annähernd neutrale Saft zeigte beim
                                 										Eindampfen keine oder geringe weitere Inversion. Folgende Stelle ist wörtlich
                                 										aus dem Berichte übersetzt:
                              
                                 „Folgendes ist die mittlere Zusammensetzung des während der ganzen Campagne
                                    											gebrauchten Sorghumrohres:
                                 
                              
                                 
                                    
                                       
                                       Gesammte
                                          													festeBestandtheile
                                       Zucker
                                       Glykose
                                       
                                    
                                       Vor dem 1. Oktober
                                       15,63
                                       Proc.
                                       9,34
                                       Proc.
                                       3,57
                                       Proc.
                                       
                                    
                                       Nach dem 30. September
                                       14,77
                                       „
                                       7,74
                                       „
                                       3,79
                                       „
                                       
                                    
                                       Nach dem 14. Oktober
                                       13,17
                                       „
                                       6,48
                                       „
                                       3,31
                                       „
                                       
                                    
                                       Mittel
                                       14,56
                                       „
                                       7,85
                                       „
                                       3,52
                                       „
                                       
                                    
                                 
                              
                                 Mittlere Reinheit 53,9, mittlerer Glykosengehalt auf 100 Zucker 43,84.“
                                 
                              Nach einem Hinweise auf die Zusammensetzung des in der Magnolia-Station 1885 verwandten ungleich besseren Zuckerrohres wird
                                 										dann fortgefahren:
                              
                                 „Bei sorgfältigem Studium der analytischen Daten wird offenbar, daſs das
                                    											Sorghumrohr, welches in der Batterie in Fort
                                       												Scott eingeführt wurde, gänzlich ungeeignet war, um Zucker daraus
                                    											zu gewinnen. Diejenigen, welche es etwa der Art der Versuchsanstellung zur
                                    											Last legen wollen, daſs nicht höhere Ausbeuten erhalten wurden, werden wohl
                                    											thun, diese Thatsache nicht aus dem Auge zu verlieren.“
                                 
                              Nach dieser Erklärung kann man wohl darauf verzichten, auf die einzelnen Versuche
                                 										selbst näher einzugehen; man kann den Chemiker nicht genug bedauern, der so viel
                                 										Zeit, Mühe und Erfindungsgeist an einem so ganz aussichtslosen Unternehmen hat
                                 										aufopfern müssen.
                              Als dasjenige, was zum Gedeihen der Sorghumzuckerindustrie die Hauptsache ist,
                                 										wird schlieſslich die Kultivirung einer Sorghumpflanze bezeichnet, welche einen
                                 										annehmbaren constanten Gehalt an Rohrzucker zeigt. Nicht ohne einen gewissen
                                 										Widerspruch mit diesen Ausführungen schlieſst der Bericht damit, daſs zwar
                                 										zugestanden wird, die Versuche einer Sorghum-Industrie den Weg zu zeigen seien
                                 										gescheitert, vieles Nutzlose sei gethan worden, welches man mit den jetzigen
                                 										Erfahrungen unter Ersparung von Zeit, Arbeit und Geld besser machen würde; doch
                                 										seien die Schwierigkeiten, den Zucker aus dem Rohre zu extrahiren, überwunden
                                 										und die Thatsache, daſs Sorghum unter gewissen Umständen eine ausgezeichnete
                                 										Zuckerpflanze sei, unbestreitbar festgestellt worden. Ein geeigneter Boden und
                                 										Klima für die Kultur und Fabrikation sei für das Sorghum gefunden und die noch
                                 										vorhandenen Schwierigkeiten seien offen und klar dargelegt.
                              Wiley schlieſst mit den Worten:
                              
                                 „Vorliegende Versuche bezweckten, die Sorghumexperimente fortzusetzen und
                                    											abzuschlieſsen und ich halte meine Verbindung mit der Entwicklung dieser
                                    											Industrie damit für beendet. Ich scheide von dieser Arbeit nur mit einem
                                    											Bedauern, nämlich darüber, daſs die Zukunft der Sorghumindustrie noch eine
                                    											zweifelhafte ist.“
                                 
                              
                           
                              
                              2) Versuche mit Zuckerrohr.
                                 									
                              Im Anschlusse an die Sorghumexperimente wurden in Fort
                                    											Scott in derselben Campagne einige Versuche mit Zuckerrohr gemacht, das aus Louisiana
                                 										bezogen wurde. Der Preſssaft dieses Rohres hatte folgende Zusammensetzung:
                              
                                 
                                    Brix
                                    14,38
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Zucker
                                    10,62
                                    „
                                    
                                 
                                    Invertzucker
                                      1,78
                                    „
                                    
                                 
                              Es lag also auch hier ein recht schlechtes Versuchsmaterial vor, immerhin war
                                 										dasselbe ein ungleich besseres als das vorher gebrauchte Sorghumrohr. Die
                                 										Schnitzelmesser thaten hier ihre Schuldigkeit, die Diffusion gelang bei einer
                                 										Temperatur des Wassers von 90° in befriedigender Weise. Zwar waren beim ersten
                                 										Versuche die Schnitzel nur bis auf 1,4 Proc. Zuckergehalt ausgelaugt, doch lag
                                 										dies darin, daſs nicht genug Druck in der Batterie herrschte; beim zweiten
                                 										Versuche enthielten die ausgelaugten Schnitzel nur 0,4 Proc. Zucker.
                              Zur Scheidung wurden 0,7 Proc. Kalk angewendet und gelang die Saturation sowohl
                                 										mit Kohlensäure als mit schwefliger Säure, abgesehen von Betriebsstörungen, mit
                                 										gutem Erfolge. Aus diesen und den Versuchen zu Magnolia wird gefolgert, daſs durch Einführung des
                                 										Diffusionsverfahrens, verbunden mit Saturation, die Ausbeute an Zucker aus
                                 										Zuckerrohr um rund 30 Proc., gegenüber der nach dem üblichen Verfahren
                                 										allerwärts erhaltenen, gesteigert werden kann.
                              Nach einigen Bemerkungen über die Bagasse, die beim Diffusionsverfahren entfällt,
                                 										und für welche drei Verwendungen, nämlich zur Papierfabrikation, als Dünger und
                                 										als Brennmaterial (wie bisher) in Aussicht genommen werden, schlieſst der
                                 										Bericht mit dem Hinweise darauf, daſs nunmehr eine mit allen Mitteln der neueren
                                 										Technik ausgerüstete Station in Louisiana zu
                                 										errichten wäre, und den südlichen Pflanzern die Vortheile des
                                 										Diffusionsverfahrens vor Augen zu führen.
                              Die Versuche der Magnoliastation beschäftigten sich
                                 										nicht mit dem Diffusionsverfahren, sondern mit der Einführung der Filterpressen,
                                 										Verbesserung der Filtration u. dgl. unter Anlehnung an das alte
                                 										Saftgewinnungsverfahren aus Zuckerrohr.
                              
                                 
                                    St.