| Titel: | Kleinmotoren für Dampfbetrieb. | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, S. 582 | 
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                        Kleinmotoren für Dampfbetrieb.Vgl. Uebersicht 1886 259 * 1. 1882 245 * 277. * 313. 246 *
                                 										113. * 253. * 303 * 349.
                           							
                        Patentklasse 13. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 31 und 32.
                        Kleinmotoren für Dampfbetrieb.
                        
                     
                        
                           Kleinmotor von Stehlik und Meter in Wien (* D. R. P. Nr.
                                 									39569 vom 5. September 1886). Bei diesem Kleinmotor ist die Billigkeit in
                              									Anschaffung durch die überaus einfache und solide Kesselschmiedearbeit erreicht und
                              									damit auch eine Gewähr für die dauernde Haltbarkeit des Kessels geboten. Auf eine
                              									gute Zugänglichkeit sowohl der vom Wasser als auch der von den Heizgasen umspülten Theile des
                              									Kessels ist sorgfältigst Rücksicht genommen. Die rückkehrenden Feuerrohre bieten in
                              									ihren Bogen eine wirksame Heizfläche und eine gute Ausgleichung für die vorkommenden
                              									Streckungen, so daſs eine Lockerung der Dichtungsstellen nicht zu befürchten ist.
                              									Für die Feuerung ist in erster Linie Kokes in Aussicht genommen, als dasjenige
                              									Brennmaterial, welches bei geringem Kaufpreise und hohem Heizwerthe den Vortheil
                              									einer rauchlosen Verbrennung gewährt, die von den Behörden immer mehr als Bedingung
                              									vorgeschrieben wird. Die Bedienung ist eine einfache und reinliche, der Wirkungsgrad
                              									der denkbar günstigste. Der Feuerraum F ist von dem
                              									eigentlichen Kesselkörper K getrennt, in einem mit
                              									Chamottefütterung versehenen Guſssockel G
                              									untergebracht, der im Aschenraume eine Wasserfüllung zur Kühlung des Rostes erhält.
                              									Nach dem Anfeuern werden Heiz- und Aschenthür geschlossen und die Verbrennungsluft
                              									tritt aus seitlichen, regulirbaren Oeffnungen lebhaft erwärmt unter den Rost R. Die Schütthöhe soll 25 bis 30cm betragen. Soll der Rost gereinigt werden, so
                              									wird der lösbare Chamottestein im Heizhalse herausgezogen. Die Feuerung wird auch
                              									anderen Brennmaterialien, auch flüssigen und gasförmigen angepaſst. Der Dampf
                              									durchstreicht vor dem Eintritte in die Maschine M einen
                              									vom Rauchrohre durchzogenen Trockenraum D. Der
                              									Auspuffdampf erwärmt das im Maschinensockel aufgespeicherte Speisewasser. Die
                              									Maschine ist mit Riemenscheibenschwungrad, auf ein Drosselventil wirkendem
                              									Regulator, Speisepumpe, Speisewasservorwärmer W,
                              									Speiseventil S und Abblaseventil A versehen.
                           Der Niederdruckmotor von H. Davey in Leeds (* D. R. P.
                                 									Nr. 35692 vom 9. December 1885) hat einen über dem Kessel stehenden Behälter k für das verbrauchte Kühlwasser und einen gleich hoch
                              									stehenden Behälter l für das Condensationswasser,
                              									welches aus dem Oberflächencondensator dorthin steigt. Durch eine Verbindungsöffnung
                              									beider Behälter wird der Wasserstand in beiden gleich hoch gehalten. Das
                              									Condensationswasser flieſst aus dem Behälter l in den
                              									Kessel zurück und wird dabei der Verlust durch den Betrieb aus dem Kühlwasser
                              									ersetzt, während der Kesselwasserstand durch geeignete Vorrichtungen stets auf
                              									gleicher Höhe gehalten wird. Die Anordnung ist aus der Figur ohne weitere Erklärung
                              									zu ersehen und sei nur noch daran erinnert, daſs diese Motoren mit ganz geringem
                              									Ueberdrucke betrieben werden (vgl. 1886 259 * 1), der
                              									durch die Höhe der Wassersäule zwischen dem Wasserstande im Kessel und im Behälter
                              										l bedingt und durch das Sicherheitsventil t geregelt wird. Der geringe Druck ermöglicht die
                              									Anwendung flacher Kesselröhren und bietet an sich schon Sicherheit gegen Explosion.
                              									Selbst im Falle das Sicherheitsventil versagte, würde keine Gefahr eintreten, da das
                              									Kesselwasser bezieh. der Dampf durch das zum Behälter l
                              									führende Rohr entweichen würde (vgl. 1886 259 * 1).
                           Schmidt'scher Dampfmotor für das
                                 										Kleingewerbe. Nach einem Vortrage des Herrn Rothe im Sächsisch-Anhaltinischen Bezirksverein deutscher
                                 										Ingenieure hat man bei den Kleinmotoren zwei Arten zu unterscheiden: solche
                              									für ganz kleine Kräfte, bis höchstens 1 Pferdestärke und solche von 1 Pferdestärke
                              									und darüber.
                           Bei ersteren Motoren sind die Haupterfordernisse: Leichtigkeit in der Handhabung,
                              									Sicherheit in der Bedienung, Einfachheit in der Construction und schnelles Anheizen.
                              									Der Umstand, daſs sie der letzten Anforderung nicht gut entsprechen, hat die
                              									Einführung der Gas-, Erdöl- und Heiſsluftmaschinen für kleine Kräfte wesentlich
                              									unterstützt.
                           Bei den Motoren über 1 Pferdestärke treten diese Fragen nicht so stark in den
                              									Vordergrund, und wird bei ihnen mehr auf Durchbildung der Construction, Preis der
                              									Anschaffung, sowie vor Allem auf Billigkeit des Betriebes geachtet; daher finden
                              									hierfür die Dampf- und Gaskraftmaschinen am meisten Anwendung.
                           Bei den kleineren Motoren treten die Kosten für den Brennstoff gegen die Einfachheit
                              									der Construction und der Bedienung zurück; es sind daher Constructionen, deren
                              									Wartung genaue Kenntniſs und besondere Aufmerksamkeit erfordert, für derartige
                              									kleine Betriebe auszuschlieſsen. Jeder Arbeiter muſs ohne weitere Vorkenntniſs nach
                              									kurzer Anweisung im Stande sein, den Motor zu bedienen, welcher im laufenden
                              									Betriebe eine besondere unausgesetzte Aufmerksamkeit nicht erfordern darf.
                           Der Gewerbemotor von Wilhelm
                                    										Schmidt in Braunschweig (* D. R. P. Nr. 40162 vom 7. November 1886) (Fig. 1 Taf. 32)
                              									ist gedrungen gebaut, höchst einfach und kräftig in seiner Construction, die
                              									beweglichen Theile aufs Aeuſserste vermindert und Stopfbüchsen mit Verpackungen
                              									gänzlich vermieden; er ist leicht aus einander zu nehmen behufs Besichtigung und
                              									Reinigung der einzelnen Theile.
                           Dem Motor liegt das Verfahren der sofortigen Verdampfung der stoſsweise eintretenden
                              									Wassermengen zu Grunde, und ist das mit jedem Hube der Maschine dem Kessel
                              									zugeführte Speisewasser so bemessen, daſs es zur Bildung der für den Kolbenhub
                              									erforderlichen Dampfmenge ausreicht.
                           Die Nachtheile der bisher zu solcher Verdampfung benutzten Dampfentwickler gipfelten
                              									in der schweren Zugänglichkeit der Räume, in welchen die Dampfentwickelung
                              									stattfand, welche sich in Folge dessen je nach der Zusammensetzung des zur Speisung
                              									benutzten Wassers in kürzerer oder längerer Zeit verstopften und Erneuerung
                              									erforderten. Die einfache Art, den Dampferzeuger zu öffnen, und die vollständige
                              									Zerstäubung des Speisewassers im Verdampfungsraume, sind wesentliche Vorzüge der Schmidt'schen Construction.
                           Die Maschine ist einfach wirkend; die Aufwärtsbewegung des Kolbens wird durch den
                              									plötzlich sich entwickelnden Dampf, die Rückwärtsbewegung durch das Schwungrad
                              									bedingt.
                           Der Motor besteht im Wesentlichen aus vier Theilen: Dem Verbrennungsherde 
                              									A (Fig. 1 Taf. 32), dem
                              									Rippenheizkörper B, dem Isolircylinder C und der eigentlichen Maschine mit Zubehör.
                           Zur Feuerung kann jeder Brennstoff benutzt werden; er wird, wie bei Füllöfen,
                              									seitlich in den Verbrennungsherd eingeschüttet. Der Feuerherd ist aus einem mit
                              									Chamotte ausgefütterten guſseisernen Mantel gebildet. Als obere Deckplatte legt sich
                              									die wagerechte Flansche des Rippenheizkörpers auf, worauf sich das cylindrische
                              									Gestell für die Schwungradlager aufbaut.
                           Der Dampf- und der Isolircylinder sind aus einem Stücke hergestellt und in den
                              									Rippenheizkörper eingeschraubt. Die Heizgase umspülen erst den Rippenheizkörper, im
                              									weiteren Aufsteigen den Dampfcylinder, diesen gleichzeitig erwärmend, und gelangen
                              									durch eine seitlich am Gestelle angebrachte Abzugsöffnung mittels eines
                              									Zwischenrohres in die nächstgelegene russische Röhre.
                           Die Steuerung wird durch den Kolben bewirkt. In die Umfange der mit einander fest
                              									verbundenen Dampf- und Pumpenkolben F und G sind über einander liegende Labyrinthdichtungsringe
                              									in gröſserer Anzahl eingedreht. Zwischen dem ausgedrehten Inneren des
                              									Rippenheizkörpers und dem Isolircylinder ist ein Zwischenraum von nur 1mm.
                           Der Isolircylinder C ist nach dem Mittel durchbohrt und
                              									am unteren Ende mit Ventilsitz und -Kegel versehen, welcher durch eine Feder
                              									geschlossen gehalten wird. Neben dem Ventile, auſserhalb der Bohrung, ist im
                              									Isolircylinder eine Aushöhlung H angebracht, deren
                              									Volum etwa ⅓ des Dampfcylinderinhaltes ist, gemessen vom untersten Punkte bis
                              									Unterkante der Dampfaustrittsöffnung J. Das Innere des
                              									Dampfcylinders mit dem Zwischenraume zwischen Isolircylinder und Rippenheizkörper
                              									ist durch kleine Kanäle k verbunden.
                           In den Isolircylinder ist ein Kanal l eingebohrt, durch
                              									welchen das Speisewasser eintritt, dessen Zutritt durch den auſsen befindlichen Hahn
                              										m geregelt wird, welchem es aus einem etwa 1m höher stehenden offenen Behälter zuflieſst. Der
                              									Durchmesser des Pumpenkolbens G ist so bemessen, daſs
                              									für jeden Hub so viel Speisewasser, als zur Erzeugung der für einen Kolbenhub
                              									erforderlichen Dampfmenge nöthig ist, durch das Ventil in den Raum zwischen C und B gepreſst wird. Zum
                              									Einstellen des Motors auf eine bestimmte Kraftleistung und als Regulator dient der
                              									Hahn m, dessen Stellung für eine bestimmte
                              									Arbeitsleistung so geregelt werden kann, daſs bei normalem Gange mit jedem Hub genau
                              									die erforderliche Wassermenge zutritt. Wenn bei Verringerung des Widerstandes der
                              									Motor schneller zu laufen anfängt, so wird bei gleichbleibender Hahnstellung und
                              									Druckhöhe für jeden Hub eine kleinere Wassermenge unter den Pumpenkolben G treten; die Kraftentwickelung wird in Folge dessen
                              									nachlassen und der Motor nach kurzer Zeit seine normale Geschwindigkeit wieder
                              									erreicht haben. Der Hahn m dient zugleich als
                              									Absperrventil für die Maschine.
                           
                           Die in dem unteren Ende des Isolircylinders angebrachte Höhlung H ist von wesentlichem Einflüsse; sie dient als
                              									Compressionsraum und bewirkt hierdurch gleichzeitig das feine Zerstäuben des
                              									Speisewassers im Verdampfungsraume zwischen B und C. Um die Vorgänge bei einer Umdrehung der Kurbelwelle
                              									klarzulegen, denken wir uns den Kolben in der Stellung, daſs ein vollständiger
                              									Abschluſs des Ausblaserohres J stattfindet. In dieser
                              									Stellung ist gleiche Spannung im Cylinder unterhalb des Kolbens sowie in dem
                              									Zwischenraume zwischen C und B und im Hohlraume H. Bei der Abwärtsbewegung
                              									des Kolbens wird der Dampf zusammengedrückt bis zu etwa 3at bei der tiefsten Kolbenstellung. Mit dem Kolben
                              										F hat auch der Kolben G gleiche niedergehende Bewegung und drückt, so lange er sich oberhalb der
                              									Einmündung des Kanales l befindet, das in die Bohrung
                              									eingetretene Wasser durch den Hahn wieder zurück, da das Fuſsventil durch höheren
                              									Druck geschlossen ist. Nach Abschluſs des Kanales l
                              									wird das noch in der Bohrung befindliche Wasser nach unten gedrückt, öffnet das
                              									Fuſsventil und tritt in den Raum zwischen C und B. Dieser Augenblick fällt nahezu mit der tiefsten
                              									Stellung des Kolbens F zusammen. Bei der nun
                              									beginnenden Rückwärtsbewegung der Kolben F und G tritt die Compression in Wirksamkeit, schlieſst das
                              									Fuſsventil, und der sich schnell ausdehnende Dampf zerstäubt das in dem Raume
                              									zwischen B und C
                              									eingepreſste Wasser. Dieser Zwischenraum ist der Verdampfungsraum; das in diesem
                              									Ende zerstäubte Speisewasser kommt in unmittelbare Berührung mit den stark geheizten
                              									Wänden des Rippenheizkörpers B und den Wandungen des
                              									Isolircylinders C, verdampft und liefert somit die
                              									Kraft zu weiterem Auftriebe des Dampfkolbens.
                           Sobald die Höhe des Dampfaustrittrohres J erreicht ist
                              									und dieses sich zu öffnen anfängt, beginnt die Expansion; der Kolben setzt die
                              									erhaltene Aufwärtsbewegung bis zum höchsten Punkt fort; die niedergehende Bewegung
                              									wird durch die im Schwungringe des Schwungrades angesammelte Kraft vermittelt.
                              									Nachdem der Kolben seine niedergehende Bewegung bis zum Abschlusse des
                              									Austrittskanales fortgesetzt hat, beginnt das Wechselspiel der Arbeit von Neuem, wie
                              									vorher erläutert.
                           Aus dieser Beschreibung geht die Einfachheit des Motors hervor; die Selbststeuerung
                              									durch den Dampfkolben vereinfacht die Construction, ebenso ist der Regulator der
                              									denkbar einfachste. Die beweglichen Theile sind aufs Aeuſserste vermindert,
                              									desgleichen ihre Abnutzung durch die Construction der Pleuelstangenköpfe und der
                              									Schwungradwellenkörper, während die des Dampf- und Pumpenkolbens sowie der
                              									zugehörigen Cylinder kaum zu berücksichtigen ist.
                           Die Reinigung des Rippenheizkörpers und der Züge kann in der Betriebspause
                              									vorgenommen werden, und sind zu diesem Behufe nur in dem Zwischenraume zwischen dem
                              									Dampfcylinder und dem Lagergestelle lose eingelegten und den oberen Abschluſs des Zugkanales
                              									bildenden Halbkreisringe abzuheben, so daſs Flugasche und Rufs mittels Bürsten
                              									entfernt werden können.
                           Sollte sich durch den Verdampfungsvorgang im Zwischenraume C und B und deren Wandungen Kesselstein
                              									angesetzt haben, so ist er mit Leichtigkeit zu entfernen, indem nach
                              									Wagerechtstellung der Kurbelwelle und Abkuppelung der Pleuelstange der Dampfcylinder
                              									mit dem Isolircylinder zusammen aus dem Rippenheizkörper ausgeschraubt werden kann.
                              									Es ist dann sowohl die innere Wandung des Rippenheizkörpers als auch die äuſsere des
                              									Isolircylinders zugänglich.
                           Durch die Construction des Rippenheizkörpers ist die Aufnahme der aus dem Brennstoffe
                              									entwickelten Wärme erleichtert; ferner kommen die abziehenden Rauchgase durch
                              									Erwärmung des Dampfcylinders vor ihrem Austritte nochmals zur Geltung. Vor
                              									Inbetriebsetzung ist der Heizkörper entsprechend anzuheizen, wobei die Kurbel in die
                              									oberste Stellung zu drehen ist, so daſs der Dampfaustrittskanal J geöffnet ist. Falls der Motor während der Arbeitszeit
                              									stillgestellt werden, die Feuerung des Kessels jedoch in Betrieb bleiben soll, um
                              									die Räume zu heizen, ist die Kurbelwelle in die vorher beschriebene Lage zu drehen,
                              									dann tritt das Speisewasser durch den Ueberdruck aus dem Behälter ununterbrochen in
                              									die Bohrung des Isolircylinders C und in den
                              									Verdampfungsraum, wird durch die von dem Rippenheizkörper aufgenommene Wärme
                              									verdampft, und der Dampf entweicht durch das Ausblaserohr. Er kann dann, wie der
                              									Abdampf, zu weiteren technischen Verwendungen benutzt werden.
                           Nach Mittheilung des Erfinders hat sich der Motor bereits in der Praxis bewährt,
                              									wenngleich noch verschiedene Punkte der Vervollkommnung bedürfen; das gilt besonders
                              									von dem Material der äuſseren Umhüllung des Isolircylinders, da es aus anderen
                              									Gründen vortheilhaft ist, den Dampfcylinder mit dem Isolircylinder selbst aus einem
                              									Stücke herzustellen.
                           Fig. 1., Bd. 265, S. 587Eine Neuerung an diesem Motor bringt * D. R. P. Nr. 40040 vom 14. Juli
                              									1886, welche durch nebenstehende Textfigur 1
                              									erläutert wird. Hiernach steht ein mit centraler Wasserzuführung versehenes Gefäſs
                              										D mit einem aus einem schlechten Wärmeleiter bestehenden Füllkörper
                              										F zum Zwecke schneller Verdampfung des
                              									Speisewassers in Verbindung. Der Compressionsraum e
                              									dient zur Vertheilung des Speisewassers durch die nach dem Hubwechsel erfolgende
                              									Expansion des comprimirten Dampfes.
                           Kleinmotor von Heinrici. Ueber diesen Motor hat D. p. J. 1884 253 * 261
                              									bereits berichtet. Inzwischen hat der Erfinder an den Kesseln mehrfache
                              									Verbesserungen ausgeführt, über welche in dem Sächsischen
                                 										Bezirksverein deutscher Ingenieure Herr Merbach unter Vorzeigung eines solchen Kessels und Vorlegung der Zeichnung
                              										(Fig. 2
                              									Taf. 32) das Nachstehende mittheiltVgl. Zeitschrift des Vereins deutscher
                                       												Ingenieure, 1887 S. 613.:
                           Die Dampfkessel sind aus Kupfer getrieben und hart gelöthet; sie bestehen aus dem
                              									Unter- und Oberkessel. In den Unterkessel hinein schiebt man den Cylinder der zur
                              									Heizung bestimmten Erdöllampe bis an dessen Kröpfung, wodurch alle der Lampe
                              									entströmende Wärme zur Dampfbildung ausgenutzt wird. Der Oberkessel empfängt die
                              									strahlende Hitze des Cylinders. Ein solcher Kessel hat ¼qm Heizfläche, die stetig und kräftig von der Erdölflamme bestrahlt
                              									wird.
                           Der Sicherheit halber wird jeder Kessel von der Behörde geprüft, und zwar kalt auf
                              										8at; es kann dann der Kessel mit 4at Dampfüberdruck betrieben werden. Ein Kessel
                              									enthält etwa 19l Wasser und wird mit ⅗ seines
                              									Inhaltes, also 11l angefüllt und dann geheizt.
                           Für gröſsere Kraftleistungen, für welche ein solcher
                              									Kessel nicht ausreicht, sind deren mehrere, in Dampf- und Wasserraum verbunden, mit
                              									einander zu betreiben. Nach Angabe des Erfinders verbreiten die Kessel weder Hitze
                              									(?) noch Geruch, können in jedem Zimmer, Laboratorium, physikalischen Kabinet und wo
                              									immer Aufstellung finden. Der Bedarf der Erdölflamme ist 160g stündlich, für 10 Stunden also 1k,6 im Werthe von 40 Pf.
                           Ueber die Leistungen und Kosten seiner Kessel macht der Erfinder folgende
                              									Angaben:
                           Ein Kessel mit einer Flamme
                              									auf 2at geprüft und von ¼qm Heizfläche kann eine Nähmaschine o. dgl.
                              									treiben; zu dem Zwecke kann eine Dampfmaschine mit feststehendem Cylinder und Kessel
                              									neben der Arbeitsmaschine Aufstellung finden. Eine solche Anlage kostet 200 M. Der
                              									Kessel hat Wasserstandszeiger, Sicherheitsventil, Rückfallventil, Speisepumpe,
                              									Dampfabsperrventil bezieh. Manometer.
                           Zwei Kessel mit zwei
                              									Flammen, für die doppelte Leistung, kosten mit der Dampfmaschine zum Betriebe fertig
                              									montirt 300 M.
                           Vier Kessel mit vier
                              									Flammen bilden diejenige Anlage, welche am meisten verlangt wird, dieselben stehen
                              									auf einem Bocke, was für den Versandt bequem ist. Mit diesem Heinrici-Motor erreicht man eine Arbeitsleistung von ¼ Pferdekraft. Preis
                              									der vierflammigen Anlage mit Dampfmaschine 400 M.
                           
                           Herr Merbach berichtet ferner, daſs auf den Antrag, die
                              									Inbetriebnahme solcher Kessel unbeanstandet zuzulassen, und bezüglich der
                              									Sicherheitsvorrichtungen Erleichterungen zu gewähren, das Königl. Ministerium des Innern zu Dresden laut Verordnung vom 4. Januar
                              									1886 folgenden Bescheid ertheilt habe:
                           
                              „Das Königl. Ministerium des Innern muſs Bedenken
                                 										tragen, diesem Antrage stattzugeben, da § 17 der erwähnten Bekanntmachung eine
                                 										Dispensationsertheilung nur für einzelne Fälle, nicht aber für ganze Kategorien
                                 										von Dampfkesseln, im Sinne dieser Bekanntmachung nachläſst, für welche es
                                 										ohnehin im vorliegenden Falle an einer genauen Begriffsbestimmung gebricht.“
                              
                           In Folge dieser Entscheidung werden die Heinrici-Kessel
                              									amtlich mit 8at Probedruck abgepreſst und mit den
                              									gesetzlichen Sicherheitsvorrichtungen versehen concessionirt werden müssen.
                           Zwerg-Dampfmotor mit Gasfeuerung. Der der Firma C. Pieper in Berlin patentirte sogen. Zwergmotor,
                              									welcher in D. p. J. 1886 259
                              									* 8 beschrieben ist, hat durch die denselben ausführende Firma Friedrich und Jaffé in Wien (* D. R. P. Nr. 35881 vom
                                 									19. Januar 1886) eine Abänderung derart erfahren, daſs die Steuerung nicht mehr durch Ventile, sondern einen Kolbenschieber stattfindet und das zum Betriebe nöthige aus flüssigem
                              									Kohlenwasserstoffe erzeugte Gas durch eine besondere Heizvorrichtung gebildet
                              									wird.
                           Fig. 2., Bd. 265, S. 589Fig. 3., Bd. 265, S. 589Der Kessel B in Vasenform enthält das zu
                              									verdampfende Wasser und ist oben durch ein Sicherheitsventil geschlossen, bei dessen
                              									Oeffnen der austretende Dampf die Pfeife b zum Ertönen
                              									bringt. Der entwickelte Dampf tritt in das Rohr d über
                              									und strömt von hier durch die Oeffnungen d1 und die Bohrung d2 des die Verlängerung des Kolbens D bildenden Cylinders in den Raum c. Bei der im Sinne des angegebenen Pfeiles erfolgenden
                              									Bewegung der Maschine befindet sich die Lenkstange h
                              									beim Abwärtsgange des Kolbens im Ausschlage nach links und beim Aufwärtsgange nach
                              									rechts. Der an der Stange h befestigte Steuerdaumen h1 schwingt in ersterem
                              									Falle nach abwärts, in letzterem nach aufwärts, wodurch eine Verschiebung des im
                              									hohlen Kolben D verschiebbaren, dampfdicht eingepaſsten
                              									Vertheilungsschiebers E bewirkt wird, welcher von dem
                              									in ein Auge desselben eingreifenden Daumen mitgenommen wird. Senkt sich der
                              									Schieber, so strömt der Dampf von e durch die im Kolben
                              									ausgebohrten Winkelkanäle d4 über den ersteren und treibt ihn nach abwärts. Die Einströmung dauert
                              									fort, bis die Kurbel im linken Hub steht; hierbei hat sich der Kolben so weit
                              									gesenkt, daſs die Oeffnungen d1 gerade in den cylindrischen Führungskanal c eingezogen werden, wodurch die Dampfeinströmung
                              									abgeschnitten ist und Expansion eintritt. Diese dauert fort, bis die Kurbel den
                              									unteren todten Punkt durchlaufen hat. Bei dem darauffolgenden Rechtsaufwärtsgange
                              									der Pleuelstange (Textfig. 3) hebt sich der Schieber
                              									so weit, daſs der über dem Kolben befindliche expandirte Dampf durch die
                              									Winkelkanäle d4 und von
                              									hier durch die Längsnuthen e2 des Schiebers E in den Raum treten kann, in
                              									welchem sich die Kurbelscheibe befindet, um von hier durch die Oeffnungen a rings um den Kessel B
                              									auszutreten und sich hier mit der aus den Oeffnungen a
                              									herausbrennenden Heizflamme zu mischen. Diese wird entweder durch Spiritus erzeugt,
                              									welcher in den Hohlraum a2 des Maschinengestelles eingefüllt wird und von welchem Brennerdochte zu
                              									den Oeffnungen a führen, an denen sie angezündet
                              									werden; oder es führt vom Hohlraume d2 ein Stutzen zu einer Gasleitung, welche bei den
                              									Oeffnungen a entzündet wird und in Gemeinschaft mit dem
                              									bei o austretenden Kesseldampfe eine Gasfeuerung zur
                              									Kesselheizung bildet. Bei den Oeffnungen f der Schale
                              										F strömt die zur Verbrennung nöthige frische Luft
                              									zur Heizflamme.
                           
                        
                     
                  
               
