| Titel: | Temperatur-Regulator. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 17 | 
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                        Temperatur-Regulator.
                        Mit Abbildungen.
                        Fischer und Stiehl's Temperatur-Regulator.
                        
                     
                        
                           Unter diesem Namen haben sich Fischer und Stiehl in Essen a. d. Ruhr einen Wärmeregler patentiren lassen (* D. R. P. Kl. 36 Nr.
                              									41264 vom 2. Februar 1887), welcher selbstthätig die Stärke der Verbrennung an
                              									Heizungsanlagen in der Weise regelt, daſs die geheizten Räume den vorgeschriebenen
                              									Wärmegrad jederzeit gleichmäſsig beibehalten. Er bewirkt diese Regelung dadurch,
                              									daſs er die Zuführung der frischen Luft zum Brennmaterial unterbricht, sobald der
                              									vorgeschriebene Wärmegrad erreicht ist, und wiederum Luft zum Brennmaterial zuläſst,
                              									sobald die Wärme in den geheizten Räumen zu sinken beginnt.
                           Der Apparat wird im Schürraum auf der Mündung eines Luftkanales aufgestellt, welcher
                              									der übrigens dicht verschlossenen Feuerung die zur Verbrennung nöthige Luft
                              									zuführt.
                           Das Oeffnen und Schlieſsen des Luftregulirventiles geschieht durch Vermittelung eines
                              									elektrischen Stromes. In einem oder mehreren Zimmern sind Thermometer aufgestellt,
                              									welche an dem gewünschten Wärmegrad einen in die Röhre eingeschmolzenen Platindraht
                              									besitzen.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 266, S. 17
                              
                           Von demselben läuft eine Drahtleitung zum Wärmeregler, von da
                              									zu einem galvanischen
                              									Element, und dann zurück zu einem in die Kugel des Thermometers eingeschmolzenen
                              									Platindraht. Sobald die normale Wärme vorhanden ist, berührt das Quecksilber den
                              									eingeschmolzenen Platindraht, schlieſst dadurch den elektrischen Stromkreis und das
                              									Luftregulirventil im Wärmeregler wird geschlossen. Sinkt hierauf das Thermometer nur
                              									um ein Geringes, so daſs der Draht nicht mehr berührt wird, so öffnet sich das
                              									Luftventil wieder. Das Feuer wird also aufs Genaueste so regulirt, daſs in den
                              									Zimmern immer der vorgeschriebene Wärmegrad beibehalten wird.
                           Die Einrichtung des Apparates ist aus der vorstehenden Zeichnung (Fig. 1) ersichtlich.
                           Das Luftregulirventil besteht aus einer leichten Gummiplatte r, welche auf die Mündung n des Luftrohres
                              										p sich auflegt und diese luftdicht verschlieſst.
                              									Der durch den Teller W begrenzte Raum oberhalb der
                              									Gummi platte kann durch das Rohr o mit dem Schornstein
                              									der Feuerungsanlage in Verbindung gesetzt werden. Sobald dies geschieht, wird die
                              									Gummiplatte durch die im Schornstein herrschende Luftverdünnung emporgehoben, nach
                              									oben durchgebogen und in die punktirt gezeichnete Lage gebracht. Die Mündung n des Luftrohres p ist
                              									dann frei und es kann frische Luft durch die Löcher S
                              									des Gehäuses und durch das Luftrohr zum Brennmaterial der Feuerung strömen. Wird der
                              									Raum oberhalb der Gummiplatte von dem Rohr o
                              									abgesperrt, dagegen mit der Auſsenluft in Verbindung gebracht, so sinkt die
                              									Gummiplatte wieder auf ihren Sitz n zurück und
                              									schlieſst das Luftrohr p dicht ab.
                           Die abwechselnde Verbindung des Raumes Wr mit dem
                              									Schornsteinrohr o bezieh. mit der Auſsenluft, geschieht
                              									durch das Steuerkölbchen u; steht dasselbe oberhalb der
                              									Löcher x, so communicirt der genannte Raum durch die
                              									Kanäle k und l mit der
                              									Auſsenluft, steht das Steuerkölbchen u unterhalb der
                              									Löcher x, so ist er durch den Kanal k mit dem Hohlraum der Haube i in Verbindung, welcher seinerseits durch den Kanal m mit dem Rohr o dauernd
                              									verbunden ist.
                           Die Auf- und Abwärtsbewegung des Steuerkölbchens u,
                              									durch welche das Oeffnen und Schlieſsen des Luftregulirventiles veranlaſst wird,
                              									geschieht durch den Elektromagneten a unter
                              									Vermittelung des Hebels bcd. So lange ein elektrischer
                              									Strom durch die Windungen des Elektromagneten läuft, zieht derselbe seinen Anker b an und das andere Ende d
                              									des Hebels mit dem Steuerkölbchen u nimmt seine obere
                              									Lage ein: wird der elektrische Strom unterbrochen, so läſst der Magnet seinen Anker
                              									los und das Steuerkölbchen fällt herab in die untere Lage.
                           Die Windungen des Elektromagneten stehen in oben beschriebener Weise durch
                              									Drahtleitungen mit den Zimmerthermometern in Verbindung.
                           Für den Fall, daſs die Zimmer, in welchen die Contactthermometer hängen, unheizbar
                              									gemacht worden wären, etwa durch Abstellen der Hähne oder durch Oeffnen der Fenster, woraus eine
                              									Ueberheizung der Anlage folgen müſste, da der Regulator von den Zimmern aus
                              									fortgesetzt den Impuls zu stärkerem Heizen bekäme, ist die Vorkehrung getroffen,
                              									daſs alsdann die Feuerung unabhängig von den Zimmerthermometern nach Maſsgabe der
                              									Auſsentemperatur regulirt wird.
                           Am Steigrohr der Wasserheizung, oder in der Heizkammer der Luftheizung, ist ein
                              									Thermometer mit mehreren Contactdrähten angebracht und ein ähnliches an passender
                              									Stelle in freier Luft. Die Contactdrähte dieser beiden Thermometer sind in
                              									umgekehrter Reihenfolge mit einander verbunden und an den Stromkreis des
                              									Temperatur-Regulators angeschlossen. Die Wirkung dieser Einrichtung ist die, daſs
                              									der Stromschluſs und somit auch der Schluſs des Luftregulirventiles unabhängig von
                              									den Zimmerthermometern erfolgt, sobald die Steigrohr- oder Heizkammertemperatur
                              									einen bestimmten, von der Auſsenwärme abhängigen Grad erreicht hat. Bei passender
                              									Wahl der Contactgrade der beiden Thermometer wird hierdurch eine richtige Regelung
                              									der Heizwirkung, entsprechend der herrschenden Witterung, herbeigeführt, so lange
                              									die Zimmerthermometer aus irgend einem Grunde den vorgeschriebenen Wärmegrad nicht
                              									zu erreichen vermögen. Nach Eintritt normaler Zustände übernehmen die
                              									Zimmerthermometer wieder die Führung der Feuerung.
                           Alles dieses geschieht vollkommen selbstthätig, auch besteht die ganze Einrichtung
                              									aus einfachen, unveränderlichen Drahtleitungen, an welchen Unordnungen oder
                              									Störungen nicht vorkommen können.
                           Die Regulirung der Feuerung ist somit unter allen Verhältnissen gesichert; nur durch
                              									eine Fahrlässigkeit des Wärters, nämlich durch Offenlassen der Thür am Heizofen
                              									könnte sie noch vereitelt werden. In solchem Falle wird der Temperatur-Regulator
                              									seine Thätigkeit vergeblich verrichten, da er eine Einwirkung auf die Feuerung nicht
                              									auszuüben vermag, wenn auf anderem Wege als durch das Luftregulirventil Luft zum
                              									Brennmaterial gelangen kann. Um dies zu vermeiden ist an dem Steigrohr- bezieh.
                              									Heizkammer-Thermometer etwas oberhalb des Maximalgrades noch ein Contactdraht
                              									eingeschmolzen, welcher ein Glockensignal in Thätigkeit setzt, sobald das
                              									Quecksilber bis dahin gestiegen ist. Der Warnungsruf mahnt den Wärter, den
                              									begangenen Fehler zu beseitigen, bevor die Ueberheizung einen solchen Grad erreicht
                              									hat, daſs die Anlage Schaden nehmen könnte.
                           Der elektrische Stromkreis besitzt keinerlei Mechanismen, welche zu Störungen
                              									Veranlassung geben könnten, er besteht aus Drahtleitungen, welche nur an den
                              									Platindrähten der Thermometer Contactwechsel enthalten, der auf Schneiden gelagerte
                              									Hebel mit dem daran hängenden Steuerkölbchen macht nur eine kaum merkbare
                              									Schwingung, und die aus elastischem Gummi hergestellte Platte r biegt sich unter der schwachen Luftverdünnung des
                              									Schornsteines nur mäſsig durch.
                           
                           Gegen zufällige Beschädigungen sowohl als gegen die Einwirkung der Luft und des
                              									Staubes ist der Apparat vollkommen geschützt. Derselbe stellt sich äuſserlich als
                              									ein einfaches, starkes Gehäuse aus Guſseisen dar, an welchem keinerlei bewegliche
                              									Theile vorhanden sind. Die Haube i schlieſst den
                              									Mechanismus luftdicht ab; auch die geringe Menge Luft, welche beim Niedergang der
                              									Gummiplatte von auſsen in den Raum Wr strömt, kann
                              									dorthin keinen Staub mitführen, weil sie vorher das Baumwollfilter Z passiren muſs. Nur die Unterfläche der Gummiplatte
                              									ist dem Staube zugänglich, der aber dort nur in geringem Maſse anhaften und
                              									keinerlei Störungen veranlassen kann.
                           Aus allem diesem erklärt sich die in der Praxis erprobte Zuverlässigkeit und
                              									Dauerhaftigkeit des Apparates.
                           Der Verbrauch an elektromotorischer Kraft ist gering, weil dis Bewegung des
                              									Steuerkölbchens nur geringe Kraft beansprucht. Ein einziges galvanisches Element
                              									gewöhnlicher Art, wie solche zur Haustelegraphie benutzt werden, reicht eine ganze
                              									Winter-Heizperiode aus, ohne der Erneuerung zu bedürfen. Die Beaufsichtigung
                              									beschränkt sich auf das Nachfüllen von Brennmaterial und das Reinigen des
                              									Feuers.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 266, S. 20
                              
                           Der Apparat kann an jeder Feuerungsanlage angebracht werden, mag dieselbe zum
                              									Betriebe einer Luftheizung oder Wasserheizung, zum Heizen von Gebäuden oder
                              									Trockenkammern, Malzdarren u.s.w. oder zum Erwärmen von Wasser o. dgl. dienen. In
                              									entsprechend veränderter Construction kann er auch bei Dampf- oder
                              									Dampfwasserheizungen, bei welchen erden Zutritt des Dampfes regelt, angewandt
                              									werden.
                           
                           Neben dem vorstehend beschriebenen Wärmeregler wenden die Erfinder zur Einstellung
                              									der in den einzelnen Zimmern befindlichen Heizöfen, besonders der Heizspirale den in
                              										Fig. 2 dargestellten Hahn an. Derselbe ist mit
                              									Zahnradgetriebe versehen, und besitzt einen verstellbaren und einen festen Zeiger,
                              									um die durch den Versuch ermittelte richtige Hahnstellung jederzeit wiederfinden zu
                              									können, wenn das Zimmer abgestellt war, wozu der Hahn auch dient.
                           Nachdem die Hähne einmal richtig eingestellt worden sind, wird die Regelung der
                              									Heizwirkung durch den Temperatur-Regulator selbstthätig bewirkt.