| Titel: | Fräsmaschine der Fabrik Oerlikon. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 72 | 
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                        Fräsmaschine der Fabrik Oerlikon.
                        Mit Abbildung.
                        Fräsmaschine der Fabrik Oerlikon.
                        
                     
                        
                           Auf die Bedeutung des Fräsers bei der Bearbeitung der Metalle ist schon wiederholt
                              									hingewiesen worden, so daſs es einer weiteren Empfehlung kaum bedarf.
                           
                           Soll aber die Wirkung dieses vorzüglichen Werkzeuges möglichst ausgenutzt werden, so
                              									müssen die dazu gehörigen Maschinen zweckentsprechende Einrichtungen besitzen,
                              									wodurch es möglich wird, längere Unterbrechungen der Arbeit zu vermeiden.
                           Auch hier sind, wie bei allen Arbeitsmaschinen, verschiedene Gesichtspunkte
                              									maſsgebend, sofern die Fräsmaschine für specielle Arbeitsverrichtungen oder für
                              									allgemeinere Verwendung dienen soll. So ist die Maschine von Bonnaz (1886 261 * 286) für Fräsererzeugung und
                              									ähnliche Werkzeuge, die Maschine von Bouhey (vgl. 1884
                              										252 * 498) und Desgrandchamps (vgl. 1886 261 289) für
                              									Bearbeitung gröſserer Locomotivtheile, Eberhardt u.a.
                              									für das Räderfräsen, hingegen die Fräsmaschine von Saget (1886 261 * 290) für allgemeinere Zwecke
                              									bestimmt.
                           Da aber selbst die sogen. Universalfräsmaschinen Beschränkungen in der
                              									Arbeitsleistung erfahren, welche das Stillstehen der Maschine veranlassen, so
                              									erscheint es vollkommen gerechtfertigt, einer so kostspieligen Maschine keine
                              									Arbeitsverrichtungen zuzuweisen, für welche ausschlieſslich eigene Maschinen
                              									eingerichtet werden können.
                           So ist bei der Universalfräsmaschine der Fabrik Oerlikon
                              									bei Zürich nach dem Génie civil 1886 Bd. 10 Nr. 7 die
                              									Einrichtung zum Fräsen langer Nuthen (Keilnuthen) vorgesehen, wodurch die
                              									Langlochbohrmaschine entbehrt werden kann, was namentlich für kleinere Betriebe von
                              									Werth sein dürfte.
                           Diese Arbeit wird durch selbstthätige, beliebig groſse Hubbewegung des Fräsers in
                              									wagerechter, und durch selbstthätige Verstellung desselben bei jedem Hubwechsel in
                              									lothrechter Richtung ermöglicht. Sobald aber diese Einrichtung besteht, kann bei
                              									Schrägstellung der stehenden Fräserspindel, und bei gleichzeitiger selbstthätiger
                              									Drehung des eingespannten cylindrischen Werkstückes jede beliebige Spiralnuth
                              									gefräst werden. Dieselbe Maschine ist mit stehender und nach Erforderniſs auch mit
                              									wagerechter Fräserspindel zu benutzen. Zu diesem Behufe werden die Fräserköpfe
                              									ausgewechselt. Die wagerechte Fräserspindel sitzt als Verlängerung der
                              									Antriebsspindel des Schlittens in einem Lagerkopfe mit übergreifendem Arme, eine
                              									Anordnung, die sich bei vielen Maschinen dieser Art vorfindet. Die stehende
                              									Fräserspindel lagert in einem kleinen U-förmigen, verstellbaren Schlitten, und wird
                              									durch Vermittelung von Winkelrädern, welche durch den Schlitten verdeckt sind,
                              									getrieben, und durch eine Schraubenspindel verstellt.
                           Wie aus dem umstehenden Schaubild ersichtlich ist, wird die Fräserbewegung von einer
                              									zur Wangenkante parallelen Welle mittels Schnecke und Schneckenrad durch die
                              									Antriebswelle im Schlitten abgeleitet. Ein über Stufenscheiben laufender Riemen
                              									bethätigt eine stehende Welle, welche wieder durch Vermittelung eines conischen
                              									Wendegetriebes die Spindel dreht, durch welche der Schlitten die Hubbewegung erhält.
                              									Der Hubwechsel erfolgt durch Anschlag und Muffenverschiebung des Wendegetriebes mit beliebigen
                              									Hebelverbindungen oder Zahnradsegmenten. An den Hubgrenzen, in einer Langnuth der
                              									Wange angeschraubte Sperrklinken drehen jedesmal um einen Zahn ein kleines
                              									Stirnrädchen, welches durch Winkelräder die Schaltung der stehenden Fräserspindel in
                              									jeder Winkelstellung ermöglicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 74
                              
                           An der linken Maschinenseite bewerkstelligt eine Anlage von Versatzrädern eine
                              									gleichzeitige und beliebige Drehung des Werkstückes, oder es kann dieselbe nach
                              									Bedarf als Theilvorrichtung Verwendung finden. Der Aufspanntisch hat keine
                              									Seitenbewegung, und besitzt bloſs Höhenverstellung und Verschiebung. Diese Maschine
                              									ist eine recht hübsche Lösung der angegebenen Aufgaben, nur dürfte bei nicht
                              									auslaufenden Keilnuthen die Hubbegrenzung Schwierigkeiten verursachen.