| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 82 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								265 S. 552.)
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Ueber Ergebnisse des Rübenanbaues unter dem Einfluſs der
                                 										Untergrund-Düngung berichtet Dr. C. Stammer in
                              									der Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie
                                 										des Deutschen Reiches 1887 Bd. 37 S. 328. Zu den in Frankreich ausgeführten
                              									Versuchen diente ein Feld von 5ha Oberfläche, auf
                              									welchem 5 Feldchen A bis E in folgender Weise auf verschiedene Art hergerichtet
                              									wurden. Das Feldchen A wurde nur gepflügt, die Feldchen B bis E aber unmittelbar
                              									hinter dem Pfluge mit dem Derome'schen Untergrundpflug
                              									auf 35cm gelockert und zugleich die verschiedenen
                              									Dünger dem Untergrund einverleibt. Dies geschah im April; beim Feldchen A wurde der
                              									Untergrund nicht berührt. Im Mai wurde das ganze Feld gleichmäſsig mit der Derome'schen verbundenen Säe- und Düngerstreu-Maschine
                              									besäet und mit Oberdüngung versehen, welche in den Reihen unter den Samen
                              									untergebracht wurde. Die Oberdüngung bestand aus einem sogen. vollständigen Dünger,
                              									nämlich aus einem Gemisch von Knochen-Superphosphat, Chilisalpeter und Kalisalz.
                              									Aufgebracht wurden 1000k auf 1ha. Diese Düngung war allen 5 Feldchen
                              									gemeinschaftlich. Auſserdem erhielten Feldchen B bis E folgende Düngungen im
                              									Untergrund:
                           B: Mechanischer Dünger aus gleichen Theilen Steinkohlenasche und zerfallenem Kalk.
                              									Gegeben wurden 14000k auf 1ha. C: Vollständiger Dünger, von derselben
                              									Zusammensetzung wie der zur Oberdüngung angewandte. Gegeben wurden 500k auf 1ha, die
                              									vorher behufs gleichmäſsiger Vertheilung mit etwa 5000k Bauschutt gemischt worden waren. D: Aufgeschlossenes Knochenmehl, mit 3
                              									Proc. organischem Stickstoff, 10 Proc. citratlöslicher Phosphorsäure, 500k auf 1ha,
                              									gemischt mit Bauschutt wie C. E: Rohes Ammoniaksalz, Nebenproduct der Gasfabriken,
                              									mit 5 bis 6 Proc. Ammoniakstickstoff. Dieses Ammoniaksalz gilt in Folge des Gehaltes
                              									an Theer und brenzlichen Stoffen als direkt den Pflanzen schädlich, hat aber hier
                              									sich als sehr vortheilhaft gezeigt.
                           In der auf S. 83 stehenden Uebersicht sind die Zahlen aus den betreffenden Berichten
                              									zusammengestellt und die Berechnung nach deutschen Maſsen hinzugefügt. Weitere
                              									Versuche müssen abgewartet werden, ehe eine Erklärung oder gar Verallgemeinerung
                              									gewagt werden darf. Der im Gebrauch bewährte Derome'sche Untergrund-Düngerpflug kann von der Maschinenfabrik Bölte in Aschersleben bezogen werden.
                           Eine, wie es scheint, wesentliche Verbesserung an allen
                                 										Osmoseapparaten empfahl Heinrich Schneider (Organ
                                 										des Centralvereins für Rübenzucker-Industrie in der österreichisch-ungarischen
                                 										Monarchie 1887 S. 251) in Folge der Wahrnehmung von Erscheinungen, deren
                              									Auftreten wohl mehrfach beobachtet, bisher aber unrichtig oder gar nicht erklärt
                              									worden ist.
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    Düngung
                                    
                                 Geldwerth
                                    											derzusätzlichen(Untergrund-)Düngung
                                 Ernte anRübenwurzelnvom
                                    											ha
                                 Centner Rübenvom Morgen
                                 
                                    Saft
                                    
                                 
                              
                                 Proc. Ball.
                                 Proc. Zucker
                                 Reinheit
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Francs
                                 k
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Allgemeine Düngung mit 1000 k
                                    											auf dasHectar »vollständigem Dünger«, gleich-zeitig mit dem
                                    											Samen ausgestreut undunter demselben untergebracht.
                                 A) Ohne Untergrund-Düngung
                                 –
                                 47000
                                 235
                                 15,6
                                 12,91
                                 82,7
                                 
                              
                                 B) Mechanische Untergrund-Düngung    (Kalk und
                                    											Steinkohlenasche)
                                   50
                                 47500
                                    237,5
                                 15,9
                                 13,04
                                 82
                                 
                              
                                 C) Untergrund-Düngung, 500 k auf     das Hectar, »vollständiger
                                       												Dünger«      (mit 5,5 Proc. Salpetersäurestick-     stoff,
                                    											1 Proc. organischem Stick-     stoff, 7 Proc. citratlöslicher
                                    											Phos-     phorsäure, 4,5 Proc. Kali)
                                 105
                                 57500
                                    287,5
                                 15,9
                                 13,17
                                 82,8
                                 
                              
                                 D) Untergrund-Düngung mit 500 k     auf das Hectar
                                    											aufgeschlossenem     Knochenmehl (mit 3 Proc. orga-     nischem
                                    											Stickstoff, 10 Proc. citrat-     löslicher Phosphorsäure)
                                   60
                                 51000
                                  255
                                 15,7
                                 12,10
                                 77
                                 
                              
                                 E) Untergrund-Düngung mit 500 k     rohem ammoniakalischem
                                    											Dünger     auf das Hectar (mit 5 bis 6 Proc.    
                                    											Ammoniak-Stickstoff)
                                   30
                                 51500
                                    257,5
                                 17,0
                                 14,28
                                 84
                                 
                              
                           Die Thatsache, daſs zwei neben einander stehende Osmogene, welche mit Wasser aus
                              									einem und demselben Behälter, und Melasse, welche ebenfalls aus einem Behälter
                              									entnommen wurde, gespeist waren, also unter vollkommen gleichen Umständen und bei
                              									gleicher Concentration der austretenden Flüssigkeiten ungleiche Resultate in Bezug
                              									auf die Reinheit der Ausläufe lieferten, welche Resultate auch nach dem Wechseln der
                              									Papiere aus einem Osmogen in das andere unverändert blieben, war als Beweis dafür,
                              									daſs die Ursache der Differenzen in den Osmogenen selbst bezieh. in der Construction
                              									und Stellung der Rahmen und der darin angebrachten Querleisten liegen muſs,
                              									angeführt worden. Aus mehrfachen Gründen ist die vollkommen gleichmäſsige Bewegung
                              									des Inhaltes der Melassekammern in allen Theilen und an allen Stellen in der
                              									Melassenzelle eine der Hauptbedingungen, die an einen Osmoseapparat gestellt werden
                              									sollen, um eine möglichst günstige Wirkungsweise des Osmogens erwarten zu
                              									lassen.
                           Die durch Dialyse gereinigten und verdünnten Antheile Melasse, welche der Wasserzelle
                              									am nächsten waren, werden das Bestreben haben, auf dem kürzesten Wege in die Höhe zu
                              									steigen, was auch bis zum ersten Hinderniſs, den die unterste Leiste bildet,
                              									stattfinden kann, Durch den in allen Kammerabtheilungen sich wiederholenden Vorgang
                              									werden aber die leichtesten und zugleich specifisch reinsten Partien des
                              									Melassezelleninhaltes die höchsten Stellen der einzelnen Abtheilungen einnehmen, und
                              									schon bei der horizontalen Lage der Leisten wird sich unter diesen, wenn auch nur
                              									eine dünne Schichte der am meisten gereinigten Melasse ansammeln, welche dem
                              									osmotischen Prozesse länger ausgesetzt bleibt als andere Theile des Zelleninhaltes.
                              									Im Fabrikbetriebe wird aber eine vollkommen horizontale
                              									Lage der Rahmenleisten nie oder nur ausnahmsweise vorkommen, obschon in Folge der
                              									nicht absolut genauen
                              									Construction der Rahmen selbst oder etwas geneigter Stellung des Osmogengestelles
                              									oder aus anderen Ursachen Thatsache ist, daſs eine gröſsere Zahl der Rahmenleisten
                              									sogar eine mehr oder weniger verkehrt geneigte Lage einnehmen. Durch eine solche
                              									schiefe Stellung der Leisten, in Folge welcher dann die Verbindungsöffnungen der
                              									Kammerabtheilungen tiefer zu liegen kommen als die entgegengesetzten Enden der
                              									Leisten, entstehen unter diesen jene schädlichen Räume, welche durch ihre Wirkung
                              									unter Umständen den ganzen Osmoseeffect so beeinflussen können, daſs die Resultate
                              									entschieden unbefriedigend ausfallen und gegen die ganze Osmose Miſstrauen erwecken
                              									können. In einem jeden solchen schädlichen Räume – welcher von der unteren Seite der
                              									Leiste, der horizontalen, die Verbindungsöffnung einzelner Kammerabtheilungen
                              									tangirenden Ebene und den Papierwänden eingeschlossen ist und den höchsten Ort in
                              									jeder Melassezellenabtheilung einnimmt – sammeln sich diejenigen Antheile Melasse,
                              									welche am längsten der Dialyse unterworfen waren, und welche als die specifisch
                              									leichtesten aus diesem Räume nicht entweichen können und dem osmotischen Prozesse
                              									ununterbrochen ausgesetzt bleiben. Es entstehen aus diesem auf ein und dieselbe
                              									Menge Melasse einwirkenden dialytischen Prozeſs Osmoseabwässer, deren Quotienten
                              									unter Umständen die Reinheit des Syrups selbst erreichen können, und welche dann mit
                              									jenem von normalen osmotischen Flächen stammenden Wasser vor dem Austritt gemischt
                              									die Quotienten desselben und dadurch auch die Verluste auf eine unrichtige Höhe
                              									bringen können.
                           Da weiter der Inhalt dieser schädlichen Räume durch Diffusion der unmittelbar sich
                              									berührenden Schichten in der Melassenzelle sich zwar langsam, aber ununterbrochen
                              									erneuert, so daſs immer frische Zuckermoleküle der erschöpfenden Einwirkung des
                              									Wassers ausgesetzt werden, so bilden diese oben beschriebenen Stellen eine nie
                              									versiegende Quelle der Verluste, welche sehr oft in der ungünstigen Beschaffenheit
                              									des Papiers gesucht werden und den Nutzen der Osmose stark beeinflussen können.
                           Nebst diesen abnormen Verlusten und dem nicht minder wichtigen Nachtheil, daſs der
                              									Grad der Reinigung, welcher aus dem Quantum der ins Wasser übergegangenen
                              									Trockensubstanz unter günstigeren Verhältnissen sich ergeben müſste, stark
                              									vermindert wird, verursacht die Entstehung der oben erwähnten schädlichen Räume eine
                              									nicht unbedeutende Verminderung der Leistungsfähigkeit der ganzen Osmoseapparate als
                              									natürliche Folge.
                           Diese Nachtheile können durch richtige Einrichtung der Osmoserahmen bezieh. richtige Lage der Rahmenrippen bedeutend vermindert
                              									werden. Dieses geschieht dadurch, daſs die Oeffnungen, welche die Verbindung
                              									zwischen den einzelnen Kammerabtheilungen bilden, immer die höchsten Orte derselben
                              									einnehmen, d. i. daſs jede Leiste mit der Verbindungsöffnung unter allen Umständen nach aufwärts
                              									gerichtet bleibt, bei welcher Lage das früher erwähnte Aufsteigen der leichtesten
                              									und reinsten Antheile des Melassezelleninhaltes bis zum Austritt stattfinden kann,
                              									wodurch eine gleichmäſsige Bewegung der Melasse hervorgerufen wird, und in Folge
                              									dessen nicht nur die Wasserquotienten vermindert, sondern auch die Reinigungswirkung
                              									und die Leistungsfähigkeit der osmotischen Fläche nicht unbedeutend erhöht
                              									werden.
                           Gegenüber den neueren vielfach anfechtbaren Mittheilungen über den Stand der Sorghozucker-Industrie in den Vereinigten
                                 										Staaten und den darüber erhobenen Streitigkeiten beansprucht der folgende
                              									unparteiische Bericht von C. Hardinge, welcher auf amtlicher Quelle beruht, besondere Beachtung (Sugar cane 1887 Nr. 210 Bd. 19 S. 20).
                           Die Gewinnung von verkäuflichem Zucker aus Sorgho und Mais hat bis jetzt eine
                              									thatsächliche Wichtigkeit für den Handel nicht erreicht, da die Gesammtgewinnung in
                              									den Vereinigten Staaten in den letzten 10 Jahren nach der Ansicht des Statistikers
                              									des landwirtschaftlichen Amtes nicht 5 Millionen Pfund (2232t) überschritten hat. Im J. 1884 waren mehrere
                              									Fabriken mit der Darstellung von krystallisirtem Zucker aus Sorgho und Mais
                              									beschäftigt und die Ergebnisse derselben sind nach dem amtlichen Bericht
                              									zusammengestellt:
                           Die Fabrik in Hutchinson (Kansas), welche 1883 unter Prof. Swanson's Leitung als die best eingerichtete und am besten arbeitende
                              									galt, stellte in dem genannten Jahre 200000 Pfd. Zucker dar, was man als Lösung der
                              									Sorghozuckerfrage ansah, wobei aber die Unkosten die Einnahmen überschritten, so
                              									daſs die Gesellschaft die Zahlungen einstellte. Der Abschluſs für 1884 lautete:
                           
                              
                                 1)
                                 Acres Sorghorohr verarbeitet (100 nur für Syrup,700 für
                                    											Syrup und Zucker)
                                       800
                                 
                              
                                 2)
                                 Verarbeitete Tonnen Rohr
                                     6100
                                 
                              
                                 3)
                                 Erzeugter Zucker, Pfund
                                 250000
                                 
                              
                                 4)
                                 Erzeugter Syrup, Gallons1 Gallon =4l,5 = etwa 11
                                          												Pfd.
                                   50000
                                 
                              
                                 5)
                                 Durchschnittlicher Zuckerertrag aus 1t Rohr, Pfund
                                         47
                                 
                              
                                 6)
                                 Durchschnittlicher Syrupertrag aus 1t Rohr, Gallons
                                           7
                                 
                              
                                 7)
                                 Arbeiter, täglich 10stündige Arbeit
                                         22
                                 
                              
                                 8)
                                 Anfang der Arbeit
                                 22. August
                                 
                              
                                 9)
                                 Schluſs   „      „
                                 30. Oktober
                                 
                              
                                 10)
                                 Kosten für 1t Rohr, zur
                                    											Fabrik geliefert
                                 1,50 Doll.
                                 
                              
                                 11)
                                 Erhaltener Preſssaft
                                 40 Proc.
                                 
                              
                                 12)
                                 Erforderliches Betriebskapital
                                 20000 Doll.
                                 
                              
                           Prof. Swanson bemerkt in einem Briefe an das
                              									landwirtschaftliche Amt: „Bei den gegenwärtigen niedrigen Preisen kann die
                                 										Sorgho-Industrie kaum bestehen- wenn aber in Folge einer günstigen Gesetzgebung
                                 										die Preise sich um ½ bis 1 Cent das Pfund erheben können, oder wenn eine
                                 										entsprechende Staatshilfe auf so lange erzielt werden kann, bis Maschinen und
                                 										Verfahren vervollkommnet sind, so ist bestimmt zu hoffen, daſs die Sorgho-Industrie
                                 										auf fester Basis ruhen und zum Reichthum und Wohlergehen des Landes beitragen
                                 										werde.“
                           Eine andere Fabrik ist die in Sterling (Kansas) unter der Leitung von Prof. Scovell; trotz aller möglichen Verminderung der
                              									Erzeugungskosten muſste dieselbe nach der Arbeit 1884 in Folge der niedrigen Preise
                              									den Betrieb einstellen, welcher erst bei sehr verbesserten Marktverhältnissen wieder
                              									aufgenommen werden soll.
                           Folgende Angaben über die Geschäfte sind gemacht worden:
                           
                              
                                 1)
                                 Acres Sorghorohr verarbeitet
                                    1000
                                 
                              
                                 2)
                                 Verarbeitetes Rohr
                                    7100t
                                 
                              
                                 3)
                                 Preis für 1t abgeliefertes
                                    											Rohr
                                          2 Doll.
                                 
                              
                                 4)
                                 Erzeugter Zucker
                                 169000 Pfd.
                                 
                              
                                 5)
                                 Erzeugter Syrup
                                   75000 Gall.
                                 
                              
                                 6)
                                 Zahl der Arbeiter
                                   50 bis 60
                                 
                              
                                 7)
                                 Kosten der Verarbeitung von 1t Sorgho auf Zucker und Syrup
                                 1,10 Doll.
                                 
                              
                                 8)
                                 Ausgepreſster Saft
                                   50 bis 60 Proc.
                                 
                              
                                 9)
                                 Anfang der Arbeit
                                   1. September
                                 
                              
                                 10)
                                 Schluſs  „       „
                                   31. Oktober
                                 
                              
                                 11)
                                 Erforderliches Betriebskapital
                                   20000 Doll.
                                 
                              
                           Die Fabrik in Ottawa (Kansas), welche vollständig eingerichtet war und unter Parkison gut arbeitete, ergab für 1884 Folgendes:
                           
                              
                                 1)
                                 Acres Rohr
                                     600
                                 
                              
                                 2)
                                 Tonnen Rohr
                                   6100
                                 
                              
                                 3)
                                 Preis für 1t Rohr
                                         2 Doll.
                                 
                              
                                 4)
                                 Zucker von 1t Rohr
                                       30 Pfd.
                                 
                              
                                 5)
                                 Syrup von 1t Rohr
                                         5 Gall.
                                 
                              
                                 6)
                                 Verbrauchte Kohlen auf 1t
                                    3,35 Doll.
                                 
                              
                                 7)
                                 Anfang der Arbeit
                                 1. September
                                 
                              
                                 8)
                                 Ende      „      „
                                 6. November
                                 
                              
                                 9)
                                 Ausgepreſster Saft
                                       40 Proc.
                                 
                              
                                 10)
                                 Nothwendiges Betriebskapital
                                 20000 Doll.
                                 
                              
                           Demnach stellt sich die Gesammtarbeit der drei gröſsten Fabriken im Staate Kansas,
                              									dessen Boden und Klima sich als besonders geeignet für die Entwickelung der
                              									Zuckerindustrie erwiesen hat, in folgenden Zahlen dar:
                           
                              
                                 1)
                                 Acres Rohr
                                     2400
                                 
                              
                                 2)
                                 Tonnen Rohr
                                   19300
                                 
                              
                                 3)
                                 Werth des Rohres
                                   38600 Doll.
                                 
                              
                                 4)
                                 Erzeugter Zucker
                                 602000 Pfd.
                                 
                              
                                 5)
                                 Erzeugter Syrup
                                 155000 Gall.Etwa 1705000 Pfund.
                                 
                              
                                 6)
                                 Betriebskapital
                                   60000 Doll.
                                 
                              
                           Die Zucker wurden im Groſshandel zu 5 bis 6¾ Cent das Pfund, die Syrupe zu 15 bis 30
                              									Cent die Gallone verkauft.
                           Es werden noch sechs kleinere Fabriken bezeichnet, welche meist mit Schaden
                              									gearbeitet haben. Von allen Fabriken, welche im J. 1884 Zucker aus Sorgho
                              									darstellten, sind jetzt nur noch zwei im Betriebe, nämlich die in Rio Grande
                              									(Jersey) und die in Fort Scott (früher in Ottawa), in welcher letzteren Versuche
                              									unter Dr. Wiley fortgesetzt werden (vgl. den Bericht 1887
                              										265 557). Im Ganzen sind im J. 1884 in allen Fabriken
                              									zusammen rund etwas über 1 Million Pfund Zucker dargestellt worden. Vergleicht man
                              									diese Menge mit dem jährlichen Verbrauch an Rohrzucker in den Vereinigten Staaten,
                              									nämlich 1170000t (1885), so zeigt sich klar, daſs
                              									die Sorgho-Industrie noch keineswegs Handelswichtigkeit erlangt hat und daſs von
                              									einem Wettbewerb des Sorgho mit dem Zuckerrohr noch nicht die Rede sein kann, so
                              									groſse Hoffnungen das landwirtschaftliche Amt auch für die Zukunft unterhalten
                              									mag.
                           Nach Ansicht Wiley's lassen sich die Ursachen, weshalb
                              									sich die Sorgho-Industrie noch immer in einer zweifelhaften Lage befindet, wie folgt
                              									bezeichnen:
                           1) Die Schwierigkeiten in der Pflanze selbst sind stets unterschätzt worden. Nach dem
                              									Mittel verschiedener Jahre kann man jetzt sagen, daſs der Saft, wie er von den
                              									Walzen abflieſst, nicht mehr als 10 Proc. Zucker enthält, während mindestens 4 Proc.
                              									andere feste Stoffe darin gelöst sind, so daſs sich dieser Saft nur äuſserst schwer
                              									verarbeiten läſst.
                           2) Die chemische Seite der Arbeit ist noch kaum bekannt und bedarf sehr der
                              									Entwickelung.
                           3) Die für den Sorgho am besten passende Gegend ist weitaus nicht so ausgebreitet,
                              									wie man anfangs annahm, und es müssen Untersuchungen angestellt werden, um
                              									festzustellen, wo die günstigsten Vorbedingungen vorhanden sind.
                           4) Die durch die ungünstigen Handelsverhältnisse verursachten niedrigen Preise haben
                              									Schaden und Verluste auch da gebracht, wo alle sonstigen Bedingungen günstig
                              									waren.
                           5) Endlich war die mechanische Seite der Saftverarbeitung sehr unvollkommen, da die
                              									in den Mühlen gebrauchten Maschinen dem beabsichtigten Zweck nicht entsprachen.
                           Der Zucker- und Markgehalt der Zuckerrüben im zweiten Jahre
                                 										ihres Wachsthums ist von E. v. Proskowetz jun.
                              									(Kwassitz, Mähren) einer eingehenden Untersuchung unterworfen worden. (Ausführlicher
                              									Bericht: Zeitschrift für Zucker-Industrie in Böhmen
                              									1887 Bd. 11 S. 151; Auszug in: Zeitschrift des Vereins für
                                 										die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reiches 1887 Bd. 37 S. 309.)
                           Leplay hat bekanntlich angegeben, daſs der Zucker in der
                              									Rübe im zweiten Jahre ihres Wachsthums noch vor Eintritt der Samenreife fast ganz
                              									und jedenfalls bei der Samenreife ganz verschwunden sei. Dies hat v. Proskowetz 1884 näher zu prüfen begonnen. Die nach
                              										Stammer's Alkoholbreimethode angestellten
                              									Untersuchungen ergaben, daſs reife, Ausgewachsene Samenrüben nicht nur nicht
                              									zuckerfrei sind, sondern sogar Zuckermengen enthalten, welche bei 15 Versuchsreihen
                              									zwischen 0,85 und 1,30 Proc. der Rübe wechselten, bei zwei Reihen aber sich auf 4,20
                              									und 4,65 Proc. erhoben. Im J. 1885 wurden die Versuche mit Rüben der Spielart Vilmorin blanche améliorée wiederholt, und zwar mit
                              									solchen, welche früher einzeln auf ihren Zuckergehalt untersucht worden waren. Es
                              									zeigten sich bei diesen Rüben, welche dergleichen Spielart angehörten und unter
                              									gleichen Verhältnissen gewachsen waren, sehr bedeutende Unterschiede: Die
                              									Gewichtszunahme betrug 5 bis 127 Proc. die Zuckerabnahme 76,2 bis 98,4 Proc., der
                              									Zuckergehalt 0,30 bis 4,75 Proc. ohne jede Regelmäſsigkeit.
                           Es folgt hieraus u.a., daſs nur die Untersuchungen einzelner vom ersten Jahre her
                              									bekannter Rübenpflanzen, nicht diejenigen von Durchschnittsproben richtige
                              									Aufschlüsse zu geben vermögen. Im J. 1886 wurde demnach eine groſse Anzahl
                              									ausgetragener Samenrüben einzeln studirt. Von 12000 einzeln nach der
                              									Alkoholbreimethode geprüften Rüben der Vilmorinspielart wurden 160 annähernd gleiche
                              									Individuen unter verschiedenen Düngungsverhältnissen ausgepflanzt und im Herbst
                              									folgendes Ergebniſs der 5 Feldchen erhalten:
                           
                              
                                 
                                 Abnahme an Zucker.Procente des ursprüng-lich
                                    											vorhandenen
                                 Zunahme anGew. Proc.
                                 
                              
                                 1) Ungedüngt
                                   68,2
                                 54
                                 
                              
                                 2) Osmosewasser
                                 76
                                 59
                                 
                              
                                 3)            „          und Phosphat
                                 75
                                 51
                                 
                              
                                 4) Chilisalpeter      „        „
                                 81
                                 71
                                 
                              
                                 5) Stalldünger
                                 65
                                 59
                                 
                              
                           Der Zuckergehalt betrug zwischen 2,5 und 5,7 Proc.
                           Gleichen Zuckergehalten im Frühjahr standen keine ebensolche im Herbst gegenüber;
                              									ebenso wenig glichen Wurzelgewichte im Frühjahr den entsprechenden im Herbst.
                           Es ergibt sich jedenfalls, daſs bei der Abgabe des Zuckers die Einzelveranlagung der
                              									Pflanzen ebenso wichtig ist, wie bei der Zuckeranhäufung im zweiten Jahre.
                           Nach einer Mittheilung von Duclaux an die französische
                              									Akademie der Wissenschaften (Comptes rendus 1887 Bd.
                              									103 S. 881) erleidet der Zucker eine merkwürdige
                              									Umsetzung unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes.
                                 										Duclaux fand, daſs im Allgemeinen das Licht der Sonne (manchmal von ihrer
                              									Wärme unterstützt, jedoch nicht immer) in demselben Sinne wie gewisse Mikroben
                              									wirkt, indem es wie diese die complicirt gebauten chemischen Moleküle in einfachere
                              									Atomgruppen auflöst. Regelmäſsige Producte dieser Einwirkung sind Wasser und
                              									Kohlensäure, neben welchen beiden Substanzen jedoch andere noch verbrennliche, aber
                              									unter den Bedingungen, unter denen sie entstehen, ziemlich stabile Verbindungen
                              									auftreten. Diese Producte der Sonnenwirkung, welche aus einer groſsen Anzahl
                              									verschiedener Körper gebildet werden, sind bald vorübergehender, bald bleibender
                              									Natur, sie sind fast stets identisch mit den entsprechenden Producten der
                              									Fermentwirkung. Die Verbrennung des Zuckers durch die Sonne liefert uns ein Beispiel
                              									für die Uebereinstimmung in der Wirkung der Fermente mit der des Sonnenlichts. Die
                              									Saccharose ist bekanntlich, so lange sie nicht invertirt ist, den Mikroben gegenüber
                              									beständig:, dieselbe wird auch unter der Bestrahlung der Sonne in neutraler oder
                              									alkalischer Lösung, wie während dreier Sommermonate beobachtet wurde, nicht
                              									angegriffen. In schwach saurer Lösung wird Rohrzucker auch bei Anwesenheit
                              									organischer Säuren durch Licht und Wärme der Sonne zwar leicht invertirt, aber die
                              									einmal entstandene Glucose wird nicht weiter zersetzt, so lange die Flüssigkeit
                              									schwach sauer ist.
                           In alkalischer Lösung zersetzt sich dagegen die Glucose an der Sonne mit groſser
                              									Schnelligkeit, und zwar bleibt bei Anwendung der fixen Alkalien die Reaction bei der
                              									vorübergehenden Bildung der wohlbekannten braunen Producte stehen, die der
                              									Verwandlung in Huminsubstanzen vorher gehen, wohingegen mit Ammoniak die Flüssigkeit
                              									klar und ungefärbt bleibt. Aber in allen Fällen ist der Vorgang in der Hauptsache
                              									der gleiche. Es findet nämlich bei Luftzutritt eine Sauerstoffabsorption statt und
                              									es bildet sich, auſser den Oxydationsproducten, deren beständigste die Kohlensäure,
                              									Oxalsäure, Ameisensäure und Essigsäure sind, ein Reductionsproduct, der gewöhnliche
                              										Alkohol Die Menge dieses Körpers, im Mittel 3
                              									Proc., kann 5 Proc. vom Gewichte des Zuckers erreichen und mit der zugleich
                              									entstandenen Kohlensäure stellt er ungefähr 10 Proc. des verschwundenen Zuckers dar.
                              									Die Zersetzung des Zuckers durch die Sonnenwirkung ähnelt aber insofern noch mehr
                              									derjenigen durch die alkoholische Gährung, als auch erstere bei Abwesenheit des
                              									freien Sauerstoffs vor sich gehen kann, also aus einer inneren Verbrennung zu
                              									erklären ist, deren Gleichung der von Lavoisier für die
                              									Gährung aufgestellten analog ist. Eine alkalische Glucoselösung erleidet nämlich im
                              									luftleeren Räume, wenn auch langsamer, dieselben Verwandlungen wie an der Luft,
                              									indem auch dabei ein Theil des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure übergeht. Ebenso
                              									wie die Fermente vermag auch die Sonnenwirkung nicht bloſs aus Glucose, sondern auch
                              									aus anderen Körpern Alkohol zu erzeugen, wie z.B. aus Lactose und Lactaten.
                           
                              
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