| Titel: | Versuche mit transportabeln Dampfmaschinen zu Newcastle. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 112 | 
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                        Versuche mit transportabeln Dampfmaschinen zu
                           								Newcastle.
                        Versuche mit transportabeln Dampfmaschinen zu
                           								Newcastle.
                        
                     
                        
                           Auf der diesjährigen landwirtschaftlichen Ausstellung zu Newcastle on Tyne veranstaltete die
                                 												„Royal Agricultural Society“
                              									vergleichende Versuche mit transportablen Dampfmaschinen, welche die Zeit vom 5. bis
                              									11. Juli in Anspruch nahmen, und von erheblichem wissenschaftlichen und praktischen
                              									Interesse sind.
                           Die Gesellschaft hatte in diesem Jahre 2 Preise ausgesetzt, und zwar den ersten von
                              									200 Pfund für die beste Compound-, einen zweiten für die beste einfache
                              									Dampfmaschine, wobei in jedem Falle die Nominalpferdestärke nicht über 8 Pferdekraft
                              									gehen durfte. Dabei war kein Unterschied zwischen landwirtschaftlichen Locomotiven
                              									(traction engines) und gewöhnlichen Locomobilen gemacht, und ebenso wenig irgend
                              									eine einschränkende Bestimmung bezüglich Dampfdruck und Geschwindigkeit gegeben. In
                              									dieser Beziehung unterschieden sich die Versuche zu Newcastte wesentlich von den früheren zu Cardiff (1872) und Woherhampton (1871), bei
                              									welchen als Maximum des Druckes 80 Pfd. (5at,62)
                              									vorgeschrieben war, während zu Wolverhampton die
                              									Straſsenlocomotiven noch schwere Proben auf Straſse und Feld zu bestehen hatten.
                              									Dies ist bei Vergleichung der erzielten Resultate wohl zu beachten.
                           Ueber die Anordnung und Ausführung der Versuche theilen Engineering vom 15. Juli 1887 und Iron vom
                              									gleichen Datum im Wesentlichen Folgendes mit:
                           Als Preisrichter fungirten die Herren D. Pidgeon aus
                              									London, Charles A. Parsons aus Ryton on Tyne, und Harry Yates aus Grantham, mit den Herren William Anderson, dem berathenden Ingenieur der Royal Agricultural Society, und Sir Frederick M. Bramwell als beisitzenden Ingenieuren. Die Arbeit an den
                              									Bremsen und Indicatoren, das Abwiegen der Kohle und sonstigen Materialien u.s.w.
                              									verrichtete eine Anzahl von zu Anderson's Firma
                              									gehörigen Technikern unter Leitung von F. S. Coutney,
                              									dessen groſse Erfahrung in solchen Arbeiten von früheren Prüfungen her wohl bekannt
                              									ist. Gleichzeitig sammelte auch Herr J. E. Stead Proben
                              									der Verbrenn ungsproducte mittels besonderer von ihm hierfür construirter Apparate,
                              									um dieselben zu analysiren.
                           Die Art und Weise der Bestimmung des Brennmaterialverbrauches unterschied sich zu Newcastle wesentlich von der früher befolgten Methode.
                              									Bei früheren Gelegenheiten war es üblich gewesen, jedem Bewerber 14 Pfund Kohle auf
                              									jede Bremspferdekraft zuzuwiegen, welche seine Maschine beim Versuche leisten
                              									sollte, und die letztere laufen zu lassen, bis die Kohle verbraucht war und die
                              									Geschwindigkeit nachlieſs. Zu Newcastle aber wurde jede
                              									Maschine an der Bremse 4 Stunden in Gang gehalten, alle erforderliche Kohle
                              									geliefert und sorgfältig gewogen, und zuletzt die nicht gebrauchte Kohle
                              									zurückgewogen, während die Maschine so lange fortlief, bis sie die angegebene
                              									normale Geschwindigkeit nicht mehr zu halten vermochte; nunmehr wurde sie
                              									angehalten, und die Zahl der Umdrehungen notirt.
                           Jeder Bewerber hatte anzugeben, mit welcher Dampfspannung, Umdrehungszahl und
                              									Bremspferdekraft seine Maschine arbeiten sollte; die Kurbelwelle derselben muſste
                              									mit einer Kuppelung versehen sein, um direkt mittels Universalgelenkes und
                              									Zwischenwelle an die Bremsscheibe sich anschlieſsen zu lassen. Vor dem eigentlichen
                              									Bremsversuche wurde, nachdem Dampf gemacht war, die Maschine vorläufig einige Zeit
                              									mit der angegebenen Geschwindigkeit und Bremskraft laufen gelassen, bis sich bei
                              									voll geöffnetem Regulator Geschwindigkeit und Druck zu vermindern begannen. Die
                              									hierzu erforderliche Zeit, die Umdrehungszahlen, das verbrauchte Brennmaterial
                              									u.s.w. (einschlieſslich 4k Holz) wurden notirt.
                              									Sobald die Geschwindigkeit zu fallen begann, wurde die Maschine angehalten, Feuer
                              									und Asche vollständig herausgezogen, und nun mit 7k Holz das Feuer neu angezündet, und mit abgewogenem Brennmaterial der
                              									Bremsversuch begonnen. Während desselben wurden Dampfdruck, Menge und Temperatur des
                              									Speisewassers, sowie des aus den Ablaſshähnen der Cylinder und Dampfmäntel
                              									abflieſsenden Wassers genau notirt, und ebenso der Wasserstand bei Beginn und kurz
                              									nach Beginn des Versuches. Der Wasserspiegel muſste während der ganzen Zeit
                              									möglichst gleichmäſsig gehalten werden, und namentlich bei Schluſs des Versuches so
                              									weit als möglich mit dem anfänglichen übereinstimmen; unvermeidliche kleine
                              									Abweichungen wurden notirt. Ebenso muſste die Maschine in möglichst gleichmäſsigem
                              									Gange gehalten werden, was durch einen Geschwindigkeitsmesser an der Bremse
                              									controlirt wurde.
                           Nach Beendigung des Hauptversuches wurde die Maschine noch einmal unter gleichen
                              									Verhältnissen in Betrieb gesetzt, um dabei Beobachtungen über Temperatur und Druck
                              									in Feuerbüchse und Rauchkammer anzustellen, Proben der Verbrennungsgase zum Zweck
                              									der Untersuchung zu entnehmen, den Luftzutritt zum Roste und die Wirksamkeit des
                              									Regulators zu erproben, und anderweite Versuche anzustellen, welche etwa die
                              									Preisrichter für nöthig hielten, um über irgend welche specielle Punkte des
                              									betreffenden Motors, oder über allgemeine Verhältnisse beim Betriebe der
                              									Dampfmaschine Licht zu verbreiten.
                           Wie der Kohlenverbrauch, so wurde auch der Verbrauch an Schmiermaterialien während
                              									des Versuches genau festgestellt.
                           Jeder Aussteller hatte für seine Maschine einen Wärter zu stellen; während der
                              									4stündigen Bremsung durfte nur dieser allein die Maschine bedienen.
                           In der Tabelle II sind die hauptsächlichsten Resultate der Bremsprobe aufgezeichnet;
                              									dabei haben allerdings die zahlreichen Beobachtungen, aus welchen sich noch gewisse
                              									Correctionen für geringe Unterschiede des Wasserstandes, Veränderungen der
                              									Speisewassertemperatur, scheinbare Vergröſserung der Speisewassermenge durch
                              									Condensation im Vorwärmer, Ablauf von den Dampfmänteln u.s.w. ergeben werden, flicht
                              									berücksichtigt werden können, da deren Sichtung und Bewerthung einige Zeit
                              									erfordert, und deshalb der officielle eingehende Bericht erst später erscheinen
                              									kann. Aus diesem Grunde gibt die Tabelle II nur das „gelieferte“
                              									Speisewasser, nicht das „verbrauchte“. Bei allen den Maschinen mit
                              									Dampfmantel floſs das Condensationswasser aus letzterem direkt in den Kessel zurück,
                              									für jede Messung unzugänglich; ebenso verdichtete sich bei einigen Maschinen mit
                              									Erwärmung des Speisewassers durch den Abdampf der letztere im Vorwärmer in solcher
                              									Weise, daſs die Menge nicht wohl gemessen werden konnte. Offenbar besteht aber bei
                              									jeder Maschine das Gewicht des wirklich verbrauchten Dampfes aus dem Gewichte des gelieferten
                              									frischen Speisewassers zuzüglich des Condensationswassers in dem Dampfmantel und in
                              									dem Vorwärmer, so daſs in manchen Fällen die Gesammtmenge sehr schwierig auch nur
                              									mit annähernder Genauigkeit zu ermitteln sein wird, wenn auch die Beobachter alle
                              									Sorge getragen haben, alle möglichen Daten zu sammeln, aus welchen sich der
                              									thatsächliche Speisewasserverbrauch möglichst zutreffend beurtheilen lassen
                              									könnte.
                           Bei allen früheren Concurrenzversuchen der Royal Agricultural
                                 										Society hatte man die Kohle aus einer kleinen Grube von South-Wales, Llangenech, ihrer groſsen Gleichförmigkeit wegen
                              									verwendet. Da diese Grube aber nun nicht mehr in Betrieb steht, bediente man sich
                              									einer Newcastle-Kohle von Powell Duffryn, die von hervorragender Güte und wahrscheinlich von noch
                              									gröſserem Heizwerth war, als die Kohle von Llangenech.
                           Die allgemeine Anordnung der Versuche war, wie folgt: Der Versuchsschuppen war von
                              									einem Ende bis zum anderen von einer Eisenbahnlinie durchzogen, auf welcher sich
                              									zwei Wagen befanden, deren jeder ein Bremsdynamometer trug. Parallel zu diesem
                              									Schienenstrange war an jedem Ende des Schuppens eine Dielung angebracht, auf welcher
                              									eine zu prüfende Locomobile stehen konnte; man war somit im Stande, je 2 Maschinen
                              									gleichzeitig zu bremsen. Die Maschinen wurden, wie schon erwähnt, durch
                              									Zwischenwelle und doppelte Universalgelenke mit der Bremse verbunden.
                           In Tabelle I sind die Hauptabmessungen der geprüften 11 Maschinen sowie einige
                              									wichtige, sich daraus ergebende Verhältnisse zusammengestellt; in Nachstehendem
                              									sollen noch kurz die einzelnen Maschinen in ihren wesentlichen, das Prüfungsresultat
                              									besonders beeinflussenden Zügen erläutert werden. Wir folgen dabei, wie unsere
                              									Quelle, der Ordnung, in welcher dieselben zur Prüfung gelangten.
                           Eincylinder-Locomobile von
                              									der Alnwick, Foundry and Engineering Company in Alnwick (Nr. 10). Diese Maschine trug die
                              									Fabrikationsnummer 1. Sie war von sehr massiver Bauart, und ohne die Verfeinerungen,
                              									welche für den Erfolg von Concurrenzen der vorliegenden Art wesentlich sind, so daſs
                              									es kein Wunder ist, wenn dieselbe in Tabelle II eine sehr tiefe Stellung bezüglich
                              									der Leistung an der Bremse einnimmt. Der Cylinder hat keinen Dampfmantel, die
                              									Feuerbüchse ist nicht umhüllt; die Steuerung erfolgt durch einfachen Schieber nach
                              										Trick's Anordnung, mit ⅖ Füllung. Vorwärmer und
                              									Speisepumpe fehlen; die Speisung besorgt ein Injector von Holden und Brooke. Der Regulator ist von der gewöhnlichen Art mit
                              									gekreuzten Armen und wirkt auf eine Drosselklappe. Ein bemerkenswerthes Detail ist
                              									die Befestigung des Cylinders an zwei auf den Kessel genieteten Winkeleisen, wodurch
                              									das Durchstecken der Cylinderschrauben durch den Kessel vermieden wird. Während der
                              									Bremsung erhielt sich die Dampfspannung sehr gleichmäſsig, aber es zeigten sich
                              									wesentliche Schwankungen in der Geschwindigkeit. Bei Betrachtung der Resultate der Tabelle
                              									II wird man wohl in Betracht ziehen müssen, daſs die Alnwick-Foundry zum erstenmal auf der Ausstellung der Royal Agricultural Society erschien, und daſs die Art,
                              									in welcher das Heizen u.s.w. ausgeführt wurde, zeigte, wie viel den Fabrikanten
                              									bezüglich der Führung von Maschinen bei solchen Wettkämpfen noch zu lernen blieb.
                              									Bei dem Versuche, die zum Roste zutretende Luft zu messen, wobei der Aschenfall
                              									vollständig geschlossen werden muſste, so daſs ein Herausziehen der Asche unmöglich
                              									wurde, verbrannte der Rost und fiel herab, so daſs damit der Versuch sein Ende
                              									erreichte.
                           Eincylinder-Locomobile von Davey
                                 										Paxman and Company in Colchester (Nr. 6).
                              									Diese Maschine, welche während des Versuches von Herrn Paxman selbst, der als ausgezeichneter Heizer bekannt ist, bedient wurde,
                              									ist vorzüglich gearbeitet und mit gröſster Sorgfalt in allen Einzelheiten
                              									durchdacht. Der Cylinder ist sowohl am Umfange wie an den Deckeln mit Dampfmantel
                              									versehen; das Condensationswasser flieſst in den Kessel zurück. Die Dampfvertheilung
                              									geschieht durch einen gewöhnlichen Schieber mit Expansionsschieber auf dem Rücken,
                              									dessen Bewegung durch eine vom Regulator beeinfluſste Coulisse bewirkt wird. Diese
                              									Coulisse ist mit ihren beiden Enden an 2 Excenter angeschlossen, welche die Bewegung
                              									für frühen und späten Abschluſs geben. Der Regulator ist ein schnelllaufender,
                              									theils durch Gewicht, theils durch Feder belastet, und läſst sich ohne Anhalten der
                              									Maschine für verschiedene Geschwindigkeit einstellen. Seine Wirkung ist eine
                              									vorzügliche. Der Kessel ist in der Feuerbüchse mit 8 Wasserröhren versehen, die sich
                              									von der Seiten wand, nahe über dem Roste, nach der Decke erstrecken, und hier mit
                              									Deflectoren versehen sind, um das emporsteigende Wasser Nicht in den Dampfraum
                              									schleudern zu lassen. Der ganze Kessel, einschlieſslich Feuerbüchse und Röhren,
                              									besteht aus einer besonders weichen Gattung von Stahl; alle Blechkanten sind
                              									gehobelt, alle Nietlöcher gebohrt.
                           Die Vorkehrungen zum Erwärmen des Speisewassers sind sehr vollkommen und wirksam. Die
                              									Speisepumpe ist stetig wirkend, und ihr Ausguſswasser wird in üblicher Weise mit
                              									Abdampf gemengt, ehe es in den Speisewasserbehälter gelangt. Weiterhin aber geht das
                              									nach dem Kessel getriebene Wasser von der Pumpe durch ein Rohr, welches in einer mit
                              									Abdampf gefüllten Kammer achtmal hin und her geht, worauf dasselbe, nachdem es so
                              									ungefähr auf 90° C. erwärmt ist, eine Spirale von 25mm weitem Rohr in der Rauchkammer durchläuft, welche den ausströmenden
                              									Heizgasen voll ausgesetzt ist.
                           Tabelle II zeigt, daſs diese Maschine mit 1k,14
                              									Kohlenverbrauch für das Bremspferd 17e,46
                              									leistete; dieses Resultat dürfte zweifellos zum groſsen Theile dem bewundernswerthen
                              									Heizen des Herrn Paxman mit zuzuschreiben sein; aber
                              									die Maschine ist ebenso zweifellos auch von vorzüglicher Construction im Allgemeinen.
                           
                           Eincylinder-Locomobile von E.
                                 										Humphries in Pershore. Auch dieser Fabrikant
                              									trat zum ersten Male als Preisbewerber mit einer Locomobile auf; dieselbe hatte
                              									einen Cylinder mit Dampfmantel, und einen einfachen Steuerschieber, der durch ein
                              									Excentric mit veränderlichem Hube angetrieben und durch einen Hartnell-Turner-Regulator auf der Kurbelwelle regulirt
                              									wurde. Das Speisewasser wurde durch den Abdampf erhitzt, indem ein Zweigrohr von dem
                              									Ausblaserohre nach dem Rücklauf geführt war, durch welchen das von der Pumpe
                              									geförderte überflüssige Wasser wieder in den Speisewasserbehälter zurückfloſs. Die
                              									Maschine sollte anfangs mit 16 Pferdekraft bei 130 Umdrehungen laufen; im letzten
                              									Augenblicke aber wurde die Geschwindigkeit auf 145 Umdrehungen gesteigert, so daſs
                              									bei ungeändertem Gewichte an der Bremsscheibe die Leistung
                              										\frac{145.16}{130}=17^e,845 wurde. Da die Maschine dabei aber
                              									durchging, wenn sie mit 85 Pfund (5at,97), wie
                              									angegeben, betrieben wurde, so wurde während des gröſsten Theiles der Versuchszeit
                              									der Druck auf 70 Pfund (4at,9) gehalten.
                           Eincylinder-Locomobile von Jeffery and Blackstone in Chelmsford. Diese
                              									kleine, 2räderige Maschine besaſs einen vertikalen Röhrenkessel von der üblichen
                              									Art; die Maschine, ebenfalls vertikal, hängt durch schmied-eiserne Arme am Kessel
                              									fest. An dem Rahmen des Wagens ist ein Paar Deichseln so befestigt, daſs beim
                              									Transporte der Kessel etwas nach vorn überhängt; wird die Maschine in Betrieb
                              									gesetzt, so nimmt man diese Deichseln weg und bringt den Kessel in senkrechte
                              									Stellung, worin er durch geeignete Stützen festgehalten wird. Der nicht ummantelte
                              									Cylinder liegt unterhalb der Kurbelwelle; die Steuerung erfolgt durch einen
                              									gewöhnlichen Schieber und die Regulirung durch einen gewöhnlichen langsam gehenden
                              									Regulator und eine Drosselklappe.
                           Die Maschine ist im Allgemeinen sehr gut gearbeitet und lief sehr gut und stetig;
                              									aber da der Dampfdruck bloſs 4at,22 betrug, der
                              									Kessel gar nicht umhüllt war und der Vorwärmer fehlte, so konnte die Maschine nicht
                              									gerade auf ökonomischen Betrieb Anspruch machen.
                           Eincylinder-Straſsenlocomotive von F. Foden and Sons in Sandbach. Diese Maschine besaſs einen ummantelten Cylinder, und wurde
                              									durch einen von 2 Excentern durch Coulisse bewegten Schieber gesteuert, welcher auf
                              									seinem Rücken einen Expansionsschleppschieber nach Art des bekannten Farcot-Schiebers trug. Das Anhalten des
                              									Schleppschiebers erfolgte durch einen vom Regulator gehobenen und gesenkten Keil,
                              									welcher sich in einem Schlitz der Schieberstange bewegte. Damit die Reibung in der
                              									Stopfbüchse nicht auf die Bewegung des Schiebers Einfluſs äuſsern könne, war an der
                              									Stange des Grundschiebers (auſserhalb des Schieberkastens) ein Querarm angebracht,
                              									welcher noch eine besondere Stopfbüchse trug, durch die die Expansionsschieberstange
                              									hindurch ging; durch geeignetes Anziehen dieser Stopfbüchse konnte die Reibung in der Stopfbüchse des
                              									Dampfkastens ausgeglichen werden. Die Speisewassererhitzung geschah in der Art, daſs
                              									dasselbe von der Pumpe aus erst durch Röhren in einer mit Abdampf erfüllten langen
                              									Kammer, dann aber durch eine Spirale im Rauchkasten ging: durch Röhren wurde auch
                              									dem Wasser in den Speisewasserbehältern Abdampf zur Erwärmung zugeführt. Die
                              									Regulirung des Zuges erfolgte in der Rauchkammer durch eine Drehklappe unter dem
                              									Schornstein, nicht wie sonst üblich im Aschenfall. Die Maschine lief mit etwas
                              									geringer Belastung (12 Bremspferde) und mit hoher Geschwindigkeit; sie bewährte sich
                              									vorzüglich während der ganzen Versuchsdauer, und erhielt ihre Geschwindigkeit sehr
                              									stetig.
                           Eincylinder-Locomobile von J.
                                 										and H. Mc Laren in Leeds. Diese Maschine hatte
                              									einen an Umfang und Deckeln mit Dampfhemd versehenen Cylinder, durch einen Schieber
                              									mit daraufliegendem Expansionsschieber gesteuert. Der letztere besaſs einen durch
                              									einen Hartnell-Turner-Regulator veränderlichen Hub. Die
                              									Schwungradlager waren zwischen je einem Paare von Blecharmen befestigt; diese Arme
                              									waren durch Spannstangen mit den Cylindern verbunden und so angeordnet, daſs ihre
                              									Elasticität ihnen erlaubte, sich der Ausdehnung des Kessels durch die Wärme
                              									anzubequemen. Der Vorwärmer bestand aus 6 Kupferrohren, die in einem mit Abdampf
                              									gefüllten Gehäuse spiralförmig aufgerollt waren, so daſs das Wasser auf seinem Wege
                              									zum Kessel dieses Gehäuse sechsmal von einem Ende zum anderen durchlaufen muſste.
                              									Auch das überflieſsende Wasser von der Pumpe wurde auf seinem Wege zum
                              									Wasserbehälter durch Beimengung von Abdampf erhitzt.
                           Der Bremsversuch mit dieser Maschine wies zwei unglückliche Zufälle auf. Erstens
                              									bemerkte man, nachdem die Maschine 1 Stunde 20 Minuten gelaufen war, daſs das
                              									Absperrventil nur ein wenig geöffnet war, so daſs die Maschine also die ganze Zeit
                              									mit gedrosseltem Dampf gearbeitet hatte. Zweitens drehte sich kurze Zeit nachher der
                              									Regulator frei auf der Kurbelwelle, da eine Schraube nicht gehörig angezogen war;
                              									dies bewirkte, daſs das Expansionsexcenter sich drehte und in eine Rückwärtsstellung
                              									kam, in Folge wovon die Maschine stehen blieb. Um dies zu repariren, war ein Halt
                              									von 8 Minuten erforderlich, welcher schlieſslich durch eine entsprechende
                              									Verlängerung des Versuches ausgeglichen wurde. Nichtsdestoweniger war die Leistung
                              									der Maschine eine ausgezeichnete, und man kann wohl annehmen, daſs dieselbe ohne die
                              									gedachten Unfälle die prämiirte Maschine in Bezug auf Kohlenverbrauch wenigstens
                              									erreicht haben würde. Als Heizer war Herr Henry Mc
                                 										Laren selbst thätig, und zwar in bewundernswerter Weise; seine
                              									Kaltblütigkeit unter schwierigen Verhältnissen war in der That alles Lobes
                              									werth.
                           Compound-Landwirthschaftliche-Locomotive von Thomas Cooper in Ryburgh,
                              									Norfolk. Diese Maschine ist mit Selbstbewegung versehen, aber nicht für schweren Zug
                              									bestimmt, sondern nur für den Transport von Dreschmaschinen und ähnlichen mäſsigen
                              									Lasten. Die Kurbelwelle ist mit den Triebrädern durch eine Gelenkkette gekuppelt,
                              									deren einzelne Glieder von besonderer Form aus schwachem Stahlblech ausgestanzt
                              									sind; jedes Glied besteht aus 26 solchen Platten von 1/16 Zoll (1mm,5) Dicke. Um die Maschine möglichst zu vereinfachen, ist von aller
                              									Coulissensteuerung abgesehen, und jeder Cylinder hat nur einen gewöhnlichen
                              									Schieber, der durch ein Excenter getrieben wird. Zur Drehung der Excenter aus der
                              									Vorwärts- in die Rückwärtsstellung oder umgekehrt ist eine sinnreiche
                              									Reibungskuppelung angebracht; die Maschine ist sehr leicht zu lenken. Die Cylinder
                              									haben keine Dampfmäntel. Die Regulirung geschieht durch einen horizontal
                              									aufgestellten Pickering-Regulator mit Hilfe einer
                              									Drosselklappe. Das Speisewasser wird durch Einlassen von Dampf in den Behälter unter
                              									dem Kessel erwärmt, und die Speisepumpe ist speciell für Förderung von sehr heiſsem
                              									Wasser eingerichtet. Neben der Dampfpumpe ist noch eine hübsche kleine Handpumpe
                              									angebracht, welche sich zum Füllen des Behälters oder Auswaschen des Kessels
                              									trefflich verwenden läſst. Die Schwungradlager werden von Armen getragen, die aus
                              									einem Stücke mit den nach den Cylindern sich erstreckenden Rahmenstangen geschmiedet
                              									sind; der Querschnitt dieser Arme an der Befestigungsstelle ist derart, daſs sie die
                              									nöthige Elasticität besitzen, um bei der Ausdehnung des Kessels nachgeben zu können.
                              									Während der Versuche ging die Maschine recht gut; mit Rücksicht darauf, daſs
                              									dieselbe richtige „Handelswaare“ war, ist ihre Leistung recht
                              									anerkennenswerth. Ihre Resultate sind namentlich deshalb interessant, weil sie
                              									zeigen, was eine Compoundmaschine, ohne Condensation, ohne Dampfmäntel und
                              									Expansionsschieber selbst bei dem niedrigen Drucke von 8at,77 zu leisten vermag.
                           Compound-Locomobile von Davey,
                                 										Paxman and Company. Diese Maschine, welche wie die Eincylinder-Maschine
                              									derselben Firma von Herrn Paxman selbst gefeuert wurde,
                              									unterschied sich von letzterer sehr bedeutend, insofern sie eine ganz selbständige
                              									Dampfmaschine mit besonderem Rahmen, auf dem Kessel montirt, darstellte. Von den
                              									Cylindern hatte der gröſsere einen einfachen Schieber, während der kleine einen
                              									Schieber mit auf dem Rücken liegenden Expansionsschieber, wie bei der
                              									Eincylinder-Maschine, besaſs. Die Kurbelwelle lief noch in einem dritten, mittleren
                              									Lager. Die Feuerbüchse hatte keine Wasserrohre; ihre Decke war flach, alle
                              									Nietlöcher gebohrt. Vorwärmer u.s.w. waren wie bei der Eincylinder-Maschine
                              									angeordnet.
                           Compound-Locomobile von Edw.
                                 										Humphries in Pershore. Dies ist eine Maschine
                              									nach Woolf'schem Prinzipe, mit zwei um 180° versetzten
                              									Kurbeln. Die Cylinder haben Dampfmäntel (mit direktem Kesseldampf), die in den
                              									Kessel entwässern. Die Steuerung erfolgt durch 3 flache Schieber, deren einer für
                              									den Eintritt in den Hochdruckcylinder, der zweite für den Uebertritt in den Niederdruckcylinder, der
                              									dritte für den Austritt aus letzterem bestimmt ist. Die Regulirung wird durch einen
                              									gewöhnlichen Regulator und Drosselklappe bewirkt.
                           Die Bremsung der Maschine lieferte schlechten Erfolg: die Geschwindigkeit muſste
                              									stets mit dem Absperrventil geregelt werden, und die ganze Leistung war für eine
                              									Compoundmaschine ersichtlich so wenig günstig, daſs der Versuch nach 2 Stunden 26
                              									Minuten unterbrochen wurde. Dieser Miſserfolg mag bis zu einem gewissen Grade darin
                              									begründet sein, daſs die Maschine offenbar zu gering belastet war, indem die Bremsen
                              									höchstens 20e aufzunehmen im Stande waren. Bei der
                              									ungewöhnlichen Gröſse der Cylinder konnte deshalb nur mit dem für eine
                              									Compoundmaschine sehr geringen Drucke von 7at,03
                              									gearbeitet werden.
                           Compound-Straſsenlocomotive von Edw. Foden and Sons in Sandbach. Die Prüfung
                              									dieser Maschine erregte besonders dadurch hohes Interesse, weil dieselbe mit dem
                              									ungewöhnlich hohen Drucke von 17at,5 vor sich
                              									gehen sollte. Diese Maschine ruht auf Federn und ist mit einem Ventile zur
                              									Absperrung der beiden Cylinder von einander versehen, so daſs sie nach Belieben als
                              									Compound- oder Eincylinder-Maschine benutzt werden kann. In letzterem Falle erhält
                              									der Niederdruckcylinder Dampf mit einer durch das Reducirventil bestimmten Spannung,
                              									und der Hochdruckcylinder bläst direkt in die Esse aus. Beide Cylinder sind mit
                              									Dampfmänteln versehen; der Niederdruckcylinder besitzt einen einfachen Schieber, die
                              									Steuerung des Hochdruckcylinders aber entspricht genau derjenigen der
                              									Eincylinder-Maschine der gleichen Firma. Ganz gleich sind auch Vorwärmer und
                              									Essenklappe angeordnet. Während der Versuche wurde die Maschine von einem 17jährigen
                              									Sohne Mr. Foden's bedient, und zwar in trefflicher
                              									Weise. Die Dampfspannung wurde mit groſser Stetigkeit erhalten, und die Untersuchung
                              									der Gase zeigte eine vorzüglich gute Verbrennung.
                           Compound-Locomobile von J. and
                                 										H. Mc Laren in Leeds. Diese Maschine ist in
                              									allen Punkten, abgesehen von der Zahl der Cylinder, der Eincylinder-Maschine
                              									vollständig gleich; auch hat natürlich nur der Hochdruckcylinder die vom Regulator
                              									beeinfluſste Expansionsvorrichtung. Bei den Versuchen muſste in Folge einer
                              									Undichtheit der Dampfmantel des einen Hochdruckcylinderdeckels abgeschlossen werden;
                              									ebenso versagte der Selbstöler auf dem Hochdruckcylinder, in Folge dessen der
                              									Schieber trocken lief, wodurch eine starke Erhitzung des Excenterringes eintrat.
                              									Auch ein Paar leckende Stehbolzen auf der Feuerbüchsdecke beeinfluſsten das Resultat
                              									ungünstig. Trotz aller dieser Schwierigkeiten verstand Herr Henry Mc Laren, der wieder selbst feuerte, den Dampfdruck völlig stetig zu
                              									erhalten, während er gleichzeitig den warm laufenden Lagern alle Aufmerksamkeit
                              									angedeihen lieſs; in der That kann man seine Leistung als eine wahre Lektion in
                              									Führung einer
                           
                           Tabelle I. Hauptabmessungen der geprüſten Dampfmaschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 120
                              Laufende Nr.; Name des Erbauers;
                                 										Nom. Pferdekr.; Art der Maschine; Cylinder; Hochdruck; Niederdruck; Bohrung;
                                 										Hub; Ummantelung; Höchste Dampfspannung; Rost; für gewöhnlich; beim Versuch;
                                 										Länge; Breite; Fläche; Material der Feuerbüchse; mm; at; qm; Davey, Paxman and Co.; Edwin Faden and Sons; J. and H.
                                    											Mc Laren; Thomas Cooper; Edward Humphries; Darey, Paxman and Co.; J. and H.
                                    											Mc Laren; Alnwick Foundry and Engineering Comp.; Jeffery and
                                    											Blackstone; Compound; Eincylindrig; Transportabel; Straſsenlocomotive;
                                 										mit Dampfmantel; ohne Mantel; Stahl; Eisen; Röhren; Heizfläche; Verhältniſs von;
                                 										Bemerkungen; Material; Anzahl; Länge; Lichte Weite; Gesammtquerschnitt im
                                 										Lichten; der Feuerbüchse; Gesammt; Uebersetzungsfläche; Heizfläche; gew.
                                 										Rostfläche; Versuchsrostfläche; Röhrenquerschnitt; Bemerkungen; m; mm; qc; qm;
                                 											Davey, Paxman and Co.; Edwin Foden and Sons; J.
                                    											and.h. Mc Laren; Thomas Cooper; Edward Humphries; Alnwick Foundry and
                                    											Engineering Comp.; Jeffery and Blackstone; Stahl; Eisen; Die
                                 										eingeklammerten Rohrweiten sind aus Röhrenzahl und Gesammtquerschnitt
                                 										berechnet.; Die mit 2 markirten Heizflächen sind ohne Berücksichtigung der
                                 										Heizfläche in der Bauchkammer ermittelt.; Diese Heizfläche begreift 0qm,78 Heizfläche von 8 in der Feuerbüchse
                                 										angebrachten „Parman“ Wasserröhren in sich.
                              
                           
                           Tabelle II. Resultate der
                                 										Bremsversuche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 121
                              Laufende Nummer; Firma des
                                 										Erbauers; Art der Maschine; Thatsächliche Betriebszeit; Berechnete Zeit ganze
                                 										Umdrehungszahl; Norm. Umdrehungsz. i. d. Min.; Dampfspannung; Ganze Kohlenmenge;
                                 										Kohle auf 1qm  Rostfläche in der Stunde;
                                 										Stündlicher Verbrauch für 1 Bremspferd; Kohlenverbrauch; Ganze Wassermenge:
                                 										Verdampfte Wassermenge auf 1k Kohle;
                                 										Geliefertes Speisewasser; Insgesammt; Normalzahl in der Minute; Mittlere Zahl
                                 										während des Versuches; bei normaler Umdrehungszahl; während des Versuches;
                                 										Umdrehungszahl; Leistung in Bremspferden; Bremsung; Leistung in Meterkilogramm
                                 										auf 1k Kohlenverbrauch; h; m; at; k; Davey, Paxman and Co.; Edwin Foden and Sons; J. and H.
                                    											Mc Laren; Thomas Cooper; Alnwick Foundry and Engineering Comp.; Jeffery and
                                    											Blackstone; Compound; Eincylindrig
                              
                           
                           Locomobile betrachten. Natürlich blieben die erwähnten Unfälle
                              									nicht ohne nachtheiligen Einfluſs auf die Leistung der Maschine, welche übrigens
                              									nichtsdestoweniger eine ganz vortreffliche war.
                           Aus den Versuchsresultaten ergibt sich, so weit selbe vorläufig beurtheilt werden
                              									können, zunächst unzweifelhaft die Ueberlegenheit der Compoundmaschinen über die
                              									Eincylinder-Rivalen. Allerdings kam denselben ja der Vortheil höherer Dampfspannung
                              									zu Gute; aber dieser Umstand ist in keiner Weise im Stande, die Ersparniſs an
                              									Brennmaterial, welche sich bis zu 28 Proc. beläuft, zu erklären. Daſs eine nicht
                              									condensirende Compoundmaschine mit 0k,82 Kohle für
                              									das Bremspferd (entsprechend 0k,703 für die
                              									indicirte Pferdekraft) auskommen kann, ist selbst unter Berücksichtigung des
                              									ausgezeichneten Heizens und der extra guten Beschaffenheit der Kohle eine höchst
                              									bemerkenswerthe Leistung.
                           Was die Eincylinder-Maschine betrifft, so ist die Sache etwas anders. Zu Cardiff
                              									(1872) brauchten die drei besten Maschinen 1,27, 1,31 und 1k,47 für 1 Bremspferd und Stunde, wobei die
                              									Pressung auf 5at,62 beschränkt war, während in
                              									Newcastle mit Dampfdrücken von 7,38, 8,77 und 8at,44 ein Verbrauch von bezieh. 1,14, 1,16 und 1k,17 Kohle für das Bremspferd erzielt wurde. Diese Fortschritte scheinen
                              									weniger der Verbesserung der Maschinen als der Verwendung höherer Spannung
                              									zuzuschreiben zu sein, abgesehen etwa von der Maschine von Davey, Paxman and Company, welche nur mit 1at,24 höherem Druck als 1872 betrieben wurde, während bei der zweiten und
                              									dritten Maschine die Drucksteigerungen bezieh. 2,45 und 1at,82 ausmachen. Diese Frage jedoch, wie eine
                              									Menge anderer wichtiger Punkte, wird sich in fruchtbringender Weise wohl erst nach
                              									Veröffentlichung aller Versuchsresultate besprechen
                              									lassen.