| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 123 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 82
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 7.
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Rübensteuerbemessung in Osterreich-Ungarn nach dem
                              									Erlaſs des Finanzministeriums vom 24. Mai 1887. (U.a. in Deutsche Zuckerindustrie 1887 Nr. 23 S. 672.)
                           Für die Betriebsperiode 1887/88 wird angeordnet:
                           
                           Die für 1hl Rauminhalt der zu
                              									Batterien verbundenen Diffusionsgefäſse und für jede Füllung derselben zu
                              									versteuernde Menge frischer Rüben wird bemessen:
                           Bei Batterien aus mindestens 9 und höchstens 11
                              									Diffusionsgefäſsen:
                           1. Mit 66kEntsprechend 3300k auf 1hl Rauminhalt bei 50 Füllungen in 24
                                    											Stunden. Im Vorjahr 1886/87 betrug der entsprechende Einheitssatz 58k, entsprechend 2900k auf 1hl bei 50 Füllungen., wenn die Diffusionsgefäſse derart
                              									benutzt werden, daſs folgende Bedingungen vereint vorhanden sind:
                           a) Die Rübenschnitzel müssen bei der Einbringung in die
                              									Diffusionsgefäſse in frischem Zustande sich befinden, dürfen also weder vorgewärmt,
                              									noch sonstwie präparirt sein.
                           b) Die Füllung der Diffusionsgefäſse muſs ohne Anwendung irgend
                              									einer die Dichte der Lagerung der Rübenschnitzel vergröſsernden Druck- oder
                              									Stampfvorrichtung geschehen. Schaufel, Krücken und Rechen werden als Druck- oder
                              									Stampfvorrichtungen nicht angesehen. Dagegen ist eine Verschluſsschraube an dem
                              									oberen Klappdeckel dann als eine Druckvorrichtung zu behandeln, wenn sie bei
                              									festgeschlossenem Deckel über den Bügel oder Deckel einschlieſslich des durch die
                              									Höhe der Schraubenmutter bedeckten Theiles mehr als 20cm hervorragt.
                           c) Bei keiner Füllung eines Diffusionsgefäſses darf, nachdem die
                              									Diffusion derselben bereits begonnen hat, nachgefüllt, das ist die Menge der
                              									Rübenschnitzel vergröſsert werden.
                           2. Mit 99kIm Vorjahr 1886/87 entsprechend 87k., wenn die Diffusionsgefäſse derart benutzt werden, daſs von
                              									den vorstehenden drei Bedingungen entweder jene unter a) oder jene unter b) nicht
                              									vorhanden ist.
                           3. Mit 115kIm Vorjahr 1886/87 entsprechend 101k., wenn die Diffusionsgefäſse derart benutzt werden, daſs von
                              									den vorstehenden drei Bedingungen gar keine vorhanden ist, oder jene unter a)
                              									zugleich mit jener unter b) oder jener unter c) mangelt.
                           Bei Batterien aus weniger als 9 oder mehr als 11
                              									Diffusionsgefäſsen je nach der Art der Benutzung mit den vorstehenden Sätzen erhöht
                              									um je 25 Proc.
                           Auf Veranlassung von Dr. Stammer sind von J. Schmidt und Hänsch in
                              									Berlin 2 neue Polarisationsinstrumente mit beschränkten
                              									Scalen zur Anwendung für bestimmte Untersuchungen hergestellt worden, welche sich
                              									auch durch niedrigen Preis auszeichnen und über welche Stammer (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie 1887 Bd. 37 S.
                              									476) Näheres mittheilt.
                           Beide Instrumente sind Halbschattenapparate, die in allen
                              									optischen Theilen ebenso eingerichtet und ebenso sorgfältig ausgeführt sind, wie die
                              									übrigen Instrumente der genannten Firma; der niedrigere Preis ist vorzugsweise
                              									dadurch ermöglicht worden, daſs die Scala, d.h. also die Quarzkeile in ihrer
                              									Ausdehnung beschränkt sind, dann aber auch zum Theil durch Vereinfachung der
                              									äuſseren Ausstattung.
                           1) Das Rüben-Polarisationsinstrument
                              									ist nur für die Untersuchung der Rüben, sowohl für die
                              									Untersuchungen in der Fabrik, wie für den Ankauf und für Mutterrüben-Auswahl
                              									bestimmt und besitzt eine nur bis 35° reichende Scala.
                           Das Instrument dient demnach für jede Art der Bestimmung des
                              									Zuckers in der Rübe nach dem Gewicht und eignet sich ganz besonders auch für die von Stammer empfohlene, kürzeste und einfachste Alkoholbreipolarisation. Es ist damit besonders dem Ankauf nach Zuckergehalt der Weg geebnet und die
                              									verbreitetste Anwendung möglich gemacht. Man hat nur den, mittels der Schnitzel- oder der Rübenmühle von Suckow in Breslau (s. Stammer's Lehrbuch der Zuckerfabrikation, 2. Auflage, Braunschweig, Vieweg S. 137 und 453) geschliffenen Brei
                              									im Verhältnisse des Normalgewichtes zu 100cc,6 mit
                              									Alkohol zu vermischen, um ohne Weiteres durch Filtriren die in die
                              									Polarisationsröhre zu füllende klare Lösung zu erhalten, und unter den bekannten
                              									Vorsichtsmaſsregeln unmittelbar den Zuckergehalt in der Scala abzulesen. Es fallen
                              									diese Ablesungen stets zwischen 10 und 25° der Scala und es hat also hierfür die so
                              									kostspielige Herstellung der langen Quarzkeile keinerlei Nutzen.
                           Das Instrument kostet einschlieſslich zweier Beobachtungsröhren
                              									nur 130 M.
                           Dasselbe Instrument wird auch für Röhren von doppelter Länge,
                              									nämlich von 400mm hergestellt (Preis 180 M.) und
                              									dient zur genaueren Zuckerbestimmung in Zucker armen Flüssigkeiten und Rückständen
                              									aller Art, besonders auch zur Untersuchung ausgelaugter Schnitzel nach der von Stammer empfohlenen neuen Methode (Geschliffene
                              									Schnitzel und Bleiessig. Zeitschrift des Vereins für
                                 										Rübenzuckerindustrie, 1884 Bd. 34 S. 69).
                           2) Das Zucker-Polarisationsinstrument. Jeder Chemiker weiſs, daſs namentlich
                              									solche Zucker, welche Ablesungen zwischen 98 und 100 bedingen, mehr Schwierigkeiten
                              									für die Bestimmung bedingen, als unreinere, und Jeder wird wohl das Bedürfniſs
                              									empfunden haben, die Zehntelprocente mit gröſserer Sicherheit einzustellen und
                              									abzulesen. Das hier in Rede stehende Instrument wird aber, nicht allein bei den hoch
                              									polarisirenden, sondern überhaupt bei allen Zuckern von 80 bis 100 Proc. Gehalt eine
                              									groſse Erleichterung der Einstellung und viel gröſsere Genauigkeit und Sicherheit in
                              									der Ablesung als die bisherigen bieten.
                           Dabei ist auch hier der Preis ein niedriger; derselbe beträgt
                              									einschlieſslich Kasten und 2 Röhren von 400mm 180
                              									M.
                           Das erstrebte Ziel (der gröſseren Grade) ist durch eine
                              									auſserordentlich einfache und erfolgsichere Zusammenstellung erreicht worden.
                           Wenn man nämlich die normale Lösung eines Zuckers (von 26g,048 zu 100cc)
                              									anstatt in einer Röhre von 200mm, in einer solchen
                              									von 400 der Beobachtung im Polarisationsinstrument unterzieht, so wird dieselbe, bei
                              									100 Proc. Gehalt des Zuckers 200°, bei 90 Proc. Gehalt 180° polarisiren u.s.w., d.h.
                              									es wird jedes Procent durch einen Scalentheil von zwei statt von einem Grad
                              									angezeigt werden. Hiernach ist das neue Instrument für die Beobachtung normaler
                              									Zuckerlösungen in der doppelten Röhre eingerichtet und
                              									hat eine Theilscala, auf welcher jeder Grad genau die doppelte Ausdehnung wie bei
                              									den gewöhnlichen Instrumenten besitzt und dabei die richtige Procentanzeige trägt,
                              									so dals nicht einmal die Division durch 2 zur Rückrechnung nöthig wird.
                           Es ist die Verdoppelung der Gradlängen also nicht durch dünnere
                              									Quarzkeile, und auch nicht durch die Abänderung (Verdoppelung der Concentration) der
                              									Zuckerlösung, sondern dadurch möglich gemacht, daſs die Flüssigkeitslänge (in der
                              									Röhre) verdoppelt wird.
                           Daher die groſse Schärfe und Genauigkeit sowohl der Einstellung,
                              									wie auch an der Ablesung. Die Einstellung erfolgt ohne Hin- und Hertasten, sowie
                              									immer übereinstimmend, auf 0,1 Proc., so daſs man nie im Unklaren darüber bleibt,
                              									welche von den beiden, um ein Zehntel Procent verschiedenen Stellungen man zu nehmen
                              									hat. Abweichungen zwischen mehreren Beobachtungen, wie sie jetzt in Folge der
                              									Kleinheit der Grade nur zu häufig vorkommen, sind ausgeschlossen, und auch dem
                              									Ungeübten ist der Unterschied im Sehfelde je nach der einen oder anderen Einstellung
                              									sofort auffallend.
                           Ueber die Lage der Sorghumzuckerindustrie in den Vereinigten
                                 										Staaten von Amerika bringen wir zusätzlich zu unseren früheren
                              									Mittheilungen (vgl. 1887 265 557) folgende Angaben nach
                              										Deutsche Zuckerindustrie 1887 Nr. 28 S. 735.
                           Die Erwartungen, welche die Sorghumrohrpflanzer an die Experimente von Wiley, Professor bei der Ackerbaubehörde in Washington, auf billige und lohnende Weise
                              									Sorghumzucker herzustellen, knüpften, haben sich nicht erfüllt. Statt der früheren
                              									hoffnungsvollen Stimmung ist eine völlige Muthlosigkeit eingetreten, und die
                              									Pflanzer sind nunmehr davon überzeugt, daſs sich die Fabrikation von Sorghumzucker
                              										niemals rentiren,
                              									sondern im Gegentheil von pekuniären Verlusten begleitet sein wird. Man kann mit
                              									Sicherheit annehmen, daſs Sorghumrohr nur noch angebaut werden wird, um daraus Syrup
                              									zu machen oder es als Viehfutter zu verwerthen. Diejenigen, welche sich mit der
                              									Herstellung von Sorghumsyrup befassen, sind mit der Geschäftslage zufrieden und
                              									behaupten, daſs die Nachfrage nach ihren Fabrikaten im J. 1886 eine lebhafte und die
                              									Preise hoch genug waren, um ihnen einen genügenden Gewinn zu sichern. Ferner gibt es
                              									erfahrene Farmer, welche ihrem Vieh neben anderem Futter auch mäſsige Quantitäten
                              									von Sorghumrohr geben, da das Vieh letzteres gern friſst und dabei gut gedeiht.
                           Als Gründe des Fehlschlagens der Versuche, Zucker aus Sorghumrohr zu gewinnen, werden
                              									von Wiley mangelhafte Maschinerien, mangelhaftes
                              									Material und auſserdem verschiedene Mängel in den angewendeten Verarbeitungsmethoden
                              									(Diffusionsprozeſs und Carbonatationsprozeſs) bezeichnet. Daſs aber die
                              									Sorghumpflanze guten Zucker liefern kann, und daſs bei verbesserten Maschinen und
                              									mit besserem Material das Product auch finanziell gute Ergebnisse liefern wird,
                              									glaubt derselbe in sichere Aussicht stellen zu dürfen. Er hält deshalb dafür, daſs
                              									man auf Grund der gewonnenen Erfahrungen weiter arbeiten soll und daſs das
                              									Ackerbaudepartement fortfahren muſs noch weitere Versuche mit der
                              									Sorghumzuckerpflanze zu machen.
                           Zeitungsnachrichten zu Folge sind denn auch bereits für das nächste Finanzjahr wieder
                              									300000 M. vom Ackerbaudepartement für die Weiterführung der Experimente in Ausgabe
                              									gestellt worden.
                           Auf den Sandwichs-lnseln sind nach „Thrums Almanach“ für 1887 (Deutsche
                                 										Zuckerindustrie 1887 Nr. 25 S. 738) 55 Zuckerfabriken in Thätigkeit,
                              									auſserdem gibt es 29 Pflanzungen, auf denen Rohr gebaut aber nicht gemahlen wird.
                              									Dieselbe Anzahl bestand schon vor drei Jahren, aber die Leistungsfähigkeit der
                              									Fabriken ist durch Verbesserung der Betriebseinrichtungen derart gestiegen, daſs
                              									jetzt das Rohr von einer um 40 Proc. vergröſserten Anbaufläche verarbeitet werden
                              									kann.
                           A. Herzfeld berichtete in der Deutschen Zuckerindustrie, 1887 Nr. 20 S. 579 mit einer Berichtigung Nr.
                              									21 S. 611 über einen Vergleich der Süſsigkeit von
                                 										Stärkezucker und Rohrzucker. Es ist allgemein bekannt, daſs der Rohr-
                              									bezieh. Rübenzucker süſser ist als der Stärkezucker, doch sind keine älteren
                              									Versuche bekannt, welche das Verhältniſs der Süſsigkeit an chemisch reinen Producten
                              									festzustellen versuchen. Von Theodor Schmidt wurden
                              									daher im Vereinslaboratorium mit reinem Traubenzucker (Glycose, Stärkezucker) und
                              									chemisch reinem Zucker diese Vergleiche in der Weise durchgeführt, daſs 20proc.
                              									Lösungen von beiden Zuckerarten hergestellt wurden und die süſsere Rohrzuckerlösung
                              									so weit mit Wasser verdünnt wurde, bis ihre Süſsigkeit der der Stärkezuckerlösung
                              									gleich erschien. Um ein möglichst objektives Resultat zu erhalten, wurden die
                              									betreffenden Kostversuche von sämmtlichen Praktikanten des Vereinslaboratoriums
                              									ausgeführt, ohne daſs dieselben jedoch Kenntniſs davon erhielten, ob ihnen Stärke-
                              									oder Rohrzuckerlösung vorgesetzt wurde.
                           Das Resultat war folgendes:
                           
                              
                                 Zucker
                                 Stärkezucker
                                 
                              
                                 15 proc. Lösung süſser als
                                 20 proc. Lösung
                                 
                              
                                 14 proc. Lösung süſser als
                                 20 proc. Lösung
                                 
                              
                                 13 proc. Lösung weniger süſs als
                                 20 proc. Lösung
                                 
                              
                                 13,1 proc. Lösung ebenso süſs als
                                 20 proc. Lösung
                                 
                              
                           Nach diesen Versuchen ist mithin das Süſsigkeitsverhältniſs des Rohr- oder
                              									Rübenzuckers zu dem des reinen Stärkezuckers gleich 153 zu 100 oder 1,53 Th.
                              									Traubenzucker vermögen die gleiche Wirkung hervorzubringen wie 1 Th. Rohrzucker.
                           Die Frage, wie tief man die Rübensaat unterbringen
                              									solle, ist durch Untersuchungen P. Graſsmann's,
                              									übereinstimmend mit den Erfahrungen der Praxis beantwortet worden (Zeitschrift für die Rübenzuckerindustrie 1887 Bd. 37
                              									S. 439), daſs jedem Landwirthe zu empfehlen sei, die Rübenknäule (normale
                              									Verhältnisse vorausgesetzt) nicht flacher als 1cm,5 und nicht tiefer als 2cm einzusäen.
                           E. v. Proskowetz in Kwassitz,
                                 										Mähren, hat eigenthümliche Beobachtungen über die Veränderlichkeit der Rüben gemacht (Zeitschrift
                                 										für Rübenzuckerindustrie 1887 Bd. 37 S. 447). Derselbe säete 1885 die Samen
                              									einer einzelnen Mutterrübe aus, welche bei einem Gewicht von 185g einen Zuckergehalt von 20,1 Proc. der Rübe
                              									aufzuweisen hatte. Die erhaltenen 404 Rüben wurden nach ihrer Ueberwinterung im März
                              									1887 einzeln auf Gewicht und Zuckergehalt (Procente des Rübengewichtes, Stammer'sche
                              									Alkoholbreimethode) untersucht, und lieferten dabei Gewichte zwischen 60 und 540g und zeigten Zuckergehalte zwischen 11 und 17,5
                              									Proc. Verfasser stellt die gefundenen Zahlen wie folgt zusammen:
                           
                              
                                 a) Körpergewicht.
                                 
                              
                                 54
                                 Rüben
                                 wogen
                                 zwischen
                                   60
                                 und
                                   90g,
                                 polarisirten im Durchschnitt 14,1(min. 11,1 bis
                                    											max. 17,3)
                                 
                              
                                 108
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 140
                                 polarisirten im Durchschnitt 13,9(min. 10 bis max.
                                    											17,2)
                                 
                              
                                 95
                                 „
                                 „
                                 „
                                 150
                                 „
                                 190
                                 polarisirten im Durchschnitt 14,2(min. 11,2 bis
                                    											max. 17,5)
                                 
                              
                                 51
                                 „
                                 „
                                 „
                                 200
                                 „
                                 240
                                 polarisirten im Durchschnitt 14,2(min. 11,3 bis
                                    											max. 16,6)
                                 
                              
                                 35
                                 „
                                 „
                                 „
                                 250
                                 „
                                 290
                                 polarisirten im Durchschnitt 14,6(min. 11,4 bis
                                    											max. 17,5)
                                 
                              
                                 34
                                 „
                                 „
                                 „
                                 300
                                 „
                                 340
                                 polarisirten im Durchschnitt 14,0(min. 11,9 bis
                                    											max. 16,1)
                                 
                              
                                 12
                                 „
                                 „
                                 „
                                 350
                                 „
                                 390
                                 polarisirten im Durchschnitt 13,6(min. 11,8 bis
                                    											max. 15,4)
                                 
                              
                                 4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 400
                                 „
                                 440
                                 polarisirten im Durchschnitt 14,3(min. 11,9 bis
                                    											max. 15,2)
                                 
                              
                                 8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 450
                                 „
                                 490
                                 polarisirten im Durchschnitt 13,8(min. 10,3 bis
                                    											max. 17,4)
                                 
                              
                                 3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 500
                                 „
                                 540
                                 polarisirten im Durchschnitt 13,1(min. 12,3 bis
                                    											max. 14,4)
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Nimmt
                                 man
                                 die
                                 
                                    „kleinen“
                                    
                                 (60 bis 140g)
                                       												zusammen, so hatten diese im Durch-schnitt 14 Proc. Zucker in
                                    											der Rübe
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                    „mittleren“
                                    
                                 (150 bis 400g)
                                       												zusammen, so hatten diese im Durch-schnitt 14,12 Proc. Zucker
                                    											in der Rübe
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                    „groſsen“
                                    
                                 (400 bis 540g)
                                       												zusammen, so hatten diese im Durch-schnitt 13,73 Proc. Zucker
                                    											in der Rübe.
                                 
                              
                           Die besten Rüben scheinen sonach die mittleren, d.h. normalen.
                           
                              
                                 b) Zuckergehalt.
                                 
                              
                                 5
                                 Rüben
                                 polarisirten
                                 unter
                                 11 Proc.       und sie hatten ein
                                    											Durch-schnittsgewicht von 200g (110
                                    											bis 470)
                                 
                              
                                 24
                                 „
                                 „
                                 zwischen
                                 11 bis 12 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 190g (80 bis
                                       												420)
                                 
                              
                                 52
                                 „
                                 „
                                 „
                                 12 bis 13 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 180g (60 bis
                                       												500)
                                 
                              
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 13 bis 14 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 190g (60 bis
                                       												490)
                                 
                              
                                 127
                                 „
                                 „
                                 „
                                 14 bis 15 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 187g (60 bis
                                       												500)
                                 
                              
                                 68
                                 „
                                 „
                                 „
                                 15 bis 16 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 194g (80 bis
                                       												440)
                                 
                              
                                 19
                                 „
                                 „
                                 „
                                 16 bis 17 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 172g (60 bis
                                       												310)
                                 
                              
                                 9
                                 „
                                 „
                                 „
                                 17 bis 17,5 Proc. und sie hatten ein Durch-schnittsgewicht von 200g (90 bis
                                       												480).
                                 
                              
                           Die hieraus abgeleiteten Folgerungen sind mancherlei Art- sie beziehen sich nicht
                              									allein auf die Erscheinungen des Rübenwachsthums, sondern auch auf die Probenahme
                              									behufs Rübenuntersuchungen- jedenfalls aber ist eine Fortsetzung der Versuche in der
                              									angedeuteten Richtung von groſsem Interesse.
                           Ein eigentümlicher, von den bisher üblichen ganz verschiedener Verdampfapparat für die Concentrirung der
                              									verschiedensten Lösungen, wie Rohr- und Rübensaft, Süſswasser der Raffinerie,
                              									Fleischextract, Farbholzextract, Milch, Fruchtsäfte, kaustische Laugen, Leimlösung
                              									u.s.w. ist unter dem Namen Yaryan-Verdampfapparat nach
                              									amerikanischen Quellen beschrieben worden (Zeitschrift für
                                 										Rübenzuckerindustrie 1887 Bd. 37 * S. 459).
                           Der Apparat ist sehr vieler Abänderungen fähig, bleibt aber stets gleichbedeutend mit
                              									dem ursprünglichen Amerikanischen Patent Nr. 300185 vom 10. Juni 1884.
                           Er eignet sich besonders für groſse Flüssigkeitsmengen, indem er viel weniger
                              									Aufstellungskosten, Fundamente, Gebäulichkeiten u.s.w. beansprucht, als die
                              									üblichen. Von den zahlreichen sonstigen Vorzügen des neuen gegenüber den alten
                              									Apparaten sei nur erwähnt, daſs er bei schäumenden Flüssigkeiten weniger zum
                              									Mitreiſsen neigt, daſs er vollkommen selbstthätig in der Speisung wie in der
                              									Entleerung ist, daſs er nur Rückdampf mit weniger als einem Pfund Rückspannung
                              									bedarf und daſs er aus verzinntem Kupfer oder aus Eisen mit Porzellanüberzug
                              									hergestellt werden kann, so daſs auch die empfindlichsten Stoffe darin ohne
                              									Benachtheiligung des Geschmackes verdampft werden können.
                           Ferner ist hervorzuheben, daſs die Erhitzung der verdampfenden Flüssigkeit nur eine Minute
                              									gegenüber stundenlanger Dauer in den älteren Apparaten währt, daſs die Schlangen
                              									keinen Ueberzug annehmen und leicht durch Dampf gereinigt werden können und daſs der
                              									Apparat weniger kostet als irgend ein bekannter von gleicher Leistungsfähigkeit,
                              									während letztere durch Vermehrung der Zahl der Schlangen beliebig erhöht werden
                              									kann.
                           Endlich wird darauf aufmerksam gemacht, daſs die Höhe der Flüssigkeit in den älteren
                              									Apparaten die Wirkung der Luftleere bemerklich vermindert, während bei dem neuen nur
                              									eine verschwindend dünne Schicht im Kochen erhalten zu werden braucht. Während bei
                              									den gewöhnlichen Verdampfapparaten unter Anwendung von 3 pfundigem Dampf die
                              									Temperatur am Grunde des 1. Körpers stundenlang niemals unter 99° beträgt, kommt
                              									dieselbe bei dem neuen System nicht auf 93° und dies nur kaum eine Minute lang.
                           Die Schlangen bestehen aus doppelten Röhren, d.h. einer inneren
                              									von Kupfer und einer äuſseren von Eisen, welche so unter einander verbunden sind,
                              									daſs zwei fortlaufende Schlangen entstehen; die innere, kupferne nimmt selbstthätig
                              									die zu verdampfende Flüssigkeit auf und steht mit der Luftpumpe in Verbindung, die
                              									auſsere, ringförmige, zwischen der kupfernen Röhre und dem eisernen Mantel ist für
                              									den Heizdampf bestimmt. (Fig. 1 Taf. 7.)
                           Sobald die Flüssigkeit in der inneren Röhre kocht, treibt sie der
                              									entwickelte Dampf in fein zertheiltem Zustande vorwärts bis zum Abscheider, worin
                              									Dampf und Flüssigkeit von einander geschieden werden; der Dampf geht zum Condensator
                              									der Luftpumpe, die concentrirte Flüssigkeit wird durch eine Abfluſsröhre abgesaugt
                              									und nach einer beliebigen Stelle der Anlage geschafft. Auch bei schäumigen
                              									Flüssigkeiten findet eine vollkommene Trennung statt und es kommt kein Ueberreiſsen
                              									des sich alsbald niederschlagenden Schaumes vor.
                           Die Preise für solche einfach wirkenden Verdampfapparate sind
                              									für
                           
                              
                                 eine Schlange,
                                 Leistungsfähigkeit
                                   675l
                                 stündlich
                                 6000
                                 M.
                                 
                              
                                 zwei Schlangen,
                                 „
                                 1350l
                                 „
                                 8000
                                 "
                                 
                              
                                 drei Schlangen,
                                 „
                                 2025l
                                 „
                                 9600
                                 "
                                 
                              
                                 u.s.w. jede weitere
                                    											Schlange 1600 M.
                                 
                              
                           Die Apparate mit mehrfacher Wirkung sind nach demselben Prinzip
                              									wie die gewöhnlichen eingerichtet; bei diesen herrscht in dem ersten Körper die
                              									höchste Temperatur und es ist ein Uebelstand, daſs die Flüssigkeit derselben sehr
                              									lange Zeit hindurch ausgesetzt bleibt. Dies ist bei dem neuen System nicht der Fall,
                              									da die Flüssigkeit rasch durch den ersten Körper hindurch befördert wird.
                           Die Fig. 2 und 3 Taf. 7
                              									zeigen einen Zweikörper im Vorder- und Seitenaufriſs.
                              									Wenn der verarbeitete Stoff durch eine Temperatur von 100° nicht benachtheiligt
                              									wird, sollte man den ersten Körper ohne Luftverdünnung und mit direktem Dampf
                              									betreiben; der Apparat erhält dadurch gröſsere Leistungsfähigkeit. Wenn aber die
                              									Temperatur von 100° einen nachtheiligen Einfluſs hat, so verarbeitet man im ersten
                              									Körper bei 15, im zweiten bei 27'' Leere. Es können
                              									dann die Röhren in beliebiger Zahl genommen werden, wie z.B. 4 im ersten und 6 im
                              									zweiten Körper; eine Beschränkung findet in dieser Beziehung nicht statt, und keine
                              									Einrichtung kommt dieser gleich, wenn sehr dünne Flüssigkeiten sehr weit eingedampft
                              									werden sollen. So werden z.B. Leimlösungen von 1½° B. in einer ununterbrochenen
                              									Arbeit, bei fortwährendem Zu- und Abfluſs auf 16 oder 200 B. eingedampft, was kein
                              									anderer Apparat zu leisten vermag.
                           Preise für Zweikörper, fertig zur Arbeit bereit, einschlieſslich
                              									eisernem Gestell:
                           
                           
                              
                                 Zwei Schlangen,
                                 Leistungsfähigkeit
                                   675l
                                 stündlich
                                   7200
                                 M.
                                 
                              
                                 drei Schlangen,
                                 „
                                 1350l
                                 „
                                 10000
                                 „
                                 
                              
                                 fünf Schlangen,
                                 „
                                 2250l
                                 „
                                 12000
                                 „
                                 
                              
                                 sieben Schlangen,
                                 „
                                 3150l
                                 „
                                 16000
                                 „
                                 
                              
                                 Jede weitere Schlange
                                    											2000 M.
                                 
                              
                           Die Fig. 4 bis 10 Taf. 7
                              									stellen Grund- und Aufriſs, Seitenansicht und Einzelheiten eines Dreikörpers nach dem in Rede stehenden System dar. Ein
                              									solcher wird namentlich empfohlen, wenn es sich darum handelt, groſse Mengen sehr
                              									verdünnter Lösungen, wie Süſswasser u. dgl. einzudicken. Es stellt diese besondere
                              										„Columbiad“-Form eine Abänderung des Systems der Verdampfung in
                              									Doppelröhren insofern dar, als statt der Schlangen gerade Röhren vorhanden, welche
                              									in einem Cylinder vereinigt sind und eine gemeinsame Entleerung in einem
                              									gemeinschaftlichen Abscheider haben. Jede Röhre wird einzeln, aber alle gleichmäſsig
                              									gespeist. Sie bestehen aus Kupfer, bei kaustischen Lösungen aus Stahl, alles Uebrige
                              									aus Eisen. Für Zuckerlösungen werden alle damit in Berührung kommenden Theile mit
                              									Porzellan überzogen.
                           Der vollständige Verdampfapparat ruht auf einem eisernen Gestelle
                              									und nimmt einen Raum von 14. 19 auf 12 Fuſs ein. Preise nach Uebereinkunft.Anfragen an Dr. Springmühl, London E. C.
                                       												Camomilestreet 10. Der Apparat ist Eigenthum der Yaryan Manufacturing Company in Toledo, Ohio.
                           Der Yaryan-Verdampfapparat ist kein Versuch, sondern er
                              									hat schon die allerschwersten Proben ausgehalten, und sich in 20 (in unserer Quelle
                              									namhaft gemachten) Fabriken, u.a. in der Standard Sugar
                                 										Refinery in Boston bewährt.
                           Von letzterer namentlich wird derselbe als ein vollständiger Erfolg bezeichnet und
                              									berichtet, daſs er 1127 Cubikfuſs Süſswasser von 5° B. und 54° binnen 3 Stunden 30
                              									Minuten auf 210½ Cubikfuſs von 28,5° B. und 49° eingedampft habe, entsprechend einer
                              									Wasserverdampfung von 8806l in der Stunde.
                              									Luftleere im ersten Körper 6, im letzten 27 Zoll.
                           Auch Vier- und Fünfkörper können aufgestellt werden, und es lassen sich sogar in den
                              									verschiedenen Körpern verschiedene Flüssigkeiten eindampfen. Das Condensationswasser
                              									ist vollkommen frei von Zucker und stellt reines destillirtes Wasser dar.
                           Es wird ferner angegeben, daſs bei dem ununterbrochenen Zu- und Abfluſs nie mehr als
                              										22l,5 Flüssigkeit in einem Apparat (Körper?)
                              									enthalten seien; die eintretende Flüssigkeit kocht sofort und die Dämpfe reiſsen sie
                              									mit fort, so daſs die ganze Oberfläche der Röhren fortwährend von der zur Bewegung
                              									gezwungenen Flüssigkeit bespült wird.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 266, S. 130
                              
                           Die Einrichtung des filtrirenden Theiles des mechanischen Filters von E. de Buck (vgl. 1887 263 *
                              									189), welche durch die bisherigen Angaben nicht deutlicher geworden war, ist in Textfig. 1 nach der Patentbeschreibung (* D. R. P.
                              									Nr. 38 842 vom 24. August 1887) dargestellt.
                           
                           In die Löcher im Filtertisch B (vgl. die Darstellung an
                              									der oben angeführten Stelle) sind die conischen Rohre b
                              									so eingesetzt, daſs deren obere engere Enden mit der Oberfläche des Tisches B in einer Ebene liegen und so in ihrer Gesammtheit
                              									eine groſse Filterfläche bilden. In die Filterrohre b
                              									sind mehrere auf einander liegende Filzscheibchen eingetrieben, derart, daſs das
                              									oberste Scheibchen stärker zusammengedrückt und seine Textur feiner wie die der
                              									darunter liegenden Scheibchen ist, wodurch die Filtrirung stufenweise vor sich
                              									geht.
                           Krystallisationsgefäſse für Kandiszucker von M. M. Rotten in Berlin (*
                              									D. R. P. Nr. 38678 vom 9. Juli 1886). Bringt man die Kandisfüllmasse, aus welcher
                              									der Kandiszucker auf Fäden auskrystallisiren soll, in Krystallisationsgefäſse
                              									gewöhnlicher Art, welche in einer conisch nach unten convergirenden Form angefertigt
                              									werden, so setzt sich nicht nur am Boden, sondern auch gröſstentheils an den
                              									Seitenwandungen der Gefäſse ein groſser Theil der Krystalle an, welche ein
                              									minderwerthiges Product geben, und man erhält an den eingehängten Fäden nur etwa ein
                              									Drittel des auskrystallisirten Productes in vollständiger Prima-Qualität.
                           Bei eingehenden Versuchen wurde nun gefunden, daſs dieses ungünstige Resultat dem
                              									Umstände zuzuschreiben ist, daſs bei der Kristallisation die in Folge ihrer Schwere
                              									sich stets nach abwärts bewegende Zuckersubstanz die in der Regel geneigt stehenden
                              									Wände trifft, hier haften bleibt und die Entstehung der minderwerthigen
                              									Kandiszucker-Qualität veranlaſst.
                           Die vorliegende Erfindung bezweckt, diesen Uebelstand dadurch zu
                              									heben, daſs der niederfallenden Zuckersubstanz keine Gelegenheit gegeben wird, an
                              									solchen Seitenwänden anhaften zu bleiben. Dieser Zweck wird dadurch erreicht, daſs
                              									den Krystallisationsgefäſsen, wie die Fig. 11 bis 14 Taf. 7
                              									zeigen, eine derartige Form gegeben wird, daſs jede von der Einfüllstelle nach
                              									abwärts gezogene vertikale Linie keine Seitenwandung, sondern nur die Bodenfläche
                              									des Krystallisationsgefäſses trifft. Dieser Anforderung kann durch die in Fig. 11 und
                              										12
                              									gezeichnete Form des Krystallisationsgefäſses mit conisch nach unten zu
                              									divergirenden Seitenwänden S genügt werden, wobei die
                              									Bodenfläche B des Gefäſses entweder, wie gezeichnet,
                              									rund sein oder auch jede andere beliebige viereckige, oder sonstwie gestaltete
                              									Querschnittsform besitzen kann. Das gesammte krystallinische Product wird sich an
                              									den horizontal gespannten Fäden F ablagern, während an
                              									den Seitenwänden S keine Ablagerung stattfinden
                              									kann.
                           Auſser an den horizontal gespannten Fäden F findet noch eine Ablagerung des Zuckers an den Böden statt, und haftet
                              									diese Ablagerung so fest, daſs dieselbe bei den gerade liegenden Böden nicht
                              									herauszubringen ist.
                           Aus diesem Grunde müssen die Böden der
                              									Kandis-Krystallisationsgefäſse gebogen sein, und zwar:
                           1) Entweder, wie in Fig. 11 dargestellt,
                              									mit der Wölbung des Bodens nach innen (d). In der Mitte
                              									dieses Bodens befindet sich die angenietete Nase f.
                           Zum Abbrechen der auf dem Boden haftenden Zuckerkruste wird nun
                              									ein eiserner Bügel auf den Bordflansch c aufgesetzt,
                              									welcher in der Mitte eine Schraube führt.
                           Diese Schraube greift mit ihrem untersten Ende in die Nase f ein. Man zieht nun diese Schraube ein wenig an, so
                              									daſs sich die Wandung des Bodens d etwas nach auſsen
                              									biegt, und bricht auf diese Weise die Zuckerkruste ab.
                           Oder 2), wie in Fig. 13 dargestellt,
                              									mit der Wölbung des Bodens nach auſsen (e).
                           
                           Auf diesen nach auſsen gewölbten Boden wird dann ein leichter
                              									Druck ausgeübt, so daſs die Zuckerkrusten im Boden abbrechen und herausfallen.
                           c ist ein Bordflansch, der länger ist
                              									als die Wölbung e, so daſs das Gefäſs aufrecht gestellt
                              									werden kann.
                           Zur Erreichung des erwähnten Zweckes ist die geradlinige Form der
                              									Seitenwände S nicht erforderlich, es kann jede andere
                              									krumme Erzeugungslinie gewählt werden, beispielsweise die in Fig. 13 und 14
                              									dargestellte, wenn nur diese Krümmung eine derartige ist, daſs, wie bereits erwähnt,
                              									von der Einfüllstelle vertikal nach abwärts gezogene Linien die Seitenwandungen
                              									nicht treffen.
                           Das Verfahren von A. Wendtland zur Gewinnung von Strontiumcarbonat aus den Rückständen der
                              									Strontianitverarbeitung in Zuckerfabriken, dessen Grundzüge früher mitgetheilt
                              									worden sind (vgl. 1887 263 96), ist seither in Deutschland patentirt und in der Patentschrift (* D. R.
                              									P. Kl. 75 Nr. 38013 vom 6. April 1886) genauer beschrieben und durch Abbildung der
                              									erforderlichen Apparate erläutert worden. Die Beschreibung gibt alle Einzelheiten zu
                              									den früheren allgemeiner gehaltenen Andeutungen, es stellt sich aber das Verfahren
                              									als sehr umständlich für den Nebenbetrieb bei Zuckerfabriken dar, welche diesen
                              									Zweig der Strontianwiedergewinnung hiernach wohl besser besonderen chemischen
                              									Aufbereitungsanstalten überlassen dürften.
                           Krystallisation mittels Unterleitung nach L. Wulff in Gadebusch
                              										(Textfigur 2 bis 6). Wir sind gewohnt, in Flüssigkeiten die heiſsen Theilchen wegen ihres
                              									geringeren specifischen Gewichtes emporsteigen zu sehen. Anders gestalten sich die
                              									Verhältnisse bei Flüssigkeiten, welche während der Abkühlung Krystalle abscheiden.
                              									Hier gehen nämlich zwei Vorgänge neben einander vor sich, und je nachdem der eine
                              									oder der andere vorherrscht, erhält die Flüssigkeit beim Abkühlen ein geringeres
                              									oder höheres specifisches Gewicht. Beim Abkühlen nimmt von Grad zu Grad das
                              									specifische Gewicht der Theile zu (sowohl des Wassers als der gelösten Substanz);
                              									dafür nimmt aber auch bei fallender Temperatur im gleichen Quantum Lösung die Menge
                              									des gelösten, sich durch Abkühlung ausscheidenden Körpers ab, der ja ein höheres
                              									specifisches Gewicht besitzt. Der erste Vorgang allein bringt eine Vergröſserung des
                              									specifischen Gewichtes mit sich, während der letztere allein eine Abnahme des
                              									specifischen Gewichtes bedingt. Bei sehr schwer löslichen Substanzen und bei
                              									solchen, die mit steigender Temperatur wenig mehr in Lösung gehen (z.B. Kochsalz),
                              									ist der Einfluſs der Temperaturcontraction vorwiegend, d.h. die heiſsen,
                              									concentrirteren Lösungen sind specifisch leichter als die kalten, minder
                              									concentrirten. Bei den meisten Lösungen der chemischen Praxis, aus denen durch
                              									Abkühlung Krystalle gewonnen werden, überwiegt der Einfluſs der mit der Temperatur
                              									wachsenden Löslichkeit, d.h. die heiſsen, concentrirteren Lösungen sind specifisch
                              									schwerer als die abgekühlten Lösungen.
                           Wasser, welches einen Hauptbestandtheil aller Lösungen ausmacht, dehnt sich von 20°
                              									bis 100° um 0,0414 aus. Für jeden Grad nimmt das Gewicht eines Liters Wasser also um etwa 0g,5 ab. Selbst unter der Voraussetzung, daſs die
                              									Ausdehnung der Lösungen etwas stärker als die des Wassers ist, muſs das specifische
                              									Gewicht einer Lösung über 1,5 liegen, damit bei einer Erwärmung von 1° 1l der Flüssigkeit 1g leichter wird. Diese Verminderung des specifischen Gewichtes wird aber
                              									bei dem specifischen Gewicht des Salzes = 2 schon ausgeglichen, wenn für 1° 2g mehr im Liter löslich sind. Beim specifischen
                              									Gewicht = 3 wird schon durch 1g,5, die im Liter
                              									für 1° mehr löslich sind, die Ausdehnung compensirt.
                           In Anschluſs an diese bisher nicht genügend berücksichtigten Verhältnisse wird es
                              									möglich, Lösungen oder Zuckersäfte von mehreren auf einander folgenden Darstellungen
                              									in einem Gefäſs zur Krystallisation zu bringen, ohne daſs die neuen Lösungen sich
                              									mit den alten mischen. Die neuen Zuckersäfte sind nämlich unter die schon theilweise
                              									abgekühlten Säfte zu leiten. Da sie specifisch schwerer sind, so verdrängen sie die
                              									vorhandenen Säfte nach oben. Zu Anfang der Krystallisation füllt man den unteren
                              									Theil der Apparate mit Zusatzkrystallen und leitet dann die Lösung hinzu. Am
                              									rationellsten ist es, die Säfte in einem heizbaren Reservoir aufzufangen und von
                              									diesem continuirlich in den Abkühlungskrystallisator zu leiten. Es genügt aber auch,
                              									die Lösungen in kleinen Portionen nachzugieſsen. Bringt man groſse Portionen von
                              									Zeit zu Zeit nach, so treten leicht Unregelmäſsigkeiten in der Krystallisation ein,
                              									und es ist dies zu vermeiden. Die Methode dürfte als „continuirliche
                                 										Unterleitung“ zu benennen sein. Da die Säfte in systematischer Weise durch
                              									die neu zuströmenden Säfte verdrängt werden, so ist die Methode als eine Art der
                              									Krystallisationsmethoden in Bewegung anzusehen.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 266, S. 133
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 266, S. 133
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 266, S. 133
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 266, S. 133
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 266, S. 133
                              
                           Einige Angaben aus Versuchen dürften mit Rücksicht darauf, daſs die hier angeregten
                              									Verhältnisse in einem gewissen Widerstreit mit den herrschenden Ansichten stehen,
                              									hier am Platze sein. Der Versuchsapparat bestand aus einem schlank prismatischen
                              									Blechgefäſs, welches unten, wie die Apparate in Textfig.
                                 										2 und 6, in eine Pyramide auslief. Der
                              									prismatische Theil des Apparates war mit Plattenstellagen, wie in 
                              									Fig. 4 und
                              										5
                              									angefüllt. Durch ein inneres Zuleitungsrohr, das wie in Fig. 3 unten mit einem
                              									Rührwerk versehen war, wurden die Flüssigkeiten in kleinen Portionen nachgefüllt. In
                              									verschiedenen Höhen wurden Thermometer angebracht, welche die Temperatur der Lösung
                              									anzeigten.
                           Bei einem Vorversuche mit diesem Apparate zeigte sich, daſs, wie bereits bekannt,
                              									kaltes Wasser sich ohne erhebliche Vermischung unter heiſses Wasser lagern läſst und
                              									erst allmählich eine Ausgleichung der Temperatur in den verschiedenen Schichten
                              									eintritt.
                           Versuch I. Unter kaltes Wasser mit normaler
                              									Dichtigkeitsvertheilung (d.h. das dichtere, kühlere Wasser unten) von
                              									15,2°–14,8°–14,5°–11,5° wurde Wasser von 23°, 28°, 35°, 42, 48°, 57°, 62°, 67°, 77°,
                              									80° geleitet, Das warme Wasser vertheilte sich durch den ganzen Apparat, und zwar
                              									sehr unregelmäſsig, so daſs unter 30 Ablesungen nur eine mit normaler
                              									Dichtigkeitsvertheilung war, nämlich 38,5°–38,5°–38,5°–37,6°, als Wasser von 77°
                              									zugeleitet wurde. Vollständig umgekehrt war die Lagerung in vier Ablesungen, wie
                              									z.B. nach dem Nachgieſsen des Wassers von 42°: 20°–22,1°–26°–26,7°, während in 25
                              									Fällen sich halb regelmäſsige, halb unregelmäſsige Vertheilungen ergaben.
                           Versuch II. Der leere Apparat wurde mit Alaunlösung von 70°
                              									langsam angefüllt. Während die Temperatur der verdrängten Luft durchweg anormale
                              									Vertheilung zeigte, waren die Temperaturen der Alaunlösung (65 Temperaturen in 19
                              									Ablesungen) fast alle normal nach der Dichtigkeit vertheilt, d.h. die heiſsen noch
                              									nicht auskrystallisirten oder weniger auskrystallisirten Lösungen lagen unter den
                              									kälteren. Nur in zwei Reihen war bei einer Unregelmäſsigkeit der Zuleitung je eine
                              									niedrigere Temperatur unter einer höheren gelagert. Es fand also die gleiche
                              									regelmäſsige Verdrängung wie beim Vorversuche statt. Die Plattenstellagen im Apparat
                              									waren schlieſslich mit schönen, kleinen Alaunkrystallen gleichmäſsig besetzt.
                           Zum rationellen Betrieb dieser Unterleitung gehören
                              									Krystallisationsgefäſse von besonderer Einrichtung. Allen Modificationen ist
                              									gemeinsam, daſs bei ihnen das Zuleitungsrohr für die neuen Säfte an der tiefsten
                              									Stelle des Apparates mündet. Je nach der Lage des Zuleitungsrohres sind zwei Reihen
                              									von Modificationen zu unterscheiden. Das Zuleitungsrohr mündet von auſsen, oder es
                              									befindet sich im Inneren der Apparate.
                           Die rationellste Zuleitung findet in Gefäſsen statt, die sich nach
                              									unten verengen. Dies kann durch zwei Vorrichtungen erreicht werden. Entweder legt
                              									man den Boden der Krystallisationsgefäſse schräg oder man läſst das Gefäſs sich
                              									unten conisch (bei kreisförmigem Querschnitt) oder pyramidal (bei ebenflächigen
                              									Seitenflächen) zuspitzen. Bei genügend hohen Gefäſsen und bei geringen Säften kann
                              									auch der Boden der Gefäſse horizontal gelegt werden.
                           Das hier angegebene Verfahren und die dazu zu verwendenden Apparate sind Gegenstand
                              									der Patentirung (* D. R. P. Nr. 38893 vom 16. December 1885) und es sind dieselben,
                              									ebenso wie die Art der Ausführung dieser gewiſs eigenthümlichen Krystallisation in
                              									der Patentschrift ausführlich beschrieben. An den mannigfachsten Anwendungen der
                              									sinnreichen, ganz neue Gesichtspunkte eröffnenden Arbeitsweise in den
                              									verschiedensten Zweigen der chemischen Industrie ist wohl nicht zu zweifeln.
                           
                              
                                 St.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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