| Titel: | Hartmann und Braun's neues Voltmeter in Dosenform. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 161 | 
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                        Hartmann und
                           									Braun's neues Voltmeter in Dosenform.
                        Mit Abbildungen.
                        Hartmann und Braun's neues Voltmeter in Dosenform.
                        
                     
                        
                           Von einem für den Betrieb von elektrischen Lichtanlagen bestimmten Spannungszeiger
                              									verlangt man jetzt 1) hohen Widerstand, der die
                              									dauernde Einschaltung des Instrumentes ohne eine, die Genauigkeit der Angaben
                              									schädigende Erwärmung gestattet; 2) groſse
                                 										Empfindlichkeit bei rascher Einstellung des Zeigers; 3) groſse Intervalle der Skale besonders an der
                              									Gebrauchsstelle, um müheloses Ablesen aus einiger Entfernung zu ermöglichen; 4) Unempfindlichkeit gegen benachbarte Stromleitungen,
                              									sowie gegen mechanische Einwirkungen.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 266, S. 161
                              
                           Nur wenige der im Gebrauch befindlichen Constructionen erfüllen alle diese
                              									Bedingungen. Bei dem in Fig. 1 in seiner äuſseren
                              									Form abgebildeten Instrument von Hartmann und Braun in
                              									Bockenheim bei Frankfurt a. M. ist nach der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887
                                 										* S. 414 der Gesammtwiderstand so gewählt, daſs auf je ein Volt
                              									durchschnittlich etwa 50 Ohm entfallen; der Querschnitt des Drahtes ist so groſs,
                              									daſs der Strom eine die Angaben des Instrumentes beeinflussende Widerstandserhöhung
                              									nicht hervorbringt. Die Bewickelung des Solenoides besteht aus Kupferdraht, die des
                              									Ballastwiderstandes aus Neusilber; das Verhältniſs der Mengen dieser beiden
                              									Drahtsorten ist so günstig, daſs die Veränderung des Widerstandes durch äuſsere
                              									Temperaturschwankungen innerhalb 10 Grad die Genauigkeit der Angaben des
                              									Instrumentes um kaum mehr als 1 Proc. beeinfluſst.
                           Da die mittlere Temperatur, welche während der Aichung eines Instrumentes herrscht,
                              									jedesmal bestimmt wird, und die aus dem vorgenannten Wickelungsverhältniſs sich
                              									ergebende Constante leicht zu ermitteln ist, so kann bei der Ablesung der durch
                              									gröſsere Temperaturdifferenzen bedingte kleine Fehler berücksichtigt werden.
                              									Uebrigens kann dieser bei der Verwendung des Instrumentes als Spannungszeiger bei
                              									elektrischen Lichtanlagen, wofür es zunächst bestimmt ist, namentlich dann
                              									vernachlässigt werden, wenn es nicht in zu groſser Nähe der Dampfleitung angebracht
                              									wird.
                           Der bewegliche Theil des Instrumentes besteht aus einer mit gehärteten kleinen
                              									Stahlspitzen armirten Aluminiumachse, welche in Achathütchen gelagert ist; an der
                              									einen Seite derselben befindet sich der Zeiger und in der Mitte, durch Seitenwände
                              									gehalten, ein Cylindermantel-Segment aus dünnem weichem Eisenblech. Durch die
                              									Leichtigkeit dieses Systemes und eine, durch geeignete Schwerpunktslage günstige
                              									Schwingungsdauer ist die zweite Bedingung erfüllt.
                           Conachsial zu dem beweglichen Eisenkern, aber unbeweglich gelagert, ist ein ähnliches
                              									Eisensegment oder auch mehrere angebracht, die durch den im Solenoid circulirenden
                              									Strom in gleichem Sinne polarisirt werden wie das bewegliche Segment und daher je
                              									nach ihrer gegenseitigen Lage anziehend oder abstoſsend auf letzteres wirken. Der
                              									Verlauf der Skale hängt sowohl von der Lage der festen Eisenkerne zu dem
                              									beweglichen, wie auch von der Form der ersteren ab, die, je nachdem die
                              									Zwischenräume der Skale von gleicher Gröſse, oder an einer bestimmten Stelle groſs
                              									sein sollen, parallele oder abgeschrägte Begrenzungen erhalten, wie solche in Fig. 2 punktirt angedeutet sind; endlich wird die
                              									Skale auch beeinfluſst durch die Lage des Schwerpunktes des schwingenden
                              									Theiles.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 266, S. 162
                              
                           A. a. O. ist die Skale eines Spannungszeigers für Glühlichtanlagen von 65 Volt
                              									Normalspannung dargestellt und eine solche für hundertvoltige Lampen.
                           Die mehrfach erprobte Unempfindlichkeit gegen benachbarte Stromleitungen mag ihre
                              									Ursache darin haben, daſs die beiden auf einander einwirkenden Eisentheile in
                              									gleicher Weise beeinfluſst werden.
                           Für Monteure werden tragbare Instrumente hergestellt, welche mit zwei verschiedenen
                              									Wickelungen versehen sind, deren abwechselnde Benutzung durch einen Stromschalter
                              									vermittelt wird; diese Instrumente enthalten beide Skalen auf etwas kleinerem Radius über
                              									einander stehend. Alle für Beleuchtungsanlagen bestimmten Instrumente sind auf
                              									Anziehung der Eisenkerne construirt. In Fig. 3
                              									dagegen ist eine Anordnung ersichtlich, wobei zwei feste Kerne anziehend und ein
                              									Kern abstoſsend auf den beweglichen Kern wirken; diese Einrichtung in Verbindung mit
                              									der Form der Kerne, welche in der Figur gestreckt gezeichnet sind, ergab eine Skale
                              									mit fast ganz proportionalen Intervallen. Der bewegliche Kern (in der Figur
                              									schraffirt) wird von Anfang an in der Richtung des Pfeiles von dem einzelnen festen
                              									Kern abgestoſsen und von den beiden anderen Kernen gleichzeitig angezogen, wodurch
                              									im Gegensatz zu den a. a. O. abgebildeten Skalen schon die Anfangstheile zur Messung
                              									benutzt werden können.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 266, S. 163
                              
                           Der geringe remanente Magnetismus, der in den kleinen Eisen-nassen zurückbleibt,
                              									verliert sich innerhalb einiger Minuten vollständig, kommt also bei
                              									Beleuchtungsbetrieben, die über Tag eingestellt sind, nicht in Betracht.
                           Die Instrumente haben sich für dauernde Einschaltung in mehreren hundert Exemplaren
                              									bereits bewährt und zeichnen sich durch sehr gefällige Ausführung aus. Der
                              									Durchmesser der Dose beträgt etwa 12cm.
                           Es mag noch erwähnt werden, daſs dieselben in folgenden Aichungen mit möglichst
                              									constanten Intervallen ausgeführt werden:
                           
                              
                                 von
                                 0,5
                                 bis
                                   5
                                 Volt
                                 in
                                 Zehntel-Volt
                                 getheilt,
                                 
                              
                                 „
                                   1
                                 „
                                 20
                                 „
                                 „
                                 halbe      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   5
                                 „
                                 50
                                 „
                                 „
                                 ganze      „
                                 „
                                 
                              
                           von 10 bis 100, von 30 bis 200 Volt u.a.m.
                           Auf Verlangen werden Instrumente mit Zusatzwiderständen und Umschaltern versehen und
                              									mit zwei oder mehreren Skalen hergestellt, die sich unmittelbar an einander
                              									anschlieſsen, z.B. die erste Skale von 0,5 bis 5, die zweite von 5 bis 100 Volt, so
                              									daſs man auf diese Weise ganz bequeme Laboratoriums-Instrumente erhält.