| Titel: | Ueber Hermite's Bleichverfahren. | 
| Autor: | P. Naef | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 175 | 
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                        Ueber Hermite's
                           								Bleichverfahren.
                        Ueber Hermite's Bleichverfahren.
                        
                     
                        
                           Chlorkalk hat in Folge seines verhältniſsmäſsig niederen Preises vor anderen
                              									Bleichmitteln, wie Wasserstoffsuperoxyd und Permanganat, bedeutende Vorzüge. Nach
                              									Mittheilungen von C. F. Cross und E. J.
                                    										Bevan im Journal of the Society of Chemical Industry 1887
                                 										Bd. 6 S. 170 soll aber das Bleichen mit elektrolytisch, nach Hermite's Verfahren
                              									(1885 256 * 558 und 257 *
                              									378), hergestellten Hypochloritlösungen noch bedeutend billiger zu stehen kommen.
                              										Cross und Bevan
                              									glauben sogar, daſs Hermite's Verfahren den schon jetzt
                              									bedrängten Chlorkalkfabrikanten als ein neuer Feind entgegentreten werde. Die
                              									Verfasser stellen folgende zwei anscheinend durch wiederholte Versuche bestätigte
                              									Sätze auf: 1) Die bleichende Wirkung von elektrolytisch hergestellter
                              									Hypochloritlösung ist gröſser als die von gewöhnlicher Calciumhypochloritlösung von
                              									gleichem Gehalt an bleichendem Chlor. 2) Die oxydirende Wirkung der elektrolysirten
                              									Lösung, d. i. der Gehalt derselben an activem Sauerstoff, ist gröſser als der aus
                              									der verbrauchten Elektricitätsmenge berechnete.
                           Die hohe Bleichkraft soll von einem Gehalt der elektrolysirten Lösungen an höchst
                              									oxydirenden Verbindungen wie Wasserstoffsuperoxyd herrühren. Die bedeutend höhere
                              									Bleichkraft von elektrolysirter Magnesiumchloridlösung gegenüber
                              									Calciumhypochloritlösung von gleichem behalt an bleichendem Chlor zeigte sich
                              									durchgehend bei allen Versuchen und oft stieg dieselbe bis auf das Doppelte. Cross und Bevan benutzten
                              									bei ihren Versuchen ein Gefäſs wie es Hermite bei
                              									seinem Verfahren verwendet. Dasselbe wurde mit 845l 2,5 procentiger Magnesiumchloridlösung gefüllt und während 12 Stunden
                              									ein Strom von 200 Ampère durchgeleitet. Der Strom wurde alle 15 Minuten gemessen und
                              									je zu gleicher Zeit eine Probe der Lösung mit Arsenigsäure titrirt. Ja folgender
                              									Tabelle sind die während 1 Ampère-Stunde in 1l
                              									Lauge erzeugten Chlormengen zusammengestellt. Der Versuch ist in 4 Perioden von je 3
                              									Stunden zerlegt.
                           
                              
                                 
                                 Chlor in der Ampère-Stunde
                                 Auf 100 Th. nach derTheorie mögliches
                                    											ChlorWurden gebildet
                                 
                              
                                 1. Periode
                                   1,80g
                                 134,3
                                 
                              
                                 2.     „
                                 1,12
                                   83,5
                                 
                              
                                 3.     „
                                 1,56
                                 116,3
                                 
                              
                                 4.     „
                                 1,40
                                 104,4
                                 
                              
                                 ––––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Mittel
                                 1,47
                                 109,4
                                 
                              
                           
                           Während theoretisch 1g,34 Chlor gebildet werden
                              									können, gibt also der Versuch durchschnittlich 1g,47 bleichendes Chlor in der Ampere-Stunde. Diese Menge entspricht 5 Watt
                              									(bei 5 Volt), so daſs für 100k Chlor 344000 Watt
                              									verbraucht werden. Nach Mittheilungen von Pictet an die
                              									Verfasser entsprechen 600 Watt einer Pferdekraft, so daſs zur Erzeugung von 100k Chlor in der Stunde 570e zum Betrieb der Dynamomaschine nöthig wären. Bei
                              									gleicher Bleichkraft wie Calciumhypochlorit würden 100k Chlor 300k Chlorkalk entsprechen. Da
                              									aber zahlreiche Versuche von Bevan und Cross gezeigt haben sollen, daſs das Verhältniſs der
                              									Bleichkraft von elektrolysirtem Magnesiumchlorid und Calciumhypochlorit 3 : 5 ist,
                              									so erzeugen die erwähnten 570e stündlich eine
                              									Menge Chlor, welche 0t,5 Chlorkalk entspricht,
                              									oder eine 50pferdige Maschine erzeugt in 24 Stunden etwa 1l Chlorkalk. Bei einer Auslage von jährlich 180 M.
                              									für 1e betragen die Herstellungskosten bei 300
                              									Arbeitstagen 30 M. für 1t Chlorkalk. Für je 1000
                              									Ampère bei 5 Volt stellen sich die Kosten für Dynamomaschine, Gefäſs, Elektroden auf
                              									7000 M. Für eine Einrichtung für 50e belaufen sich
                              									die Anlagekosten auf das 6fache, was bei Berechnung von jährlich 15 Proc. für Zins
                              									und Amortisation bloſs 20 M. für 1t Chlorkalk
                              									ausmacht. Auch die durch Verlust von Magnesiumchlorid erwachsenden Kosten sind sehr
                              									gering. Papierpülpe hält z.B. höchstens das Doppelte ihres Gewichtes 2½procentige
                              									Chlormagnesiumlösung zurück.
                           Die wohl für jeden Leser höchst überraschenden und aller Theorie widersprechenden
                              									Ergebnisse der Untersuchungen von Bexan und Cross werden in einer im Journal of the Society of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 337
                              									veröffentlichten Arbeit von F. Hurter kritisirt und in
                              									den Hauptsachen als gänzlich unrichtig erwiesen.
                           Wie aus dem Patente Hermite's (vgl. 1886 261 * 180) ersichtlich ist, werden die Chloridlösungen
                              									zwischen Anoden von Platin oder Kohle und Kathoden von Quecksilber oder amalgamirtem
                              									Zink elektrolysirt. Der Boden des Zersetzungsgefäſses ist mit einer Schicht
                              									Quecksilber bedeckt und darüber ist eine Anode, welche aus durchlöchertem
                              									Platinblech besteht, in horizontaler Lage angebracht. Das Metall des Chlorides soll
                              									sich nach Angabe des Erfinders während der Elektrolyse mit dem auf dem Boden
                              									befindlichen Quecksilber amalgamiren. Nach den erwähnten Resultaten von Cross und Bevan werden auf
                              									je 100 Chlor, welche der Theorie nach entstehen können, in Wirklichkeit 109,4
                              									erzeugt. Wenn aber 1 Ampère mehr Chlor liefert als das elektro-chemische
                              									Aequivalent, so muſs auch mehr Magnesium gebildet werden oder, da dieses sich
                              									zersetzt, mehr Wasserstoff entweichen. F. Hurter hat
                              									dahei die Versuche von Cross und Bevan so wiederholt, daſs er nicht nur das gebildete
                              									bleichende Chlor, sondern auch die entweichenden Gase bestimmte. Er benutzte dazu
                              									den einfachen in nachstehender Figur abgebildeten Apparat. In der Zersetzungszelle
                              										A war unten eine Platinspirale, welche nachher in Quecksilber
                              									getaucht wurde, als Kathode und oben ein mit Draht verbundenes Platinblech als Anode
                              									eingeschmolzen. Die Zelle wurde oben durch eine eingeschliffene Röhre mit einer Bunte'schen Bürette B
                              									verbunden, in welcher das Gas gemessen und untersucht werden konnte. Der Strom einer
                              										Bunsen'schen Batterie ging zuerst durch die Zelle
                              										A und dann durch das Kupfervoltameter, welches aus
                              									der Kupferplatte C als Anode und der Platinschale D als Kathode bestand. Als Elektrolyt diente ⅗
                              									gesättigte Kupfersulfatlösung. Aus der Kupferzelle ging der Strom durch ein
                              									Galvanometer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 177
                              
                           Bei der Elektrolyse von 8g,7 Magnesiumchlorid
                              										(MgCl2), welches in 1l Wasser gelöst war, wurden während des 1. Theiles
                              									des Versuches 37cc,3 Gas, bestehend aus 1,50 Proc.
                              									Chlor, 9,47 Proc. Sauerstoff und 89,03 Proc. Wasserstoff, entwickelt. Während der
                              									gleichen Zeit schieden sich 0g,1035 Kupfer ab, was
                              									bei dem elektrischen Aequivalent von Kupfer = 0,0003307, 313 Coulomb
                              									(Ampère-Secunden) entspricht. Im Gas waren 37,3 × 0,8903 = 33cc,2 Wasserstoff vorhanden und da 1cc Wasserstoff = 8,533 Coulomb, so entsprechen
                              									diese 283 Coulomb. Auf ähnliche Weise berechnet entspricht der im Gas vorhandene
                              									Sauerstoff 60,2 und das Chlor 4,7 Coulomb. Für 100 im Voltameter gemessene Coulomb
                              									entwickelten also nur 90,4 Wasserstoff; 9,6 Coulomb dagegen waren auf die
                              									Chlorbildung ohne Einfluſs. 19,25 Proc. des Stromes (313 : 60,2 : 100) gaben statt
                              									Chlor Sauerstoff an der Anode, so daſs nur 71,15 Proc. des Stromes (100 – [9,6 +
                              									19,25]) wirklich Chlor erzeugten.
                           Während des zweiten Theiles des Versuches bildeten 13,5 Proc. des Stromes keinen
                              									Wasserstoff, 20,8 Proc. gaben Sauerstoff und nur 65,6 Proc. Chlor. Im Mittel ergab
                              									sich also aus der Gasanalyse folgende Wirkung des Stromes:
                           
                              
                                 11,5
                                 Proc.
                                 geben
                                 keinen Wasserstoff
                                 
                              
                                 20,2
                                 „
                                 „
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 68,48
                                 „
                                 „
                                 Chlor.
                                 
                              
                           Die Analyse der Hypochloritlösung zeigte am Ende des Versuches
                           
                              
                                 0,3578g
                                 Gesammtchlor
                                 
                              
                                 0,0619
                                 bleichendes Chlor
                                 
                              
                                 0,1698
                                 gesammt oxydirendes Chlor.
                                 
                              
                           
                           Während des ganzen Versuches gingen 653 Coulomb durch das Voltameter. Da das
                              									elektrische Aequivalent von Chlor 0,0003727 ist, so entspricht das bleichende Chlor
                              									in der Lösung 166, das Gesammtchlor 456 Coulomb. Es wurden daher 25,4 Proc. zur
                              									Erzeugung von bleichendem und 69,7 Proc. des Stromes für gesammt oxydirendes Chlor
                              									verbraucht. Da die Gasanalyse 68,48 Proc., also ein nahezu gleiches Ergebniſs
                              									geliefert hat, so folgt, daſs dieselbe auch allein genügend genau ist, um Aufschluſs
                              									über die Wirkung des Stromes zu geben.
                           Bei Elektrolyse der meisten Chloride tritt zuerst eine Trennung der Atome ein, wobei
                              									das Metall an die Kathode, das Chlor an die Anode geht. Wenn das betreffende Metall
                              									Wasser zersetzt, so bildet sich Hydroxyd und Wasserstoff entweicht. Ist die Lösung
                              									alkalisch, so entweicht das an der Anode gebildete Chlor nicht, sondern verbindet
                              									sich mit dem Metallhydroxyd zu Hypochlorit. Die Lösung enthält dann zwei Salze
                              									Chlorid und Hypochlorit, welche beide Elektrolyten sind. Der Strom theilt sich
                              									daher, so daſs ein Theil Chlorid, ein anderer Theil Hypochlorit zersetzt. Bei der
                              									Elektrolyse von Hypochlorit entsteht Wasserstoff und Oxydhydrat an der Kathode und
                              									Unterchlorigsäure und Sauerstoff an der Anode. Ein Theil des Wasserstoffes reducirt
                              									aber Hypochlorit zu Chlorid unter Wasserbildung und wird dadurch der Gasanalyse
                              									entzogen. An der Anode bildet sich durch Oxydation Chlorsäure aus der unterchlorigen
                              									Säure. Die Vorgänge bei der Elektrolyse von Hypochlorit lassen sich also durch zwei
                              									Gleichungen ausdrücken:
                           
                              
                                 3MgCl2O2 + 9H2O
                                    											=
                                 3Mg(OH)2 +H6 +
                                 6HClO + O3
                                 
                              
                                 
                                 Kathode
                                 Anode
                                 
                              
                                 6HClO = 2HClO3 + 4HCl.
                                 
                              
                           Für je 2 Mol. Chlorsäure bilden sich also 3 Atome Sauerstoff, so daſs 6 Mol.
                              									Unterchlorigsäure entsprechend 12 Atomen freiem Chlor verloren gehen. Da 1 Atom
                              									Sauerstoff = 2 und 1 Atom Chlor = 1 Coulomb entspricht, so verschwindet für je 6
                              									Coulomb, welche Sauerstoff bilden, das bleichende Chlor, welches 12 Coulomb
                              									entspricht oder für 1 Coulomb verschwindet das bleichende Chlor von 2 Coulomb.
                           Nach dem Versuche zersetzten 20,02 Proc. des Stromes Magnesiumhypochlorit zu
                              									Sauerstoff und Chlorat an der Anode und Wasserstoff an der Kathode. Wegen Reduction
                              									von Hypochlorit an der Kathode wurde der Wasserstoff von 11,5 Proc. des Stromes
                              									nicht entwickelt Wegen Bildung von Chlorat an der Anode waren 2 × 20,02 Proc. des
                              									bleichenden Chlores verloren, so daſs von dem bleichenden Chlor, welches 79,98 Proc.
                              									des Stromes liefern, 11,6 Proc. wieder an der Kathode reducirt, 40,04 Proc. in
                              									Chlorat umgewandelt und nur 28,34 Proc. des Stromes wirklich bleichendes Chlor
                              									lieferten. Die Thatsache, daſs aus der Analyse der Lösung 25,4 Proc. des Stromes
                              									bleichendes Chlor lieferten, beweist die Richtigkeit dieser Erklärung.
                           
                           In folgender Tabelle sind die Ergebnisse von 4 Versuchen zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Wirkung des Stromes ausder Gasanalyse (berechnet)
                                 gesammt oxyd. Chlorbleichendes Chlor
                                 68,428,3
                                 75,057,4
                                 80,171,4
                                 73,660,2
                                 
                              
                                 Wirkung aus der Analyseder Lösung (berechnet)
                                 gesammt oxyd. Chlorbleichendes Chlor
                                 69,725,4
                                 77,549,2
                                 77,968,7
                                 69,459,8
                                 
                              
                                 Magnesiumchlorid (Gramm im Liter)
                                   8,7
                                 24,1
                                 68,6
                                 33,4
                                 
                              
                                 Proc. Chlor
                                 als gesammt oxyd. Chlorals bleichendes Chlor
                                 47,517,4
                                 21,013,3
                                   7,9  7,0
                                   8,7  7,5
                                 
                              
                           Die durch Analyse der Gase gefundene Stromvertheilung stimmt, so lange die
                              									Elektrolyse noch nicht weit vorgeschritten ist, ziemlich gut mit der aus der
                              									Untersuchung der Lösung folgenden überein.
                           Versuche über die Elektrolyse von fast Chlorat freier Chlorkalklösung zeigten, daſs
                              									die Chloratbildung genau dem entwickelten Sauerstoff entspricht und durch den
                              									elektrischen Strom hervorgerufen wird. Je reicher die elektrolysirte Lösung an
                              									Hypochlorit ward, desto mehr nimmt die Wasserstoffentwickelung ab und sinkt von 90
                              									Proc. auf 13 bis 15 Proc. der theoretischen Menge. Durch Elektrolyse kann daher nie
                              									eine Lösung erzeugt werden, welche Chlorid und Hypochlorit im gleichen Verhältniſs
                              									wie Chlorkalklösung enthält, da der Strom in solchen Lösungen mehr Hypochlorit
                              									zersetzt als er erzeugt. Die Versuche mit Chlorkalklösungen ergaben auch einen
                              									geringen Verlust an gesammt oxydirendem Chlor. Bei der Elektrolyse von Kaliumchlorat
                              									zeigt sich, daſs diese Unterschiede zwischen Analyse der Gase und der Lösung durch
                              									Oxydation von Chlorat zu Perchlorat und durch Ozonbildung hervorgerufen werden. Bei
                              									der Elektrolyse von Kaliumchlorat zeigte sich auch die wichtige Thatsache, daſs sich
                              									dasselbe sehr leicht unter Bildung von Wasserstoff an der Kathode und Sauerstoff und
                              									Perchlorat an der Anode zersetzt.
                           Alle Versuche Hurter's beweisen ohne Ausnahme, daſs bei
                              									der Elektrolyse von Magnesiumchlorid keine Ausnahme von Faraday's Gesetz stattfindet und daſs beim Fortschreiten der Elektrolyse
                              									ein Theil des Stromes durch Zersetzung der sich bildenden Salze nicht nur verloren
                              									geht, sondern sogar die Arbeit, welche ein Theil des Stromes leistet, fortwährend
                              									wieder zerstört.
                           Aus folgender Zusammenstellung ist deutlich ersichtlich, wie sehr die Ausnutzung des
                              									elektrischen Stromes von dem in der Lösung enthaltenen Hypochlorit abhängig ist.
                           
                              
                                 Kleine Versuche (60 bis 150cc Lösung, Quecksilberkathoden und
                                    											Platinanoden)
                                 
                              
                                 Bleichendes Chlor
                                 Proc.
                                   7,0
                                   7,5
                                 13,3
                                 17,4
                                 20,4
                                 
                              
                                 Gesammt oxydirendes Chlor
                                 „
                                   7,9
                                   8,7
                                 21,0
                                 47,5
                                 78,2
                                 
                              
                                 Proc. des Stromes, welche bleichen-    des Chlor
                                    											bilden
                                 Proc.
                                 68,7
                                 59,8
                                 49,2
                                 25,4
                                 13,2
                                 
                              
                                 Größere Versuche (2l Lösung, Kathoden von amalgamirtem Zink, Anoden von
                                    											Platin)
                                 
                              
                                 Bleichendes Chlor
                                 Proc.
                                   9,3
                                 15,4
                                 19,3
                                 20,5
                                 20,8
                                 
                              
                                 Gesammt oxydirendes Chlor
                                 „
                                 11,1
                                 34,2
                                 42,8
                                 64,6
                                 73,4
                                 
                              
                                 Ausnutzung des Stromes
                                 „
                                 57,7
                                 21,8
                                 21,2
                                 14,6
                                 13,3
                                 
                              
                           
                           Mit Elektroden aus Kohle erhielt Hurter noch bedeutend
                              									schlechtere Ergebnisse als mit solchen aus Platin und die Kohle wurde so stark
                              									angegriffen, daſs das Gas bis 3 Proc. Kohlensäure enthielt. Auch viele Versuche mit
                              									Stromstärken von ½ – 40 Ampère auf 1 engl. Quadratfuſs und wagerechten oder
                              									senkrechten Elektroden ergaben immer das gleiche Resultat, daſs sobald man eine
                              									Lösung mit 5g Chlor in 1l, entsprechend einer Chlorkalklösung von 1,005
                              									spec. Gew. herstellen will, sehr schlechte Ausnutzung des Stromes stattfindet. Zur
                              									Erzeugung einer solchen Lösung aus Chlormagnesiumlösung mit 2,5 Proc. MgCl2 müſsten 25 Proc. des Chlores in bleichendes Chlor
                              									übergeführt werden. Bei den Versuchen wurden aber höchstens 21,8 Proc. umgewandelt
                              									mit einer Ausnutzung des Stromes von 13,3 Proc. und selbst bei Herstellung einer
                              									Lösung, welche einer Chlorkalklösung von 1,0025 spec. Gew. entspricht, bildeten nur
                              									20 Proc. des Stromes bleichendes Chlor. Wenn man auch die billigen Apparate und die
                              									Triebkraft wie Cross und Bevan benutzt, steigern sich die von ihnen berechneten Kosten im
                              									Verhältniſs von 20 : 109, also von 50 M.30 M. auf 275 M. oder 500 M. für 1t Chlorkalk,
                              									je nachdem Lösung, entsprechend Chlorkalklauge von 1,0025 oder 1,005 spec. Gew.
                              									hergestellt wird.
                           Auch die Behauptung von Cross und Bevan, daſs die durch Elektrolyse hergestellten
                              									Bleichlösungen bedeutend höhere Bleichkraft hätten als gewöhnliche
                              									Hypochloritlaugen, steht nach Hurter auf gleicher Basis
                              									wie das schon besprochene Ergebniſs ihrer Untersuchung. Wasserstoffsuperoxyd kann in
                              									den Lösungen gar nicht bestehen, da es sich, wie allgemein bekannt, mit Hypochlorit
                              									sofort zersetzt; auch höhere Oxyde von Chlor konnte Hurter nicht finden. Der einzige Unterschied kann darin liegen, daſs die
                              									elektrolysirten Lösungen bedeutend schneller bleichen. Der Preis des Chlores,
                              									welches 1t Chlorkalk entspricht, muſs daher noch
                              									im Verhältniſs von 3 : 5 höher, also zu 448 M. oder 840 M., je nach der Stärke der
                              									Lösungen, angesetzt werden. Da 1e höchstens 400,
                              									nicht 600 Watt liefert, wird auch diese Summe noch bedeutend erhöht. Das
                              									Chlormagnesium wird wegen Anhäufung von Chlorat jedenfalls sehr schnell unbrauchbar,
                              									so daſs auch hieraus bedeutende Kosten erwachsen müssen. Wenn ⅓ der Lösung
                              									weggeworfen werden muſs, während nur ¼ wirklich benutzt wird, so beläuft sich dies
                              									allein schon auf 30 M. für 1t Chlorkalk.
                           Die Erfahrungen, welche Referent bei der Elektrolyse von Kochsalzlösung gemacht hat,
                              									stimmen ganz mit Hurter's Ergebnissen mit
                              									Magnesiumchlorid überein. Auch bei der Elektrolyse von Kochsalz findet anfangs
                              									ordentliche Ausnützung des Stromes statt, aber mit der Zunahme von bleichendem Chlor
                              									nimmt diese in ganz erheblicher Weise ab. Auch die von C. L.
                                 										Higgins bei der Herstellung von Kaliumchlorat nach dem Verfahren von Muspratt und Eschellmann
                              									gemachte Beobachtung, daſs bei Behandlung von im Wasser suspendirter Magnesia mit verdünntem Chlorgas
                              									selbst bei sehr niederer Temperatur so schnell Chloratbildung eintritt, daſs nur
                              									Spuren Hypochlorit in der Lösung gefunden werden, scheint wenig für Hermite's Verfahren zu sprechen.
                           P.
                                 										Naef.