| Titel: | Grosse Drehbank von Heilmann, Ducommun und Steinlen in Mülhausen i. E. | 
| Autor: | Pregél | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 193 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Groſse Drehbank von
                           								Heilmann, Ducommun und
                           									Steinlen in Mülhausen i. E.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 12 bis 14.
                        Heilmann, Ducommun und Steinlen's groſse Drehbank.
                        
                     
                        
                           Bei der hervorragenden Wichtigkeit der Drehbänke als Arbeitsmittel dürfte die
                              									eingehende Schilderung einer groſsen Drehbank willkommen sein, welche das bekannte
                              									Werk von Heilmann, Ducommun und Steinlen in Mülhausen
                              									für die französische Schiffbauwerkstätte de la
                                 										Chaussade in Guérigny geliefert hat, und welche in der Revue générale, 1887 Bd. 1 S.
                                 										43, in Le génie
                                       												civil, 1887 * Bd. 10 S. 285 und im Bulletin de la Société industrielle
                                       												de Mulhouse, 1887 * S. 218 ausführlich beschrieben
                              									ist. Nach diesen Quellen beträgt das Gesammtgewicht der Drehbank 340t.
                           Aehnliche Drehbänke für Schiffsmaschinen und Geschützwerkstätten haben u.a. gebaut
                              										W. Asquith in Halifax, Francis Berry in Sowerby Bridge, Kendall und
                                 										Gent sowie Gebrüder Craven in Manchester, André Koechlin in Mülhausen, Varall, Elwell und Middleton, Calla, Mazeline und Codi in Frankreich; die
                              										Sächsische Maschinenfabrik vorm. R. Hartmann, die Chemnitzer
                                 										Werkzeugmaschinenfabrik vorm. J. Zimmermann in
                              									Chemnitz und endlich Heilmann, Ducommun und Steinlen
                              									mit Spitzenhöhen von 0,6 bis 2m, Bettlängen bis
                              										27m, Planscheibendurchmesser bis 5m, im Gesammtgewicht von 25 bis 200 und 340t.
                           Die auf Taf. 12 bis 14 dargestellte groſse Drehbank besitzt einen von der Bettplatte
                              									vollständig gesonderten Spindelstock; das verbindende Mittel ist das Grundmauerwerk,
                              									in welchem zwischen Planscheibe und Bett eine Grube ausgespart ist.
                           Die Hauptdimensionen der Maschine sind: gröſster
                              									Durchmesser des Werkstückes an der Planscheibe 6m,
                              									Durchmesser desselben über dem Bett 3m, gröſste
                              									Länge zwischen den Spitzen 7m, Höhenabstand vom
                              									Mittelbett zur Drehungsachse sogen. Spitzenhöhe 1700mm.
                           
                              
                                 Spindelstockhinterwand bis Planscheibe
                                   4730mm
                                 
                              
                                 Planscheibe bis Bett (Grubenbreite)
                                   1270
                                 
                              
                                 Bettlänge
                                   9400
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Gesammtlänge
                                 15400mm
                                 
                              
                           Die Breite der Spindelstock-Sockelplatte ist 2820mm, die Länge der Querbalken 6270mm, die
                              									untere Bettbreite 5660mm, die obere Bettbreite
                              									2645 + 2645 = 5290mm die Breite jeder Wange
                              										1210mm.
                           Die Höhe des Spindelstockes ist 1700mm, die der
                              									zugehörigen Sockelplatte 820mm, demnach
                              									Gesammthöhe 2520mm. – Die Höhe der Querbalken
                              										300mm, die Betthöhe 800mm, zusammen 1100mm. Die Prismahöhe der Wange 120mm, der
                              									Abstand, obere Wangenfläche bis Mittelachse der Drehbank 1580mm, zusammen 1700mm. Daher Gesammthöhe 1100 + 1700 = 2800mm.
                           Die Achsmittelentfernungen sind folgende: Entfernung der äuſseren Steuerwellen 3240 + 3240 =
                              										6480mm, jene der Leitspindeln 2150 + 2150 =
                              										4300mm, Entfernung der äuſseren An trieb welle
                              									für das Fräserwerk von der Mittelebene 3757mm.
                           Die Steuerwellen liegen 375mm unter der
                              									Wangenfläche, die Leitspindeln 275mm, die
                              									Reitstockbetriebswelle 400 + 120 = 520mm unter
                              									derselben. Die Achsmittelentfernungen des Spindelstockes sind: Drehbankspindel und
                              									erste Vorgelegewelle 1490mm, erste und zweite
                              									Vorgelegewelle 1273mm. Die erste Welle liegt
                              										600mm über der Drehbankachse, die zweite Welle
                              										1780mm links von derselben ab. Nur die erste
                              									Vorgelegewelle trägt das Zahnkranzgetriebe der Planscheibe. Die Mittelentfernung der
                              									Versatzräder-Schlitzlager (Scherenmittel) ist 850 + 850 = 1700mm, der Höhenabstand von der Sockelplatte 300mm.
                           
                        
                           
                              Der Antrieb.
                              
                           Die Drehbank wird durch eine Dampfmaschine betrieben, welche 300mm Cylinderbohrung, 300mm Hub besitzt und die bei 150 Umdrehungen in der
                              									Minute und bei 2k,75 mittlerem Dampfüberdruck am
                              									Kolben 25 effective Pferdestärken entwickelt.
                           Der Betrieb der Deckenvorgelege ist genügend durch die Textfig. 1 und 2 erläutert.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 266, S. 194
                              
                           Die Stufenscheibe läuft lose auf der Drehbankspindel oder es wird dieselbe nach
                              									bekannter Art gekuppelt. Der Eingriff mit dem ersten Vorgelege ergibt eine
                              									Uebersetzung
                           
                              \frac{29}{70}.\frac{12}{86}=0,057=\frac{1}{17,2}
                              
                           Durch den Eingriff beider Vorgelege entsteht ein Uebersetzungsverhältniſs von
                              										\frac{1}{17,2}\,\left(\frac{22}{62}.\frac{20}{60}\right)=\frac{1}{17,2}.\frac{1}{8,75}=\frac{1}{150}.
                           Der Zahnkranz für den Betrieb der Planscheibe hat 2600mm Durchmesser, ist aus geschmiedetem Stahl gefertigt, gefräst und in Oel
                              									gehärtet.
                           Der äuſsere gröſsere Zahnkranz ist aus vier Sektoren zusammengesetzt und mit 360
                              									genau getheilten und gefrästen Schrägzähnen versehen. Derselbe dient hauptsächlich
                              									als Theilrad.
                           Beide Zahnkränze sind an die Rückseite der Planscheibe angeschraubt.
                           Mit diesen Einrichtungen können sonach der Drehbankspindel 36 gleichmäſsig abgesetzte
                              									Winkelgeschwindigkeiten ertheilt werden. Auſser diesen Hauptbewegungen kann die
                              									Planscheibe durch den Eingriff einer Schnecke in den äuſseren Zahnkranz die
                              									verschiedensten ununterbrochenen Drehungen sowie absetzende Drehverstellungen
                              									erhalten.
                           
                           Während der Antrieb der seitlich gelagerten Fräser welle unmittelbar vom Getriebe der
                              									groſsen Stufenscheibe, aber durch Vermittelung des rechtsseitigen
                              									Wechselrädersystemes erfolgt, wird die Schaltbewegung der Drehbanksupporte von dem
                              									auf der Spindel sitzenden Rade nach Belieben gleichzeitig oder abwechselnd auf jedes
                              									der beiden symmetrisch angeordneten Wechselrädersysteme durch Bethätigung der beiden
                              									Steuerwellen abgeleitet. Doch ist die Anordnung der Zwischentriebwerke etwas von
                              									einander abweichend, weil am rechtsliegenden Triebwerk die Lager für die Fräserwelle
                              									und die Bewegungstheile für die Schnecke des groſsen Zahnkranzes noch angesetzt
                              									sind.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 266, S. 195
                              
                           Zwei 140mm starke Wellen, welche in 6480mm Mittelentfernung an den Bettflanken lagern,
                              									übertragen mittels einer wandernden Schnecke die Steuerbewegung für das Drehen und
                              									bethätigen mittels Versatzräder am vorderen Bettende sowohl beide Leitspindeln für
                              									das Gewindeschneiden als auch die Triebwelle für den Reitstockkolben zum Zwecke des
                              									Keilnuthhobelns. Auſserdem wird zum Betriebe des Fräserwerkes auf der vorliegenden
                              									Nebenwange in 3757mm Entfernung von der
                              									Mittelebene eine Welle von beliebiger Länge gelagert.
                           
                        
                           
                              Die Haupttheile der Drehbank.
                              
                           1) Der Spindelstock mit Sockelplatte. Die Grundplatte ist 4000mm
                              									lang, 2820mm breit, 820mm hoch, ein in Kastenform gegossener Rahmen von
                              										13093k Gewicht. Hierauf ist der aus zwei
                              									Theilen von gleicher Länge zusammengesetzte Spindelstockkörper aufgeschraubt. Die
                              									Abmessungen sind an der
                              									Auflagestelle 4000 und 2300mm bei 1700mm Höhe des Spindellagers; das Gewicht desselben
                              									ist 29676k. Zwei seitlich am groſsen Vorderlager
                              									angeschraubte Flügel dienen zum Feststellen der Planscheibe während der Fräsearbeit
                              									mittels zwei in der ⊥-förmigen Ringnuth des äuſseren Zahnkranzes eingreifender
                              									Klemmschrauben.
                           2) Die Drehbankspindel besteht aus geschmiedetem Stahl,
                              									welcher an den Lagerstellen in Oel gehärtet ist. Der vordere Lagerhals hat 650mm Durchmesser und 1000mm Länge. Die Spindel ist in ihrer vollen Länge
                              									von 4730mm für die Durchführung von 200mm starken Bohrstangen ausgebohrt. Diese
                              									Hauptspindel wiegt 9247k.
                           3) Die Planscheibe von 5000mm Durchmesser wird aus einem Mittelstück von 3000mm Durchmesser und aus vier Kreissektoren
                              									gebildet. Die Feststellung der Spannkloben erfolgt in der üblichen Weise mittels
                              									vier Schraubenspindeln in Kreuzstellung und je zwei dazu parallelen ⊥-förmigen
                              									Spannnuthen. An der Rückwand sind die vorbeschriebenen Zahnkränze angeschraubt. Die
                              									Planscheibe mit Zahnkränzen und Spannkloben wiegt 24015k.
                           4) Die Stufenscheibe besitzt sechs Riemenläufe von 750
                              									bis 1575mm Durchmesser und 280mm Breite. Die Triebwerksräder haben die im Antrieb angedeuteten Verhältnisse. Die Ausrückung des
                              									zweiten Vorgeleges erfolgt durch Drehung der excentrisch gelagerten Räderachse. Das
                              									Gewicht des Haupttriebwerkes beläuft sich auf 21150k.Einschlieſslich der ad 5 angeführten Nebentriebwerke.
                           Der vollständige Spindelstock erreicht sonach das ansehnliche Gewicht von 97181k.
                           5) Die seitlich des Spindelstockes angeordneten Nebentriebwerke sind ungleich. Während das linksgelegte bloſs die
                              									linksliegende Steuer welle betreibt, dient das rechts vorliegende Triebwerk
                           
                              a) zum Antrieb der vorderen Steuerwelle,
                              b) zum Betrieb der Planscheibe mittels der Schnecke,
                              c) für die Handeinstellung der Planscheibe als Theilvorrichtung
                                 										beim Zahnräderfräsen,
                              d) für den Antrieb der seitlich vorliegenden Fräserwelle,
                              e) für den Betrieb der Steuerwelle durch die letztere und
                                 										endlich
                              f) für den Betrieb der Planscheibe durch die Fräserwelle.
                              
                           Ad a. Von den Wechselrädern des rechts liegenden Schlitzlagers an der
                              									Spindelstockhinterwand wird mittels eines Kuppelungsrades und zweier Winkelräder
                              									eine kurze Querwelle bethätigt, die mittels eines Wendegetriebes die verlängerte
                              									Steuer welle treibt. In die Ausbohrung dieses Wellstückes schiebt sich eine
                              									Ausrückstange, welche an einem Hebel drehbar angelenkt ist. Ein durch einen
                              									Langschlitz gehender Querkeil verbindet die Ausrückstange mit der
                              									Zahnkuppelungsmuffe des Wendegetriebes, wodurch eine Umkehrung oder Abstellung des
                              									Ganges der Steuerwelle durch Hebelverstellung bequem erhalten wird.
                           
                           Der Betrieb der Planscheibe ad b wird von der Steuerwelle abgeleitet, indem durch
                              									Vermittelung eines Stirnräder- und eines Winkelräderpaares eine, unter dem
                              									Spindelstock durchgehende Querwelle auf der linken Spindelstockseite einen Satz
                              									Wechselräder bethätigt, an welchen die Schneckenspindel angekuppelt ist. Die in
                              									einem Oeltrog laufende Schnecke wird durch Herabschieben ihres Lagers auſser
                              									Eingriff mit dem Zahnkranz gesetzt und dadurch die Planscheibe für andere
                              									Betriebsarten freigemacht.
                           Ad c. Wird die Planscheibe als Theilvorrichtung beim Fräsen von Zahnrädern verwendet,
                              									so muſs nach jedem Durchgang des Werkzeuges die Planscheibe mittels der Schnecke,
                              									und im Bogenmaſs um den Betrag der Zahntheilung mit der Hand vorgedreht werden. Da
                              									nun, wie es bereits erwähnt ist, die Zähnezahl des Zahnkranzes 360 beträgt, so kann
                              									man mit Hilfe eingeschalteter Wechselräder und bei vollen oder Vierteldrehungen der
                              									Stellkurbel die vorgeschriebene Theilzahl erhalten. Um überdies jedes Versehen dabei
                              									auszuschlieſsen, wird von der Kurbelwelle ein Zählwerk in Gang gesetzt.
                           Ad f. Diese Vorrichtung, welche auf der vorderen, auf der Arbeitsseite der Drehbank
                              									liegt, kann ebenso leicht von der Fräserwelle in ununterbrochenen Gang versetzt
                              									werden, indem mit ein Paar Stirn- und Winkelrädern die Verbindung mit der
                              									Kurbelwelle hergestellt, die Stellkurbel aber vorher ausgelöst worden ist.
                           Ad d. Die Antriebswelle für das Fräserwerk erhält ihre Bewegung entweder von der
                              									Spindel oder bei festgelegter Planscheibe unmittelbar von dem
                              									Stufenscheibengetriebe, immer aber vom rechtsliegenden Wechselrädersystem durch
                              									Vermittelung verschiedener Zwischenräder.
                           Ade. Da nun während der Fräserarbeit die vorliegende Steuerwelle in der früheren
                              									Verbindung eine zu groſse Geschwindigkeit erhalten, demnach für jede Schaltbewegung
                              									unbenutzbar würde, so ist ein passende Abhängigkeit zwischen Fräserwelle und Steuer
                              									welle durch Einschaltung eines Schneckenradgetriebes geschaffen. Selbstverständlich
                              									wird das ad a erwähnte Kuppelungsrad von der Steuerwelle unabhängig und als ein
                              									Zwischenrad wirkend gemacht.
                           Im Uebrigen ist es vortheilhafter, die etwa erforderlichen Vorschubbewegungen während
                              									des Fräsens von der linksliegenden Steuerwelle ausführen zu lassen.
                           Diese soeben beschriebenen Triebwerke sind in Rahmen gelagert, welche an die Flanken
                              									der Spindelstock-Grundplatte angeschraubt sind.
                           6) Zwei auf fünf Querbalken aufgeschraubte 9400mm
                              									lange Bettbalken bilden zusammen das Hauptbett. Jeder Bettbalken besteht aus zwei
                              									Stücken von halber Länge, welche gehörig verschraubt, durch Querkeile versichert und
                              									in der Verbindungsstelle auf dem mittleren Querbalken von 1200mm Breite aufliegen, während die anderen
                              									Querbalken bloſs 600mm breit und 6270mm lang sind.
                           
                           Die Bettbalken sind 800 + 120 = 920mm hoch.
                           Jeder Bettbalken hat auf seiner ganzen Länge eine Prismaführung von 1210mm Breite und 120mm Höhe für die Auflage des Supportschlittens, eine durchgehende ⊥-förmige
                              									Spannnuth für die Feststellung desselben und eine etwas gröſsere Spannnuth für die
                              									Reitstockauflage. Auſserdem sind an den inneren Querverbindungen Lagerstellen für
                              									die Leitspindel vorgesehen. Die obere Gesammtbreite der Balkenverbindung, von
                              									Auſsenwand zu Prismakante und Prismakante zu Auſsenwand gemessen, beträgt 175 + 1210
                              									+ 2450 + 1210 + 175 = 5220mm.
                           Das ganze Hauptbett ist zur Mittelebene der Drehbank symmetrisch angeordnet, das
                              									Gesammtgewicht desselben beträgt 69857k.
                           7) Die Drehbank besitzt zwei gleiche Supporte. Bloſs der Höhenabstand von Prismawange
                              									bis zur Stahlauflage ist verschieden, und zwar 1470mm beim vorderen, 1580mm beim hinteren
                              									Support.
                           Die Supporte sind nach üblicher Art ausgeführt und bestehen aus: Hauptschlitten,
                              									Querschlitten, Drehstück, Kreuzsupport und Obertheil mit den Spannschrauben.
                              									Bemerkenswerth sind bloſs die Abmessungen, wobei als Länge stets die, in die
                              									Bewegungsrichtung des Theiles fallende Dimension bezeichnet ist.
                           Der Hauptschlitten ist lang 2860, breit 2465, hoch 400mm; der Querschlitten 1700, 1680 und 350mm. Die Auflage des Drehstückes hat 1000mm Durchmesser, die Höhe desselben ist 405 bezieh. 515mm, die obere Prismabahn ist 2300 lang und 630mm breit. Der Kreuzsupport ist lang 610, breit
                              										1050mm. Der Supportobertheil ist 1450 und
                              										610mm lang und breit. Kreuzsupport mit
                              									Obertheil sind zusammen 315mm hoch. Die
                              									Gesammthöhe des hinteren Supportes daher 400 + 350 + 515 + 315 = 1580mm.
                           Selbstgang ist bloſs für die unteren Schlitten vorgesehen, die Drehstücke werden
                              									mittels innenliegender Zahnkranzgetriebe, alle Supporttheile mittels auf die
                              									Transportspindeln aufgesteckter Ratschenhebel durch Hand bewegt.
                           Der selbstthätige Schlitten Vorschub für das Lang- und Plandrehen wird durch
                              									Zahnstangenbetrieb bezieh. durch ein Paar Bewegungsspindeln von der auf der
                              									Steuerwelle wandernden Schnecke mittels Räder in bekannter Weise abgeleitet.
                           Der Betrieb der Leitspindel für das Gewindeschneiden wird von der Steuerwelle
                              									abgeleitet, und durch Einschaltung von Versatzrädern nach Belieben geregelt. Zu
                              									diesem Behufe ist an der vorderen Stirnwand des Bettes je ein Schlitzlager (Schere)
                              									für jede Leitspindel vorgesehen.
                           Die Leitspindel wird bloſs zu ⅔ ihres Umfanges von der Mutter gefaſst, so daſs der
                              									frei bleibende Theil zur Unterstützung dienen kann. Durch Ausschieben der
                              									Mutternhälften mittels Schneckenradbetriebes wird die Leitspindel frei.
                           
                           Noch ist eine selbstthätige Riemenverschiebung für das Deckenvorgelege vom
                              									Arbeitsstande aus zu erwähnen, eine Einrichtung, welche entweder durch Hand oder von
                              									den Steuerwellen betrieben werden kann. Parallel zu den Steuerwellen nach dem Bett
                              									zu lagern zwei schwächere durch Kipplager gestützte Wellen, welche bis zu den
                              									Nebentriebwerken reichen und dort nach aufwärts abzweigend die Riemengabeln bewegen,
                              									Ausschiebbare Räder am Schlitten stellen eine Verbindung mit den Steuerwellen her,
                              									auſserdem kann mittels eines Winkelräderpaares die Riemenverstellung durch Hand
                              									vollendet werden. Das Gesammtgewicht der Supporte mit sämmtlichen Bewegungstheilen
                              									ist 81349k.
                           8) Der Reitstock besteht aus der Grundplatte, dem
                              									Mittelstück und dem eigentlichen Reitstocksattel. Die Gesammthöhe dieser Theile ist
                              										1700mm. Die Grundplatte, die Brücke zwischen
                              									den beiden Bettbalken, erhält durch einen Ansatz Führung an zwei Seitenleisten
                              									derselben und Feststellung durch Ankerschrauben, welche in den ⊥-förmigen
                              									Spannschlitzen laufen, deren Mittelentfernung 1660mm beträgt. Verstellt ward die Grundplatte durch ein aus Winkel- und
                              									Stirnrädern zusammengesetztes Triebwerk, welches in eine in den Bettbalken seitlich
                              									eingegossene Zahnstange wirkt und durch einen Ratschenhebel durch Handbewegung
                              									bethätigt wird. Zum Zwecke des Conischdrehens wird das in Quernuthen geführte
                              									Mittelstück mittels seitlicher Druckschrauben aus der Mittelebene geschoben und
                              									dadurch der fest aufgeschraubte Reitstocksattel mitgenommen. Diese Trennung ist zu
                              									dem Behufe vorgesehen, damit bei der Bearbeitung hohler Gegenstände, wie
                              									Dampfcylinder u. dgl. oder Kurbelwellen der gewöhnliche Reitstocksattel durch einen
                              									solchen mit Planscheibe ersetzt werden kann, wie dies bei den
                              									Locomotivräderdrehbänken der Fall ist.
                           Allerdings ist hier kein Antrieb der Reitstockplanscheibe vorhanden, was zum
                              									Fertigdrehen desjenigen Werkstückendes, welches vorher zum Mitnehmen diente, wohl
                              									erforderlich wäre, ein Mangel jedoch, der bei den vorhandenen Einrichtungen leicht
                              									zu beseitigen ist. Der Reitstockkolben hat 350mm
                              									Durchmesser und 1250mm Hub, er wird durch ein
                              									seitliches Griffrad mit Räderumsetzung und Zahnstangengetriebe zurückgeführt oder
                              									angestellt. Um denselben aber beim Bohren vorzutreiben oder für das Ausstoſsen von
                              									inneren Keilnuthen gleichsam wie einen Hobelstöſsel vor und zurück zu bewegen, sind
                              									die folgenden Triebwerkseinrichtungen getroffen:
                           An der Hinterseite der Grundplatte ist ein freistehender Bock angeschraubt, in
                              									welchem ein lothrechtes kurzes Wellenstück lagert, das die Drehbewegung von der
                              									unteren Mittelwelle des Hauptbettes auf eine oberhalb liegende Zwischenwelle
                              									überträgt. Von dieser wird durch Vermittelung eines aus fünf Stirnrädern und einer
                              									Zahnkuppelungsmuffe zusammengesetzten Wendegetriebes die Reitstockspindel nach
                              									beiden Drehungsrichtungen bethätigt. Der Hub des Kolbens wird begrenzt, die Umkehrung
                              									eingeleitet durch stellbare Anschlagknaggen, die an einer seitlichen Ausrückstange
                              									sich vorfinden und welche durch einen Hebel die Verschiebung der Kuppelungsmuffe
                              									besorgt. Das Gewicht des Reitstockes mit sämmtlichen Bewegungstheilen ist zu
                              										24485k angegeben.
                           9) Das Fräserwerk (Fig. 4 bis 6 Taf. 13 und
                              										1 und
                              										2 Taf.
                              									14) vervollständigt den Wirkungsbereich dieser Drehbank ganz auſserordentlich und
                              									macht dieselbe erst zu Arbeiten geeignet, wozu eine gröſsere Anzahl mächtiger
                              									Maschinen erforderlich wäre. Hierdurch kann nicht nur die gesammte Maschine besser
                              									ausgenutzt und zeitweiligem Stillstand derselben vorgebeugt werden, sondern es wird
                              									auch der groſse Vortheil wahrgenommen, welcher das Fertigstellen eines schweren
                              									Werkstückes bei nur einmaligem Aufspannen mit sich bringt. Nachdem beide Supporte
                              									bis zum Hauptschlitten abgehoben worden sind, werden beide Hauptsupportschlitten
                              									durch ein passendes Mittelstück zu einem ganzen, die volle Bettbreite umfassenden
                              									Stück vereinigt. An Stelle der früheren kurzen Bewegungsspindeln werden solche von
                              									durchgehender Länge eingezogen und die Mittelwelle für den Betrieb eingerichtet.
                           Die Verbindung dieser Schlittenwelle mit der am rechtsliegenden Neben trieb werk
                              									angekuppelten Keilnuthwelle erfolgt durch ein wanderndes Hülsen-Winkelrad, welches
                              									am Schlitten gelagert ist und ein Paar Stirnräder daselbst betreibt. Die
                              									Keilnuthwelle wird durch Lagerböcke unterstützt, die in Spannschlitzen einer langen
                              									Nebenwange beliebig an passender Stelle aufgestellt werden. Der groſse
                              									Doppelschlitten wird durch die gleichzeitige und gleichmäſsige Drehung der beiden
                              									groſsen Leitspindeln verstellt und verschoben. Zu diesem Behufe werden beide
                              									Leitspindeln durch die Einschaltung des Reitstocktriebrades als loses Zwischenrad in
                              									Abhängigkeit gebracht und beide gleichzeitig nur von der links liegenden Steuerwelle
                              									getrieben. Die Länge des Doppelschlittens (in der Bettrichtung) ist 1680 + 1170 =
                              										2850mm, die Gesammtbreite 2460 + 2000 + 2460 =
                              										6920mm. Auf diesen Hauptschlitten wird eine
                              									Querschlittenplatte aufgeschoben, welche eine Kreisauflage mit Ringnuth enthält,
                              									1200 + 850 = 2050mm Länge, 1680mm Breite und 180mm an Höhe miſst und 4000 + 2000 = 6000mm Hub besitzt, welcher von der hinteren Steuerwelle durch Vermittelung
                              									der wandernden Schnecke und der bekannten Stirnräder durch die zwei
                              									Schlittenspindeln in selbstthätiger Bewegung erzeugt wird.
                           Auf diesem Querschlitten wird nun ein Drehstück aufgesetzt, welches eine wagerechte
                              									Prismaführung für den Fräserständer bildet, während an der lothrechten Führung des
                              									letzteren der Ständerschlitten sich verschiebt. Weil nun der Fräserständer sich
                              									sowohl gegen das Drehstück verschiebt, als auch gegen die Mittelwelle des
                              									Doppelschlittens jede Winkelstellung in wagerechter Ebene einzunehmen vermag, so
                              									wird der Antrieb durch
                              									ein System parallel liegender Wellen vermittelt, von denen ein kurzes stehendes
                              									Stück, gleichsam die Drehungsachse der Prismaführung bildend, den Antrieb von der
                              									Mittelwelle ableitet.
                           Der Fräserständer ist 2700mm hoch, sein Fuſs hat
                              										1600mm Seitenlänge und 1200mm Verschiebungsmöglichkeit auf der
                              									Drehstückwange. Die eigentliche Fräserspindel ist in einem langen Hohlkörper
                              									gelagert, welcher in die Führung einer Platte sich einschiebt, die
                              									Winkeleinstellungen bis 35° in lothrechter Ebene zuläſst und an dem vorerwähnten
                              									Ständerschlitten drehbar angesetzt ist. Dadurch wird es möglich, der Fräserspindel
                              									auſser den früheren noch eine Höhen Verstellung von 300+1100 = 1400mm und eine Verschiebung in ihrer Achsrichtung von
                              										1000mm zu ertheilen.
                           Die Schaltbewegungen des ganzen Fräserwerkes können in fünf vollständig von einander
                              									unabhängige Gruppen getheilt werden, nämlich:
                           a) Die Schlittenbewegung durch die beiden groſsen Leitspindeln.
                           b) Die Bewegung des Querschlittens mit dem Drehstück.
                           c) Die Fortrückung des Ständers auf der Wange des Drehstückes durch zwei liegende
                              									Bewegungsspindeln. (Selbstthätige Drehung ist nicht vorgesehen.)
                           d) Höhenverstellung des Ständerschlittens durch zwei stehende Bewegungsspindeln
                              									mittels Schneckenrad- oder Winkelradbetriebes. Der Ständerschlitten ist auſserdem
                              									durch Gegengewichte, welche an zwei über Rollen laufende Metallbänder angehängt
                              									sind, ausbalancirt.
                           e) Verschiebung des Spindelkörpers in der Achsrichtung der Fräserspindel in jeder
                              									Lage durch das Spindeltriebwerk.
                           Fünf Gruppen von Versatzrädern ermöglichen für jede dieser Bewegungen eine
                              									unabhängige Regelung der Bewegungsgeschwindigkeit. Auſserdem sind die drei zuletzt
                              									unter c, d, e angeführten Bewegungsabtheilungen noch mit Wendegetrieben
                              									ausgestattet, durch welche eine selbstthätige Hubbegrenzung und Ausrückung mittels
                              									Anschlagknaggen verbunden ist. Das gesammte Fräserwerk wiegt 46589k.
                           Die Messerscheibe zum Flachfräsen wird auf die Spindel aufgeschraubt, während die
                              									Fräserwerkzeuge nach gewöhnlicher Art auf Dorne gesteckt, diese durch die hohle
                              									Spindel geschoben und mittels Muttern sichergestellt werden. Für weitausladende
                              									Fräserwerkzeuge wird ein. Gegenlager an den Spindelkörper angesetzt, wozu die daran
                              									befindlichen Spannnuthen eine beliebige Einstellung erleichtern. Sind Zahnräder von
                              									mehr als 6m Durchmesser und 0m,5 Kranzbreite zu fräsen, so werden an den
                              									Spindelkörper noch Vorrichtungen angesetzt, die aus je einem Lagerbügel bestehen, in
                              									welchen nach Bedarf kleine loth- oder wagerechte Fräserspindeln von der Hauptspindel
                              									betrieben werden.
                           10) Die Transmissionstheile mit der
                              									Betriebsdampfmaschine, Aufspannwerkzeuge, Setzstöcke, Schlüssel und Handhebel haben
                              									zusammen ein Gewicht von 21200k.
                           
                           Hiernach stellt sich das Gesammtgewicht der vollständigen Drehbank wie folgt auf:
                           
                              
                                 Spindelstock mit Planscheibe
                                   97,2t
                                 
                              
                                 Bett
                                   69,9
                                 
                              
                                 Supporte vollständig
                                   81,3
                                 
                              
                                 Reitstock
                                   24,5
                                 
                              
                                 Fräserwerk
                                   46,6
                                 
                              
                                 Dampfmaschine und Transmission
                                   21,2
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 340,7t
                                 
                              
                           So wie das Fräserwerk während der Drehthätigkeit der Bank passende Verwendung an
                              									anderem Ort als selbständige Arbeitsmaschine finden kann, ebenso wohl können dieser
                              									Drehbank andere Hilfstheile noch zugefügt werden, um so den Wirkungsbereich dieser
                              									groſsartigen Maschine zu erweitern und dieselbe zu einem Universalwerkzeug im
                              									weitesten Sinne des Wortes zu gestalten, welches dem Genie ihrer Erbauer alle Ehre
                              									macht.
                           Pregél.
                           
                        
                     
                  
               
