| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 251 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								264 S. 278.)
                        Mit Abbildung.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Der Herdschmelzprozeſs.
                           Von neueren Oefen wurde der bemerkenswerthe Radcliff'sche, Stahlschmelzofen bereits 1887 265
                              									398 beschrieben; an sonstigen neueren Herdöfen möge noch der Ofen von H. Ferguson in Pittsburg (Amerikanisches Patent Nr.
                              									349306) erwähnt werden, welcher sich dadurch unvortheilhaft auszeichnet, daſs die Zickzackkanäle zur Erhitzung des
                              									Verbrennungswindes direkt unter der Herdplatte und
                              									direkt über den Abgaskanälen liegen. Eine Ausbesserung
                              									der 3 wesentlichen Bestandtheile des Ofens wird durch eine derartige Anordnung
                              									äuſserst erschwert. Das Gas wird dem Ofen durch 2 Düsen zugeführt.
                           Nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1887 S. 173 standen im J. 1885 in Amerika 63 Martin-Oefen mit einem thatsächlichen Ausbringen von
                              										135143t in Betrieb. Dasselbe kann jedoch bis
                              									auf 544200t gesteigert werden. Augenblicklich
                              									werden 60 Proc. der Blöcke zu Grob- und Feinblechen, 4 Proc. zu Schienen und 36
                              									Proc. zu Walzstahl und Formenguſs verwendet. Die Fassung soll bei 4 Oefen von Carnegie, Phipp and Co. Ld. bei Pittsburg auf 35t gestiegen sein. Gewöhnlich liegen die Oefen
                              									nicht in 2 parallelen Reihen, sondern in einer Linie
                              									und die Abstichöffnung und die Aufgebethüren sind auf verschiedenen Seiten
                              									angeordnet. Dagegen liegen die Gaserzeuger zusammen. Der Herd ist etwa 30 Proc.
                              									gröſser als der Einsatz, wenn Hut Erzzuschlag gearbeitet wird, und gewöhnlich 700mm tief. Auf die eiserne Herdplatte kommt eine
                              									Lage hochkantiger feuerfester Ziegel zu stehen, welche von erbsengroſsen
                              									Quarzstücken mit 3 bis 4 Proc. Thon gemengt überdeckt werden. Dann wird der Herd bis
                              									zur Weiſsglut erhitzt und mit 10 bis 20cm Sand
                              									belegt. Die 230mm starken Gewölbe bestehen aus
                              									französischen oder englischen Steinen; mit amerikanischem Material werden erst
                              									neuerdings Versuche gemacht. Strahlende Wärme, also hohe Gewölbe, sollen auf die Beschaffenheit des Bades günstig einwirken.
                              									Basisch zugestellte Martin-Oefen sind bis jetzt in
                              									Amerika noch nicht in Betrieb, werden aber zweifellos in Zukunft eingeführt Werden,
                              									besonders in den Werken, welche mit Erzzuschlag arbeiten, weil letzterer das saure
                              									Futter stark angreift.
                           Der zur Benutzung von flüssigem Brennmaterial bestimmte Ofen von J. Riley in Glasgow (Englisches Patent Nr. 12756 vom J.
                              									1886) hat einen
                              									tiegelförmigen runden Herd, dessen oberer Theil mit 2 auf entgegengesetzten Seiten
                              									des Herdes in einer Linie mit diesem liegenden Winderhitzern mit Steinfüllung in
                              									Verbindung steht. In der Sohle der Erhitzer mündende Kanäle verbinden dieselben mit
                              									einem gewöhnlichen Umstellventil für Windrohr und Esse. Hinter dem Ofen steht erhöht
                              									ein den Brennstoff enthaltender Behälter, dessen herumschwenkbares Ausfluſsrohr je
                              									nach der Flammenrichtung mit dem einen oder dem anderen von dem Herdgewölbe zu den
                              									Winderhitzern führenden Kanal verbunden werden kann. Vorher muſs man natürlich das
                              									Umstellventil für die Abgase wechseln.
                           Die Oefen von E. D. Wassell in Pittsburg (Englisches
                              									Patent Nr. 6087 vom J. 1887) und von W. Deighton in
                              									Wurkington, Cumberland (Englisches Patent Nr. 13275 vom J. 1886) schwingen um
                              									horizontale Zapfen bezieh. rollen auf Rollenlagern und sollen sowohl als Martin- als auch als Bessemer-Oefen verwendet werden.
                              									Denselben Zweck verfolgt der Ofen von R. Miller in
                              									Motherwell, Lamark und N. E. Maccalum in Helensburgh,
                              									Dumbarton (Englisches Patent Nr. 12541 vom J. 1886). Bezüglich der näheren
                              									Einrichtung dieser Oefen muſs auf die betreffenden Patente verwiesen werden.
                           Der bemerkenswerthe Ofen von Thwaite und Stewart in
                              									Bradford ist S. 58 d. Bd. bereits beschrieben; da von demselben jedoch Angaben über
                              									Betriebsverhältnisse nicht vorliegen, so läſst sich schwer ein Urtheil über die
                              									Anlage fällen. Nimmt man eine Schmelzdauer selbst von nur 2½ Stunden für 3t Eisen im Herdofen an, so ist nicht recht
                              									einzusehen, worin die Vortheile bestehen, wenn man erwägt, wie umständlich der
                              									Apparat ist und wie schwierig sich seine Handhabung darstellt. Da dürfte es schon
                              									eher angezeigt sein, einen gewöhnlichen Bessemer-Ofen mit einem Martin-Ofen zu verbinden, um eine energische Entkohlung
                              									in ersterem und eine bestimmte Beurtheilung des entkohlten Productes in letzterem zu
                              									erzielen. Immerhin dürfte aber die Stewart'sche Anlage
                              									das Interesse der Eisenhüttenleute erregen, wenn dieselben auch von einer Verwendung
                              									derselben voraussichtlich absehen werden.
                           Nebenbei sei hier auch auf das Oesterreichische Patent vom 18. Januar 1886 der Prihradny'schen Eisenwerks-Gewerkschaft in Bries aufmerksam gemacht, welches einen
                              									Puddelofen mit Regenerativ-Gas-Heizung betrifft. Derselbe weist als besondere
                              									Merkmale folgende auf: Gas und Luft treffen vor den Feuerbrücken von
                              									entgegengesetzten Seiten kommend in einer Linie auf
                              									einander, wodurch eine besonders innige Mischung beider erreicht werden soll. Vor
                              									jeder Feuerbrücke ist eine Wasserkühlung angeordnet, welche die Flamme zwingen soll,
                              									direkt hinter der Feuerbrücke nach unten zu fallen und vor dem Aufwärtssteigen den
                              									mitgerissenen Staub abzusetzen, um Verstopfungen der Erhitzer zu vermeiden. Es sind
                              									2 Essenklappen vorhanden, um die Abgase nach Erforderniſs dem einen oder dem anderen
                              									Erhitzer zuführen zu können. 
                              									Josef v. Ehrenwerth berichtet in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1886 S. 622 ausführlich über den Martin-Prozeſs mit ausschlieſslicher oder vorwiegender Verwendung von
                              									Roheisen und Erzen. Versuche mit alleiniger Benutzung von Roheisen und Erzen (bis 30
                              									Proc.) sind in neuerer Zeit in Schweden vom Ingenieur Odelstjerna angestellt und im Jahrgang 1886, Heft 2 von Jern contorets annaler veröffentlicht worden. Das
                              									Resultat derselben wird in folgendes Urtheil zusammengefaſst: Das im Erz-Martin-Prozeſs dargestellte Eisen hat alle
                              									vortrefflichen Eigenschaften des gewöhnlichen guten schwedischen Schrot-Martin-Metalles, und verhält sich beim Abstich viel
                              									ruhiger als das letztere, so daſs selbst ganz weiches Eisen mit nur 0,04 Proc.
                              									Kohlenstoff sich ohne alle Schwierigkeiten abstechen und vergieſsen läſst, wenn nur
                              									die Arbeit im Ofen in richtiger Weise erfolgt und die Temperatur des Bades die ganze
                              									Zeit hindurch entsprechend hoch gehalten wird. Kalt besitzt das Metall eine groſse
                              									Zähigkeit, was sowohl von der Probe-Anstalt des Jerncontor ausgeführte Zerreiſsungsproben nachweisen, als Auch von
                              									mehreren Drahtziehereien versichert wird.
                           Frühere Versuche in Graz (in den J. 1881 und 1882) bezweckten, zu untersuchen, ob
                              									sich die österreichischen Erze nicht ebenso gut wie die schwedischen zum Durchführen
                              									des Erzfrischens eignen. Es wurden zu diesem Zweck Briquettes aus Erzen, Kohle und
                              									Roheisen, oder Roheisen und Kohle, oder Erz und Pulverkohle verwendet.
                           Die Ergebnisse dieser Versuche bestätigen das Urtheil, welches v. Ehrenwerth in einer bereits 1882 erschienenen
                              									Broschüre niedergelegt hat. Die Wirkung der Erze auf die Entkohlung des Bades findet
                              									nicht direkt, sondern indirekt durch die Schlacke statt. In Folge der bedeutend
                              									gröſseren Menge Schlacke, welche bei ausschlieſslicher Verwendung von Roheisen und
                              									Erz entsteht, leidet aber die Durchwärmung des Bades, dadurch wird die Dauer der
                              									Hitze verlängert und auch das Ofenfutter stärker angegriffen, letzteres um so mehr,
                              									als auch die Schlacke eisenreicher ist. Man muſs deshalb die Ofentemperatur so hoch
                              									wie Möglich halten, um einerseits die Reaction der eisenreichen Schlacke auf das
                              									Eisen zu beschleunigen, also auf eine kurze Dauer der Hitze hinzuwirken, und um
                              									dadurch andererseits das Ofenfutter mehr zu schonen. Es muſs jedoch hervorgehoben
                              									werden, daſs das Erzfrischen bezüglich der Einhaltung der richtigen Temperaturen
                              									viel empfindlicher ist als der gewöhnliche Prozeſs. Die Anwendung von Erzen in
                              									groſsen Stücken und von Erz-Roheisen-Briquettes ist zwecklos, wenn die Temperatur
                              									nicht so hoch wie möglich ist. Besser sind lockere Erze in kleinen Stücken, welche
                              									sich in der Schlacke rasch auflösen, ohne dabei dieselbe zu stark umher zu spritzen.
                              									Im Allgemeinen ist der Oxydationsgrad der Erze bedeutungslos. Eine niedrige Stufe
                              									verdient aber den Vorzug, weil mehr Erze verwendet werden können und dadurch das
                              									Ausbringen an Eisen erhöht wird.
                           
                           Die Erze müssen jedoch, um nicht zu groſse Schlackenmengen zu geben, möglichst wenig
                              									erdige Bestandtheile haben. Das Gleiche gilt von dem Roheisen, welches am besten arm
                              									an Mangan und Silicium ist. Zur Verminderung der Schlackenmenge befördert man das
                              									Auskochen der Schlacke durch Herbeiführung eines heiſsen Ganges und genaue
                              									Zeiteintheilung für das Aufgeben der Erzzuschläge. Möglichst feuerfeste Ofenfutter
                              									wirken in demselben Sinne. Die einmal ausgekochte Schlacke zieht man am besten
                              									sofort ab. Von dem Phosphorgehalt der Erze gehen ungefähr ⅓ in das Eisen, aber ⅔ in
                              									die Schlacke über, welche deshalb möglichst schnell
                              									entfernt werden muſs. Die Verwendung von wenig Schwefel haltigen Erzen verursacht
                              									keine wesentliche Zunahme des Schwefelgehalts im fertigen Eisen. Ganz zu vermeiden
                              									sind Schwefel haltige Kohlen in den Generatoren, weil das Eisen aus den Gasen
                              									Schwefel aufnimmt. Man kann diesen Uebelstand vermeiden, wenn man der Kohle in den
                              									Generatoren Kalk zuschlägt.
                           v. Ehrenwerth schlieſst seinen Bericht mit folgenden
                              									Worten: Wird der Erz-Martin-Prozeſs in einem richtig
                              									gebauten Ofen durchgeführt und richtig geleitet, so darf er, was Oekonomie betrifft,
                              									schon heute dem in Oesterreich üblichen Bessemer-Betriebe mindestens an die Seite gestellt werden, vor dem ihm aber, was Erzeugung
                              									bestimmter und insbesondere weicher Sorten und was Raumbedarf betrifft, sowie, weil
                              									er kein Gebläse bedarf, entschieden der Vorzug gebührt. Gelingt es auch, die ihm zur
                              									Zeit noch anhaftenden Uebelstände, die längere Hitzendauer und insbesondere den sehr
                              									zerstörenden Einfluſs der Schlacke auf die Ofenzustellung zu beseitigen, wofür
                              									Aussicht vorhanden ist, so erlangt der Prozeſs vor sämmtlichen Prozessen der
                              									indirekten Eisenerzeugung für viele Gegenden einen bedeutenden Vorsprung und ist
                              									geeignet, der alpinen Eisenindustrie eine neue Grundlage zu geben.
                           Nach einer Mittheilung von Stahl und Eisen, 1886 S. 600
                              									über einen Reisebericht von schwedischen Hütteningenieuren durch Oesterreich,
                              									Deutschland, Belgien, Frankreich, England und Amerika, wird jedoch in ersterem Lande
                              									einstweilen noch wenig Erzzuschlag beim Martin- Prozeſs
                              									benutzt und dann auch nur gegen Ende der Hitze. Werke, welche auf eine
                              									ausgezeichnete Qualität des Stahles hinarbeiten, wenden Erz überhaupt nicht an. In
                              									Witkowitz befindet sich ein 10t-Ofen, der jährlich
                              									etwa 3000t Blöcke liefert und ohne erhebliche
                              									Ausbesserungen 120 bis 150 Hitzen aushält. Der Roheisenzuschlag beträgt 15 Proc.,
                              									der Abbrand 4 bis 6 Proc. und der Brennmaterialaufwand 45 bis 50 Proc. Man nimmt ⅔
                              									Koks und ⅓ sehr backender Kohle mit etwas Kalk zur Verschlackung der Asche. Mit
                              									Wassergas soll man neuerdings ausgezeichnete Ergebnisse erhalten haben. In diesem
                              									Falle münden die Gas- und Luftkanäle in dem Gewölbe mitten
                                 										über dem Herd, so daſs an dieser Stelle eine starke nach unten gerichtete
                              									Stichflamme erzeugt wird. In Donawitz sind 2 Oefen in Betrieb, welche im J. 1884
                              										5040t
                              									Eisen erzeugten.
                              									Letzteres besaſs aber nicht unter 0,17 Proc. Kohlenstoff. Es wurden verbraucht:
                              									25,82 Proc. Roheisen, 81,27 Proc. Abfalleisen, 66,89 Proc. Braun- und 21,47 Proc.
                              									Kleinkohlen. In Neuberg ist ein 5t-Ofen vorhanden;
                              									derselbe erzeugte 1884 1219t Eisen, welches zum
                              									gröſsten Theile auf Bleche verarbeitet wurde. Für besonders gutes Material vereinigt
                              									man den Bessemer- mit dem Martin-Prozeſs. Das hierdurch
                              									erzeugte Material wird dem Tiegelguſsstahl für gleichwertig erachtet und dient
                              									vielfach als Werkzeugstahl. In Graz befinden sich 3 Martin-Oefen mit 2 Vorwärmöfen, von welch letzteren einer eine
                              									Regeneratorfeuerung hat. Die Production bestand aus 160t Eisen in einer Woche. Es wurden aufgegeben 93,5 Proc. Abfalleisen und 4
                              									Proc. Guſseisen. Der Abbrand betrug 4,5 Proc. Der Brennmaterialaufwand war 82 Proc.
                              									des fertigen Productes. Die Oefen halten 300 bis 400 Hitzen aus, nach einer anderen
                              									Angabe sogar 600 bis 700 Hitzen ohne wesentliche Ausbesserungen.
                           Die Aeuſserungen der schwedischen Ingenieure über die deutschen (nur sauren) Martin-Oefen sind zu allgemeiner Natur, um hier
                              									wiedergegeben werden zu können.
                           Das Seraing'sche Werk besitzt 2 Oefen, von welchen einer
                              									basisch zugestellt ist und zur Zeit 3 Monate in Betrieb stand. Verschmolzen wurde
                              									nur reines Roheisen mit nicht mehr als 0,08 Proc. Phosphor. Natürlich kann man
                              									hieraus schon ein ausgezeichnetes Product herstellen. Der basische Herd ist von dem
                              									sauren Gewölbe durch eine Chromeisenerzschicht getrennt. Eine basische Hitze verlief
                              									wie folgt: Ausbesserung des Herdes durch Eintragen von zuerst trockenem und dann mit
                              									Theer vermischtem Dolomit; Einsetzen der ganzen Post mit 3 Proc. Spiegeleisen auf
                              									einmal; Niederschmelzung derselben; Entnahme von Proben; Zuschlagen von Glühspan;
                              									Abziehen der Schlacke; Zusatz von 1 Proc. Spiegeleisen; Abstich nach 6 Stunden. Ein
                              									am 23. März 1885 verschmolzener Einsatz bestand aus 1500k spanischem Bessemer-Roheisen, 4500k
                              									Schienenabfall, 100k Guſsschrot und 28k Eisenmangan. Hieraus erhielt man 5663k Blöcke bei 6,2 Proc. Abbrand. Die Dauer der
                              									Hitze war nur 4 Stunden 15 Minuten. Die Ausbesserung des Ofens nahm aber 3 Stunden 5
                              									Minuten in Anspruch. Das Product hatte 0,06 Proc. Kohlenstoff, 0,01 Proc. Silicium,
                              									0,007 Proc. Phosphor, 0,023 Proc. Schwefel und 0,3 Proc. Mangan. In Creusot machte
                              									man zur Zeit mit basischen Oefen Versuche. Der Einsatz wurde wie in St. Etienne in
                              									mit Erz ausgefütterten Dreh-Puddelöfen vorbereitet. In Denain geschah die ganze
                              									Entphosphorung in basisch zugestellten Pernot-Oefen.
                           Firminy besitzt 10 Martin-Oefen von 8 bis 14t Fassung. Betreffs der übrigen Werke ist
                              									Besonderes nicht zu erwähnen. Von englischen Werken sind The
                                 										Steel Co. of Scotland mit 37 13t-Oefen,
                              										Mossend lron Co. mit 10, Dalzell Iron and Steel Works mit 13 und Landore
                                 										Siemens-Steel Works mit 24 Oefen zu erwähnen. Bei den Oefen neuester
                              									Construction (wie z.B.
                              									in Landore und Barrow) soll die Flamme nach dem bekannten Siemens'schen Prinzip weder das Gewölbe noch das Bad berühren. Bei den
                              									meisten Oefen wird ein Erzzuschlag gemacht. In einem amerikanischem Werke machte man
                              									die 10 Minuten dauernde Egertz'sche Probe während der Hitze. In einem anderen Werke war das
                              									Gewölbe in einen wassergekühlten Ring eingebaut und konnte als Ganzes mittels eines
                              									Krahnes abgehoben werden. Das Gewölbe hielt aber nicht lange, weil es sich nicht
                              									genügend ausdehnen konnte. Dagegen bewährten sich abnehmbare Gewölbe über den
                              									Einlaſsöffnungen für Gas und Luft.
                           Die Magnesia gewinnt eine wachsende Bedeutung als basisches Futter für den
                              									Herdschmelzprozeſs. In der Oesterreichischen Zeitschrift für
                                 										Berg- und Hüttenwesen, 1886 S. 781 und Stahl und
                                 										Eisen, 1886 S. 780 werden verschiedene Berichte veröffentlicht, welchen
                              									nachstehende Angaben entnommen sind. Der älteste Fundort für fast reine kohlensaure
                              									Magnesia (mit Spuren Kalk und 1 bis 1,5 Proc. Kieselsäure) ist die Insel Euböa.
                              									Fernere Lagerstätten finden sich im Königreich Sachsen und in den Steierischen Alpen
                              									bei Brück-Mitterdorf. Aus letzterem Ort bezogen im J. 1885 16 Werke 2300t. Die Ausfuhr ist aber seitdem ganz bedeutend
                              									gestiegen. Der Magnesit erleidet durch das Brennen eine lineare Schrumpfung von 25
                              									Proc. Das Brennen geschieht bei dem griechischen und sächsischen Magnesit in einem
                              									sauren Kupolofen, beim steierischen Magnesit in einem Etagen-Flammofen, welcher die
                              									allmähliche Anwärmung des Gutes bis zur Weiſsglut gestattet. Die gebrannte Magnesia
                              									wird gemahlen und je nach ihrer Reinheit mit 4 bis 5 Proc. Thon oder 10 Proc.
                              									kaustischer Magnesia gemischt. Dann feuchtet man sie unmittelbar vor dem Gebrauch
                              									mit etwas Wasser an und preſst aus der Masse Ziegel, welche nur getrocknet zu werden
                              									brauchen. Als Bindemittel kann man auch wasserfreien Theer verwenden. Stampfmasse
                              									wird in derselben Weise hergestellt. Zu Ausbesserungen des Ofens verwendet man
                              									kaustische Magnesia, welche, um ihr eine geringe Schmelzbarkeit zu verleihen, etwas
                              									Kieselsäure enthalten muſs. Beim basischen Martin-Ofen
                              									sollen die Erhitzer direkt unter demselben in senkrechter Richtung zur Längsachse
                              									liegen, um die Gas- und Luftkanäle bequem anordnen zu können. Der Herd steht am
                              									besten mit letzteren in gar keiner Verbindung, um die der Zerstörung leicht
                              									unterworfenen Feuerbrücken leicht ausbessern zu können. Man ordnet deshalb auch 5
                              									Arbeitsthüren an. Die Bekleidungsplatten sind möglichst auszuschneiden, um immer
                              									schnell an das Futter selbst kommen zu können. Der Luftkanal liegt direkt unter dem
                              									Gewölbe, um dieses zu kühlen und die Verbrennung des direkt über dem Metallbad
                              									ausströmenden Gases über diesem stattfinden zu lassen. Die aus basischen Ziegeln
                              									gemauerten Böden sind haltbarer als die gestampften und haben eine Dicke von 30 bis
                              										35cm. Sie reichen in basischer Zusammensetzung
                              									nur so hoch, wie das Bad
                              									steigt. Die sauren Ziegel werden direkt auf die basischen aufgesetzt, sollen aber
                              									nicht auf diesen lasten, sondern müssen sich selbst tragen. Zur Verschmelzung eignen
                              									sich Roheisensorten mit 2 Proc. bis Spuren Phosphor, mit höchstens 0,15 Proc.
                              									Schwefel, mit 1,5 bis 0,5 Proc. Silicium und mit 1,5 Proc. bis Spuren Mangan. Eine
                              									Hitze im 8 bis 10t-Ofen verläuft in Frankreich bei
                              									einem Phosphor reichen aber sehr Schwefel armen Roheisen wie folgt: Man wirft
                              									faustgroſse Kalksteinstücke mit oder ohne Erz in den Herd und setzt dann das
                              									Roheisen an den Herdumfang und den Schrot in die Mitte des Herdes. Ist alles
                              									geschmolzen und das Bad gut warm, so sticht man die Schlacke durch die mittlere Thür
                              									ab. Man wiederholt letzteres nach jedem Kalk- und Schrotzuschlag. Zeigen
                              									Schöpfproben keinen Phosphorgehalt des Metalles, so sticht man möglichst alle
                              									Schlacke ab und setzt, unter Innehaltung der erforderlich hohen Temperatur,
                              									Eisen-Mangan- oder -Silicium zu. Eine Hitze von 8t
                              									ist demnach zusammengesetzt aus 4450k Roheisen,
                              										4450k Schrot, 55k Eisen-Mangan, 800k Kalkstein und
                              										100k Erz und gibt je nach der Art des Schrotes
                              									8 bis 16 Proc. des Fertigproductes an Abbrand. Je stärker vorgewärmt das Roheisen
                              									eingeführt wird, um so weniger kann man davon verwenden, weil nicht Zeit genug
                              									vorhanden ist, um es zu reinigen. Dieser Uebelstand ist am gröſsten, wenn der Ofen
                              									mit flüssigem Roheisen beschickt wird. Man hilft sich dann mit einem Erzzuschlag.
                              									Das Product enthält nur 0,05 Proc. und noch weniger Phosphor, selbst wenn das
                              									Roheisen 1,2 Proc. davon besitzt. Der Gehalt an sonstigen Unreinigkeiten hängt von
                              									dem Zusatz an Spiegeleisen, Eisen-Mangan und -Silicium ab. Ganz Phosphor armes Eisen
                              									kann man nur aus reinen Rohmaterialien herstellen. Dasselbe soll aber in diesem
                              									Falle dem schwedischen Eisen überlegen sein, eine Bruchfestigkeit von 35k auf 1qmm bei
                              									entsprechender Dehnung haben und sich wie gutes Holzkohleneisen schweiſsen lassen.
                              									Steiermärkischer Magnesit (roh und gebrannt), kaustische Magnesia,
                              									Magnesia-Stampfmasse und Magnesia-Steine werden von Carl
                                 										Spaeter in Koblenz a. Rh. geliefert.
                           In Stahl und Eisen, 1886 S. 361 theilt Lezius mit, daſs die Magnesia-Ziegelfabrikation in
                              									Folge des hohen Preises derselben ein nur beschränktes Interesse habe. Man gibt dem
                              									Dolomit den Vorzug, weil er sich überall findet. Fabriken zur Herstellung von
                              									Magnesia-Ziegeln gibt es u.a. in Südfrankreich; die beste Fabrikation wird auf dem
                              									französischen Stahlwerke Dombrowa in Russisch-Polen betrieben. Auch nach Amerika
                              									sind schon Steine exportirt worden; Zoll und Verpackung erhöhen aber die
                              									Verkaufspreise sehr. Als Bindemittel benutzt man meistens Theer; kaustische Magnesia
                              									gibt aber Steine von bedeutenderer Festigkeit und Härte.
                           Als neutrales Futter wird nach Stahl und Eisen, 1887 S.
                              									27 in den französischen Hütten zu Terre-Noire, Bessèges und Tamaris neuerdings Chromeisenerz benutzt.
                              									Als Bindemittel dient eine Mischung von 2 Raumtheilen gemahlenem Chromeisenerz mit 1
                              									Raumtheil Kieselsäure freiem Kalk. Die am besten groſsen Erzstücke (mit 40 bis 45 Proc. Chromsäure) werden mittels des
                              									Bindemittels aufgemauert. Theer kommt als Bindemittel nur beim Abstichloch und an
                              									den Beschickungsöffnungen in Betracht. Das Chromerz frittet mit dem Kalk zusammen
                              									und bildet einen äuſserst widerstandsfähigen Herd, ohne zu schwinden. Eine Aufnahme
                              									des Chromes durch das Eisen findet nicht statt. Oefen von 6 bis 8t Fassung machen in 24 Stunden bequem 3 Hitzen.
                              									Bei denselben setzt man zuerst 300 bis 500k Kalk
                              									ein, um den Boden zu schützen und die Entphosphorung vorzubereiten. Bei Schwefel
                              									haltigem Roheisen müssen noch 100 bis 200k
                              									Manganerz zugegeben werden, so daſs man 6 bis 7 mal mehr Mangan als Schwefel im Bade
                              									hat. Dann setzt man ⅓ der Post, also etwa 1500 bis 1700k Roheisen und 500 bis 600k
                              									Guſseisenschrot zu, welchem man Stahlabfälle beimischt.
                              									Ist die Beschickung geschmolzen, so kommen 300 bis 500k erwärmtes Abfalleisen hinzu, worauf man die Schlacke absticht, Proben
                              									nimmt und Spiegeleisen oder Eisen-Mangan zusetzt. Im Falle im Eisen Phosphor ist,
                              									haben sich Zuschläge aus Kalk und Hammerschlag gut bewährt. Das Product eignet sich
                              									sehr gut zur Fabrikation von Feinblechen, Nieten, Nägeln, Ketten, Draht u.s.w. und
                              									soll sehr wohl als Ersatz des schwedischen Holzkohleneisens dienen können.
                           In dem Oesterreichischen Patent vom 10. November 1885 des Hütteningenieurs Leopold Pszczolka in Graz wird eine Mischung von 80
                              									Proc. Dolomit oder Magnesit, mindestens 15 Proc. Bauxit und etwa 5 Proc.
                              									Chromeisenstein als geeignete Ausfütterung von Kupol- und Martin-Oefen behufs Entfernung des Schwefels und Phosphors aus Roheisen,
                              									Stahl und Schmiedeeisen empfohlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 258
                              
                           Zum Ausbessern des Ofenfutters eines Herdofens während
                              									des Betriebes wendet F. Siemens in London (vgl. * D. R.
                              									P. Kl. 24 Nr. 35904 vom 12. December 1885) ein Strahlgebläse an, in dessen Mundstück
                              									eine Büchse mit dem Futtermaterial mündet. Beistehende Figur läſst die betreffende
                              									Einrichtung erkennen. Auf einem leichten Wagen, welcher an die Oefen herangefahren
                              									werden kann, ist ein Ventilator angeordnet, welcher durch Schnurantrieb in Umdrehung
                              									gesetzt wird. Vor dem beweglichen Strahlrohr mündet in die Windleitung eine zu einem kleinen
                              									Behälter führende Düse. Aus dieser fällt das pulverförmige Futtermaterial in den
                              									Windstrom, wird von diesem mitgerissen und gegen die schadhafte Stelle des inneren
                              									Ofenfutters geworfen. Die Einrichtung ist auch in England patentirt; vgl. Englisches
                              									Patent Nr. 14142 vom J. 1886.
                           Zur Bestimmung der richtigen Temperatur eines Martin-Ofens wendet man in einigen deutschen Hütten nach Annales industrielles, 1886 S. 56 folgendes Verfahren
                              									an: Man hängt in der Nähe des Ofens ein Pendel auf und regelt dessen Länge nach
                              									einer Secundenuhr derart, daſs es in einer Secunde je einen Schlag, macht. Soll die
                              									Temperatur des Ofens untersucht werden, so steckt man durch das mittlere Loch der
                              									mittelsten Thür eine Rundeisenstange bis in die Mitte des Ofens und setzt
                              									gleichzeitig das Pendel in Bewegung. Hat dieses 22 Schläge gemacht, so zieht man die
                              									Stange wieder heraus. Ist dieselbe an der Spitze schweiſswarm, sprüht also Funken,
                              									so ist die Temperatur die richtige. Geschieht dies nicht, so muſs stärker gefeuert
                              									bezieh. das Mischungsverhältniſs zwischen Gas und Luft geändert werden. Hat aber das
                              									Bad die erforderliche Temperatur, so ist die gröſste Vorsicht nothwendig, um
                              									dieselbe nicht höher steigen zu lassen.
                           
                              
                                 St.